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Ich meine Ernst Wolff hat recht mit dem was er schon immer in seinen Videos gesagt hat.

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Jonas Studach
Community-Support
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Lieber Herr M.,
Ihr Kommentar trägt zu einer fruchtbaren Debatte kaum etwas bei. Ernst Wolff ist eine höchst zweifelhafte Figur, die Theorien vertritt, die oftmals kaum halt- oder belegbar (und meines Erachtens bisweilen brandgefährlich) sind.
Stimmen Sie ihm denn einfach pauschal in allem zu, was er sagt? Oder finden Sie vielleicht auch eigene Worte dazu und können einen Bezug zu unserem Text herstellen?

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Die Antwort kenne ich schon. Um die fruchtbare Debatte nicht mehr zu stören werde ich ab sofort keine Leserbriefe mehr schreiben.

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Es lässt sich beobachten, dass Konsumentenpreise sehr viel stärker ansteigen, als die Einkaufspreise für Rohstoffe. Die Löhne wurden nicht angepasst und die aktuellen Energiepreise können das alleine nicht verursachen.

Sind Ihnen Untersuchungen dazu bekannt, welcher Anteil der Teuerung durch operativ unmotivierte Preissteigerungen ausgelöst wird?

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Herr Weiss, wissen Sie, wie stark die Rohstoffpreise angezogen haben? meine Branche ist die Landwirtschaft, wir haben Rohstoffe, die sich um 100% verteuert haben. Und welches Produkt der Migros hat sich um 100% verteuert?
nein, die Konsumentenpreise sind weniger stark angestiegen als die Rohstoffpreise. Das bedeutet, die inländische Wertschöpfung hat sich noch kaum verteuert. Aber das kommt noch.
Sie haben aber schon recht: Wir beobachten, dass auch Anbieter ihre Preise anheben, die dafür kaum einen Kostenanstieg anführen können. Sie heben an, nicht weil sie müssen, sondern weil sie können. Das für eine Untersuchung zu unterscheiden, dürfte aber unmöglich sein.

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Guten Tag Herr R. Dazu gibt es einen interessanten Vergleich aus der K-Tipp-Redaktion. https://www.ktipp.ch/artikel/artike…er-kunden/
Ich kann das aber auch am extremen Beispiel Flugbenzin AVGAS100LL beobachten. Davon hat ein Liter ca. CHF 2.20 gekostet, aktuell zahlt man CHF 2.98, obwohl sich das nicht aus den Rohstoffpreisen ableiten lässt.

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Zwei Punkte, die von anderen KommentatorInnen bereits angesprochen wurden, scheinen mir nach der Lektüre dieses guten Berichtes wesentlich zu sein resp. bedürften noch weiterer Vertiefung:
Geldpolitik ist ein äusserst komplexes und kaum überschaubares System mit vielen Variablen, so dass die Wirkung einzelner, wenn auch „zentraler“ Massnahmen nie mit Sicherheit vorausgesagt werden kann.
So wie es Kriegsgewinnler gibt, scheint es mir auch Teuerungsgewinnler zu geben, die auf den Zug der Teuerung aufspringen und ihre Margen ohne Not erhöhen.

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Das wäre dann das Argument von Elizabeth Warren. Spannend dazu finde ich: Es gibt neue empirische Forschung die zeigt: Die Profitmargen der Firmen gehen nach positiven Nachfrageschocks hoch; das entgegen der Vorhersagen aus dem dominanten Makro-Modell, dem neukeynesianischen Modell.

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· editiert

Zu diesem Thema gibt es einen interessanten SRF-Beitrag mit Rudolf Strahm- ehemals Preisüberwacher. https://www.srf.ch/audio/tagesgespr…d=12186483
Hier erklärt er, dass die "Kerninflation" in der Schweiz, welche effektiv die Haushalte betreffen, gerade mal bei 1.5% liegt. In meinem Umfeld wird diese Kerninfaltion mit den jährlichen Lohnerhöhungen weitgehendst ausgeglichen.

Kurz angeschnitten wird auch das Phänomen, dass bei steigenden Preisen, nicht zwingend die Konsumation zurück geht. Dies sehen wir aktuell im Strassenverkehr. Die Verkehrsdichte hat im Vergleich zur Prä-Pandemiezeit stark zugenommen-trotz höheren Treibstoffpreisen. Dies ist insofern wichtig, dass der aktuelle Kurs der Klimapolitik, höhere Preise und mehr Steuern, nicht den gewünschten Effekt erzielen wird.

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Spannender Punkt, v.a. betreffend dem Effekt der Inflation auf den Konsum. Man könnte durchaus argumentieren, und die Bank of England tut das, hier https://twitter.com/fabiocanetg/sta…6545068032 - das steigende Energiepreise zu einem tieferen verfügbaren Einkommen führt, was wiederum die Nachfrage nach anderen Gütern und Dienstleistungen verringert. Inflation führt so also zu einem Wachstumseinbruch. Mehr zu Geldpolitik gibt es, wenn Sie es nicht bereits kennen, übrigens in meinem Podcast «Geldcast».

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Dies kann ich so weit nachvollziehen. Jedoch ist die Preisentwicklung der Treibstoffe sehr fraglich. Unsere Benzin- und Dieselpreise sind bereits einen Tag, nachdem der Ölpreis anstieg, erhöht worden. Meiner Meinung nach grundlos, denn die vorhandenen Treibstoffe und Reserven wurden schon Wochen oder Monate vor dem Anstieg erworben-zu sehr niedrigen Preisen. Als der Ölpreis wiederum sank, vergingen Wochen, bis die Treibstoffpreise wieder reduziert wurden. In Deutschland sind zu diesem Thema bereits Ermittlungen des Kartellamtes im Gange. Vielleicht verstehe ich noch zu wenig von dem Thema, aber dies Teuerung der "normalen Inflation" zu zuschreiben finde ich falsch. Aus meiner Sicht ist dies Betrug an der Bevölkerung.

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Da fehlt ein zentrales Element: Sehr viele Staaten sind so hoch verschuldet, dass es bei einem stärkeren Zinsanstieg zurGefahr von Zahlungsausfällen käme und damit auch die Zinsspreads wieder steigen würden. Das wäre dann ein teuflischer Mix mit den ohnehin bestehenden Problemen. Das wäre dann des Teufels Küche. Ich denke, diese Gefahr ist für die Zentralbanken entscheidend, nicht die Arbeitslosigkeit.

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interessierter Leser
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Das habe ich mir auch gedacht - vor allem die EZB muss auf die Stabilität des Euro Raumes achten mit seinen hoch verschuldeten Mitgliedern in Sudeuropa.

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Ja, das ist vor allem in Europa ein relevanter Punkt. Ich hatte vor kurzem eine Diskussion mit einem Wirtschaftshistoriker darüber, ob man nicht Zinserhöhungen mit einem QE verbinden könnte, wobei das QE v.a. die Transmission der Geldpolitik in die Peripherieländern sicherstellen würde (Transmission sicherstellen = Vermeiden von übermässigen Risikoaufschlägen). Mehr zu Geldpolitik gibt es, wenn Sie es nicht bereits kennen, übrigens in meinem Podcast "Geldcast".

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Vielen Dank, Fabio Canetg, für diese lange Sicht auf die Inflation. Der Text ist sehr voraussetzungsreich, denn Inflation ist einerseits ein relativ intuitiv verständlicher Ausdruck – «Es wird teurer» –, andererseits ein höchst komplexer Begriff, ja für Lai:innen ein überaus opaker, undurchsichtiger (und für Autor:innen eine Herausforderung ihn allgemeinverständlich zu vermitteln). Vielleicht wählten Sie deshalb auch mit den besten Absichten eine relativ hohe Flughöhe, die im Allgemeinen verblieb, was leider den Inhalt umso unfassbarer oder eben voraussetzungsreich machte.

Doch wenn ich Sie richtig verstehe, ist die Moral von der Geschicht', dass die Zentralbanken wieder mehr Arbeitsmarkt- statt Geldpolitik machen und nicht mehr die volle Verantwortung übernehmen – beides ist ihrer Meinung nach schlecht.

Vielleicht wäre zuvor ein «Inflation 101» oder gleich ein «Geldpolitik für Dummies» sinnvoll gewesen, der Fragen behandelt hätte wie:

  • Was ist Inflation überhaupt? Wie entsteht sie?

  • Wie wird sie gemessen?

  • Wie wird sie von Zentralbanken gesteuert? Was sind die Steuerungsmittel?

  • Wie kann eine Zentralbank damit die Arbeits­losigkeit senken?

  • Was ist «Geldpolitik»? Was sind die Kriterien für «gute» Geld­politik?

Auf der EZB-Seite fand ich interessante Erläuterungen dazu, u. a. auch zum Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der der Berechnung der Inflation zugrunde liegt:

Preisermittlung – Jeden Monat besuchen Preisermittler im gesamten Euroraum über 200 000 Verkaufsstellen in fast 1 600 Städten. Ihre Aufgabe ist es, rund 1,8 Millionen Preise zu erfassen.

Dazu gibt es auch eine interaktive Karte und Statistik, worin man einzelne Länder betrachten und verschiedene Produktgruppen genauer untersuchen kann (man sieht etwa, dass und wie sehr «Housing, electricity, gas etc.» und «Transport» am stärksten zu Buche schlagen).

Wäre spannend dies mal in einer langen Sicht zu entschlüsseln. Auch für die Schweiz.

Auf alle Fälle ein grosses Dankeschön, dass Sie sich dieser Herausforderung angenommen haben. Herzlichst, Michel

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Zum Thema Inflation vs. Arbeitsmarkt kann ich folgenden (für Laien verständlichen) Podcast empfehlen:
Wohlstand für Alle, Ep. 140: Hängen Inflation und Arbeitslosigkeit zusammen?

https://wohlstandfueralle.podigee.i…ing-fisher

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Herzlichen Dank, Michel Rebosura, für diese geniale Idee einer Geldpolitik für Dummies.
Ganz unabhängig von Republik und dem hier vorgelegten Artikel.
Genau sowas werde ich in absehbarer Zeit suchen, um trotz Jahrzehnten meiner grossen Nichtökonomie (bzw. meiner umfassenden Wissenslücke in Ökonomie) trotzdem noch weiser bzw. handlungsfähiger werden zu können.
Und um wenn schon, dann trotzdem eher noch Theaterwissenschaften statt BWL (heisst das noch so?) studieren zu können.
(Ich widerspreche wohl meinem vorangegangenen Post schon wieder gleich selber.)
Jedenfalls echt: Eine geniale Idee!
Allerherzlichsten Dank dafür.

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Als absolute Laie habe ich es bis heute so verstanden, dass wir die momentan tiefere Inflation vor allem auch der Währungspolitik der SNB verdanken. In der Schweiz besteht seit Jahren die Gefahr einer massiven Aufwertung des Frankens. Diese Gefahr kann durch tiefe Zinsen und ein aktives Eingreifen bei drohender Parität zwischen Euro- und Frankenkurs der SNB reguliert werden und hat in der momentanen Situation den zusätzlichen Effekt, dass die Inflation im Inland etwas ausgebremst werden kann. Eine Verteuerung wegen steigenden Zinsen in der jetzigen Situation und unabhängig von der EZB würde die Exportwirtschaft durch eine Aufwertung des Frankens gegenüber der Eurozone enorm verteuern und ausbremsen. Die Teuerung würde auch in der Schweiz angeheizt. Gleichzeitig käme in dieser Situation eine ebenfalls kostentreibende Lohn-Preis-Spirale in Gang…
Das Vermeiden einer höheren Inflation, eines stärker werdendes Frankens und einer dadurch provozierten wirtschaftlichen Stagnation oder sogar Rezession ist deshalb das Ziel der momentanen Geldpolitik der SNB wie ich sie als Nichtökonomin verstanden habe. Diese Herausforderung gleicht stärker denn je in den letzten Jahren einer heiklen Gratwanderung…
Für mein Verständnis ist deshalb dieser Artikel zu einseitig geschrieben. Die Auswirkungen einer Zinssteigerung wären wesentlich komplexer als geschildert. Es würde mich jedoch sehr interessieren mehr über diese Zusammenhänge zu erfahren.

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Ergänzung:
Eine Buchempfehlung, nicht zur Ökonomie im speziellen:
Die Logik des Misslingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Dietrich Dörner. rororo
"In komplexen, vernetzten und dynamischen Handlungssituationen macht unser Gehirn Fehler: Wir beschäftigen uns mit dem ärgerlichen Knoten und sehen nicht das Netz. Wir berücksichtigen nicht, dass man in einem System nicht eine Größe allein modifizieren kann, ohne damit gleichzeitig alle anderen zu beeinflussen. "

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Ich hatte mehr den Eindruck, dass die SNB die Deflation verhinderte. Wenn der Franken stärker wird, wird alles importierte billiger. Damit fallen die Preise und es besteht das Gegenteil von Inflation.

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Ich glaube, wir müssen da zwei Dinge auseinanderhalten versuchen, auch wenn sie dummerweise sich gegenseitig beeinflussen.

  • Der Nationalbank erstes Ziel in den vergangenen Jahren war, den Geldzufluss zu bremsen, um die Frankenaufwertung zu verhindern. Das hätte möglicherweise zu einer importierten Deflation führen können, aber das war nicht die Hauptsorge. Die war, die Konkurrenzfähigkeit der Binnenindustrie nicht durch billige Importe zu schwächen.

  • Sie hat jetzt die Bremsen gelöst, der Franken steigt, aber die ausländische Inflation kompensiert den von Ihnen beschriebenen Deflationseffekt. So haben wir theoretisch weder Deflation noch Inflation. De fakto überwiegt die Inflation.

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Ich sehe das auch so. Es ist im Grunde noch viel komplexer als von mir oben geschildert. Im Moment gilt es wohl genau die beiden Tendenzen im richtigen Verhältnis gegeneinander abzuwägen und entsprechend zu justieren...

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Sie haben Recht, N. W..

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Fabio Canetg
Autor
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· editiert

Danke für Ihren Beitrag. Sie haben Recht, die Auswirkungen von Zinserhöhungen sind komplex. Kurz zusammengefasst, und nur auf Ihre Punkte eingehend:

  • der Franken würde aufwerten

  • die importierte Inflation würde dadurch tiefer

  • das Wachstum würde tendenziell gebremst

  • die Inflation würde tendenziell sinken

Mehr zu Geldpolitik gibt es, wenn Sie es nicht bereits kennen, übrigens in meinem Podcast «Geldcast».

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  • der Franken würde aufwerten: was ihn für Anlagen interessanter machen würde und eine Aufwertungsspirale auslösen könnte...

  • die hohe "Coronaverschuldung" käme den Staat, aber auch die betroffenen Firmen teurer zu stehen- was sich wieder auf das Wirtschaftswachstum/Beschäftigungslage etc auswirken würde.
    ... oder überlege ich hier etwas falsch?

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Das ist ein USP, eine ziemlich einzigartige Stärke der "Republik": wirtschaftliche Zusammenhänge anschaulich darzustellen ohne unzulässige Vereinfachungen.

Aber - ich vermute, beim Thema Inflation und Geldmenge geht es sogar noch einfacher:
Grundlage ist die Erkenntnis, dass die Geldmenge in einem Währungsraum mit dem Warenangebot übereinstimmen muss. Wenn es zuviel Geld hat, müssen entweder die Preise steigen (das Geld entwertet sich, bis der Wert mit dem Warenwert wieder übereinstimmt), oder wenn sie das nicht tun, steht der Käufer irgendwann vor leeren Regalen.
Wenn das Warenangebot steigt, dann kann oder muss auch mehr Geld in den Umlauf gelangen. Dank dem Markteintritt Chinas ist in den vergangenen 20 Jahren das Warenangebot (zu günstigen Preisen) gestiegen, deshalb hat auch lockere Geldpolitik nicht zu Inflation geführt. Mit Corona wurde weniger produziert, die Geldschleuse aber offen gelassen, und jetzt hat es zuviel Geld und zuwenig Ware.

Die komplizierenden Faktoren kommen erst nachher, und sind zurzeit auch zweitrangig: Geld, das durch Sparen "unter der Matratze" dem Kreislauf entzogen ist, die Geschwindigkeit des Umlaufs, ...

Dann kommt die Frage nach der angestrebten Inflation: Ich glaube da gibt es 3 Eckwerte:

  • 0 ist schlecht, weil zu nahe an der gefürchteten Deflation

  • zuviel, sagen wir über 10%, ist schlecht, weil die Sparer enteignet werden, ausser, das wird über ähnlich hohe Zinsen ausgeglichen, aber die hohen Zinsen belasten die Liquidität der Schuldner, da hat niemand mehr Freude daran

  • zwischen 0 und 10% schwanken die Länder in Abhängigkeit vom Verschuldungsgrad. Südliche EU-Länder sind dermassen verschuldet, dass hohe Inflation ihre einzige Hoffnung zum Ueberleben ist, deshalb geht die EU bei der Inflation ans Maximum.

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Spannende Punkte, danke für Ihren Beitrag. Vielleicht zwei Ergänzungen zum Weiterdenken: Erstens, das mit der Geldmenge und dem Güter-/Dienstleistungsangebot stimmt natürlich (sie spielen auf PY=MV an), birgt aber die Gefahr, dass man die Umlaufgeschwindigkeit V vorschnell interpretiert. Dieses V lässt sich als Geldnachfrage theoretisch herleiten - und da wird es dann plötzlich schwierig, in Echtzeit zu verstehen, wie sich die genau verändert hat. Die Folge: Schlüsse aus PY=MV würde ich persönlich immer eher mit Vorsicht geniessen. Zweitens, die Höhe der optimalen Inflation. Da gäbe es natürlich viel dazu zu sagen; ein Punkt, den Sie meines Erachtens aber weglassen in Ihren Überlegungen ist: 5% Inflation ist schlimmer, wenn man auf dem Bankkonto 0% Zins bekommt, als wenn man dort 7% Zins bekommt. Mehr zu Geldpolitik gibt es, wenn Sie es nicht bereits kennen, übrigens in meinem Podcast «Geldcast».

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Ich finde, es ist eher umgekehrt. Geldmenge im Umlauf = Warenwert ist die Grundlage, als rein qualitative Aussage, aber völlig genügend um den Zusammenhang aufzuzeigen. Wenn man versucht zu quantifizieren, für den ambitionierten Oekonomen, dann beinelt man aus, mit der Umlaufgeschwindigkeit, Warenmenge und Preisniveau.
Das bringt aber nichts, weil für quantitative Aussagen müsste man u.a. die Umlaufgeschwindigkeit in Echtzeit messen, was unmöglich ist, und so arbeiten auch die Notenbankchefs rein qualitativ: wenn die Inflation ansteigt, ist die Geldmenge im Umlauf wohl zu hoch. Und umgekehrt. Basta.
Inflation - da bin ich mit Ihnen einverstanden: Ob Inflation ein Problem ist und für wen, hängt vom Zinsniveau ab. Glücklicherweise sind beide gekoppelt. Unglücklicherweise nicht eng genug gekoppelt.

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Danke Herr R. - erst zusammen mit Ihrer Ergänzung wird bei diesem ansonsten sehr guten Artikel quasi ein Schuh draus ;-) ..

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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… und die Ärmsten (Menschen) in der Gemeinschaft überleben nicht mehr, weil sie sich das Essen nicht mehr leisten können.

Und am Schlimmsten trifft es mal wieder die Menschen in den Nahrungsmittel-importabhängigsten Ländern des afrikanischen Kontinents. — Und wir wissen das inzwischen alle, haben es duzendfach gelesen. Und wir blenden mal wieder aus.

Während Putin, pardon Put•out, sich über die letzten paar Sportanlässe just mit deren Regierungen mal kurz, und, wir haben auch das gelesen, offenbar sehr erfolgreich angefreundet hat.

Dass genau dessen Krieg Hungersnöte für ihren Kontinent bedeuten wird; … wie konnten wir bloss in den letzten zwanzig Jahren in diese endlose Spirale aus Kurzsichtigkeiten, Blindheiten und verdrehte Kontakte und absolut tödliche „Freundschaften“ gelangen?
Hier mixe ich wohl grad noch ein wenig mit der aktuellen Binswanger-Kolumne.

Trotzdem: (Oder gerade deswegen):

Könnten wir nicht pro Person ein Mü weniger Teigwaren konsumieren; wenigstens ein oder zwei Kg Kartoffeln pro Person in je einen Laubsack auf dem Balkon oder Rasenblätz stecken und im Herbst ernten?
Würde ganz Europa und ganz Nordamerika nur das schon machen, der Hunger auf dem afrikanischen Kontinent könnte — über die dadurch höher bleibenden Getreidevorräte — massiv gesenkt, wenn nicht fast ganz verhindert werden.
Das wären ein bis zwei Wochen FDH hier in unserer reichen Welt und die Kartoffeln sparen wir fürs Pflanzen damit schon ein.
Die nächsten zwei drei Wochen sind noch perfekte Pflanzzeit. Bis Ende Mai mindestens. Nicht nur für Kartoffeln; auch für die sehr nahrhaften und pflegeleichten und bis zu fast zwei kg schweren (Bio)Butternut-Kürbisse, zum Beispiel.
Brauchen Kompost, Brennessel- und Schachtelhalm-Einstreu oder -sud (mit Steinmehl und Pflanzenkohle mögen es die Pflanzen noch besser und stinkt es weniger) : einige Zeit im Kübel in der Sonne, einmal pro Tag umrühren, dann 1:10 verdünnt giessen; ab und zu ein paar Fingernägel und Haare — und kompliziert wird es mit Pflanzung und Ertrag auch erst ab dem zweiten Jahr. Doch bis dahin bleibt Zeit, sich mehr Wissen anzueignen dafür.

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Hübsch erklärt - Zentralbanken können direkt und sicher nur die Geldmenge beeinflussen; alles Andere ist Politik, und davon verstehen sie natürlich nicht mehr als jeder Andere.
Wobei "Geldmenge beeinflussen" - hmmm, eigentlich können sie eher die Z u w a c h s r a t e der Geldmenge beeinflussen. Kann mir mal bitte einer weiterhelfen bei der Geldmenge - wo verschwindet eigentlich Geld? Wenn damit irgendwas bezahlt wird, oder es auf ein Konto gelegt wird, ist es ja nicht weg. Ausser bei physicher Vernichtung von Bargeld fällt mir grad nicht ein, wo Geld wirklich verschwindet. Vielleicht, wenn ich Aktien kaufe und die Firma geht pleite? Nein hab ja wem bezahlt und der bezahlt wieder einen und so weiter. Und wenns gegen andere Währunen getauscht wird? Vielleicht ist es das...
Sieht fast so aus als könnte Geld nicht verschwinden, sondern nur an Gegenwert verliegen. Naja, und das wäre dann Inflationl
Seltsam.

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Doch, Herr Reisewitz, Geld kann verschwinden. Aber zuerst muss ich kurz ausholen zu einer übersehenen wichtigen Möglichkeit, wie Geld geschöpft wird. Geld kann natürlich gedruckt werden, und das gedruckte Geld kriegt man nicht so leicht wieder weg. Aber dazu mehr weiter unten.
Heutzutage hat nur noch ein kleiner Teil des Geldes die Form von Noten in einem Portemonnaie oder unter einer Matratze. Der grösste Teil des Geldes figuriert einfach als Frankenbetrag auf einem Konto. Und jetzt wird es gaaanz einfach: Wenn eine Bank einem Kunden einen Kredit geben kann, sie hat aber kein Geld mehr auf ihren Konten, geht sie zur Nationalbank und lässt sich das Geld gutschreiben. So schöpft die Nationalbank Geld. Die Bank zahlt dann den Leitzins. Wenn der Leitzins steigt, wird das den Banken und deren Schuldnern zu teuer, sie geben die Kredite zurück, die Geldmenge schrumpft wieder.
Eine andere Möglichkeit schrumpfen zu lassen, ist, dass die Nationalbank von ihr gehaltene Aktien oder Schuldbriefe verkauft. So könnten sogar Banknoten "eingezogen" und dann vernichtet werden.
Jetzt der empörende Teil: Die Banken dürfen auch selber Geld schöpfen. Das wurde die längste Zeit verschwiegen. Und bis heute hat niemand je einen guten Grund dafür genannt ausser "war schon immer so", nicht mal im Vorfeld einer Volksabstimmung.

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Nichtökonomin
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Fragen an den Autor: warum ist die Inflation in der CH so viel niedriger als in den USA und der EU? Und: kann man Inflation und Teuerung gleichsetzen? Welche Konsequenzen hätte eine Inflationsrate von 5-7% für die Schweiz?

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Danke für Ihre Fragen. Ja, Inflation = Teuerung. Sie ist in der Schweiz aus mehreren Gründen tiefer als in den USA/Eurozone, mitunter weil der Franken v.a. gegenüber dem Euro aufgewertet hat (und so importierte Güter/Dienstleistungen günstiger gemacht hat). Ebenfalls ein Grund ist, dass in der Schweiz weniger für Energie ausgegeben wird, genauer: In der Schweiz machen Energiepreise nur etwas unter 5% des Konsumentenpreisindex aus; in anderen Ländern sehr viel mehr.

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· editiert

ich erlaube mir mal, für den Autor zu antworten:
Die Inflation ist aus 2 Gründen tiefer als im Ausland:

  • Die Nationalbank hat die Aufwertung des Franken zugelassen, in etwa dem Masse der ausländischen Inflation. Deshalb sind importierte Produkte nicht teurer geworden, und wir "importieren" die ausländische Inflation nicht.

  • Bei Produkten, auf denen wir Zölle erheben, wurden die Zölle so gesenkt, dass der Einkaufspreis konstant blieb.

  • Ich würde sagen, Inflation ist eine Mass für die Teuerung, und/oder Teuerung ist die Folge der Inflation. Eigentlich bedeutet Inflation "Aufblasung", gemeint ist die Geldmenge. Und mehr Geld da ist als Ware, um damit zu kaufen, wird die Ware teurer, bzw. das Geld verliert an Wert.

  • Eine Inflationsrate von 5-7% hat für die Schweiz insgesamt keine Auswirkungen. Es gibt einen gewissen Umverteilungseffekt: Inflation enteignet die Sparer und entlastet die Verschuldeten. Und wenn die Inflation zu hoch ist, und das Geld sich im Portemonnaie spürbar entwertet, wird das Geschäften mühsam, und die Investoren ergreifen die Flucht. Aber da braucht es Raten von deutlich mehr als 10%.

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Nichtökonomin
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Vielen Dank für diese verständlichen Erklärungen, Herr R.!

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Sehr geehrter Herr Canetg, was mir im Beitrag fehlt, ist ein Seitenblick auf den Hypothekarmarkt. Würde ein Zinsanstieg doch auch zu höheren Hypozinsen führen? Die treffen dann auf zahlreiche maximal verschuldete Eigenheimbesitzer:innen, die in den letzten Jahren kaum Zinskosten hatten. Wie schätzen Sie die möglichen Folgen auf diese ein?

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Die Festhypothekzinssätze sind bereits jetzt ziemlich stark angestiegen, obwohl der Leitzinssatz immer noch gleich geblieben ist. Diese Veränderungen hängen stärker von anderen Faktoren ab.
Im Gegensatz zu den Saron Flex- und Libor Flex-Hypotheken. Die verändern sich parallel mit dem Leitzins der SNB. Bis zu einem Leitzinssatzanstieg von heute -0,75% auf 0% bleibt der Saron auf dem gleichen Zinsniveau stehen, danach steigt er mit jedem Leitzinsanstieg parallel an.

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Die Festhypozinsen sind in Erwartung steigender Leitzinsen angestiegen, nicht wegen anderen Faktoren.
Steigende Hypozinsen belasten verschuldete Eigenheimbesitzer, und könnten die Preise im Immobilienmarkt etwas abkühlen. Aber wir müssen auch bedenken, dass die Tragbarkeit für Hypotheken mit einem Zinssatz von 3% berechnet wurde. Da gibt es noch Luft, und eine Konkurswelle ist noch nicht zu erwarten.

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Guter Punkt. Ich müsste in die Daten schauen, um Ihnen eine qualifizierte Antwort zu geben. Aber als Denkanstoss schon einmal das: Leitzinserhöhungen schlagen nicht direkt auf die Hypothekennehmer:innen durch, weil viele eine Hypothek mit festem Zinssatz haben. Für die wird der Kredit also erst dann (vielleicht) teurer, wenn die Hypothek erneuert werden muss.

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Even Meier
(ex | they)
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Dieser Denkanstoss bzw. dieses Argument steht auf wackligen Beinen: Zum Zeitpunkt der Erneuerung gilt der aktuelle Preis. Klar. Das gilt für Hypotheken genauso wie für Zahnpasta. Wer eine Festhypothek kauft sichert sich den dann geltenden Preis genauso wie wer sich mehrere Zahnpasta kauft. (Gilt für jegliche unverderbliche Ware.)

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Dieser Artikel ist mir zu eindimensional. Die Krise von 2008 ff wird sehr kurz und einsilbig behandelt, hatte aber gewaltigen Einfluss auf die Politik der EZB und der Fed. Es wurden nicht nur die Zinsen massiv gesenkt, sondern der gesamte Kapitalmarkt mit riesigen Geldmengen geflutet. In den USA und im Euroland konnte die Wirtschaft nur stabilisiert werden, indem die Staaten massive Bankenstützungen vornahmen. Nicht überall ist das so glimpflich abgelaufen wie in der Schweiz, wo die Rettung der UBS sowohl für die öffentliche Hand wie die Nationalbank schliesslich noch rentiert hat. Mit tiefen Zinsen und unvorstellbar riesigen Ankäufen von Wertpapieren wurde einerseits eine drohende Deflation bekämpft und anderseits massive Staatsverschuldung wegen der Rettung der Finanzmärkte tragbar gemacht. Trotz dieser Massnahmen hat sich in den Euro-Ländern und in den USA die Schicht der in prekären Verhältnissen Lebenden deutlich vergrössert.
Wenn nun Fed und besonders die EZB einfach eine einseitig geldwertorientierte Zinspolitik betreiben würde, d.h. die Zinsen deutlich ansteigen liessen, kämen die schwächeren Staaten in der EU sofort ins Trudeln. Es müssten einschneidende Sparmassnahmen getroffen werden. Vor dem Hintergrund der schon angespannten sozialen Lage wäre mit riesigen Verwerfungen zu rechnen, die die Gilet-Jaune-Bewegung in Frankreich als Sonntagsschule erscheinen liesse. Die allermeisten EU-Staaten und die USA ertragen keine gesteigerte Austeritätspolitik, die bei deutlich steigenden Zinsen notwendig würde. Für die EU-Staaten wäre diese Notwendigkeit noch viel klarer, weil sie sich mit der verunglückten Konstruktion des Euro noch aller Möglichkeiten für Wechselkursveränderungen beraubt haben.
Ich kann nur warnen vor der impliziten Forderung des Artikels, Zentralbankpolitik ausschliesslich als Inflationsbekämpfung zu verstehen. Ich muss an dieser Stelle die ausgewogene Politik der Schweizerischen Nationalbank loben, die immer verschiedenste Faktoren berücksichtigt hat und nicht einfach der Friedman-Ideologie gefolgt ist.

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Republikaner...
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Preisstabilität kann auch ihren Preis haben. Einige Denkanstösse gab die Anstalt in ihrer Sendung vom 4. Juni 2019 https://youtu.be/ab4TTtIKTrs

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Danke für den spannenden Beitrag.
Wäre es auch möglich, dass die Nationalbanken in dieser globalen Welt gar nicht so viel Einfluss mehr haben?
Öl, Weizen und Konsumgüter kommen mehrheitlich aus dem Ausland.

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Ich würde zustimmen, dass der Spielraum kleiner geworden ist, aber weniger wegen der internationalen Warenströme als wegen der internationalen unregulierten Finanzströme.
Könnte es sein, dass vor allem der Spielraum für Fehler kleiner geworden ist? Fehler können die Nationalbanken nach wie vor machen, mit entsprechenden Konsequenzen. Den optimalen Weg dagegen zu finden, erträgt immer weniger Fehlentscheidungen?

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Ein etwss flauer Beitrag. Wenn sich Inflation tatsächlich so einfach erklären lässt, bewerbe ich mich auch als Nationalbankchef.

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Ich denke: wenn etwas Komplexes einfach erklärt wird, dann gebührt dem Autor höchstes Lob!
Aber auch das stimmt: so kompliziert ist Inflation im Kern des Mecanos wirklich nicht. Aber um Nationalbankchef zu werden, genügt es wohl kaum, nur den Kern der Mechanik zu kennen. Denn wie bei allen Phänomenen gibt es auch bei Inflation Details und Sonderfälle und alle Möglichkeiten, sich zu vertiefen und Experte zu werden.
Zum Glück hat uns Herr Canetg davon verschont.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Wie wahr! :-)

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Nur Mut, Herr E. Es ist wirklich so einfach. Alles nur Menschen, keine Götter. Fragt sich höchstens warum ausgerechnet Sie (oder ich?) den Job kriegen sollten - es macht ihn ja schon einer, und der kommt glaub ich wirtschaftlich ganz gut zurecht. Hat bestimmt keine Lust zu kündigen:).

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Danke für den Beitrag, das heisst wenn wir der historischen Statistik von FRED folgen werden wir in der CH bald 4 - 5 % Teuerung sehen, ohne die Wirtschaft gerät aus anderen Gründen ins Stocken, (eine Kristallkugelaussage.)
Wünsche ein schöner Tag.

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Ich persönlich erwarte nicht, dass die Inflation in der Schweiz so hoch steigt. Auch die Nationalbank denkt das übrigens nicht; sie erwartet schon für nächstes Jahr wieder eine Inflation unter 2%.

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Ich persönlich erwarte nicht, dass die Inflation in der Schweiz so hoch steigt. Auch die Nationalbank denkt das übrigens nicht; sie erwartet schon für nächstes Jahr wieder eine Inflation unter 2%.

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Besten Dank für Ihren lehrreichen Beitrag der mir einige Mosaiksteine zum besseren Verständnis dieses so komplexen Themas geliefert hat.

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Vielen Dank Herr Canetg. Sie schreiben endlich in der Republik, was geschrieben werden muss. Ihrer Vorgänger (Hr. Schmid) hatte damals die Grunde der National Banken bei der falsch laufenden Finanzpolitik (negativzinsen, massiv steigende Aktienmarkt) nie richtig verstanden. Er behauptete die Demographie und erhöhte Sparqoute der Bürger sind dafür verantwortlich und nicht das Gelddrucken. Er akzeptierte nicht, dass die negativzinsen waren und sind politisch gewollt. Sie korrigieren teilweise eine seit Jahren kollabierende Wirtschaftspolitik mit Verschuldung und noch mehr Verschuldung durch die Wand zu fahren und nebenbei die Reichen werden immer reicher. Hr. Schmid hatte die neoliberale Finanztheorien kritiklos weitergegeben. Die jetzige Inflation ist Folge dieser Politik.
Beweise :

  1. Inflation hat in Herbst 2021 begonnen (Krieg war noch kein Thema)

  2. EZB und SNB wollen die Zinsen um jeden Preis nicht erhöhen... Sie werden nur gezwungen das zu tun und die Enteignung der normalen Bürgern (nicht der Reichen) endlich zu stoppen.
    Wird mir sehr interessieren, was Herr Schmid jetzt schreiben wird.... Hoffe er wird seine Theorien jetzt hinterfragen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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P.S. Am wirkungsvollsten finde ich übrigens die Relativierung der aktuellen Preisbewegungen; schon nur via die erste Grafik. Anschaulich und eindrücklich. Toll.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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· editiert

Meine primäre Erkenntnis nach der Lektüre:

Wer Grundlegendes für mehr Fairness, Gerechtigkeit und Rücksichtnahme (auf Mensch, Tier, Pflanzen, inklusive unseren Planeten, inklusive Klima und Lebensgrundlagen überhaupt) in der Gesellschaft und unseren humanitär-demokratisch ausgerichteten Staaten bewirken möchte, müsste zwingend a) Jurisprudenz und b) gleichzeitig damit kombiniert, Ökonomie studieren bzw. lernen; ganz egal wie stark ausgeprägt philosophische, sprachliche und oder technische mathematische Fähigkeiten sein mögen.

Letztere müssten — dies die Erkenntnis aus sechs anstrengend-schwierigen, aber wenigstens intensiven Lebensjahrzehnten — die innere Basis für Jus und Ökonomie bilden (was gleichzeitig vor Mitte Vierzig bis Mitte Fünfzig jedoch kaum machbar scheint, da dafür genau diese gelebten Jahrzehnte offenbar schlicht notwendig sind).

Das ist im Übrigen wohl ganz genau das, was Gesellschaften, die ihre ältesten Mitglieder hoch achten und als ihre Weisesten wert•schätzen, uns voraushaben.

Was übrigens gleichzeitig etwas ganz anderes ist, als von erstarrten Einzelgreisen über Jahrzehnte eng, sowie zunehmend böse und grausam regiert zu werden.

Handlungsbasis für die oben beschriebenen Werte hingegen in den unseren heutigen, hochkomplexen und durchorganisierten Gesellschaften ergeben sich wohl jedoch eben nur über sehr gute Kenntnisse von Jurisprudenz, also fundierter Kenntnis des Rechts, der Gesetzbücher einerseits — und der Ökonomie, dem fundierten Wissen um Geld, Handel und den ganzen diesbezüglichen Zusammenhängen, andererseits.

Was bedeutet, dass diese beiden Wissenschaften dringend auf fairen, demokratisch-humanitären oder eben schlicht altersklaren weisen Werten beruhen müssten.

Oder anders formuliert:

Dafür jedoch braucht es die Basis der inneren, klaren Werte. Also mindestens fünf gelebte Jahrzehnte.
Da das nicht geht, brauchen wir unbedingt Wirtschaftswissenschaften UND Rechtswissenschaften, die sich wieder ganz grundlegend auf ihre humanitär-demokratische Grundlagen besinnen und gerade dadurch den klaren Blick (was so irreführend objektiv genannt wird) erst entwickeln können.

Hat nicht — Olivia Kühni war wohl die Autorin, wenn ich richtig abgespeichert habe — ein Artikel hier in R genau eine solche Tendenz innerhalb der Ökonomie vor noch gar nicht so langer Zeit beschrieben?

Eine mehr sprach-technische Anmerkung zum aktuell vorliegenden Artikel noch:

Ein für lay people (Nichtfachmenschen) ebenso interessanter wie schwierig-aufwändig zu lesender Überblick, von dem ich nach der doch noch erfolgreichen Lektüre dafür den Eindruck habe, gerade ganz viele grund•legende Erkenntnisse (also solche, worauf sich aufbauen lässt), gleichzeitig gewonnen zu haben.

Allerdings klappte das erst, nachdem ich great moderation im etwa zehnten Leseversuch endlich für mich effektiv übersetzen konnte; und zwar mit sowas wie: grosse Schwankungsberuhigung; grosse bzw. starke Mässigung bzw. grosse (oder auf deutsch eben eher:) starke Einmittung war dafür der Ausgangspunkt.

(Grosse Moderation ist ja eine Scheinübersetung, und eine für unsere Sprache falsche noch dazu) (so wie Biden administration nicht Bidens Administration, sondern die Biden-Regierung bzw. Regierungstätigkeit ist; unsere Bundsrätinnen sind ebenfalls nicht ihre — allerdings viel langlebigere — Verwaltung, sondern die sichtbare, regierende Behörde und Vertretung unseres Landes.)

Grosse Moderation verzerrt ausserdem das Bild für nicht-Fachpersonal ja komplett: mit dem Mann auf dem Bildschirm vor Augen, der die Moderation macht inmitten der Pulte mit den Arena-Streithähnen und -hennen, hat es ja nicht eben viel zu tun.

Mit jener (nicht ganz bewussten) Assoziation im Kopf tönt es jedoch gleichzeitig nach etwas Aktivem und Gesprächsspezifischen; das englische moderation hingegen bezeichnet rein vom Begriff her gerade im Gegenteil einen passiven Vorgang: eine Abflachung, Mässigung, Einmittung eben.

Wer dabei allenfalls Akteurin oder auch nur Auslöser dafür ist oder sein mag, bleibt hingegen völlig offen. Das ist ja erst eine nächste Frage dann.

Deshalb denke ich, dass eine Klammerübersetzung in einen der obgenannten deutschen Begriffe (starke Einmittung oder starke Schwankungsreduktion wohl am besten) nützlich wäre für nicht-financial-times oder Handelszeitung|Bilanz-geschultes und doch interessiertes Publikum — wie die meisten wohl von uns hier.

Danke für die heutigen aktuellen Erkenntnisse jedenfalls.

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