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Hanna Wick
· editiert

<3 Danke für diese Serie.

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Danke fürs Danke!

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Es ist noch früh am Morgen und ich konnte bereits ein halbes Dutzend Mal schmunzeln oder sogar laut rauslachen. Ohne die vier Buchstaben hätte ich niemals Folgendes erlebt, an das ich heute, mit einem herzlichen und dankbaren Lachen zurückdenke. Eine selbst gebaute Geisterbahn quer durchs Ess- und Wohnzimmer, durch den Gang, die Treppe hoch durch alle Zimmer, gebaut aus Allem, was in einem Haushalt mit 4 Kindern so zu finden ist. Installationen mit Taschen- Steh- und Nachttischlampen, Verdunkelungskabinen aus Frotteetüchern und ergänzt und dekoriert mit Schneckenhäusern, Kieselsteinen, alten, ausgebleichten Skelettknöchelchen von verstorbenen Vögeln etc., etc. Eine Geisterbahn, aufgebaut für zwei Elternteile. Der Eintritt kostete dann auch noch 20 Rappen. Ohne ADHS wäre dies wohl kaum möglich gewesen. Die 4 Buchstaben gibts erst seit ein paar Jahren. Früher hieß dies auffällig, kann nicht stillsitzen, Luftibus, unkonzentriert, kann nicht an einer einzigen Sache arbeiten - ADHS eben. Zum Glück gibts all diese Menschen. Wie langweilig wäre die Welt ohne sie.

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Sabine Muth
Vielleserin
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Da sprechen Sie in einem Artikel so viele Aspekte an - wie das mit den Muscheln und dem Schiff.

Ich kann auch nicht stillsitzen. Ich stricke Socken. Dann geht's. Das Abitur habe ich nur geschafft, weil ich im Unterricht stricken durfte. Für die Lehrer war das eine Erleichterung. So hatten sie Ruhe vor Zwischenrufen im Unterricht.

Habrn Sie gerne selbstgestrickte ADHS Socken? Ich habe SEHR viele davon. Wirklich sehr viele.

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Ich schrieb zur Verhaltensverbesserung Computerprogramme in Spaghetticode-Basic für den Sinclair ZX 81. (1 KByte Grundspeicher, 16 Kb Erweiterung.)
Socken sind, denke ich, dauerhafter. Auch wenn der Mensch bedauerlicherweise als einziges Tier nur zwei Füsse hat.

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Leserin
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Vögel auch.

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Ja, Socken helfen enorm! Man unterschätzt die Wirkung von Stricken, vor allem in Sitzungen.

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Daniel Holinger
Unternehmer
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Lieber Herr Seibt
Als Lesemonster tue ich, was Lesemonster eben tun: seit Urzeiten nämlich dasselbe. Und zwar alles, sogar unterste Schublade, wenn greifbar. Nie war ich daran interessiert, wer den Griffel führte. Namen von Autoren: ein schwarzes Loch im Lagerhaus der Erinnerungen. Das gilt auch, respektive galt auch für Sie und Ihre Texte: gelesen und vermonstert. Galt bis heute früh (wo andere nach Koffein geifern, will ich Text, ohne Latte, bitte). Heute früh stolpere ich also über Ihren (Kurz-)Schelmenroman. Was mich ohne Zweifel durch den heutigen Tag retten wird... you rock mate.
Zu Dank verpflichtet und mit vorzüglicher Hochachtung
A Daniel Holinger Syndrom

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Danke! You made my morning.

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Ich finde es auch schön, dass das Thema ausgeleuchtet wird, und hier mit besonders literarischem und selbstironischem Touch. Nur muss ich sagen, nach bald 40 Jahren Unterricht und deshalb immer mindestens einem ADHS-betroffenen Kind/Jugendlichen: ich bin so erschöpft davon, ich will möglichst nichts mehr mit "Undiagnostizierten" zu tun haben, es ist das Anstrengendste und oft auch undankbarste, was es gibt... Das mangelnde Einfühlungsvermögens in Nicht-Verwandte, die Unfähigkeit der Lageeinschätzung (Metakognition!), das zwangshafte Ausscheren, die nicht wirklich eingeschätzte Egomanie, das Beschimpfen, wenn ich etwas andeute... hat massive Auswirkungen auf das Umfeld. Ich will da nicht mehr Umfeld sein.
Deshalb bin ich froh, dass Ihre Psychiaterin recht hat, indem sie sagt: "Heute kommt keiner mehr ohne Diagnose durch die Schule". Am meisten hilft dies nämlich den Betroffenen, indem sie von Anfang an viel mehr Aufand betreiben, Kooperation zu üben und nicht immer ihre ganze Energie in Abwehr und Abweichen stecken. Kreativ kann mensch nämlich so immer noch sein und auch originell. Nur ohne Rausschmisse und (oft) Einsamkeit. Und auch unter den Mobbingopfern sind ADHSler oft anzutreffen, interessanterweise auch unter den Mobbingtätern. Mythologisieren Sie das also nicht. Seien Sie einfach froh um die Diagnose, Sie sind so mit Sicherheit ein angenehmerer Mensch!

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· editiert

Ich kann auch ein unangenehmer Mensch sein, ganz ohne ADHS- Diagnose. Vielleicht ist das der Grund, dass ich bisher alle meine Schülerinnen und Schüler mit (und auch die ohne) 4-Buchstaben-Diagnose liebte. Vielleicht auch nicht. Egal . Ich bin so jung, dass ich nur noch ein einziges Kind mit der früheren eine 3-BuchstabenDiagnose POS erlebt habe. Aber das war der Beginn der wohl einzigen Konstante in meiner beruflichen Karriere.
Ich jätte meinen Beruf wohl längst aufgegeben ohne die 4Buchstsbdn-Kinder - aus mangelnder Herausforderung. Wenn ich es schaffe, genau diese Kinder (Oder Menschen, um niemanden auszugrenzen) gern zu haben, gewinne ich! Denn wissen Sie was? Ich erklär's Ihnen:
Was passiert mit dem Verhalten dieser Person, wenn Sie uneingeschränkte und bedingungslose Liebe verspürt, obwohl sie dich (scheinbar?) mutwillig und provokativ zur Weissglut bringen?

Absolut und überhaupt NICHTS!

Aber es geht Ihnen bedeutend besser!

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Wenn Sie genau lesen, finden Sie absolut nichts, das aussagt, ich hätte Kinder mit ADHS nicht gern.

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jaap achterberg
schauspieler aus holland
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Das vom Wein und den sich küssenden Verliebten... köstlichste Kunst! Merci Monsieur.

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Ich habe irgendwie Angst, dass die Kolumne zu Ende geht..... wie alles irgendwann.
Bitte nicht ;-)

Frohe Ostern und weiter so.

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Ich habe die gegenteilige Angst. Treffen wir uns irgendwann in der Mitte.

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Bernhard Wehrli
Leser
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Es gibt einen Menschen, der mir sehr nahe steht. Über ihn könnte ich ganz viele Anekdoten Die Halt Stimmen (ADHS) erzählen. Die Serie von Constantin Seibt hat bisher so verblüffend auf ihn gepasst. Bloss - ich kenne auch Menschen mit dem Helfer Syndrom (HS), mit dem Oh Ich Armes Opfer Syndrom (OIAOS), und besonders viele Wissenschaftler mit dem I, Myself and Me Syndrom (IMMS). Was zur Frage führt: Welche 2-5 Buchstaben beschreiben mein eigenes, verflixtes Schema? Oder anders gefragt: Haben wir alle mindestens einen Knacks oder ist ADHS etwas ganz Besonderes?

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Ich glaube nicht, dass alle einen Knacks haben. Wobei der Knacks ja nicht etwa völlig Fremdes, sondern eine Frage der Dosis ist.
Und eine Frage der Umgebung: Ich glaube, eine Branche wie der Journalismus ist zB eine ziemlich natürliche Umwelt für ADHS oder Asperger. (Verblüffen viele Profis in der Kommunikationsbranche kommunizieren privat eher ungern und ungeschickt.)
Deshalb würde ich nicht zu sehr an 2 oder 5 Buchstaben glauben. Schon gar nicht, dass sie das eigene Schema beschreiben. Sie karikieren es höchstens.
Eine Diagnose als Laie zu stellen ist übrigens so gut wie unmöglich. Aber es wird immer wieder gemacht.

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Deine Beiträge zu lesen, und das in dieser tollen Dich-ausmachenden-Art und Weise mit gigantischen Formulierungen und Wortspielen, ist einfach grossartig und erfreut mich jedes mal wieder von Neuem. Wie schön, dass es Dich gibt und Du einfach die richtigen Sätze, Vergleiche und irrationalen Erklärungen für alle möglichen Zusammenhänge findest! MERCI!
PS: Hab Deinen Blog auch meinem Psychiater weitergeleitet ;-)

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Cool. Dann liegt er dort auf der Couch. (Entweder der Text oder der Psychiater.)

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Einfach genial, Constantin Seibt. Vielen Dank. Ich hoffe sehr, es geht noch weiter.

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Danke! Alle zwei Wochen in diesem Theater.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Wenigstens eines, das aufhat. Allerdings tut sich zumindest im Schauspielhaus-Journal (mit der grässlichen Frakturschrift, aber ja, die hatte ja auch das Volkstheater Berlin) auch was. Reinschauen lohnt sich.

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Hilft es, wenn wir eine Petition zur Fortsetzung dieser sehr systemrelevanten Kolumne starten? Habe extra ihretwegen und Ihretwegen ein Republik-Abo abgeschlossen. Ich weiß von mehreren Leuten, die nach einem
Bad in Ihrer Formulierungskunst einen Diagnosetermin vereinbart haben. Sie haben viel Gutes bewirkt...

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Leserin
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Danke! Das mit der grünen Brille merke ich mir für düstere Tage. Oder eher pink?

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Danke! Doch diese kurze Frage hat eine sehr sehr lange Antwort.

Kleist schrieb: "Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün – und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört."

Und sie sind deshalb grün (und nicht pink):

Bei den Versuchen, die Quellen zu Heinrich von Kleists sog. Kantkrise aufzufinden, spielen die grüne[n] Gläser, durch die er die Augen versuchsweise ersetzt, nicht die kleinste Rolle. Die Gläser lassen sich, abgesehen von der spezifischen Farbe, als Metapher für die Unangemessenheit von Vorstellung und Erkenntnisgegenstand aus der Religions- und Philosophiegeschichte, besonders von Fichte, herleiten. Dass sie aber grün ausfallen, geht wohl auf die zeitgenössische Praxis zurück, grüne Brillen zu Schonung der Augen (so Goethe) zu tragen. Das war vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert nicht unüblich, wie ergänzend zu einer Anmerkung in meinem Aufsatz Von der Tugendschule zur Lasterschule. Die sogenannte Kantkrise und Fichtes Wissenschaftslehre2 gezeigt werden soll.

Kleist rekurriert nicht auf komplexe optische Apparaturen,3 sondern auf Alltagserfahrungen. So konnte auch die Adressatin des Briefes, Kleists Verlobte Wilhelmine von Zenge, mit dem Beispiel etwas anfangen; was Kleist allerdings nötigte, im Folgebrief zu betonen, dass er sich des Auges in [s]einem Briefe [nur] als eines erklärenden Beispiels bedient4 habe.

Es scheint, dass schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts grüne, gelegentlich auch blaue Brillen zum Schutz gegen direktes Sonnenlicht getragen wurden. Jedenfalls wird so auf einer Seite von Optiker Online Albert von Pflugk referiert.5 Zur Mitte des 18. Jahrhunderts empfehlen die Enzyklopädien wie selbstverständlich, grüne Brillen auch ohne Augenleiden zu tragen, weil sie die Augen erquicken. Erst gegen Ende des Jahrhunderts diskutieren Lichtenberg u. a., ob dies überhaupt, oder speziell bei Lichtempfindlichkeit, angezeigt ist. Die abratenden Stimmen überwiegen, aber das Thema bleibt in populären Ratgebern, in Physik und Medizin bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts aktuell. Die Brillen werden also weiterhin verkauft; wahrscheinlich nicht zuletzt, weil die Brillenkrämer, wie Beer ganz realistisch sieht, gut daran verdienen.

Außerhalb von Medizin, Naturwissenschaft, Technik und Handel, deren Position sich in den Enzyklopädien niederschlägt, herrscht jedoch schon früh eine starke Abneigung. Die protestantische Dichterin Anna Ovena Hoyers polemisiert schon 1650 anhand der (diesmal blauen) Brillen gegen die Doktoren der Theologie, die den einfachen Gläubigen aus Eigennutz ihre falschen Weltbilder aufdrängen, ohne dazu berufen zu sein; katholische Prediger verwenden grüne Brillen als Metapher für Unmoral, die sich den Anblick des Leidens versüßt, um keine Mitleidsgefühle entwickeln zu müssen. In Analogie dazu wendet die Kritik an der Popularphilosophie das Motiv gegen das Spielerische und Unverbindliche der Aufklärung, die den Dingen nicht wirklich auf den Grund gehe (Bouterwek). Auch Dichter und Literaturkritiker votieren gegen grüne Brillen, weil sie die farbige Welt aufs Grüne reduzieren und folglich falschen Schein produzieren.

Kurz vor und während der Französischen Revolution geraten die Brillen außer Mode; sie gelten nun als unnatürlich und wohl auch als Relikt aus dem Ancien Régime. Robespierre setzt sich mit grüner Brille von anderen Revolutionären ab. In Deutschland bezeichnet Pfeffel den Übergang: Sein Mediziner lehnt die grüne Brille des Patienten so strikt ab, dass dieser darüber stirbt. Die Frühromantik schließt mit Tieck an die französische Entwicklung an, wenn der Stallmeister als Vertreter einer vom Fürsten abhängigen, geschäftstüchtigen Mittelschicht die Brillen als Vehikel benutzt, um den Fürsten und das Volk auszunehmen. In der Restaurationsepoche scheinen die grünen Brillen dann, nach Beer, hier und da wieder sehr beliebt zu werden.

In der Literatur dieser Zeit werden sie zum Signum der Reaktion, die die Zeichen der Zeit nicht begriffen hat. Sie gelten nicht nur als altmodisch, sondern als schaurig und exzentrisch bis hin zur Groteske. Hoffmann überträgt die Stimmung des Grotesken und Unheimlichen vom funkelnden Grün der Brillen auf grün funkelnde Augen. Nachdem die Brillen selbst seltener geworden sind, bedarf es ihrer nicht mehr, um die mit ihnen verbundenen Angstgefühle zu aktivieren, oder das Motiv droht gar unverständlich zu werden. Tieck jedenfalls hat die Passage in der Ausgabe seiner Schriften von 1828 gestrichen. So wird das Motiv in der Literatur des späteren 19. Jahrhunderts zwar noch gelegentlich verwendet, ist aber eigentlich durch die wirklichkeitsnäheren grün funkelnden Augen, die sich noch hinter klaren Brillengläsern verschanzen mögen, ersetzbar. So im 20. Jahrhundert bei Wassermann.

Zitiert nach: Michael Mandelartz
http://www.isc.meiji.ac.jp/~mmandel…aeser.html

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Leserin
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Herzlichen Dank für diesen spannenden Beitrag von Michael Mandelartz, dem Grün-Brillen-Experten. Ich hatte keinen blassen Schimmer von der Geschichte der grünen Brillen und bin ehrlich erstaunt, was für eine Bedeutung ihnen zukam. Neben dem beschriebenen Statussymbol hatte es sicher auch seine Wirkung, den ganzen Tag mit grüner Brille rumzulaufen (schade, gab es damals noch keine farbigen Fotos!). Ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen - wenn ich nach ein paar Stunden meine Sonnenbrille mit goldig-braunen Glas abnehme, ist das schon eher deprimierend.
Und mein Fazit nach diesem Text: Ich werde nicht auf Grün wechseln. Frohe Ostern!

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Mitdenker
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Ich war auch begeistert, inzwischen etwas weniger.
Ich hoffe auf eine weitere Folge:
ADHS und Narzissmus.

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Falls Sie ungeduldig sind, hier schon mal eine Vorschau:
https://www.adhspedia.de/wiki/Selbs…etroffenen

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Sabine Muth
Vielleserin
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Der Wiki-Artikel tut richtig weh.

In meiner Biografie ist es so gerade nochmal gut gegangen, wenn auch manchmal scharf am Abgrund vorbei geschrappt. Nische gefunden und fast in Sicherheit (ha!).

Ich kenne auch Biografien, bei denen dann alles schief gegangen, wo viel Potenzial brach liegt, in Frustration und Depression ersäuft, wo der Zorn auf das Versagen zu Selbsthass oder Hass auf das System (, das swule) kippt und die not-wendende Einsicht verhindert wird mithilfe von Verschwörungstheorien (ADHS ist eine Erfindung der pharmazeutischen Industrie).

Dass jemand das Talent hat unterhaltsam und jegliche Larmoyanz vermeidend über die Erfahrungen als ADHSler zu schreiben ist ein Segen, Herr Seibt. Und es tut fast nicht weh.

Narzissmus ist im Übrigen ein ganz anderes Beschwerdebild und gehört zu den Persönlichkeitsstörungen (ICD-10 F60... ) während ADHS zu den Hyperkinetischen Störungen (ICD-10 F90) zählt, werter Herr Mitdenker. Die beiden Krankheitsbilder schliessen sich praktisch schon per Definition gegenseitig aus.

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Vielen Dank für diese tolle Kolumne! Ich freue mich jedesmal sehr wenn ich sehe, dass es einen neuen Teil gibt. Beim Lesen Ihrer persönlichen Anekdoten, die in der Summe wohl definitiv ADHS gefärbt sind, fielen mir auch einige persönliche Geschichten wieder ein. Ihre Texte erinnern mich daran, dass Humor und eine herzhafte Portion Selbstironie - um nicht zu sagen Galgenhumor - als ADHSler/in wohl als Selbsterhaltungszweck dienen. Es ist sehr erfrischend wie liebe- und humorvoll sie über ADHS schreiben, ohne die Tücken unnötig zu beschönigen. Die Diagnose löste bei mir nach einer Phase mit Medikation und damit einhergehenden Veränderungen von meinem Wesen in der darauf folgenden Zeit Abwehr aus, da ich fand ich bin nicht krank oder falsch. Nun bin ich froh, mich in der Psychotherapie wieder eingehend mit dem Thema und mit Strategien auseinanderzusetzen, welche mir helfen in unserer heutigen Welt mit ADHS zurechtzukommen ohne regelmässig Ritalin zu nehmen und zu filtern was da alles so auf einen einprasselt. Ist ja ohnehin nicht ohne. Weiterhin viel Fortune!

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Susanne Birrer
Zeitgenossin
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Auch von mir nochmals danke - das Lachen können zu diesem oft Schmerzproduzierenden Thema ist sehr befreiend! Schön, dass meine Tochter das Thema schon mit 20 reflektieren, belächeln - und vielleicht größere Schäden rechtzeitig abzuwenden lernt. Insbesondere einen schlaueren Finanzhaushalt würde ich ihr wünschen!

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O ja. ADHS ist, fürchte ich, eine der teuersten Störungen überhaupt, wenn man keine Formulare ausfüllt. (Nur manisch-depressiv ist teuer. Der Vater eines Kollegen gründete in jeder manischen Phase eine neue Firma, jedes mal mit neuem Geld begeisterter Investoren.)

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Danke für die Aufheiterungen. Faszinierend wie sie die Dinge auf den Punkt bringen. ich habe bis heute keine klare Diagnose, aber schon so viele Tests online gemacht.... Raten sie zu einer Diagnose oder nein?
Meine Anekdote. Das gute in der heutigen Zoomzeit: wenn das Mikrofon ausgeschaltet ist und man jemanden ins Wort fällt, merkt man es nur selbst weil der Computer einem daran erinnert. Gut nicht?

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(Genau deshalb hasse ich Video-Sitzungen. Man kann nur Bedeutendes sagen – und woher sollte man wissen, dass etwas bedeutend ist, bevor man es gesagt hat?)
Was die Diagnose betrifft... so ist diese eine Frage des Ärgers, den Sie haben. Haben Sie nur gelegentlich Zerbel, lassen Sie es. Immerhin braucht die Sache ein halbes Jahr – und dann fängt der Spass erst an.
Haben Sie systematisch immer wieder dieselbe Sorte Ärger, dann lohnt sich die Diagnose. Nachher ist man zwar nicht bedeutend klüger, aber hat ein paar mehr Einsichten und Tricks auf Lager.

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Nach der Folge 2 vor 3 Monaten bin ich beim Hausarzt vorbei. Später Formulare ausgefüllt und eingeschickt. Heute hatte ich endlich einen Termin zur Abklärung. Es lebe die Langatmigkeit des Systems.
Von Entzauberung wurde leider nichts geredet, nur viel von der Vergangenheit.
Gerne tue ich mit diesem Kommentar meinen Teil zum Aufbau des Externen Drucks (TM) und hoffe auf mehr ;)

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Musikpolizeilicher Erkennungsdienst
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Der Text erinnert an die eine oder andere Bob Dylan Ballade (in a good way). Song List fürs Lockdown, musikpolizeigeprüft und für passabel befunden
Lonesome Death of Hattie Carroll, Boots of Spanish Leather, Like a Rolling Stone, Sara, Idiot Wind, Where are You Tonight, Most of the Time, Visions of Johanna, Dignity, Desolation Row

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Die Frage nach dem (fehlenden) "H" für Hyperaktivität habe ich für mich (ADS-Diagnose im Alter von 37) so beantwortet: Ich glaube, dass das "H" bei allen ADS-lern vorhanden ist. Bei manchen äussert es sich in der Suche nach Adrenalinkicks, in der körperlichen Unruhe oder in der "grossen Klappe" (zuerst reden, dann nachdenken). Bei mir (körperlich ruhig, nachdenklich, melancholisch) findet die Hyperaktivität im Kopf statt. Es soll ja Menschen geben, die einfach mal "nichts denken" können. Bei mir ist das Gehirn immer aktiv, immer in Bewegung, die Antennen sind immer alle offen. Bei einem Gespräch unter 4 Augen in einem Restaurant kriege ich immer mit, was die Leute am Nachbartisch gerade besprechen. Und die Gedankenschlangen, die sich vorzugsweise beim Insbettgehen in mein Gehirn schleichen: (Morgen kommt der Kaminfeger, der Kaminfeger heisst Müller, oh Frau Müller sollte ich auch mal anrufen, dazu müsste ich dringendmein Prepaidguthaben aufladen, oh und den Veloakku auch, morgen stehe ich sonst mit leerem Akku in der Pampa, eigentlich sollte ich jetzt schlafen, ach was ich geh den Akku laden denn morgen früh vergesse ich das, ach schau mal die Zimmerpflanze braucht Wasser, wo ist die Giesskanne, mal im Wohnzimmer schauen, ah da liegt ja noch die Post von heute Morgen, so schön eine Geburtsanzeige, ah ich bastle noch schnell eine Gratulationskarte, wo sind die Briefmarken, Hilfe ich wollte doch früh ins Bett weil morgen um 6.30 der Kaminfeger kommt...WIE WAR NOCHMAL SEIN NAME und wieso steht die Giesskanne auf dem Nachttischli?)

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Mitbetroffene
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Oh, mann.... ich war beim letzten Satz, als ich kurz auf die drei Balken rechts oben klickte, um zu sehen, ob ich Kolumne richtig schreibe..... Alles weg! Ganzer Text weg! snif.... knirsch, stampf, heul (ok.... nicht wirklich)
Ich verzeih mir! Hab ich gelernt, als eine der neuen Strategien nach meiner Diagnose.
Das wollte ich antworten. Die Möglichkeit, neue Strategieg aufgrund der Diagnose zu entwickeln, war es mir wirklich wert! Daneben sowas wie späte, immer noch hocb willkommene Entlastung der Verantwortung für alles was schief ging.
Zu den "grünen Gläsern": Seit den Jugendjahren hab ich darüber philosophiert, dass ich wohl nie wissen werde, wie eine andere Person grün, rot, blau oder gelb sieht. Und inzwischen glaube ich auch, dass ich sowieso nicht die Realität sehen kann, ob mit oder ohne Brille. Es ist nur meine subjektive Wahrnehmung!
Jetzt bin ich wieder bei letzten Satz für heute angelangt und hoffe, dass ich mich nicht mehr selber in die Quere komme: Vielen Dank Herr Seibt (nein, ich schau jetzt nicht nach, ob ich Ihren Namen richtig geschrieben habe :)) für diese Kolumne!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Jetzt verstehe ich endlich meine Hunde! ADHS; ganz eindeutig. Alle beide. Wobei, zumindest das Kraulen ist da schon fast gegenseitig. Vielleicht könnten Sie ihren Kraulemann in dieser Distanz geprägten Zeit schon mal durch einen oder zwei Hunde ersetzen. Wobei: wer füttert die dann?? (weil das brauchen sie des öftern mal, und ziemlich regelmässig noch dazu) ... Ich sehs langsam ein: keine ganz einfache Diagnose. - Bringt aber eindeutig Farbe ins Leben. Zumindest in das der andern.
Frohe Ostern! Gut gibts euch!!

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Sehr geehrte Frau Muth,
Ihre Socken sind sehr interessant pro Zwischenrufe. Im Tango wäre dies die Aufgabe der Dame zur Musik in wunderbar farblich verstrickten Socken musikalische "Zwischenfragen" mit den Fusspitzen vielleicht "geringelt" als Strickmuster zu stellen. Dies auf spitzen Absätzen, was bei ausgefeilter Stricknadeltechnik für das Beinahe- Verhaspeln von Beinen im Tango kaum Probleme ergäbe, um den Strickmustern der Musik elegant "nachzulismen".
Was Sie im "Unterricht" mit Händen und Nadeln in die Luft "auszeichnen", könnten Sie demnach auch am Boden durchspielen und da sie den Faden, das Garn oder den Wollknäuel nicht verlieren wollen oder können, um mit den Socken auf dem Boden der Realität herumzutanzen und Lehrkräfte am Plaudern zu erhalten, könnte es doch ein Experiment sein, mit den High Heels Handschuhe zu stricken, während der Tanguero den Faden hält, wie die Elefäntchen die einem Spinne faden nachtanzen: "Drei Elefante tanzed äsoo, aamene Spinnefädeli noh, das dünkt sie so glatt und nett.....das ä jedä äs Spinnefädeli wett...
Auch verhindert das Tango- Tanzen das Stillsitzen und das Durchsitzen der Bügelfalten der Hosen.
Freundliche Grüsse eines auch nicht gerne Stillsitzers
J. R.

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