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Vielleicht ist es nützlicher anstelle des kontroversen Austausches von Positionen einmal etwas Ordnung in die Begriffe zu bringen. Und da gibt es doch grundlegende Unsauberkeiten, die den Blick auf die Sache versperren:

  1. Biologisch gesehen ist der Mensch ein Tier. Er unterscheidet sich von einem Schimpansen - biologisch - nicht stärker als eine Maus von einem Elefanten.

  2. Alle Versuche, den Menschen dem Tier gegenüberzustellen, beruhen entweder auf dem Unterschied einer Tierart zur anderen oder der auf der Naturebene (Biologie) und der Moralebene (z. B. der Unterscheidung von Gut und Böse). Die ganze Diskussion betrifft faktisch nur den 2. Fall. Für den ersten gilt 'fressen und gefressen werden' wie zwischen Tieren üblich.

  3. Niemand kann 'aus der Sicht der Tiere' sprechen. Die gibt es nicht. Es gibt nur die Sicht des Menschen, der sich vorstellt, wie er die Sache anstelle des Tieres sehen würde. Das ist aber ein ganz fundamentaler Unterschied, der die Andersheit des Tieres gerade verleugnet. Das muss in der Diskussion nicht zu einer 'falschen' Position führen, aber diese Grundbedingung muss uns klar sein.

  4. Die 'Sicht des Tieres' beruht meist auf dem Bild eines 'höheren Wirbeltieres', also z. B einer Ziege, eines Affen etc. Kaum jemand denkt an einen Regenwurm oder gar ein Bakterium. Aufgeklärtere Positionen gehen implizit oder explizit von biologischen Fakten aus, also z. B. Organen, die auf Schmerzempfinden schliessen lassen etc.

  5. Einigermassen unabhängig von Annahmen unter 4. haben aber auch für den Laien sichtbar Tiere (z. B. Fliegen oder Würmer) durchaus ein Fluchtverhalten, das für uns Schmerzempfindlichkeit suggeriert. Nach biologischen Kriterien u. U. einfach eine antropomorphe Interpretation.

All dies lässt sich so zusammenfassen: Wenn wir vom Leiden der Tiere sprechen, so handelt es sich immer um eine Analogie zwischen Tier und Mensch. Das macht eine Aussage nicht falsch, aber wenn wir uns bewusst sind, dass dem so ist, dann schafft das rationale Distanz, die es uns erlaubt, im Einzelfall zu entscheiden, was wir für richtig halten. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich aus Versehen einen Wurm tot trete oder eine Stechmücke auf meinem Arm totschlage, aber ich muss vielleicht darauf verzichten, Steckmücken mit Insektiziden auszurotten, weil das ganz andere Folgen haben kann als das Erschlagen einer Mücke. Und ich werde - vielleicht - das Töten von Gorillas unter Strafe stellen, weil ich in Ihnen mich selbst erkenne, so seltsam das klingen mag. In jedem Fall aber sollte das das Resultat einer Überlegung sein. Und da gibt es dann vielleicht doch einen Unterschied zwischen einem Bauern, der sein Vieh gut behandelt, und einer Viehzuchtfabrik.

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Johanna Wunderle
Unity in Diversity
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Werter Herr G.,

Sie versuchen „ Ordnung in die Begriffe“ zu bringen und auf Unsauberkeiten hinzuweisen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Gestatten Sie mir daher auch einen Hinweis auf eine Ihrer Aussagen in Punkt 3 : „ Es gibt nur die Sicht des Menschen, der sich vorstellt, wie er die Sache anstelle des Tieres sehen würde.“ Diese Annahme dürfte für viele Menschen nicht stimmen. Die meisten Menschen verfügen über eine genügend gute Wahrnehmung um Tierleid zu erkennen. Um bei den Begriffen zu bleiben erachte ich hier den Begriff Vorstellung als unzutreffend, da es sich um Wahrnehmung handelt. Und um Erkenntnis. Die Kühe auf den Alpweiden werden kaum als gequälte Wesen angesehen werden.
Die rationale Distanz, die Sie erwähnen, könnte ebenso gut missbraucht werden, um das Offensichtliche nicht sehen zu müssen.

Sehen unsere Gesellschaften wirklich so deutlich wo es Regeln geben muss? Es gibt (oder gab) auch mal die Regeln, die nicht explizit im Gesetz verankert sind/waren.

Weiter unten schreiben Sie:“Die Behandlung der Tiere ist eine Frage unserer eigenen Rechtsetzung“. Einverstanden. Ich denke, da wissen wir alle, dass das schiere Einhalten von Gesetze nicht reicht. Wie Sie bemerken: „
Da gibt es dann vielleicht doch einen Unterschied zwischen einem Bauern, der sein Vieh gut behandelt, und einer Viehzuchtfabrik“.
Genauer gesagt: der Bauer anerkennt seine Tiere als Lebewesen, in der Fabrik werden diese auf Ware reduziert. Dies ist für mich der entscheidende Punkt.

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Ich bin verantwortlich für das, was ich geschrieben habe, und Sie für das, was Sie lesen. Ich erkenne in Ihrer Replik nur die Wörter, die in meinem Text vorkommen, aber nicht ihren Sinn.

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ich sehe da einige dinge bezgl. diesen „unsauberkeiten“ anders:

zu 2.: „fressen und gefressen werden“ greift zu kurz - auch unter tierarten bestehen symbiotische verhältnisse und abhängigkeiten…

zu 3.: meines erachtens kann ich auch nicht aus sicht anderer menschen sprechen (unterschiedliche erfahrungen, sozialisierung, gesell. position, sprache/nicht sprechen können, assoziation mit begriffen etc.). folglich stellt sich die frage, wie fundamental der unterschied zu (anderen) tieren ist?
zudem ergibt sich aus dem nicht sprechen aus sicht anderer menschen ja auch nicht, dass ich mich nicht für diese einsetzen kann

zu 4.: im text wird von insekten gesprochen und die komplextität, inwiefern diese schmerzempfinden haben etc. thematisiert (und bemerkt, dass es bezgl. diesen unterschiede gibt)

zu 5.: auch wenn das verhalten von insekten ein schmerzempfinden (fälschlicherweise) suggerieren kann, heisst das ja nicht, dass es sich bei allen anderen tierarten (auch) trugschluss handeln muss? bzw. deshalb können andere tiere ja tatsächlich schmerzempfinden haben…

diese „rationale distanz“ haben die meisten menschen höchstwahrscheinlich auch in bezug auf andere menschen - wenn ich stolpere und aus versehen jemanden anremple, ist einem das vielleicht unrecht, aber es ist nicht „falsch“. (weshalb ist die „analogie von mensch und tier“ dann so entscheidend für die „rationale distanz“?)

und nur wenn ich mich mit einem gegenüber - wie den gorilla - eher identifizieren kann, finde ich es problematisch daraus zu folgern, dass diese art mehr schutz als andere verdient hätte (s. debatten um umgang mit geflüchteten menschen aus der ukraine gegenüber dem umgang mit menschen aus afghanistan -> alle sollten dieselben rechte und denselben schutz erhalten - unabhängig vom ausmass der „identitifikation“)

zuletzt: der effekt von bäuer*innen, welche ihren tieren mehr auslauf gewähren oder ähnliches, scheint für die tiere nur wenig mildernd, wenn sie schlussendlich nach ein paar jahren so oder so getötet werden.
(der einfluss ist am grössten für das menschliche gewissen derer, die tiere essen wollen und derer, die sie halten)

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Funktion(s)los
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zu 2: Ein Missverständnis. Fressen und gefressen werden bezieht sich auf die biologische Natur (auch die des Menschen, z. B. beim Fleischkonsum). Der Satz bedeutet keineswegs: Alles und jedes immer fressen. Das ist ja auch bei den Tieren evident.
zu 3: Wenn man, was durchaus zu diskutieren ist, nicht aus der Sicht anderer Menschen sprechen kann, dann geht das wohl noch viel weniger bei den Tieren. (Der Unterschied liegt da in der faktischen, elaborierten Sprachfähigkeit des Menschen, aber auch da hat die Verständigung Grenzen)
zu 4: nicht jeder Satz von mir soll eine Kritik an des Aussagen des Interviews sein. Ich will eine Diskussion führen und nicht einfach meckern.
zu 5: Ich denke nicht, dass ich behauptet habe, die Tiere seien grundsätzlich schmerzunempfindlich. Das wäre ganz einfach Unsinn.

zuletzt: Ich habe in dieser Diskussion andernorts ja ausgeführt, dass die letzte Frage die des Tötens ist. Und da gibt es nun einfach Fragen, die nicht derart fundamentalistisch gelöst werden können, wie das bei Ihnen anklingt. Beispiel: Was machen Sie, wenn jemand von einem Tier angegriffen wird? Da dürfen dann sogar Menschen andere Menschen töten. Was machen Sie, wenn sich herausstellt, dass unsere Kulturlandschaften einen völligen Verzicht auf die Jagd nicht mehr aushalten und langsam aber sicher alle Wälder durch Wildbiss zerstört werden? (Mit der Jagd hat der Fleischverzehr begonnen!). Die Natur ist in unseren Breiten (beinahe überall auf der Welt) schon sogenannte 2. Natur geworden, was u. A. auch darauf zurückzuführen ist, dass sich der Mensch kultiviert hat.
Das war übrigens die Grundeinsicht Rousseaus, der nie zur Natur zurück wollte, sondern sah, dass die Spaltung in Kultur und Natur ein fundamentaler und nicht rückgängig zu machender Prozess ist, der nicht nur Glück, sondern immer auch Unglück mit sich bringt. Sie werden bei ihm nirgends den Satz 'retour à la nature' finden, den man immer kolportiert.
Meine Position ist die, dass das Verhalten der Tiere in ihrer eigenen 'Welt' weder im Guten noch im Schlechten ein Massstab für unseren Umgang mit ihnen sein kann.
Es gibt weder unschuldige noch schuldige Tiere, und ihre Nutzung hat nichts mit ihrer nicht vorhandenen, sondern eben mit unserer Moral zu tun. (Damit man überhaupt moralisch handeln kann, muss man sich selbst die Frage stellen können, ob das eigene Handeln gut oder schlecht ist. Es genügt nicht, dass z. B. eine Hündin gut oder liebevoll mit ihren Jungen umgeht.)

Wir müssen uns also nach unserer eigenen Moral entscheiden, wie wir uns verhalten sollen, und dann heisst die Frage altmodisch formuliert: Kann es eine allgemeine Regel sein, dass man Tiere nicht töten darf? (etwa so wie das Gebot: Du sollst nicht töten.) Und dann wird man dann sofort bemerken, dass der Unterschied Mensch - Tier in dieser Sache gar nicht biologisch funktioniert, allein schon deswegen, weil bei den Tieren auch die Bakterien dabei sind. Man müsste also die Regeln für alle Tierarten einzeln aufstellen, denn biologisch gesehen sind wir eben auch nur eine Tierart. Und solches geschieht ja schon heute. Nicht alle Tiere dürfen gejagt oder als Nutztiere gehalten werden. Über die hier geltenden Regeln kann und soll man diskutieren, da bin ich mit der Interviewten völlig einig - was mich stört, ist einfach, dass sie das Resultat dieser Diskussion sehr stark vorweg nimmt.
Wir sind in unseren Gesellschaften gar nicht so schlecht beim Bestimmen, wo es Regeln geben muss. Wir sind deutlich schlechter darin, die nötigen Regeln dann inhaltlich zureichend zu formulieren.

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Liebe:r Anonym 1, der Empfehlung meiner Kollegin Bettina Hamilton-Irvine würde ich mich anschliessen. Nur eine Anmerkung noch hierzu: Dieses Thema betrifft nicht 1%, sondern 100% der Bevölkerung. Vielleicht wird ja im Gespräch deutlich, warum.

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Leserin
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Hallo Anonym1. 1% der CH-Bevölkerung. Ja etwa 1% leben vegan. Das heisst noch lange nicht, das nur ein Prozent ein besseres Leben für Tiere will. Und v.a. bedeutet es nicht, das die Rechte und die Würde von Tieren kein Thema sein sollen.
Im Artikel wird sachlich über unseren Umgang mit Tieren geredet. Und sie jammern etwas von „Du bist doof“. Anstatt sich einmal vertieft mit der Sache und ihren eigenen Schuldgefühlen zu beschäftigen.

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Lieber Anonymous. Ich empfehle Ihnen generell immer, zuerst den Text zu lesen, bevor Sie kommentieren. Dann ist nämlich die Chance grösser, dass Ihre Fragen zum Text passen.

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Mensch
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Schade, dass die Republik keine Funktion wie bei Twitter führt. Dort wird man explizit darauf hingewiesen, ob man den Artikel nicht erst lesen will - bevor man kommentiert. Bitte führt eine solche Funktion ein! Dann bleiben uns unqualifizierte - alleine auf Provokation ausgerichtete Kommentare - wie von Anonym 1 erspart. Andererseits ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass der Autor oder die Autorin nicht namentlich zu ihrem Beitrag stehen kann, sondern "aus dem Hinterhalt" schiesst. Aber das ist wohl eine Charakterfrage....

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Nonno
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  1. lesen - 2. denken - 3. schreiben

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Lieber Anonymous, bitte geben Sie uns doch etwas Kontext zur Einordnung des obenstehenden Links (siehe Etikette). Vielen Dank.

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Kluge Bebilderung des Interviews! Beeindruckende Portraits der Tiere, Kompliment!

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Danke, das Kompliment geben wir gern an unsere tolle Bildredaktion weiter!

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Nach x-Versuchen (täglich daran gedacht, aber immer wieder Fleisch gegessen. Und zwar täglich:)) habe ich jetzt seit 25 Tagen kein Lust mehr auf Fleisch. Ich hoffe es bleibt so, weil es sich gut anfühlt.

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· editiert

Danke für dieses kluge Interview, Frau Schmitz spricht mir in vielerlei Hinsicht aus dem Herzen. Sie bringt auch zur Sprache, was mich an den Debatten zur Massentierhaltungsinitiative so beelendete: Die Initiative wurde allenthalben als "zu extrem" bezeichnet (auch hier), dabei hätte sie aus Sicht der Tiere nur kleine Verbesserungen gebracht, keineswegs den nötigen Paradigmenwechsel, der ihnen ein gutes Leben ermöglicht.
Herr P. hat es weiter unten mit dem Beziehungsaspekt schön beschrieben. Kann ich Schinken essen und einem Schwein in die Augen sehen, das sein kurzes Leben in einem tristen, überfüllten und stinkenden Betonbunker verbringt? Kann ich Milch trinken und einer Kuh in die Augen sehen, die nach ihrem frisch geborenen Kälbchen schreit? Oder dem Kälbchen, das allein in seiner kleinen Kälberbox liegt? Und das, obwohl ich für mein Überleben und eine gesunde Ernährung darauf überhaupt nicht angewiesen bin, sondern nur aus Bequemlichkeit und weil es mir schmeckt? Viele Menschen denken beim Anblick von Kuh, Kalb und Schwein wohl: Das Kalb liegt da ganz friedlich in seiner Box, ihm ist es wohl. Die Kuh hört irgendwann auf zu schreien - bestimmt hat sie ihr Kalb schon wieder vergessen. Die Schweine quieken lustig, ihnen geht es gut. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass ein kategorialer Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren besteht, sodass sie Erlebnisse und Lebensbedingungen, die für uns Menschen hochgradig belastend oder traumatisch wären, überhaupt nicht so empfinden. Sie können nur einfach nicht zu uns sprechen und ihr Unbehagen, ihren Stress und ihr Trauma in Worte fassen. Und sie arrangieren sich mit ihrer Existenz, so gut sie halt können - so wie wir Menschen es ja auch tun würden.
Edit Ergänzung

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Vielen Dank für diese Gedanken, Frau J.

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Sensibilisiert
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Für mich einer der überzeugendsten Artikel zum Thema, den ich je gelesen habe. Danke! Wohltuend aufrichtig und aktive Hoffnung verbreitend auch die praxisnahen Beiträge von L. O., S. M. und C. M.. In meiner Umgebung und bei mir selbst nehme ich Veränderungen zum besseren wahr. Vermutlich braucht es noch ein bis zwei Generationen, bis die gewünschte kritische Masse erreicht ist.

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Was für eine schöne Rückmeldung, vielen Dank, Herr B.!

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Mensch
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Jeder der Tiere isst, sollte sich grundsätzlich zwei Fragen stellen:

  1. Muss wirklich ein Tier sterben, damit ich genug zu essen habe?

  2. Wenn ich Fleisch oder Fisch esse, was bin ich bereit für das Produkt zu zahlen?

In unserer "Geiz ist geil"-Kultur vergessen wir gerne, dass immer irgend jemand den "Nicht-Preis" zahlt und am Ende sind es stets die Tiere.

Wer nicht versteht was damit gemeint ist, dem empfehle ich einen Selbstversuch. Sagen wir einen Monat als Mastschwein, dass in einer engen Box gehalten wird und in seinem Leben nur einmal Tageslicht sieht - auf dem Weg zum Schlachter.

PS: Aber als Demokrat akzeptiere ich selbstverständlich, dass wir in der Schweiz "keine Massentierhaltung" haben. Was immer die Definition dahinter sein mag...

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Multifunktional
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· editiert

Seit ich gestern das Interview gelesen habe, bin ich etwa 700km durch den Süden Algeriens gefahren. Von Oase zu Oase, durch Dörfer und Städte. Dazwischen, Steine, Sand, Büsche, Dattelpalmen. Der Inhalt des Interviews erscheint in dieser Umgebung wie von einer andern Welt und fern der Realität. Hier kauft man das Fleisch beim Metzger. Nicht immer hat er die gewünschten Stücke vorrätig. Man wird auf den nächsten Tag vertröstet und versucht sein Glück bei einem oder mehreren weiteren kleinen Metzgereien. Plant man ein grosses Fest, kauft die Familie am Vortag ein Lamm oder Schaf direkt beim Bauern oder auf dem Tiermarkt. Zuhause im Hof wird das Tier vom Vater geschlachtet, zum Ausbluten aufgehängt und zerteilt. Alle Stücke werden verwendet und ein Teil immer an die Nachbarn verschenkt. Bevor sie verkauft und geschlachtet wurden, wurden die Tiere vom Schäfer in der Herde jeden Tag über die trockenen Böden geführt um das trotz allem wachsende Gebüsch zu fressen. Auf unserer Reise haben wir einen Kamelbauern getroffen, welcher gerade seine Kamele melkte. Tagsüber streifen die Kamele in einer Herde durch die (Stein)-Wüste und suchen sich ihr Fressen selber. Abends kehren sie selbständig zurück.
Was ich damit sagen will: Nur 2-3 Flugstunden von der Schweiz entfernt leben die Menschen noch ganz anders und haben einen ganz anderen Umgang zu der Nahrungsgrundlage, die die Tiere für den Menschen bieten.
Bedeutet dies nun, wenn ich die Aussagen aus dem Interview weiter denke, dass sie in der Entwicklung des Menschen noch eine Stufe „unter uns“ stehen, da sie noch auf die „Nutzung von Tieren“ im Alltag angewiesen sind? Ab welchem Entwicklungs- oder Wohlstands-Stand sollte eine Gesellschaft auf die Tiernutzung verzichten? Nur schon wenn ich dies schreibe, stelle ich fest, wie überheblich dies klingt.
Oder ist es eher unsere Gesellschaft, welche sich von der Natur entfernt hat? Dass Tierfabriken und tägliches Fleisch essen schlecht sind - geschenkt! Doch kann die Lösung die komplette Loslösung einer wichtigen Lebensgrundlage des Menschen sein? Inkl. dem Ausweichen auf Vitaminpillen, wo die pflanzliche Nahrung nicht ausreicht? Ist dies sinnvoll und nachhaltig? Die letzen Jahre haben uns gezeigt, wie verletzlich eine Gesellschaft ist, die sich auf Lieferketten und Produktionen im Ausland verlässt. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns zudem, wie wenig es braucht um Gewissheiten zu zerstören und von einer funktionierenden Wirtschaft in eine zerstörte Stadt gebombt zu werden. Froh ist wohl, wer in der Ost-Ukraine heute eine Kuh und ein paar Hühner sein eigen nennt.
Kann es der richtige Weg sein, im naiven Glauben, unsere zivilisatorischen Errungenschaften wären für die Ewigkeit, eine Nahrungsmittelgrundlage aus unserer Gesellschaft zu entfernen? Oder wäre ein besserer Weg, uns diese Grundlage zu erhalten aber wieder den Respekt davor zu lernen? Ich weiss es nicht, aber ich bin überzeugt, dass diese Fragen diskutiert werden müssen und es nicht mit einer Diskussion getan ist, die sich auf unsere aktuelle Überflussgesellschaft in Westeuropa oder Nordamerika als einziger Basis für die Definition einer „Tierethik“ beschränkt.

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Liebe H. W., vielen Dank für Ihre Gedanken. Ich schätze Ihre Kommentare immer sehr. Und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Ihre aktuellen Reiseeindrücke in einer assoziativen Diskrepanz zur Diskussion hierzulande stehen. Dennoch möchte ich versuchen zu erklären, warum ich Ihre Argumentation dieses Mal weniger überzeugend finde als auch schon. Es ist jedenfalls enorm, was Sie alles an Kontexten anführen, bis hin zum Krieg in der Ukraine. Ich würde bezweifeln, dass Sie all das brauchen, um für sich als in Mitteleuropa lebende Konsumentin eine persönliche und politische Haltung zu tierethischen Fragen zu entwickeln. Tierethiker:innen wie Friederike Schmitz würden niemals bestreiten, dass es immer von den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängt, was möglich und sinnvoll ist. Aber mit Verweis auf Verhältnisse in anderen Erdteilen die eigenen Gewohnheiten und Verhältnisse anderswo zu rechtfertigen, ist argumentationslogisch schwierig; vielleicht ist es sogar ungewollt eine problematische Instrumentalisierung. Soll man in der Schweiz seinen Cervelat-Verzehr damit rechtfertigen, dass in Ländern ausserhalb der westlichen Wohlstandszonen weniger Möglichkeiten für eine alternative Ernährung zur Verfügung stehen als hierzulande?
Oder Ihr Verweis auf den Krieg gegen die Ukraine. Wenn man diesen Kontext für die tierethische Diskussion heranziehen und politisch konkretisieren will, dann finde ich zielführender, was die Transformationsforscherin Maja Göpel in ihrem aktuellen Buch «Wir können auch anders» dazu schreibt. Ich zitiere einen längeren Passus:
«Nehmen wir die Getreideengpässe, die der Krieg gegen die Ukraine auslöst. Wie lautet die aktuelle Ansage? Ziele zum Schutz der Biodiversität aussetzen, die Flächen sofort für Anbau verwenden – aber bloss nicht die Tierbestände reduzieren, deren Mägen wir in Deutschland mit sechzig Prozent dieser benötigen Erzeugnisse füllen und für die wir global siebzig Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche als Weideland und Äcker für den Futteranbau nutzen. Um 1 Kilogramm Rindfleisch zu erhalten, brauchen wir dann rund 25 Kilogramm Futter – Mais, Soja, Rüben –, und von den darin enthaltenen Proteinen gehen auf dem Weg durch die Kuh zum Menschen 94 Prozent verloren. In Energiewerten, also Kalorien gerechnet, ist der Umwandlungsprozess noch unökonomischer: Nur 1,8 Prozent des Brennwertes der Futtermittel sind noch übrig, wenn das Rind auf dem Teller liegt. Stattdessen könnten wir dieses Getreide oder Gemüse auch direkt essen oder in ärmere Länder exportieren. Das hätte auch viele Co-Benefits für das Klima, den Tierschutz und unsere Gesundheit.»
Will heissen: die verschiedenen Probleme vernetzt denken – unbedingt! Aber nicht, um Problem A (z.B. die tierethische Frage) mit Ungerechtigkeit B (z.B. geopolitische Ungleichheiten) zu rechtfertigen, sondern vielmehr um die verschiedenen Probleme gleichzeitig anzugehen, ohne sie gegeneinander auszuspielen.

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Vegetarierin
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Ich verstehe Ihre Einwände zu diesem anregenden Kommentar nicht. Es geht doch eben genau nicht um die Rechtfertigung des Cervelat-Verzehrs oder des Imports von Futtermittel. Ich verstehe den Kommentar als Anregung, statt Veganismus zu predigen unseren Fleischkonsum umzugestalten: weniger Tiere halten, für die wir kein Futter importieren müssen, weniger Fleisch essen und jeweils das ganze Tier verwerten.

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Ich möchte im Namen der Schweine ganz herzlich für diesen Artikel danken. Er ist nicht nur sehr gut, sondern auch sehr WICHTIG. Natürlich können Schweine die Repulik nicht lesen, aber ich bin überzeugt, dass eine überwiegende Mehrheit der Schweine der Philosophin Friedrike Schmitz zustimmen würde, hätten Schweine denn eine Stimme in unserer Gesellschaft. Wobei im Sinne der "aktivierenden Hoffnung" wie sie Schmitz beschreibt, an den Rändern der Gesellschaft die Schweine, Hühner und Kälber durchaus beginnen, eine Stimme zu kriegen. Menschen, welche sich an diesem Rand im Sinne einer hybriden Persönlichkeit für die Schweine einsetzen. Sie haben noch keine Stimme in der Politik oder im Recht. Insofern sind ihre Bedürfnisse noch nicht im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Aber da sich die Gesellschaft von den Rändern her verändert, besteht eine aktivierende Hoffnung durchaus.

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Sehr guter Artikel und spannendes Interview.

Ich bin nicht der grösste Tierli-Freund. Haustiere brauche ich selber nicht. Trotzdem geniesse ich es ab und zu bei anderen Leuten zu Hause den Tieren zu begegnen. Das Tier wahrzunehmen und sehen wie es mich wahrnimmt. Und wenn ich darüber nachdenke, möchte ich natürlich, dass alle Tiere diese Freiheit haben, dass sie nicht leiden müssen.

Ich bin immer noch Fleischesserin. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen nicht mehr als 1kg pro Monat zu essen. Soweit konnte ich mich gut an diesen Plan halten.
Diese Vorgabe hat es mir ermöglicht weitere vegane/vegetarische Rezepte auszuprobieren und herauszufinden, was ich gerne esse und was nicht. Und wie ich eine einigermassen ausgewogene Ernährung (v.a. auch alle essentiellen Aminosäuren) zusammenbringe.

Diese Umstellung und das Ausprobieren braucht Zeit und Energie. Tierische Produkte sind im Moment noch einfacher zu verwenden; ich weiss genau wie und ob sie mir schmecken. Wenn ich jedoch ein Rezept mit tierischen Ersatzprodukten/Alternativen koche, dann ist es oft Lotto, ob ich das Resultat gerne habe und es ist dann jeweils sehr schade, wenn ich Essen wegwerfen muss, weil ich es beim besten Willen nicht runterbringe. Und dann habe ich auch keine Energie nochmals zu kochen, also gibt es dann meistens etwas nicht so gesundes...

Also werde ich mir Zeit lassen, bis ich hoffentlich wenig (bis keine) tierischen Produkte mehr essen werde. Und mich dafür einsetzen, dass das Leben für Nutztiere verbessert wird.

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Hallo Lorena,
habe ich auch so gemacht, schrittweise reduzieren und nicht von 0 auf 100. Ich esse auch heute noch hin und wieder Fleisch, v.a. wenn ich eingeladen werde. Klar, Freunde wissen es. Bei der 90-jährigen Grossmutter des Partners kann ich aber auch einfach den Braten loben und ihr eine Freude machen.

Ersatzprodukte / Alternativen: ja, ich glaube, es führt kein Weg am Durchprobieren vorbei. Es kommen ja auch laufend neue Produkte dazu. vegi Pastrami fand ich zB ganz schrecklich, aber Rüeblilachs find ich super lecker. Und dann kommt ja noch eine zweite Ebene dazu: Ein Rüeblilachs ist nicht wahnsinnig hochprozessiert (Rüebli geräuchert, dann eingelegt), während ein Planted Chicken das sehr wohl ist. Wie oft man das essen will, ist dann noch eine weitere Frage.

Vegi/Vegan essen ist für mich am einfachsten, wenn ich mich auf der ganzen Welt an Rezepten bediene. (Man kann dabei trotzdem regional und saisonal essen, wenn das wichtig ist). Aus dem nahen Osten und Indien lernt man viel darüber, wie man Linsen, Bohnen etc abwechslungsreiche und lecker kocht. Auch die Vietnamesische Küche bietet vieles, was so wie es ist schon vegan ist.. so "vermisst" man dann auch nichts oder muss nichts ersetzen.

Ein grosses Arsenal an Gewürzen & Pasten hilft, die sind in Zürich einfach zu erhalten, aber ansonsten natürlich etwas abhängig vom Wohnort. Auch hilfreich fand ich ein grundlegendes Verständnis für gewisse Kochprozesse und Geschmackspräferenzen. Z.B. Gemüse im Ofen rösten gibt schon so viel Röstaroma: etwas, das wir an gebratenem Fleisch mögen. Oder sich damit auseinandersetzen, welche Zutaten "umami" sind.

Kurzer Rede langer Sinn: ja, es bedeutet Arbeit, Zeit, Energie, sich mit dem Essen auseinanderzusetzen. Zu lernen, was man mag, was nicht. Neue Rezepte auszuprobieren, neue Zutaten zu kaufen. Aber, meiner Meinung nach lohnt es sich auch in einem Hinblick, den du erwähnt hast: Ich esse ausgewogener und vielfältiger denn je. Darum schicke ich dir Ermutigung, Geduld und Neugier. :)

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Danke :)
Gute Gewürze helfen definitiv. Habe letztes Wochenende endlich eine Kombination gefunden wie mir ein braunes Linsencurry gut passt. Da bin ich froh drüber :D
Bin definitiv ein Fan von Nahostküche bis Indien. Südostasien finde ich schwieriger bis jetzt, v.a. wenn es um Protein geht, ich mag z.B. die Textur von Tofu nicht, aber Gemüsecurry ist natürlich toll.
Ich finde es mega spannend alles mögliche auszuprobieren, aber meistens habe ich nur 1-2 Mal in der Woche die Energie etwas selber zu kochen, was ich dann in 3-4 Portionen esse. Also sollte es auch so gut sein, dass es mir nicht gleich verleidet.

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Wünsche Ihnen viel Erfolg! Es werden sich beim Ausprobieren neue Welten erschliessen. Wenn ich Ihnen einen Tipp mitgeben darf, kochen Sie möglichst viel selbst. Ersatzprodukte sind tatsächlich nicht immer so schmackhaft. Herzhafte Gerichte wie ein Pilzragout, ein Burgerpatty aus Bohnen und Soja, ein Linsenbraten, etc. können Sie auch einfach selbst kochen (auch auf Vorrat und einfrieren), bringen Ihnen Nährstoffe und schmecken hervorragend.

Edit: Stimme dem Kommentar von S. M. zu 100% zu, „umami“ ist das Stichwort.

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Ja, Ersatzprodukte sind ein gemischtes Erlebnis. Ich versuche auch eher Rezepte zu finden, die natürlicherweise vegi/vegan sind. Leider habe ich z.B. Pilze oder Tofu nicht gern. In erster Linie ein Texturproblem, auch wenn mich ein bisschen Pilzgeschmack meist nicht stört.

Danke auf jeden Fall für die Tipps. Ich denke mit Erfahrung wird es sicher noch einfacher :)

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Liebe Frau O., liebe Frau M., liebe Frau M., haben Sie vielen herzlichen Dank für die inspirierenden Beiträge. Ich habe direkt Lust bekommen, auch wieder mehr Neues auszuprobieren. Linsenbraten, Rüeblilachs – das klingt alles super.
Was Sie, Frau O., oben ansprechen, ist ein sehr zentraler Punkt: Wie konsequent soll man sein? Jonathan Safran Foer, der zwei grossartige Bücher zum Thema geschrieben hat, ist ja nach der Veröffentlichung von «Wir sind das Klima» teilweise verspottet worden, weil er zugab, dass er in schwachen Momenten auch mal einen herkömmlichen Burger esse. Dabei hat er in seinem Buch sehr überzeugend dargelegt: Ein falscher Perfektionismus, durch den dann alles beim Alten bleibt, ist sicher die schlechtere Lösung, als wenn man Schritt für Schritt den Weg in dem Tempo geht, das einem möglich scheint. Konsequenz ist oft bewundernswert, manchmal aber auch ein Hemmnis, einfach mal anzufangen.

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Die wenigsten Verhaltensänderungen geschehen von heute auf morgen. Ich habe dies bei vielen Dingen in meinem Leben gemerkt. Darum finde ich auch, dass man lieber dann so viel ändert, wenn es gerade passt, als ganz aufzugeben. Dass die Welt nicht besser ist und wir in ihr hat ja vielfach auch strukturelle Gründe.
Auch hier, wenn es darum geht, dass Tiere weniger leiden, dann hätte die Annahme der Initiative vor 2 Wochen sicher einen Fortschritt gebracht. Vielleicht schafft es wenigstens der Kanton BS etwas ähnliches umzusetzen?

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Spannendes Gespräch! Mit einer Person, die offenbar weiss "was das Richtige" ist. Eine Voraussetzung ihres Denkens, die leider nicht kritisch befragt wurde, ist: Leiden minimieren. Das gleiche Prinzip wie im Buddhismus. Wo bei jedem Bauvorhaben versucht wird mit Schäufelchen und Besen die Würmer, Ameisen usw. zu retten.

Doch ist das Prinzip einfach so gegeben, sakrosankt? Die kritische Frage eines Advocatus diaboli müsste daher lauten: Was, wenn der Mensch - gerade als mächtiges Tier! - dieses Prinzip gar nicht berücksichtigen WILL? Der Titel müsste erweitert werden zu «Wir schaden Tieren/Pflanzen/Landschaften/Menschen aus Profit­interesse, Gewohnheit und Ignoranz».

Der angebliche Nutzen, dass der Mensch "nicht mehr ständig diese Akrobatik der Verdrängung vollziehen" MÜSSE, ist womöglich gar keiner, weil dieser gar nichts zu verdrängen hat. Er WILL Leiden zufügen oder nimmt es WILLENTLICH in Kauf.

Wir KÖNNEN diese Tiere ausbeuten und töten. Also MACHEN wir es. Andere Tiere KÖNNEN auch "diese Tiere ausbeuten und töten". Also MACHEN sie es. Warum ist es bei den einen schlecht, bei den anderen gut? Ist die gescholtene "Arroganz der Macht" nicht universell? Wir KÖNNEN etwas, DÜRFEN es aber nicht. Aber bei einer anderen menschlichen Fähigkeit KÖNNEN wir es, und MÜSSEN es tun: Verantwortung, Fairness. Warum?

Inkonsequent wird sie, wenn sie sagt, aus ihrem Prinzip folge nicht, "dass man das Zusammen­leben von Mensch und Tier komplett abschaffen muss". Ich finde, doch, eigentlich schon. Das Argument des kanadischen Paars zieht nicht. Mit derselben Logik könnte man sagen: "Wir sollten versklavte Menschen in unseren Gesellschaften behalten, wir haben die Pflicht dazu. Denn wir lösen das vergangene Unrecht nicht dadurch auf, dass wir sie jetzt aus unserer Gesellschaft wieder entfernen."

Mit diesen bösen Nachgedanken, die manchen als zynisch erscheinen werden, möchte ich sagen: Es ist keine Frage der Gerechtigkeit. Es ist eine Frage der Macht. Und hier haben die Tiere im Gegensatz zu unterdrückten Menschen, leider die schlechteren Karten.

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Darauf können andere mit mehr philosophischem Vorwissen als ich vermutlich besser replizieren. Hier trotzdem drei Punkte:

  1. Sie fragen, warum es ok ist, wenn andere Tiere Tiere quälen und töten, bei uns aber nicht. Darauf gibt es mindestens zwei Antworten: Erstens sind Raubtiere in der freien Wildbahn darauf angewiesen, andere Tiere zu töten - wir aber nicht. Zweitens sind Tiere nicht im gleichen Mass empathisch wie wir: Eine Katze kann zwar Schmerz und Angst empfinden, sie weiss aber vermutlich nicht, dass sie der Maus, mit der sie spielt, Schmerzen und Angst zufügt. Wir wissen es aber. Daher unsere Verantwortung. Edit: Und ich denke schon, dass die meisten Menschen meistens kein Leid zufügen wollen - gerade weil wir empathisch sind und daher ein Stück weit immer auch uns selbst verletzen, wenn wir Anderen schaden.

  2. Ihr Vergleich mit versklavten Menschen hinkt. Das Unrecht der Sklaverei beenden heisst, den Menschen ihre Freiheit zu geben, sie für vergangenes Unrecht zu entschädigen und sie als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft anzuerkennen (ein Prozess, der im Übrigen in der ehemaligen Sklavenhaltergesellschaft USA längst nicht abgeschlossen ist) - nicht, sie aussterben zu lassen. Das Unrecht der heutigen Nutztierhaltung beenden hiesse: Den Tieren ein gutes Leben zu ermöglichen, in dem sie ihre physischen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse befriedigen können. Dazu gehört artspezifisch ausreichende, aber nicht zwingend unbegrenzte Bewegungsfreiheit.

  3. Sie sprechen von Macht und Gerechtigkeit. Sie haben Recht: In der menschlichen Gesellschaft ebenso wie unter den Lebewesen insgesamt ist Macht ungleich verteilt. Das gehört zu unserer Existenz ein Stück weit dazu. Wir leben aber zum Glück in einer Gesellschaft, die auch der Gerechtigkeit einen hohen Stellenwert einräumt. Ich DARF Sie nicht über den Haufen fahren, nur weil ich es KANN. Putin KANN die Ukraine mit Atombomben in Schutt und Asche legen, aber wir denken (fast) alle, dass er es nicht DARF. Wieso sollte es im Verhältnis zu den Tieren anders sein?

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Ich danke für ihre Antwort. Mit meinen "bösen" Gedanken wollte ich den Finger auf die Wunde dieses Interviews legen. Nämlich die unkritische Hinnahme des Prinzips Leiden zu minimieren. Wie dies konsequent aussehen würde, sieht man im Buddhismus. Wären wir wirklich alle bereit dazu?

Zu ihren Punkten:

  1. Wie weit Menschen anderen Wesen kein Leid zufügen wollen, sehen wir bereits daran, wie viel Leid Menschen anderen Menschen zufügen - sehr viel. Wie sollte es bei Tieren anders sein? Bei Menschen wollen sie es, bei Tieren nicht?

  2. Vielen Tierrechtlern geht es genau darum, allen Tieren die Freiheit zu geben. "Den Tieren ein gutes Leben zu ermöglichen" mit "artspezifisch ausreichender, aber nicht zwingend unbegrenzter Bewegungsfreiheit" klingt genau nach dem im Artikel kritisierten "artgerechten" "Tierwohl".

  3. Was DARF und SOLL ein Raubtier, wenn es sie als Mensch fressen WILL und KANN?

Da kommt mir gleich die buddhistische Geschichte über den Asketen Prinz Sattva in den Sinn:

Auf seinem Spaziergang mit seinem engsten Schüler kommt er an den Rand einer Klippe, an deren Fuß eine verhungerte Tigerin steht, die in ihrer Verzweiflung ihre neugeborenen Jungen fressen will. Der Bodhisattva sagt seinem Schüler, er solle sich auf die Suche nach Nahrung begeben, während er bleiben und versuchen werde, einen Weg zu finden, sie und ihre Jungen zu retten. Während sein Schüler weg ist, denkt der Bodhisattva darüber nach, dass sein Schüler zwar vielleicht keine Nahrung findet, sein Körper aber nur so viel Fleisch ist, wie die Tradition besagt, und dass er die Reinheit der Tigerin und das Leben ihrer Jungen retten kann, wenn er ihn aufgibt. Er springt von der Klippe in den Tod und erregt durch seinen Aufprall die Aufmerksamkeit der Tigerin, die seinen Körper frisst.

Wer von uns wäre bereit dazu?

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Danke für den Artikel der nachdenklich stimmt aber Hoffnung macht. Aus meiner Sicht gibt es, wenn es denn Fleisch sein muss, nur eine moralisch und ökologisch vertretbare Art des Konsums und das ist Wild aus heimischer Jagd. Allen voran Wildschwein und Reh, da diese sich, mangels der von uns weitestgehend ausgerotteten natürlichen Feinde und dem Überangebot der Kulturlandschaft, überproportional vermehren. Wir kaufen seit einigen Jahren direkt vom uns vertrauten Jäger ganze Tiere, die wir zerlegen und fast vollständig nutzen. Das bedeutet, dass wir meist von Mai bis Oktober kein Fleisch essen, da die Vorräte dann aufgebraucht sind. Sicherlich ist das kein Modell um den übermässigen Fleischkonsum zu kompensieren. Unsere Wälder wären bald leer. Aber bei gleichzeitig massiver Reduktion des Konsums eventuell machbar, da viel Wild, vor allem Wildschwein, mangels Interesse der Kunden gar nicht in den Handel kommt und anderweitig verwertet wird.
Wichtig ist die Herkunft. Wild aus neuseeländischen Mastbetrieben, was leider die Regel ist, ist inakzeptabel.

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Für eine Position, die einem andernorts sehr dogmatisch entgegenkommt, ist das ein sehr erfreuliches Interview. Und dennoch fehlen mir einige grundlegende Aussagen, denen eine Philosophin (und ein Philosoph) nicht ausweichen sollte. Es genügt eben nicht, einfach zu sagen, es handle sich um schwierige Fragen und auf ein allgemein geteiltes gutes Gefühl zu rekurrieren.

Dazu gehörte vor allem einmal die grundsätzliche Aussage, dass es sich um moralische Fragen handelt. Damit ist aber auch gesagt, dass die Antwort nicht in der Ordnung der Natur (dort fressen sich die Tiere gegenseitig), sondern in der des vernunftbegabten Menschen zu suchen ist. Nehmen wir als Ausgangspunkt einmal den kategorischen Imperativ, den man zur Differenzierung auch gerne durch die Brille der Urteilskraft (Teleologie) betrachten kann, so müsste man dann fragen, inwieweit die Verallgemeinerung unserer Handlungsmaximen gegenüber den Tieren überhaupt möglich ist, dann, wenn diesen keine Vernunft zugesprochen wird. Die Vereinfachung in der ‚goldenen Regel‘ macht das deutlich: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem Anderen zu“. Das setzt eben voraus, dass alle Beteiligten vernunftbegabte Wesen mit einem Willen sind. Da dem hier im Allgemeinen nicht so ist (man mag das z. B. bei Primaten bezweifeln), läuft das Ganze auf das moralische Interesse des Menschen hinaus, der das Tier als Analogie seiner selbst betrachtet. Das funktioniert bekanntlich bei jungen Hündchen mit ihren lieblichen grossen feuchten Augen besonders gut - und umgekehrt auch mit Pferden ohne Augen, hat aber mit der Naturordnung wenig bis nichts zu tun, vor allem dann nicht, wenn es gegenseitig um die traditionellen Beutetiere geht.

Es geht also letztlich um unsere Einstellung zur Natur - und da dürfte es kaum ein Zufall sein, dass vegane resp. vegetarische Positionen vor allem in Überflussgesellschaften oder in nicht-humanistischen religiösen gesellschaftlichen Ordnungen stark sind. Letztere haben allerdings häufig einen Umgang mit anderen Menschen, der sich nicht gerade durch Rücksichtnahme auszeichnet.

Im Endeffekt geht es darum, welchen Umgang mit den Tieren wir vor uns selbst rechtfertigen können, und da gehören genau die Fragen dazu, die heute praktisch diskutiert werden. Ob da immer eine Projektion eines ‚sich eben ergebenden Todes’ das angemessene Bild ist, sei dahingestellt. In zoologischen Gärten werden leidende Tiere jedenfalls ‚erlöst‘, was sicher nicht in jedem Fall falsch ist. Und als eine der möglichen Tierquälereien im Zirkus gilt ja gerade die Vermenschlichung von Tieren. Da wäre noch viel zu diskutieren, auch wenn man Tiere wirklich schützen will.

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Sehr geehrter Herr G., vielen Dank für die vielen klugen und präzisen Gedanken hier und weiter oben im Thread. Ich glaube, das Allermeiste, was Sie schreiben – gerade auch die Bezüge zur Moralphilosophie im Anschluss an Kant – deckt sich im Grundsatz sehr mit der Position von Friederike Schmitz. Dass sie nicht sämtliche philosophischen Referenzen und Prämissen in einem Interview ausführen kann, liegt ja auf der Hand. Das finden Sie alles in den verschiedenen Büchern von ihr, den monografischen ebenso wie den Sammelbänden (es gibt zum Beispiel auch einen von ihr herausgegebenen Sammelband mit Grundlagentexten zur Tierethik). An einem Punkt würde sie aber sicher widersprechen (und ich auch): Es ist keineswegs zwingend, unsere moralischen Grundsätze nur denen gegenüber anzuwenden, die umgekehrt dasselbe tun könnten (entsprechend ist die «Goldene Regel» ja auch nicht Kant, sondern eine für Spezialfälle unzulängliche Vereinfachung). In der Ethik unterscheidet man zwischen moralischen Subjekten und moralischen Objekten. Ein Lebewesen kann sehr wohl «Empfängerin» von moralischem Verhalten sein, ohne in der Lage sein zu müssen, das in gleicher Weise umgekehrt zu tun, und das gilt selbstverständlich auch und gerade für Menschen. Denn Menschen, die vorübergehend oder dauerhaft ihrer kognitiven Fähigkeiten beraubt sind (also nicht mehr in vollem Umfang als moralische Subjekte agieren können), kommt natürlich uneingeschränkt dieselbe Menschenwürde zu und sie haben dasselbe Recht auf moralische Handlungen anderer wie sonst auch. Oder habe ich Sie da falsch verstanden? Jedenfalls gehört es durchaus zum «moralischen Interesse des Menschen», dass seine moralischen Massstäbe über rein reziproke «Tauschgeschäfte» hinausreichen. Herzlichen Dank nochmals für Ihre Gedanken und beste Grüsse.

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Ich bin mit Ihnen durchaus einverstanden, wenn Sie von Empfängern sprechen. Wenn mein moralisches Verhalten - und darum geht es ja in jedem Fall - einem Wesen gilt, das ich in Analogie zu einem intelligenten Wesen behandle, dann hat eben mein Verhalten nicht die Absolutheit des kategorischen Imperativ. Die Analogie ist nicht Identität, sondern erlaubt durchaus Differenzierung. Das entspricht gewissermassen der Umkehrung des undifferenzierten Sprechens von ‚Tieren‘ und der notorischen Unfähigkeit, in dieser Sache zwischen den verschiedenen Tieren zu unterscheiden. Das kommt ja im Interview auch zum Ausdruck. Es kommt eben schon darauf an, von welchen Tieren ich im individuellen Fall spreche. Es ist legitim, Mücken anders zu behandeln als Kühe. Was ich nicht teile ist allerdings die Bewertung der moralischen Handlung als Tauschgeschäft. Das ist sie bei Kant sehr explizit nicht. Es gibt bei Kant auch keine moralischen Objekte. Die Frage, wie Objekte der Erfahrung - und dazu gehören auch andere Menschen - als Subjekte erkannt werden, gehört Zum Schwierigeren der kantischen Philosophie, bringt aber hier nicht viel weiter.
Bei der Goldenen Regel habe ich ja auf die Vereinfachung hingewiesen.

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„ Letztere haben allerdings häufig einen Umgang mit anderen Menschen, der sich nicht gerade durch Rücksichtnahme auszeichnet.“
Ich wiederum finde nicht, dass wir über die Frage, ob wir einem anderen Wesen vermeidbaren(!) Schaden zufügen, überhaupt erst einen gelehrten Diskurs führen müssen. Wenn Sie dem „mangelnde Rücksichtsnahme“ sagen, na dann…

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Natürlich müssen wir das nicht. Ich hatte da vor allem den Hinduismus vor Augen. Im Übrigen ist eine humanistische Position zur Zeit keineswegs selbstverständlich sondern in unserer gesellschaftlichen Situation eher ein no Go. Die meisten merken das nur nicht mehr, weil angeblich ‚gelehrte Diskurse‘ dazu nicht mehr stattfinden

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Enarchist & Anfänger
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Für mich müsste jeglicher Konsum auch einen bewussten Beziehungsaspekt haben: Könnte ich denen, die das produziert haben, ohne schlechte Gefühle in die Augen schauen? Oder könnten diejenigen, die von meinem Kauf profitieren, mir offen in die Augen schauen und mir versichern, dass dafür niemand ausgebeutet wurde?
Alles andere ist Verdrängung, was sich irgendwann rächen könnte.

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Danke, Herr P. - ein wichtiger Punkt.

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Der Mensch versteht sich mit seinen kognitiven Fähigkeiten als das höchst entwickelte Tier. Damit masst es sich an, die Mitwelt und in der Folge sich selbst zu zerstören, andere Tiere zu missbrauchen, zu töten, zu essen.

Es drängt sich die Frage auf, ob der Mensch nicht eine Fehlentwicklung der Evolution ist im Sinne von trial and error?

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Herr V., gerne stimme ich Ihnen zu, die Frage drängt sich tatsächlich auf. Aber sie drängt sich nur uns (Menschen) auf und sonst niemandem. Hinzu kommt, dass der Begriff "Fehlentwicklung" ein Wertesystem voraussetzt, und da haben nicht mal wir Menschen alle dasselbe. Ich denke und debattiere gerne darüber, ob der Mensch in seiner aktuellen "Form" ein evolutionärer Error ist oder nicht. Vielleicht gibt es auch kein Entweder-Oder. Die Dinosaurier sind zwar ausgestorben, aber sie haben viele viele Nachfolger, die sich aktuell wunderbar arrangieren auf dem Planeten, viel besser als ihre Vorfahren, zumindest soweit wir das beurteilen wollen. Ohne Dinosaurier, gäbe es sie aber nicht. Mir, sowie vielen anderen Menschen auch, gefällt es, mit solchen Gedanken Lebenszeit auszufüllen. Aber eben, es interessiert alles niemanden, ausser uns Menschen selbst. Wer weiss weshalb wir u.a. genau für dieses Verhalten mit einem Belohnungsmechanismus ausgestattet sind. Höchstwahrscheinlich sind wir nicht "die Krone der Schöpfung". Aber ziemlich sicher gestalten wir die Zukunft des Lebens auf der Erde wesentlich mit - by Design oder by Desaster. Ob das eine oder andere oder beides "Fehlentwicklungen" sind oder gerade super sinnvoll für das Leben generell auf der Erde, oder gar über sie hinaus, das wird nie jemand wissen. Ich weiss nur, dass ich u.a. einen Drang verspüre, den menschlichen Impact auf die Ökosysteme möglichst gering zu halten und dass es mir weh tut, wenn ich feststelle, dass unser Wirken tendenziell die Artenvielfalt verarmen und das Klima lebensfeindlicher werden lässt. Diesem Schmerz begegne ich, indem ich versuche, meine Kultur und diejenige meiner Population (Mensch) so mitzugestalten, dass der Schmerz schwindet und stattdessen eine Freude an der Veränderung bzw. Anpassung entsteht, und evtl. auch ein bisschen Stolz darauf (Belohnung). Aber ob das dann "objektiv" tatsächlich den "Erfolg" bringt und nicht den "Error", das kann niemand wissen. Aus all diesen Überlegungen stelle ich mich bewusst und selbstbestimmt auf den Standpunkt, dass ich mich so engagieren will, dass ich Freude empfinde (Belohnung) und dass ich mich nicht so verhalte, dass ich nachher Schmerz empfinde (Bestrafung). Es wird schon irgendwie sinnvoll sein, wenn wir eigentlich dazu tendieren z.B. "nichts mit Gesicht" zu essen. Ich gehe davon aus. Aber es ist trotzdem nicht ausgeschlossen, dass das ein evolutionärer Error ist.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Die Evolution ist Versuch und Irrtum, nichts anderes. Es gibt keinen zielgerichteten Prozess, der dahintersteht, auch wenn uns das schwerfällt zu verstehen.

Aus der schier unendlichen Vielfalt der zufälligen Veränderungen funktioniert die überwältigende Mehrheit nicht, vieles ist bedeutungslos und ganz, ganz wenig funktioniert ein kleines bisschen besser, als das was schon da ist.

Aus dieser Sicht ist der Mensch ein Erfolgsmodell, das sich in den letzten 40000 Jahren in fast sämtlichen Klimazonen der Erde ausgebreitet hat. Lange war der Mensch wegen seines sozialen Verhaltens, seinem umfassenden Werkzeuggebrauch und seinem Opportunismus erfolgreich. Seit einigen tausend Jahren hat er, durch die Landwirtschaft, direkt in den evolutionären Prozess eingegriffen und sich dadurch weitere Vorteile verschafft, indem er in grossem Massstab seine Umwelt gestaltete. Auch diese Gestaltung war lange Zeit in Kreisläufe eingebunden, welche die Biosphäre wenig beeinflussten.

Erst die Verwendung von fossilen Brennstoffen entkoppelte, scheinbar, die Umwelt vom Leben der Menschen.
Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Erde dadurch derart verwüstet wird, dass der Mensch vollständig verschwindet, aber seine Zahl wird zweifellos massiv kleiner werden, weil er in vielen Teilen der Welt schlicht nicht mehr leben kann.

Dass dieser Prozess sanft und einvernehmlich vonstattengehen wird, ist völlig ausgeschlossen. Viele Menschen werden gewaltsam oder durch Mangel an Ressourcen sterben. Die vorherrschenden Kulturen lassen schlicht nichts anderes zu.

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"Die Evolution ist Versuch und Irrtum, nichts anderes. Es gibt keinen zielgerichteten Prozess, der dahintersteht, auch wenn uns das schwerfällt zu verstehen."

Das genau entspricht meiner Auffassung.
Und es gibt Naturgesetze. Wenn ein Element diese Gesetze dauerhaft bricht, wird der übergeordnete Organismus dieses Element eliminieren. So geschieht das in unserem Körper und genauso in allen andern Organismen. Nicht als zielgerichteter Prozess der Evolution, sondern dieser inhärent und Voraussetzung für die Evolution.

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Leserin
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Was hat denn der Mensch davon, wenn er auf Fleisch verzichtet? — Diese Frage wurde im Interview gestellt, jedoch natürlich nicht erschöpfend beantwortet; solches nehme auch ich mir nicht vor. Aber eines habe ich am eigenen Leib erfahren und möchte ich nebenbei anmerken: Mit dem Verzicht auf tierische Nahrung, nicht mal nur Fleisch (plus Zucker- plus Salzreduktion) gelang es mir in wenigen Jahren, die durch Zivilisationskrankheiten bereits angerichteten Schäden an meinem Körper zu begrenzen. Wen von meinen alternden Artgenossen Ähnliches schon allein nicht glücklich machen tät möcht ich wissen.

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Fabienne Haldimann
Sozialarbeiterin
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Danke für den gelungenen Beitrag. Als weiterführende Lektüre empfehle ich das Buch "Homo Deus" von Yuval Noah Harari, in welchem eindrücklich auf die schlicht nicht beweisbaren Unterschiede zwischen Mensch und Tier eingegangen wird.

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Vielen Dank für das Kompliment und diese Empfehlung, Frau Haldimann!

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Die Ausbeutung der Tiere ist Teil des kapitalistischen Systems. Es beruht darauf, dass die einen Menschen von den anderen profitieren. Und vom Kalb und Schwein. In Massen umso besser. Die total unreflektierte Profitgier des bürgerlichen Grosskonzerns und seines CEOs, den die kaputt gemachte Natur nichts kostet(e), frisst sich global in die Welt. Mit dem sakrosankten Zwang zum Wachstum. Unsere Kleider werden unter unwürdigsten Verhältnissen genäht. Das Lithium in den Batterien wird mit Umwelt zerstörenden Methoden abgebaut. Mehr Autos müssen her. Und grössere. Und auch grössere Traktoren. Städte werden verdichtet. Um im Urlaub fliegend an die Weite des Meeres zu flüchten. Wir wohnen auf versiegelten Flächen, wo noch vor kurzem der Löwenzahn stand. Der Planet wird überbevölkert. Meere werden leer gefischt, die Gletscher schmelzen, der Regen fällt verschmutzt vom Himmel, Korallenriffe sterben. Und unser Abfall häuft sich in Bangladesch. Und selbst dort ist nicht mehr weit.

Mit der Industrialisierung begann die Zerstörung der Umwelt. Der Zigarren rauchende Fabrikherr mit rund gefülltem Bauch zwang die Bauern in seine Fabrik mit schwarzem Rauch der Dampfmaschinen über den Schloten und die Kinder in die Kohlengruben Englands, auf dass diese den Mehrwert schufen. Der Glaube an die neuen Technologien tat das seine. Glühbirnen erhellten neu die Strassenschluchten.

Später versprach das Prinzip Wohlstand für alle.

Viele blieben trotzdem enttäuscht zurück. Zurück blieb auch die Natur. Sie unterlag dem Siegesrausch der multinationalen Konzerne, der Finanzindustrie, der Lebensmittelindustrie. Bis jetzt. Jetzt wird das Klima wärmer und die Meere steigen. Der Sommer trocknet auch die Alpen aus. Helikopter fliegen Wasser zum Vieh zwecks Tierwohl. Und die Viren verbreiten sich, Bakterien verängstigen Menschen und langsam unterwandert das Unbehagen auch den Westen. Allergien werden häufiger. Und Krieg ist vielerorts. Zeit um Vegetarier zu werden. Vielleicht. Aber nicht nur.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Es reicht nicht Vegetarier zu werden. Wie das Beispiel von McCartney deutlich zeigt. Sein aufwändiger Lebensstil als Reicher in einer reichen Nation, ist ohne Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt schlicht nicht realisierbar. Ob er dazu Fleisch isst oder nicht, ist nahezu bedeutungslos.

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Mich freut der Artikel, danke sehr dafür! Sein Plädoyer für eine andere, einfühlsame Sicht auf Tiere (auf die ganze Natur) halte ich für weltbewegend wichtig.
Was mich nachhaltig verstört, ist das Bild von Pferd Buddy, das als Illustration dienen soll, den Worten aber m.E. widerspricht. Buddy gehört zu den wenigen Auserwählten, denen vergönnt ist, ein kostenträchtiges Alter zu erreichen. Mit Spenden von Vielen, denen genau dies ein Herzensanliegen ist. - Nach der schmerzhaften Erblindungszeit steht er, als sogenanntes Fluchttier, nun augenlos da. Ob er sein Schicksal als Gnade erlebt? Ist die geschenkte Alters-Zeit pferdegerecht? Einfühlsam und persönlichkeitswürdigend? Hätte er sich statt dieser Gruppe Tierärzte vielleicht fast eher ein Wolfsrudel herbeigewünscht? Oder besser: die treue bekannte Person, die ihn liebevoll erschiesst? Wenn wir ihn nur fragen könnten!
Ich denke, liebe Republik, Buddy ist die Illustration eines der Artikel, die noch fehlen, oder nicht?

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Leser, Vater, Fotograf
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Vielen Dank für diesen Beitrag zu einem Thema, welches immer noch viel zu wenig Beachtung findet.

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Ich danke Ihnen!

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Es ist in der Natur des Menschen üblich, sich nur sehr selten gegen ein Unrecht einzusetzen, das einen nicht direkt betrifft. 40 Jahre hat es im Iran gedauert, bis eine halbwegs (!!) sichtbare Zahl an Männern gegen die Genderapartheid gegen Frauen auftritt. Wie lange wussten die Menschen, dass Sklaverei moralisch nicht zu rechtfertigen ist, bis sie wirklich etwas dagegen taten?
Empathie mit anderen ist Mangelware. Wer angesichts der Tierqualbilder tatsächlich weinen muss, gehört zu einer Minderheit. Wir werden dazu erzogen, glaube ich. Ich hoffe es jedenfalls, dass wir nicht in der Mehrheit "einfach so gestrickt" sind.

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Liebe Frau K., ich stimme Ihnen absolut zu, wenn Sie sagen, dass sich Menschen selten gegen ein Unrecht einsetzen, dass sie nicht direkt betrifft. Allerdings glaube ich nicht, dass es daran liegt, dass den meisten Menschen Empathie fehlt. Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, dass der Mensch grundsätzlich empathisch ist, grundsätzlich mitfühlt - wobei es natürlich eine grosse Bandbreite von Ausprägungen gibt. Aber ich wage zu behaupten, dass es die wenigsten kalt lassen würde, wenn sie direkt neben einem anderen Lebewesen stehen und zuschauen müssten, wie dieses furchtbare Qualen aussteht. Ich stimme hier Friederike Schmitz zu, die sagt, dass die meisten Menschen bewusst versuchen, sich von diesem Leid abzugrenzen, es nicht an sich heranzulassen. Und in den allermeisten Fällen funktioniert das nun mal sehr gut und problemlos. Wer ein Stück Fleisch im Supermarkt kauft oder einen Burger im Restaurant isst, läuft keine Gefahr, in irgendeiner Art und Weise damit konfrontiert zu werden, wie es dem Tier ging, von dem das Fleisch stammt.

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Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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Ich weise auf die Grundthese des World Ethic Forum hin: https://www.worldethicforum.com/these/. Deren Umsetzung erfordert Wissen, gute Netzwerke, Zeit- und Geldressourcen und Interventionen auf den verschiedensten Ebenen. Also erst mal viel Aufklärungsarbeit wie dieses Gespräch, oder wie der Film The Last Pig https://www.thelastpig.com/.

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Liebe Frau Belz, gestern Abend habe ich mir auf Ihre Anregung hin den Film «The Last Pig» angesehen, den ich nicht gekannt hatte. Ein wirklich sehr eindrücklicher Film – herzlichen Dank für den Hinweis!

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Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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Freut mich, Der Film ist eines der wenigen Beispiele für den Transport positiver Gefühle in einem garstigen Thema, darum umso wertvoller. Habe ich erstmal bei Filme für die Erde gesehen.

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Lieber Anonymous, gerne kann ich Ihnen erzählen, in welchem Zusammenhang das Interview entstanden ist. Wir planten ursprünglich eine ganze Serie rund um das Thema “Fleisch”. Leider sind aus unterschiedlichen Gründen dann aber einzelne Folgen davon nicht zustande gekommen, weshalb wir schliesslich wieder von der Idee der Serie wegkamen. Das Interview über Tierethik wollten wir aber trotzdem führen, weil wir fanden, dass das Thema auf jeden Fall wichtig, aktuell und interessant ist. Zudem erscheint dieser Tage das neue Buch von Friederike Schmitz, was dem Thema zusätzliche Aktualität gibt. Auch die Massentierhaltungsinitiative hat das Thema natürlich gerade wieder noch stärker in die öffentliche Debatte befördert. Wir wollten das Interview aber bewusst erst nach der Abstimmung bringen, da es nicht in direktem Zusammenhang steht. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Ich wünsche mir trotz den genannten Hürden noch ganz doll die Fleisch-Serie, liebe Republik!

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Leserin
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Was tut das zur Sache?

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Mitbetroffene
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· editiert

Müssten wir selber Wildtiere töten um zu Fleisch zu gelangen, wären viele der Grausamkeiten nicht mehr da. Ein Wildschwein zu jagen und dann richtig zu verarbeiten und haltbar zu machen ist doch ganz was anderes als ein oder zwei Schweine zu halten und dann zu schlachten.
Viele Menschen würden es sich gut überlegen, wenn Haustier und Nutztierhaltung verboten wären, noch Fleisch essen zu wollen. Ich kenne zig Menschen, die keine Maus töten können, aber gerne Lammfleisch essen, oder ein anderes Tier.
Auch eine noch so schönes Zoogehege ist ein Gefängnis, das sich wohl kaum ein Wildtier selber antun würde.
Und so wie ich die Menschen kenne, müsste auch das "selber erlegen" der Tiere auf den Eigengebrauch begrenzt sein!

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„Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass es gut kommt, sondern dass es einen Sinn in dem Ganzen hat“ - finde ich in diesem Zusammenhang einen tröstlichen Satz.

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Ein spannender Artikel. Leider aber sehr theoretisch und einseitig. Ich sehe wie Simon Reber noch ungelöste Fragen bei der Pflanzenernährung ohne Hofdünger. Wenn man noch einen Schritt weiter zurück macht und auf unsere Nahrungsmittelproduktion als ganzes schaut, dann zeigt sich, dass das System grundlegend Tier- und Menschengerechter werden muss. Die Landwirtschaft hat in den letzten 100 Jahren eine beispiellose Effizienzsteigerung durchgemacht und die Produktion pro Fläche und pro Arbeitskraft enorm gesteigert. Dabei steigt der Produzentenpreis nicht im gleichen Mass wie der Konsumentenpreis. Als Folge ist die Landwirtschaft gezwungen, immer noch mehr zu produzieren, um über die Runden zu kommen. (Welche andere Branche in der Schweiz kennt noch die 55-Stundenwoche als Standard?)
Auf der anderen Seite gibt der Rest der Bevölkerung immer weniger Einkommensprozente für Nahrungsmittel aus.
Es braucht grundsätzlich mehr Wertschätzung der Nahrungsmittelproduktion gegenüber und einen Ernährungspolitischen Paradigmenwechsel.
Leider habe ich auch keine Patentlösung wie das geschehen soll. Der individuelle Entscheid, welche Nahrungsmittel ich konsumieren will ist sicher wichtig. Aber er muss zu Ende gedacht werden, mit allen Konsequenzen wie höheren Lebensmittelreisen, besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Auch wenn der Artikel gut geschrieben ist, es fehlt im doch an Tiefe und Konsistenz.

Was die meisten Veganer ausblenden, ist die Tatsache, dass Ackerbau im grösseren Stil ohne Viehwirtschaft nur mit massivem Einsatz von fossilen Energieträgern, oder mit sehr grossen Ertragseinbussen möglich ist. Wollen wir in diesem Sinne alle vegan leben, kann dies nur ein Teil der heute lebenden Menschen tun.
Was tun wir mit den 'überschüssigen' Menschen?

Auch den Aspekt, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen alles andere als, ähh, artgerecht leben, wird nicht weiter berücksichtigt. Wer sagt denn, dass ein (erwachsenes) Schaf mehr will, als den ganzen Tag in Gesellschaft von seinesgleichen in Ruhe Gras zu fressen? Schliesslich ist es eine Tatsache, dass der grösste Teil der Menschen an nichts anderem arbeitet, als dass sie gerade nicht in freier Natur ihren täglichen Bedarf sammeln und jagen müssen. Das wäre das 'artgerechte' Leben eines Menschen. Das eines Schafes wäre damit verbunden wachsam zu sein und bei Gefahr mehrmals täglich zu flüchten.

Was mir fehlt, ist das Aufzeigen von Wegen, wie man aus der kapitalistischen Endlosschleife von Wachstum und Umweltzerstörung ausbrechen könnte, ohne brutale Gewalteruptionen auszulösen.
Mit dem persönlichen Entscheid, keine tierischen Produkte mehr zu essen ist es nämlich längst nicht getan.

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Wollen wir in diesem Sinne alle vegan leben, kann dies nur ein Teil der heute lebenden Menschen tun.

Das wage ich zu bezweifeln - gibt es da Datenpunkte dazu?
Einerseits geht ja auch momentan schon extrem viel landwirtschaftliche Fläche „verloren“, um Tierfutter herzustellen. Ist eine ähnliche Farce wie das Argument „Auf Soja sollte verzichtet werden, weil dafür der Amazonas abgeholzt wird“ (aber gleichzeitig Poulet-Fleisch aus Brasilien konsumiert wird).

Andererseits verstehe ich den Artikel eher als Kritik an den industrialisierten Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Natürlich sind z.B Schafe einem ganz anderen Leben ausgesetzt in der freien Natur. Aber wie viele F. lebende Schafe oder Hühner gibt es überhaupt noch?
Und wenn ein Bauer mal 20 Kühe auf einer Alp grasen lässt, ist das meiner Meinung nach auch etwas ganz anderes wie die Haltung von 1000 Tieren, die explizit für die Milch- oder Fleischproduktion ausgelegt & optimiert ist.

Eindrücklich fand ich z.B auch den Artikel zur Massentierhaltung von der Republik. Meine Eltern halten momentan 6 Hühner (bzw. 5 und 1 Hahn). Die werden dort solange Auslauf geniessen, bis sie von Fuchs geholt werden (was natürlich versucht wird zu vermeiden) oder sie durchs Alter versterben. Die Hühner werden gut und gerne >5 Jahre alt. Im Vergleich zur Massentierhaltung, wo im Mastbetrieb von glaube ich 8 Chargen à x-tausend Hühnern pro Jahr (!) die Rede war. Ich finde, da darf man Unterscheiden (aber natürlich auch beides Hinterfragen).

Zum letzten Punkt mit der artgerechten Haltung von Menschen: da habe ich nichts entgegenzusetzen. Aber man kann sich ja auch mehreren Problemen gleichzeitig widmen ;-)

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Mit meinem Kommentar wollte ich keineswegs die heutige Massentierhaltung unterstützen. Diese halte ich für ein Verbrechen, das mit der Sklavenwirtschaft gleichgesetzt werden muss.

Für die Beurteilung der Erträge ohne Düngemitteleinsatz braucht man keine neuen Erhebungen. Als längerfristig nachhaltig, hat sich im lauf der Jahrhunderte die Dreifelder-Bewirtschaftung erwiesen. Dort wird das brachliegende Drittel als Weide für Nutztiere genutzt. Das bedeutet konkret, dass ein Drittel der Erträge ausfallen. Ohne Nutztierhaltung muss auf die Zweifelderwirtschaft umgestellt werden, was einen Ernterückgang um die Hälfte bedeutet.
Der Krieg um die Ukraine zeigt, wie empfindlich das aktuelle System bereits auf den Ausfall von ca. 15% reagiert hat.

Es braucht weit mehr als der Verzicht auf tierische Nahrung, um eine Umstellung unserer umweltzerstörerischen Landwirtschaft zu bewerkstelligen. Ein volkommener Verzicht auf Nutztiere, wie es der Veganismus gebietet führt auf jeden Fall zu grossen Problemen.
Zum Beispiel müssten Feldarbeiten von Hand gemacht werden, da die Nutzung von Pferden und Ochsen ja nicht mehr opportun wäre, was wiederum bedeutet, dass, dafür entweder klimazerstörerische Maschinen eingesetzt werden oder eben sehr viele Menschen dafür arbeiten müssen.

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Ich esse seid 40 Jahren keine Tiere. So mit 35 Jahren fiel der Zwanziger. Ich kann seid jeher keine Fliege totschlagen nur weil sie mich stört. Wie kann ich dann eine Kuh oder einen Fisch totschlagen? Ich habe nie Nahrungsergänzung gegessen, machte Sport, bin leidlich gesund. Es ist so einfach. Ich bin von durchschnittlichem Charakter und deshalb zuversichtlich, dass die Evolution das menschliche Verhalten auch von vielen anderen Durchschnittlichen weiter in Richtung sozialer Verantwortung gegenüber der Natur steuern wird. Das zu beschleunigen wäre nicht nur gut sondern schon eher überlebenswichtig für uns alle. Wie? Unaufgeregt darüber reden wie es in diesem Artikel geschieht.

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Meine Einschätzung ist, dass der Weg zu einer Gesellschaft, die Fleisch als etwas kostbares sieht und nicht als tägliches Konsumgut, über die eigene Gesundheit geht und nicht über das „Tierwohl“.
Ich sehe einem Schnitzel nicht an, ob es gelitten hat, obwohl ich die Bilder kenne. Ich weiss aber das ein übermässiger Konsum mich früher ins Grab bringen kann.

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Leo Huwyler
Pensioniert, Teil der Zivilgesellschaft
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· editiert

« Dass er nicht mehr ständig diese Akrobatik der Verdrängung vollziehen muss! Für mich hat es sich sehr befreiend und erleichternd angefühlt, stärker im Einklang mit den eigenen Werten leben zu können. » Ich glaube, in dieser Aussage von Frau Schmitz liegt der wesentliche Punkt der Diskussion. In meinen eigenen Werten ist die Verabsolutierung des Tieres ( Tierwohls, Tierrechts) nicht enthalten. Der Mensch ist trotz Vernunft auch ein Tier und damit legitimer Teil der Nahrungskette. Alle Wesen müssen sich ernähren, um zu leben. Unsere Verantwortung ist, dies in einer angemessenen Art zu tun; gegenüber allem, was uns ernährt. Einen moralischen Anspruch, auf Nahrung tierischen Ursprungs gänzlich zu verzichten, kann ich nirgends ableiten.

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Danke. Sie sprechen genau die Grundvoraussetzung von Frau Schmitz Denken an, die ich unten meinte, und weder von ihr noch - leider! - von den Interviewenden hinterfragt wird. Sie setzt nämlich ihre eigenen Werte als das absolut und objektiv Richtige, dem gegenüber die anderen defizitär sind: Sie "wissen eigentlich, was das Richtige wäre, sie setzen es halt nur nicht praktisch um."

Doch was, wenn Menschen als evolutionäre Alles- und somit auch Fleischfresser (und mittels Kultur/Technik als Spitzenräuber), das Leiden anderer WOLLEN oder zumindest billigend in Kauf nehmen? So wie viele Menschen gerade in wohlhabenden, kapitalistisch entwickelten Ländern die Armut, Ausbeutung, den Hunger und Tod anderer Menschen für ihren Wohlstand in Kauf nehmen?

Der Veganismus vieler erscheint dadurch als Privileg.

https://www.republik.ch/dialog?t=ar…528cbf9c7a

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Leo Huwyler
Pensioniert, Teil der Zivilgesellschaft
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Das Leiden eines Tieres zu wollen, ist in meinem Denken nicht akzeptabel. Im Gegenteil, auch mein Anspruch ist, das Leiden des Tieres zu minimieren. Das sehe ich in der Massentierhaltung nicht gegeben. Aber gerade in der Schweiz begegne ich oft andern, kleineren Betrieben (die andern gibt es leider auch) und dort wo ich herkomme, haben die Kühe noch Namen und sind nicht Massenware. Aber sie sind und bleiben Nutztiere, wie es auch Katzen und Hunde sind. Einfach mit einem anderen Zweck.

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Schon interessant. Es wird immer von Fleisch essen oder nicht essen gesprochen. In diesem Zusammenhang auch über Ethik, Klima und Umwelt.

Schön und gut. Aber was ist mit den Tieren die zu abertausenden in der Forschung missbraucht werden. Die leiden und elendig verrecken nur damit wir Menschen ein paar Pillen mehr haben, die unsere immer zahlreicheren Zivilisationskrankheiten "heilt".
Ist das moralisch vertretbar? Was können die Tiere dafür wenn die Menschen krank sind oder werden. In der Tierwelt sterben diese Individuen einfach.
Aber wir Menschen opfern tausende unschuldige Leben ohne mit der Wimper zu zucken.
Müssten da Veganer ehrlicherweise nicht auch auf Medikamente und Behandlungsmethoden, die auf Tierversuche beruhen, verzichten? Oder heiligt hier der Zweck die Mittel?
Alle die hier über Tierwohl schreiben und wegen der Coranakrise lautstark nach Impfung geschrien haben, sind im höchsten Masse inkonsequent. Für die Impfstoffe starben etliche Tiere die überhaupt nichts dafür können, dass die Menschheit von einer Krankheit heimgesucht wird, die wie sich zeigte, vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem (aus was für Gründen auch immer) gefährlich war und ist.

Wie gesagt, grassiert bei den Tieren in freier Wildbahn eine Seuche gehen die Immunschwachen daran ein. Und kein Mensch interessiert sich dafür.

Der allergrösste Teil der Medikamente beruht auf Tierversuche.
Wer hätte Lust als Versuchskaninchen von Ausserirdischen hinzuhalten? ;)

Und warum ist es denn moralisch vertretbar dass die Lebensmittelindustrie Milliarden verdient mit Produkten, die erst viele Krankheiten auslösen für die wir dann wieder nach Pillen schreien und dafür tausende unschuldige Tiere opfern...

Ach ja die Eigenverantwortung... Ich kann es nicht mehr hören!

Edit: Typo

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