«Vive la République!»

Eigentlich hätte Sylke Gruhnwald lukrativere Möglichkeiten als Journalismus: Sie kennt genug Leute. Sie weiss, wie man es anstellen müsste, Schwarzgeld über diverse Stationen zu verschieben, Schläger in Aserbaidschan anzuheuern, im Nahen Osten zu verschwinden. Mit ihrem Netz aus Informanten von Russland bis ins südliche Afrika und ihrer Kenntnis von Gesetzeslücken könnte sie auch erfolgreich ein Verbrechersyndikat aufbauen. Schon deshalb, weil sie extrem gerne organisiert. Doch die Welt im Schatten macht ihr nur Freude beim Betrachten. Darin zu leben wäre keine Option: «Selbst die, die Geld angehäuft haben, sind unzufrieden. Ich habe keinen Plan B.» Sie wuchs in München auf, studierte in Wien Betriebswirtschaft und chinesische Hochsprache und blieb im Studentenjob beim «Economist» hängen. 2012 kam sie zur NZZ – und baute dort als Chefin von Journalistinnen, Programmierern, Designerinnen das Datenteam auf. Und dazu ein Netzwerk von internationalen Rechercheuren: Sie wurde Mitglied in diversen Recherchierclubs. Und lernte die Journalismusstile (und -gesetze) im Ausland kennen: Am rauesten sind und leben die Kollegen im Osten. («Wir in der Schweiz sind dagegen wirklich nur First-World-Journalisten.») 2014 wechselte sie als Teamleiterin des Datenteams zum Schweizer Fernsehen, 2016 als Reporterin zum «Beobachter». Von ihren zahlreichen, fast immer vielköpfigen Recherchen wurden «The Migrants’ Files» am häufigsten ausgezeichnet: eine Übersicht über alle, die auf der Flucht nach Europa starben.

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