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Rassismus in der Schweiz

Klartext: Die Schweiz im Herzen Europas ist, wie der ganze Kontinent, wie die von europastämmigen Leuten beherrschten Amerika und Australien, von der Krankheit des Rassismus verseucht. Der Ton verschärft sich, und wer nicht mitmacht wird immer deutlicher als Verräter ausgegrenzt. Der Wahn einer „Überlegenheit des weissen römisch-germanischen Mannes“ ist mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht verschwunden, er hat sich im Versteckten wieder aufgeladen und tritt jetzt mit neuer Wucht hervor. Umgekippte Intellektuelle schreiben von einem „Aufstand von unten“ als Reaktion der einfachen Leute auf die „ungebremste“ Zuwanderung aus Asien und Afrika: In Wirklichkeit handelt es sich um den Aufstand der untersten Schublade, und von ungebremster Zuwanderung kann angesichts der Ausschaffungen, der Rückweisungen und der Todesopfer auf den Meeren überhaupt keine Rede sein.
Der „rassistische Wahn des christlichen weissen Mannes“ ist nicht bloss ein Schlagwort: Der alltägliche Rassismus gegen Menschen aus anderen Kontinenten, und in Amerika und Australien auch gegen die Nachkommen der Ureinwohner, geht Hand in Hand mit verschärftem Antisemitismus, Islamophobie und Frauenverachtung. Die in den Medien diskutierten fasnächtlichen Sujets und Verkleidungen in Basel und Schwyz ebenso wie die Vorfälle auf den Zuschauertribünen der Fussballstadien sind keine bedauerlichen Einzelfälle, sondern die Illustration des Gemütszustandes weiter Teile der deutschsprachigen Schweiz. Ich bin mit einer Senegalesin verheiratet und arbeite als Buschauffeur in Zürich. Meine Frau und ich erleben diesen Gemütszustand im Alltag: Kleine Rempeleien, unauffällige Unhöflichkeiten, die deutlich machen: Afrikaner sind hier unerwünscht. Man kann sich denken, um wieviel heftiger dies schutzlose Flüchtlinge trifft. Und was in den Pausenräumen der Unternehmen manchmal geredet wird ist, mit Verlaub, schlicht zum Kotzen.
Natürlich hat dieser rassistische Aufstand eine historische Ursache, hatte er schon vor hundert Jahren: Die Globalisierung in ihrem umfassendsten Sinn. Die Geschichte und die Gegenwart zwingen uns zu akzeptieren, dass unsere Heimat die Erde ist. Wir bewohnen mit unseren Nachbarn als das Menschenvolk unseren Planeten, für dessen Zustand, für dessen Wohlergehen wir gemeinsam die Verantwortung tragen. Wenig erstaunlich, dass viele der rückwärts gewandten Rassisten auch sehr gereizt auf die Anliegen des Umweltschutzes reagieren. Angesichts dieser grossen, gemeinsamen Verantwortung für unseren Planeten erscheinen die Unterschiede von Hautfarbe und kultureller Tradition wie Salznüsschen, Peanuts. Wesentlich ist die persönliche Haltung des Individuums, egal aus welcher Ecke der Erde es stammt. Damit ist die Jahrhunderte alte Dominanz der Europäer historisch am Ende, eine Dominanz, die Europa und die europäisch beherrschten Kontinente reich gemacht hat- und grössenwahnsinnig. Wenn die europäischen Christen den Juden das Streben nach Weltherrschaft vorwerfen, ist für sie nicht die Weltherrschaft an sich das Verwerfliche, sondern deren vermeintliches Streben danach. Denn die Weltherrschaft gehört den europäischen Christen! Das ist die Kernbotschaft der populistischen christlichen Multimillionäre an den Schalthebeln der Macht. Und das ist der Grund, weshalb sie den nationalistisch aufgeladenen Rassismus der untersten Schublade befeuern und bezahlen, wie schon ihre geistigen Grossväter vor hundert Jahren, obwohl sie sich in ihren Geschäften an keinerlei nationalstaatliche Grenzen halten. Allerdings hat eine christliche Gesinnung hier nichts zu suchen: Gerechte Verteilung der irdischen Reichtümer, Barmherzigkeit mit Geflüchteten und Verelendeten, Gleichwertigkeit jeder Person angesichts der Schöpfung sind für sie Schlagworte des sozialistischen Teufels.
Nun, auch wenn die unterste Schublade zur Zeit wieder mächtig Zulauf hat, nicht zuletzt dank der Elaborate von gekippten Intellektuellen, so ist die Geschichte doch schon längst entschieden: Unsere Heimat ist die Erde, der kleine, schöne Planet in einem kleinen Sonnensystem im unendlichen Kosmos. Die Frage ist höchstens, ob wir Menschen diesen Wahnsinn überleben werden, und wenn, mit wieviel Schmerzen.

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... dank der Elaborate von gekippten Intellektuellen ...
Wie recht Sie haben und wie präzise Sie diesen Wahnsinn benennen, den Grössenwahn der Europäer von ihrer Überlegenheit.

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Wut ist nützlich, gerade für die darin wenig geübten Frauen, aber man/frau muss sie sehr bedacht einsetzen, auch wenn dies widersprüchlich erscheint. Diese junge Frau spricht nichts Neues an, die Debatte um Inklusion von rassistischen Aspekten in den feministischen Forderungen ist so alt wie feministische Debatten überhaupt. Genauso Diejenigen um Klasse. Sie hat es lediglich neu erkannt, wie jede Generation es wieder neu erkennt und als neu empfindet. Alles zu Ideologische ist hinderlich, um mehr Offenheit zu erhalten, deshalb auch die durchaus vorhandene ideologische Selbstgefälligkeit auf der linken Seite. Aber ein radikaler "Systemwechsel" ist genauso ideologisch und wäre als kurzfristig zu erreichendes politisches Projekt zudem brandgefährlich. Auch hier wird einmal mehr nicht estimiert, wieweit dieses sogenannte (demokratische!) System schon die Rassenfrage entschärft hat, wie es sich als besten der menschengemachten Syteme bereits bewährt hat - und nur auf die noch anstehenden Defizite gezeigt.
Ja, auch schwarze Frauen sind nur Menschen und fehlbar. Ich könnte als aus der bildungsfernen Unterschicht stammende benachteiligte Frau (die noch heute auch finanziell darunter leidet und weil Mittelschicht-Feministinnen schon lange eher ethnisch benachteiligte Frauen auf der Agenda haben und die eigenen "Underdogs" eher als "Pöbel" übersehen) genausogut die ganze Zeit nur wütend sein und mit den Fingern auf AusbeuterInnen zeigen, aber ich tue es nicht. Sondern nur, wenn eine konkrete Thematik zu lösen ist, die wirklich unmittelbar daraus herzuleiten ist. Denn Pauschalisieren führt zu nichts, verzerrt die Realität unnötig stark. Alle kleinen Schritte zur Beseitigung von Ungerechtigkeiten sind gleich wichtig. Auch die der privilegierten weissen Mittelschicht. Das erzeugt über die Zeit genauso "Systemwechsel". Wir brauchen nicht nur Wut, sondern auch ein Aushalten der viel zu komplexen Welt, die eine Einzelperson nie völlig überblicken kann. Also eher philosophische und menschenfreundliche Weitsicht und Weisheit.

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Hallo Walter Felix,
möchte nur schnell meinen Respekt ausdrücken für deine Feinfühligkeit,
für Dich und Deine Frau und Eurem täglichen spüren dieses latenten oder auch offenen Rassismus, und mich für Deinen Beitrag bedanken.
Mir klar ist, dass jedes Wort stimmt in Deiner Beschreibung, wie Ihr das tagtägliche gesellschaftliche "feedback" erfahrt, speziell Deine Frau. Ich wünsche Euch viele gute Freunde rundherum. Dass es wo anders oft auch nicht anders ist und dass das Andere nicht unbedingt weiss sein muss, ist keinerlei Trost und keine berechtigte Relativierung.
hj

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Das erinnert mich irgendwie an die Anfänge der Bio-Bewegung, bzw. an das Déja vue-Erlebnis mit den Fundi-Permakulturisten:
Diese Frau will mit ihrem "schwarzen" Feminismus nicht nur Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und mehr Frauen in Führungspositionen, sondern sie will ALLES grundlegend verändern!
Sie will eine völlig andere Gesellschaft, in der es keine ungleiche Verteilung von Macht, Geld, Know How und Entwicklungsmöglichkeiten mehr gibt.
Ich verstehe das sehr gut, denn auch wir "Grünen Pioniere und Pionierinnen" sahen so vieles, was in der Gesellschaft falsch lief, in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Umgang der Menschen mit der übrigen Natur, mit den Nutztieren und Nutzpflanzen genau so, wie mit dem "Wilden", dem "Ungezähmten", dem Dschungel in all seinen Erscheinungsformen.
Nach dem revolutionären, inbrünstig entschlossenen Aufbruch, mit "Venceremos!" und "Hoch! Die! Internationaaale! Solidaritätt!" kam dann die mühsame Kleinarbeit, in den selbstverwalteten Betrieben, in den WG's, in den Linksaussen-Parteien, in den Genossenschaften, in den Gärtlis, die modellhaft sein sollten für die zukünftige Gesellschaft.
Und siehe da: Es war ein Riesen-Knorz!
Alles ANDERS zu machen, bedeutete nicht, dass das automatisch auch besser war.
Im Kollektiv gab es zwar formell keine Hierarchien, aber informell bildeten sich mafiose Klüngel von Leuten, die "Gleicher, als die Gleichen" waren, die aber diesen pädagogischen "Sozialarbeiter-Jargon" mit dem "Sozialarbeiter-Ton" voll drauf hatten.
Genau so, wie diese "schwarze Wut-Bürgerin", die natürlich niemandem vorschreiben will, wie er, bzw. vor allem SIE sich zu verhalten hat, aber allen vorschreiben will, wie sie sich zu verhalten haben, nämlich genau so wütend und humorlos, wie sie selber ...
Zur Entschuldigung kann ich sagen, dass sie REAKTIV wütend ist und nicht aktiv und vorsätzlich wütend.
Jede diskriminierte Gesellschaftsgruppe, die reaktiv wütend ist, hat SOWIESO das verdammte Recht darauf, diese Wut auszuleben und zu artikulieren!!!
Aber wie ist das mit den "aktiv Wütenden"?
Beziehen die sich nicht ebenfalls reaktiv auf Opfer-Erfahrungen und auf Verschwörung-Theorien?
Wo genau fängt überhaupt das aktive Wutbürger-Dasein an, und wo genau hört es auf?
Grundsätzlich haben ALLE Menschen die gleichen Triebe und Bedürfnisse.
Aber die jeweiligen Umgebungs-Bedingungen beeinflussen, welche Triebe und Bedürfnisse in uns von der kulturellen Umgebung gefördert werden und welche Charaktereigenschaften erzieherisch unterdrückt werden.
Dass auch schwarze Frauen Sklavenhalterinnen sein können, wenn sie beispielsweise mit skrupellosen Afrikanischen Diktatoren, oder -Landlords, oder -Warlords, oder reichen Weissen liiert sind, lehrt uns, dass "Die Schwarze Frau" zwar -statistisch gesehen- öfters Opfer wird von Gewalt und von rassistisch motivierter Gewalt, dass sie aber ebenso zur Täterin werden kann, wenn die Bedingungen dafür einmal günstig sind.
Schlussfolgerung:
Wir sollten wirklich damit aufhören, über die Rassenfrage zu diskutieren!
Denn es gibt -wissenschaftlich bestätigt- keine Rassen.
Genetisch unterscheiden sich "Schwarze" und "Weisse", "Gelbe", "Braune" und "Rote" nur minim, zu wenig, dass eine Rassen-Einteilung Sinn machen würde.
Rassistische Dummköpfe gibt es zwar weiterhin, aber sie sind weltweit am aussterben.
Die Globalisierung gibt diesen mehrheitlich auffällig hässlichen Inzucht-Fanatikern über kurz, oder lang den Rest. Das dürfte hier Allen klar sein.
Stellen wir uns nur mal eine Musik vor, ohne Schwarze: Das will sich niemand vorstellen!
Fussball und Leichtathletik ohne Schwarze: Zum Gähnen langweilig!
Keinen Barak Obama und keine Michelle Obama? No we can't!
Und so weiter.
Wenn es um Rassisten geht, dann hat das Abnehmen der Bio-Diversität für einmal auch seine Vorteile.
Und das sage ich, gerade WEIL ich ein "Grüner" bin... ;)

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Einen Hinweis zum Artikel: Im Schwarzen Feminismus und der Bürgerrechtsbewegung ist die Forderung entstanden, dass das Adjektiv „Schwarz“, wenn es zur Bezeichnung von Menschen verwendet wird, also das politische Schwarz, grossgeschrieben wird. Gerade wenn weisse Personen über Schwarze Personen schreiben, sollten sie auf diese Schreibweise achten.

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Liebe Frau K., ich danke Ihnen für den Hinweis. Tatsächlich habe ich von dieser Forderung schon gehört. Und ich habe alles Verständnis der Welt für die Anliegen der genannten Gruppierungen.
Ich halte allerdings nicht viel davon, die Ebene des Regelsystems der Sprache mit politischen "Deutungen" zu unterwandern. Stellen Sie sich eine (zugegeben etwas absurde) Weiterführung dieses Systems vor: Jede mögliche Farbe wird mit irgendeinem politischen Kampfbegriff assoziiert und entsprechend gross, versal, abwechselnd mit Klein- und Grossbuchstaben – oder was Sie sich sonst noch immer vorstellen können – geschrieben. Die sprachliche Verständlichkeit wird dann auf die Ebene der politischen Vorbildung des Lesers verlagert, und da sollten wir sehr zurückhaltend sein. Lieber klar und deutlich sagen, was man meint – das ist meine Meinung.
Im Moment verstünden es (ohne separate Erklärung, die ich mitliefern müsste) 95 von 100 Lesern nicht, wenn ich das Adjektiv schwarz in Ihrem Sinn gross setzen würde. Darum ergibt es im Moment nicht viel Sinn. Aber wer weiss? Sprache ist sehr wandelbar, vielleicht setzt sich diese Schreibung ja einmal durch. Mit Dank für Ihr Interesse, alles Gute und herzliche Grüsse!

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