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Ich behaupte, Tiere sind freier...

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Freiheit halte ich für eine bedenkliche Illusion die seit der Idee des Individuums in der Aufklärung erst entstand. Kein Mensch ist frei, nicht zu atmen, nicht zu essen, nicht zu denken oder fühlen. Einzig die Beherrschung durch andere Menschen kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, aber selbst hier gibt es keine absolute Freiheit von anderen, da ja unser Wissen und Denken stets von anderen beeinflusst wird.

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"Die Würde des Menschen ist unantastbar" - sagen Sie das mal einem Grippevirus! Es betrachtet sich mit grosser Selbstverständlichkeit als Krone der Schöpfung und hat kein Bedürfnis nach Menschenwürde. Ganz im Gegensatz zu uns. Der Begriff einer einzigartigen Menschenwürde spendet uns Trost in unserer Existenzangst und verwickelt uns laufend in Widersprüche.

  1. Wenn wir den Menschen und seine besondere Würde über seine Fähigkeiten definieren, dürfen wir nie, nie alt werden und eine nach der andern verlieren.

  2. Wenn wir unsere Würde wirklich hoch bewerten, dürfen wir dann zur Erholung auf die Malediven fliegen und somit alles tun, was in unserer bescheidenen Macht steht, um den Meeresspiegel anzuheben? Jede Rassistin, jeder Konsument und jede Kriegerin neigt schnell dazu, die unantastbare Menschenwürde ausschliesslich sich und den lieb gewonnenen Bekannten und Verwandten zuzuschreiben. Die Küstenvölker dürfen gern auch im knietiefen Wasser wohnen, solange sie nicht zu uns auswandern. Unter welchen Bedingungen sie unsere Leibchen weben, interessiert uns wenig.

  3. Okay, ich fliege nicht, habe eine vorbildlich kleine Wohnung und kein Auto, dafür einen Stapel Bioleibchen. Sollte mich aber ein Mensch wiederholt angreifen und misshandeln, hätte ich weniger Hemmungen ihn zu töten als einen Salamander zu überfahren. Und zwar nicht nur zum Selbstschutz.

Nach diesen ausufernden Assoziationen fühle ich mich eher wie ein Virus als wie ein kleiner Mozart.

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Dass manche den Computer als Paradigma und (Selbst-)Interpretations-Schema verwenden ist nicht überraschend, sondern nur folgerichtig. Denn im Grunde ist es die blosse Fortsetzung der Distinktion vom Animalischen mit anderen Mitteln.

Denn der Intellekt galt spätestens seit Aristoteles als wesentliches Unterscheidungsmerkmal vom Tier. Weshalb historisch eine absolutistische Tendenz zum (leibfeindlichen) Intellektualismus und (emotionslosen) Rationalismus wirkmächtig war.

In extremis kann dies bei Adepten bis zur Selbst-Apotheose, also zur Gott-Werdung, oder eben Cyborgisierung, also Maschinen-Werdung führen.

Der Computer ist nun die artifizielle Materialisierung des Intellekts in seiner technologischen Reinform. Frei vom irrationalen und verletzlichem "Ballast" animalischer Triebhaftigkeit und biologischer Leibhaftigkeit. Weshalb er in dieser Hinsicht dem Menschen "überlegen" zu sein scheint (in anderer aber unterkomplex). Die Technik "realisiert" sozusagen die Metaphysik, ja ist Metaphysik.

Als Deus ex machina ist er in Anlehnung an Heidegger daher entweder der Einzige, der uns noch retten kann (Trans- und Posthumanismus) oder derjenige vor dem wir in Furcht und Zittern geraten sollen (Kultur- und Technikpessimismus).

Alles Hybris? Vielleicht. Doch bereits der Computerpionier Konrad Zuse warnte:

Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch ist nicht so groß, wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer.

Statt also die Gefahr immer ausserhalb von einem Selbst bei Anderen zu suchen und reflexartig oder ressentimentgetrieben auf fight or flight zu schalten, sollten wir also mehr in uns selbst blicken und über uns selbst reflektieren.

Selbst-Bestimmung eben.

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Ab wann muss man der Maschine eine Würde attestieren, schon nur um selber nicht zur Bestie zu werden? Da finde ich die beiden TV Serien Westworld und Real Humans schon sehr gelungen, weil sie darstellen dass die brutale Behandlung eines lebensechten Roboters den Täter brutalisieren kann. Bei heutigen Computerspielen glaube ich der Mensch kann Spiel und echt noch sehr gut unterscheiden, aber was wenn man mit einem gutaussehenden Roboter erst guten Sex hat und ihn/sie dann zum Abreagieren noch nach Lust und Laune verprügelt? Nicht die künstlich programmierten “Gefühle“ des Roboters machen mir Sorgen, sondern diejenigen des Täters.

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Herzlichen Dank! Eine wichtige und anregende Ergänzung

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Die Menschin/der Mensch will sich gerne irgendwie definiert sehen, abgegrenzt gegen
das Böse, das Nachdenken über Würde kann sie/er sich sparen. Dass Sie uns in Ihrem letzten Satz aber nur banalst und negativ unterwegs darstellen betrübt mich aber denn doch!

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... sparen? Ihre Betrübnis wäre doch nicht, wenn Sie die Charakteristik nicht unwürdig fänden. Ich finde mich in dieser Charakteristik wieder: ich bin's trotzdem!

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Cooler Beitrag zum Verständnis, was einen Menschen von Tieren und Maschinen unterscheidet: die Fehleranfälligkeit!
Und was bedeutet das?
Vielleicht, dass wir Fehler akzeptieren müssen und unsere Unvollkommenheit dazu nutzen, grosszügig und mitfühlend gegenüber anderen Menschen zu sein.

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Danke für das anregende Zitat von Gianni Pico della Mirandola!

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„Wil mir Hemmigä hei!“ sang Mani Matter, was vereinfacht zum Ausdruck bringt, was Adam Smith in der „Theorie moralischer Gefühle“ schrieb. Unser Gehirn ist so einzigartig gross, weil es eine höchst komplexe Eigenheit des Menschen ist, sich darüber Gedanken zu machen, was andere Denken - und dann moralische Gefühle hat oder eben „Hemmungen“, allzu egoistisch zu sein. So argumentiert auch der Biologe Werner Siefer in „Wir - was uns zu Menschen macht“ - und ich denke das ist ein Differenzierungsmerkmal sowohl gegenüber Tieren wie auch Maschinen. Eine Differenzierung, die aus meiner Sicht relevanter ist als jene im Artikel. Der Mensch unterscheidet sich durch ein Gleichgewicht zwischen Kooperation und Konkurrenz. Konkurrenz ist natürlich-evolutionär - und zeitweise ist zu befürchten, dass Menschen auf einen rücksichtslosen Konkurrenzkampf zurück fallen. Aber auch grosse beänstigende Kräfte von Menschen basieren auf Kooperation - kein Einzelindividuum hätte die Atombombe erfinden können. Das menschlich-kooperative Gehirn hat sich in der Evolution als konkurrenzfähig gegenüber den Muskeln vom Gorilla erwiesen. Konkurrenz ist natürlich, Kooperation Kultur.

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Ich denke nicht dass wir den Ameisen auch nur ansatzweise nahe kommen in Sachen Kooperation.

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Bei den Ameisen liegt die Kooperation in den Genen (3 Genpaare, schreibt zumindest der Biologe), beim Menschen ist es kulturell bedingt. Und unsere Kooperation ist nicht ganz so hierarchisch, was doch auch recht positiv ist. Schonmal eine Ameise mit Hemmungen gesehen? :-)

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Der entscheidende Satz dieses schönen wie scharfen Gedankensplitters für mich ist :

Zunächst sollte man aufhören, über das Wesen des Menschen nachzudenken, und beginnen, sich Gedanken über die Menschen zu machen. (Herv. v. mir)

Denn "es gibt den Menschen nicht". Und auch della Mirandola lässt Gott nicht vom Menschen, sondern zum Du sprechen. Also nicht vom Gattungswesen, sondern vom Individuum.

Und ausgerechnet bei dem Essentialisten Aristoteles heisst es bereits:

Individuum est ineffabile.

Das Individuum ist unaussprechlich, unfassbar, unbegreiflich. Lässt sich also nicht auf einen wohldefinierten Begriff bringen und in eine Form zwängen - höchstens in ein Bett des Prokrustes (a.k.a. Stereotypen, Vorurteile, etc.).

Als Ort-loser verrennt sich das Individuum vor lauter Bäumen manchmal in Wäldern. Und verliert sich in U-topien - manchmal aber auch findet es sich gerade im Verlust der Eigenschaften darin wieder.

Frei von Bestimmungen sich selbst bestimmen zu können, ist die Freiheit, d.i. die Würde des Individuums.

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Sie betrachten also das Individuum als vollständig determiniert von sozialen Bestimmungen an? Sind Sie der*dieselbe Anonymous, die*der schrieb:

Und ist es nicht so, dass Menschwerden viel mit der Anstrengung zu tun hat, sich von Zwängen zu befreien?

Aber selbstredend ist es so, dass das Individuum durch Sozialisierung Normen internalisiert und dadurch zu einem gesellschaftlichen Subjekt wird. Doch Normen können das Subjekt nur bis zu einem gewissen Grad regulieren. So wie Bestimmungen das Individuum nur bis zu einem gewissen Grad definieren.

Denn all die Normen treffen nur das Normale und die Allgemeinbegriffe nur das Allgemeine. So sind etwa auch die Durchschnittswerte reine Abstraktionen, die alle und dadurch keinen treffen.

Es gibt Unterwerfung (Sub-jektivierung) ja, aber es gibt auch Brüche. Innerhalb derer sich Spielräume der Freiheit eröffnen können. Durch Ermächtigung. Und auch Foucault sagte zwar "Macht ist überall". Aber auch, dass "wo Macht ist, gibt es immer auch Widerstand".

Also: Ja zu mehr Mut zur Freiheit. Diejenige Freiheit, die unsere Würde ausmacht. Und die seit Kant ein unbeweisbares Postulat ist, aber ohne die wir nicht leben wollen (können).

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Ich empfehle dazu die Lektüre von Marie Darrieussecqs Kurzroman "Unser Leben in den Wäldern" (Secession-Verlag). Eine brillante, sehr dichte Dystopie, die das Mensch-Maschine-Thema literarisch auslotet und auflädt.

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Danke für das spannende Zitat von Pico della Mirandola. Mir scheint, dass darin ein Spur von Existentialismus steckt. Gott hat das Wesen des Menschen nicht gegeben, sondern der Mensch muss sich seine eigene Essenz schaffen.

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Zu viele Worte, zu viele Wörter.

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