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So liberal sind die Forderungen der Alliance F, oder zumindest einer der Co-Chefinnen, Kathrin Bertschy aber nicht, sondern näher bei Warren: günstige staatliche Kinderbetreuungsangebote, grosszügige Elternzeit gehören für sie zu den zentralen Zielen zur Durchsetzung von Gleichstellung. Für die USA ist das schon Sozialismus. Die "Langeweile" im CH-Wahlkampf kann auch daher kommen, dass solche Anliegen bereits innert kürzester Zeit feministischer Common Sense geworden sind und nur die ganz Konservativen und das Restgrüppchen Neoliberaler noch mauern.

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Liebe Frau P., da muss ich Ihnen grundsätzlich recht geben. Es zeichnet sich eine sanfte Bewegung in Richtung emanzipiertere Familienpolitik über verstärkte staatliche Subventionen ab (Elternzeit, Krippen), aber es sind vorderhand noch sehr, sehr zarte Triebe - wie weit sie bei unseren bürgerlichen Feministinnen mehrheitsfähig werden scheint mir noch nicht vollständig geklärt. Das zeigen beispielsweise die FDP-Verrenkungen um den Papi-Urlaub (dessen Unterstützung sie sogar an eine Abschaffung der Krippen-Anschubfinanzierung koppeln wollte). Auch die Grünliberalen sind in dieser Hinsicht interessant. Unentschieden erschien mir zum Beispiel die Positionierung kürzlich im Zürcher Kantonsrat, als es um die Krippen ging: Zum einen unterstützt die glp eine FDP-Motion, die Krippenkostensenkungen über Regulierungsabbau herbeiführen will - eine uralte unsinnige Kamele, mit der schon Filippo Leutenegger durch die Arenen getourt ist und deren einziger politischer Zweck darin besteht, Krippen-Subventionen zu verhindern. Zum anderen haben sie angekündigt, dass die einkommensabhängig gestufte Betreuungsgutscheine für Fremdbetreuung einführen wollen. Das wäre in der Tat ein interessanter Paradigmenwechsel.
Grundsätzlich muss man auch sagen, dass die Schweiz bei staatlicher Familienförderung - und das ist ein entscheidender Teil der Gleichstellungspolitik - ein absolutes Entwicklungsland ist, in Prozentpunkten des BIPs liegt sie am ganz unteren Ende der OECD-Vergleichsgruppe. Das bedeutet: Auch wenn sich die Dinge nun ganz zart ein bisschen zu bewegen beginnen (was gut ist) bleiben wir von einem mit der Warren-Revolution vergleichbaren Programm um Lichtjahre entfernt.

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Mit den zögerlichen und widersprüchlichen Zielsetzungen als Parteilosung haben Sie sicher recht. Auch mit dem OECD-Rang der Schweiz. Nur ist aber eine Art "Quantensprung" in Gang gekommen, wurde man/frau bis vor kurzem ausgelacht und in die linke/sozialistische Ecke gestellt bei Themen wie Betreuung, Vaterschaftsurlaub, ... sind auf einmal die GegnerInnen im Rechtfertigungsdruck. Wie es dann praktisch/faktisch vorangeht, ist natürlich noch offen. Ich habe an drei Mutterschaftsversicherungs-Vorlagen, an der Fristenregelung und dem Gleichstellungsgesetz, dem Gesetz gegen Vergewaltigung in der Ehe, etc... geholfen, mitzuziehen. Das war alles in Zeiten tiefster neoliberaler Grundstimmung. Die ist schon jetzt als Grundstimmung nicht mehr da und "Metoo" hat die Trendwende deutlich gezeigt. Es könnte nun alles recht schnell gehen. Und die Frauen treiben es sicher stärker voran als die Männer, in der Regel auch die Parteifrauen gegenüber den Männern. (Ausser die SVP als Schlusslicht). Wobei niemand etwas gegen zunehmend Frauen in den Teppichetagen hat, das ist eher das (medial ausgeschlachtete) übliche Ausspielen der diversen Denkströmungen. Auch der Frauenstreiktag und die US-Frauenbewegungen sind und waren immer ideologisch stärker links geprägt, weil es halt "kulturell" deren Formen von Protest sind. Das wirkt natürlich aber immer auch in die Mitte ansteckend, sobald eine kritische Grösse an Zustimmung erreicht ist.

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Schön wäre es, doch mir fehlt der Glaube: noch dominieren die "ganz Konservativen" die politisch entscheidenden ländlichen Wahlkreise in fast allen Kantonen.

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Der "Feminismus" von Hillary Clinton war schlicht keiner.
Sie kopierte bloss ihre männlichen Vorbilder. Und das kann's ja wohl nicht sein!
Andererseits ist es auch nicht erstaunlich, dass nur eine harte und selbstbeherrschte Frau wie Hillary Clinton sich bis an die Spitze ihrer Partei durchboxen konnte, denn sie musste sich ja vor allem mit männlichen Rivalen auseinandersetzen, musste vorwiegend männliche Sponsoren von sich überzeugen und musste sich vorwiegend mit mächtigen und einflussreichen Männern herum schlagen und verbünden...
Es ist, wie es ist, und wenn es anders wird, werde ich das auch akzeptieren (müssen).

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Zum Thema Frauen im Wahlkampf kann ich auch die Website der Frauenzentrale Zürich empfehlen. Das [bulletin] (https://www.frauenzentrale-zh.ch/re…19_low.pdf) ist als ganzes sehr informativ aber auch umfangreich.
Kürzer ist der [flyer] (https://www.frauenzentrale-zh.ch/re…_20152.pdf) , der Kandidierende aus allen Parteien, die Mitglieder bei der Frauenzentrale sind, nicht nur aufzählt sondern auch gewichtet.
PS: die Frauenzentrale bietet seit 2005 auch ein kostenloses [mentoring-programm] (https://www.frauenzentrale-zh.ch/de…ng.17.html) für Jungpolitikerinnen an.

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Weshalb genau sollte „feministischer Weckruf partei­politisch neutral bleiben?“ Es ist von mir aus gesehen nicht dessen politischer oder auch gesellschaftlicher Kern. Wenn das dann über Parteigrenzen ausstrahlen kann, umso besser. Aber „parteipolitisch neutral“ scheint mir noch nie der Ansatz zu echten Verbesserungen gewesen zu sein. - Meine Überzeugungen; die mir immer wieder Spott und Hohn - vor allem weiblicher Stimmen - fast durchgehend in meinem Rücken beim Schlangestehen; aber diffuser und intransparenter, umso hartnäckiger dafür, auch in ganz konkreten Kontakten, einzubringen scheinen.
Langsam nehme ich das als Kompliment. -
Freue mich immer wieder über diese anregenden Kolumnen; danke dafür!

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