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Leserin
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Mussten die Rechten in Zürich je Angst haben vor Bespitzelung und Arbeitsplatzverlust? Was ist passiert mit der SP und den Arbeitern in Zürich im Lauf der vergangenen 100 Jahre? Ich nenne nur ein paar Stichworte: jahrelange Arbeitslosigkeit in der Zwischenkriegszeit, Wohnungsnot, und nach dem 2.Weltkrieg der sofort einsetzende, auf viele Jahre Existenzen zerstörende "kalte Krieg". Die Erinnerungen und die Aengste an Ausgrenzung und Diffamierung in Arbeiterfamilien. Armut ist erblich. Arme sind dumm und bildungsunfähig. In diesem Szenario darf der ehemalige Freikorpsmann E.G.Bührle seinen Aufstieg bis zum angesehenen und umworbenen Bürger in Angriff nehmen. Und die SP? Entfernte sich von der Cervelat essenden Arbeiterpartei und wurde zu einer Partei mit einem grossen Interesse an den Feinheiten des Lebens. Endlich auf Augenhöhe mit dem Züriberg! Endlich dazu gehören! Die Schweiz als Insel von rechtschaffenen Bürgerinnen, die zu ihrem Wohlstand durch Klugheit und Arbeitswillen gekommen ist. Fehler eingestehen schafft Glaubwürdigkeit. Fehler eingestehen ist ein Zeichen von Klugheit. Nur wer Fehler bemerkt, kann lernen. Ohne Lernfähigkeit keine Zukunft.

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Danke, Ihre Kommentare lohnen sich gelesen zu werden!

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Den Katalog de Bührle-Sammlung kann man ja kaufen, die Kunstwerke sind somit allgemein bekannt.
Eine Frage: Gibt es irgendjemanden, der Anspruch auf Kunstwerke der Sammlung erhebt? Also beispielsweise geltendmacht sie seien einem seiner Vorfahren abgezwungen worden? Ich glaube nicht, dass ich das überlesen habe. Und wenn es keine Ansprechenden gibt, was kann eine seröse Provenienzforschung dann bringen?

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Chefredaktion
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Das haben Sie offenbar verpasst, Herr O.: «Sie haben uns ins Gesicht gelacht.»

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Danke für die Antwort zur Sache. Stimmt, die Geschichte von Herrn Emden kannte ich nicht. Daran irritieren die Parallelen zum Umgang der Schweizer Banken mit den Ansprechern jüdischer Vermögen aus der Nazizeit ("Swissbankclaims"). Herr Emden ist offenbar ganz ähnlich abgeputzt worden.

Restitution ist doch das Thema, um das es gehen sollte. Dass die Leute, denen ihre Kunstwerke abgepresst wurden, sie wieder zurückbekommen. Die Bührlestiftung hat natürlich schon im Voraus viel Geld und Energie in eine Verteidigung gesteckt. Und dass diese Verteidigung, wenn man genauer hinschaut, Löcher hat, kann auch nicht wirklich überraschen. Aber was bringt es, darauf herumzubohren? Es bringt alles nichts, wenn es nur einen einzigen Ansprecher gibt, Herrn Emden, der sich abweisen lässt, und wenn seine Tochter oder Nichte sich an die falsche Stelle wendet, denn die Stadt Zürich hat zu Restitutionsfragen schlichts nichts zu sagen. Mit Empathie hat das gar nichts zu tun.

Übrigens, dass der Kunstsammler Emden, als er das fragliche Bild verkaufte, den Gegenwert von heute rund 2 Millionen Franken auf einem Konto in den USA hatte, ist tatsächlich unerheblich. Egal ist auch, dass er später so traumatisiert war, dass er mit der ganzen Geschichte nichts mehr damit zu tun haben wollte. Massgeblich ist einzig, ob er beim Verkauf einen damals angemessenen Preis bekam. Dazu liest man aber nichts.

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Ich verstehe schon, dass ich den Kanon störe. Aber gibt es auch eine Antwort?

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Nach Gesprächen mit Freunden im Ausland komme ich nicht umhin, meinen untenstehenden Dialogbeitrag zur Zwangsarbeit in der Schweizer Bührle Textilproduktion zu ergänzen.
Es erstaunt schon: Im Ausland wird Bührle längst als Industrieller wahrgenommen, der sein Vermögen nicht nur mit Waffenverkäufen an die Nazis sondern auch mit Zwangsarbeit im eigenen Land gemacht hat. Zwangsarbeit in einer Textilfabrik, die Emil Bührle 1941 "günstig" erwerben konnte, weil ihre jüdischen Besitzer vor den Nazis flüchteten. Zwangsarbeit, die bis 1968 fortdauerte und nicht nur moralisch verwerflich, sondern seit 1941 in der Schweiz illegal war.

"Die Worte Zwangsarbeit, Kriegsverbrechen und Mitverantwortung sind mit der Lupe nicht zu finden", kritisiert denn auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) den der Bührle-Stiftung gewidmeten Dokumentationsraum des Zürcher Kunstmuseums, und fragt: "Darf ein öffentliches Haus die Selbstdarstellung privater Leihgeber so vollkommen übernehmen – und historische Wahrheiten wegmarginalisieren?"

Herr Binswanger’s Kritik geht zwar in dieselbe Richtung, liest sich aber wie die zensurierte Fassung der FAZ: Kein Wort von Zwangsarbeit, schon gar nicht Zwangsarbeit in der Schweiz.

Fassen wir die Situation zusammen:

Der Staat, und pikanterweise gerade auch die Stadt Zürich, konspirierte (über seine Fürsorgeämter) mit einem privaten Unternehmen, der Bührle Textilfabrik, in der Begehung eines juristisch eindeutigen Verbrechens gegen die Menschlichkeit, dem Betreiben eines Mädchenhandel-Zwangsarbeitsrings, was angesichts der immensen Zahl von hunderten von Zwangsarbeiterinnen über die Jahre zu einer unvorstellbaren Vermögensanhäufung bei Bührle geführt haben muss, welche wiederum u.a. der Ausweitung und Aufrechterhaltung der Bührle Kunstsammlung diente, die wahrscheinlich Raubkunst und Fluchtgut enthält; und dann nimmt derselbe Staat der Bührle Stiftung auf Kosten der Steuerzahler noch die Millionen-Bürde der Versicherung und Lagerung ab, indem er sich gleich selbst in einem teuren Neubau mit der Ausstellung schmückt.

Und als ob das alles nicht pervers genug wäre, lässt sich diese Ungeheuerlichkeit in der Schweizer "Erinnerungspolitik" bislang erfolgreich auf das Thema «Provenienzforschung» bezüglich der Herkunft von Kunstgegenständen eindämmen. Juristische Ansprüche bezüglich Zwangsarbeit, so liest man in dem oben genannten FAZ Artikel, seien laut des Präsidenten der Bührle Stiftung sowieso verjährt. Und der Staat sitzt die Zwangsarbeit-Frage aus. Und die vierte Macht schaut weg: Im Inland wurden die Beobachter Zwangsarbeits-Enthüllungen in der Tagespresse erwähnt (in einem einzigen Paragraph auch in der Republik), und das war's dann.

Der Beobachter beschreibt, wie die 85-jährige Interviewpartnerin Elfriede Steiger, eine der damaligen Zwangsarbeiterinnen, einen NZZ Artikel zur neusten Bührle Forschung hervorzieht, in welchem von Zwangsarbeit kein Wort steht.

Vermerkt hatte sie handschriftlich auf dem Artikel:
Das grosse Schweigen. Armselig.

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Historikerin
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Dass Herr Binswanger die Nichterwähnung der Zwangsarbeit in den Abstimmungsunterlagen von 2012 nicht kritisiert, leuchtet insofern ein, als dass dieses Kapitel damals noch nicht bekannt war, es wurde ja erst 2021 vom Beobachter aufgedeckt. Verglichen mit dem Waffenhandel waren diese Textilfabriken auch für den Aufbau von Bührles Vermögen marginal. Dass dieser Punkt so lange unbekannt blieb, trotz länger andauernder kritischer Auseinandersetzung mit Bührle und seinen Geschäften («Bührle-Saga» 1981, Schwarzbuch 2015 …), ist freilich erstaunlich. Auf jeden Fall sagt es einiges darüber aus, wie skrupellos Bührle handelte, wie er auch vor illegalem Vorgehen im eigenen Land nicht zurückschreckte. Und vor allem wäre eine Entschuldigung und Entschädigung für die noch lebenden Betroffenen dringend geboten, seitens der Bührle-Stiftung und der Bührle-Erb:innen und auch der Behörden, die am Zwangsarbeitssystem beteiligt waren.

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Ich spreche davon, dass Herr Binswanger in seiner Kolumne nur moniert: "Statt der Begriffe «Zweiter Welt­krieg», «Raub­kunst», «NS-Verfolgung», «Waffen­händler», «jüdische Sammler» findet man in der städtischen Informations­broschüre Formulierungen wie «Positionierung Zürichs als Kultur­stadt»...", und auch heute noch mit keinem Wort auf die mit behördlicher Hilfe etablierte langjährige Zwangsarbeit bei Bührle eingeht.

Da nimmt sich seine Kritik eben wie die zensurierte Fassung der Kritik der FAZ aus, welche neben den Stichworten wie "Kriegsverbrechen" ausdrücklich auch "Zwangsarbeit" in der Vergangenheitsaufarbeitung des Kunsthauses sehen will.

Das Grosse Schweigen - auch in der Republik.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ich etwarte eigentlich schon, dass die Republik die unappetitlichen Grundlagen dieser Kunstsammlung noch eingehender thematisiert.
Dass sich aber die offizielle Schweiz nicht für die Verbrechen der damaligen Politik und Oberschicht interessiert, wurde hinlänglich bewiesen.
Zu gross ist die Furcht, dass es aus den Erkentnissen zu finanziellen Forderungen kommen könnte. Zumal die Erben der damaligen Nutzniesser noch heute grossen Einfluss auf Politik und Öffentliche Meinung haben.
Auch wenn es schwierig ist, in diesem Dunstkreis juristisch etwas zu erreichen, sollte es doch möglich sein, das Bewusstsein für die Verbrechen der Wirtschaftselite des Weltkriegs zu schärfen.

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Die Verbrechen der, wie sie es nennen, "Wirtschaftselite des Weltkriegs" dauerten bei der Zwangsarbeit noch mindestens bis 1968, was natürlich eine gefährlich nahe Vergangenheit ist, wenn es um Forderungen zur Wiedergutmachung geht. Und weil der Staat beteiligt war, kann sich die Politik nicht so einfach auf den rein juristischen Aspekt der Verjährung berufen. Die Politik wird also versuchen, immer wieder vom Thema abzulenken, und das ganze mit "aktiver Passivität" / Dienst nach Vorschrift auszusitzen.

Umso wichtiger wäre die vierte Macht im Staat: die Medien.

Es ist nicht einzusehen, wieso die ausländischen Medien schon längst "Kriegsverbrechen" und "Zwangsarbeit" in einem Atemzug nennen, wenn es um Bührle geht, während letzteres in der Schweiz im "grossen Schweigen" untergeht. Einfach nur, weil es ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, das von der Schweiz begangen wurde?

In Herrn Binswanger's Kolumne geht es, wie der Titel sagt, ganz konkret um Erinnerungspolitik. Aber von allen aufzuarbeitenden Themen, welche diese Erinnerungspolitik betreffen muss, fehlt eines ganz explizit: Zwangsarbeit.

Ich kann mir vorstellen, dass für die betroffenen Überlebenden und ihre Nachkommen ein solcher Umgang mit Erinnerungspolitik schlimmer sein muss, als wenn das Thema Bührle gar nie politisch hochgekocht wäre. Es muss sich anfühlen wie eine doppelte Verhöhnung.

Mir selbst, obwohl ich weder direkt noch indirekt von diesem Thema betroffen bin, blutet das Herz beim Lesen des Beobachter Akte-Bührle Vierteilers, und ich kann diesem aktiven Schweigen weder Billigung noch Verständnis entgegenbringen.

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Lieber M., ich verstehe, dass Sie sehr empört sind über die Zwangsarbeit im Toggenburg, ich habe mich bereits für eine Aufarbeitung ausgesprochen in einem früheren Artikel. Aber Sie haben recht hier spielt dieser Aspekt des Bührle-Skandals keine Rolle. Das hat damit zu tun, dass bei Bührle einfach so viel kriminielles Verhalten zusammenkommt (zu erwähnen wäre auch der Waffenhandel nach dem 2. Weltkrieg und die Verwicklung in Steuerhinterziehung der Bührle-Bank), dass man nicht ständig von allem reden kann. Auch wenn ich gut verstehe, dass Sie das einfordern.
Was Ihre konkrete Kritik am Text betrifft: Der Passus aus der FAZ, den Sie zitieren, bezieht sich wohl ebenfalls auf die Nazi-Zeit, weil ein wichtiger, bisher ungenügend aufgearbeiteter Aspekt des kriminellen Agierens der Bührles darin bestand, dass sie von NS-Zwangsarbeit profitieren. In meinem Artikel hätte es an der Stelle im Übrigen keinen Sinn gemacht, von der Schweizer Zwangsarbeit zu sprechen. Ich kritisiere an der Stelle, die Versäumnisse der Abstimmungszeitung von 2012. Damals war nicht bekannt, dass Bührle auch in der Schweiz von Zwangsarbeit profitierte. Die Stadt hätte es also unmöglich thematisieren können.
Ich habe aber in einem vorangehenden Artikel die ungenügende Thematisierung der NS-Zwangsarbeit als Hauptmangel des Leimgruber-Berichtes herausgearbeitet.
Wo ich Ihnen vollkommen recht gebe: Die Schweizer Zwangsarbeit muss viel breiter thematisiert und untersucht werden. Es ist ein Skandal, dass dieser fürchterliche Missbrauch so lange unter der Decke bleiben konnte. Meines Wissens ist der Beobachter weiter an dem Thema dran. Es muss auch im so genannten Dokumentationsraum thematisiert werden. Das wird sicherlich geschehen, aber bis anhin weigert sich Kunsthausdirektor Becker dieser Forderung nachzukommen.
Die Stadt zeigt sich bei der Schweizer Zwangsarbeit übrigens reaktiver als bei der Fluchtkunst: Im September, direkt im Anschluss an die Beobachter-Enthüllungen wurde im Gemeinderat ein Postulat eingereicht, das die Aufarbeitung der "Zwangsversorgung" fordert. Sie wird jetzt in die Wege geleitet. Viel zu spät - aber es geschieht.
Schliesslich und endlich, was das Medienecho betrifft: Das Verdienst, die ganze Sache aufgedeckt zu haben, gebührt Yves Demut vom Beobachter. Aber auch im Schweizer Fernsehen gab es einen eindrücklichen Beitrag. Kurz und gut: Ich teile Ihre Empörung. Im Zusammenhang mit dem Kunsthaus wird sich die NS-Belastung weiter in den Vordergrund schieben, weil sie im Zentrum steht für die Kompromittierung der Sammlung. Aber Sie haben recht, auch die Schweizer Zwangsarbeit muss schleunigst aufgearbeitet werden. Vorderhand bin ich einigermassen zuversichtlich, dass das jetzt auch geschieht. Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger, danke für diese ausführliche Antwort.
In dem von mir oben verlinkten ARD-Tagesschau Artikel ging es schon explizit um Schweizer Zwangsarbeit, und bei dem FAZ Artikel ging ich davon aus, dass die Schweiz zumindest mitgemeint ist, da ich den Artikel so gelesen habe, dass er Bezug darauf nimmt, dass Herr Becker in der Kunsthaus Medienkonferenz vom letzten Dezember gegenüber Yves Demuth etwas die Haltung verlor, als ihn dieser zur Schweizer Zwangsarbeit befragte.
Aber Sie haben natürlich recht: Die Akte Bührle wird langsam so unübersichtlich, dass manchmal nicht einmal mehr klar ist, von welchem Vergehen oder Verbrechen gerade die Rede ist...

Das Thema Zwangsarbeit in der Schweiz hat Kreise bis zu Zeitungen wie der New York Times gezogen, die von "slave-labor-like conditions in Switzerland" berichtet. Es ist mir einfach aufgefallen, dass in den Schweizer Medien, mit der Ausnahme der konkreten Berichterstattung zu den Beobachter Enthüllungen, die Bührle-Debatte nach wie vor als eine Debatte um einen Nazi-Waffenlieferanten und Fluchtkunst-Sammler referenziert wird, und ich finde, dass dieser Sprachgebrauch sich ändern müsste: In der generellen Referenz / Lesereinführung zu Bührle bräuchte es die Ergänzung des Attributs Zwangsarbeits-Fabrikeigner o.ä., selbst wenn dann im einzelnen nur von einem Sub-Thema der Bührle-Debatte die Rede ist.

Es freut mich sehr zu hören, dass ihrer Einschätzung nach die von Zürich versprochene Aufklärung nicht nur Lippenbekenntnis ist, sondern konkrete Arbeit in Angriff genommen wird. Da die Mädchen und jungen Frauen von Fürsorgeämtern aus der ganzen Schweiz zu Bührle geschickt wurden, müsste sich daraus natürlich ein kantonsübergreifendes Projekt entwickeln.

Das Thema scheint aber anspruchsvoll zu recherchieren sein: Wenn es bei der Arbeit der vom Bundesrat beauftragten unabhängigen Expertenkommission Administrative Versorgung nicht auf dem Radar auftauchte, wie tief muss der Sumpf dann trockengelegt werden, bis wir eine umfassende Aufklärung erwarten können? Vielleicht sollte auch der Bundesrat sagen: Zurück an die Arbeit, mit einer weiteren Expertenkommission...

Um so wichtiger, dass die Medien dranbleiben.
In diesem Sinne ein ausdrückliches Dankeschön an Sie und Ihre Kollegen von der Republik für Ihre unermüdliche, akribische Arbeit. Die Republik ist noch gar nicht so alt, aber ich kann mir die Medienlandschaft in der Schweiz ohne sie gar nicht mehr vorstellen!

Beste Grüsse,
Markus M.

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Wieso wurde die SP-Gemeinde­rätin Christine Seidler nicht erneut von ihrer Partei aufgestellt? Hat das etwas mit ihrer Rolle rund um die Bührle Stiftung zu tun? Das wäre dann ein weiterer Skandal!

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Vordergründig um Jungen Platz zu machen, Liv Mahrer heisst die Jüngere, die davon profitierte, mehr dazu in
https://www.nzz.ch/amp/zuerich/sp-s…ld.1653255

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Also tatsächlich ein Skandal.

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Ob die Zürcher Stadtregierung anders agieren könnte «...auch dann, wenn sie sich exponieren müsste...»? Bei diesem Detail des wiederum dankenswerten Artikels von Herrn Binswanger ging mir die architektonische Lösung des Erkers durch den Kopf – eine gute Lösung für mangelnde Zivilcourage, die ja auch in Zürich seit jeher anzutreffen ist: So muss man nicht den Kopf aus dem Fenster strecken und kann die Situation in der Gasse doch gut im Auge behalten.

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Historikerin
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Wie kann es nur dermassen schwierig sein, zumindest mal den bestehenden Leihvertrag zu veröffentlichen? Sofern das Ding doch nicht so skandalös ist wie verschiedentlich angenommen, müssten doch alle Beteiligten ein Interesse daran haben, dieses Vertragswerk umgehend voll transparent zu machen. Damit könnten sie in diesem Fall die schwerwiegendsten Befürchtungen und Vermutungen entkräften. Was mag es also sein, was da unbedingt verborgen bleiben muss? Oder sind die Verantwortlichen einfach überfordert damit, ein PDF auf die Kunsthaus-Website hochzuladen? Sie könnten das Dokument ja immer noch ausdrucken und in einem Rahmen an die Wand hängen, wenn ihnen das leichter fällt …

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Liebe Anonym 1, ich kann Ihnen nur Recht geben: Dass das so lange dauert, ist tatsächlich nicht vertrauensfördernd. Es wird spannend, ob es überhaupt je geschieht - oder wiederum nur "Eckdaten" veröffentlicht werden. Die Forderung ist übrigens uralt. Schon bei der Abstimmung 2012 wurde die Offenlegung verlangt, schon damals gab es nur "Eckdaten". Weshalb war damals die Geheimniskrämerei so absolut notwendig? Weshalb soll sie es heute nicht mehr sein? Es bleibt spannend. Herzlich, DB

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Die Antwort auf Ihre und meine Frage „glaube ich langsam zu kennen“.
Im Kunstverein haben sie ein Stimmengewicht nach dem finanziellen Engagement.
Die Stadt hat durch ihren Beitrag ein hohes Gewicht, wie wohl auch einzelne sehr reiche Personen. Frau Mauch vertritt die Stadt in diesem Verein, welcher Träger des Kunsthauses (ohne Immobilien) ist.
Die Stadt und damit Frau Mauch sitzen dann wohl jeweils gleichzeitig auf zwei Seiten am Verhandlungstisch (Stadt und Stiftung). Eine schlicht unmögliche Situation, wenn sich die Interessen nicht mehr decken. Dieses Doppelspiel hätte längstens geklärt werden müssen durch die jeweils relevanten Vertretungen von Stadt und Kanton Zürich.
Es ist also zu vermuten, sollte der (ursprüngliche) Vertrag publik werden das ganze Gemauschel auffliegt und wohl für alle relevanten Akteure ein öffentlicher und sozialer Gau bedeuten würde.

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Sehr geehrter Herr Binswanger, sie fordern, dass die städtische Informationsbroschüre zur Bührle Stiftung die Begriffe «Zweiter Welt­krieg», «Raub­kunst», «NS-Verfolgung», «Waffen­händler», «jüdische Sammler» enthalten sollte..., und tappen dabei in die eigene Falle.

Lassen sie mich erklären wieso:

Die einzige grössere Untersuchung zur Verantwortung der Schweiz an historischer Schuld wurde vom Ausland angestossen. Die Schweiz sah sich gezwungen, Rechenschaft über ihre Komplizenschaft mit dem Nazi-Regime abzulegen (Bergier-Kommission). Die "saubere" Schweiz musste vor der eigen Haustüre wischen. Aber trotzdem handelte es sich in den Augen vieler Schweizer bei dieser unrühmlichen Rolle der Schweiz um eine "blosse" Komplizenschaft in einem Unrecht, dessen Quelle im Ausland lag; die Schweiz als Land, das selbst nur stets das beste will, und selbst kein Unheil mit historischer Schuld hervorbringt, blieb erhalten. Man musste zwar vor der eigenen Haustüre wischen, aber nicht auf der anderen Seite der Türe, im inneren des Hauses.

Und die breite Kritik an der Bührle-Stiftung fährt in punkto Vergangenheitsbewältigung in gleicher Manier fort. Mit einer Ausnahme: Der Beobachter enthüllte die schockierende Tatsache, dass in der Nachkriegszeit Waisenkinder von kantonalen Fürsorgeämtern zu Zwangsarbeit in der Bührle Textil-Produktion gezwungen wurden. Illegal, denn Zwangsarbeit für eine Privatfirma war in der Schweiz ab 1941 verboten. Die saubere Schweiz, die vor Emil Bührle nicht nur einen Bückling macht, sondern ganz lukrativ mit ihm zusammen ein Geschäft mit moderner Sklaverei betreibt.

Dieses hier in der Schweiz initiierte und begangene Verbrechen schafft es aber bequemerweise nicht bis ins Zentrum der historischen Recherchen und Kritik, und nicht auf die gewünschte Begriffsauflistung von Herrn Binswanger. Hauptsache, man weisselt kräftig VOR der Türe des Hauses der Väter, aber nicht dahinter.
Der Umfang dieser Verbrechen wurde nie ergiebig historisch recherchiert, die offizielle Schweiz hat das Verbrechen nie anerkannt, sich nie entschuldigt, keine Wiedergutmachung geübt. Soll das so bleiben (zusammen mit all dem weiteren Unrecht an Verdingkindern, "Kinder der Landstrasse" etc).?

Um hier gleich das Argument vorwegzunehmen, ein in der ganzen Menscheitsgeschichte hervorstchendes Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei mit dem oben genannten nicht vergleichbar: Natürlich sind die zwei nicht vergleichbar. Umso geschmackloser aber, wenn die Aufarbeitung der historischen Verantwortung gegenüber ersterem in den Verdacht gerät, bequemerweise als Feigenblatt für das fehlende Interesse am anderen zu dienen. "Wir weisseln ja, was wollt ihr denn" (einfach nicht dort, wo die Unterdrückung und Sklaverei im eigenen Land stattfand).

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Ich konnte nie begreifen, warum Zürich ein neues Museum baut für private Sammlungen; warum wir Steuerzahler:innen die Wertsteigerung privater Bilder bezahlen müssen!
Wer seine privaten Kunstwerke dauerhaft in staatlichen Museen ausstellen will, sollte sie dem Museum schenken müssen; denn noch unverschämter finde ich, dass diese privaten Besitzer ihre Kunstwerke nach einigen Jahren wieder aus dem öffentlichen Museum abziehen können!
Die Schande, dass die „Bührle-Bilder“ mit Geld aus Kriegsverbrechen und Zwangsarbeit gekauft wurden, kann nur getilgt werden, wenn die Bührle-Nachkommen diese Bilder zurückgeben. Die Diskussion, wem sie dann gehören sollen, muss noch geführt werden.

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Lieber Herr F. Däster, eine Schenkung der Bilder wurde ja schon früh - zum Zeitpunkt der Abstimmung über den Erweiterungsbau - von der AL angeregt. Ich denke, nach all den Erfahrungen, die wir zwischenzeitlich gemacht haben, wird dieser Vorschlag immer überzeugender. Man hätte sich theoretisch auch eine andere Lösung vorstellen können. Aber die Bührle-Stiftung ist ganz offensichtlich nicht bereit, eine saubere Vergangenheitsbewältigung zu leisten. Deshalb sollte sie dafür auf nicht mehr zuständig sein. Und das geht nur, wenn sie nicht mehr die Besitzerin der Bilder ist. Herzlich, DB

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Die Steuer Schande ist für Jüdische Steuer Zahler noch exponentiell grausamer. Aber wie schon mein Gesichtslehrer mir am Gymnasium Rämibühl erklärte ist Napoleon wichtiger als der 2. Weltkrieg für uns West Europäische Juden. Dank Napoleon leben wir Schweizer Juden nicht mehr in den Schweizer Juden Ghettos. Das habe ich so um das Jahr 1992 vom Gymi Lehrer gelernt und die Gebildete braune Sauce von 2021 stinkt immer noch gleichwertig.

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Lieber Herr Binswanger, herzlichen Dank für ein weiteres Update zum Kunsthaus Debakel. Ein Jammer, dass kein Gegenkandidat für das Stadtpräsidium existiert, meine Stimme hätte er auf sicher.

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Sie können Stadtrat Daniel Leupi wählen. Würde ich tun, wenn ich könnte.

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Stadtrat Leupi kandidiert leider nicht für das Stadtpräsidium…

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Gegenkandidat (in) !

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Vielen Dank für den überaus gründlichen Artikel. Er zeigt unmissverständlich, aber ohne Polemik, dass die Stadtpräsidentin auf der Welle des Stadtmarketings davongetragen wurde und ihren sozialdemokratischen Kompass verloren hat. Ich werde sie nicht mehr wählen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Was der Artikel vor allem aufzeigt ist, dass Politik ein Minenfeld sondergleichen ist. Man kann selbstverständlich kritisieren, dass Frau Mauch Prioritäten falsch gesetzt und mögliche zukünftige Entwicklungen ungenügend eingeschätzt hat. Bloss tun wir das nicht alle fortlaufend?
Als Politiker|in muss man fast jeden Tag von einem aufs andere Fachgebiet umswitchen und wird sowohl beraten als auch kritisiert von Leuten welche sich Jahrzehnte mit der Sache auseinandersetzen. Tags darauf ist es eine andere Sache, sind es andere Experten, aber immer noch der|die gleiche Politiker|in.
Politiker|innen werden dafür gewählt und bezahlt, dass sie Entscheidungen fällen. Dass diese nicht immer glücklich sind, beweist ein Blick in die Geschichtsbücher. Vom Prager Fenstersturz, über die Ermordung Franz Ferdinands bis zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, schon nur die deutschsprachige Geschichte ist reich an dramatisch folgenschweren Fehlentscheidungen.
Frau Mauch, als diplomierte Agrarökonomin, wurde wohl von den Kunstexperten regelrecht vorgeführt. Dass sie nur zögerlich vom sicheren Hafen der Standortförderung in die trügerischen Gewässer des notorisch windigen Kunsthandels wechselte, ist für mich nur zu gut verständlich.
Mehr als persönliche Kritik an den Aussagen der Corinne Mauch von gestern, würde ich klare Forderungen und Erwartungen, aber auch Unterstützung an die Corinne Mauch von morgen begrüssen.
Und auch übermorgen, da bin ich mir sicher, werden wir uns über nicht gelungene Details der unabhängigen Provenienzforschung an der Bührle Sammlung ärgern ...

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Ach ja, folgenschwere Fehlentscheidungen, die nun eben Mal jedem Politiker passieren, bis hin zur Ernennung von Hitler zum Reichskanzler. Grosszügig oder verantwortungslos, das ist hier die Frage. Immerhin ist unser Rechtsystem so, dass sich kein gewöhnlicher Bürger mit der Argumentation eines Fehlentscheides aus der Veratnwortung ziehen kann für die Folgen seines Handelns (Entscheidens). Ausgenommen natürlich in der Wirtschaft, da gibt es grossinszenierte Entlassungen mit Abfindung oder mildernde Umstände, weil der Beitrag zum Wohlstand des Landes als "to big to fall" eingeschätzt wird und wahrscheinlich zu viele Politiker involviert sind.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Mit den Hinweisen auf diese historischen Fehlentscheidungen wollte ich eher die bescheidenen Implikationen der Fehlentscheidung von Zürichs Stadtregierung hervorheben, und nicht die Politik reinwaschen.
Auch sollten wir nicht vergessen, dass Coroinne Mauch diese Entscheidungen nicht alleine traf, sondern sie vor allem gegenüber der Öffentlichkeit Kommunizieren musste.
Noch ist nichts passiert, das nicht korrigiert werden könnte und ich finde es etwas kontraproduktiv, wenn man auf den Fehlern der Vergangenheit herumreitet, statt sich auf die nun notwendigen Massnahmen zu konzentrieren.
Aber sie haben zweifellos recht, als Politiker|in, Grosskonzern oder Besitzer von grossem Vermögen, kann man sich sehr viel leichter aus der Verantwortung stehlen, als Otto Normalbürger. Jedoch ist das eher dem allgemeinen Thema der Ungleichheit zuzuordnen.

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Lieber Herr Reber, wir alle begehen ständig Fehler, da haben Sie recht. Deshalb ist es wichtig, dass wir zu Fehlern stehen. Das kann ich bei Frau Mauch nicht erkennen. Weder heute, wo Sie weiterhin Schutzbehauptungen macht, noch in der Vergangenheit, wie sie sich wieder und wieder - obschon die Probleme überdeutlich im Raum standen und von verschiedensten Stimmen sehr deutlich artikuliert wurden - als unbelehrbar zeigte. Das hat mit "zögerlich" und "ungenügend eingeschätzt" aus meiner Sicht nichts mehr zu tun. Hier wurden spätestens ab 2016 bewusste Entscheide getroffen, in voller Kenntnis der Sachlage. Herzlich, DB

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Vorab: Ich hatte Herrn Becker und Frau Mauch eine Beschwerde geschrieben und mein Jahresabo beim Kunsthaus gekündet.
Aber: In einigen Kommentaren wird hier auf Frau Mauch gezielt und gar ihre Abwahl als Präsidentin des Stadtrates gefordert. Ich finde das eine masslose Überreaktion. Seit vielen Jahren leitet Frau Mauch und der gesamte Stadtrat die Geschicke der Stadt Zürich höchst erfolgreich, was lokale und internationale Umfragen sehr deutlich bestätigen.
Praktisch nie wird jedoch Kunsthaus-Direktor Becker zur Rechenschaft aufgefordert, weshalb eigentlich? Zweifellos ist er der Hauptverantwortliche in diesem Debakel und nicht Frau Mauch. Dass sie auch einen Fehler gemacht hat, bezweifelt wohl niemand. Nach meiner Einschätzung hat sie daraus gelernt und setzt sich nun für eine unabhängige Aufklärung und Wiedergutmachung des Schadens ein. Ganz im Gegensatz zum Kunsthaus selbst und der Bührlestiftung.

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Lieber Herr S., ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen. In fast allen Medien sind Rücktrittsforderungen an Herrn Becker laut geworden, Frau Mauch hat ihn öffentlich desavouiert, in knapp einem Jahr muss er ohnehin gehen: dass er geschont würde, trifft nicht zu. Dass er und nicht Frau Mauch verantwortlich seien, ebenfalls nicht. Stadt und Kanton haben im Vorstand der Kunstgesellschaft die Mehrheit: Es gibt keinen einzigen Entscheid am Kunsthaus, keinen einzigen, mit dem Stadt und Kanton nicht vollständig einverstanden sein müssen. Zudem wird das Haus grösstmehrheitlich von der Stadt Zürich finanziert. Frau Mauch kann nur schon deshalb alles dort entscheiden, weil die Stadt dem Kunsthaus jederzeit die Mittel abdrehen könnte (so wie sich das jetzt mit den Verhandlungen über den neuen Subventionsvertrag zeigt, wo die Stadt bereits angekündigt hat, sehr weitgehende Forderungen zu stellen). Sie mögen ein anderes Bild von Frau Mauch in anderen Politikfeldern haben, das ist Ihr gutes Recht. Aber die Behauptung, Herr Becker sei verantwortlich und nicht Sie, ist wirklich faktenfremd. Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger, danke für Ihre ausführliche Entgegnung. Tatsächlich haben, wie ich jetzt gesehen habe, einige Medien Rücktrittsforderungen an Herrn Becker gestellt. Bezüglich der Verantwortung von Frau Mauch bleibe ich bei meiner Sichtweise und begründe diese hier mit Informationen der Kunsthausgesellschaft und dem Kunsthaus selbst:
Das Kunsthaus wird von einem privaten Verein getragen, der offen ist für jedermann. Ihm gehört die wertvolle Kunstsammlung. Aufgrund seiner Vereins-Struktur und eines hohen Eigenwirtschaftlichkeitsgrades verfügt der Betrieb über einigen Spielraum in der Angebots-Entwicklung und Umsetzung.
Der Vorstand besteht aus insgesamt elf Mitgliedern. Die Mitglieder des Vorstandes werden wie folgt bestellt:

  1. die Generalversammlung wählt den/die Präsidenten/in und drei weitere Mitglieder

  2. die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde delegiert ein Mitglied

  3. die öffentliche Hand ordnet sechs Mitglieder ab, wovon vier durch den Stadtrat der Stadt Zürich und zwei durch den Regierungsrat des Kantons Zürich bezeichnet werden.

Der Vorstand ist das oberste geschäftsleitende Organ. Er vertritt die Zürcher Kunstgesellschaft nach innen und aussen. Insbesondere obliegen ihm:

  1. Einberufung der Generalversammlung, Festsetzung der Tagesordnung und Vorberatung ihrer Geschäfte

  2. Ernennung und Abberufung sämtlicher Mitglieder der Geschäftsleitung und Festsetzung deren Pflichtenhefte

  3. Entscheid über die strategische Ausrichtung des Kunsthauses auf Antrag des Direktors / der Direktorin / etc.

Im Juni 2021 waren folgende Personen im Vorstand:
a) Von der Kunstgesellschaft gewählt:
Walter B. Kielholz, Präsident
Dr. Conrad M. Ulrich, Vizepräsident
Anne Keller Dubach
Dr. Lukas Gloor
Dr. Ben Weinberg

b) Vom Stadtrat gewählt:
Corine Mauch, Stadtpräsidentin
Peter Haerle
Daniel Hauser
Jakob Diethelm, Vertreter des Personals

c) Vom Regierungsrat gewählt:
Hedy Graber
Dr. Madeleine Herzog

d) Vertreter der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
Franz Albers

Im Vergleich zu einer Aktiengesellschaft wäre obiger Vorstand hier der Verwaltungsrat, während Herr Becker als Direktor die operative Geschäftsleitung präsidiert. In dieser heterogenen Konstellation Frau Mauch als übermächtige Kaiserin zu postulieren und ihr die Hauptverantwortung am Desaster abzuschieben, ist absurd. Weder Herr Becker, noch der gesamte Vorstand sind Hampelmänner, resp. - Frauen und stimmen brav, was Frau Mauch angeblich befiehlt.

Da aktuell die Stadtratswahlen stattfinden, stellt sich die Frage, ob der Angriff auf Frau Mauch als (Neben?) -Effekt, gerade so gäbig daher kommt?

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Ich kann Corine Mauch ein Stück weit begreifen: Nachdem alles vermeintlich so „schön“ aufgegleist war, will man sich den Aufstieg in die oberste Kulturgilde Europas, ja der Welt, doch nicht kaputtmachen lassen durch penetrante Fragen und Forderungen. Also: „Augen zu und durch!“
Was sonst in der „Söihäfeli-Söiteckeli“-Schweiz (damit meine ich beileibe nicht nur, aber auch SP-Regierungsmitglieder) noch und noch praktiziert wird, hat hier, da zu belastet und zu geschichtsträchtig, nun einmal nicht funktioniert.
Aber wetten, dass es andernorts nach wie vor und immer wieder neu praktiziert wird?

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(durch User zurückgezogen)
Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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In zwei Wochen beginnt Frau Demeester ihren Job, ab da interessiert sich wohl eh niemand mehr für Herrn Becker. Aber absolut richtig: er hat den Kopf eingezogen auf eine feige Art und Weise. Das wirft auch ein Licht auf den Vorstand, der ebenfalls Courage vermissen liess. Hier muss man allerdings mildernd erwähnen dass der plötzliche Tod der erst gerade gewählten Präsidentin Anne Dubach möglicherweise zur Schockstarre im Vorstand geführt hat. Statt auszutreten aus dem Verein fände ich es übrigens geschickter, sich als kritische Mitglieder zu organisieren und die Mitgliederversammlung wenigstens dazu zu nutzen um eine andere Stimme einzubringen. wir haben das mit der Petition schon mal versucht, auch wenn damit bestimmt die grossen Entscheide nicht beeinflusst werden können.

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Lieber Frau Belz, Sie haben recht: Der Tod von Anne Keller hat die Dinge sicher nicht einfacher gemacht. Dass nun eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger bestimmt wird, der oder die die richtige Haltung mitbringt und für einen Neuanfang steht, dürfte entscheidend sein. Dass Sie sich in der Kunstgesellschaft engagieren, finde ich grossartig! Aber seien wir ehrlich: Bis anhin war die Demokratie in diesem Verein immer eine reine Fiktion. Wer die Kunstgesellschaft leitet, macht die Zürcher Finanzelite unter sich aus. Bisher jedenfalls. Wenn sich das ändern liesse - da gebe ich Ihnen recht - wäre das sehr positiv. Herzlich, DB

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Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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Absolut richtig lieber Herr Binswanger. Mal sehen ob es sich lohnt, aktiver zu werden für die kommende MV. Bei dieser Gelegenheit: meine herzlichste Anerkennung dafür dass Sie sich letzte Woche öffentlich entschuldigt haben für Fehler die unterlaufen sind. Das stärkt die Glaubwürdigkeit und ist wohl nicht einfach. Beste Grüsse GB

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Corine Mauch verhält sich ja fast wie Trump: Fakten verdrehen, auch wenn schon allen klar ist, dass es anders ist.

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Lieber Herr Candinas, dieser Vergleich ist aber völlig daneben.
Wie um alles in der Welt kommen Sie zu dieser Ansicht? Sie müssten ja tausende von verdrehten Fakten auflisten können.

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Da haben sie auch wieder recht; übertrieben ist übertrieben....

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Danke Daniel Binswanger für diese - wie immer - super Recherche. Unsere Arbeitsgruppe versuchte mit Hilfe des Heimatschutzes damals die beiden geschützten Turnhallen als Ausstellungsräume zu erhalten und die Kantonsschule als Museum. Ich bin überzeugt, wenn der ganze Bührle-Skandal damals vor der Kunsthaus-Abstimmung breiter bekannt gewesen wäre, hätte das Abstimmungsergebnis anders ausgesehen. Und - Frau Mauch habe ich auch nicht mehr gewählt...

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Liebe Frau S., da gebe ich Ihnen vollständig recht. Wenn die Debatte anders verlaufen wäre, wäre wohl auch die Abstimmung anders herausgekommen. Ich kann übrigens mich selber als gutes Beispiel zitieren, das diesen Sachverhalt auf eine Weise illustriert, auf die ich heute nicht stolz bin: Ich habe damals im Magazin einen Kommentar zugunsten des Erweiterungsbaus geschrieben. Weil ich es immer gut finde, wenn für Kultur grosszügig Geld in die Hand genommen wird. Weil ich mich darüber ärgere, dass man in Zürich bei er Bewilligung von Architekturprojekten generell sehr konservativ ist. Weil die Debatte zum Leihvertrag hauptsächlich um die garantierte Leihfrist bis 2034 drehte, die ich nicht für besonders problematisch erachtete. Und weil ich der Stadt geglaubt habe, was die Frage der Provenienz anbelangte, und die Sache nicht kritisch hinterfragte und recherchierte. Wie die Dinge dann tatsächlich ablaufen würden - das hätte ich nie vermutet. Obwohl man schon damals sehr vieles hätte wissen können - und, was die Medien anbelangt, hätte wissen müssen. Herzlich, DB

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Für eine umfassende Aufklärung sollten auch die Rolle des damaligen "Kulturdirektors", resp. Chef der Präsidialabteilung Peter Haerle, und die des Kunsthausdirektors Christoph Becker eingehend geprüft werden.

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· editiert

" In diesem Szenario darf der ehemalige Freikorpsmann E.G.Bührle seinen Aufstieg bis zum angesehenen und umworbenen Bürger in Angriff nehmen." ((Zitat Frau D.) Und Profiteur von Zwangsarbeit, Kriegsgewinnler und Steuerbetrüger wäre noch zu ergänzen. Ganz gelungen ist Herrn Becker die gestellte Aufgabe nicht, dem Namen Bührle ohne grossen Lärm jenen Ehren-Platz zu verschaffen, den ihm aus bekannten Gründen Teile des Zürcher-Bürgertums auch heute noch verwehren.
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Roland Schaub
Kunst und Vermittlung
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Vielen Dank für den gründlich recherchierten Bericht, der uns auf entscheidende Punkte in der mangelhaften Kommunikation und auf die widersprüchliche Haltung von Corinne Mauch aufmerksam macht. Es gibt eine Passage in den Ausführungen von Daniel Binswanger, wo der »mangelhafte Forschungsbericht von Matthieu Leimgruber» zur Sprache kommt. In diesem wurde, gemäss Forschungsauftrag von Stadt und Kanton Zürich, die Provenienzforschung bekanntlich ausgeschlossen.

Daniel Binswanger schreibt:
« Die damals ins Leben gerufene Forschungs­gruppe um Matthieu Leimgruber sollte zwar unabhängige Forschungen anstellen – ein Anspruch, dem man in der Folge nicht gerecht geworden ist. » 

Diese Formulierung unterstellt m.E. dem Bericht, dass er den Standards unabhängiger Forschung nicht gerecht wurde. Das mag insofern zutreffen, als der Steuerungsausschuss Einfluss auf diverse Formulierungen im Bericht nahm, was letztlich zum Rücktritt von Erich Keller aus dem Autorenteam führte. Im Review zum Bericht Leimgruber hat Jakob Tanner auf die Standards unabhängiger Forschung hingewiesen, wie sie der Ethik-Kodex der SGG festhält. Er stellt u.a. fest, dass Kellers Autorenrechte tangiert wurden und dass sich aus dem Projektauftrag keinerlei Einflussnahme der Steuerungsgruppe auf die inhaltliche Ebene ableiten lässt. Dazu hält Tanner fest:

« … Änderungen, die durch einen Steuerungsausschuss angeregt werden, haben einen andern Status als solche, die Forscher selbständig vornehmen. Obwohl der Bericht im Allgemeinen mit der Best practice der historischen Auftragsforschung folgt, sind die beiden genannten Eingriffe in die Wortwahl nicht konform damit. »

Mir scheint nun, dass Daniel Binswangers Formulierung bezüglich fehlender Unabhängigkeit der Forschung in seiner Pauschalität dem Leimgruber Bericht nicht gerecht wird. Jakob Tanner stellt dem Forschungsbericht insgesamt gute Noten aus und regt dazu an “Kriegsgeschäfte, Kapital und Kunsthaus“ in Buchform zu publizieren (mit den Ergänzungsmassnahmen zum unvollständigen Teil III), was meiner Einschätzung nach ein Beleg für seine Qualität ist. Ich möchte diese Forschungsarbeit allen Interessierten zur unvoreingenommenen Lektüre empfehlen. Mich hat er in seiner detailierten, sachlichen und kritischen Haltung beeindruckt. Er kann als PDF unentgeltlich heruntergeladen werden:

https://www.fsw.uzh.ch/de/personena…Chrle.html

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Lieber Herr Schaub, ich habe mich in einem vorhergehenden Artikel sehr ausführlich mit den Expertisen von Esther Tisa Franchini (eine städtische Angestellte) und Prof. Tanner (der Lehrstuhlvorgänger von Matthieu Leimgruber) auseinandergesetzt. Ich komme zu anderen Schlüssen als Sie.
https://www.republik.ch/2021/11/06/…ch-forscht

Mit herzlichen Grüssen, Daniel Binswanger

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