Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Die beiden ersten Teile, die ich in der "Republik" bisher lesen konnte, entsprechen zu 100% der Einschätzung, die ich in 4-jähriger Freiwilligenarbeit mit eritreischen Asylbewerbern (und vielen Hintergrundrecherchen für Beschwerdeverfahren) gemacht habe. Und dies leider sowohl was die Situation in Eritrea anbelangt, wie insbesondere auch bez. des VerhaltenS. U.nserer Behörden und des Bundesverwaltungsgerichts. Ich schäme mich für mein Land! Eine ganz ausgezeichnet recherchierte Reportage!

27
/
1
Chefredaktion
·
· editiert

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung, Herr S. Manchmal bestätigen Recherchen die eigenen Erfahrungen und Sichten, manchmal irritieren sie, weil die Eigensicht und die Fremdsicht nicht deckungsgleich sind. In Ihrem Fall ist offenbar ersteres der Fall. Guten Feiertag.

2
/
1
sirius
·

danke für diese wertvolle erklärung!

0
/
1
Informatik-Ingenieur und Ökonom
·

Was wäre denn eine Strategie, die aufgeht?

7
/
4
ungarische Schweizerin
·
· editiert

Die Eritreer integrieren, so, wie man weitgehend erfolgreiche frühere Flüchtlingsgruppen wie Ungarn, Tschechoslowaken oder Tibeter auch integriert hat. Natürlich sind die Voraussetzungen nicht eins zu eins vergleichbar (Bildungsniveau und zum Teil sogar schon Deutschkenntnisse waren bei den Osteuropäern einiges höher, und der Arbeitsmarkt bot damals mehr Platz auch für Geringqualifizierte mit – anfangs – geringen Landessprachkenntnissen). Und klar braucht Integration auch den Effort der zu Integrierenden selber. Aber heute müssen Asylsuchende und erst recht Abgewiesene erst einmal jahrelang in einem eigentlichen "Anti-Integrations"-Status verharren, mit Arbeitsverboten, ohne Zugang zu Sprachkursen oder Qualifikationsmöglichkeiten, ja erfolgreiche eritreische Lehrlinge wurden verschiedentlich zum Lehrabbruch gezwungen. Da ist es dann auch kein Wunder, wenn etliche nicht gut integriert sind. Wir sollten akzeptieren, dass diese Leute hier sind und wohl bleiben, und entsprechend dazu beitragen, dass ihre Zukunft hier für sie und den Rest der Gesellschaft besser verläuft. Eine Asylpolitik, die darauf setzt, möglichst viele abzuweisen, rauszuekeln und selbst denen mit Bleiberecht einen möglichst prekären Status zu geben, "damit man sie später vielleicht doch noch zurückschicken kann", ist gescheitert. Bei den aus den Ostblockstaaten Geflüchteten hat hingegen noch kaum jemand nach dem Mauerfall gedacht, jetzt könne man die doch alle zurückschicken (wobei durchaus einige freiwillig zurückkehrten). Man hat sie eben von Anfang an als Bleibende behandelt, mit Erfolg.

12
/
1

Man müsste die Leute nur foltern und drohen ihre Angehörigen in Eritrea beim Regime anzuschwärzen. Oder man könnte jeden Tag ein paar von ihnen hinrichten.
Das wären Massnahmen, welche die Menschen zur freiwilligen Ausreise bewegen würden, da bin ich ganz sicher. Man könnte eine Volksinitiative starten, welche dieses Vorgehen für Eritreer in der Verfassung festschreibt, wahrscheinlich würde sie zustande kommen und knapp abgelehnt...
Im Ernst. So schlecht behandeln, dass die Menschen freiwillig nach Eritrea gehen, kann nur einem fantasielosen, dummen Geist entspringen, der in der hiesigen Bünzliblase gefangen ist.
Warum versuchen wir nicht, diese Menschen hier auszubilden, und zwar nicht um sie auf Teufel komm raus hier zu integrieren, sondern um sie dereinst zu befähigen ihr Land wieder aufzubauen. Ewig wird Afewerki und seine Clique nicht am Ruder bleiben. Mit der gegenwärtigen Strategie werden wir erreichen, dass beim Kollaps nur depressive, ungebildete, frustrierte und lebensuntüchtige Personen aus Westeuropa zurückkehren. Sie werden sofort den nächsten Despoten an die Macht lassen und das Spiel geht von vorne los.
Aber längerfristige Strategien sind der bürgerlichen Mehrheit Sache nicht. Sie interessieren sich vor allem für die nächsten Quartalszahlen, weil davon ihre Boni abhängen...

26
/
2

Wie bekannt erwarten einige Staaten von den nach Europa geflüchteten Menschen Abgaben an den Herkunfts Staat. Einige Länder haben offensichtlich dafür sogar Geld-Eintreiber in Europa. Bei einzelnen Staaten ist dieses Geld bereits nicht unwesentlicher Anteil der Einnahmen in den Staatshaushalt. Was besagt; Staaten sind aus verschiedenen Gründen auch daran interessiert, dass Landsleute von Ihnen in Europa bleiben. Sobald in Europa Stimmen laut werden, jetzt sei ein Asylgesuch nicht mehr aus Gründen der persönlichen Sicherheit sondern aus wirtschaftlichen Gründen eingereicht, wird (nicht nur bei uns wie beschrieben) auch in diesen Herkunfts-Staaten die Schraube angezogen. Als sicheres Herkunftsland gelten ist nicht das was diese Staaten wollen. Also braucht's Presse-Mitteilungen welche die Einstufung als sicheres Herkunftsland eindrücklich widerlegen. Herr T., wenn Sie von grossartiger Strategie schreiben. Welche meinen Sie?

2
/
7

Diesen Tendenzen kann man nur mit rechtsstaatlichen Mitteln entgegentreten. So wurde das bei der italienischen Mafia gemacht und auch bei den Tamil Tigers. Natürlich kann man nicht erwarten, dass das zu 100% funktioniert, aber das muss es auch nicht. Die Leute müssen nur wissen und glauben, dass die Justiz das Problem ernst nimmt und angeht. Der Rest ergibt sich von selber.
Was sie hier von sich geben ist nutzloser Fatalismus. Sie sind bereit rechtmässige Flüchtlinge, deren Partner, Eltern und Kinder zu opfern, damit wir uns nicht mit so lästigen Problemen herumzuschlagen brauchen.
Aber auch wenn man das hier in der rechtspopulistischen Filterblase nicht wahrnehmen kann, die Zahl der Unrechtsstaaten ist weltweit am abnehmen, selbst wenn neuerdings Länder wie Polen oder Italien drohen dieser Minderheit zuzufallen.
Helfen wir doch, dass Eritrea dereinst von seinem Joch befreit werden kann, indem wir seinen geflüchteten Bürgern ein wenig Bildung und Zuversicht zukommen lassen, statt sie mit sadistisch anmutenden psychologischen Spielchen in die Depression zu treiben.
Weil es denen dreckig geht, geht es keinem Schweizer auch nur ein bisschen besser, auch wenn die SVP Zürich das mit viel Geld versucht in unsere Köpfe zu Hämmern

15
/
1
Soziologiestudent
·
· editiert

Danke für diese wirklich sehr gut recherchierte Reportage. Die Schilderungen von der Schweizer Zermürbungsstrategie haben mich tief getroffen. Ich selbst hab diese unmenschlichen Zustände von abgewiesenen Asylsuchenden in einem Zivildiensteinsatz miterlebt. Sieht man die Menschen dahinter, die oft in meinem Alter sind, und voller Verzweiflung eigentlich schon mit „dem Leben“ abgeschlossen haben, kann man eigentlich nur von psychischer Folter sprechen. Psychische Folter, die systemisch gewollt ist und mit den Zermürbungsstrategien - in den jeweiligen kantonalen Richtlinien schön nachzulesen - ausgeführt wird. Dieser Erfahrung des täglichen Kontrasts von meinem privilegierten Privatleben und den elendigen Zuständen im Heim machen mich bis heute zutiefst traurig und wütend.
Der Artikel greift die wichtigsten Punkte der Zermürbungsstrategie auf und zeigt auch, dass das Ziel der Behörden damit nicht erreicht wird. Einen Aspekt aus eigener Erfahrungen möchte ich gerne hinzufügen: die zum Teil rassistische Art, wie die Heimarbeiter*innen mit den abgewiesenen Asylsuchenden umgehen. Dabei möchte ich bestimmt nicht alle ArbeiterInnen in einen Topf werfen. Dennoch ist mir diese Art bei erstaunlich vielen Mitarbeitenden damals aufgefallen und es wäre wohl naives Wunschdenken, diese Beobachtungen als Einzelphänomene abzutun.
Die Weltanschauungen und Bildung einiger Mitarbeitenden war erschreckend für mich. Äusserungen wie „die Eritreer sind halt faul“, „die werden eh alle vom Staat geschickt“ oder „wenn es ihnen nicht passt, sollen sie gehen, ist besser für uns alle“ waren keine Seltenheit. Viel häufiger war der Rassismus aber viel subtiler. Auf Anliegen und Sorgen von den abgewiesenen Asylsuchen wurde nicht eingegangen viel mehr wurden sie als lästig empfunden und zurückgewiesen. Die Rechtfertigung ist immer die gleiche: sie sind Illegal hier und Ziel ist, dass sie das Land verlassen. Der Mensch dahinter wird so leider vergessen.

Ich habe mich oft gefragt, weshalb nicht für diesen Bereich gebildete Menschen, in solch einem heiklen Arbeitsumfeld überhaupt arbeiten dürfen. Und wieso Menschen mit problematischen Weltbildern hier arbeiten können?
Meine Antwort darauf ist, dass reflektierende Personen, mit einem gewissen Grad Bildung und Kontextwissen wohl diese Zustände, die sie erleben und die Richtlinien, die sie ausführen müssen, selbst nicht lange aushalten könnten.

9
/
1
· editiert

Ein Argument in der politischen Diskussion war das Phänomen von besuchsbedingten Heimreisen nach Eritrea. Weiss man hier genaueres? Möglich wären Regimefreunde früherer Ausreisewellen und solche, welche die Heimatsteuer zahlen. Letztere könnten auch aktuelle Schutzsuchende sein. Wie lassen sich in dieser Situation echte Flüchtlinge von ebenso berechtigten Arbeitsmigranten und den Regimefreunden darunter differenzieren?
Eine vertiefte Recherche dazu wäre spannend und nützlich im Sinne der Schutzsuchenden.

5
/
0
Verlegerin
·

Vielen Dank für Ihre Dokumentierung der Fakten über Menschen aus Eritrea. Schon als Bundesparlamentarier/-innen von ihrer Reise nach Eritrea 2016 berichteten, dass das, was sie gesehen hatten, in Ordnung sei, mussten sie einräumen, sie hätten aber nicht überallhin Zugang erhalten. Jetzt lese ich Ihre Recherche - übrigens auch zu den Nothilfezentren Schweiz - und mir fehlen noch die angemessenen Worte für unsere Leistung.

20
/
1
· editiert

Grossartige Strategie!
Und sie wird in dieser Form seit der Ankunft von Rechtspopulisten und Neoliberalismus in den 90ern mehr und mehr in der ganzen Schweiz angewandt.

Als Asylsuchender wird man aktiv herausgeekelt oder es wird zumindest mit unwürdigen Standards, unerträglicher Unsicherheit, Überwachung, Tortur oder Bürokratie versucht und genauso sieht es letztendlich auch bei anderen Sozialwerken wie der IV oder besonders der Sozialhilfe aus, auch wenn dort eher mit psychischem Druck, unsicherheit und unterschwelligen Drohungen gearbeitet wird.

Letztendlich ist das ganze System darauf ausgelegt Unliebsame (also Arme) mit aktiver Verletzung von deren Rechten, Wegngnahme der bisherigen Lebensgrundlage und Drohung irgendwohin abzuschieben, hauptsache sie kosten nichts mehr...

Das man damit langfristig nur die Gesellschaft und die Grundlage allen sozialen Zusammenhalt in der zivilisierten Welt zerstört ist diesen Erbsenzählern egal. Damit nichts zu erreichen weil man es nur noch unwahrscheinlichlicher macht, dass diese Menschen jemals ihre Talente zugunsten der Gesammtheit nutzen können zu hoch und zu unbezifferbar.

Thatcher hat eins gesagt es gäbe keine Gesellschaft. Das noch nie ein grösserer Blödsinn verzapft wurde, weil es biologisch nur eines, und zwar den Menschen als Einzelkämpfer nicht gibt und nie gab und es auch keinen allwissenden Markt geben kann, weil kein Mensch logisch handelt, ist diesem System und denen die davon geformt wurden egal.

Wäre es nicht an der Zeit ein System einzuführen, dass sich nicht einfach nur angeblich unabänderlich schlimmen Zuständen fügt, sondern auf die Natur des Menschen eingeht?
Entscheiden sie...

7
/
1
· editiert

Als Förderer von Attac, PublicEye, MsF und diversen Aufbauprojekten in Afrika möchte ich neben dem Asylrecht für Schutzsuchende auch das moralische Recht der Arbeitsmigranten des globalen Südens in die entwickelten Länder und insbesondere in die Schweiz als traditionelle Hochburg von Diktatoren- und Korruptionsgeldern einfordern. Andererseits sorge ich mich, wenn sich die Lehrer einer mitfinanzierten Schule im Südsudan nach Arbeitsmöglichkeiten in der CH erkundigen. Auch bezweifle ich, dass sich die global viel grössere Migrationsproblematik nachhaltig mit den Instrumenten des Asyl- und humanitären Bleiberechts lösen lässt, Die Strategie im moralischen Dilemma müsste daher zweigleisig sein: Lokal Menschenrechte verteidigen und glz die globalen Missstände bekämpfen, konkret die eigentlichen Pull-Faktoren wie unfaire Handelsverträge oder das Schweizer Banken- und Anwaltssystem. Also politisch werden und Organisationen wie Attac, PublicEye etc konkret unterstützen!

9
/
0