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Informatikingenieur, Buchautor
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Ein sehr interessantes Interview.

Nur eine kleine Bemerkung meinerseits: Die Reichen werden nicht immer reicher, weil sie sich gute Anwälte leisten können, sondern weil sie mit ihrem Vermögen hohe Kapitaleinkommen erzielen, und mit einer positiven Rückkopplung dadurch noch höhere Vermögen erhalten, um damit noch mehr Kapitaleinkommen zu bekommen. Das ist ein exponentielles Wachstum infolge Zinseszinseffekt!

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Oder wie meine Oma zu sagen pflegte: Der Teufel scheisst immer auf den grössten Haufen. 💩

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Nicht lustig
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Dieser Effekt trifft bei allen Menschen zu.

Im Interview wird detailliert beschrieben, wo die wirklich grossen Hebel liegen! Mit guten Anwältinnen lässt sich viel schneller viel mehr erreichen.

Beispiel gefällig? (Und jetzt realisiere ich, dass ich anonym schreiben muss!) Bei der Expansion in ein Land erfüllte mein Kunde eine gesetzliche Anforderung bezüglich Rating durch eine der grossen Agenturen nicht. Da der Kunde zu jung war für ein Rating und inklusive Prozess für das Rating noch zwei, drei Jahre mit der Expansion hätte warten müssen, wurde schlicht entschlossen, im entsprechen Land die Gesetze zu ändern. Macht, Vitamin B, trara! Kurze Zeit später war diese Hürde entfernt.

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Ich gestehe, mir ist es noch ein wenig zu früh um dieses komplexe Thema trotz der anschaulichen Erklärungen zu erfassen.
Was mir aber grundsätzlich problematisch erscheint, ist dass viele dieser riesigen Vermögen bereits auf der Grundlage von juristischen Kompetenzen oder Schlaumeiereien zusammengetragen werden (Ich denke da z.B an Herrn Blochers Werdegang) und dieses ,,Eigentum“ oder ,,Kapital“ dann zur Erhaltung und Absicherung abermals mit dem Privileg sich teure Anwälte leisten zu können, bewirtschaftet wird. Sprich; wenn sich das Kapital mal auf der einen Seite befindet, ist es nahezu unumkehrbar dort. Weshalb sich diese Schere niemals schliessen wird, sondern aufgrund der Erträge dieses Kapitals nur noch weiter öffnet.
Dies ist aber nur die bescheidene Erfassung eines Nicht-Studierten um 8.18 morgens.

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Ich habe mal gelesen, dass Kapitalanhäufungen lediglich ca. 3 Generationen “halten”. Blocher’s Urenkel gingen also leer aus. Irgendwie beruhigend. Leider finde ich die Quelle nicht mehr.

Man müsste aber zu Primogenitur zurückkehren. Oder Kasten. Oder Sklaverei. Hauptsache Rechte und Pflichten würden vererbt. Das wäre die konsequente Ausbaurichtung, wenn Recht Kapital bedeutet.

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Traurig auch welches Humankapital der Gesellschaft durch dieses System geht. Wenn sich die hellsten Köpfe des Landes nur damit beschäftigen wie man Eigentum verschieben kann ohne Steuern zu zahlen, anstatt sich zum Beispiel mit Lösungen gegen die Erderhitzung zu beschäftigen. Gerade in unserem Land ist dieser Effekt sehr stark.

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Steuervermeidungsstrategie ist ein Problem: Es gibt zuviele Strategen, die nur auf Steuervermeidung aus sind. Ich hatte mal ein längeres Gespräch mit einem Banker, wo es um Hypotheken und dem Eigenmietanteil ging. Seine Thema war "Steuern vermeiden durch Hypothekarzinsen", während mein Thema war "Mit welcher Strategie habe ich mehr Geld in der Tasche?". Schlussendlich habe ich dann verkündet, dass "Sie mir nur vorrechnen können, wie ich weniger Steuern bezahle - Gelder, die schlussendlich indirekt mir selber wieder zugute kommen - anstelle, wann ich mehr Geld für mich selber übrig behalte. Schlussendlich zahle ich lieber die gleiche Menge Steuern, als Zinsen an die Bank, die diese an indirekt an ihre Aktionäre ausschüttet". Das Gespräch war dann beendet, er konnte mir nicht vorrechnen, was es für mich finanziell bedeutet, wenn ich die Hypothek auf "null" fahre anstelle sie zu erhöhen.

Wenn es nur darum geht, Steuern (=Zahlungen an den Staar) zu vermeiden und dieses dann tatsächlich zu mehr Ausgaben führt, scheint das für Identitäre, die den Staat sehr klein halten wollen, tatsächlich toll zu sein. Für mich nicht.

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Da geht es uns gleich, lieber zahle ich Steuern als Zinsen. Die Steuern gehen an mich, den auch ich bin der Staat. Die Zinsen gehen an die Aktionäre der Bank, meist nicht meine Freunde.

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Da haben Sie sehr recht, Herr Wilhelm.
Fast die ganze Treuhänder-Kaste kennt praktisch nur diesen, einen Fetisch: Steuern vermeiden. Wie ich aus eigener Erfahrung als Unternehmer lange genug beobachten konnte. Es gibt natürlich Ausnahmen - aber eben: die Ausnahmen, welche die Regel bestätigt...

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Ein schönes Interview!

Recht ist nie in Stein gemeisselt. Es ist das Ergebnis politischer Prozesse. In diesen Prozessen setzen sich die jeweils mächtigsten Gruppen mit ihren Wünschen durch.

Recht sollte dem fruchtbaren Zusammenleben in der Gesellschaft dienen. Aber natürlich ist die Ausgestaltung des Rechts, welche die Wünsche der mächtigsten Gruppen des politischen Prozesses festhält, nicht immer die Fruchtbarste.

Bezogen auf den Trust ist dessen Eigenschaft, das Eigentum geheim zu halten, toxisch für die Gesellschaft. Nicht umsonst hat der whistleblower der Panama Papers gesagt, dass die Probleme, die die Panama Papers aufgezeigt haben, erst dann gelöst sein werden, wenn die Eigentümer von Eigentumswerten weltweit identifiziert werden können.

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Ein für mich sehr erhellendes Gespräch. Diese fortschreitende Einhegung ist wohl der Knackpunkt des Hyperkapitalismus, wenn nicht die unplanbaren Katastrophen der Gegenwart wären. Als Kleinhäusler bleibe ich dem Gedanken treu: eine Sache ist nur soviel wert, wie jemand anderes bereit ist, dafür zu zahlen. Alle dargestellten Instrumente sichern nur Werte, die innerhalb des Systems existieren. Von aussen betrachtet, ist es eine Partie Monopoly, dessen Spielgeld nicht gegen Klima- und sonstige Katastrophen abgesichert ist. Vielleicht wehrt sich der Kapitalismus gerade deswegen so wütend gegen solche Erkenntnisse.

Ergänzung: Privatbesitz an Boden, Wasser und Luft sind für mich Grundübel der Menschheit.

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Ich bin begeistert von der Forschung von Katharina Pistor, die Daniel Binswanger im Interview gut verständlich zur Sprache gebracht hat. Lange Zeit dominierte bei der Lektüre ein Gefühl von Hilflosigkeit und Niedergeschlagenheit.
Dann der Lichtblick zum Schluss:

Es gibt Rechts­ordnungen wie zum Beispiel die deutsche, die sogar explizit festhalten: Eigentum ist geschützt, aber es muss zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Man darf sich schon fragen: Für welche Zwecke stellt eine Rechts­ordnung staatliche Zwangs­gewalt zur Anerkennung und Sicherung von Eigentum überhaupt zur Verfügung? Kann jeder sich einfach nehmen, was innerhalb des gesetzlichen Rahmens möglich ist, wie im Selbstbedienungs­laden? Oder gibt es Grenzen? <

Frage: wie ist in der Schweiz Eigentum im Zusammenhang mit dem Wohl der Allgemeinheit rechtlich geregelt?

Vielen Dank für die erhellende Aufklärung, auch wenn die Erkenntnisse am frühen Morgen schwer verdauliche Kost sind.

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Christina Guggisberg
Abonnenentin und eifrige Leserin
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Die Bundesverfassung schützt das Eigentum als Grundrecht in Art. 26 BV. Für den Rechtsverkehr ist es im Zivilgesetzbuch (ZGB) Art. 641 ff. konkretisiert.
Eine solche explizite Verbindung zwischen Eigentum und Gemeinwohl besteht nicht. Die Ausübung der Eigentumsrechte wird nur durch die Schranken der Rechtsordnung begrenzt. Und diese ist nicht identisch mit dem Gemeinwohl.

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Korrekt, die Ausübung der Eigentumsrechte wird nur durch die Schranken der Rechtsordnung begrenzt, und das ist auch richtig so. Der "schöne" Satz, dass Eigentum dem Wohl der Allgemeinheit dienen müsse, bringt im konkreten Fall wenig. Genau dazu gibt es ja die Einschränkungen durch die Rechtsordnung. Im Fall des Grundbesitzes beispielsweise ob und wie hoch gebaut werden darf, im Fall von Autos die Fahrzeugprüfungen und die Pflicht, eine Versicherung abzuschliessen, falls man auf der Strasse fahren will, etc. "Wohl der Allgemeinheit" ist viel zu allgemein, als dass man daraus irgend etwas ableiten könnte, das über die Bestimmungen der Rechtsordnung hinausgeht.

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Meines Wissens gibt es in unseren Gesetzbüchern nirgends eine Entsprechung zum schönsten Satz im deutschen Grundgesetz: "Eigentum verpflichtet." Gefolgt von, in etwa: Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Wie weit sich die Deutschen dran halten, dürfte nicht so anders aussehen als bei uns. Das Prinzip bleibt richtig.

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Mir ist auch nicht bekannt, dass es irgendein Gesetz oder gerichtliches Verfahren gibt, in dem dieser Grundgesetztext "Eigentum verpflichtet" jemals sinnvoll angewendet wurde. Kennt jemand so einen Fall?

Das Problem, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden (Mitarbeiter werden gekündigt und in der Folge über die Arbeitslosenversicherung finanziert), ist auch in Deutschland gang und gäbe.

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Systemchange müsste also einerseits Transparenz fordern und allenfalls eine Bodenrechtsreform anstreben. Beispielsweise, dass Boden nur in einem Nutzungsrecht für eine bestimmte Zeit abgegeben wird und ansonsten der Allgemeinheit gehört, wie Seen und andere Gewässer.

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Oder das Landwirtschaftsland das Umgezohnt wird Primär dem günstigen Wohnraum zu gute kommt. Aber auch das die Genossenschaften im Konkurrenzkampf für noch tiefere Preise wären. /träumen

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ja es gibt viel zu träumen....

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Spezialist Digitales Lernen
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Oder das Erbrecht, das Eigentum über die eigene Existenz hinaus garantiert.

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Sehr aufschlussreiches Interview - danke vielmals dafür!

"...aber ein Kern von Wechsel­seitigkeit – dass nicht nur die Gesellschaft dem einzelnen Bürger das Recht garantiert, sondern dass die Rechte des Einzelnen auch dem Gemein­wohl dienen müssen – ist dennoch vorhanden...".

Nur ist bei uns dieser Kern kleiner als ein Chriesistein, oder? Die Wirtschaft hat sich daran gewöhnt, die Profite für relativ Wenige zu privatisieren, aber die sozialen Kosten der Profitmaximierung gnädigst dem Staat zu überlassen. Hier versagt bürgerliche Politik meines Erachtens kläglich - sie ist zum reinen Erfüllungsgehilfen der fortschreitenden Eingrenzung geworden. Der Schwund eines gesunden Mittelstandes scheint mir ein Beleg für diese Behauptung zu sein...

"...Wir müssten generell viel genauer hinschauen und unsere normativen Prinzipien, die aus der Rechts­praxis verdrängt worden sind, allgemein viel entschlossener affirmieren...".

und:

"....Wir müssten generell viel genauer hinschauen und unsere normativen Prinzipien, die aus der Rechts­praxis verdrängt worden sind, allgemein viel entschlossener affirmieren... ".

Hier wäre also zunehmend die Rolle der politischen Linken zu sehen. Dabei meine ich nicht 'nur' die materielle Gerechtigkeit, sondern auch Klima- und Naturschutz. Gerade hier hätte es die kleine Schweiz als Sitzstaat so manches Rohstoff- und auch Chemiekonzerns in der Hand, normativen Prinzipien etwas mehr Gewicht zu verschaffen. Aber wie war das noch gleich mit der Konzernverantwortungsinitiative?.... Da kann man effektiv nur für einen Sinneswandel in unserer Gesellschaft hoffen und beten!

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Einverstanden. Allerdings hat die Linke seitdem ich wählen kann (und das ist einige Jahrzehnte her) kaum etwas unternommen. Langfristige Themen sind halt nicht wählerwirksam..

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Ich weiss nicht, ob man das so sagen kann....

Mir scheint es eher so, dass die SchweizerInnen leider oft zu ängstlich sind und linke Anliegen an der Urne bachab schicken, nur weil Arbeitgeberverband, Swissmem, Economiesuisse und wie sie alle heissen, mantrahaft irgendwas von Arbeitsplatzverlust und sinkendem Wohlstand schwafeln. Funktioniert noch jedes Mal, gell...

Und wer hat sich während der Corona-Lockdowns für MieterInnen und KleinunternehmerInnen eingesetzt? Just die politische Linke. Von Seiten der ach so wirtschaftsfreundlichen FDP oder gar SVP: Komplette Fehlanzeige - nein, ganz im Gegenteil blockten diese fast alles ab - dafür hat man dann z.B. der 'Swiss' (Lufthansatochter) über eine Milliarde Franken zugesichert - was diese aber rein gar nicht daran gehindert hat, übermässig viele Angestellte zu entlassen.
Bürgerliche Politik: Wer hat dem wird gegeben... (etwas polemisch, ich weiss ;-)

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Ein sehr erhellendes und selbst für mich als Laie verständliches Interview, vielen Dank! Fast ein Plädoyer gegen toxische Geheimnistuerei und Schlaumeierei, bzw. Transparenz als wichtige Voraussetzung für das gesellschaftliche Gemeinwohl und etwas mehr "Gerechtigkeit".

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Danke für dieses interessante Interview mit Frau Pistor. Gewünscht hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf sinnvolle künftige Entwicklungen und Abbau von Dysfunktionalitäten... hin zu mehr Gemeinwohl. Was macht aus Sinn dieser hochkompetenten Fachfrau Sinn, und welche "kapitalen Böcke" im derzeitigen rechtlichen und finanzpolitischen Haifischbecken sollten wir (z.B. die Schweiz, als Gesellschaft) ausmerzen?

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Beobachter
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Ist dies eine rein fiktive, frei erfundene Geschichte? Die Behauptung, dass zwischen 1881 und 1891 20% des englischen Grundbesitzes an Frauen ging, scheint mir ein feministisches Märchen zu sein.

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Souri Thalong
Community-Support
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Wir haben Ihnen diese Woche bereits an einer anderen Stelle erklärt, wie bei der Republik mit Geschlechterbezeichnungen umgegangen wird.

In der Textstelle, auf die Sie hier Bezug nehmen:

Zu Beginn der 1880er-Jahre wurden dann zwei wichtige Gesetze erlassen: der «Conveyancing and Law of Property Act» von 1881 und der «Settled Land Act» von 1882. Darin war festgeschrieben, dass auch die Nutzniesser der Familientrusts wie normale Eigentümer behandelt werden sollten und deshalb für ihre Schulden im vollen Umfang aufkommen mussten. Das hat dazu geführt, dass 20 Prozent des englischen Grundbesitzes innerhalb von nur zehn Jahren an neue Eigentümerinnen gingen.

... sind jeweils Menschen beider Geschlechter mitgemeint. Ich bin mir sicher, dass das nach einer gewissen Eingewöhnungszeit (sofern Sie denn wollen) nicht mehr für Verwirrung sorgen sollte.

(Edit: Textformatierung)

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Beobachter
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Manchmal führt halt das sture Gendern zu Verwirrung. 20% Eigentümerinnen ist eine Falschaussage. Ansonsten könnte ich z.B. schreiben: Die Verlegerin der Republik nervt die lesbischen Leser mit ihrer Machogetue.

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Märchentante*onkel
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Die tatsächliche Situation von Frauen in dieser Zeitspanne in England und Irland war von extremer Diskriminierung geprägt. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Marri…y_Act_1882 Das Eigentum von Frauen ging mit der Heirat an den Mann.

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Konfliktberater
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Umfassendes und erhellendes Interview, ich habe - ... als ehemaliger Jurist Asche auf mein Haupt...:-)-, Kapitalismus und Eigentum noch nicht aus dieser Perspektive (Code des Kapitals) betrachtet.
Ein Kernpunkt ist das Spannungsfeld zwischen dem Schutz der Wirtschaftsfreiheit, der Rechtssicherheit und dem Gemeinwohl.
Aber genügen selbstkritische Appelle? Sicherung und Vermehrung des eigenen Besitzstandes haben eine starke Treibkraft und dahingehend haben sich auch die Rechtsordnungen entwickelt. Braucht es nicht eine fundamentale Neuausrichtung, wo das Gemeinwohl ethisch, rechtlich und politisch stärker berücksichtigt wird, ohne dass Eigeninitiative und Unternehmertum darunter leiden?

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Das sind keine Gegensätze.
Im Gegenteil, wieviel Eigeninitiative wird gerade getötet weil die Leute keine Zeit haben weil sie zur Arbeit müssen, und wieviel Unternehmertum wird erstickt weil die Produktionsmittel ausserhalb der Reichweite liegen?

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Konfliktberater
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Lieber Herr Herrmann
auch das kann zutreffen, wenn die Schere zu weit aufgegangen ist.
Das Spannungsfeld kann man aber darin sehen, dass - wie die Geschichte gezeigt hat - zum Beispiel Miteigentum , Volkseigentum oder gleichmässige Verteilung nicht erfolgreich waren hinsichtlich Eigeninitiative oder Unternehmertum. Es wird darum neue Ansätze brauchen, eine abgestimmtere Balance wie auch z. B. die vermehrte Ablösung von Eigentum durch Nutzungsrechte.

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Über 65 Jahre
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Da kommt mir glatt die Konzernverantwortungs-Initiative in den Sinn!

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Betroffen wie alle
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Merci, schöne Anregungen. Das spiel mit dem Kapital kann sehr amüsant sein, und wenn die Geschichte dazu verstanden wird, noch viel mehr. Sehr anregend auch die finale Aussage der Forscherin, dass die stärkere Reflexion von gesellschaftlichen Grundelementen wie Gegenseitigkeit im Rechtssystem ein lohnendes Entwicklungsziel darstellt. Das Element der Gegenseitigkeit ist eng mit der Frage der sogenannten fairness verbunden, und Spruchgut aus der Kiste: "Recht haben ist nicht gleich Recht bekommen" oder "Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit" usw. kann man derzeit fast überall ohne Widerspruch zum Besten geben, denn es wird mehrheitlich für wahr gehalten. Mir zeigt das, wie furchtbar richtig Frau Pistor mit ihrer Analyse liegt.

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Erinnert mich an die anthropologische Perspektive, die in den Büchern von Carel van Schaik und Kai Michel dargelegt wird (Das Tagebuch der Menschheit, Die Wahrheit über Eva). Ökonomische Ungleicheit in modernen Dimensionen wurde erst mit der Sesshaftigkeit möglich, vorher schleppte man alles mit. Die grossen monotheistischen Religionen reichen ungefähr in diese Periode zurück. Die Geschichte von Kain und Abel lässt sich ohne weiteres lesen als die des Machtkampfs zwischen alter und neuer Lebensweise, nomadische Hirten gegen Ackerbauern. Gott sah den Hirten mit mehr Wohlgefallen, der Bauer erschlug den Bruder. Und im dritten Buch Mose hat eine Passage überlebt, wo steht, der Boden gehöre Gott, nicht den Menschen. Dennoch dürften solche Religionen in Frühphasen dazu gedient haben, die zunehmende Ungleichheit zu rechtfertigen - die unserer "ersten Natur" als Primaten fremd ist und bis heute fremd bleibt. Neben der Ungleichheit an Hab und Gut gilt das auch für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern: Die Frauen verkamen wahrscheinlich erst dann zum Besitz der Männer. Den meisten Naturvölkern sind Ideen wie "bis dass der Tod euch scheidet" fremd. Und schon in der Bibel kommen dysproportional harte Sanktionen für Eigentumsdelikte vor, wo die Machthaber ein Exempel statuieren wollten, damit das Fussvolk spure. Delikte an Leib und Leben waren und sind hingegen universal geächtet, vgl. Gefängnis-"Hierarchien". Beide Bücher habe ich mit grossem Interesse gelesen und würde sie allen Interessierten ans Herz legen.

In diesem Sinn danke ich für die Bestätigung meines alten Vorurteils, dass der Kapitalismus unser heutiger Religionsersatz ist. Was man schon an den Tempeln sieht, die man ihm errichten lässt: in modernen Bankenvierteln sehen Kirchen daneben aus wie Zwerge.

Edit: Bibelstelle gesucht :-)

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Als Inhaberin einer GmbH habe ich die Aussagen von Frau Pistor zu diesem Punkt mit besonderem Interesse gelesen. Ich sehe es als positiven und wichtigen Aspekt, dass ich mit dem Konstrukt GmbH eine Trennung zwischen Privat- und Firmenvermögen machen kann … gerade wenn mein Privatvermögen eher „bescheiden“ ist, hilft mir die GmbH, das Risiko des Unternehmertums einzugehen und gleichzeitig die Sicherheit zu haben, dass mit diesem Schritt nicht sämtliches Kapital, das mir zur Verfügung steht, riskiert wird. Das sorgt meiner Meinung nach für mehr Vielfalt in der Unternehmenswelt, weil die Unternehmensgründung eben nicht nur finanzstarken Leuten vorbehalten ist.

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Wenn das nächste mal jemand Eigentum ist Diebstahl sagt, ist jetzt hoffentlich ein paar Leuten klarer was gemeint ist, wie eben z.B. der Boden, der den "common" People mit Waffengewalt geraubt wurde.

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Sehr erhellend find ich den Aspekt der Konvertibilität. Eine Kernaussage dazu im Artikel ist: „Wenn ich in Zeiten der Krise meine Assets schnell genug in Geld umwandeln kann, habe ich die Gewinne, die ich bisher gemacht habe, erst einmal gesichert. Dann warte ich die Krise ab, und wenn sie vorüber ist, investiere ich mein Geld von neuem.“
Die staatlichen Zentralbanken haben mit ihrem quantitative easing genau das ermöglicht. Sie haben die Geldmenge massiv ausgeweitet damit die Gewinne in staatliches Geld umgewandelt werden konnte, das dann wieder investiert wird wenn die Aktienmärkte ihren Tiefpunkt überschritten haben. Wenn ich richtig schlussfolgere heisst das, die Geldmenge nimmt laufend zu, deshalb kann immer mehr Geld an den Börsen investiert werden (grössere Hebelwirkung ermöglicht höhere Gewinne) da die Gewinne mit Hilfe der staatlichen Rettungsprogramme über die Krisen hinweg gerettet werden und diese können sich dann während des Börsenaufschwungs wieder vermehren? Die Zentralbanken sind in Krisen zum Handeln gezwungen da sonst das kapitalistische Wirtschaftssystem kollabiert, ihre Rettungsmassnahmen verhelfen aufgrund der immensen Hebelwirkung jedoch die Ungleicheit weiter zu vergrössern? Krisen wären somit die nützlichen Helfer für Kapitalakkumulation der Superreichen, sie sind kein Systemfehler sondern ein Systemelement des Kapitalismus. Its a feature not a bug!

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So ist es nicht, da haben sie etwas falsch verstanden. "....da die Gewinne mit Hilfe der staatlichen Rettungsprogramme über die Krisen hinweg gerettet werden....": Auch in der Krise werden die Aktien, die im Wert fallen, von jemandem gehalten. Die Investoren sind normalerweise sowohl beim Aufschwung wie beim Abschwung dabei.

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Vielen Dank Daniel Binswanger für das spannende Interview mit Katharina Pistor. Ich habe „Code of Capital“ vor ein paar Monaten gelesen. Der Grundgedanke, dass Eigentum auf Abmachungen basiert, welche die Mächtigeren besser durchsetzen können als die Habenichtse, ist eigentlich offensichtlich. Pistor beschreibt in ihrem Buch die Herstellung dieser Codes anhand von vielen Beispielen in der Geschichte, wobei die Zerstörung der Commons in England das anschaulichste davon ist.

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Danke für den spannenden Beitrag!

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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… da wurde wieder mal vieles benamst, was mir schon länger diffus geschwant hat, z.B.:

  • Die Fragilität als Konsequenz der ‚Sicherung nur durch Rechtstitel‘

  • ‚special purpose vehicle‘ mit dem Vorteil, dass man sich keine Gedanken zur Bonität machen muss.

  • ‚Risiko der Besteuerung‘ durch den Staat, welcher aber gleichzeitig als Grundlage für die benötigte Konvertibilität benötigt wird. Das Verdammen und das Rufen nach dem Staat liegen also sehr nahe beisammen.

Eindrücklich auch wie der vereinnahmende Finanz-Slang sich mit einer kritischen Betrachtung nicht so richtig mischen will.
Ja, und gerade in der Schweiz fehlt in der Verfassung ein Artikel analog zum deutsche Grundgesetzesartikel ‚Eigentum verpflichtet‘ (o.ä.)

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"Eindrücklich auch wie der vereinnahmende Finanz-Slang sich mit einer kritischen Betrachtung nicht so richtig mischen will."

Das fiel mir auch auf. Eine Art Faszination und gleichzeitig Hilflosigkeit. Die Komplexität der Finanzwelt steigert sich für mich von Tag zu Tag ins unermessliche. So viel wurde schon duch vorheriges Interesse in den letzten Jahrhunderten von denen die schon viel hatten, oder viel zu verlieren hatten, ins Gesetz geschrieben.

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(durch User zurückgezogen)

Und das Kapital ein "gesellschaftliches Verhältnis"

Aah.. wer war das schon wieder?

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Hervorragender Beitrag, vielen Dank. Die komplexe Materie wird überschaubar erklärt, ein Genuss zu lesen.

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