Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Spannend wie immer , die erste Diskussion heute Morgen, am 1. April zu einem noch viel umfassenderen und weitreichenderem Thema! Danke Olivia.

37
/
1
interessierter Leser
·

Ein Thema in diesem Zusammenhang wäre auch Kurzfristigkeit vs.. Langfristigkeit: die Wirtschaft blickt bis zur nächsten Bonusausschüttung und die Politik bis zu den nächsten Wahlen ... wer fühlt sich zuständig für die lange Sicht? Die schlechte Umsetzung vorhandener Pandemiepläne zeigt, wie kurzfristig wir alle denken. Wer hat sich nach SARS schon einen Maskenvorrat angelegt?

34
/
0

Lieber Herr M., das ist ein sehr interessanter Punkt, den Sie da ansprechen. Ich habe mich grad kürzlich mit jemandem darüber unterhalten. Selbst wenn die Interessen individueller Unternehmen immer auch der Gemeinschaft dienlich wären - sind sie nicht zwingend - so bleibt noch genau das von ihnen angesprochene Thema: die unterschiedlichen Fristen.

Man könnte sogar eine Extremposition einnehmen und sagen: diese unterschiedliche Fristigkeit, und die unterschiedlichen Prozesse, die es darum braucht, sind der Hauptgrund, dass wir einen Staat/Politik brauchen. Weil die nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, längerfristig zu denken.

Merci für den Hinweis!

20
/
1

Man könnte es auf die Spitze bringen und sagen, dass die im internationalen Vergleich langsamen politischen Prozesse in CH inklusive der direkten Demokratie und des Strebens nach Konsens mithelfen, die lange Sicht zu bewahren. Auch wenn Dinge dann oft ätzend langsam gehen...

33
/
0
interessierter Leser
·

Noch schwieriger wird die Langfristsicht, wenn wir die kognitiven Verzerrungen gemäss Daniel Kahnemann bedenken (Schnelles Denken, langsames Denken, vgl. C. Seibt in der Republik vom 15.1.2018)!

3
/
0
Roland Jost
Pensionär
·

Ausgezeichnete Analyse und Umschreibung. Wir haben weiterhin sehr achtsam zu sein, damit wir uns auf demselben Pfad weiterentwickeln. Die Kräfte, die stets zu beweisen versuchen, dass die privatisierte Wirtschaft viel effizienter arbeitet als staatsnahe Betriebe, wird nie leiser. Auch sind wirksame Rahmenbedingungen für Konzerne, zur Einhaltung von Menschenrechten und Schutz der Umwelt, wie das die Konzernverantwortungsinitiative fordert, ein Anliegen, für das die Politik den Mut aufbringen sollte, sie umzusetzen.

32
/
1

"Die Kräfte, die stets zu beweisen versuchen, dass die privatisierte Wirtschaft viel effizienter arbeitet als staatsnahe Betriebe", sind m.E. komplett wirklichkeitsfremd. Ein paar Jahre Aufenthalt in Grossbritannien könnte sie aber kurieren. Alles, aber wirklich alles ist dort schlechter, bürokratischer und teurer als hier.
(Tried and tested.)

17
/
0
· editiert

Ein Schachtel Aspirin kostet in Grossbritannien 30 Pence. (Und ein Strandspaziergang ist gratis.)

2
/
4

Danke für den Beitrag und insbesondere für die Karte mit den Schiffsrouten, das habe ich so noch nie gesehen. Die weltweite Transportlogistik weisst auch darauf hin, dass wir von Zulieferungen abhängig sind. Energie, Rohstoffe und Güter aller Art. Immer wieder wird behauptet, dass die CH Landwirtschaft 60% der hier benötigten Lebensmittel im Inland produziert. Und immer wieder geht vergessen, dass diese Zahl nur mit vielen Importen erreicht wird. Dünger, Pestizide, Futtermittel und Treibstoff für die Traktoren. Ein Input mit an sich bekannten Folgen wie Artenschwund, Überdüngung, Belastung des Trinkwassers mit Rückständen von Pestiziden etc. Die Wirtschaft mag durch die kleinteiligen Strukturen in der CH gut aufgestellt sein. Die Landwirtschaft, die auf Importe von Futtermitteln, billigem Dünger und anderen Produktionsmitteln angewiesen ist, ist es nicht.

31
/
1

Ja genau Sämi, treffende Analyse. Erwähnenswert wäre auch die Tatsache dass wir in der Landwirtschaft auch betreffend Arbeitskräfte nicht so unabhängig sind wie es uns in gewissen idyllischen bäuerlichen Bilder vorgegaukelt wird.

14
/
0

Vielen Dank, Herr H., Herr S. für die sehr richtigen Hinweise. Wir kommen um Trade-Offs nicht herum - jeder Weg hat einen Preis. Man kann mit guten Argumenten der Meinung sein, andere Wege in der Landwirtschaft wären sinnvoller.

5
/
0

Ein grossartiger Artikel, klar und deutlich! Wie immer von Frau Kühni. Ich fürchte, dass auch aus dieser Krise global so gut wie nichts gelernt wird. In Deutschland zum Beispiel ist ein Kanzler Merz in den Startlöchern, einer von der Sorte, die jedes Wachstumshindernis aus dem Weg räumen, koste es was es wolle. Mir kommt immer wieder das wunderbare Bild des Kabarettisten Volker Pispers in den Sinn - Wir sitzen in einem Zug der auf den Abgrund zu rast, aber es wird nichts unternommen um ihn zu stoppen, es wird lediglich hie und da der Lokführer ausgewechselt.

21
/
0

Unser System ist tatsächlich resilient und die schnellen Massnahmen des Bundesrats sind einmalig. Das gibt Vertrauen in die Führung im Gegensatz zum „Leader T....“ in den USA. Bei uns gilt es noch die letzten Lücken zu füllen, damit die nicht ganz kleinen KMU‘s und diejenigen in der zweiten Linie nicht durch die Maschen des Auffangnetzes fallen.

21
/
0
Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
·
· editiert

Guten Morgen

Toller Artikel und schöne Sprache - ‚bockig‘ - ja, das trifft es ganz genau.

Es ist ja fast ein wenig Ironie: Die Anfrage, welche zur ‚naiven Antwort‘ des Budesrates führte, stammt von Petra Gössi - FDP und eine Frau! Neben all dem, was der feine Artikel sehr schön und gut durchdacht darlegt, fehlt mir etwas der Aspekt von Zielkonflikten und Ambivalenz. Oder wie sagt man so schön: ‚De Föifer und s Weggli ... ‘.

LGubg, K.A.

15
/
0

Lieber Herr A., da haben Sie völlig recht. Das ist mir im Nachhinein auch aufgegangen, aber ich hatte schon so oft geflickt und wieder geflickt, dass ich es irgendwann sein lassen musste. Aber Ja, Sie haben völlig Recht.

Das ist auch der Punkt, wo ich den Bürgerinnen - uns allen - am skeptischsten gegenüber stehe - und es wiederum gut finde, dass wir nicht nur eine Direktdemokratie in Reinform haben: Wir alle wollen ganz gerne immer den Fünfer und das Weggli und die Bäckerstochter. Da braucht es, glaube ich, jeweils Leadership: die Trade-Offs aufzeigen (siehe zB Personenfreizügigkeit), die Relationen zurechtrücken.

Zur FDP, wenn Sie erlauben: es gab eine Zeit, da hätte man dort jedes Wort unterschrieben und verstand sich als Wächterin der Institutionen . Dann kam eine sehr andere Zeit. Siehe auch hier: https://www.republik.ch/2019/10/15/…ln-wachsen

Wie es heute und ganz aktuell ist, kann ich fairerweise nicht beurteilen. Da müsste ich mich an eine ausgiebige Bestandesaufnahme machen.

18
/
0
Caspar Humm
Rechtsanwalt. Vater. Bürger. etc.
·
· editiert

Danke für diesen sehr interessanten Beitrag. Eine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen.

Sie schreiben, die Pharmaindustrie würde die Medikamente 'aus Profitgründen' nur noch in Asien produzieren. Richtiger schiene mir die Formulierung 'aus Kostengründen'. Denn der Druck, gerade der Schweizer Behörden, auf die Medikamentenpreise ist ziemlich gross. Die von den Krankenkassen zu vergütenden Preise werden mittels Auslandpreisvergleich und therapeutischem Quervergleich vom BAG diktiert und im Jahresrythmus nach unten korrigiert, teilweise auch in fragwürdiger Art und Weise. Preisanpassungen nach oben gibt es faktisch nicht, auch bei gesteigerten Kosten. So zwingen die Behörden die Unternehmen, so günstig wie möglich zu produzieren. Produktion in der Schweiz wäre vor diesem Hintergrund für viele Arzneimittel gar nicht rentabel möglich. Wenn wir das wollten, müssten wir uns das auch etwas kosten lassen und entsprechend höhere Krankenkassenprämien in Kauf nehmen.

7
/
15

Ihre Rechnung kann nicht stimmen. Die Medikamente werden ja nie nur für die Schweiz produziert, ich wage zu behaupten, der Schweizer Markt ist für die grossen Pharmakonzerne praktisch irrelevant. Die Unternehmen profitieren von den günstigen Steuerbedingungen hier und dem laschen Umwelt- und Arbeiterschutz in den Schwellenländern, wo sie ihre Produktion hin verlagern.
Wieso ein in Indien produziertes Medikament in der Schweiz drei mal teurer als im umliegenden Ausland sein soll, können sie mir vermutlich auch nicht schlüssig erklären, oder?

18
/
0
Caspar Humm
Rechtsanwalt. Vater. Bürger. etc.
·

Gerade wenn die Grundstoffe und die Produktion relativ günstig sind, überwiegen andere Kostenanteile: länderspezifische Verpackung und Aufmachung entsprechend lokalen regulatorischen Anforderungen, Vertrieb, Zulassungsarbeiten, Marktüberwachung, usw. Das alles muss in der Schweiz für einen sehr kleinen Markt (d.h. mit wenig Skaleneffekt) mit vergleichsweise hohen Löhnen, Mieten und sonstigen Fixkosten geschehen. Wenn die Produktion auch noch in der Schweiz wäre, müssten die Preise wesentlich höher sein.

3
/
5
Olivia Kühni
Autorin
·
· editiert

Lieber Herr Humm, vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich teile Ihre Analyse. Wie so oft wäre es verkürzt, einen Schuldigen (in diesem Fall: böse Pharmafirmen) zu finden, und ist es stattdessen lohnender, das ganze System mit seinen Anreizen anzuschauen. Sie schildern hier sehr richtig einen Teil der Dynamik. Es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen.

Darum von meiner Seite der Hinweis: ich nehme das Wort "Profit" kaum je in den Mund - zu wertend, zu wirtschaftsfeindlich. Hier geäussert haben es - umso erstaunlicher - die zitierten Autoren des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung.

11
/
1
· editiert

Worauf stützen Sie Ihre Aussagen, Herr Humm?
Dass 'Profit' ein politisch unkorrektes Wort ist, war mir nicht bewusst.
Aber insgesamt schöner Beitrag mit einem tollen Titel.

0
/
0
· editiert

Natürlich war die Chicagoer-Schule und ihr Grunsatz, dass der Markt alles regelt blödsinn, denn ihre zugrundeliegende Annahme alle Menschen handelten logisch war schon der grösste von allen!

Der Mensch wird und wurde von Emotionen bestimmt, denn unser logisches Denken ermöglicht uns, gerade in einer immer komplizierter werdenden Welt, gar nicht alle Faktoren für alle der Millionen anstehenden Entscheidungen, immer im Kopf zu behalten. Wir würden nach Minuten gnadenlos überlastet, Entscheidungsunfähig oder Verrückt, wenn wir darauf angewiesen wären.

Unsere Logik ist letztendlich immer nur so gut wie die Beurteilung der Wichtigkeit aller Fakten und die erfolgt mangels besserer Datenlage fast immer emotional. Was nicht falsch sein muss, aber gerade wenn wir in Konstrukten und Prozessen, wie in Firmen eingespannt sind, oft Entscheidungen befördert, die dem Gesammtwohl viel abträglicher sind und wir in Kauf nehmem, weil ein Zugehörigkeitsgefühl es fordert.

So sind es vor allem destruktive Komplexe wie Angst (eine der stärksten Emotionen) oder Machtverhältnisse, die den Markt steuern, was ihn nicht berechenbar, aber Egoistisch macht.

Eben diesen Egoismus abzulegen muss der Staat zum Erfolgsfaktor in einem Markt machen, der die Gesellschaft nicht zerstören soll.
Vertrauen muss sich mehr lohnen als Misstrauen, denn im Moment hat wer der Angst bedeutung beimisst leider oft sogar recht.

Jedem Menschen soll eine Bedingungslose Existenz zugestanden werden, um Angst als den treibenden Faktor bei jeder Entscheidung endlich aussenvor zu lassen.
Den Menschen zu erziehen das seine Existenz gesichert ist und er nicht Geld zusammenraffen muss um zu überleben, sondern sich der Verbesserung und Formung einer Welt, wie er sie sich wünschen würde, zuwenden kann.

Ein Generationenprojekt, aber Machbar und die einzige Lösung!

Wichtige Jobs wie in der Keankenpfleger, Verkäuferin oder Coiffeur würden so automatisch besser bezahlt, weil die Menschen es sich erlauben könnten für ihren Lohn einzustehen.

Und solche die nur einem wirtschaftlichen Konstrukt helfen, einer heilen, gerechten Gesellschaft aber eher abträglich sind, wie Finanzoptimierer, Wirtschaftsanwalt oder Lobbyist würden unatraktiver und schlechter bezahlt, weil langfristig kein akzeptierter Faktor mehr um Kunden und gute Mitarbeiter anzuziehen und damit viel Gewinn zu machen.

Der Staat muss dem Individuum mehr Macht geben, denn ein Mensch allein handelt vernünftiger als 1000 in einem komplizierten Konstrukt ohne Möglichkeit des direkten wirklichen Einflusses aufs grosse Ganze.

Doch dafür muss zuerst der Staat umgebaut werden, weg von Überwachung und Kontrolle hin zu Hilfe, Vertrauen und Förderung.

WIR alle müssen unseren Nachkommen wieder beibringen Vertrauen in die Menschlichkeit zu haben. Nur so können wir den Teufelskreis, den Keiner mag, aber jeder mitmacht, brechen!

17
/
0

Lieber Herr T., vielen Dank für Ihre Gedanken.

Eine gut aufgestellte Marktwirtschaft bringt viel Gutes mit sich - insbesondere die Chance für immer wieder neue innovative Ideen, sich durchzusetzen. Was ich kritisiere, ist die Vorstellung, Fragen des menschlichen Zusammenlebens, zur Zukunftsstrategie einer Volkswirtschaft, überhaupt jegliches situative Handeln - kurz: Politik - habe sich damit irgendwie auf magische Weise erledigt. Das ist fatal: auch wer angeblich keine Politik macht, macht eine - unfreiwillig - , und diese ist entsprechend nicht besonders clever.

14
/
0
Bürger, Autor
·

Meine Kurzgeschichte widme ich übrigens mit grossem Dank und Respekt auch unserem Bundesrat. Denn der erreichte Grad an Resilienz, welche die Schweiz tatsächlich von vielen anderen Staaten unterscheidet, ist ein grosses Plus, das unserem Bundesrat durchaus erlauben würde, den Aufruf zur Amnestie in die Weltengemeinschaft einzubringen. Also zum Schuldenerlass und zur Öffnung gegenüber alternativen Konzepten, die durchaus in den Seelen, Köpfen und Schubladen bereit liegen.

16
/
0
· editiert

„Eine resiliente Gesell­schaft, ein intaktes Ökosystem oder eine Zukunft für möglichst viele sind weder die Aufgabe noch die Kern­kompetenz von Unternehmen. Auch nicht die langfristige Stabilität der Volkswirtschaft.“

Was, wenn es zukünftig vermehrt zur Kernaufgabe gehört und seitens Politik Anreize dafür geschaffen werden?

Ich fände einen gut recherchierten
Folgeartikel (Artikelserie?) zu Social Entrepreneurship / alternativen Wirtschaftsmodellen (Gemeinwohlökonomie, Donut-Ökonomie, Postwachstums-Ökonomie) von Euch sehr spannend und wertvoll.

15
/
0
Olivia Kühni
Autorin
·
· editiert

Lieber Herr W., vielen Dank für Ihren Hinweis. Ja, ich glaube, dass es für viele und immer mehr Unternehmen dazu gehören kann. Das ist gut so. Es löst aber das Thema nicht: weil selbst dann Ärger und Probleme entstehen, wenn jeder Einzelne sein Bestes gibt. Ich glaube, das ist sogar oft so - eben wegen Wechselwirkungen, unvorhergesehenen Nebenwirkungen, Systemeffekten. Das ist das Problem.

Es ist ja auch heute schon nicht so, dass Unternehmerinnen (oder Menschen überhaupt) alle nur gierig, achtlos, gleichgültig etc. wären. Das halte ich für eines der ganz grossen Missverständnisse. (Ebenso gross wie die naive gegenteilige Annahme.) Sondern Dinge laufen schlecht, OBWOHL viele Leute sich Mühe geben. Einfach, weil das Leben komplex ist. Gute Politik, Systeme gut designen, etc. ist was verdammt Schwieriges.

3
/
0

Ja das stimmt sicherlich, äusserst komplex das Ganze. Und doch: geht es nicht darum, schrittweise hin zum Zielbild einer resilienteren Gesellschaft und einem intakten Ökosystem zu kommen? Selbstverständlich bleibt es ein Zusammenspiel von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ich wollte hier nicht propagieren, dass es die Politik dann nicht mehr braucht. Im Gegenteil, genannte Konzepte wie die gw-ökonomie zielen auf rahmenbedingungen, welche anreize schaffen, die positiven Eigenschaften von Menschen & Unternehmen gezielt zu fördern. Ganz nach dem Motto, es kommt darauf an, welche Eigenschaften von Unternehmen (oder Menschen überhaupt) wir „füttern“:
https://www.palverlag.de/weisheit-indianer.html

Den Medien kommt m.E. in der diskussion solcher rahmenbedingungen eine tragende rolle zu. Gerne auch kritisch.

Und abschliessend wäre es ja auch langweilig, einfach beim „es ist komplex“ stehen zu bleiben :-) oder nicht?

Ganz schöne ostern

0
/
0
Bürger, Autor
·

Danke, lieber Herr M., liebe Frau Kühni, wie ich Ihren Punkt der kurz- und langfristigen Perspektive teile! Im gegenwärtigen Lockdown pointiert sich das gerade extrem: Einerseits das kurzfristige Umorganisieren des Alltags mit erheblicher Mehrfachbelastung, andererseits die erzwungene Entschleunigung durch den Ausfall der Mittel, und schliesslich die schon fast fatalistische, lieber gnadenvolle, auf jeden Fall starke Relativierung dessen, was pragmatischer und sinnvoller (wiederum eine Ambivalenz) Weise zu tun ist. Und dies auf allen Stufen vom einzelnen Haushalt und Unternehmen bis zu den Regierungen. Staaten und ihre Bürgerinnen und Bürger unterscheiden sich sehr darin, wie sie damit umgehen. Als Schweiz haben wir viel Übung darin, was uns vielleicht tatsächlich resilienter als andere macht. In der gewohnten Zurückhaltung und Bescheidenheit dürfen wir, so meine ich, uns als Schweizer BürgerInnen verlauten lassen, unsere Ängste, Dringlichkeiten, Visionen und Vorschläge artikulieren und in die Welt setzen und darauf vertrauen, dass sie Wirkung zeigen - wenigstens in Form eines kollektiven Bewusstseins, maximal mit einer direktdemokratischen Rückendeckung für eine mutige Verlautbarung des Bundesrats gar im Kreis der politischen Weltgemeinschaft.
Effektiv geht es heute darum, wie wir uns in erster Linie als Gesellschaft in der Zukunft sehen und nicht in erster Linie als Wirtschaft. Den Mut, sich als politischen Staat langfristig vor die Wirtschaftsinteressen zu stellen, schöpfen die Politikerinnen und Politiker aus dem gesellschaftlichen Konsens. Denn dann ist, wie Sie wohl korrekt feststellen, das leidige Damoklesschwert der Wiederwahl gebannt und dann werden die demokratisch bestimmten RegierungsvertreterInnen durchaus vom Volk getragen und solidarisch eingebunden.

14
/
0

Margaret Thatcher: "Es gibt keine Gesellschaft".

Angesichts eines solchen Satzes sind Flat Earther ernster zu nehmen - diese vertrauen immerhin noch ihren Sinnen, bei gleicher Abwesenheit von Verstand.

5
/
0

Ja, mehr kann man sich fast nicht täuschen. Aber zu Frau Thatchers Verteidigung muss man sagen: die britische Gesellschaft (und entsprechend Wirtschaft) lagen schon vor ihr sehr im Argen. (Zu lange easy wins dank der Kolonien.)

11
/
0
Bürger, Autor
·

Es geht darum, die zeitgemässen Konzepte, wie sie R. W. und Dominik Treiber erwähnen, so populär zu machen, dass die Regierungen sich darauf abstützen und somit eben populäre Entscheidungen treffen können. In diesem Bestreben mag die Schweiz mit bewährter Zivilcourage seitens der BürgerInnen und der Regierenden und mit der Rückendeckung und Einbettung seitens der demokratisch gewählten Parlamente mutig vorangehen: Mit solchen zukunftsweisenden Botschaften möge es der Schweiz gelingen, das historische Momentum der Corona-Krise zum Guten zu nutzen und sich in die hohe Weltpolitik einzubringen. Denn diese Alternativen, die in den Seelen und Wünschen der Menschen angelegt sind und in zahlreichen Schubladen längst bereit liegen, vermögen die Schockstarre und Ratlosigkeit infolge des weltweiten Lockdowns aufzuheben und ein neues Zeitalter der Menschlichkeit einzuläuten.

6
/
0
(durch User zurückgezogen)
Bürger, Autor
·

Das globalisierte Wirtschaftssystem ist drauf und dran, uns um die Ohren zu fliegen. In der aktuellen Kurzgeschichte "Fähndrich - Und vergib uns" über die sich überschlagenden Verwerfungen im Zuge von Corona schreibe ich dazu: "Dem Internationalen Währungsfonds und in dessen Gefolge in corpore allen Nationalbanken war letztlich nichts anderes übrig geblieben, als das globale Finanzsystem für gescheitert zu erklären. Zu schwer hatten drohende Staatsbankrotte gelastet, als dass es auch nur im Ansatz einen Sinn ergeben hätte, sich die grenzenlos gewordenen Verschuldungen gegenseitig vorzuhalten, geschweige denn irgendwie und irgendwo zu verrechnen. Gegen solche Dimensionen war kein finanzpolitisches Kraut mehr gewachsen. Die Währungshüterinnen und Währungshüter hatten lange vor Corona ihr Pulver verschossen mit sich überschlagenden Leitzinssenkungen. Sie hatten damit die Aussichtslosigkeit der internationalen Finanzwelt übersteuern wollen." Die ganze Geschichte finden Sie auf www.en-gage.ch

3
/
0

Danke, Olivia, für deinen sehr treffenden Beitrag. Ich werde auf alle Fälle bockig bleiben.

4
/
1

Liebe Beatrice - sehr gut, das ist hoch erfreulich!

0
/
0

Bei Interesse ein breichender Beitrag zum Thema Gemeinwohl Ökonomie - was scheinbar sprachwissenschaftlich ein Pleonasmus sei. :-)
https://youtu.be/7mRe1ntgbj8

1
/
0

Die Basler Illustratorin Olivia Aloisi hat die Facebook-Gruppe The Sky over Corona gegründet. Bilder aus der ganzen Welt zeigen die Freude am Himmel ohne Kondensstreifen. Ein verbindendes, inspirierendes Projekt. Parallel dazu schüren Politik, Wirtschaft und Medien die Angst vor der wirtschaftlichen Krise, die uns blüht. In der Zivilgesellschaft dagegen wächst viel Schönes. Nur schon bei der Art und Weise, wie wir konsumieren: Die Leute kaufen zum Beispiel dreissig Prozent mehr Gemüse, weil sie endlich Zeit haben, zu kochen und nicht mehr vor Erschöpfung nur zu Convenience Food greifen. Gestern im Claroladen hat die Verkäuferin gesagt: „Wir machen das Geschäft unseres Lebens. Das Quartier entdeckt uns neu.“ Die Leute solidarisieren sich mit kleinen Läden, solidarisieren sich untereinander, die Nachbarschaft wird neu gestärkt. Ich will die Krise nicht schön reden. Aber ich habe Angst davor, dass die neoliberale Religion wieder alles an sich reisst, lauter ist als alles was jetzt so zart und nachhaltig wächst. Man kann immer schreien: „wir müssen Arbeitsplätze und die Wirtschaft retten“ und dabei nichts anderes meinen als weiter wie vorher. Aber vorher das war nicht nachhaltig. Und die Krise tut weh, macht Angst aber sie könnte auch dazu dienen, dass wir jetzt ernsthaft und ehrgeizig viele Prozesse neu denken und dass Wirtschaft und Politik das aufnehmen, was viele Menschen im Alltag neu entdecken und leben: Solidarität, Klimaschutz, Zusammenhalten, auch global. Ich bin überzeugt, die Menschen wären bereit, mutiger zu sein. Wächst nicht in Krisenzeiten auch die Kreativität und die Lust am Abenteuer?

0
/
0
Bürger, Autor
·

Super spannend, die Chronologie von Thomas Oettli, ganz herzlichen Dank dafür! Sie hilft mir zu erkennen, wie sich das kollektive Bewusstsein regt, Stimmen aufkommen und Meinungen artikuliert werden, Dynamik und Aufbruch hin zu neuen, tragenden Dimensionen entsteht. Was mich jetzt grad juckt, ist die Frage, wie sich diese wissenschaftliche Task Force zusammensetzt. Da sollen wir aufmerksam bleiben und uns mit den durchaus erprobten und sich bewährenden, alternativen Konzepten konstruktiv und solidarisch einbringen dürfen. Über die zukünftige Ausrichtung von Gesellschaft und Wirtschaft soll in aller Breite engagiert gerungen werden dürfen, bevor die politischen, langfristigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Unsere weiterführende Diskussion in diesem Blog stimmt mich sehr froh. Danke, liebe Republik, für die Plattform, dass wir sie so offen und zugleich handfest führen dürfen.

2
/
2