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Wir erleben momentan in der Ukraine einen schrecklichen Krieg, der sich zunehmend zu einem Stellvertreterkrieg zwischen der Nato und Russland entwickelt. Die Gewaltspirale dreht sich laufend schneller. Aktuell wird offen über taktische Atomwaffen gesprochen. Deeskalation scheint auf beiden Seiten ein Fremdwort zu sein, Hass breitet sich aus …

Dann ein emotional aufgeladener Artikel in der Republik (z.B. «…steht die russische Armee gesellschaftlich nur wenig über den Kakerlaken in ihren Kasernen»). Und fast einhellige Begeisterung auf Seite der Leser:innen? - Ich bin etwas erstaunt/ernüchtert.

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Guido Gallati
Inhaber Positivmedia
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Lieber Herr Hofstetter, ist, wer jetzt noch von einem «Stellvertreterkrieg zwischen Nato und Russland» faselt, wo doch eigentlich dem Letzten klar sein müsste, wer in diesem grausamen Krieg wen überfallen hat, welche Ziele er damit verfolgt und was es für uns letztlich zu verteidigen gilt (wenn nötig halt zusammen mit den Amerikanern und der Nato) ist wohl der autokratischen Propaganda schon ziemlich auf den Leim gegangen. Und wenn Sie schreiben «aktuell wird offen über taktische Atomwaffen gesprochen» bleiben Sie die Antwort schuldig, wer da gerade unverhohlen über den Einsatz von Atomwaffen spricht. Über einen Sachverhalt anderer Meinung zu sein, ist selbstverständlich legitim. Aber es gibt auch einen Zeitpunkt, an dem die Dinge klar zu benennen sind.

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@Gallati: Da sind wir uns völlig einig: Was Putin/Russland veranstaltet ist absolut zu verurteilen! Für mich keine Diskussion!
Dass "wir" uns (und damit meine ich explizit auch die Nato) dagegen mit Sanktionen und Waffenlieferungen wehren müssen, ebenfalls.
Aber wir kennen aus vielen Konflikten den schrecklichen Effekt der Gewalt- und Hass-Spirale. Diese dreht gerade immer schneller. Irgendwann geht es nicht mehr nur um Schuldfragen sondern auch darum, wie wir längerfristig da wieder rauskommen!
D.h. wir müssen uns klar werden, wozu wir die Mittel der Sanktionen und Waffen einsetzen wollen: Um Putin zu bestrafen, einen Regimewechsel zu erreichen oder Frieden (oder zumindest keinen offenen Krieg) zu erlangen?
Natürlich will das aktuell wohl niemand hören, aber ich bin überzeugt, dass wir Sicherheit in Europa auf längere Sicht nur in einer Koexistenz mit Russland erreichen können. Es ist nun an uns, unsere Mittel zielgerichtet und nicht eskalierend einzusetzen.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Obwohl sich Constantin Seibt in seiner schonungslosen Blossstellung des Putinschen Machtgebahrens bemüht, auch autokratische Bestrebungen in demokratischen Staaten blosszustellen, geht mir seine Differenziertheit in dieser Hinsicht deutlich zu wenig weit.

Wo war die Solidarität der demokratischen Weltgemeinschaft, als die USA unter einem erlogenen Vorwand im Irak einmarschiert sind? Wo war sie in Vietnam? Wo in Panama? Wo hat sie sich gewehrt, als ihr selbst von den USA Sanktionen gegen Kuba oder den Iran aufgezwungen wurden? Warum wurden die USA nicht auch vom internationalen Zahlungsverkehr getrennt? - Weil Ukrainer:innen andere Menschen sind als die Menschen im Iraq, in Vietnam, in Panama oder im Iran und Kuba?

Doch die Differenzierung kann noch weiter getrieben werden: Gründet der Wohlstand der Industrienationen und die dadurch geförderte politische Stabilität nicht auf Jahrhunderten von Kolonialismus samt Sklavenhandel, demokratisch legitimierten Ausbeutungstechniken von Ländern in Afrika und der schonungslosen Plünderung von Ressourcen auf Kosten künftiger Generationen?

Und generell: Was ist das überhaupt für eine «Demokratie» (Herrschaft des Volkes) angesichts der politischen Einflussnahme und Steuerevasion internationaler Grosskonzerne und angesichts der Besitzverhältnisse der grössten Medienunternehmen in allen Ländern. Was ist das für eine Demokratie, in der Bundesräte öffentlich dafür einstehen, dass Briefkastenfirmen nicht abgeschafft werden und in der – in der Schweiz – gewählte Parlamentarier:innen sich weigern können, ihre Verwaltungsratsmandate öffentlich zu machen? Und was ist das für eine Demokratie, in der sich Staaten die besten Steuerzahler mittels Pauschalbesteuerung abjagen?

Autokratische politische Systeme haben in den letzten Jahrhunderten grausame Verbrechen gegen die Menschheit begangen – denken wir an Stalin, Mao oder Pol Pot. Aber auch demokratisch legitimierte Regierungen haben unter dem Vorwand der «Sicherung der Demokratie» unglaubliche Grausamkeiten begangen. Ganz zu schweigen vom Leid, dass der ebenfalls demokratisch legitimierte neoliberale Kapitalismus über die Welt (Menschen und Natur) gebracht hat.

Ich schätze die Texte von Constantin Seibt über alles, und ich bin mir sicher, dass ihm all diese Zusammenhänge wohlbekannt sind. Klar ist auch, dass man nicht alle relevanten Aspekte in einen Text verpacken kann; er ist ohnehin ausreichend lang;-) Trotzdem finde ich es wichtig, auch in Zeiten, in denen die Welt scheinbar so einfach in Gut und Böse aufzuteilen scheint, diese Aspekte zumindest im Blick zu behalten. Ohne Frage müssen wir uns dem, was Putin in der Ukraine anrichtet, mit aller Entschiedenheit entgegenstellen, aber auf diese Hohe-Ross-Mentalität sollten wir meiner Meinung tunlichst verzichten. Nur weil Putin böse ist, sind wir noch lange nicht gut, sondern müssen etwas dafür tun.

Und schliesslich wird es uns für die Bewältigung der gigantischen Probleme ökologischen und sozialen Probleme auf unserem Planeten nicht helfen, die Welt in gute Demokratien und schlechte Autokratien aufzuteilen. Vielmehr müssen wir auch hier differenzieren und unterschiedliche Ausprägungen beider Formen mit all ihren Vor- und Nachteilen beschreiben und reflektieren.

Sorry, für die Überlänge, aber das musste einfach raus.

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миру України
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Werter Herr Hafen

Wertvolle Gedanken, ich finde Ihre Einwände alle sehr richtig, aber: momentan gilt mMn 'first things first' und das ist eben "f!ick dich Putin". Das einzig Gute an diesem Krieg wird hoffentlich sein, sich auch den, von Ihnen genannten Zusammenhänge bewusst zu werden und - hoffentlich!! - dann auch daraus dann zu lernen.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Lieber Herr S.

Das kann ich gut nachvollziehen ist. Die Frage ist einfach, ob wir nach einer wie auch immer ausfallen Bewältigung der "first things" einfach wieder zur Tagesordnung übergehen, ohne uns den "second things" zuzuwenden. Die radikal unterkomplex-einseitige Berichterstattung über China in praktisch allen bedeutenden Publikumsmedien VOR dem sich abzeichnenden Ukraine-Konflikt lässt dies befürchten.

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Ich befürchte, Sie unterschätzen die Buchhaltung Ihrer Forderungen nach Differenzierung. Denn diese Differenzierungen beinhalten ein kleinliches Aufrechnen der Menschheitsgeschichte. Wann beginnen Sie z. B. mit den USA? Englische Siedler mit Landnahme, Sklaverei, Bürgerkrieg, 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Korea/Vietnam/Irak1/Irak2? Wann waren sie die Guten, wann die Bösen? Ich bin als 68er gewiss kein Verteidiger der USA, aber damit Putins Krieg zu relativieren, ist in meinen Augen Primitiv-Pazifismus. In der BRD hiess es früher "Geh doch rüber". Vielleicht eine Möglichkeit zur "Reflektion".

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Wenn Sie meinen Beitrag als Relativierung von Putins Vorgehen lesen ...

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Enarchist & Anfänger
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Hier habe ich null Verständnis für Downvotes. Wie sonst auch meistens. Spannend wird es doch mit Antwortfunktion und Namensnennung.

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Wieso? Es ist der übliche „Aber die USA!“–Whataboutismus, als wäre irgendeine genannte Intervention auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem blutrünstigen Überfall der russischen Faschisten.

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Eine weitere Frage, die man sich mal stellen sollte, ist es wirklich nur die billige russische Propaganda über die asozialen Medien und die Finanzierung der Feinde der Demokratie, warum viele Demokratien auf des Messersschneide stehen? Nein, das ist nicht die Ursache. Es sind die grossen Verwerfungen und die grosse Ungleicheit in den Ländern, die die Demokratien in Gefahr bringen. Die Ursache liegt in den Demokratien selbst. Nur dank diesen Defiziten fällt die Arbeit der Antidemokraten auf fruchtbaren Boden. Mein Eindruck, mit dem Wegfall des Ostblock, war für den Kapitalismus dessen Motivation weggefallen, zu zeigen das er besser für die Menschen sorgt, als der angebliche Kommunismus. Man entfesselte den Kapitalismus mit dem Neoliberalismus und schuf so eine verlorene, abgehängte und vergessene Bevölkerungsschicht. Diese profitiert schon lange nicht mehr vom System und nimmt die Propaganda der Antidemokraten auf wie ein Schwamm. Nur mit einer sozialen Marktwirtschaft und sozialen Ausgleich werden wir dieses Problem lösen. Aber unsere westlichen und auch Schweizer Oligarchen bekämpfen dies mit allen Mitteln. Sie bevorzugen die Autokratie solange es mehr Geld für sie bedeutet. Die Bewunderung der Oligarchensippe Blocher für Autokraten ist kein Zufall. Den Kern des Problems sehen wir sehr schön in unserem Land. Für die Armen haben wir den Sozialdetektiv, für die Reichen das Bankgeheimnis und die Pauschalbesteuerung.

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миру України
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Eine ganz treffliche Zusammenfassung dessen, was unsere und andere Demokratien von innen aushöhlt. Dieser aktuell noch immer daher galoppierende Neo-Kapitalismus ist genau so demokratie- feindlich, wie die Autokraten.

Beide können mMn nur mit einem tiefgreifenden Bewusstseinswandel bekämpft werden.

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Danke. Darum stellt sich auch die Frage, was unserer Demokratie mehr stützt, Milliarden für Rüstung oder Bildung und ein gutes soziales Netz. Ich bin mir sicher letzteres.

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Man sagt, dass die Sozialdemokratie im Westen bis 1991 nur geduldet wurde wegen der Abschreckung durch den Kommunismus.

Was ist seither in der Schweiz passiert? Unter anderem wurde das Sozialhilfegesetz seit 2005 mehr als 15 mal revidiert und dabei jedes Mal die Sozialleistungen reduziert. 2008 tritt mit der Unternehmenssteuerreform II eine Sozialhilfe für Unternehmen in Kraft, die dazu führt, dass diese jährlich mehrere Milliarden Franken an Steuern nicht mehr bezahlen müssen.

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Ethikprofessor
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· editiert

So ein aggressiver Beitrag giesst Öl ins Feuer des bereits heissen Feuers des Konflikts! Der "Kampf der Systeme" als Kampf zwischen Demokratie und Diktatur wirft uns zurück nach 1991, als der Westen lauthals und siegesgewiss den Sieg der Demokratie und liberalen Wirtschaftsordnung verkündete (Verkündigung: mit religiöser Gewissheit). Wer heute mit Russ/innen, mit Chinesen/innen und Afrikaner/innen spricht - und ich tue es beruflich täglich - stellt fest, dass sie genau in dieser westlichen triumphalistischen Selbstgewissheit eine Ursache der gegenwärtigen Konflikte sehen. Als Schweizer aus demokratischem Urgestein ist mir die Demokratie sehr sehr wichtig. Meine Tätigkeit als Ethikprofessor auf allen Kontinenten hat mich aber Bescheidenheit gelehrt. Eine multipolare Welt, zu der sich in den letzten drei Jahrzehnten so manche bekannten, heisst auch, verschiedene Wertesysteme, Religionen sowie ökonomische und politische Systeme anzuerkennen! Natürlich müssen wir Menschenrechtsverletzungen und Diktaturen scharf anprangern und überwinden; aber zwischen Demokratie und Diktatur gibt es viele Zwischenformen, die in einer multipolaren Welt ernst zu nehmen sind, auch wenn man sie nicht als richtig für die eigene Nation befürwortet: parlamentarische Monarchie, Einparteienstaat mit selektiven Mitwirkungsmöglichkeiten, Technokratenregierung sind nur einige Beispiele.
Der Beitrag "Russischess Kriegsschiff, fick dich" ist in seiner Aggressivität und "Shitstorm"-Sprache der Zeitung Republik unwürdig. Ich schätze die Zeitung Republik sonst sehr, weil sie zur sachlichen, analytischen und engagierten Debatte viel beiträgt, aber die ideologische schwarz-weiss-Malerei, wo es um den Weltsieg der Demokratie über die Diktatur gehen soll, führt nur zur Verstärkung des antiwestlichen Schulterschlusses von Russland, China, Indien und weiten Teilen Afrikas. Eine neue aufgerüstete bi-polare Welt ist zerstörerisch! Nur in einer dynamischen multipolaren Weltordnung können wir die gemeinsamen dringenden Überlebensprobleme wie den Klimawandel bewältigen. Dazu müssen alle Staaten, mit unterschiedlichen politischen Ordnungen, beitragen.

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Ich bin sehr für differenzierte Betrachtungen und finde die Grautöne zwischen Schwarz und Weiss wichtig. Das funktioniert, solange alle Beteiligten an einem solchen Diskurs interessiert sind und gemeinsame Regeln einhalten.
Putin kennt keine gemeinsamen Regeln mehr. Für ihn und seine Crew gibt es nur die Regel der Macht und Gewalt, der sie alles unterwerfen und für die alle Mittel über Lügen, Repression, Terror bis hin zu schlimmsten Kriegsverbrechen eingesetzt werden.
Dieses Un-Wertesystem, das weder dynamisch noch multipolar ist, sondern nur zerstörerisch, kann ich nicht anerkennen.

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Ein Werk der besseren Art von Seibt. Auf jeden Fall lesenswert. Ich möchte mich auf ein paar Einwände konzentrieren, die meines Erachtens zu kurz gekommen sind. Der Neoliberalismus ist nicht vorbei. Denn das Finanzsystem hat sich nur marginal geändert oder verbessert. Die Ungerechtigkeit anhand der Selbstbedienungsläden ist kaum besser geworden. Eine gerechtere Verteilung von Gütern und Finanzen ist kaum besser oder gerechter geworden. Die Reichen und Superreichen haben ihr Kapital auch während der Finanzkrise und der Pandemie um ein Vielfaches akkumuliert. Die Ausbeutung der Welt - auch durch den demokratisch und rechtsstaatlich gepriesenen Westen - ist beängstigender denn je. Die Klimakrise wird durch diesen Krieg oder diese Barbarei um Jahrzehnte marginalisiert. Die Amerikaner und der Westen sind nicht per se bessere Menschen: Guantanamo lässt grüssen oder ohne rechtsstaatliche Verfahren werden dort noch immer Menschen gefangen gehalten. Die Globalisierung, angetrieben durch die grossen Weltkonzerne, hat keinen Frieden auf Dauer gebracht - wie auch, wenn der Krieg der Märkte allgegenwärtig ist. Der Westen hat sich auf Teufel komm raus vor allem von China abhängig gemacht. Ein weiteres Unrechtregime, gegen das erst jetzt etwas Stimmung gemacht wird. Jahrzehntelang hat der Westen Produktionen ausgelagert, der Kosten wegen, und hat mit Diktaturen Geschäfte gemacht. Das beste Beispiel dafür ist die Schweiz. Also: von wegen alles im Lot mit den Demokratien und Rechtsstaaten dieser Welt.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Ich bin eigentlich mit fast allem einverstanden.
Die Überlegung, warum der Neoliberalismus Geschichte ist, ist sehr verkürzt folgende: Im Grund gibt es nur zwei Szenarien:
a) Die von Ihnen beschriebenen Entwicklungen setzen sich fort, die Demokratie kippt und autokratische Räuber übernehmen die Herrschaft als Chefaussauger.
b) Das System wird durch Big Government gebändigt, jedenfalls so weit, dass ein genügend grosser Bevölkerung wieder das Gefühl von Fairness und Zukunft hat, so dass die Demokratie nicht kippt.

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Danke für die Replik. Dass das System durch Big Government gebändigt wird, ist eben sehr fraglich, weil dann die Politik in entscheidenden Bereichen wieder die Oberhand gewinnen müsste. Und daran, also dass die Macht der Konzerne gebändigt werden kann, glaubt man, wenn man Optimist ist. Leider lebt der vielmals in den besten aller Welten. Das Geschäft verträgt sich schlecht mit Menschenrechten, Meinungsfreiheit, Medienfreiheit, Rechtsstaatlichkeit. Es müsste demnach eine gewaltige Revolution in Sachen Humanismus und Ethik passieren, damit Despoten endgültig in die Schranken gewiesen werden könnten. Aber wie sie, Herr Seibt, zurecht folgern, es ist die einzige Chance, um nicht in die Steinzeit zurückzufallen.

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„Sie als Mann: «Unglaublich, dass jetzt der ganze Planet zerstört wird, nur weil ein einziger Typ nicht bekommen hat, was er wollte …»
Sie als Frau: «Willkommen in meinem Alltag.»
Und das ist dann das Letzte, was Sie sagen.
(Diese Szene wurde hier eigentlich nur geschrieben, weil Frauen in dieser Geschichte sonst komplett abwesend sind.)“
Ach Herr Seibt! Lieber wäre frau in dieser Geschichte komplett abwesend geblieben. Statt verdächtigt zu werden, noch im Bunker die Katastrophe seufzend auf sich zu beziehen. Tz, tz….

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Danke Frau I. für diesen Hinweis. Mich hat dieser eine Satz auch gestört und bringt mich aber auch zum Nachdenken.... ja, vielleicht sollte Herr Seibt, dessen Beitrag ich höchst interessant und klar fand, im nächsten Beitrag fundiert analysieren, ob nicht ein ganz wesentlicher Ansatz weg vom Faschismus genau jener hin zu (mehr) Frauen an der Macht sein muss?

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Also, wenn ich mir so Frau Martullo Blocher an der Macht vorstelle ….

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Verleger / mitdenkender Leser
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Vielen Dank, Herr Seibt, für diesen Artikel! Auf der Höhe der Zeit, würde ich sagen.

In einem Text so viele Aspekte und Trends und Akteure und Bestrebungen zusammenzubringen, die tatsächlich alle von Bedeutung sind und in komplexen Abhängigkeiten zueinander stehen, und nicht an der einen oder anderen Stelle ein bisschen zu sehr zu vereinfachen oder zu polarisieren — das geht wohl nicht.

Also, nochmal, herzlichen Dank!

Bittere Notiz am Rande: Die dreizehn aufrechten Ukrainer haben für ihre Gesinnung umgehend mit dem Leben bezahlt.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Nein! Erstaunlicherweise nicht: https://thehill.com/policy/internat…freed/amp/

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Leerer Link, Herr Seibt. Vielleicht nicht ganz untypisch? Woher sollen wir armen Verwirrten, denen man schamlos ins Gesicht lügt, das Vertrauen hernehmen, dass irgendein Medium uns DIE WAHRHEIT erzähle?

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Habe den Artikel als PDF geöffnet. Ergebnis: 22 Seiten Text. Meine Frage an die Redaktion; redigiert bei euch eigentlich auch jemand:fraud die Artikel?

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Mehrere Leute. Der Artikel ist übrigens um 10'000 Zeichen gekürzt.

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Persönlich finde ich ja 22 Seiten für einen Artikel deutlich zu lang. Die Reaktionen im Forum zeigen jedoch deutlich, das es einem Bedürfnis der Republik-Leser entspricht und meine Meinung nicht repräsentativ ist.

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Demokratie-Fan
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Spannender Artikel von Seibt, spannende Kommentare von vielen intelligenten Menschen.
Aber was heisst das nun konkret? Wie stehen wir für die Demokratie ein?

Sollten wir nicht Demonstrationen für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit organisieren? Für eine menschenwürdigen Sozialstaat, ein faires Gesundheitswesen, griffige Massnahmen für den Klimaschutz einstehen? Reicht da regelmässig abstimmen gehen, Initiativen/Referenden unterschreiben, und Republikkommentare verfassen? Braucht es für den Schutz unserer Demokratie(n) und die Abwehr von neoliberalen, populistischen und faschistischen Kräften nicht viel mehr als das?

Z.B. dass wir den Lehrplan so ausrichten, dass Schüler:innen wissen und erfassen, wie eine Demokratie funktioniert? Wäre es nicht höchste Zeit, dass vermehrt wissenschafts- und lösungsorientierte Menschen mit Rückgrat in die Politik gehen? Menschen mit echten Visionen für die Schweiz?

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Wer, wie Constantin Seibt, in allem Ernst geltend macht, es sei "hervorragend", dass die NATO existiert, negiert die kriegstreibende Kraft der NATO und ihre Kriegsverbrechen (z.B. Angriffskrieg in Jugoslawien) und heisst diese damit gut. Ich würde mir wünschen, dass auch in Kriegstagen, auch bei einem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine, im Pulverrauch des Krieges, das kritische Denken nicht leichtfertig aufgegeben wird.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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· editiert

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich im Frühjahr 1999 mit ukrainischen FreundInnen in einer Kneipe in Uzhgorod über die NATO-Intervention in Jugoslawien stritt. Ich war damals alleine mit meiner Meinung, dass der Angriff völkerrechtlich gesehen falsch, aber aus humanitärer Sicht geboten sei, nachem man jahrelang dem Massaker in Bosnien zugeschaut hatte. Das sehe ich noch heute so.
PS: Einige meiner damaligen GesprächspartnerInnen haben ihre Meinung seither geändert.

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Die friedenssichernde Wirkung der NATO allen Ernstes zu verleugnen, ist gefährlich geschichtsvergessen. Die Demokratien in Estland, Lettland und Litauen würden einen derart naiven Fehler nicht begehen.

Dass "Handel durch Wandel" gescheitert ist, sollte nun auch dem Letzten klar sein. Eindeutiger als durch den Überfall auf die Ukraine liess sich das nicht demonstrieren.

Staaten müssen das Recht haben, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen. Und dazu braucht es ein Verteidigungsbündnis. Sonst überfällt die selbsternannte Grossmacht einen Nachbarn nach dem Anderen.

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"Putin entlarvt den hohlen Moralismus seiner Gegner. Und die Dekadenz des Westens", zitiert Constantin Seibt Köppel. Und schreibt dann:

Gesetzt den Fall, das wäre Teil einer ernsthaften Debatte. Was liesse sich darauf antworten?

Das war/ist Teil einer ernsthaften Debatte. Ivan Krastev und Stephen Holmes haben darüber ihr Buch geschrieben: "Das Licht, das erlosch". Untertitel: Eine Abrechnung. Mit dem erloschenen Licht meinen sie die liberale Demokratie. Sie schreiben dort unter anderem:

Seit 2014 hat auch Putin wiederholt auf solche brutalen Parodien der US-Außenpolitik zurückgegriffen, um der Welt die Heuchelei Amerikas vor Augen zu führen. Dieser Wechsel von der Simulation zur Verhöhnung – von einer vorgespiegelten demokratischen Verantwortlichkeit im Inland zum Spiegeln des Fehlverhaltens der USA auf internationaler Ebene – war vermutlich nur möglich, weil mächtige Kräfte in Russland das Bestreben, wie der Westen zu werde, nie wirklich verinnerlicht hatten.

Als Beispiel führen Krastev/Holmes an, dass Putin für seine Begründung der Annexion der Krim ganze Passagen aus Argumenten entlehnt hat, mit denen westliche Führer die Aufteilung des serbischen Territoriums gerechtfertigt hatten.

Seibts Essay streift und verrührt vieles, ruft schlussendlich dazu auf, Bündnissee zu schließen und lässt dabei offen, wer denn die neuen Verbündeten sind im ausgerufenen Endkampf. Auf der einen Seite Putin, Konservative mit Hang zum Protofaschismus, "Putin-Versteher" und Impfgegner, offenbar alle ähnlich demokratievergessen. Und auf der anderen?

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Natürlich, Amerikakritik ist angebracht. Satire auch. Aber sie beide nicht gerade glänzender, wenn man dabei einen Angriffskrieg beginnt und mehre 10'000 Leute umbringt.

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· editiert

Wohl wahr. Aber sie hilft womöglich dabei, den Konflikt besser zu verstehen, um künftige ähnliche Konflikte womöglich zu vermeiden.

Womöglich ist es ja kurzfristig nötig, mit autokratischem Öl autokratisches Öl zu ersetzen. Nach einer tragfähigen Lösung für ein demokratisches Zeitalter all over the world klingt es aber nicht. Aber das wäre tatsächlich zu viel verlangt von einem Essay.

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Grandios, Herr Seibt.
Es ist natürlich (mehr oder weniger) als Witz gedacht, aber eigentlich müsste man über jeden Hauseingang, von der Kita über die Uni über das Hallenbad über das Schrebergartenhüttli über das Fingernagelstudio über die vegane Metzgerei über das Kunstmuseum über den Schuhladen über das Katzenkörbchen über das Verlagshaus bis zum Altersheim tausende Banner hängen:
„RUSSISCHES KRIEGSSCHIFF, FICK DICH!“

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Слава Україні!
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Dieser Slogan hängt zig-fach in der Ukraine auf Werbeplakaten und Bannern.

Kommentar meiner Grossmutter nach ihrer Flucht aus dem Donbass:
"Sowas vulgäres hat im Strassenbild nichts verloren".

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Multifunktional
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· editiert

Ich würd meinen, noch vulgärer sind Krieg, Vergewaltigungen, Mord und Folter und haben im Strassenbild nichts verloren! Manchmal tut es einfach gut, seine Hilflosigkeit und Wut auf diese Weise auszudrücken anstatt diese in sich hineinzufressen, was wohl auch jede Psychologin bestätigen würde. Auch wenn dadurch der Moralkodex der älteren Generation verletzt wird…

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Nationalrat glp
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Danke für diesen text! Ich kann mit einer Ausnahme alles unterstützen. Die Aussage, dass die Globalisierung gescheitert sei und die Pandemie dies mit dem Unterbruch der Lieferketten gezeigt habe, halte ich für falsch. Das ist Gegenteil ist wahr: Selbst während der fast neunmonatigen weltweiten Lockdowns waren jederzeit 1,2 Mio. Seefahrer auf den Ozeanen unterwegs um die Welt mit allem zu beliefern, was nötig (und auch unnötig) war, um die Resilienz der Weltversorgung sicherzustellen. Produktionsunterbrüche oder stillstehende Logistik wurde an anderer Stelle Kompensiert. Ohne das weltweit digital verbundene Netz des Handels und dem Informationsaustausch über Rohstoffe, Waren, Produkte, Dienstleistungen, med. Daten, Forschungsergebnisse uvm. hätte die Pandemie zu erheblich stärkeren Auswirkungen auf unserem Planeten geführt und fraglos auch zu scharfen Konflikten zwischen einzelnen Ländern. Natürlich gab es einzelne kurzfristige Lieferprobleme, aber weder Hungersnöte, noch Millionen von Arbeitslosen oder Kriege sind ausschliesslich auf diese ausserordentliche, weltweite Krise zurückzuführen. Ich behaupte: Wäre diese Pandemie in den 70er-Jahren ausgebrochen, hätte die Schweizer Armee nicht wegen der Unterstützung des Personals in den Spitälern, sondern als Vorsichtsmassnahme wegen der weltweit aufflammenden Konflikte aufgeboten werden müssen. Gerade die Globalisierung schaffte und schafft die Möglichkeit Hungersnöte, die wegen Missernten oder einem Krieg an einem Ende der Welt ausbrechen, mit Ernten aus anderen Ecken der Welt zu kompensieren. Das die Globalisierung auch viele Fehlkonstruktionen hat, bestreite ich nicht. Globalisierte Märkte mit einem Darwin-Kapitalismus zu betreiben ist nicht nachhaltig. Darum versuchen vernünftige Kräfte auch, sich auf erneuerte und starke multilaterale Regelungen zu einigen. Neoliberale und rechtskonservative Kreise vereiteln dies immer wieder und bremsen mit hegemonial handelnden Staaten neue GATT/WTO-Abkommen aus, auf die die Welt dringend angewiesen ist. Besonders negativ ist aber der Umstand, dass jüngst auch links-grüne Kreise in der Globalisierung nur noch die Nachteile sehen wollen und dabei vollkommen ausblenden, dass dieses anhaltende Weltereignis nicht nur hinsichtlich der Armutsbekämpfung höchst erfolgreich ist, sondern noch viel erfolgreicher sein könnte, wenn sich die Staatengemeinschaft wieder an einen Tisch setzten und verhandeln würde. Lieber jedoch bekämpfen nun Sozialisten und Grüne zusammen mit den Nationalisten jede Verbesserung, ohne zu bemerken, dass Letztere das System nicht ändern oder gar nachhaltiger machen wollen: Sie wollen es noch mehr für ihren Profit optimieren. Damit tut man weder einem Entwicklungsland, noch einem Schwellenland einen Dienst und schon gar nicht der Welt als Platz für Frieden und Verständigung. Offene Märkte haben nicht ihr Ziel verfehlt, oder den Planeten zu einem schlechteren Ort gemacht, sondern sind die Grundlage für den Austausch von Waren und Ideen und einer weltweiten . Ich bin überzeugt, dass dies letztendlich auch einhergehen muss mit Demokratie und Menschen- und Umweltrechten und dafür müssen wir kämpfen. Resilienz bedeutet nicht Unabhängigkeit oder Autarkie, sondern Widerstandsfähigkeit, nicht eine eine Lieferkette, die nur so stark, wie ihr schwächstes Glied ist, sondern ein Netzt, dass Ressourcen und Informationen krisenresistent, effizient, nachhaltig und und jeder Hinsicht fair vermittelt und verteilt. Gerade zeigt ja die EU, dass es durchaus möglich ist, sich gemeinsam auf diese Werte zu besinnen, wenn der Druck gross genug ist. China und andere Länder beobachten besorgt diese unerwartete Willenskraft des Westens; im Wissen darum, dass diese Werte in kommenden Zeiten auch ihnen gegenüber durchgesetzt werden könnten.

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Dorian Mittner
wohlwollend kritisch
·
· editiert

Lieber Constantin Seibt

Indem Sie in Ihrem Artikel unter anderem von «melonengrossen Eiern» oder «intellektueller Impotenz» sprechen und das Wort «ficken» als Gewaltausdruck zelebrieren, übernehmen Sie ziemlich unreflektiert die «Umgangsformen aus der Hölle» von Ihrem Feindbild der protofaschistischen Autokraten und der rechtspopulistischen Journalisten, die deren Gedankengut verbreiten. Feminist:innen im 21. Jahrhundert würden diese sexualisierte Machtsprache eher als Ausdruck von «toxic masculinity» bezeichnen.

Irgendwann bemerken Sie sogar selbst, dass Frauen (die übrigens etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen) in Ihrem Artikel keine Rolle spielen, dabei scheint Ihnen aber nicht bewusst zu sein, dass deren Abwesenheit Ihre eigene Entscheidung als Autor des Artikels war. Ihr halbherziger Versuch, das Bild mit einem missratenen Dialog zurechtzurücken, wirkt jedenfalls eher fehlplatziert.

Das Fazit des Artikels nach vielen, vielen Zeilen lautet dann in etwa: «wir» (und damit meinen Sie natürlich «die Guten», ansprechen wird es aber vor allem die LesER, die Sie bis dahin noch nicht verloren haben) müssen unsere Freiheit und die Demokratie mit Waffen verteidigen, wobei Sie «unsere Freiheit» scheinbar mit dem «Kapitalismus» gleichsetzen. Das ist aus meiner Sicht auch nichts anderes als Kriegspropaganda. Mit Ihrem Aufruf, das Lager zu wählen, tragen Sie zu genau der Spaltung der Gesellschaft bei, die Sie an anderer Stelle beklagen.

Um es in Worten zu sagen, die Sie ganz sicher verstehen: Schade, dass die Republik Ihrem verbalen Schwanzgewedel eine Plattform in der Grösse eines Fussballstadions bietet.

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Verleger / mitdenkender Leser
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Die Kritik finde ich nicht berechtigt, liebe Frau Mittner!

Der Ausdruck „fick dich“ findet sich ja zunächst einfach in dem Zitat, das sofort eine ungeheure Berühmtheit und Reichweite erlangte. Der Ausdruck (ich wiederhole ihn jetzt hier absichtlich nicht noch einmal) wurde sofort ikonisch. Das ist unrückholbar.

Aber auch grundsätzlich bin ich der Meinung, dass (nun…) dieser Ausdruck an sich sexismusfrei und genderinklusiv, sozusagen gendergerecht ist, und das beruht nicht nur auf meinem subjektiven Sprachgefühl.

Ich nehme eine Haltung bei manchen (jetzt: weiblichen) Rapperinnen wahr, die mir einleuchtet: Sie verwenden derbe Sprache und demonstrieren damit, dass sie sich von sexistischen Haltungen und Texten (männlicher) Rapper nicht in ihrer eigenen Freiheit beschränken lassen; sich nicht vorschreiben lassen, welche Sprache sie nicht zu verwenden und wie sie über sich selber nicht zu reden haben. „Wenn irgendwer entscheidet, wer zu mir ‚bitch‘ sagen darf und wer nicht, und wenn irgendwer das Recht hat, mich ‚bitch‘ zu nennen, — dann bin ich das.“ Sie nehmen sich alle Rechte zurück. Sie brechen die Macht toxischer Männlichkeit über sich.

Einige maskuline Kraftmeierei bietet der Text natürlich, aber nach meinem Empfinden dem Sujet angemessen. Und ich habe bei dem von Ihnen angesprochenen kurzen Dialog gegen Ende des Essays eine Wahrnehmung und ein Bewusstsein wahrgenommen, und den Versuch, damit produktiv umzugehen. Das erkenne ich an. Ob die Umsetzung nun gelungen ist, mag jeder für sich entscheiden.

Auf keinen Fall geht es mir darum, chauvinistische oder sexistische Ansätze in Sprache oder Alltag zu kaschieren oder sogar zu entschuldigen, ganz im Gegenteil. Es ist mir zu tun um Breite und Vielfalt im Ausdruck, eigentlich: um eine diverse Sprache.

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Dorian Mittner
wohlwollend kritisch
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Lieber D. K.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich möchte klarstellen, dass ich die Verwendung des F-Worts in meinem Kommentar nicht als sexistisch kritisiert habe, sondern auf die einseitige Verwendung des Begriffs als Gewaltwort hinweisen wollte.

Wie Sie bemerken, ist das F-Wort grundsätzlich geschlechtsneutral. Im Gegensatz zu Ihnen hat Constantin Seibt sich in seinem Artikel aber nicht darauf beschränkt, den «ikonischen Funkspruch» der ukrainischen Grenzwächter einmal wiederzugeben, sondern wiederholt er das Zitat noch zwei weitere Male als seiner Meinung nach angemessene Antwort auf die russische Invasion (und Rechtfertigungen davon).

Sie weisen darauf hin, dass Rapperinnen sexistisch konnotierte Begriffe wie «bitch» auf selbstbewusste Art reclaimen, ähnlich wie Angehörige der LGBT-Community den Begriff «queer» für sich reclaimed und inzwischen positiv besetzt haben. Es macht definitiv einen Unterschied, ob jemand einen sexualisierten und/oder negativ besetzten Begriff auf andere oder auf sich selbst anwendet – ähnlich wie es einen Unterschied macht, ob jemand Nacktbilder von einer anderen Person ohne deren Einverständnis im Internet verbreitet oder eine Person absichtlich Nacktbilder von sich selbst im Internet verbreitet.

Es gibt aber auch Rapperinnen wie Sookee, die das F-Wort bewusst nur im Sinne von (einvernehmlichem) Sex verwenden und nicht als Gewaltwort. Und wir befinden uns hier nunmal nicht im Kontext von Rap-Musik sondern (der Kommentarspalte) eines relativ anspruchsvollen Online-Magazins. In diesem Kontext und in dieser Häufung (wie im Artikel von Constantin Seibt) halte ich die Reproduktion von sexualisierter Gewaltsprache (an der natürlich auch Frauen beteiligt sind) für problematisch.

Schönen Abend
Debora Mittner

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Ein paar Dinge vorweg: die Industrie hat eine Lobby. Unter Adneren die OSCE; ein Instrument, das bis vor Kriegsbeginn selten vom Westen genutzt wurde oder wollte (es war schon in der Fars verblichen). Das gleiche gilt es für die Nato zu sagen- sorry! Vor dem Krieg war der Club eher um Rechtfertigung bemüht (by the way, hat irgendjemand mal was von Herrn Stoltenberg gehört?). Ein weiterer Punkt ist die Definition des Führerkults in diesem Artikel; der grösste entstandende Führerkkult ist derzeit die Anhimmlung von Herrn Selenski. Diese kann man schlecht mit derjenigen durch die russissche Propaganda entworfene Version vergleichen. Dennoch sind Anzeichen eines Führer(Helden)kults ersichtlich.
Weiters schreiben sie die Industrie sei von der Elite verbannt. Mag sein, jedoch sind zigg Oligarchen darin investiert.

Ich werde diesen Artikel vermutlich nochmals lesen müssen. Ich habe gerade den Frust, die Hoffnung und den interlektuellen Erguss bis zu Erbrechen des Autors gelesen. Sorry Herr Autor, bei mir hinterlassen sie den Eindruck, dass sie Krieg statt Deseskalation wollen.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Geeehrter Anonym 6
Klar, der Artikel kommt zum Schluss, dass der Krieg zwischen Autortären und Demokratie längst begonnen hat, und er funktioniert streckenweise nach Kriegslogik: Herr Selenski hat sicher als Präsident zahlreiche Schwächen gehabt (etwa Kritikunfähigkeit), die Nato ist kein Heiligenverein, etc. Doch gerade darauf geht es im Moment nicht: Sondern es ist hervorragend, dass es sie gibt.
Warum - nun, darauf geht es im Artikel.
Aber vielleicht noch zur russischen Industrie. Hier ein sehr langer, aber unglaublich interessanter Twitter-Thread des Journalisten und Historikers Kamil Galeev: Über die Frage, warum Mafias Avocados exportieren, die russische Wirtschaft, die Oligarchen und die traurige Stellung der russischen Maschinenindustrie: https://twitter.com/kamilkazani/sta…YY3z3h7ALA

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Leserin
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Ich empfehle das Interview vom 7.4.22 mit dem Oekonomen Dominic Rohner in der NZZ.

Öl- und Gasvorkommen erhöhen das Risiko von Autokratie, Korruption, Repression und Konflikten. Deshalb solle man sich von fossilen Energieträgern nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen rasch verabschieden, sagt der Lausanner Ökonom Dominic Rohner.

(https://www.nzz.ch/wirtschaft/welth…ld.1677815)

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Ich kann die Begeisterung für diesen Artikel nur begrenzt nachvollziehen. Wir sollen der Bedrohung der Autokratie entgegentreten, indem wir unsere liberal-kapitalistischen Demokratien verteidigen – nur um dann in einer Sturmflut von Naturkatastrophen unterzugehen? Im Ernst: Wo bleibt das Bewusstsein um den Klimawandel? Wir können doch der Bedrohung durch die Autokratie nicht dadurch entgegentreten, indem wir ein System verteidigen, das offensichtlich gescheitert ist, da es eine ganz andere Art von Bedrohung herbeigeführt hat, die nicht minder gefährlich ist.
Wir müssen der Autokratie und dem Klimawandel entgegentreten, indem wir etwas Neues vorschlagen und erschaffen. Etwas, das sich – anstatt auf grosse, unüberschaubare, territorial fixierte, anthropozentrische, (oftmals pseudo-)demokratische Nationen zu setzen – durch lokale und wandelbare Strukturen auszeichnet, das auch Tiere, Pflanzen, Landschaften, ja sogar Gebäude, Fahrzeuge, Bücher etc. als Subjekte mit Wohlergehen anerkennt und in seine demokratischen Entscheidungsfindung mit einbezieht.
Wer also noch immer in den Begriffen und Oppositionen des 20. Jahrhunderts denkt, sollte entweder in der Lage sein, diese zu überwinden und Neues zu denken und zu verwirklichen, oder aber schweigen, damit dieses Neue nicht in noch mehr Lärm untergeht.

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Leiterin Märchentanten*onkelteam
·
· editiert

Als Leiterin des Märchentanten*onkelteams begrüsse ich den Herrn Seibt von ganzem Herzen in meinem Team und freue mich über sein Gesellenstück vom Wolf und den sieben Geisslein. Und so dürfen wir unseren wohlverdienten Schlaf der Gerechten finden. Die richtigen Fahnen haben wir geschwenkt. Dem Wolf haben wir die Wackersteine in den Bauch genäht. Die sieben Geisslein dürfen wieder umherspringen und die Welt ist erklärt, was sozusagen immer ein Wohlgefühl erzeugt. Unser System ist gebenedeit, weil uns der böse Wolf den Wert bürgerlicher Ideale aufgezeigt hat, fast müssten wir ihm darum dankbar sein.
Das einzig Blöde an unserem süssen Schlaf ist, dass wir uns irgendwann damit auseinandersetzen werden müssen, dass dieser Krieg eine Sonderform eines Prozesses der Umverteilung darstellt, der auch unsere Demokratien seit Jahrzehnten aushöhlt. Dem militärisch-industriellen Komplex gefällts, wenn selbst kritisch und differenziert denkende Geister ob dem Märchenwolf das Rudel Wölfe vergessen. Hannah Arendt schrieb mal darüber, dass es den Griechen sonnenklar war, dass Demokratie nur unter Gleichen Sinn machte, so sonnenklar, dass sie es gar nicht erst erwähnen mussten. In Richtung der Gleichheit müssten wir gehen, doch wenn ich von den "eingefrorenen Vermögenswerten" lese, verstehe ich, weshalb dieser Weg steinig und lang ist und ähnlich düster wie eine Wahl zwischen Le Pen und Macron.
PS: "Im Kanton Aargau etwa erhält eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern 865 Franken monatlich für den sogenannten Grundbedarf." Zitat Republik von heute.

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Ein Kommentar, der irgendwie überall und nirgends passt. Überall, weil "wir" unser Wohlgefühl in dieser teilweise sehr brutalen Welt noch so gerne pflegen. Fukuymas These von der liberalen Demokratie als "Ende der Geschichte" war schon in den Neunzigern eine Hybris, wurde aber von vielen noch so gern geglaubt. Mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, Demokratie auszuhöhlen, gab es seit deren realer Existenz immer. Menschen oder Gruppen, in deren Interesse das war, sicher auch. Und das funktioniert noch bei vielen anderen Themen: Hunger, Ungleichkeit, Klimakrise, etc., ist aber deshalb auch tautologisch.
"Schwer verwirrt am Morgen, und abends auch nicht klug. Doch alles kommt ins Reine, mit etwas Selbstbetrug." (Element of Crime)
Nirgends passt der Kommentar, weil er über die gravierenden Auswirkungen des Themenkomplexes, die Constantin Seibt aus meiner Sicht in seinem Rundumschlag sehr gut, wenn auch längst nicht erschöpfend (auch das für einen Zeitungsartikel eine triviale Feststellung!), beleuchet, den Mantel der Märchentante- bzw. -onkelei breitet. Wenn schon, dann sollte das "Rudel Wölfe" und seine Rolle klar benannt werden. Und das passiert ja auch. Vielleicht momentan nicht gerade in China oder in Putins Reich, aber hier können Sie sich sicher problemlos entsprechende Informationen besorgen. Blöd nur, dass längst nicht hinter allem, was einem nicht passt, böse Wölfe stecken, und dass "wir" längst nicht immer die gerecht Schlafenden sind.

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Psychologe, Psychotherapeut
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Dieser Artikel allein war die Jahresmitgliedschaft wert! Lasst uns die Demokratie mit allen Mitteln verteidigen!

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Meine Güte. So ein unfokussierter Rundumschlag. Von Faschismus bis Krebs. - Oder geht es darum, die Diskussion mit der Erschöpfungsstrategie zu ersticken?

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Gibt es zu diesem Artikel auch noch eine Vorlese-Option?

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Sven Gallinelli
Art Director
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Liebe A. Z. - nach anfänglicher Weigerung hat die synthetische Stimme sich jetzt doch dazu bewegen lassen, auch diesen Artikel vorzulesen - ist ab sofort verfügbar.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Ich kann ihre Weigerung schon auch verstehen – wobei ja für solche überlange Artikel eine automatische Vorleserin geradezu prädestiniert ist – aber bei solchen Obszönitäten! Such profanities! Man stelle sich die arme, unschuldige, synthetische Frau vor, wie sie ständig «Fick Dich!» sagen muss, oder «Fa-ke Näws», «Flod de Zo-ne wid Sit» und dergleichen ;)

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Urs Fankhauser
Citoyen
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· editiert

Seibt serviert uns ein wahrhaft schwindelerregendes Panorama der Welt (wenn auch nur von deren nördlichen Hälfte - eine Schwäche dieses Texts). Aktuell stehen Europa und seine Partner USA, Kanada und Australien in einer gemeinsamen Front gegen den Angriffskrieg Russlands. Diese "Einheitsfront" verteidigt gemeinsam die Freiheit. Aber welche genau? JedeR die, welche ihm oder ihr am Herzen liegt. Es liegt mir fern, diese Harmonie heute zu stören. Aktuell braucht es diese gemeinsame Anstrengung, die Ukraine (und wir alle) benötigen jede Unterstützung gegen den Würgegriff Russlands - woher auch immer sie kommen mag, wie auch immer sie motiviert sein mag. Wer würde bestreiten, dass das Regiment Asov eine faschistisch inspirierte Truppe ist? So lange sie gegen die russischen Invasoren kämpft, ist mir das im Moment so egal, wie die ukrainische Militärführung dankbar dafür ist.
Aber wenn der Krieg mal vorüber ist, wird sich meine Vorstellung von Freiheit wieder radikal vom Freiheitsbegriff der Herren Bezos, Musk, Kaczynski oder Johnson unterscheiden. Ich gehe mit Seibt nicht einig, wenn er schreibt, wir stünden am Grab des Neoliberalismus. Er liegt seit 2008 im Krankenbett, hält sich dort aber noch recht fidel. Nicht einmal die Pandemie konnte ihm sein grösstes Laster - die Umverteilung von unten nach oben - austreiben. Wie das so ist mit den Feinden meiner Feinde: Nicht alle müssen gleich meine Freunde sein.
Der Respekt vor Seibts grossem Zeitengemälde gebietet es aber, mit einer konsensualen Bemerkung zu schliessen. Mit seiner Aussage, wir alle hätten "...ein paar eigene Meinungen über Bord zu werfen" hat er m.E. die zentrale Kollektiverfahrung in dieser bewegten Zeit wunderschön zusammengefasst.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Dazu lässt sich nur sagen, was der brave Soldat Schweik seinem Saufkumpan zurief: "Wir sehen uns, abends um 9, nach dem Krieg, im Kelch!"

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Uffff, das sitzt...
"Generationen haben für Demokratien gekämpft, in denen wir aufgewachsen sind. Nun ist die Reihe an uns." - Eine wesentliche Rolle wird wohl auch die bisher schulterzuckende Masse spielen, die wegschaut, sei es aus Überforderung, Gleichgültigkeit, Naivität, Opportunismus... Ich hoffe für die jungen Leute, dass die nicht erst dann erwacht, wenn es zu spät ist.

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Wir sind alle „die Masse“, wenn wir uns nicht ständig kneifen und aufwachen. Die nächste Frage: Was tun, ganz konkret?

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Super Artikel, vielen Dank! Kurze Interessensfrage zum Ablauf: Wie viel Vorlaufzeit brauchst du, um so einen Artikel zu schreiben? Damit meine ich inklusive Recherche etc. Auf jeden Fall: Chapeau!

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Diese Mal war es wirklich mörderisch: Ich hab alle, inklusive Familie und Redaktion wahnsinnig gemacht. Weil ich sagte: morgen bin ich fertig. 5 Wochen lang.

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"Denn normaler­weise erkennt man intelligente Menschen an ihren Selbst­zweifeln; die dümmsten daran, dass sie sich überall für Expertinnen halten, weil sie vom eigenen Unwissen keine Ahnung haben."
Gilt das nicht auch für den von mir eigentlich geschätzten Herr Seibt?
Gerne erwarte ich eine ebenso detaillierte Analyse der globalen Hegemonie-Ansprüche und des autokratischen Verhaltens der "guten Seite" und eine Antwort auf die Frage "wie geht es nach dem Krieg weiter?", macht ein am Boden zerstörtes im Chaos zerfallendes Russland die Welt sicherer.
Eine differenziertere Sichtweise wäre mir lieber als dieser z.T. emotionale Rundumschlag!

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In Ihrer Logik ist jede Aussage zweifelhaft, weil überhaupt geäussert. Das passt gut zu Bannons "Flood the Zone..", weil zu jedem Fakt das, wenn auch abstrusteste, Gegenstück "diskutiert" werden muss. Und Ergebnisse gibt es selbstverständlich keine. Beschäftigungstherapie für die Gutmenschen. Der US-Imperialismus wird bereits seit fast 80 Jahren diskutiert. Ergebnisse? Verlassen Sie sich nicht auf die "ausgewogene" Schiedsrichterhaltung in der Schweizer Neutralität. Kämpft Europa mit Putin, wird der Fallout die Schweiz nicht vermeiden. Und Putin wird Ihre Ausgewogenheit äusserst egal sein.

Und noch eines: wenn Sie ein "ein am Boden zerstörtes im Chaos zerfallendes Russland" nicht haben wollten, hätten Sie Putin an diesem Krieg hindern sollen.

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Verlegerin, 74, (ex?) Journalistin
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Noch etwas anderes - oder doch nicht? Habe heute nicht nur gelesen, sondern auch noch zugehört, nein nicht einer synthetischen Stimme, sondern RadioSRFKultur (eigentlich eine gute alte echte DRS2-Sendung): Musik für einen Gast: Michael Luisier im Gespräch mit Michail Schischkin. Gute Gesprächsführung; Antworten jeweils auf den Punkt; Gesprächsbewegung im Raum der russischen Kultur - einst, jetzt, jetzt erst recht; ausgezeichnete Musik.
Empfehle das allen gerade auch an diesem Seibt-Text-Interessierten als zusätzliche, mMn Not-wendige Stärkung an Geist, Seele und Leib, Stärkung der darniederliegenden Lebenskraft.
(PS sehr schade, war nicht Michael Luisier zur Stelle, um seinerzeit die Sendung mit Constantin Seibt zu gestalten)

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Verleger / mitdenkender Leser
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Herzlichen Dank für den Tipp! Hat mir heute den Tag verschönt (, der ansonsten trotz schönsten Wetters wegen COVID-19 Erkrankung und überhaupt wenig Lichtblicke bot).

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Gehe in vielen einig, aber die rasende Bereitschaft mehr Geld für Rüstung auszugeben, erfreut mich nicht. Warum? Dieses Geld fehlt für Wichtigeres wie z. B. für die Menschen oder das Klima. Es besteht auch kein Bedarf. Russland gab 2020 61 Milliarden für Rüstung aus, die NATO-Staaten zusammen unvorstellbare 1110 Milliarden, alleine D,I,F,GB geben zusammen das 3-fache von Russland aus, daher fick-dich Kriegsindustrie.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Die Begeisterung für Rüstungsgüter teile ich ebenfalls nicht. Allerdings muss ich gestehen, dass es mir im Moment sehr entscheidend scheint, dass diese am richtigen Ort sind: in Kiew und Umgebung.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Propa…B6deration

Die systematischen Methoden Russlands lassen sich im Detail hier nachlesen.

Ich empfehle besonders, auch die Artikel in den Einzelnachweisen zu lesen, um ein gesamthaftes Bild zu erhalten.

Es ist vor allem keine Fortsetzung von Methoden der Sowjetunion, sondern etwas Neues.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Ich denke, das Neue ist die Abkürzung am Intellekt vorbei: Das autoritäre Regime von heute braucht keine Ideologie mehr, keine Überzeugung, keine Rechtfertigung, keine Massenbewegung, sondern nur noch Bullshit.

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Was ist in Constantin Seibt gefahren, dass er einen so Schlagwort-artigen, euphorischen Text veröffentlicht - als ob er auf Speed wäre?
Ich schätzte CS bisher als sehr skeptischen Journalisten, der sich den Schlagworten der sogenannten Mainstream-Medien mit eloquent-bissigen Kommentaren entgegenstellte. Stattdessen toppt er nun den Mainstream noch.

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Und wer finanziert, abgesehen von den Gas- und Erdölverkäufern, diese protofaschistischen Autokraten? In der Schweiz zum Beispiel?

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Meistens lassen wir uns eher finanzieren.

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Vielen Dank Herr Seibt, Sie haben einen gewaltigen Stein in die komplexen, volksverführten Traumgärten der Realitätsverleugnung geschmissen - hoffentlich hallt das Echo auf diesen Knall lange nach.

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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Das sollte jemand malen: "die komplexen, volksverführten Traumgärten der Realitätsverleugnung".

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bei "freie Welt" hab ich aufgehöhrt den Artikel ernst zu nehmen...

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ichfürchte...
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War für mich auch ein Stolperstein, aber auch nicht viel mehr. Man muss bei launischen Artikeln nicht jedes Wort abwägen, aus meiner Sicht will dieser Text auch einfach etwas Unterhaltung bieten (?)

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Was ich hier gern ein weiteres Mal loben möchte: Es ist bei diesem wie auch zahlreichen weiteren Artikeln in der Republik sehr fein, dass Autoren in die Mühen der Ebenen herabsteigen, sprich: in die Diskussion mit ihren Lesern. Gängiges Verfahren ist ja, den Text abzuliefern und gut is' (was natürlich den Blutdruck schont).

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Constantin Seibt
Reporter / VR
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158/97 hat sich dank Ihrer freundlichen Bemerkung gerade auf 155/92 gesenkt. Mein Arzt dankt, meine Beerdigungsunternehmerin sagt: Nimm das nicht zu wichtig.

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Rentnerin
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Meiner Überzeugung nach- wenn wir auch viel Friedensarbeit in der Vergangenheit verpasst haben - JETZT ist Zeit zur Wende zu einem Friedensparadigma.
Gehen wir nicht ein auf das vordergründige erstarkte Blockdenken.
Wechseln wir auf die Herzensebene und singen, meditieren oder beten wir für den Frieden, wie es uns 1989 der baltische Weg gezeigt hat. Wer Gelegenheit und Mut dazu hat, übergebe den russischen SoldatInnen Blumen. Setzen wir uns ein für humanitäre Aufnahme und Hilfe von allen Vertriebenen aus der ganzen Welt. Fordern wir unsere Regierungen auf, Waffenstillstands-und Friedensverhandlungen proaktiv zu fördern.

Der Weg ist lang, aber lohnend für alle, die eine friedliche Weltgemeinschaft erträumen.

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Herrn Seibts Analyse über destruktive Kommunikationsmechanismen und sprachliche Verwässerungsversuche, die unreflektiert weiterverbreitet werden, ist so bestechend wie seine klare Position. Danke!

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Wow, was für ein Feuerwerk von glasklaren Analysen, klugen Einordnungen und alles in gewohnt schonungsloser Offenheit. Wie immer auf den zum längeren Leseglück fast nicht enden wollenden Punkt gebracht und vorgetragen in meisterhafter Sprache, lieber Herr Seibt ... Vielen Dank für dieses journalistische MDMA, ein Resumee genau meiner Gedanken zur Lage der Nation(en) in schön gesagt, sozusagen :-)

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Urs Fankhauser
Citoyen
·
· editiert

Seibt wird mir langsam unheimlich. Noch bevor ich den Artikel gelesen habe, wird mir von anderer Seite (Guardian) zugetragen, dass das im Titel erwähnte Schiff "Moskva" letzte Nacht durch ukrainische Raketen aus dem Verkehr gezogen wurde... 😵‍💫
"It has been confirmed that the missile cruiser Moskva today went exactly where it was sent by our border guards on Snake Island!” Odesa governor Maksym Marchenko said in a Telegram message on Tuesday."

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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· editiert

DANKE! Ein epochaler Artikel, der allerdings auch folgendes illustriert: Es braucht mehr als eine zehnminütige Aufmerksamkeitsspanne um das Zeitgeschehen zu begreifen. Die in der Schweiz so populär gewordenen schrillen Diskussionsforen wie "Arena" und "Sonntalk" dienen oft nur als Bullshit-Katalysatoren.

Zum Thema "Bullshit" empfehle ich den Essay "On Bullshit" des amerikanischen Philosophen Harry Frankfurt aus dem Jahre 1986, der die Natur der –
wie er sie erstmals nannte – "Bullshit-Kommunikation" eingehend beleuchtet, und zwar als Argumentationsform, die das alleinige Ziel hat, zu überzeugen, ohne die geringste Rücksicht auf ihren Wahrheitsgehalt zu nehmen. Wie Sie in ihrem Artikel zutreffend bemerken, gehört zu den Errungenschaften der neuen faschistischen Bewegungen die Erkenntnis, dass in der Politik Bullshit sogar ohne jegliche Tarnung funktioniert...

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Enarchist & Anfänger
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Nächster Kampfplatz Frankreich: Wer hat französische Bekannte?

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Gibt es eine englische Übersetzung dieses Essays? Das wäre toll.

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Danke für diesen ausführlichen Artikel, Herr Seibt. Sie bringen viele Gedanken aufs Papier, welche mich seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine beschäftigen.

Wie recht sie doch mit folgender Aussage haben:

"Denn die grösste Gefahr droht Demokratien nicht von aussen, sondern von innen: Wenn Misstrauen und politischer Lärm sie lahm­gelegt haben [...]"

Ich frage mich ernsthaft, weshalb Menschen, die hierzulande in Sicherheit und Freiheit aufgewachsen sind, gut ausgebildet und/oder gebildet sind, ihre Meinung ohne Einschränkungen kundtun dürfen, ihr Leben quasi beliebig selbstbestimmt gestalten dürfen, ein so grosses Problem mit Demokratie und Freiheit haben. Weshalb wünschen sich Leute mit einem solchen Hintergrund autokratische Verhältnisse?

Könnte es sein, dass diese Menschen mit der Demokratie und der Freiheit, welche sie mit sich bringt, überfordert sind? Dass sie die Arbeit scheuen möchten, welche die Demokratie von jedem einzelnen Individuum abverlangt? Dass sie gerne einfach am Fluss chillen und das schöne Wetter geniessen möchten, ohne sich gross mit der Gesellschaft auseinandersetzen und die mühseligen Diskussionen führen zu müssen?
Gendersternchen, Neugestaltung Bahnhofsunterführung, Wasserschutzverordnung. Alles sehr zeitraubend und voll anstrengend. Da hätten gewisse Leute wohl lieber eine starke Hand, die ihnen diese Entscheidungen abnimmt. Oder haben die Menschen schlicht Angst vor der Wahl an Möglichkeiten, die in unserer freiheitlichen Gesellschaft möglich ist? Also quasi lieber keine Wahl als die Qual der Wahl?

Etwas viele Fragen. Aber es ist wohl unbestritten, dass wir alle uns künftig vermehrt für demokratische Werte einsetzen müssen!

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Sportmanagerin
·

Was ist die Kernaufgabe einer Regierung? Für mich zählt Frieden dazu. Was wäre gewesen, wenn wir statt Waffen und Militärexperten seit 2014 Diplomaten und Wirtschaftsexperten in die Ukraine geliefert hätten? Warum ist mit der Ukraine das zweite Schwerpunktland der DEZA innerhalb kürzester Zeit zusammengebrochen? Für eine gesellschaftliche Entwicklung gibt es keinen Lift - siehe Projekt Ghana beyond aid und auch die 2-Jahres-Analysen von Selenkis Regierung. Ausser militärisch, ziemlich gescheitert. Seit 1992 hat die Ukraine 10 Mio Einwohner verloren. Auch wir diskutieren hier über die Bedeutung der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den geografischen und gesellschaftlichen Nachbarn. Inwieweit ist es daher sinnvoll, sich auf eine EU-Vor-Warteliste zu setzten und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn zu kappen? Selenski ist ein perfekter Rhetoriker - eine Sitcom als Wahlkampf ist genial, man kann die heile Welt vorspielen und muss sich nicht mal Fake News stellen. Nach zwei Jahren war seine Wahlquote bei 25%, richtig? Die Ukraine verteidigt unsere Demokratie - sind wir so korrupt? Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit bringen nicht Frieden - Waffenlieferungen schon? Und eine Person mit Putins Charakter wird keine Atombombe zu zünden - wollen wir das echt ausprobieren? Putin war und ist eine Rahmenbedingung und wir hätten schlauer sein müssen und für den Frieden arbeiten.

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Ungläubiger
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Das also war des Pudels Kern, am Ende eines überlangen Artikels: Ein Bekenntnis zur Marktwirtschafts-Demokratie. Da sind alle möglichen interessanten Beobachtungen drin, nur Zusammenhänge fehlen. Beispielsweise der Zusammenhang von Liberalismus und totalitärer Menschenverwaltung, vonLiberalismus und Faschismus, von Modernisierung und Diktatur usw. Totalitarismus ist nicht das ganz andere, sondern das, was eben auch in der Marktwirtschafts-Demokratie steckt, vor allem für den Fall einer massiven Krise, und wenn sich massgebliche Kreise einbilden, dass nur so die Wirtschaft zu retten ist.
Russland ist von einer gescheiterten Modernisierungs-Diktatur direkt zu einer faschistischen übergegangen. Anders als bei den faschistischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts kann da jedoch nichts mehr nachkommen, weil der Kapitalismus selber in einer Dauerkrise steckt und alt geworden ist. Eine Rückkehr zu früheren Stadien ist eine Illusion. Keynesianismus und Neoliberalismus haben sich beide blamiert, aber das ist alles, was zur Verfügung steht. Die Krise der Ökonomie ist inzwischen schon längst in die Krise der Politik übergegangen, aber eine gesellschaftliche Diskussion über mögliche Alternativen bleibt weiterhin aus. Alleine die Klimakrise hat das Zeug, all unsere heutigen Einrichtungen schlicht hinwegzufegen, aber vorderhand tröstet man sich damit, dass es wohl nicht so schlimm kommen werde, oder die Technik in letzter Minute das bewusste Kaninchen aus dem Hut zaubern werde. Selbstverständlich habe ich auch keine Patentrezepte, aber eine Menge Fragen, die Artikel wie der Vorliegende tunlichst meiden.

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Leserin
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Wer erinnert sich noch an "macht aus dem Staat Gurkensalat"? Wie ist die Parole gewandert in der Bevölkerung und was für eine allgemeine Sicht auf Demokratie ist heute vorhanden? Gemeinden haben Mühe, Leute zu finden, die demokratisch gewählt regieren, die Volksentscheide umsetzen wollen. Weil so ein Amt keine Ehre mehr ist, sondern nur Dummköpfe sich für solche exponierten, oft schlecht bezahlten Jobs zur Verfügung stellen? Es braucht ganz bestimmt eine ganz allgemeine, sehr breite Diskussion darüber, was Demokratie bedeutet und es braucht ebenso dringend Aufklärung darüber, was auch in unserem europäischen Alltag faschistisches Gedankengut ist, und zwar nicht nur in den Ländern, die oft genannt werden, wo die Medien schon gleichgeschaltet wurden, sondern auch in solchen Ländern, die unverdächtig scheinen, mit ihren Gesetzgebungen aber eine gewisse Reinheit ihrer Bevölkerungen wahren wollen.

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Welch schwindelerregende Analyse der aktuellen Zeitenwende. Mit textlicher Wucht macht Constantin Seibt klar, worum es eigentlich gerade geht. Vielen Dank!

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(durch User zurückgezogen)
Hans von Arx
pensioniert
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Da habe ich doch mit dem Lesen eines einzigen Artikels das ganze Jahresabo herausgeschlagen. Vielen Dank, Herr Seibt!

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Super die Illustration dazu!

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Der Beitrag ist schon fast eine Systemtheorie. Eine ziemlich plausible noch dazu. Danke!

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Bernhard Wehrli
Leser
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· editiert

Der Titel ist geradezu hellseherisch. Das russische Kriegsschiff heisst #Moskwa. Die Ukrainer haben es inzwischen kaputt geschossen. Die Russen behaupten, sie hätten sich selbst mit einem Feuer in die Luft gesprengt. Welche Symbolik!

https://twitter.com/SZ/status/1514589677159919620

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Enarchist & Anfänger
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Seibt bringt den Ernst der Lage auf den Punkt. Also auf ein fettes Ausrufezeichen. Es geht nicht um westliche Freiheit kontra autoritäre Unterdrückung, sondern um ein neues Aufleben von echter Kooperation, von gegenseitiger Fürsorge, von Vertrauensbeziehungen, die halten, von einer Welt, in der wir gerne leben. Wie das aussehen kann, weiss niemand, denn dafür braucht es immer mindestens zwei, drei oder mehr. Ein Schlüssel wird sein, dass wir nichts und niemandem blind gehorchen.

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Tiefsinnig, fundiert, eloquent und pointiert – danke dem Autor für diesen grossartigen Essay! Ein solcher Beitrag allein lohnt das Jahresabonnement der „Republik“. Constantin Seibt gelingt es, den Wirrwarr von Nachrichten und Meinungen und die beklemmenden Widersprüche unserer Zeit in verständliche Zusammenhänge zu bringen, die wesentlichen Kräfte und Strömungen zu benennen und vor allem ganz klar aufzuzeigen, an welchem Wendepunkt wir stehen und wie gross die Bedrohung unserer Gesellschaften durch das faschistische Gift ist. Es ist ein Text, den mehrmals zu lesen sich lohnt und der unbedingt weiter verbreitet werden muss.

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Solarexperte, Grossrat
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Grandioser Text. Danke. Dafür habe ich die Republik abonniert.
Was hilft gegen den Faschismus:

  • Das Buch "Über Tyrannei" von Timothy Snyder: https://www.timothysnyder.org/books/on-tyranny-tr

  • Mitmachen bei der Demokratie

  • Keine rechts-populistischen Parteien wählen

  • Weg vom Gas und Öl (so schnell wie möglich; hilft übrigens auch dem Klima)

  • Mehr Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich (ohne diesen funktioniert die Demokratie nicht).

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Ein sehr lesenswerter Artikel zum selben Thema hier aus dem jüdischen Magazin Tachles vermittelt eine weitere, differenzierende Sichtweise:
https://www.tachles.ch/artikel/schw…festhalten

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Aufgrund dieses Essays bin ich auf "Republik" aufmerksam und Abonnent geworden!
Vielen Dank, Herr Seibt!

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Heute über den Krieg in der Ukraine zu schreiben, als sei er bereits entschieden, kommt mir zynisch vor. Hier lässt einer in Überlänge seine sprachlichen Muskeln spielen, ohne wirklich etwas zu sagen.

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Korrektur eines kleinen Details in diesem sehr lesenswerten Essay:
"So findet praktisch kein Republikaner mehr etwas dabei, wenn die Frau eines der sieben obersten Richter der USA sich mit Trumps Stabschef darüber austauscht..."
Das oberste Gericht der USA hat neun Mitglieder.

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