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Ach was ist denn Zwangsweiterbildung im Vergleich zu den Massentötungen? Nicht nur vermutete Extremisten, sondern in Sippenhaft ganze Familien, ohne Gerichtsverfahren ermordet, auf blossen Verdacht hin. Und nicht nur Einzelfälle sondern hunderte, vielleicht tausende Menschen pro Jahr, weit mehr als 1989 um Tiananmen starben, JEDES JAHR. Warum empört sich da kaum einer? Ach ja, weil das bombardieren von Autos mittels Kampfdrohnen von der US Armee durchgeführt wird und unter Obama begann. Unter Trump wurde die Verantwortung dann vom Präsidenten runter an die Armee delegiert. Die zivile Regierung schaut also nicht mehr so genau hin wie viele menschenrechtswidrige aussergerichtliche Tötungen die US Armee pro Jahr durchführt. Sie ist auch viel zu beschäftigt Krokodilstränen über weitergebildete Muslime in Xinjiang (die meisten haben ihre Schulungen unterdessen abgeschlossen und sind zurück in ihren Dörfern) zu verschütten.

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herr B., ich gehe mit ihnen einig, wenn sie schandtaten in der westlichen welt anprangern, die gegen jegliche menschenrechtsvereinbarungen verstossen.
wenn sie dies aber nur deshalb tun, um menschenrechtsverletzungen in china, russland etc. herunterzuspielen, dann habe ich meine liebe mühe damit. mensch sein heisst für mich, sich gegen alle ungerechtigkeiten auf der ganzen welt zur wehr zu setzen. und wenn sie der meinung sind, dass alle hier bei uns im "westen" immer nur die missstände im "osten" verurteilen, dann beweisen sie damit lediglich ihre einseitige brille, welche sie uns halbblinden in ihren kommentaren ziemlich pauschal immer wieder vorwerfen.
ihr letzter satz...
"Sie ist auch viel zu beschäftigt Krokodilstränen über weitergebildete Muslime in Xinjiang (die meisten haben ihre Schulungen unterdessen abgeschlossen und sind zurück in ihren Dörfern) zu verschütten."
...kann kaum mehr an zynismus überboten werden.
die ausdrücke "weitergebildete" und "schulungen" könnten der propagandasprache des regimes entnommen sein, und der satz impliziert für mich irgendwie die meinung, dass die "beschränkten" muslime sich eben weiterbilden und nach abschluss ihrer gelungenen schulung mehrheitlich glücklich in ihre dörfer zurückkehren durften.
na, dann kann man die umerziehungslager nun ja bald dem erdboden gleichmachen.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Vielen Dank Herr K. für ihr Votum. Herr B. Aussagen sind tatsächlich an Verachtung ("Ach") und Zynismus ("Schulungen") nicht zu unterbieten. Diese Relativierungen und Verharmlosungen sind auch ein Paradebeispiel des Whataboutismus. Und zeugen davon, wie hier mit zwei Ellen gemessen wird: eines für das Verhalten von China und ein anderes für jenes "des Westens".

Doch egal wo, ist ein solcher Ethnozid, also ein "kultureller Genozid" anzuklagen.

Bei den Uiguren handelt es sich um ein altes Nomadenvolk, das vor Jahrhunderten im Gebiet Xinjiang endgültig sesshaft machten und nach 1949 politische Autonomie von VRC erhielten.

Doch spät. seit 2014 wird eine Assimilationspolitik durch Han-Sinifizierung verfolgt. Zum Zweck der Ausbeutung und dem War on Terror (initiiert durch die USA). Daraus folgt ein Ethnozid, der auch zu einem Ökozid zu werden droht.

Vom bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung profitieren fast nur die Angehörigen des chinesischen Aufbaucorps Bingtuan. Durch den Uranabbau, Atomversuche und fehlende Sorgfalt bei der Industrialisierung und der Ausbeutung der Bodenschätze sind heute weite Teile der Umwelt geschädigt.

Chinesische Truppen und die mit dem Ausbau der Infrastruktur und dem Abbau der Bodenschätze ins Land strömenden Han verdrängen allmählich die Uiguren und die verwandten Turkvölker.

Aber "ach", was macht das schon, meint Herr B. apologetisch.

Vom Hohen Ross wirft er verallgemeinernd "dem Westen" Doppelmoral und Heuchelei vor, doch scheint mir dies nur eine Projektion zu sein seiner eigenen. Meint doch Doppelmoral:

Als Doppelmoral wird ein Normensystem bezeichnet, das gleiches Verhalten ethisch unterschiedlich bewertet, je nachdem, welcher Personengruppe die ausführende Person oder die betroffenen Personen angehören, oder je nachdem, ob diese sich in einer öffentlichen oder privaten Situation innerhalb oder außerhalb einer Gemeinschaft befinden, ohne dass dafür ein sachlicher Grund vorhanden wäre.

Und Heuchelei:

Der Philosoph und Theologe Friedrich Kirchner definierte Heuchelei als eine "aus selbstsüchtigen Interessen entspringende Verhüllung der wahren und Vorspiegelung einer falschen, in dem Betreffenden nicht vorhandenen lobenswerten Gesinnung" und führt auf, dass ein Heuchler besser erscheinen wolle, als er ist, "um Mächtigen zu gefallen" und "davon Gewinn zu haben". Vorgeheuchelt werden "politische, religiöse, ethische Grundsätze, um vorwärts zu kommen", sei es aus Feigheit, des Broterwerbs oder der "Liebedienerei" wegen. Die Heuchelei würde seiner Meinung nach "leicht durch despotisches Regiment in Staat und Kirche geweckt", wobei "strenge Staatsgesetze" und "orthodoxe Religionsedikte" die Menschheit nicht "gut und fromm", sondern heuchlerisch machen würden.

Aber wie er selbst sagt, lebt er mittlerweile ja gut in seiner Wahlheimat China (wenn dem so ist).

PS: Bei den Sinti und Roma wiederum sprach Herr B. anklagend vom "schockierenden Rassismus" europäischer Nationen und ebenfalls von "kulturellem Genozid". Eben, zwei Ellen.

PPS: Mein Beitrag mit den Links schaltete ich bereits gestern hoch. Vermutlich war es ökonomischer einen Link auf den Link zu geben, wenn auch weniger convenient. Aber so nahmen Sie immerhin den älteren Debatten-Thread wieder auf.

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Was Sie hier betreiben ist bekannt als "whataboutism", die durchsichtige Praxis, auf das Anprangern eines Unrechts damit zu reagieren, dass man auf ein anderes Unrecht verweist und ablenkt.
Die Strategie scheint das beste was dem chinesischen Propagandaapparat zur Zeit in den internationalen Medien einfällt. Schön ist sie zu beobachten in der Kommentarsektion des NYTimes-Artikels zu Xinjiang, wo der exakt selbe Kommentar (ungefähr im Wortlaut den Sie hier benutzen) mehrfach identisch von verschiedenen "Personen" verbreitet wird.
In summa, danke dass Sie auch in unserer helvetischen Provinzialität für ein bisschen Geopolitik sorgen.

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Im Kampf um Aufmerksamkeit geht es immer darum, was die Leute im aktiven Bewusstsein haben. Die USA haben im Westen die Medienhoheit, was CNN und Konsorten berichten, steht am nächsten Tag übersetzt in allen deutschsprachigen Nachrichten von ARD über SRF bis Spiegel. Und derzeit zeigen die USA halt vermehrt auf China - Xinjiang und Hongkong. Ob Hongkong wird kaum mehr über Frankreich berichtet, obwohl die Proteste dort mehr als doppelt so lange andauern wie in Hongkong, in Hongkong ein Protestant ein Auge verlor, in Frankreich über 20(!), und in Xinjiang passiert eben nichts was annähernd so schlimm wäre wie das Morden in den besetzten Gebieten von Afghanistan und Irak. Hätte der Westen eine moralische Überlegenheit gegenüber China, so könnte man über gewisse Vorwürfe ja noch diskutieren. Derzeit wirkt es in den Medien aber so, als ob China die Menschenrechte mehr missachtete als der Westen. Und das finde ich absolut grotesk. Dagegen schreibe ich an.

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Ich bin angenehm ueberracht, Ihnen Herr B., in diesem Forum wieder zu begegnen, dachdem ich Sie seit laengerer Zeit bei SRF als Mitstreiter vermisst habe. Nachdem ich die Art der Berichterstattung bei SRF nicht laenger ertragen konnte, bzw nachdem es immer schwieriger wurde dieser zunehmend aggressiveren (Kriegs)Berichterstattung gegen China etwas entgegen zu halten (man ist ggue der erweiterten Netikette ja auf verlorenem Posten), bin ich vor einem Monat bei der REPUBLIK gelandet.
Es immer schwierig China und deren Regierungssystem mit einem westlichen Land zu vergleichen, weil das Leben in China ist wie ein Leben in einer anderen Welt. Ein weitgereister basler Professor hat kuerzlich gesagt, es brauche 10 Jahre um ein Land zu verstehen und das duerfte auch fuer einen Journalisten etwa hinkommen, wenn er fair und umfassend informieren will.
Bei der Berichterstattung ueber die Geschehnisse in Xinjiang wird, bewusst oder unbewusst, im Westen immer ausgeblendet WARUM die CN-Regierung solche drastische Massnahmen wie Umerziehung hat ergreifen muessen: Der Ausgangspunkt fuer die Massnahme "Umerziehung der Uyguren" war ganz sicher die "Attacke im Bahnhof von Kunming" im Jahr 2014, wo von Xinjiang Separatisten ueber 180 zufaellig anwesende Menschen niedergeschlachtet wurden, getoetet bzw verwundet.
China ist es seinen Buergern schuldig gegen solche Exzesse Massnahmen zu ergreifen:
Die 'Umerziehungslager' fuer den radikalisierten Teil der Uyguren sind mAn eine wirksame Loesung, entsprechend radikalisiert duerften wohl nicht mehr als 2 % aller Uyguren sein. Auch duerfte der Grad der Radikalisierung durch geeignete Befragungen leicht zu ermitteln gewesen sein.

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Genau das schätze ich. Zusammenhänge und Hintergründe aufzeigen. Die ausgewählten Hyperlinks ersparen mir nicht die eigene Recherche, doch sie erweitern meinen Horizont genauso wie der gesamte Artikel.
„... Xinjiang, der uigurischen Region, die wie Tibet den beschönigenden Titel «autonome Region» trägt – tatsächlich aber unter besonders strenger Kontrolle der Partei steht.“
Auch trug noch als Rekrut und Student Mao‘s ROTES BÜCHLEIN im Kampanzug und realisierte erst viel später, dass Mao TseTung mehr Tote als Stalin zu verantworten hätte.
Mit Dank und Gruss, Toni

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Ja da lobe ich mir doch den freiheitlich Westlichen Umgang mit moslemisch orientierten Gesellschaften. Man wirft halt mal über Jahrzehnte hinweg Bomben auf alles, unterstützt mal dies mal jene Warlords und stellt alle mit bestimmten Namen unter kriminellem Generalverdacht. Und als Erfolg klinglen die Kassen der Waffenbauer und Händler

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Ich finde es eher unpassend „den westen“ hier mit china zu vergleichen.
Wenn die usa den mittleren osten verbombt, heisst das nicht dass bsp. die schweiz oder norwegen dasselbe tun.
Sicher; es gibt bei uns (grösstenteils ungerechtfertigte) ressentiments gegen muslime, dennoch sind welten zwischen einem (westlichen) generalverdacht und einem chinesischen internierungslager.

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Ergänzend zum erleuchtenden Artikel sei Peter Frankopans neues Buch: The new silk roads: The present and future of the world empfohlen. Und dann werfe man einen unverkrampften Blick auf Europa und frage sich, wie man sich in vielen Ländern von Nationalkonservativen und Populisten aus deren simplen Machtlust heraus in die Bedeutungslosigkeit verführen lässt. Derweil der KP-Chinese lächelt und frohlockt. „Um Freunde zu erreichen, muss man Strassen bauen“. One Belt - One Road. Unstoppable!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Wichtiges Update: „China Cables“ und „Tatort Xinjiang. Wie Chinas Führung Hunderttausende in einem brutalen Lagersystem interniert: Geheime Dokumente belegen eine der größten Menschenrechts­verletzungen unserer Zeit.“.

Geleakte Dokumente zeigen nun Schwarz auf Weiss das wahre Ausmass von analoger und digitaler Überwachung, inkl. Social Credit System, Predictive Policing, Internierung und Indoktrination, Spitzel und Denunziantentum. Die so Überwachten und Internierten zur „Umerziehung“, d. h. De-Islamisierung und (Han-)Sinisierung, werden dabei „Schüler“ genannt – eine krasse Pervertierung des Konfuzianismus.

Mit Fug und Recht darf wohl nun von einer „Big-Data-Diktatur“ gesprochen werden, mit Methoden, die – wie so oft – in der „Peripherie“ „getestet“ werden. Womöglich muss Marc Hernig, der in der Republik – etwa gegen Kai Strittmatter – das Vorhandensein einer solchen verneinte, sein Urteil anpassen.

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Seit 4 Jahren gab es kein islamistisches Attentat mehr in China. Das finde ich gut.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Also: Der Zweck heiligt die Mittel. Wenn also Sicherheit systematische Menschenrechtsverletzungen, ja einen Ethnozid legitimiert, was sagen Sie dann jemandem, der den "anderen" War on Terror genau so verteidigen würde:

Seit 4 Jahren gab es kein islamistisches Attentat mehr in den USA. Das finde ich gut.

Bevor Sie antworten, fragen Sie sich, ob Sie "anderen" nochmals "Doppelmoral" vorwerfen wollen.

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danke, michel rebosura, für den link zur (deutschsprachigen) version der süddeutschen zeitung! dürfte man eigentlich auch von der republik erwarten...

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Ich war selber in der Region. Ein Uigur hat mir ein Formular in die Hand gedrückt, auf welchem mehrere Fingerabdrücke waren. Aufgeregt versuchte er mir etwas zu erklären. Ich habe nur verstanden, dass diese von der KP enteignet wurden. Das ist traurig. Aber noch trauriger ist, dass unser Bundesrat mit diesen Wahnsinnigen einen Freihandelsvertrag hat. Wann nehmen sich diese Bhutan zum Vorbild und Kappen jeglichen Kontakt. ... ? Die Chinesische Regierung hat vor Niemandem und Nichts Respekt. Die chinesische Bevölkerung: psychotisch und stark verängstigt. Wir sollten mit diesem Krankheitserreger nichts zu tun haben wollen. Haltung ist das, was hier fehlt.

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wie sieht es aus mit Urlaub in Xinjiang?
Ich plane, nächsten Sommer die Seidenstrasse zu bereisen, um mich selbst aufzuklären. Ist das momentan möglich?

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Warum sollte das nicht möglich sein? Um eine objektive Ansich zu erhalten ist das unvoreingenommene eigene Bild ein Schritt Richtung Aufklärung.

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Dieser Beitrag blendet die Probleme aus, welche von verblendeten Gläubigen ausgehen. Auch in unseren Haftanstalten wird versucht, Inhaftierte mit "falschem" Glauben umzuerziehen. Wer die Seelsorge ablehnt, gilt als therapieresistent, wird verleumdet und als ungläubig schikaniert.

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Ich gebe Ihnen grundsätzlich recht was die Seelsorge anbelangt. Aber wenn Sie unsere Haftanstalten mit den chinesischen Gulags vergleichen dann verharmlosen Sie das Problem in China massiv.

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Da wäre ich mir nicht so sicher. Wir wurden zum Projektionsdenken, Amerika gut/China schlecht, konditioniert. Unsere Fehlleistungen, proportional zur Bevölkerung hochgerechnet, dürfte erstaunliches zu Tage fördern.
Die Todesstrafe "Verwahrung" ist für Täter, vermeindliche Täter und deren Angehörige kaum humaner als die chinesische "Endlösung". Das die Ansicht des ehemaligen Verwahrten AZ. Näheres ist unter http://www.fair-wahrt.ch/ Schiksale / AZ oder http://www.ig-ffp.org zu finden.

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