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Bei diesem Artikel handelt es sich nicht gerade um ein Meisterstück. Zwar ist das Thema hochinteressant und der Einstieg im Beitrag äusserst vielversprechend. Dann wird er jedoch etwas gar seicht und unspezifisch. Die Autorin wäre gut beraten gewesen, noch etwas mehr über die sehr komplexe und vielfältige Geschichte des Neoliberalismus zu erwähnen. Schlussendlich standen bis in die 1980er Jahre hinein die Ideen von Keynes im Vordergrund und von einem «Siegeszug» des Neoliberalismus seit 1947 kann nicht so ohne weiters gesprochen werden. Zumindest müsste noch mehr über die unterschiedlichen Richtungen innerhalb des sog. Neoliberalismus gesagt werden: Ist der in Amerika geprägten, vom durch Personen aus Österreich der untergehenden KuK-Monarchie formulierten oder gar vom Ortholiberalismus aus Deutschland stammenden Liberalismus gemeint? Slobodians Buch «Globalisten» (von der Autorin kurz erwähnt) hat zwar kein gutes Buch geschrieben, aber es bietet immerhin einen ersten(!) möglichen Einstieg in das Thema. Vielleicht ist das Thema für einen journalistischen Beitrag auch einfach etwas zu voraussetzungsreich. Das sollte man eher z.B. den Autor:innen von «Geschichte der Gegenwart» überlassen. So zumindest meine Empfehlung.

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An sich ist die Idee bestechend, dass
– die Marktteilnehmer frei sind, Chancen zu suchen und zu nutzen
– sie das in Konkurrenz zueinander tun und
– so laufend die Effizienz steigern, Produkte verbessern und den Gewinn erhöhen.
So werden zu angemessenen Preisen alle Bedürfnisse befriedigt. Untüchtige Unternehmen scheiden aus. Freiheit entsteht. (Freiheit im Sinne von selbstbestimmter Handlungsfähigkeit, nicht Freiheit zur Dummheit.)

Was ist daraus geworden? Die Unternehmen schalten die Konkurrenz aus und erzielen fette Kartell- und Monopolrenditen. Sie schliessen sich zusammen, bauen Parlamentarier und Regierungsmitglieder auf (und machen sie so von sich abhängig) und schützen dieses System.
Konkurrenz besteht oft nur noch zwischen den Arbeitnehmern m/w, deren Leistungen gegeneinander abgewogen werden. Was nicht heisst, dass stets der mehr oder weniger faire Leistungslohn bezahlt würde. Wenn die Budgets genug angespannt sind, entsteht Raum für Willkür: befördert wird, wer dem Chef am meisten Freude bereitet. Genial: Abhängigkeiten werden ausgebaut.
Vielleicht als zynischer Witz gedacht nennt man das dann Liberalismus. Und das natürlich am liebsten weltweit.

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Extrem treffende Analyse Herr O.

Das Problem am Neoliberalismus ist dabei offensichtlich und zwar, dass er eine Funktionsweise der Wirtschaft propagiert, die zwar wie Sie sagen, verführerisch ist, weil sie ungeliebte Flexibilität und Veränderung und damit Brüche mit dem Bestehenden liebgewonnenen, aber nicht mehr zwingend Besten erzwingt, um Wettbewerbsfähig zu bleiben.
Gleichzeitig unterschätzt sie aber den menschlichen Trieb nach Sicherheit und Beständigkeit, der unser Handeln vielfach antreibt massiv.

Die Möglichkeit uns diese Sicherheit und Beständigkeit innerhalb unserer Gesellschaft zu schaffen, unterscheidet uns dabei wohl grundlegend von den anderen Spezies im Tierreich. Wir brauchen diese Sicherheit um unseren wohl wichtigsten Vorteil, den des Sozialen Lernens, überhaupt anwenden zu können.

Der Neoliberalismus ignoriert diese grundlegenden Erfogsrezepte der Menschheit und setzt auf eine grundlegend primitiv Darwinistische Struktur zum erbarmungslosen Antrieb des Wandels.

Daraus folgt aber fast zwangsweise, dass sich die Menschen, denen das Glück eimal Erfolg in diesem unbarmherzigen System beschert hatte, versuchen werden sich und ihren Nachkommen diesen zu bewahren, imsbesondere, da der Neoliberalismus keinerlei Grenzen nach oben oder unten setzt und damit auf einen Höhenflug schnell ein umso tieferer Fall folgen könnte. Das Resultat sind Erbdynastien, Korruption, Kauf von Politikern, die Erzeugung von Monopolen, fehlender Wettbewerb, die komplette Ausgebelung des Marktes an sich.

Der Neoliberalismus zerstört sich damit selbst, weil er Strukturen schafft, die den Menschen in seinen Grundbedürfnissen ignorieren und so die schlimmsten Eigenschaften in vielen hervorbringen um zu überleben und das in einer Gesellschaft, die an sich im Überfluss lebt. Gier, Missgunst, Gleichgültigkeit, Wut, Hass.

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Daniel Graf
Feuilleton-Redaktor @Republik
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Lieber Herr K., vielen Dank für Ihren Kommentar. Ihre Bewertung des Textes kann ich, offen gestanden, nicht teilen. Theresia Enzensberger wollte und sollte eben keine historische oder systematische Abhandlung liefern (weil wir solche Beiträge zum Thema schon sehr häufig hatten), ihr Text ist vielmehr, wie im Lead steht, ein Ortsbesuch. Wobei sie dennoch mit grosser sprachlicher Eleganz auch die ideengeschichtliche Tiefendimension einholt. Wenn Sie sich mehr für Slobodians Thesen oder andere theoretische Angänge des Themas interessieren, finden Sie im Republik-Archiv reichlich Material, zum Beispiel hier oder hier oder hier oder hier. Ihr Interesse am Thema deckt sich also mit unserem, doch gibt es verschiedene Arten der Zugänge, und man würde ja einem Hund auch nicht vorwerfen, dass er keine Katze ist.

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Lieber Herr Graf. Ich habe versucht, den Artikel nochmals in Ihrem Sinn zu lesen. Aber im Grunde stolpere ich schon über den allerersten Satz: «Am Mont Pèlerin hat der Siegeszug des Neoliberalismus begonnen». Der Gehalt dieses Satzes ist einfach irreführend, weil er geschichtlich nicht stimmt. Das können auch noch so gekonnt formulierte Sätze nicht korrigieren: Der von Ihnen behauptete Gang in die «ideengeschichtliche Tiefen» führt auf einen Holzweg. Diesen Berg der Dramaturgie wegen geschichtlich so aufzuladen, halte ich nicht für das geeignete Mittel, um die gesuchte Spannung zu erzeugen. Daher bleibe ich bei meiner Einschätzung, auch wenn ich Ihrer Argumentation durchaus folge und zugestehe, dass die Autorin keinesfalls eine Abhandlung zur Globalgeschichte des Neoliberalismus schreiben wollte.

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Die Autorin erhebt meiner Ansicht nach keinen Anspruch darauf, die verzweigte und komplexe Entwicklung des Neoliberalismus nachzuzeichnen. An Hand der Geschichte dieses seltsamen Gebäudes mit seinem absurd-irreellen gegenwärtigen Zustand zeichnet sie gekonnt ein sehr stimmungsvolles Bild und ermöglicht uns damit Blicke nicht nur in die Weite der Genfersee Landschaft, sondern vor allem auch in die erschreckenden Abgründe der neoliberalen Ideologie.

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Künstler und Buschauffeur
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Schon der Titel ist sehr gelungen: „Auf dem Berg des magischen Denkens“. Und die Beschreibung des Palastes der Magier, die folgt, könnte einem Wes Anderson-Film entstammen. Das Beklemmende dabei ist, dass dieser Ort in der Schweiz (wo sonst?), diese Ideen und auch die daraus hervorgehende Wirtschaftsweise, wie das Beispiel der gespensterhaften Nala Bank illustriert, real und wirksam sind. Zum Schaden des Planeten und der menschlichen Kultur.

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Danke für den anschaulichen und informativen Artikel! Historisches und Theoretisches verknüpft mit einem magischen Ort und seinen Geschichten hilft dem Gedächtnis ungemein! Danke Theresia Enzensberger!

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Der Mont Pèlerin kann zwar als Geburtsstätte des Neoliberalismus als Ideologie gesehen werden. Die „grossen“ Denker dieser Schule wie z.B. Milton Friedman haben aber seit langem festgestellt, dass es für sie keine prinzipiellen Unterschiede zum klassischen Liberalismus gibt und haben sich von dem Begriff Neoliberalismus distanziert, der mittlerweile nur noch im negativen Sinne verstanden wird. Deshalb ist die Darstellung eines Siegeszugs einer Denkschule, die ihr Ursprung auf dem Mont Pèlerin hat, nicht akkurat, denn diese Ideologie gibt es nicht mehr als solche und ist wennschon viel älter. Wenn man den aktuellen Zustand des Mont Pèlerin Palastes wie geschildert verstehen will, dann liefert meines Erachtens „The Global Minotaur“ von Yanis Varoufakis eine viel zutreffendere Einsicht.

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1945: Ende des 2. WK. Welche Nachkriegsordnung soll folgen? Die verschiedenen Player des Krieges und aus dessen Vorzeit schmiedeten ihre Ordnungen. Und es gab die Bestrebungen, mit einer globalen Ordnung eine erneute Welt-Katastrophe zu vermeiden, mit der Ziel, die Menschen als Teilnehmer einer Weltgemeinschaft, genannt Menschheit, vor dem Brudermord zu schützen, fast gleichzeitig: 1948. Erklärung der Charta der Menschenrechte mit der Verpflichtung der Menschen, sich im Geiste der Geschwisterlichkeit zu begegnen.
Der Mont Pélerin ist von der "Capital de Droits de l'homme" Genf eine Autostunde entfernt. Ich gewinne dem Artikel die Seite ab, dass bis in kleine Details das Resultat des sog. Siegeszugs des Neoliberalismus ahnbar wird. Nämlich die grenzenlose Freiheit, den Geist der Geschwisterlichkeit als Feigenblatt zu missbrauchen und auf den Strassen und Plätzen sowie in den Chefetagen und Staaten sog. Freiheitsrituale bis zum Gehtnichtmehr durchzuführen. Denn der gemeinsame Feind ist die Einsicht und Pflicht, sich als Teil der Menschheit zu begreifen und dementsprechend zu handeln.
Schauen wir z.B. nach Glasgow......

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Mein erster Beitrag… und gleich etwas kritisches 😱
Ich finde den Beitrag ebenfalls nicht sehr gelungen, tatsächlich eher ungelenk wenn nicht tendenziös. Und leider empfind ich auch die Fotos als eher aussagelos.
Beschreibungen wie „Fussballer Frisur“ (was soll das denn sein?) oder die Entscheidung, (keine) Maske zu tragen, helfen der Story nicht, erzeugen aber ein voreingenommenes Bild der handelnden Personen.
Darüber hinaus empfinde ich die Story selbst nicht sehr schlüssig. Letztlich spielt das Hotel doch schon sehr früh keine Rolle mehr für die weitere Entwicklung des Neoliberalismus, und umgekehrt sind die derzeitigen Besitzer nicht einer wiertschaftswissenschaftlichen Theorie verhaftet oder dogmatisch/ideologisch motiviert.

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