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Wäre es anders ausgegangen, wenn Nzoy weiss gewesen wäre? Wir werden die Wahrheit wahrscheinlich nie kennen, aber trotzdem ist die Frage wichtig:

Tatsache ist, dass das ständige Predigen negativer Stereotype (schwarzes Schaf Plakat der SVP usw.) zu einer schleichend dehumanisierenden Wahrnehmung der Zielgruppe führt, was wiederum in einer zunehmenden Enthemmung bezüglich Übergriffen und Diskriminierung resultiert.

Dem müssen wir uns entgegenstellen. Wir alle. Das ist nicht einfach ein Hass- und Ausgrenzungs-Virus, das nur irgendjemand anders befällt, die Polizei, die Behörden etc., nein, es befällt die ganze Gesellschaft, wenn wir es nicht überall dort stoppen, wo es auf dem Vormarsch ist.

Deshalb gehören Parteien und Politiker, die sich dazu hinreissen lassen, mit rassistischen Stereotypen zu kokettieren, und sei es auch nur, um zu provozieren und um Aufmerksamkeit zu erregen, ...abgewählt! Ohne Ausnahme. Zero Tolerance!

Die Gruppendynamik ist hier enorm wichtig. Immer dann, wenn jemand die Rassismus-Karte spielt, ist entscheidend, was als nächstes geschieht: Lässt die Gruppe dies gewähren, applaudiert sie sogar, oder macht sie klar und deutlich: so nicht?

Wir haben es in der Hand. Im Alltag und an der Urne!

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Vater
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Danke Carlos Hanimann für einen weiteren Artikel zum Thema struktureller Rassismus in der Schweiz. Ob die Hautfarbe eine Rolle spielt in diesem Moment, ist meines erachtens ziemlich einfach zu beantworten. Natürlich spielte sie eine Rolle, was immer einem Unbekannt ist, ist in einer kritischen Lage bedrohlicher und Mensch reagiert anders als wenn die Bedrohung bekannt ist. Das ist gelernt, und davor ist fast kein Mensch gefeit. Ich reagiere ja auch anders auf Menschen mit anderer Herkunft als die meinige, auch wenn bemüht positiver. Aber auch das ist letztendlich Aufgrund einer Unterscheidung die ich mache.

Waere Nzoy weiss gelesen worden, haetten die Polizisten anders reagiert, nähmlich die psychischen Probleme in den Vordergrund gestellt und die Gefahr der Selbstschädigung. Offensichtlich war ja bekannt, dass die Person Hilfe braucht. Wir haben noch so viel Arbeit vor uns in dieser Gesellschaft…

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Ganz abgesehen von der Rassismusdebatte...
Ein Messer wird Lebensgefährlich sobald die Person sich in unmittelbarer nähe befindet. Wieso muss der Polizist stehenbleiben und sich "verteidigen"? Kann er sich nicht vorerst zurückziehen? Ihn zu viert umstellen und auf Distanz halten bis besser geschützte Verstärkung kommt? Ein derart schneller Griff zu einer tödlichen Waffe ist für mich komplett unverständlich. Die oberste Priorität sollte für die Polizei IMMER Deeskalation sein.

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Die Polizisten sind nicht stehen geblieben, sondern rückwärts gerannt. Der Fehler passierte früher: Den Polizisten ist es nicht gelungen, den offensichtlich geistig verwirrten Mann auf de-eskalierende Weise anzusprechen. War da Rassismus, oder zumindest Rassismus-bedingte mangelnde Empathie im Spiel? Wenn das einzige, was dem Polizisten zum Signalement von Herrn Nzoy einfiel ist „C‘est un homme de couleur“, dann steht die Vermutung nahe, dass ein Stereotyp den Polizisten den Blick auf den Menschen verstellte.

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Fehler und Versäumnisse gab es schon einige Monate vorher, in denen Herr Nzoy aus welchen Gründen auch immer offensichtlich keine adäquate psychiatrische Behandlung erhielt. Ich finde die Erzählung, dass alles in Ordnung gewesen sei, bis es zum verhängnisvollen Polizeieinsatz kam, zu einfach. Natürlich hat Herr Hanimann das nicht so explizit geschrieben, aber schon die Überschrift macht dieses Framing. Ich finde, das wird der Sache nicht gerecht.

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Sehr geehrter Herr Cerletti, ich habe den Eindruck, dass Sie sich die Situation anders vorstellen, als sie sich zugetragen hat. Herr Nzoy wurde nicht von vier Polizisten umstellt. Auf dem Perron hatte er direkt mit zwei Polizisten zu tun, als es zu den tödlichen Schüssen kam. Und was verstehen Sie darunter, jemanden auf Distanz zu halten? Hätten die Polizisten gar nicht in Erscheinung treten sollen, um ihn nicht zu provozieren? Aus welcher Entfernung hätten sie ihn ansprechen sollen? Wie hätten Sie ihn deeskalierend ansprechen sollen? Die Polizei wurde gerufen und die Polizisten machten eine Personenkontrolle. Spätestens wenn die unbekannte Person eine Waffe in der Hand hat, ziehen die Polizisten zum Eigenschutz ihre Waffe, damit sie ihn im Notfall mit Schüssen auf Distanz halten können. So werden sie ausgebildet.
Ich weiss nicht, ob Sie das Video des Tatgeschehen kennen. Es wurde in der SRF-Rundschau gezeigt.

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Guten Abend Herr H., tatsächlich habe ich bis anhin lediglich Beschreibungen des Tathergangs gelesen und mein Beitrag war daher evt. etwas voreilig. Ich muss aber nachdem ich mir das Video angesehen habe sagen, dass ich es mir ziemlich genau so vorgestellt habe. Ich kann Ihnen aber jetzt villeicht etwas differenzierter erläutern, was mich an einem solchen Einsatz stört.
Unter "Auf Distanz halten" verstehe ich zum Beispiel das, was der Polizist im ersten Moment macht...zurückweichen. Es sind keine gefährdeten Zivilisten in der Nähe, weshalb ich nicht verstehe wieso die Person an Ort und stelle hätte aufgehalten werden müssen. Die Polizisten hätten weiterhin auf Abstand bleiben können, nach Verstärkung rufen (die zum Beispiel das Perron/den Bahnhof absichern könnten) und versuchen die bewaffnete Person mit zurufen zu Beruhigen.
Stattdessen hat sich der Polizist nach ziemlich kurzer Zeit dazu entschieden, eine tödliche Waffe einzusetzen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte nicht in der Haut des Polizisten stecken und diese Entscheidung treffen müssen. Die Entscheidung die tödliche Waffe einzusetzen, muss aber meiner Meinung nach als allerletztes, als ultima ratio, eingesetzt werden. Ich sehe in dem Video keine anderen Versuche des Polizisten, der Lage Herr zu werden oder zumindest Zeit zu gewinnen um Unterstützung zu erhalten. Wenn Sie sagen "So werden sie ausgebildet.", dann ist genau das das Problem.

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An Herrn Cerletti und Herrn Henningsten. Es freut mich Ihren Dialog zu lesen. Einander zuhören, oder lesen und dann zu antworten, Anregungen des andern aufzunehmen und nicht im eigenen Standpunkt gefangen zu sein, das schätze ich sehr in diesem Forum.

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Für mich ist das unverständlich warum die Polizei, zu viert !, nur mit tödlichen Waffen erscheint. Mittlerweile gibt es genügend “nicht tödliche” Waffen, um eine Person kampfunfähig zu machen, besonders da Herr Nzoy nur ein Messer und keine Schusswaffe auf sich trug.

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Leserin
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Nur ein Messer… Bitte informieren Sie sich darüber, wie häufig Messerangriffe vorkommen und wie oft diese tödlich enden, bevor Sie die Polizei für ihr Vorgehen verurteilen. Es gibt gute Gründe, warum die Polizei versucht, eine nicht einschätzbare Person mit einem Messer in der Hand auf Distanz zu halten.

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Was mich nach der Lektüre Ihres Artikels beschäftigt sind die verschiedenen Reaktionen des Bahnarbeiters und der Polizisten. Der eine schien einen leidenden, verwirrten Menschen zu sehen, der Hilfe braucht und sich selbst gefährdet, die andern eine Gefahr und Bedrohung ausgehend von einer PoC. Wie kommt es, dass die Einschätzung der Situation so verschieden ausfiel? Das gezückte Messer ist sicher grosser Teil davon.
Die Mitteilung an die Sano scheint mir unprofessionell und dass nur die Hautfarbe erwähnt wurde und zu viel Zeit verging, so dass Herr Nzoy verblutete, schockiert . Und wieso, wenn schon geschossen wird nicht so zielen, dass das Leben nicht gefährdet wird? Dass Polizei- und Sano Personal einen herausfordenden Job machen, bei dem sie Gefahren und Aggressionen ausgeliefert sind bin ich mir bewusst, auch dass da oft viel Können und auch Menschenkenntnis mitspielt. Das führt zu Herrn Nzoy. Er war ein PoC... Tendenzen von Rassismus aufdecken geht in Institutionen, wenn dies von Oben her getan wird.
Können wir lernen als erste Reaktion, unsere Mitmenschen als solche zu sehen und nicht als zugehörige von... und deshalb erstaunt es mich nicht, dass.... ? Bin nun schon lang am lesen und ändern meines Beitrags, dieses Schicksal lässt mich ratlos in den Tag.

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"Wieso nicht so schiessen, dass das Leben nicht gefährdet wird"

Solch ein Schuss ist nicht möglich. Jeder Schuss ist potenziell tödlich, weshalb eine Schusswaffe nur dann eingesetzt wird, wenn jemand sich an Leib und Leben bedroht fühlt.

Aussagen wie: " Man könnte doch in die Beine schiessen" o.ä sind nicht zielführend. In einer solchen Extremsituation geht es darum, die Bedrohung aufzuhalten, das Ziel sicher zu treffen und unbeteiligte nicht zu treffen.
Ein Schuss in die Beine ist

  1. Extrem schwierig auszuführen

  2. Nicht weniger tödlich. Gerade im Oberschenkel verlaufen sehr grosse Blutgefässe, welche entweder direkt oder durch splitternde Knochen geöffnet werden können.

Wer mit einem langen Messer auf einen Polizisten zurennt muss sich - unabhängig der Hautfarbe - nicht wundern, wenn auf ihn geschossen wird, da das Leben der Polizisten in diesem Moment absolut in Gefahr ist.

Das anschliessend so lange gewartet wurde, bis mit der ersten Hilfe begonnen wurde ist natürlich eine andere Geschichte und nicht akzeptabel.

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Soweit ich weiss lernen Polizisten, auf den Torso zu schiessen, nicht etwa auf die Beine, wie das oben anonym schon ausgeführt wird.
Ich will an dieser Stelle noch ergänzen, dass die Polizeien im Kanton Waadt (aber auch in anderen Kantonen) sogenannte Teilmantelgeschosse als Munition verwenden. Diese auch als Dum-Dum-Geschosse bekannte (und lange geächteten ) Patronen verursachen sehr schwere Verletzungen, die häufig tödlich enden.

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Rassismus war mit Sicherheit ein bedeutender Faktor im Schicksal von Roger Nzoy. Aber wahrscheinlich schon lange bevor er auf diesem Perron stand, vielleicht auch in seiner sozialen und psychischen Unterstützung? Darauf deuten z.B. Ihre ausgezeichneten Artikel über Angélique Beldner, James Baldwin, etc. Auch auf dem Perron wirft die äusserst träge erste Hilfe durchaus Fragen auf. Zusätzliche Antworten zum Artikel vom 27.9 liefert dieser neue Beitrag jedoch keine.

Die Funksprüche sind mit Sicherheit keine Hinweise, dass es sich nicht um Notwehr handeln könnte. Schon eine sehr kurze Recherche zeigt, dass eine Verdächtigtenbeschreibung basiert auf der Hautfarbe zwar oft damit verwechselt, jedoch eben kein ethnisches Profiling darstellt. Ich finde es peinlich und ziemlich respektlos, wenn man unsere Vorurteile als Gesellschaft nicht auch der Polizei zugesteht. Es läuft sicher nicht alles rund bei den Kantonspolizeien, wenn ich diese aber mit dem Ausland vergleiche, bin ich froh hier zu wohnen. Tendenziöse Darstellungen ihrer Arbeit sind nicht besonders hilfreich, genau solche tragische Konfrontationen zu vermeiden. Das wäre ein anderer Denkansatz, weshalb Roger Nzoy mit einem Messer auf die Polizei und nicht auf den Bahnarbeiter losgerannt ist.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ich finde es peinlich und ziemlich respektlos, wenn man unsere Vorurteile als Gesellschaft nicht auch der Polizei zugesteht.

Man muss sich diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen, um zu fühlen, wie ätzend er ist. Wenn die Gesellschaft rassistisch ist, dann ist es kein Problem, wenn die Polizei auch rassistisch ist? Respekt! Eine solche Relativierung und Verteidigung hätte ich nicht erwartet.

«Man solle die Diskriminierenden nicht als Diskriminierende diskriminieren, denn das sei wiederum Diskriminierung!» Dieser Unsinn macht zumindest die Absurdität des Ausdrucks «umgekehrter Rassismus» deutlich. Man erkennt: Einen solchen kann es in einer (strukturell) rassistischen Gesellschaft nicht geben.

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Ich habe von Vorurteilen und nicht von Diskriminierung geschrieben, letztere verurteile ich natürlich auch. Aber Hand aufs Herz, was wäre Ihnen persönlich als erstes Beschreibungsmerkmal aufgefallen, die weissen Turnschuhe wie hier suggeriert, oder die Hautfarbe? Es ist sehr einfach und vielleicht auch befriedigend den Moralapostel zu spielen, Probleme löst man so aber nicht.

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Klar in einer rassistischen Gesellschaft wird auch eine rassistische Polizei erwartet. Oder eben in GOP Rethorik anti-rassistisch ist anti-weiss..

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Und noch ein Nachtrag zu dem, was Sie – vermutlich ohne Absicht – unglücklich formuliert haben:

Ich finde es peinlich und ziemlich respektlos, wenn man unsere Vorurteile als Gesellschaft nicht auch der Polizei zugesteht.

Wenn ich Sie richtig verstehe, finden Sie es unfair, wenn rassistische Vorurteile bei der Polizei kritisiert werden, weil diese ja auch in anderen Bereichen der Gesellschaft zu finden seien.
Nun, Polizist:innen sind ja eben nicht wie alle anderen in unserer Gesellschaft, sondern haben das Gewaltmonopol, tragen Waffen und setzen diese auch ein. Mit besonderer Macht kommt besondere Verantwortung. Deshalb müssen sich Polizist:innen eben auch mit anderen Ellen messen lassen als der Rest der Gesellschaft.
Viele Grüsse

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Guten Tag Herr S.,
Ich melde mich hier auch mal noch zu Wort. Mir scheint, dass hier ein paar Dinge durcheinander geraten sind.
Sie schreiben, die Funksprüche gäben keine Hinweise darauf, dass die juristische Verteidigungslinie der Polizei (legitime Notwehr) falsch sei. Das mag so sein, allerdings wird das auch nirgends im Artikel behauptet.
Die Funksprüche belegen aber, dass die Behauptung der Polizei, die Hautfarbe habe keine Rolle gespielt, sie sei ihnen also quasi gar nie aufgefallen bis es die Medien aufgebracht hätten – dass diese Behauptung falsch ist. Natürlich war ihnen die Hautfarbe bewusst, als sie den Mann sahen. Das würden die Polizisten vielleicht selber nicht sofort zugeben, der Kommandant sagt deshalb voller Überzeugung auch: Die Hautfarbe sei egal gewesen. Fakt aber ist: Es war die einzige Information, die die Polizisten an die Notrufzentrale weitergaben, als das Opfer schwer verletzt am Boden lag.
Ich frage also: Hätten die Polizisten anders gehandelt (beim Ankommen am Bahnhof, beim Handling der Situation vor Ort, nach der Schussabgabe), wenn Roger Nzoy WEISS gewesen wäre?
Der Anwalt der Angehörigen formulierte es in einem Interview so: «Ganz ehrlich, ich glaube, Roger wurde nicht getötet, weil er Schwarz war. Aber er ist vermutlich tot, weil er nicht weiss war.»

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Ihr Beitrag folgt einem Stereotyp der Rassismus Verdrängung. Zuerst die einleitende Bemerkung, dass wohl sicherlich Rassismus im Spiel war, dann das Votum, dass es peinlich sei die Polizei für etwas zu beschuldigen, was in der Gesellschaft breit etabliert sei, und dann der Angriff, dass die Darstellung in dem Artikel ohnehin tendenziös sei.

Ermüdend…!

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Herr M., in der "schönen Schweiz" kommt es immer wieder zu "legitimierten Tötungen" seitens der staatlichen Gewalt. Und solche "legitimierten Tötungen" sollten durchaus kritisch betrachtet werden. Der Ausgang 4:1 mit einer toten Person ist fatal. Der Bahnarbeiter 1:1 hat mehr erreicht. Mich erinnert das ganze Szenario sehr an Niklaus' Meienberg "Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S."

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Sie haben absolut Recht Herr S. Mir scheint, da wird aus relativ harmlosen Funksprüchen etwas Abenteuerliches konstruiert. Dass in einer solchen Ausnahmesituation nicht alles nach Dienstplan läuft scheint mir nachvollziehbar. Aber im Nachhinein in der Schreibstube kann man sich so manches zusammenreimen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Tendenziöse Darstellungen ihrer Arbeit sind nicht besonders hilfreich, genau solche tragische Konfrontationen zu vermeiden. Das wäre ein anderer Denkansatz, weshalb Roger Nzoy mit einem Messer auf die Polizei und nicht auf den Bahnarbeiter losgerannt ist.

Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass Carlos Hanimanns Darstellung nicht nur «tendenziös» sei, sondern auch, dass anti-rassistisch aufklärende Darstellungen wie Carlos Hanimanns ein Grund gewesen wären, «weshalb Roger Nzoy mit einem Messer auf die Polizei und nicht auf den Bahnarbeiter losgerannt ist»? Are you serious?

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Es ist ein erschütterndes Ende eines psychisch kranken Menschen. Vieles spricht dafür, dass auch hier rassistische Vorurteile eine Rolle gespielt haben. Ich masse mir nicht an zu beurteilen, ob die Situation eine Schussabgabe gerechtfertigt hat. Das wird Aufgabe des Gerichtes sein. Was ich aber aus menschlicher und medizinischer Sicht völlig inakzeptabel finde, ist das Verhalten der Polizisten nach den Schussabgaben, als das Opfer offensichtlich wehrlos und schwer verletzt am Boden lag. Ich entnehme aus dem Bericht, dass bis zum Eintreffen der Ambulanz keine lebensrettenden Sofortmassnahmen eingeleitet wurden, auch wenn anzunehmen ist, dass solche Massnahmen leider kaum etwas am Verlauf geändert hätten. Unterlassene Hilfeleistung ist ein Vergehen, das, soweit ich informiert bin, strafrechtlich verfolgt werden muss.

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Mitglied einer Blaulichtorganisation
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Nach dem Lesen des Artikels scheint es offensichtlich zu sein, dass Rassismus im Spiel war, insbesondere bei den vielen, unnötigen und wiederkehrenden Kontrollen. Das der in der Polizei weit verbreitet ist, ist wohl kein Geheimnis.
Mir ist aber nicht ganz klar, warum das jetzt konkret die Schuld des schiessenden Polizisten sein soll. Wer einmal erlebt hat, welche Gefahr von psychisch kranken Menschen – insbesondere mit einer Waffe – ausgeht, würde die Schussabgabe nicht so leicht verurteilen. Und das man vom Feind zum angeschossenen Opfer ein paar Minuten braucht, ist wohl einfach nur menschlich.
Genau für solche Momente wäre der Taser eine unglaublich gute Hilfe.
Solche Situationen und Schilderungen machen mich ratlos; die Gewaltbereitschaft ist gegenüber PoC höher, aber kein Polizist schiesst leichtfertig im Einsatz. Sondern einfach nur, weil jeder wieder nach Hause kommen soll von seiner Schicht.

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So wie ich den Artikel verstehe, wird weniger die Schussabgabe kritisiert, als die Tatsache, dass man den Mann ohne ihm zu helfen auf dem Perron hat verbluten lassen. DAS ist unmenschlich.

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Mitglied einer Blaulichtorganisation
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Ja und nein. So locker am Schreibtisch würde ich es ebenfalls sofort als Unmenschlichkeit taxieren.

Aber: Ich habe selber im Beruf schon mehrfach Aggressionen gegen meine Uniform erlebt, das wühlt einem unglaublich auf. Ich hatte alle möglichen Ideen, was ich diesem Patienten wünsche, obwohl mir klar war, dass eine psychische Krankheit und sehr schlechte Erfahrungen für sein Verhalten verantwortlich ist.
Wenn man dann noch Todesangst verspürt (und das hatten die Polizisten mit Sicherheit) wird man zum egoistischen Tier. Das ist menschlich und normaler Überlebensinstinkt, den man sich nur schwer abtrainieren kann. Die Polizei hat gleich die Ambulanz angefordert. Das mag selbstverständlich klingen, zeigt aber bereits ein umdenken.

Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass der beschriebene Fall richtig abgelaufen ist. Aber auf der Polizei oder gar dem einzelnen Polizisten herumzuhacken scheint mir dann doch etwas gar einfach. Ich bin im Einsatz froh um eine Polizei, die ihren Schutzauftrag ernst nimmt und mir ermöglicht gesund nach Hause zu kommen.

Im Gegensatz zum Bahnarbeiter wurde die Polizei von Beginn an als Feind angeschaut (was auch verständlich ist anhand der Vorgeschichte). Und das Messer war dabei, woher oder warum auch immer.

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Ja, das war ein furchtbarer Fehler. Aber ich gehe davon aus, dass die Polizisten das nicht absichtlich getan haben. Warum sollten sie auch?Beim ersten Funkspruch an die Zentrale wurde offensichtlich gesagt, dass er am Boden liegt und bei Bewusstsein ist. Vielleicht haben die Polizisten es dann gar nicht mitbekommen, als er das Bewusstsein verloren hat. Sie waren ja offensichtlich und nachvollziehbar sehr nervös, um nicht zu sagen vermutlich unter Schock. Natürlich würde ich erwarten, dass sie eine professionelle Ausbildung in erster Hilfe haben und regelmässig den Bewusstseinszustand zu kontrollieren. Zumal sie ja wussten, dass er Schussverletzungen hat. Es war also fahrlässig bzw. vermutlich grob fahrlässiges Verhalten. Ich habe aber keinen Grund anzunehmen, dass sie das absichtlich gemacht hätten.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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«Die Hautfarbe ist egal» – «C’est un homme de couleur» – «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass die Hautfarbe keine Rolle spielte.»

Da auch in diesem Fall als Selbst-Schutz «Farbenblindheit» behauptet wird – «Alle sind gleich! Wir alle sind Menschen! Wir unterscheiden nicht nach Hautfarben!» – und in der Diskussion hier leider wieder auch der Gegenvorwurf der «umgekehrten Diskriminierung» ertönt – tendenziöse Darstellungen der Polizeiarbeit wären ein Grund gewesen, «weshalb Roger Nzoy mit einem Messer auf die Polizei und nicht auf den Bahnarbeiter losgerannt ist» – nur so viel:

Bonilla-Silva und Forman [heben] hervor, dass weiße Studierende institutionellen Rassismus selten wahrnähmen und daher positive Diskriminierung (Affirmative Action) zu Unrecht als unfair und als umgekehrte Diskriminierung ansähen:
«Farbenblinder Rassismus erlaubt es Weißen, nichtrassistisch zu erscheinen (‹Ich glaube an die Gleichheit›), ihren privilegierten Status zu erhalten (‹Diskriminierung endete in den Sechzigern!›), Schwarzen die Schuld für ihren niedrigeren Status zu geben (‹Wenn ihr nur hart genug arbeitet!›) und jeden institutionellen Ansatz – wie affirmative Maßnahmen – zu kritisieren, der Ungleichheit zwischen ethnischen Gruppen verringern soll (‹Umgekehrte Diskriminierung!›).»

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Danke Michel Rebosura für die wie immer klugen Antworten und Ergänzungen, die jede Diskussion besser machen.
viele Grüsse

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Ein Mann stürmt mit einem 23cm langen Fleischermesser auf Polizisten zu. Natürlich war er psychisch krank, natürlich hätte er Hilfe gebraucht, trotzdem ist er hier ganz klar Täter. Was wenn er jemanden getötet hätte? Dann würde man sich darüber aufregen, wenn im Blick stünde: "Schwarzer Mann tötet Passantin". Das fördert Rassismus würde man rufen. Was spielt die Hautfarbe für eine Rolle würde man rufen. Diese schwarz=Opfer, Polizei=Täter Mentalität scheint mir angesichts dieses Falls fragwürdig.

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Fragwürdig ist für mich in diesem Fall, wieso es 4 Polizist*innen nicht fertig bringen, einen Mann zu stoppen, ohne ihn dabei zu töten. Ich habe in einer Psychiatrie gearbeitet und da konnten Pflegende auch zu zweit oder zu dritt psychotische Menschen beruhigen - ohne Waffen und ohne diese Menschen dabei zu töten. Auch bezeichnest du hier eine Person als Täter, die keine Tat begangen hat.

Edit: Mein letzter Satz war unglücklich formuliert. Natürlich ist es eine Straftat, mit gezücktem Messer auf Menschen loszugehen. Dennoch rechtfertigt dies nicht, dass 4 Menschen als Einzige Lösung sehen, den Mann umzubringen.

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Auf einen Polizisten mit einem Fleischermesser loszustürmen würdest du nicht als Straftat bezeichnen? Interessante Rechtsauffassung. Auch 100 Polizisten können einen mit einem Messer bewaffneten Täter nicht stoppen ohne selbst ihr Leben in höchste Gefahr zu bringen.

Edit: typo

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Der Artikel beschreibt aus meiner Sicht die Problematik recht zutreffend, dass Rassissmus nur erkannt werden kann, wenn dessen Möglichkeit überhaupt eingeräumt wird. In unserer Schlagwort-getriebenen Medienlandschaft verstehe ich jedoch auch gut, dass ein Polizeikommandant sich hütet, in einem öffentlichen Interview diese Möglichkeit einzuräumen. Das würde dann in 20min etc. gleich als Schlagzeile verwendet im Sinne von "Polizeikommandant gibt Rassissmus zu".
Was mir in ihrem Artikel fehlt, ist eine Auskunft darüber, ob der Mann nun tatsächlich mit einem Messer auf die Beamten losstürmte oder nicht. Sie haben offensichtlich ein Video des Ablaufs gesehen. Ist das Messer darauf zu sehen? Für die Beurteilung scheint mir das die zentrale Frage zu sein. Denn persönlich glaube ich, dass ich auch als blonder Weisser nicht mit gezücktem Messer auf einen Polizisten losstürmen sollte.

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Aber empirische Daten zum sogenannten racial bias in Polizei­korps sind rar.

Ja, sonst müsste man die Daten auch noch leugnen.

Ich wäre auch gar nicht sicher ob Polizeigewalt gerade gegen Schwarze so selten sind in der Schweiz. Das sind etwas zuviele Fälle in den letzten Jahren auf einen kleinen Anteil der Bevölkerung.

ihr Bruder sei sein ganzes Leben lang mit stereotypen Vorstellungen der Polizei konfrontiert gewesen

Aus Studien/Daten in den USA weiss man auch was das mit Menschen macht.. Und hier sehen wir die gleichen Folgen auch in anderen bekannten Fällen.

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