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Der Druck durch die kontinuierliche Berichterstattung zum Globegarden-Skandal in der Republik führte zu einem [nzz-interview mit der mitgründerin christina mair] (https://www.nzz.ch/zuerich/kita-glo…ld.1530041). Der Artikel ist auf der Startseite prominent plaziert und ein direkter Link führt zum Hauptartikel in der Republik - scheint mir gute Werbung, trotz der offensichtlichen Bemühung der NZZ, an der Republik kein gutes Haar zu lassen. (Oder gerade deswegen.)
Die Republik hat Gewicht. Hoffentlich bleibt sie uns erhalten.

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Vielen Dank allen redaktionellen Mitarbeitern der Republik.
In der Gemeinde, in der meine Familie und ich leben, wird ab 2020 die Kleinkindbetreuung an eine Firma, namens Kideal, abgetreten. Die Gemeindeverwaltung gibt dabei offen zu, dass die Kompetenz für die Beurteilung einer qualitativen Kinderbetreuung in der Gemeindeverwaltung oder Primarschulpflege nicht vorhanden sei. Was interessiert, sind allein die Kosten. Kinderbetreuung soll die Gemeinde nämlich möglichst wenig kosten. Zur gleichen Zeit verschuldet sich die Gemeinde, mit Zustimmung des Stimmvolkes (39,9% SVP, hoher Anteil von Personen> 65 Jahre) für den Neu- und Ausbau der Alterswohnformen und Altersbetreuung über beide Ohren. Diese Kosten werden noch die Kinder jener Kinder zu bezahlen haben, über deren schlechte Betreuung wir heute hier reden.
Die Homepage der Kideal weist nirgendwo konkrete Informationen über Betreuungsschlüssel oder Qualifikationsanforderungen an das Betreuungspersonals auf. Die Kunden, an die sich die Kideal wendet, sind eindeutig nicht Familien mit ihren Kindern, sondern die Primarschulpflegschaften und Gemeindeverwaltungen, denen im üblichen Jargon der profitorientierten Privatwirtschaft, das kostengünstige Rundum-Sorglos-Paket angeboten wird.
Es kommt mir dabei so vor, als würde hier Kinderbetreuung im Internet als Produkt per Mausklick angeboten, wie die Pizza vom Pizzaboten. Bei der Pizza wissen wir ja auch nicht, wie der Pizzaiolo konkret arbeitet... aber neben dem Preis wissen wir bei der Pizza wenigstens, welcher Belag oben drauf kommt. Keiner würde sich eine Pizza wählen die wie folgt beworben wird: Pizza, günstig, satt machend, Belag auf dem Teig wird garantiert. Das würden wir genauer wissen wollen. Bei der Kinderbetreuung scheinen den Verantwortlichen in der Politik solche, vagen Angaben aber auszureichen.

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Danke für diesen Beitrag, Herr Binswanger.
"In der Schweiz wird der Löwen­anteil der Früh­betreuung von den Eltern getragen. In der Stadt Zürich sind es 70 Prozent. Die 30 Prozent öffentliche Kosten­deckung kommen zudem vornehmlich einkommens­schwachen Familien zugute, der Mittelstand wird geschröpft." Es ist zu hoffen, dass alle SP-Mitglieder, Sympathisanten und Aktive sich dies klar werden und entsprechend merken, dass auf der politischen Eben etwas passieren muss. Zum Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Ich habe Deutschlanderfahrung. Die Qualittässtandards in Deutschland (zum Beispiel Betreuungsschlüssel) sind tiefer als in der CH. Und auch wenn gesetzlich gefordert, haben längst nicht alle bis dreijährigen Kinder einen Kita Platz. Ergo: auch wenn verstaatlicht wird und der Staat das Gleiche macht, wie die Privaten: Kosten senken (bei einem Betrieb mit Personalkosten als Hauptposten), nützt allein eine Verstaatlichung nichts, aber gar nichts. Da wird einfach auf eine andere Art gelogen.

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Intellektueller Landarbeiter
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Für ihr überdimensioniertes Militär-Spielzeug finden diese bürgerlichen Sparapostel eines "schlanken Nachtwächterstaats" allerdings immer genügend Geldmittel.
DAS ist für mich der eigentliche Skandal!
Sie verweigern den Kleinkindern eine fürsorgliche und herzliche Betreuung, sparen dann weiter bei der Volksschule, und am Ende eines Menschenlebens soll auch die Altenpflege noch aus einer Billigst-Abfertigung bestehen, währenddem sich die "liberal Erfolgreichen im Markt" etwas besseres leisten können, für sich selbst und ihre Familienangehörigen.
Aber sie zeigen sich überaus spendabel bei den MILITÄRAUSGABEN!
Da ist jeweils nur das Teuerste gut genug. (Siehe dazu aktuell die Flieger-Beschaffung)
Anscheinend wollen diese "Bürgerlichen" keine Menschen, sondern Soldaten...

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Vielen Dank für die umfassende Analyse. Ergänzend ist noch hervorzuheben, dass die Kitas mit genügend geschultem Fachpersonal wichtige Beiträge zu Früherkennung und Integration leisten. Dies ermöglicht benachteiligten Kindern eine positive Entwicklung ab Eintritt in die Schule und hilft mit, später weit höhere Folgekosten zu sparen.

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Da haben Sie natürlich recht. Es ist erwiesen, dass Frühbetreuung gerade auch für die Integration eine sehr wichtige Rolle spielt.

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Dieser Beitrag ist top, vielen Dank! Treffender könnte man die Problematik nicht beschreiben. Wir heben zwei kleine Kinder (2.5 und 7 Monate), beide in einer Globegarden Kita und beide seit über einem Jahr auf der Warteliste einer öffentlichen Kita (bei der man keine Auskunft erhält ob das Kind je eine Chance auf einen Platz haben wird). Damit wir beide 80% arbeiten können, wenden wir fast 4000 Franken pro Monat auf. Das ist eine freie Wahl und seit den Artikeln bin ich unseren Betreuerinnen sehr dankbar, dass sie trotz anscheinend sehr schwierigen Verhältnissen versuchen unseren Kindern tolle Kitatage zu ermöglichen.
Das dringendste Problem stellt sich nicht für uns, da wir in der Gesellschaft auch zu den Privilegierteren gehören, wir hätten noch viele Möglichkeiten etwas zu ändern, falls die Situation ausartet. Das Hauptproblem liegt bei den ArbeitsnehmerInnen die dermassen schlechte Karten haben.
Aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht ist es sowieso nicht verständlich, weshalb die Betreuung von Kleinkindern fast ausschliesslich privat finanziert/organisiert werden sollte. Würde meine Partnerin ihre Arbeitstätigkeit stark reduzieren oder sogar aufgeben, so wären die finanziellen Folgen für die Gesellschaft wohl ein vielfaches höher, als wenn die Gesellschaft sich darum bemüht, Angestellten von Kindertagesstätten und dadurch auch den Kleinkindern gute Voraussetzungen zu schaffen.

Ich hoffe die Politik findet einen Weg die wichtigen Themen des Fachkräftemangels und der Gleichstellung ernsthaft anzugehen, ohne dass ein Teil der Bevölkerung unter die Räder kommt.

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Lieber Herr M., vielen Dank für diesen Beitrag. Ich kann dieser Analyse nur zustimmen. Und ja, die Schweizer Gesellschaft hat ein eminentes Interesse daran, dass sowohl Sie als auch Ihre Partnerin mit hohen Pensen arbeiten und Steuern bezahlen. Und sie sollte sich das etwas kosten lassen. Und ja, sie haben recht, die allerletzten, die man für diese desolate Situation verantwortlich machen sollten, sind die Betreuerinnen und Betreuer in den Kindertagesstätten, die ihr bestes geben. Herzlich, DB

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Geradezu ein Musterbeispiel von kritisch-konstruktivem Journalismus. Gratulation dem ganzen Team. Und ein Nachweis dafür, dass es die Republik braucht. Dringend.
M. K.

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Vollkommen einverstanden, in jedem Pinkt.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Was man nicht vergessen darf, ist diese antifeministische Kampagne konservativer Kreise der letzten zehn oder zwanzig Jahre, welche die ausserfamiliäre Kinderbetreuung schlecht machte und den Frauen so ein schlechtes Gewissen machte, wenn sie nach der Geburt wieder arbeiten wollten.

Ich habe oft erlebt, wie schwer sich Schweizer Mütter damit getan haben, ihre Kinder in die Kita zu geben, während ausländische Kolleginnen das keine Sekunde in Frage stellten.

Diese Geschichte zeigt einmal mehr, wie rückständig die Schweiz immer noch ist.

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Leider haben Sie vollkommen recht Frau Schlatter. In meinem Bekanntenkreis wurden schon fast alle Frauen mit Kindern bei Job Interviews schon mal gefragt wie sie die Kinderbetreuung organisieren. Die Männer noch nie! Obwohl die Interviewer dann oft sagten: Sie würden das Männer auch fragen. Noch nie wurde ein Mann in meinem Bekanntenkreis das gefragt.
Gleichfalls wurden schon fast alle Frauen ohne Kinder (illegalerweise) gefragt ob sie vorhätten Kinder zu haben, oder was denn ihr 10 Jahres-Plan privat sei. Männer noch nie!
Das Schlimmste dabei ist: Diese Fragen kommen selbst aus nicht konservativen Kreisen. Selbst in sogenannt fortschrittlichen Kreisen tauchen diese Fragen auf und sogar von selbsternannten Feministen und Feministinnen.
Wir haben in der Schweiz noch einen langen Weg vor uns...

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Illegal ist das schon, aber nicht erstaunlich - es ist ja schliesslich der Job der HR, eine Stelle möglichst ohne Ausfall über die kommenden Jahre zu besetzen. Solange die Väter nicht genauso wegen Elternschaft ausfallen, wird sich in dieser Hinsicht kaum etwas ändern.

Allerdings ist bekannt, dass Männer schneller mal die Stelle wechseln als Frauen. Es wäre also interessant, ob das HR auch Fragen zu diesem Thema stellt und entsprechend wertet.

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Schade, dass unter "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" wieder einmal nur diskutiert wird, wie man noch mehr Beruf ins Leben quetschen und das Familienleben an berufliche Anforderungen anpassen kann – statt (auch) die Berufswelt so umzubauen, dass sie das Familienleben weniger beeinträchtigt und Eltern möglichst nicht daran hindert, Zeit für ihre Kinder zu haben. Vereinbarkeit muss und sollte mehr sein als Krippenförderung, es sollte (auch) die Arbeitswelt so umgestaltet werden, dass Krippen möglichst nicht nötig sind und Eltern für ihre Kinder da sein können, ohne berufliche Ambitionen für immer vergessen zu müssen.

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Ökonomin
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· editiert

Binswanger bringt‘s auf den Punkt. Noch schlimmer: Es liessen sich ähnliche Aussagen auch für weitere Politikbereiche machen. Die, wen wundert’s, auch mit Feminismus zu tun haben, die Frauen sollen’s, bitte, gratis oder schlecht bezahlt richten, zum Beispiel in der Gesundheit. Und, Jeanette K., auch als ehemalige SP-Politikerin gehe ich mit Ihnen einig: Ein wichtiges und verkanntes Thema. Bloss, um‘s wirklich zu verbessern, sind SP und SympathisantInnen meist zu wenige - da braucht‘s Mehrheiten und Umdenken. Sieht die eben zu Ende gegangene Session in Bern.

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Sie haben vollkommen recht Frau N.: Es braucht Mehrheiten und Umdenken. Vielleicht trägt die Globegarden-Geschichte ja dazu bei, dass nun Bewegung in die Sache kommt. Allerdings muss man sagen, dass es sehr hilfreich wäre, wenn der SP-Sozialvorsteher der Stadt Zürich eine etwas weniger absurde Haltung an den Tag legen würde.

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Ökonomin
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Ja, Herr Binswanger. Bewegung wäre schön. Bloss, reicht es nicht, wenn die Stadt Zürich den Spielraum ausnützt, dazu braucht es dann, wie Sie klug dargestellt habe, auch den Kanton und den Bund, wo man schwer verschiedenste Versagen der SP zuschreiben kann. Dazu braucht es die eigene Fantasie, die erkennen hilft, dass Krippen nicht in erster Linie wegen im Einzelfall vielleicht als übertrieben empfundener Bauvorschriften teuer sind, sondern eben weil sie personalintensiv sind und sein müssen.
Und dann noch eine Bemerkung zum Sozialvorsteher: Besagtes Interview gehört kaum zu seinen Sternstunden. Aber ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er a) mit Ihrer Kolumne einverstanden sein wird, b) seine Lehren aus dem Interview ziehen und c) vor und hinter den Kulissen für Veränderungen weibeln wird - wie er es erfolgreich bei der Sozialhilfe tut.

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Was in der Regel nicht beachtet wird: Die früheste Kindheit ist die wichtigste Bildungszeit überhaupt, weil hier die Grundlagen für spätere Lern- und Entwicklungsprozesse gelegt werden. Darum ist ja auch so (kosten-)effizient, in familienergänzende Kinderbetreuung und ihre Qualität zu investieren. Die Schweiz hat eines der teuersten Schulsysteme, das durch die "Einsparungen" im Frühbereich an die Grenze der Belastbarkeit getrieben wird. Das muss sich ändern.

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Vielen Dank Herr Binswanger für die deutlichen Worte! Meiner Ansicht nach glaubt die bürgerliche Politik (inkl. GLP) und teilweise leider auch die SP insgeheim immer noch, Kinder betreuen, erziehen und umsorgen könne jedeR. Anders kann ich mir nicht erklären, dass junge Frauen - und einige wenige junge Männer - dermassen ausgebeutet werden mit einem so tiefen Lohn, der nicht ausreicht für eine eigene Familie. ( Ausser die Frauen finden einen Partner, der besser verdient, womit wir beim reaktionären und frauenfeindlichen Rollenbild angelangt sind). Zudem habe ich die leise Vermutung, dass sich bürgerliche - m.E. linke - PolitikerInnen sehr wohl bewusst sind, dass es nicht ihre Töchter sind oder sein werden, die in einer Tieflohnbranche unter prekären Arbeitsbedingungen als Fachfrau Kinderbetreuung je tätig sein werden. Zum Beispiel auch Frau Steiner, die es gut findet, dass der Betreuungsschlüssel weiter verschlechtert wird.

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Anderer
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Wir haben die Jungen fast ohne Geld grossgezogen, auch kaum vom Staat. Die Jungen fordern heute 14 Wochen für ihre Väter und gratis für die Kita ab sechs Monaten. Dafür müssen wir bis 66 arbeiten? Diese Jungen (auch die egoistischen GLP) sind nicht einmal bereit, eine anständige Übergangslösung für 60 jährige Arbeitslosen zu zustimmen.

Wenn schon dann schon:
-eine anständige Kita oder eine anständige Unterstützung für Familien, die ihre Kinder selber erziehen wollen;
-ein anständiges Stipendium;
-ein anständiges Arbeitlosengeld;
-eine anständige IV;
-eine anständige AHV-Übergangslösung;
-eine anständige Volks-AHV (statt der liberalen ungleichen Pensionsversicherung).

Eigentlich gibt es in der Schweiz genug Geld für Alle.

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Ich stimme mehrheitlich überein. Damit dies aber finanzierbar ist, wäre es wichtig, dass unsere Gesellschaft nicht massenweise sehr gut qualifizierte Frauen aus dem Arbeitsprozess verliert. Und genau dies geschieht zur Zeit noch sehr häufig, sogar in der progressiven Stadt Zürich. Ohne einen anständigen Vaterschaftsurlaub wird die Gleichstellung nie Realität und ohne eine vollständige Gleichstellung ist in 80% der Fällen klar welches Geschlecht das Arbeitspensum reduziert.
Dass von der GLP nicht viel soziales zu erwarten ist, wird mir auch immer klarer.

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Was hat die IV mit ungnügender Aufsicht über Kitas zu tun und mit der lausigen bürgerlichen Einstellung, die nur auf einen tiefen Steuerfuss fixiert ist wie das Kaninchen auf die Schlange? Gar nichts!

Immer mehr Themen dazu mischen. Am besten noch die Klimaerwärmung und Steuervereinbarungen für Reiche. Prompt entstehen sinnlose Diskussionen, z.B. darüber, wo es mehr Esoteriker hat, und das Thema wird vergessen. Das ist eine Troll-Technik.

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Anderer
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Zusammengefasst, jeder Mensch in der Schweiz soll anständig leben können. Das ist immer noch nicht Realität.

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Personal- und Rechnungswesen
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Bravo, messerscharfe Analyse, Herr Binswanger. Bin leider auch immer wieder konsterniert über die Rückständigkeit der Schweiz betreffend Gleichstellungsanliegem.

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Nichts gegen den Grundtenor von Herrn Binwanger, der zu begrüssen ist.

Aber zu den erwähnten öffentlichen Ausgabe für Familien und Bildung (public spending on family benefits and education (primary and secondary) bei Kinder von 0 bis 5 Jahre, wo die Schweiz nach der OECD-Studie auf der letzten Position steht: Soviel ich weiss, werden in der Schweiz die Finanzierung und Subventionen hinsichtlich dieser Ausgaben auf Gemeindeebene und dem Kanton geregelt, Stichworte Subsidiaritätsprinzip und Föderalismus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich die OECD die Mühe macht, dies alles richtig zu erheben. So ist es denn auch. Laut Bericht: „Switzerland ranks relatively fairly low for early childhood spending as most public spending on very young children is undertaken at the canton level and is not fully captured in the OECD Social Expenditure database.“ Die Gemeinden kommen schon gar nicht vor.

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Lieber Herr Thommen,
Sie haben vollkommen recht. Das ist auch der Grund, weshalb ich angemerkt habe, dass bei der Vergleichbarkeit der Zahlen Vorsicht angezeigt ist. Allerdings werden in der Schweiz auch viele anderen Leistungen, die Kinder zwischen 0 und 15 Jahren zugute kommen, von den Gemeinden und Kantonen getragen. Über den Daumen gepeilt, sollten sich deshalb die Verzerrungen wieder weitgehend ausgleichen. Der extrem niedrige Index zur Frühförderung ist zwar sicher nicht zum Nennwert, aber doch als Indikator zu nehmen. Herzlich, DB

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Ergänzen wir die (treffend herausgearbeitete) Heuchelei der Rechten doch bitteschön noch um diejenige der Linken:

  1. Es geht um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Mütter. Ein Grossteil der Väter stiehlt sich hier aus der Verantwortung - und wird das weiterhin tun, auch wenn der Staat mehr übernimmt.

  2. Mit Feminismus und Gleichstellung hat die Krippenfinanzierung nicht viel zu tun. Es ist eine klassische Frage der Umverteilung: Wer bezahlt's? Mittelstands-Eltern oder Staat?

  3. Bei allen Vorteilen wird hier trotz allem ganz bewusst eine weitere Dienstleistungs-Tieflohn-Branche gefördert.

  4. Wo bleiben hier eigentlich die Gewerkschaften?

Dass 1. kein grösseres Thema ist, erstaunt mich nicht. Auch die Linke Elite gibt sich gerne progressiver als sie in Tat und Wahrheit ist. Zu 2. sollte man wenigstens anerkennen, dass es verschiedene Ansichten gibt, was in diesem Zusammenhang fair sein soll.

Wie ich andernorts bereits geschrieben habe: Das Kinderkriegen ist primär eine persönliche Selbstverwirklichung der Eltern, kein Dienst an der Gesellschaft. Man darf also durchaus von den Eltern zeitliches oder finanzielles Engagement fordern, wenn sie es denn zu leisten vermögen.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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  1. Ja, die Väter stehlen sich aus der Verantwortung, und heulen dann herum, wenn sie nach einer Trennung zu Zahl- und Wochenendväter degradiert werden. Es geht hier eben nicht nur um die Mütter.

  2. Es hat sehr viel mit Gleichstellung zu tun. Wenn es keine adäquate Betreuung für Kinder gibt ausser die der Mütter - und nur der Mütter, weil sich die Väter gemäss Punkt 1 davonstehlen -, dann sind es eben die Mütter, die finanzielle und berufliche Einbussen erleiden und im Alter verarmen. Hier könnte die Gesellschaft via den Staat stark für Ausgleich sorgen.

  3. Kinderbetreuung muss nicht eine Tieflohnbranche sein. Der Beruf könnte durch bessere Bezahlung durchaus aufgewertet werden. Es wäre dann sicher auch einfacher, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten.

  4. Ist eine gute Frage, aber die Schweiz war noch nie ein einfaches Pflaster für Gewerkschaften.

Schlussendlich stellt sich die Frage, ob unsere Gesellschaft daran interessiert ist, dass möglichst viele Kinder möglichst gut betreut sind und dass Frauen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen.

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Besten Dank für die ausführliche Antwort. Leider haben Sie nicht ganz verstanden, worauf ich hinaus wollte. Ich versuche es noch einmal besser darzulegen:

  1. Die meisten Väter können heute Beruf und Familie wunderbar vereinbaren - weil sie ihren Anteil Betreuungsarbeit unter der Woche den Müttern überlassen. Entsprechend ist schlechte Vereinbarkeit ein Problem das grossmehrheitlich die Mütter trifft, so war das gemeint. Hier sehe ich eben die Väter in der Verantwortung, sich für Teilzeitstellen zu engagieren, und die Mütter insofern, dass sie sich nicht mit Ausreden abspeisen lassen. Wenn wir jetzt für alle die Fremdbetreuung möglichst billig machen, so können die Mütter zwar ihr Pensum einfacher erhöhen, aber die Väter haben noch weniger Anlass etwas zu ändern. Nicht meine Idee von Gleichstellung.

  2. Die Finanzierungsfrage hat eben bloss etwas mit Gleichstellung zu tun, wenn Sie Punkt 1. als unveränderlich gegeben betrachten. Dann muss der Staat zur Symptombekämpfung einspringen. Aber das entspricht doch wohl kaum einer modernen feministischen Haltung?

  3. Träumen darf man immer :-) ... leider ist das eher unrealistisch, da man so etwas entgegen allen heute gebräuchlichen Lohnkriterien in der Privatwirtschaft bzw. dem Lohnschema für Staatsangestellte durchdrücken müsste.

  4. Vielleicht bewegt sich da jetzt was, wäre ja schön wenn die Enthüllung der Republik etwas bewirken könnte. Ich war einfach erstaunt, dass die Gewerkschaften in keinem einzigen Beitrag zum Thema erwähnt wurden, auch nicht also Option für die Zukunft.

Wenn Sie mit "Karriere" reduziert weiterarbeiten meinen, dann bin ich völlig einverstanden. Ich bin aber nicht der Meinung, dass wir allen Eltern ein 100%+ Arbeitspensum in einem Karrierejob ermöglichen müssen. Manchmal muss man sich halt entscheiden im Leben, und wenn man sich keine Zeit für die Kinder nehmen will muss man auch nicht unbedingt welche auf die Welt stellen.

Das gilt dann aber natürlich für die Väter genauso wie für die Mütter.

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Zit. F. W.: "Das Kinderkriegen ist primär eine persönliche Selbstverwirklichung der Eltern, kein Dienst an der Gesellschaft..."

Aha. Gut dass Sie uns darüber aufgeklärt haben.

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Gern geschehen. Oder sind Sie eventuell anderer Meinung, aber es fehlt Ihnen ein gutes Argument? ;-)

Im Ernst, ich weiss dass das eine eher unromantische Betrachtungsweise ist. Aber wenn sich die Mittelstands-Eltern "geschröpft" fühlen, weil sie die Fremdbetreuung selbst finanzieren müssen, dann muss man sie vielleicht nochmal freundlich darauf hinweisen dass es ihr eigener Kinderwunsch war.

Eine Fremdbetreuung zugunsten ihrer eigenen beruflichen Karriere, wohlgemerkt, ausgeführt von Tieflohnbezügerinnen. Spannend übrigens, dass Daniel Binswanger im Text dazu die neo-liberale Effizienz-Karte zückt, und in keiner Weise auf die Fairness zwischen Mittelstand und Wenigverdienern eingeht.

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· editiert

Das Kinderkriegen sei primär eine Selbstverwirklichung der Eltern, gemäss F. W.. Ich verstehe nicht ganz, weshalb es eine Selbstverwirklichung sein soll, wenn Eltern Kinder auf die Welt stellen, die sich nach und nach zu selbständigen Wesen entwickeln unter Mithilfe der Gesellschaft, die Eltern durchaus zu schätzen wissen. Selbstverwirklichung bedeutet das Pflegen einer Tätigkeit, deren Nutzen einem selbst zu Gute kommt, was absolut ok ist. Kinder zu haben zielt aber darauf hinaus, sich zurücknehmen zu lernen und den Kindern die Fähigkeit mitzugeben, sich selbst zu entfalten. Es geht also beim Kinder haben weniger um einen selbst als um die Kinder als sich entfaltende Wesen mit eigenständiger Persönlichkeit.

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Stimmt alles, selbst als eingefleischter Liberaler gilt es hier in den staatlichen Topf zu greifen! Aber warum bitte kann denn das Rote Zürich politisch ungestraft jahrelang an Tagesschulen experimentieren und nicht selbst in der Kleinkinderbetreuung vorangehen? Lieber macht man Schattenboxen mit globalpolitischen Themen als sich konkreter Probleme in Haus und Spital anzunehmen.

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Guter Artikel, vielen Dank. Wir haben zwei Kinder in Zürich in der Kita und können das Geschriebene nur bestätigen.
Gilt das bis zum Kindergarten Eintritt, oder auch darüber hinaus für Hort?

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Beim Hort ist jedenfalls die Finanzierungsfrage weniger dramatisch, sprich: Er ist viel günstiger. Auch hier ist zwar nicht einsichtig, weshalb es nicht einfach Tagesschulen gibt, die das Haushaltsbudget ausser mit Kantinenkosten nicht belasten, aber die Kosten werden jedenfalls sehr viel vernünftiger.

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Zum Thema Bildung und Chancengleichheit: Als Begleiterscheinung der Industriellen Revolution wurde doch die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
In der heutigen Zeit (digitale Revolution) wäre es für viele Kinder (bildungsfernes Elternhaus, u.a.) eine entwicklungspsychologische Gnade, wenn wir uns dazu durchringen eine allgemeine Kitapflicht zu verankern.
In einem nächsten Schritt dann die verbindliche Pflicht, sich als werdende Eltern an der Fachhochschule (Niveaukurse je nach Vorbildung) in pädagogischer Psychologie und praktischer Erziehung auszubilden.
Finanzierbar wäre dies alles problemlos (kleine Steuer auf Finanztransaktionen, Steuern auf hohen Erbschaften, angemessene Steuern für die Superreichen, die Gewinne der Produktivitätssteigerung verteilen statt oben abschöpfen, usw.).
Und gespart würde ausserdem an Heilpädagogischen Institutionen, Gefängnissen, Gesundheitskosten, u.a., wo viele der in früher Kindheit Vernachlässigten letztlich landen...
Ich weiss, diese Anliegen haben keine Chance, auch das neu gewählte Parlament wird in bewährt reaktionärer Manier jeden Versuch einer vernünftigen, den Menschen dienenden Politik mit fadenscheinigen Argumenten rigoros gnadenlos abschmettern.
Frohe Weihnachten allerseits!

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Eine kleine Anmerkung: Das "Links-Bürgerlich Schema" ist (auch) beim Thema externe Kinderbetreuung nicht so klar, sondern viel komplexer. Denn nicht nur Bürgerliche stehen einer externen Kinderbetreuung kritisch gegenüber, sondern interessanterweise auch gewisse Linke/Alternative. Diese haben oft sehr naturalistisch (esoterisch,...) geprägte Vorstellungen von Frau/Mutter, welche dem bürgerlichen Modell (Mutter bleibt zu Hause) entsprechen.

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Sorry aber wir reden hier von Politik und die Initiative für bezahlbare Kinderbetreuung war von der AL und die Linke hat die Initiative nicht abgelehnt! Wahrscheinlich auch die Wirtschaft nicht, sondern die bürgerliche Politik bis GLP. Es gibt wohl überall esoterische Menschen und Mütter die zuhause bleiben (wollen und können) sind ok.

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Lieber Herr B., es ist richtig, dass die AL die Initiative lanciert hat, aber alle Linksparteien haben sich klar für ein Ja ausgesprochen. Das ist mehr als "nicht abgelehnt". Dass es überall Mütter gibt, die zuhause bleiben wollen, dürfte zutreffen. Und ja, das ist ok. Aber es wird immer seltener, dem müssen wir auch gerecht werden.

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Liebe Frau V., vielen Dank für diesen Beitrag. Ich finde diesen Beitrag interessant, muss Ihnen aber gestehen, dass ich selber kaum je mit links-alternativer Ablehnung von Drittbetreuung konfrontiert gewesen bin. Politisch ist diese, soweit ich sehe, nie wirksam geworden. Die Linke hat in den letzten Jahren sehr geschlossen für verbesserte Betreuungsleistungen und einen Ausbau des Krippensystems gekämpft. Herzlich, DB

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Es ist immer noch die Sache der Eltern und nicht des Staates. Wir sind weder naturalistisch, esoterisch noch bürgerlich. Aber unsere Kinder gingen nicht in die Kita. Beide studieren trotzdem.

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