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Mein Intellekt reicht bei weitem nicht aus um das alles zu verstehen. Aber ich erinnere mich, einmal Folgendes gelesen zu haben. Als die Tulpenzwiebel-Spekulationsblase platzte, seien die Spekulanten zur Regierung gerannt mit der Forderung, jetzt müsse der Staat helfen, sonst sei das Land pleite. Die Niederländische Regierung zog sich zur Beratung zurück und verlas dann folgende Regierungserklärung. " Die Spekulation mit Tulpenzwiebeln ist in einer Art Fieber zustande gekommen, bei Spielsucht ist aber nicht der Staat zuständig, sonder der Arzt." So eine Erklärung hätte ich mir bei der Finanzkrise auch gewünscht.

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Mich laust der Affe!
Nun fühle ich mich endgültig von vorgestern; klopfe mir aber auf die Schulter, dass ich bis zum Schluss durchgehalten - und mich erst noch zu diesem Kommentar durchgerungen habe.
Die beiden Artikel wecken bei mir aber gleich den Putzinstinkt: etwas Handfestes tun, und wenn es nur der Werterhaltung dient.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Wunderbar! Seit Jahrzehnten nicht mehr gehört. Ihr Kommentar lohnt das Durchhalten. Muss sich Breughel der Jüngere auch gedacht haben.
Sein Bild jedenfalls ist vergnüglich.
Und ich weiss nur eins: Ich liebe Postkarten!
Und meine Hunde.
Und ab sofort inklusive der dazugehörigen Zecken.

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Moment, die Wiederverkaufsgebühren kommen nicht dem Künstler zu Gute, sondern denjenigen, der das NFT erstellt hat und auch nur dann, wenn über den Marktplatz verkauft wird.

Ich kann das Token also einerseits an den Gebühren vorbei verkaufen und andererseits ist es fast nie der Künstler selber (falls es überhaupt einen gibt!) der profitieren würde.

Zumal ja viele der NFTs eh nur automatisch generierte Bilder sind, aus beliebig austauschbaren Teilen. Die Künstler, die diese Teile erstellt haben, sind normalerweise auch von den NFT Gewinnen ausgeschlossen.

Und natürlich sind auch die meisten (~80%) der NFTs eh gestohlene Kunst, die nicht vom Künstler oder zumindest einem Kunden des Künstlers hochgeladen wurde.

Ist also, wie immer, nochmal eine Stufe blöder als es auf den ersten Blick scheint.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Allein die Erzählung der Tulpenzwiebel-Spekulation ist spannend. Sie mit den Dynamiken der NFTs parallel zu führen, hat mir geholfen besser zu verstehen, worum es dabei geht. Den Reflektionen über Kunst an und für sich konnte ich nicht immer folgen, doch das liegt an mir :-) - Danke für diesen interessanten Zweiteiler.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vielen Dank für den zweiten Teil dieses 40-minütigen Lang-Essays, der uns in einer tour de force durch die manische Welt der Tulpen, Kunstwerke und NFT's führt – wo selbst das Sinnloseste Sinn erhält. Wenn man etwas kritisieren wollte, so nur, dass die Parallelen zwar zwischen NFT- und Tulpenmarkt en detail gezogen worden sind, aber nicht so sehr mit dem Kunstmarkt als solchem.

Einer der zentralen Sätze war:

Die Kunst wird im positiven Sinne paradox: Ihr «Spezifisches ist ihr Nicht-Spezifisches, ihr Sinn wurzelt im Sinnlosen».

Und wie Gold im Grunde wertlos ist, sind es auch Kunstwerke. Es zählt weniger der Materialwert oder Gebrauchswert, sondern vor allem der Tauschwert der «nicht ersetzbaren Wertmarke». Daher ist die innere Logik nur konsequent:

«NFT-Kunst wirkt wie die realisierte Utopie einer Entmaterialisierung von Kunst […]. Man könnte sagen: Die Kunst ist verschwunden und hat nur ihre kommerzielle Hülle übrig gelassen.»

Ein frei flottierender symbolischer Wert, der sich nach Evaluation und Spekulation bemisst. Oder wie ich zum ersten Teil bereits schrieb:

Sind doch beide, Kunst und NFT's, Ausdruck des Kapitalismus, der Spekulation und des Luxuskonsums. NFT's sind die technologische und man könnte sagen, abstrakteste und damit reinste Realisierung dessen, was Kunstwerke sind: symbolische Werte.

Bei Kunstwerken wie NFT's geht es um einen rein symbolischen Wert, «symbolisches Kapital», wie Bourdieu sagen würde. Also oft um nicht mehr sozialen Status durch Übereinkunft und monetäre Transaktionen.

In der Konversion des symbolischen Kapitals zu sozialem Kapital, also zur Steigerung des Wertes, «Würde», Reputation, «Ehre», Status kann man als Gebrauchswert, kann man letztlich den Gebrauchswert sehen.

Etwas naiv, wenn man so sagen darf, wirkt deshalb am Ende die Hoffnung auf die Beseelung des Golems.

Stattdessen muss auf die Hoffnung gesetzt werden, dass NFTs zu einer Art Zertifizierung und Symbolisierung gesellschaftlicher Initiative werden, die zwischen Individuum und Gemeinschaft im Sinne von Transparenz und Gerechtigkeit vermittelt – und zu einem Ort für künstlerische Ideen, die genau dieser Vision ästhetisch auf den Zahn fühlen.

Doch die Hoffnung, dass der spellbounded (dt. verzauberter, gebannter) Markt durch ein soulbounded ersetzt und besser wird, gleicht der Hoffnung, dass Social Media durch Social Credit Systeme besser wird, oder dass die Kunstwelt ohne Geld, sondern allein durch engagierte Künstler:innen, Kurator:innen und Kritiker:innen existieren könnte. Denn:

Auch der Kunstmarkt wird bestimmt durch eine Plutokratie, mitsamt ihrer Organisationen, Institutionen und Akteuren. Manche – man könnte manch Künstler:in, Kurator:in und Kritiker:in darunter zählen – sind z. T. vielleicht noch soulbound dabei, steigern jedoch meist «unter Wert» den Wert der Werke, welche dann von den Plutokraten abgeschöpft wird.

*pessimism off*

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Mystifizierend, ja fetischisierend erscheint mir der Ausdruck «Goldstandard musealer Weihen». Und die Beschreibung der Kunst als das Unentschiedene, Potenzielle, Ambivalente, Unbestimmte. Letztlich im Grunde Unmessbare. Doch wie kommen dann die Preise zustande?

Die Preise bilden sich im Zusammen­spiel von Reputation, Rarität und Spekulation.

Und wie kommt die Reputation zustande?

Die Reputation wird meistens – nicht immer – dadurch verbürgt, dass Künstler beziehungs­weise zu erstehende Werke Teile bedeutender Museums­sammlungen waren oder sind.

Aber wie werden Kunstwerke Teil «bedeutender Museums­sammlungen»? Dadurch dass sie eine hohe Reputation haben (oder darauf spekuliert wird)? Und wie werden Museumssammlungen «bedeutend»? Indem sie Werke mit hoher Reputation haben? Hier beisst sich die Katze offensichtlich in den Schwanz.

Trotz angeblicher mystischer Unmessbarkeit wurde Kunst immer schon gemessen. Mittels Intuition, Exegese und Kritik durch «Hohepriester:innen» sowie Evaluation, Messungen und Ranglisten, die nicht nur Kunstmarktanalysen berücksichtigen, die sich auf Preise beziehen, sondern auf das kulturelle Ansehen, also die Reputation. Doch erscheint Letzteres nicht «vermessen» (und warum nicht Ersteres)? Ein Affront gegenüber dem guten, scheinbar subjektiven Geschmack?

Doch Kunst wurde schon vor 300 Jahren anhand standardisierter Metriken gemessen (vgl. Dr. Paul Buckermann (2020): Die Vermessung der Kunstwelt. Quantifizierende Beobachtungen und plurale Ordnungen der Kunst). So veröffentlichte der französische Kritiker Roger de Piles um 1708 seinen Kriterienraster Balance de peintre, der die Qualität der Werke mit Punkten quantifizierte. Heute übernehmen Rankings wie der Kunstkompass des Wirtschaftsmagazins[sic!] «Capital» diese Funktion – angeblich mit einen «Höchstmass an Objektivität».

Doch wie alle soziale Praktiken beschreiben sie nicht nur eine Wirklichkeit, sondern verändern diese auch, ja sie konstruieren eine. Obwohl kein Zwang vorhanden ist, orientiert man sich an ihnen, weil man erwartet, dass sich andere auch an ihnen orientieren. Effekte wie die Self-fulfilling Prophecy (Wenn hinreichend viele spekulativ eine Wertsteigerung prognostizieren, dann wird diese eintreten) oder der Matthäus-Effekt («Wer hat, dem wird gegeben») sind die Folge.

Also zurück zum subjektivem Geschmack? Doch auch hier zeigte Pierre Bourdieu in «Die feinen Unterschiede» auf, dass dieser durch soziale Differenzen wie Klasse, Geschlecht, Bildung usw. geprägt worden ist.

Die Aufhebung des Goldstandards und agnostische Entweihung «musealer Weihen» muss aber kein indifferenter Relativismus oder Nihilismus zur Folge haben, sondern kann die (Institutionen-)Kritik vertiefen, welche die Interessen anderer, aber auch von einem selbst (selbst-)aufklärend entlarvt.

Weder Sprüche von Hohepriester:innen oder des subjektiven Geschmacks noch museale Weihen oder «objektive» Rankings sind also gott- oder naturgegeben. Was herrscht ist ein Kampf aller gegen alle um Deutungshoheit. Und diese entscheidet darüber, wer wo ausgestellt wird und was wir als geschmack- und kunstvoll empfinden.

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Trotzdem danke für den erhellend Artikel.

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Gut erwähnen Sie Tino Sehgal. Für mich ein Künstler, der die Entmaterialisierung der Kunst ohne jeden Anflug von Zynismus betreibt.

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annakatharina lobsiger sørensen
Freischaffende Künstlerin in Frankreich
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Vielen Dank für diesen interessanten, erhellenden und unterhaltsamen Artikel

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