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Dankbarer Leser
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Immer bin ich dankbar, etwas über Südostasien zu lesen, das für einmal nicht in erster Linie mit Tourismus, Prostitution und dem neusten Militärcoup zu tun hat. Die beiden Buchbesprechungen habe ich gleich in meinem Computer-Ordner zu eventuell zu lesenden Büchern, zu schauenden Filmen abgelegt.
Dann habe ich mich jedoch zu den Büchergestellen gekehrt, wo meine mehr als vier Laufmeter umfassende Südostasien-Bibliothek untergebracht ist, Ergebnis einer nun 35-jährigen Beschäftigung mit dieser spannenden Weltgegend, und habe mich gefragt, was ich jemandem empfehlen würde, der sich noch nie mit Südostasien befasst hat. Wohl kaum zwei Romane, deren Protagonisten Chinesen sind; Obwohl die Rolle der Chinesen in Südostasien ja nicht uninteressant und keineswegs zu vernachlässigen ist.
Zu Südostasien gibt es durchaus Klassiker: Etwa Multatuli's (Edward Douwes Dekker's) Max Havelaar, George Orwell's Burmese days, Graham Greene's The Quiet American oder Anthony Burgess' The Malayan Trilogy. Aber alle vier sind angejahrt und stammen von westlichen Autoren.
Mein Favorit ist Pramoedia Ananta Toer's Romanquartett zur Entkolonisierung Indonesiens: Das ist Weltliteratur, umfasst allerdings fast 1300 Seiten. Viel kürzer, aber in Europa wohl kaum zu bekommen sind Wimon Sainimnuans Snakes (ngu) und Khammaan Khonkhais The Teachers of Mad Dog Swamp: Beide befassen sich in Romanform mit Korruption in Thailand, dem einzigen Land, das nie Kolonie war, aber vielleicht gerade deshalb am hässlichsten verwestlicht worden ist. The Politics of Heroin in Southeast Asia von Alfred McCoy, einem ausgezeichneten amerikanischen Historiker, befasst sich dagegen vorwiegend mit westlicher Korruption und Korrumpierung Südostasiens: Seit Monaten erwarte ich eine Neuausgabe seiner Geschichte der Philippinen. Aus dem Vietnam-Krieg sind viele starke und empörende Bücher hervorgegangen: Kein amerikanisches Buch ist allerdings so ergreifend wie Bao Ninh's tieftrauriges The Sorrow of War. Eines meiner Lieblingsbücher ist Mont Redmond's Wondering into Thai Culture, der sich Thailand nach der Krise von 1997 mit viel Respekt und aufrichtiger Anteilnahme angenähert hat. John Pilger, ein australischer Weltklasse-Journalist, hat immer wieder über Südostasien geschrieben und da auch Dokumentarfilme gedreht: Von ihm kann man viel über die ruchlose und brutale Politik des Westens in dieser Weltgegend lernen. Durchaus heiter und lehrreich ist dagegen The Intrinsic Quality of Skin von Peter A. Jackson: Von ihm stammt auch das wunderbare und von kulturellen Einsichten überschäumende Dear Uncle Go, Male Homosexuality in Thailand. Nicht zu vergessen und eminent brauchbar für das eigene Leben: Ajahn Chah, Being Dharma, The Essence of the Buddha's Teachings.

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Johanna Wunderle
Unity in Diversity
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Spannend Herr B. Es hat mich überrascht Multatuli's Max Havelaar als erstes auf Ihrer Liste anzutreffen. Wer hat The Essence of the Buddha's Teachings geschrieben?
Vermutlich kennen Sie Eknath Easwaran : Dhammapadda, Bhagavad Gita, Upanishads, Take your time, Conquest of Mind.....Wer letzteres gelesen hat, wird besser verstehen, warum Menschen so leicht zu manipulieren sind.

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Dankbarer Leser
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Ajahn Chah war ein buddhistischer Mönch in Thailand, Abt eines Meditations-Klosters und hat viele Klostergründungen in der ganzen Welt inspiriert; unter anderem auch das Kloster Dhammapala in Kandersteg. Dieses Buch mit buddhistischen Lehrreden heisst, wie zitiert Being Dharma, The Essence of the Buddha's Teachings. An Hinduismus bin ich nur kulturell interessiert; An buddhistischer Meditation auch als Praktizierender einer Lehre ohne jeden Gottesbegriff.

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Mathematiker
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Lieber U. B., danke für diese bibliographische Fundgrube. Einen weiteren Klassiker kann ich anfügen in diesem Zusammenhang – womöglich kennen Sie den: Shway Yoe (Pseudonym für Sir J. George Scott, K.C.I.E.): The Burman, his Life and Notions. 1882 (Neuauflage New York, Norton, 1963) Eine einfühlsame Beschreibung des Lebens und der Gesellschaft im Burma des 19. Jahrhunderts. – Ja, auch (sehr) angejahrt und auch von einem (sehr) westlichen Autor.
Und noch etwas: David Van Reybrouck: Revolusi Soeben in deutscher Übersetzung erschienen: https://www.suhrkamp.de/buch/david-…3518430927

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Dankbarer Leser
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An älteren westlichen Darstellungen Südostasiens ist kein Mangel. Ich weiss das, weil ich mein Studium der Geschichte mit einer rezeptionsgeschichtlichen Arbeit zu Thailand von 1850 - 1910 abgeschlossen habe. Von David Van Reybrouck besitze ich bereits seine Geschichte des Kongo: Das ist eine Empfehlung für Revolusi. Besten Dank für den Hinweis! Sollte ich ein einziges Buch zu Burma und seiner nicht enden wollenden Militärdiktatur empfehlen, dann wäre das zweifellos Christina Fink's Living Silence, Burma under Military Rule, ein Buch, das für mich auch verständlicher gemacht hat, wie duckmäuserisch sich Deutschlands Bevölkerung unter der Nazi-Diktatur verhalten hat. Überhaupt ist der Nutzen einer intensiven Beschäftigung mit aussereuropäischen Gebieten nicht zuletzt ein schärferer Blick auf Europa und seine Geschichte.
Und weil die beiden besprochenen Romane sich ja nicht zuletzt mit der Ausbeutung der Natur in Malaysia beschäftigen, hier noch der Hinweis auf ein Buch zur fortlaufenden Umweltkatastrophe in Südostasien: James David Fahn, A Land on Fire. Nicht ganz neu, aber seither haben sich die Zustände nur noch zugespitzt. Nehmen wir im Westen meist nur wahr, wenn westliche Touristen davon betroffen sind.

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Daniel Graf
Feuilleton-Redaktor @Republik
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Vielen Dank, lieber Herr B. und liebe Frau Wunderle, für die weiterführenden Literaturhinweise!

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Vielen Dank für diese interessante Buchbesprechung und besten Dank, Herr B. und den anderen Kommentierenden für die Südostasien-Leseliste. Diese Sektion meiner Bibliothek ist nur sehr dünn, und ich freue mich, sie aufgrund Ihrer Hinweise zu ergänzen.
Ich möchte einzig auf den Roman des indischen Autors Amitav Ghosh: ‚The Glass Palace‘ hinweisen, eine Schilderung der Geschichte von Burma/Myanmar, die mich völlig gefesselt hat.

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