Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Der Artikel ist an sich ja nicht schlecht, nur geht der Autor irgendwie davon aus, dass man Spotify und ähnliche Dienste vor allem dafür nutzt, um aktuelle Musik zu hören. Zumindest bei mir selber ist das nicht der Fall, die meisten Lieder, die ich so in meinen eigenen Playlists habe, wurden 10-30 Jahre vor meiner Geburt veröffentlicht. Ich selber kann mit dem meisten modernen Pop, der hier auch erwähnt wurde, nämlich nichts anfangen und mit Hip Hop erst recht nicht. Der grosse Vorteil dieser Streamingdienste für mich liegt vor allem darin, dass ich Zugriff auf Musik habe, die ich häufig zuvor nicht kannte und die ich aufgrund meines Alters ansonsten vermutlich nie kennengelernt hätte, weil die heute nicht mehr im Radio läuft und ich nicht einfach auf gut Glück CDs oder Platten kaufen würde.

Was mich eigentlich noch interessiert hätte und meiner Meinung nach ein bisschen zu kurz kam, war der Klimaaspekt des Streamings. Wie bereits von andern Kommentatoren erwähnt, wäre es schön gewesen, wenn man mit konkreten Daten aufgezeigt hätte, welche Art des Musikhörens denn nun welchen Effekt aufs Kilma hat. Ausserdem frage ich nich ob und falls ja wie stark denn der Unterschied ist, wenn ich die Lieder, die ich bei Streamingdiensten höre, downloade?

40
/
0

Ich denke der Artikel simplifiziert hier etwas zu stark, Spotify und Co kennen längst Caching, d.h. Songs die man häufig hört werden aus Performance-Gründen automatisch auf dem Gerät zwischengespeichert. Klar insgesamt resultiert schon ein höherer Klimaeffekt, aber das hat vor allem damit zu tun, dass man auf Streaming-Plattformen insgesamt mehr Musik hört und öfters neue Musik entdeckt und diese entsprechend neu heruntergeladen werden muss. Vom hundertsten Abspielen des Lieblingssongs wird das Klima aber wohl kaum mehr belastet.

1
/
0

Am Besten gefallen hat mir am Artikel der Satz:
„ Aber wir tappen in die klassische neoliberale Falle, zu glauben, alles selbst richten zu können, solange wir nur die richtigen Konsum­entscheidungen treffen.“

36
/
1

Jesses, der war jetzt noch schlimmer als der Erste.

Einerseits schön, dass hier eingestanden wird, dass kaum etwas an den Effekten der Streaming-Angebote auf die Musik neu ist, aber es wird trotzdem suggeriert, dass das alles sehr schlimm sei. Für die Annahme, dass es zumindest verstärkt wurde, wird auch keine Quelle geliefert, das wird einfach mal unterstellt.

Wiederum, das mit der Bezahlung ist ein Problem, und auch der Punkt zum Energieverbrauch ist ein wichtiger, aber da müsste man wohl hart durchgreifen, wenn man was ändern will, denn für die überwiegende Mehrheit der Leute ist die Musiksituation jetzt besser denn je.

Musik spielt sich jetzt nämlich nicht mehr im Radio, unter Kritikern und in Konzerten ab°, sondern bei den Leuten selbst. Dass sich das mehr auf TikTok abspielt ist dabei nicht schlimm, sondern halt das, was zurzeit für die Leute am besten passt! Da drüber zu fluchen ist doch sehr "old man yelling at cloud"-mässiges Generationenstreiten - und das ist mir klar, obwohl ich selbst nicht auf TikTok bin, weil ich dafür schon wieder zu alt bin.

Zum gemeinsamen Hören noch, abgesehen davon, dass der Artikel dies wieder völlig unbegründet auf ein Podest stellt (umd erst noch im seiner schlimmsten, weil unfreiwilligen Form: dem lauten Auto!): Das geht ja heutzutage auch besser und einfacher denn je. Sei es, weil ich beim Kollegen zu Hause einfach an seine coole Bluetoothanlage andocke, um ihm ein Lied zu zeigen, statt es über die Lautsprecher meines Handys abzuspielen, sei es, weil es einfacher denn je ist, Playlists und Lieder auszutauschen und gemeinsam zu erschaffen, sei es weil es Funktionen gibt, mit denen alle gleichzeitig online eine Playlist hören und an der gleichen Stelle darin sind. Mein Musikhören war noch nie sozialer. Die Stapel an gebrannten CDs meiner Jugend kamen knapp dran heran, aber damals waren das die zwei meiner Kollegen mit einem ähnlichen Musikgeschmack, die ich mir über die Schulzeit angeeignet hatte.

Heute teile ich Musik mit mehr Leuten denn je.
Ganz im Gegensatz zur Prämisse des Artikels, die ich schlicht als falsch ansehe. Diese beiden Artikel kommen mir daher, und vorallem aufgrund der fehlenden Quellen, Daten und Motivation, schlicht als das Jammern eines alternden Musikfans rüber, der nicht damit umgehen kann, dass die Welt nicht mehr die seiner Jugendzeit ist.

Dass dabei auch zwei wichtige Punkte angesprochen werden (Bezahlung und Umweltschutz) ist wohl mehr so zu verstehen, dass nach allem gesucht wurde, das vorgeworfen werden konnte, und nicht, dass dies ernsthaft hier behandelt wurde.

°die ja cool sind, aber die Zeit, Geld und Aufwand verschlingen - sei es, weil man dort hin reisen muss, wo die Grossen spielen, oder weil man all die kleinen Lokale verfolgen muss, wo die Kleinen spielen. Zudem ist die Auswahl auch wieder massiv eingeschränkt. Ich bin mit 16 mal nach Berlin für ein J-Rock Konzert und nach London für die Video Games Live - aber dass das nicht jeder kann und energetisch auch nicht super sinnvoll ist, sollte auch klar sein. In der Schweiz war seither einmal VGL. Wäre das die einzig wahre Möglichkeit Musik zu geniessen, würde ich das einmal alle paar Jahre können, höchstens.

43
/
11
· editiert

Ich kann die Kritik an den Streamingplattformen nur zum Teil nachvollziehen.

Als Hobbymusiker hat sich für mich nicht viel geändert. Für viele Kollegen mit Ambitionen ist Spotify eine Möglichkeit, produzierte Musik einfacher und günstiger zu den Interessierten Hörern zu bringen. Zudem auf dem Kanal, auf dem die Leute die Musik auch wirklich hören und immer mal wieder was in der Playlist landet. Früher waren das mit viel Verlust gepresste CDs die nach dem Verlegenheitskauf in der Ecke verstaubten. Mit dem Albenverkauf Geld verdienen konnte schon vor dem Streaming nur das eine Prozent mit dem Label im Rücken und der Airtime im Radio. Und reich wurde auch bisher nur das eine Promille. Bei diesen beiden Gruppen sind die Streamingdienste am umverteilen. Sicher nicht ideal, aber auch nicht entscheidend für die allermeisten Musiker.

Als Konsument wiederum stelle ich fest, dass ich enorm viele Künstler entdecken konnte und mehr Vielfalt habe. Es ist einfacher mal eben schnell da und dort reinzuhören und hängenzubleiben als früher im Plattenladen. Aber ohne grösseres Interesse dafür und ohne sich aktiv darum zu bemühen ist man eben auf die Empfehlungen von Playlists und z.B. den Radiosendern angewiesen. Das ist der Teil der mir im Artikel fehlt: Die Radiosender und damit die Vorläufer der Playlists mit der ewiggleichen Musik. (Werbeslogan: Von 08:00 bis 17:00 Uhr kein Song doppelt - Wow). Das Phänomen haben wir nämlich nicht Spotify zu verdanken. Wenn wir mehr Vielfalt wollen müsste man verstehen wieso die Radiosender nicht mehr Vielfalt bieten.

24
/
1
Musikerin & Autorin
·

Ich bin seit Langem professionell als Musikerin unterwegs, mit kleinen Projekten auf kleinen Bühnen und Gigs. Wer viele Konzerte spielt, hat auch mit Platten oder CD ein bisschen zusätzliches Geld verdienen können, früher mehr als heute, aber es geht schon noch. Voraussetzung: Platten selber produzieren und direkt verkaufen. Oder je nach Publikum und Genre halt Downloads oder Vinyl. Bei Spotify ernsthaft Geld verdienen wollen, ist dagegen eher eine Lotterie und wohl für die Meisten unmöglich.

10
/
0

Ich bin seit gut 20 Jahren eine der vielen Technikschnittstellen für Hobby- und Profimusikerinnen in der Schweiz. Mein Entscheid mich nicht bei den lokalen Majorlabels zu platzieren, welche ja sowieso dezentralisiert operieren, ist heute mein Erfolg. Ehrlich gesagt könnte ich mich in meinem Job einfach auf die gut bezahlten Mixjobs in ganz anderen Bereichen konzentrieren. Da ich aber auch Musiknerd/Produzent/Dj/Hobbymusiker bin und sowieso in allen Mixjobs immer mit Musik zu tun habe, haben sich meine kleinen Musiknischenjobs zu einem grösseren ‚Business‘ entwickelt. Wenn wir unabhängig bleiben, können wir bestimmen wohin wir gehen wollen. Die Prämisse dass das Internet jedem erlaubt ein Popstar zu werden ist heute definitiv erfüllt. Leider können wir Musiker/Fans/Nerds nicht mitbestimmen wie die Sirenserver uns einbeziehen in ihr Businessmodel-das ist Sh1sse!
Und Ek hat definitiv den wichtigsten Datenräuber geschaffen, welcher weit mehr als nur unser Kaufverhalten speichert. ‚Du hast jetzt fünfmal auf Deprosong geclickt, hör doch mal diese Chill playlist!‘ klar ist auch dass Spotify diese Daten natürlich nicht der Psycho Wissenschaft zur Verfügung stellt (das fände ich wiederum spannend), er wird aber grosse Mühe haben solch emotionale Daten anzubieten, denke ich. Und so bleibt das Katz und Maus Spiel dasselbe wie es das schon vor 70 Jahren in der Popmusik war. Wir Musiker lösen Emotionen aus, erarbeiten uns eine Fanbase, spielen Events, erfinden uns neu, uswusw…wir arbeiten sehr hart mit sehr viel Ausdauer an dem Ding Musik!
Ich sehe heute Abend ein Konzert von drei legendären New Wave Frauen welche ich vor 40 Jahren an derselben Stelle schon mal auftreten gesehen habe. Es wird leicht regnen und ich nehme meine Tochter mit-wir freuen uns! Solche Events wird uns kein Sirenserver nehmen können! Wir kämpfen weiter…

10
/
0

Vielen Dank für die beiden wunderbaren Artikel! Mit Genuss und Gewinn gelesen.
Besonders wertvoll auch der Hinweis auf die enorm schlechte Energiebilanz des Streamings und auf die Alternativen.

17
/
6

Was mich ja eigentlich interessieren würde: Wie macht Spotify Kohle mit den gesammelten Daten? Wer kauft solche Daten und zu welchem Zweck? Und ist der Nutzen der Daten irgendwie messbar oder ist das einfach ein Kauf ins Blaue? Inwiefern würde so ein Nutzen überhaupt gemessen werden?
Ansonsten vielleicht noch dies: Das Nutzerverhalten von Menschen auf Spotify ist sehr unterschiedlich – gibt es hierfür irgendwelche Daten?

11
/
0

Wer solche Daten kauft? Cambridge Analytica wäre ein Beispiel, die existierten aber nur von 2014 bis 2018. Was die daraus machen: Akkumulieren, aggregieren, korrelieren, eindampfen bis etwas scheinbar oder tatsächlich sinnvolles daraus zu lesen ist, und weiterverkaufen. Für Trendscouts, Glaskugelleser in Film, Fernsehen und eben wiederum im Musikgeschäft ist das interessant.
Und das sind nur die Massendaten. Die individuellen Daten gehen an Werbemakler, Reklametreibende. Wer ist wann wo, hört welche Musik (Zielgruppe) und könnte sich für was an anderen materiellen und immateriellen Produkte interessieren. Konzertreisen, Rock- oder Volksmusik-Kreuzfahrten (gab es tatsächlich vor Corona), spezielle Urlaubsziele oder irgendein Rümpel bei Amazon.
Und dann noch Horch & Guck, die interessieren sich aber eher für Bewegungsprofile von Massen: welche Kohorten bewegen sich wann wohin, wer trifft sich mit wem und im Detail: wer Störkraft oder Kraftschlag hört, der hat vielleicht (eher: sehr wahrscheinlich) auch gewisse politische Ansichten und Interessen. Wobei diese Institutionen eher nicht direkt bei Spotify und Co. einkaufen, eher bei Cambridge Analytica und deren Nachfolgern...

8
/
0

Die machen keine Kohle…
Die versprechen in Zukunft Kohle zu machen.

„ Wie das Unternehmen am Mittwoch in Stockholm mitteilte, belief sich der Verlust auf 581 Millionen Euro. Grund sind demnach unter anderem Investitionen in bessere Funktionen. Ein Jahr zuvor hatte sich das Minus noch auf 186 Millionen Euro summiert.“ Nau 03.02.2021

https://www.nau.ch/news/wirtschaft/…u-65864611

4
/
0
System Engineer
·

Bei Digitec (ja Digitec) gab es vor einer Weile eine Artikelserie die sich mehr mit dem Aufbau der Songs beschäftigt hat.
Fand ich auch noch interessant auch wenn es vielleicht nicht gerade die Plattform für guten Journalismus ist:
https://www.digitec.ch/de/page/wird…exte-13883

9
/
0
Beobachter
·

Danke, Herr Z., für diesen Link! Ich habe die drei doch sehr interessanten und gut (weil leicht verständlich) geschriebenen Folgen gelesen und wieder was dazu gelernt.

1
/
0
· editiert

Ich habe die Kritik am Verteilungsmodell nicht nachvollziehen können. Bin mir aber noch nicht sicher, auf welcher Seite das Verständnisproblem liegt.

Die Beschreibung des Pro-Rata-Modells, sagt, dass die Einnahmen proportional zum Höreraufkommen ist.
Kritikpunkt 1: Wer kleine Künstler hört, bezahlt nicht an diese, sondern zum größeren Teil an die Großen. - Das stimmt, was Herr Müller aber unterschlägt: wer große Künstler hört, zahlt auch immer einen Anteil an die Kleinen. Und das sind viel mehr Hörer und Plays, deswegen sind die Großen ja die Großen! In Summe macht es keinen Unterschied.

Kritikpunkt 2: "...haben diejenigen Musiker das Nachsehen, auf deren Musik langsamer, dafür über Monate hinweg zugegriffen wird"
Die Rechnung verstehe ich nicht. Wenn jemand in einem Monat 1,2% aller Streams der Plattform macht, erhält er/sie 1,2% der Gesamt-Einnahmen eines Monats. Wenn sich die selbe Anzahl Streams auf 12 Monat verteilen (und die monatliche Gesamtmenge aller Streams immer konstant bleibt), sind es 12 * 0,1% der Monatseinnahmen. Klar gibt es monatliche Schwankungen, aber wo ist die große Ungerechtigkeit, die der Autor anprangert?

Vielleicht zeigt mir jemand meine Denkfehler auf.

Disclaimer: ich kenne Streamingdienste nur aus der Literatur. Kaufe immer noch alles, was ich an Musik konsumiere, auf CD. Meist ist die Zeit der limitierende Faktor, denn ich höre überwiegend Alben, und frisch gekaufte Sachen normalerweise mehrfach bis "oft", bevor sie ins "Archiv" wandern.

9
/
0
· editiert

Diese beiden Punkte sind mir beim Lesen auch aufgefallen. Wäre auch sehr froh um eine Aufklärung, wo denn hier der Denkfehler liegt.

Das pro-rata Modell scheint mir sinnvoll und fair. Musik die mehr gehört wird, wir mehr vergütet. Im Vergleich zu den Tonträgern zählt nicht mehr das Marketing oder die Zugänglichkeit (weil die Transaktion mit dem Kauf des Tonträgern abgeschlossen war), sondern der wahre (?) Wert (ob die Musik gehört wird).

Gewöhnungsbedürftig ist zwar, dass Personen die mehr Musik hören auch mehr "Geld verteilen", obwohl sie den selben Abopreis bezahlen. Auf das im Artikel angesprochene (angenommene) Problem mit den unbekanntere Künstlern hat das aber nur einen Einfluss, wenn deren Hörer sie tendenziell weniger hören als Durchschnitts-Hörer.

Interessieren würde mich zudem, ob das Streaming-Modell dazu führte, dass heute mehr in die Breite Musik konsumiert wird. Ich gehe davon aus. Dies wiederum führte dazu, dass die Einnahmen mehr verteilt werden. Es hätten dann mehr Künstler überhaupt Einnahmen, es könnten aber weniger von denen Leben (weil kleiner). Jetzt könnte man darüber nachdenken, ob das gut oder schlecht ist - es wäre aber eine andere Diskussion.

3
/
0
· editiert

Wie jemand Streaming nutzt, hängt ja auch vom Alter ab. Und von der Sozialisation. Ich, Jahrgang 63, geboren in Magdeburg, bin mit Platten aufgewachsen, Preis einer Amiga-LP: 16,10. In DDR-Mark; die Wohnungsmieten ware so um die 30-70 Mark im Monat. Devisen für Lizenzen waren knapp, entsprechend karg fiel das Angebot im Laden bei West-Pop aus. Umso mehr hat jede Platte für mich auch eine Geschichte. Wo habe ich sie her, was war sonst noch so los. Manche habe ich vergessen, an andere erinnere ich mich gut. Die erste Hungaria-LP, eine bunte Rock-'n'-Roll-Truppe aus Ungarn, gekauft im Laden am Hasselbachplatz. Die nächste aus dem Ungarischen Kulturforum in Berlin, die dritte und vierte bei einem Besuch in Budapest mit einem Kumpel. Von dort stammt auch meine allererste Beatles-Platte, ein Sampler. Pankow, eine New-Wave-Band, gekauft in einem kleinen Plattenladen in Berlin-Karlshorst am Rande eines Praktikums. Igor Bril und Ensemble, ein russischer Jazz-Pianist, den ich zwei-, dreimal im Konzertsaal des Olympischen Dorfs live erlebt habe, geholt in einem Geschäft in Moskau in der Nähe des Wohnheims. Dort gab's auch Jethro Tull, die Doors, CCR, die Beatles; die Sowjetunion sah das mit den Lizenzen nicht so eng. Und nebenan das kleine Kino, in dem ich Louis de Funès in "Die große Sause" gesehen habe, Eldar Rjasonows "Die Garage", Abuladses "Reue". Usw.

Im Streaming rauschen die Songs an mir vorbei. Jetzt könnte ich mich zu überzeugen versuchen, sie würden eben nur durch sich selbst wirken und nicht durch Erinnerungen, den Kratzer bei Lied 3 oder das schillernde Plattencover verfälscht. Die pure Essenz eines Lieds also. Aber für pure Essenzen sind sie dann doch zu beliebig und geschmacksneutral.

Mit den Streamingdiensten ist's so, wie es schon Abba so ähnlich besungen hat: The platform takes it all. Ist wie bei AirBnb, Uber, Amazon: Den Verkäufern bleiben Peanuts. Hoffentlich haben sie nicht auch noch eine Erdnuss-Allergie.

8
/
0

Danke für den tollen Beitrag und -vor allem- den vielsagenden Schlusssatz. Man verliert mit dem Streamen eben auch ein wenig den Bezug zur Musik, zu der Künstlerin, der Band...

Spotify würde mich überfordern. Von den 60 Millionen Songs hört man meistens ohnehin immer die gleichen 200. Entweder klickt man immer die gleichen fünf eigenen Playlists an (dafür brauche ich nicht 60 Mio. Songs) oder der Algorithmus spielt Lieder, die ich niemals selbst auswählen würde, weil ich sie mir, wenn ich ganz ehrlich bin, gar nie bewusst anhören könnte, sondern sie nur als Hintergrundrauschen ertrage.

Wenn ich irgendwo einen Song höre, der mir gefällt, lasse ich ihn mit Shazam auf dem Handy erkennen. Gefällt er mir ein halbes Jahr später immer noch, kaufe ich ihn für ein paar Franken auf Qobuz und lade ihn herunter (HD-Qualität!). Dann habe ich ihn ohne Kopierschutz (ich schicke die Dateien nicht weiter, aber möchte sie auch noch hören können, wenn ich meine Handymarke wechsle, was bei Apple/Google nicht geht) jederzeit verfügbar wie früher eine gerippte CD. Und -das hoffe ich mindestens- von den 3 Franken pro Song kriegt auch der Musiker einen anständigen Teil. Kostet langfristig sogar weniger als ein Streaming-Abo, aber ich muss mich dadurch "leider" auf meine Lieblings-Musik beschränken...

7
/
1

Also, wenn ich die beiden Beiträge zusammenfassen darf:

Streaming macht die Popmusik kaputt, weil die steigenden Einnahmen zu stark bei den Top Acts konzentriert werden und zugleich aber auf zu viele Acts verteilt werden. Weil gemeinerweise pro rata abgerechnet wird und die Leute zu oft die Top Acts streamen und zugleich in immer kleinere musikalische Nischen diversifizieren. Wer zu viel chillige Hintergrundmusik hört oder einen eigenen Musikgeschmack hat, statt Mainstream-Pop zu hören, der tötet den Pop und sollte sich dafür schämen. Aus Gemeinnützigkeit sollen wir stattdessen alle wieder Musikstücke kaufen und laut hören, ohne Kopfhörer, egal ob uns diese Art Musikkonsum zusagt oder nicht. Und das böse Pro rata muss weg und durch irgendeine Art Umverteilung ersetzt werden, um die wahre, gemeinnützige Popmusik-Heimat zu schützen. Und ausserdem verändert sich die Musik oder auch nicht, vielleicht wegen der Technik, wer weiss das schon.

Oder noch kürzer: Früher war alles besser.

Dafür wäre eigentlich nicht soviel Text nötig gewesen.

6
/
2

Benutze Spotify auch täglich, aber wenn mir ein Künstler speziell gut gefällt kaufe ich immer die physische CD auf der eigenen Website. Mag sein das ich sie nur selten wirklich höre, aber so kann ich den Künstler wirklich soweit es möglich ist 1:1 unterstützen.

2
/
0

Fuer die mathematisch Dummen.. bei den Platten bekamen die Musiker etwas pro Platte. Die wurde dann bis zum Umfallen gehoert. Wahrscheinlich spaeter nur noch die Songs, welche gefielen. Bei den Streams wird pro Mal hoeren abgerechnet. Was eigenlich auf's selbe rauskommen sollte. Ich hoere auch immer die selben Songs bis zum Umfallen. Weshalb sollten bei den Streans die Einen bevorzugt werden ?

3
/
2
Schaumschläger
·
· editiert

Holy shit - fantastisch!

0
/
0
Informatikingenieur, Autor, Erklärvideos
·

Eine Alternative zu den marktdominierenden Streaming-Monopolen könnte die dezentrale Blockchain-Technologie bieten, welche direkte Zahlungen von den Musikhörenden an die Kunstschaffenden ermöglicht. Mycelia ist ein entsprechendes Pilotprojekt der Künstlerin Imogen Heap.

1
/
1

Muss ich wirklich immer weiter neue Musik entdecken?
Wozu?

Soll ich mir wirklich überlegen, wieviel CO2 ein Stream erzeugt?
Wenn ich bei Spotify Musik auch downloaden kann? Und wenn ich damit von den wesentlichen politischen Entscheidungen abgelenkt werde (hallo CO2- Gesetz)?

Soll es mich wirklich stören, dass von meinem Geld ein Teil an Billie Eilish geht?
Stört es auch die Billie Eilish- Hörer, wenn ihr Geld an meine Musiker geht? Und wie wird eigentlich zwischen Label und Künstler aufgeteilt?

„Welcome to the internet“
Bo Burnham - inside

2
/
2
Erfreuter Leser
·

Danke für den hübschen historischen Abriss und die tiefschürfenden Überlegungen zur Entwicklung der musikalischen Kommunikation.
Mir ist bis heute nicht ganz klar, warum ich eigentlich Musik höre oder hören soll. Es macht irgendwas mit mir, schon klar, aber wie genau das jetzt funktioniert - keine Ahnung.
Deswegen ist routinemässiger Musikkonsum aus meiner Sicht vielleicht am ehesten mit einer Gewohnheit zu vergleichen, die - wie alle Gewohnheiten - den Wesenskern der Person verändern wird. Muss man also vorsichtig mit sein.
In diesem Sinne kann man eigentlich von Musikradio, Streamingplattformen und Dauerbeschallung ohne Sinn und Verstand nur abraten.
Warum erstaunlich viele Menschen denken, dass sie ausser Musikproduktion nichts wollen oder können ist mir ein Rätsel. Und das Konzept des privaten Eigentums auf das Geistige (und dann erst noch auf so Flüchtiges wie Musik!) auszudehnen ist noch Keinem glaubhaft gelungen - die entsprechenden Versuche führen allesamt zu unerfreulichen Konsequenzen.
Tscha, hab ich mich wieder mal weiterbilden lassen. Danke also auch an die verschiedenen Mitdiskutierer, und ja, mal in Ruhe drüber nachdenken was das jetzt alles heissen soll.

1
/
1