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Guter Beitrag. Offen und klar Stellung bezogen. In den Medien wird fast immer über den Rechtsextremismus gesprochen und wie schlimm er ist- was er durchaus ist. Wie sieht es aber mit dem Linksextremismus aus -Juso, Antifa, etc..- wo wird da die Grenze gezogen, wann der linke Flügel zu weit geht? Denn auch der linke Flügel kann zu weit gehen. Das sahen wir in Kanada, wo die Regierung das Nicht-Verwenden von alternativen Pronomen unter Strafe stellen wollte-als Hassrede.

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Danke für die treffende Känguru-Geschichte. Leider verleitet die verharmlosende 'political correctness' dazu, einer empörenden Haltung der einen Partei eine ebensolche der anderen Partei zur Seite zu stellen. Das Falsche dabei ist, dass die zeitlichen Begebenheiten und die unterschiedlichen Auswirkungen dabei ignoriert werden. Tatsächlich hat es auch einen Links-Terrorismus gegeben, man erinnere sich an die Baader Meinhof Gruppe (RAF), aber das ist 50 Jahre her. Wer nicht ganz ignorant ist wird zugeben müssen, dass heutzutage nicht der linke Extremismus die Gesellschaft bedroht, sondern der rechte, mit seinen faschistischen und autokratischen Tendenzen.
Ebenso müssen die negativen Auswirkungen 'gewogen' werden, wie die Känguru-Geschichte zeigt. In einer neo-kapitalistischen Gesellschaft wiegt natürlich das Anzünden eines Autos schwerer.

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Danke dafür, das Känguru kam mir auch in den Sinn.

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Enarchist & Anfänger
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Mir ist nichts bekannt von linksextremen Gewaltexzessen, von Fernsehsendern, die sich dahinter stellen und von Millionären, die linksextremes Gedankengut bis in höchste Ämter vertreten.
Mir scheint, der Verweis auf Linksextreme wird von Rechtsaussen verwendet, um von sich abzulenken. Ähnlich wie Putin auf die Nato verweist.
Hass ist Hass. Gewalt ist Gewalt. Da gibt es nichts schönzureden. Das ist die Grenze.

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· editiert

Ja, warum auch nicht gleich mit einem deplatzierten Whatsboutismus in den Tag starten..

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vielleicht eine Frage der gesellschaftlichen Bedeutung bei uns - ein Häufchen eher marginalisierter Linksextremer (damit meine ich natürlich nicht die ganze Linke) gegenüber Äusserungen und mit viel Geld propagierten Positionen ausgehend von Vertretern der grössten Partei der Schweiz? (Und das seit 2017 in Kraft stehende kanadische Gesetz wirkt auf mich nicht besonders extrem oder gefährlich, nach kurzer Recherche finde ich keine besorgniserregende Bestrafungswelle wegen Pronomen)

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Realist
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· editiert

Mir wäre nicht bekannt dass es Linksextreme oder gar Linke (Juso) gibt die anderen Menschen oder Gruppen von Menschen das Existenzrecht absprechen.

Ihnen?

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Nun, in meinen Augen ist unsere Demokratie von beiden Seiten her in Gefahr. Von der rechten Seite der Faschismus und von der linken Seite der Kommunismus und Neo-Marxismus. Alles Extreme ist gefährlich und muss zwingend unterbunden werden. Es ist aber leichtgläubig zu sagen, der Linksextremismus tötet keine Menschen. Möglicherweise töten sie keine Ausländer. Dafür Lehrer, Studenten oder allgemein Menschen, die gegen die Regierung ist. So passiert in der Sowjetunion-Kommunismus oder von nicht all zu langer Zeit in Venezuela-Sozialismus.
Meine Grundgedanke war, dass wir den Linksextremismus nicht au den Augen verlieren und ihm den Weg ebnen, nur weil wir zu stark auf den Rechtsextremismus fixiert sind.

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Es gibt aus meiner Sicht einen entscheidenden Unterschied zwischen Links- und Rechtsextremismus (so sehr ich beide verurteile): Letzterer kann auf die Unterstützung wirtschaftlich mächtiger Kreise zählen und ist deshalb viel gefährlicher.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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„Linksextremismus aus -Juso, Antifa, etc..-„
Juso und auch die heutige Antifa als Linksextremisten: dass ich nicht lache. Das ist eben genau die gaschistische Verzerrung. Lang schon. Wird dadurch aber nur von Jahr zu Jahr, von Krise zu Krise, noch schlechter.

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Diese Interpetation des damaligen Gestzesvorschlags in Kanada stimmt so nicht, passt aber haargenau auf die Interpretation der Faschismus-einstiegsdroge mit dem Namen Jordan B Peterson. Der ja durch seinen Aufschrei damals (leider) zu grosser Prominenz gekommen ist und weiterhin geniesst.

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Sehr schwach Jordan Peterson als Faschist zu bezeichnen. Seine Reden, Bücher und Videos helfen sehr vielen Menschen. Er mag konservativ sein, was jemanden aber nicht zum Nazi macht.

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Um es mit den Worten Böhmermanns zu sagen;
,,Wer immer schon mal wissen wollte, wie "das mit den Nazis" in Deutschland "damals einfach so passieren konnte", lebt in der richtigen Zeit.“

Was zur Zeit in Amerika rund um Trump und Tucker bei den Republikanern zu beobachten ist, ängstigt mich.
Und Menschen die Köppel nicht widersprechen, ängstigen mich auch.

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Sehr zu empfehlen ist hierzu Milton Mayer’s “They thought they were free” , wo er, zwei Jahre nach dem Krieg, nach Deutschland in eine kleine Stadt gezogen ist und hundsgewöhnliche Ex-NSDAP Mitglieder befreundet und über Jahre interviewt hat. Die Aussagen sind ziemlich erhellend.

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Das schlimmste was unserem CH-Zemmour passieren könnte, wäre ignoriert zu werden. Wenn SRF ihn bei jeder Gelegenheit einlädt, um ein bisschen Show statt eine konstruktiven Debatte zu erzeugen, erfüllen sie ihren öffentlichen Auftrag nicht. Ich verstehe auch nicht, warum Köppel ein wöchentliches Thema in der Republik sein muss. Es wäre doch viel interessanter über konstruktive Menschen zu lesen, statt sich ständig über die destruktiven empören zu müssen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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So gerne ich ihnen zustimmen würde, mit Ignorieren alleine werden sie eine Ideologie, welche von ⅓ der Bevölkerung getragen wird, nicht bekämpfen können.
Hier heisst es dagegenhalten und ertragen. Ansonsten wird aus diesem Drittel rasch eine Mehrheit und es drohen russische oder chinesische Verhältnisse.
Die Vorgänge in Ungarn, der Türkei oder den USA, beweisen, dass verschämtes Ignorieren nicht reicht. Es gibt zu viele Menschen, die nur reagieren wenn man sie persönliich bedroht und denen das Schiksal anderer ziemlich egal ist. Denen muss man ständig und lautstark klarmachen, dass sie am Ende auch betroffen sein werden, so wie die vielen schweigenden Russen:innen gerade eben.

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Falls hier schon Braunhemde rumpöbeln würden, wäre eine Bekämpfung wie Sie schreiben das einzige Mittel. Aber soweit ich das persönlich abschätzen kann, liest der erwähnte 1/3 der Bevölkerung kaum die Republik. Zudem wage ich zu bezweifeln, dass der ganze Drittel diese Ideologie trägt. Köppel ist absichtlich extremer. Man achtet nur wegen seiner Provokationen auf ihn, sonst wäre er uninteressant. Also sollte man aus meiner Sicht nicht ständig auf diese Provokationen eingehen. Das beste Gegenmittel wäre sich für eine vernünftigere Politik einzusetzen. Dazu muss man eben den konstruktiven Leuten eine Plattform bieten.

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Es war ja zu erwarten! Ein erster Beitrag der schnell schnell auf die Gefahren des Linksextremismus hinweist -
nachdem Binswanger sehr genau aufgezeigt hat, wo wir in der Schweiz in Sachen faschistisches Gedankengut stehen.

Wir dürfen auch vor den politischen Realitäten in der Schweiz die Augen nicht verschliessen.

Und ich würde sagen, auch vor den gesellschaftlichen nicht. Wie kann es soweit kommen dass das Bundesverwaltungsgericht in St.Gallen SVP-lastig ist (weil Richter:innen anderer Parteizugehörigkeit sich zu wenig um die Arbeit dort bewerben) und der Bandlimat regelmässig korrigiert wird? Wie kann es sein, dass die Staatsanwaltschaft in Basel auf einem (dem rechten) Auge blind einfach so vor sich hinarbeiten kann und sich Arbeit beschafft mit Anklagen gegen links? Gibt es über Basel hinaus einen Aufschrei? Die von Binswanger angesprochene konservative Elite und ihre Verbindung zu Faschisten sollte dringend aufgearbeitet werden.

War Faschismus in der Schweiz je ein Thema? Ich kann mich nicht erinnern. Faschismus war etwas exotisches, kam in anderen Ländern, anderen Weltgegenden vor, ging mit dem 2.Weltkrieg unter. Meinten wir. Welcher Teil der schweizer Bevölkerung hegte und hegt weiterhin faschistisches Gedankengut, durch Blocher und andere durchaus salonfähig, diskussionswürdig gemacht. Die Inthronierung von Köppel als Chef der Weltwoche - ein äusserst geschickter Schachzug. Auch bei uns finden schon lange ein Kampf um Deutungshoheit, Bewirtschaftung von Alltagsempörung, und viele viele Ablenkmanöver statt.

Wir brauchen dringend, dringend Aufklärung über Faschismus bei uns. Denn die Globalisierung schreitet voran. Die Ueberzeugung als "Weisse" einen Anspruch auf den obersten Platz in der Nahrungskette zu haben wird arg bedrängt. Diese Ueberzeugung aber sitzt tief, auch bei uns. Breite Aufklärung, auf allen Kanälen, auch in Alltagsgesprächen, bitte!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

War Faschismus in der Schweiz je ein Thema?

Je nachdem, in welchen Kreisen, Neudeutsch «Bubbles», man sich bewegte, schon. Aber auch in «bürgerlichen» Diskursen wurde Faschismus thematisiert. Der frühere Geschäftsleiter des Vereins Zürcher Museen, Yves Schumacher, schrieb «Nazis! Faschisten! Fascisti! Faschismus in der Schweiz 1918-1945» (2019). DLF schreibt:

Europa schien erneut aus den Fugen geraten in jenem Frühsommer: Deutschland hatte Frankreich überrannt und beherrschte nun ein Terrain von Ostpolen bis zum Atlantik. Mittendrin die kleine Schweiz, wo die meisten Menschen die Ereignisse mit mulmigen Gefühlen verfolgten. Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz reagierte mit einer Rundfunkansprache – die Bundesrat Philipp Etter ins Deutsche übersetzte:
„Bevor Europa zum Aufstieg gelangen kann, muss es ein neues Gleichgewicht finden. Das kann nicht ohne schwere Opfer geschehen. Der Blick muss sich nun entschlossen nach vorwärts wenden. Der Zeitpunkt der inneren Wiedergeburt ist gekommen. Jeder von uns muss den alten Menschen ablegen.“
„Höchst anrüchig“ nennt Yves Schumacher diese Rede in seinem Buch: denn mit keinem Wort kritisierte sie die deutsche Aggression oder den braunen Ungeist.

Dieses «Appeasement» kommt uns heute leider nur allzu bekannt vor.

„Kaum hatte Hitler in der Reichskanzlei Einzug gehalten, traf das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement Anstalten, einer aus seiner Sicht voraussehbaren Überfremdung durch jüdische Flüchtlinge Einhalt zu gebieten. Gemäß einer Weisung betreffend die ‚Einreise von Israeliten‘ wurde jüdischen Flüchtlingen nur ein vorübergehender Aufenthalt in der Schweiz gestattet.“

„Ein Großteil des Schweizer Bürgertums war in der ersten Hälfte der 1930er Jahre auf dem rechten Auge blind. Das Deutschschweizer Bürgertum schaute über die antidemokratische Stoßrichtung der Fronten mehrheitlich hinweg und ließ sich durch deren Antikommunismus mit vaterländischen Lippenbekenntnissen und martialischen Auftritten blenden.“

Der Faschismus (Historisches Lexikon der Schweiz) in der Schweiz wurde vor allem durch die «Frontbewegung»(HLS) vorangetrieben.

Programmatisch verfochten die Fronten nationalistische und restaurative Konzepte: Der Klassenkampf sollte durch einen nationalen Schulterschluss abgelöst werden (Antikommunismus), die parlamentarische Demokratie durch einen autoritären Einheits- und Führerstaat, die freie Marktwirtschaft durch eine korporative Ordnung mit sozialem Ausgleich unter den Berufsständen (Korporativismus, Ständestaat). Dem Antimarxismus der Fronten brachte das rechtsbürgerliche Lager anfänglich einige Sympathien entgegen; darüber hinaus begrüssten katholisch-konservative Kreise den frontistischen Antiliberalismus. Innerhalb der Frontenbewegung sind zwei Richtungen zu unterscheiden: eine gemässigtere, die einigermassen Distanz zu verwandten Strömungen im Ausland hielt; und eine extremere, die sich in Abhängigkeit Deutschlands oder Italiens begab, von dort Gelder bezog, Landesverräter hervorbrachte und eine Satellitenexistenz der Schweiz in Hitlers «Neuem Europa» bejahte. Beide Richtungen waren antisemitisch und zum Teil rassistisch (Antisemitismus).

Ein starkes Signal war die sog. «Eingabe der Zweihundert»:

Die E., die am 15.11.1940 an den Bundesrat gerichtet wurde, rief zur Wahrung der Neutralität auf, forderte aber v.a. im Pressewesen eine verstärkte Anpassung an das nationalsozialist. Deutschland (Zensur). Die Erstunterzeichner stammten aus dem Umfeld des 1921 gegr. germanophilen Volksbundes für die Unabhängigkeit der Schweiz.

Die E. wurde von 173 Personen aus rechtsbürgerlichen akadem., polit. und wirtschaftl. Kreisen unterschrieben, darunter 80 Offizieren. Für die Wahrung der Freiheit und die Pflege guter Beziehungen zu allen Nachbarn wurde die "Ausmerzung" jener Presseorgane gefordert, die im Dienste fremder polit. Gedanken stünden und beherrscht seien von der "nebelhaften Vorstellung einer internat. Weltdemokratie". In einem internen Papier des Volksbundes waren vorher namentlich die Chefredaktoren der NZZ, des "Bund" und der "Basler Nachrichten" sowie "Die Weltwoche"[sic!], die "National-Zeitung" und "Die Nation" aufgeführt worden.

Ein Freund der Frontisten war der Waffenfabrikant von Nazi-Deutschlad, Emil G. Bührle (s. Bührle und seine Lakaien. Wie der Nazi-Profiteur mit dem Kunsthaus die Herzen der Schweizer Elite eroberte), dem nach dem Kriege trotz – oder gerade deswegen – «die Ehrenrettung – dank des grossen Wohlwollens von Bundesräten, Bankern und Stadtpräsidenten» gelang. In den postmortalen Olymp gelang er durch die Aufnahme seiner Sammlung in den Chipperfield-Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich. Womit sich der Kreis zu Yves Schumacher schliesst.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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P.S. Spannend ist auch, wie Emil G. Bührle in Zürich mit seinem Geld und Einfluss Kulturpolitik betrieb. Auch hier offenbarte sich die weitverbreitete Moral «Geld stinkt nicht».

Bührles Kulturengagement war stets ein Streben nach Einfluss, was sich vor allem beim Schauspielhaus zeigte. Sein Winken mit dem Geldbeutel wirkte sich subtil auf dessen Spielbetrieb aus. Ein Rapport des Nachrichtendienstes der Kantonspolizei Zürich hielt fest, man getraue sich nicht mehr „gewisse Theaterstücke aufzuführen“; „Schauspieler wie Langhoff, der die Moorsoldaten schrieb, würden bei der Rollenverteilung weniger berücksichtigt als früher“. Man übe vorauseilenden Gehorsam. Bührle wandte sich gleichzeitig an den Schweizerischen Schriftsteller-Verein (SVV), der die „Emigrantenbühne“ am Pfauen stärker national ausrichten wollte. 1942 schlug er die Einrichtung eines «Emil Bührle-Fonds des SVV» vor, in dem er bei der Geldvergabe das letzte Wort haben wollte. Als Einstand spendete er zwei Förderbeiträge für einen Frontisten und einen Ultranationalisten. Immerhin siedelte der SVV das Danaergeschenk schliesslich nicht direkt innerhalb seiner Organisation an, worauf Bührle sein Interesse auf ein grösseres Vorhaben verlagerte: Ende 1944 wurde mit einem Startkapital von 2 Millionen Franken die „Goethe-Stiftung für Kunst und Wissenschaft“ aus der Taufe gehoben.

Der ganze Artikel «Heimsuchungen am Heimplatz» von Jakob Tanner in der Geschichte der Gegenwart lohnt sich.

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Das was die Weltwoche aussagt zum Ukrainekrieg erscheint mir logisch, die weltpolitischen Zusammenhänge nachvollziehbar und die Provokation des Westens an Russland eine Tatsache. Das soll aber nicht eine Krieg rechtfertigen. Dass man gegen den Faschissmus ist ist selbstverständlich.

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Diese ,,Ich bin ja auch gegen diesen fürchterlichen Krieg, aaaber…“ finde ich unsäglich heuchlerisch! Entweder versteht man Putin und findet den Krieg notwendig, in Ordnung und gerechtfertigt oder man lässt es. Genau deshalb ist Köppels Aussage dazu ja so problematisch. Immer etwas sagen und im gleichen Satz relativieren oder abreden. Das ist zynisch!

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Es gibt und gab keine Provokationen des Westens.
Die Nato Osterweiterung geschah zu 100% wegen der ständigen Drohgebärden aus Moskau.

Was sich der Westen hat zuschulden kommen lassen, ist eine tatsächlich völlig unangebrachte Überheblichkeit, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Das aber rechtfertigt weder die Reppressionen gegen Schwule, Lesben, Linke und Anständige, noch die blutigen Eroberungsfeldzüge rund um das russische Territorrium.

All dies ist der Faschismus gegen den sie angeblich sind, in Tat und Wahrheit aber durch die Weiterverbreitung seiner Lügen vorbehaltlos unterstützen.

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Ich beobachte die Binswanger Artikel wieder genauer, nachdem ich einige in letzter Zeit nicht so gut gelungen fand. Dieser hier ist wieder super und top aufgebaut und strukturiert.

Da ich aus DEU komme bin ich nicht so ganz im Bilde über die CH Tagespolitik. Jedoch muss ich immer wieder sagen, dass die CH in DEU ganz klar als rechts und vor allem narzisstisch wahrgenommen wird. Jede Diskussion um Putin ist doch nur Makulatur solange die CH das Geld weltweiter Despoten wäscht. Ich persönlich kann das nicht ernst nehmen. Natürlich ist es immer gut wenn Menschen gegen rechts aufstehen, aber es kommt halt nicht richtig rüber in einem Land, dass auf ebendieser Ideologie aufgebaut ist. Natürlich möchte niemand auf Wohlstand am Ende verzichten- aber solange die CH da nicht ernsthaft ansetzt bleibt alles nur Schall und Rauch.

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Als ebenfalls in D geborener heutiger CH-Bürger möchte ich hier etwas ergänzen. Die Wahrnehmung der Schweiz in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Gab es früher eine sehr positive Grundhaltung, ist diese umgeschwenkt. Ein nicht unwesentlichen Beitrag hat hier der Pakt von Roger Köppel mit dem deutschen Fernsehen gespielt. Die Talkshows suchten auch im Hinblick auf die Quote jemanden der rechte Idiologie unverhohlen ausspricht, Roger Köppel hat diese Rolle immer wieder gerne übernommen und so dass Bild der Schweiz in D nachhaltig beschädigt. Lange hat die Schweiz in D das Image, welches sie sich selbst gerne gibt, eigen aber sympathisch, heute wird sie als nationalistisch, fremdenfeindlich und rein geldorientiert wahrgenommenen. Das wird ihr aber nicht gerecht. Es gibt auch noch eine andere Schweiz.Auch wenn 26% der Bürger eine rassistische und faschistische Partei wählen, haben wir aber immerhin noch 74% die dies nicht tun.

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Stimmt auch. Mich irritiert trotzdem das Abstimmungsverhalten beim PMT. 56% waren dafür. Das Gesetz kam nicht von der SVP, sondern von der FDP, also den „Liberalen“ (???) ist rechtsstaatlich sehr umstritten und wurde von Menschenrechtsorganisationen kritisiert.
Die 56% setzen sich wohl mathematisch gesehen kaum nur aus der SVP zusammen. Von denen haben viele sogar Nein gestimmt, weil es dort gerade Mode war 5x Nein zu stimmen.
So jetzt habe ich aber genug geschrieben, nicht dass ich auch noch zu diesen „Gefährdern“ gehöre.

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Tragisch und unerträglich ist, dass gerade die demokratisch wertvollen Errungenschaften wie Toleranz, Meinungsfreiheit, Redefreiheit, Schreibfreiheit etc. von faschistischen Kreisen aufs schlimmste ausgenutzt und in ihr Gegenteil pervertiert werden können.

Wie kann man solch menschenverachtende Pamphlete eingrenzen/stoppen, ohne sofort den Vorwurf der Zensur oder sogar den Vorwurf der Diktatur auf sich zu laden?

Gibt es Grenzen der Toleranz, der Meinungsfreiheit auch in der offenen Gesellschaft?

Darf in einer offenen Gesellschaft immer und überall alles gesagt und geschrieben werden, was gesagt und geschrieben werden kann? Auch das Unsägliche?

Edit. Unsäglich

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Ja, diese Gruppierungen bedienen sich erlaubter Mittel. Aber sie bedienen sich auch unerlaubter Mittel:

  • die Lüge

  • der Themenwechsel (derzeit besonders in Form eines Whataboutism)

  • die Inkonsistenz (zu früheren Aussagen, und zu Taten)

  • das Nicht-Deklarieren von Eigeninteressen und finanzieller Unterstützung

  • die systematische Schwächung von Institutionen (Presse, SRF, Gerichte, ...)

Es sind diese Mittel, die es anzuprangern gilt.

Die Meinungsfreiheit begrenzen zu wollen halte ich hingegen für ein Eigentor, weil sich dann die Gegenseite als Opfer inszenieren und uns im Sinne eines Tu-quoque-Argument die moralische Autorität absprechen kann. Und dann haben wir verloren, denn wenn weder Moral noch Recht zählt, zählt nur noch die Macht des Stärkeren.

Wie kann man solch menschenverachtende Pamphlete eingrenzen/stoppen, ohne sofort den Vorwurf der Zensur oder sogar den Vorwurf der Diktatur auf sich zu laden?

Indem wir widersprechen.

Indem wir entlarven.

Und indem wir Institutionen stärken - zum Beispiel, indem wir Daniel Binnswanger ermöglichen, weiterhin solche Artikel zu schreiben :-)

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Danke, sehr einverstanden!

Leider beobachte ich in meinem Umfeld, dass man sich zu oft gar nicht mehr damit befassen mag (geschweige denn widersprechen oder entlarven). So kommt es zu einem Gewöhnungseffekt, der dazu übergeht, dass man solche Äusserungen gleichgültig zur Kenntnis nimmt oder die schleichende ideologische Entwicklung im Diskurs und die eigene Desensibilisierung gegenüber einem gewissen Stil mit der Zeit gar nicht mehr realisiert.

Nebst einerseits kritikloser, euphorischer Zustimmung und andererseits verstärkender Empörung, Gleichgültigkeit als die dritte Reaktion, die den ideologischen Boden ebnet und ausweitet…

(So nach dem Motto: Lass doch diesen Laferi und ärgere dich nicht darüber. Je nach Situation auch: lies keine solchen Artikel mehr; schau keine Tagesschau oder Arena mehr; was, du liest noch Zeitung, da steht doch nur Negatives drin)

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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„Wie kann man solch menschenverachtende Pamphlete eingrenzen/stoppen, ohne sofort den Vorwurf der Zensur oder sogar den Vorwurf der Diktatur auf sich zu laden?“
Indem wir dieser Deutung nicht noch aufhocken.
Sondern all das Obgenannte „gerade die demokratisch wertvollen Errungenschaften wie Toleranz, Meinungsfreiheit, Redefreiheit, Schreibfreiheit etc.“ endlich genau so gezielt und gesetzgeberisch schützen (und als Zivilgesellschaft das fordern), wie wir anderes Schützenswertes, zum Beispiel Menschen, die irgendwo draussen unterwegs sind, vor Mord schützen. Durch entsprechende Gesetze.
Und dafür müssen wir erst mal wieder klar denken. Und wieder unterscheiden lernen. Auch legitime Bedürfnisse und Argumente von deren Unkehrungubd Vedrehung. — Wir haben einiges zu tun grad!

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Dass sich die hiesige Fangemeinde der nützlichen Idioten Putins überwiegend aus Parteigängern der SVP zusammensetzt ist nichts anderes als folgerichtig, bietet die wählerstärkste Partei der Schweiz doch seit Jahren eine Art sprituelle Heimat für die zahlreichen, mittlerweile nachgerade pathologischen EU-Hasser. Sektenprediger Köppel repräsentiert diese Klientel von politischen «Freiheitstrychlern» auf geradezu idealtypische Weise, zumal er es auch versteht, die antieuropäischen Ressentiments seiner Gläubigen auf Trefflichste zu bedienen.

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Nützliche Idioten Putins… wow hab gemeint die linken sind für Toleranz statt Ausgrenzung

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Paradox der Toleranz, ist Ihnen ein Begriff?

Das sollten sie sich mal verinnerlichen. Dann werden Sie auch einsehen, dass Ihr Statement ziemlich doof daherkommt.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Herr M., Toleranz ist ein sehr hoher Wert, aber er findet auch an einem gewissen Punkt seine Grenze. Ich weiss nicht, wie Sie das beurteilen, aber für mich würde diese Grenze liegen, bei der Apologetik von absolut horrenden Kriegsverbrechen. Das hat mit links oder rechts nichts zu tun. Herzlich, DB

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Wer keine Tolleranz übt, dem darf sie, zumindest in Bezug auf diese Position und nicht seiner Rolle als Mensch, selbst nicht entgegengebracht werden, oder er ist der Anfang von deren unschönem Ende.

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Köppel ist tatsächlich nicht das Problem. Dieses liegt eher darin, dass dieser Mann immer noch den Support der SVP-Spitze hat. Und darin, dass den anderen bürgerlichen Parteien der Machterhalt im Schulterschluss mit dieser SVP immer noch ungleich wichtiger ist, als eine moderate Modernisierung der Schweiz. Zwar haben sowohl Burkart (Annäherung an die NATO) als auch Pfister (Waffenlieferungen an die Ukraine) die "rote Linie" der SVP auf dem Feld der Neutralität frivol überschritten. Aber wenn es um den Schutz von Oligarchengeldern oder die unreflektierte Aufrüstung der Schweiz geht, funktioniert die bürgerliche Koalition der Macht bestens. Die Annäherung an die NATO wird denkbar, die EU bleibt das zentrale Tabu der Schweizer Politik. So lange rassistisch und faschistisch denkende Bevölkerungsgruppen als essentiell zur Aufrechterhaltung bürgerlicher Hegemonie betrachtet werden, wird das Doppelspiel von FdP und "Mitte" weitergeführt: Empörung gegenüber "Tonalitäten" und einigen besonders abgedrehten ExponentInnen - enge Zusammenarbeit in allen Dossiers, in denen es um Aufrechterhaltung oder Ausbau hiesiger oder ausländischer Privilegien geht. Mason hat recht, wenn er sagt, es brauche ein Bündnis aller demokratischen Kräfte, um Putin zu stoppen. Jenseits dieser Frage braucht es aber keinen "Burgfrieden" zwischen rotgrün und dem bürgerlichen Machtkartell.

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Ihre Analyse des Problems scheint mir völlig richtig. Aber weshalb sollte die SVP Spitze Köppel den Support nehmen? Er bringt wahrscheinlich mehr extreme Wähler, als er moderate verscheucht. Das Doppelspiel der bürgerlichen Parteien ist auch nachvollziehbar, solange die Extremen bei den wichtigen Vorlagen „richtig“ abstimmen. Sprich den Reichen noch mehr Privilegien geben. Burgfrieden auf keinen Fall, aber rotgrün sollte sich auf die wichtigen Themen konzentrieren, statt diese den JuSo zu überlassen. Das bedeutet für mich konsequent 2-3 Kernthemen wie das Steuerwesen zu bearbeiten und dranzubleiben, statt auf jedes rote Tuch der SVP zu rennen.

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Ein ausgezeichneter Beitrag, der eindrücklich aufzeigt, wie weit faschistisches Gedankengut das Denken und Handeln demokratische Gesellschaften infiltriert hat.
„Was Mason besonders beunruhigt, ist die neue Konvergenz zwischen Rechts­extremismus, Rechts­populismus, und autoritärem Konservatismus. Der Rechts­extremismus setzt auf Gewalt und ist eigentlich faschistisch. Der Rechts­populismus bedient sich zwar rassistischer Rhetorik und nimmt es nicht genau mit rechts­staatlichen Prinzipien, aber Gewalt­anwendung interessiert ihn im Grunde nicht: Er will einfach Wahlen gewinnen, ganz egal wie. Der autoritäre Konservatismus ist typisch für den rechten Rand des Establishments. Es ist die Ideologie von konservativen Eliten, die sich eigentlich an die Spiel­regeln halten wollen, der eigenen Macht aber deutlich stärker verpflichtet sind als der Demokratie.“
Ich finde das eine sehr präzise Beschreibung, wie destruktiv die Durchlässigkeit unserer bürgerlichen Parteien nach rechts ist und wie dadurch die Grundlagen unserer Demokratie immer mehr geschwächt werden. Diese vielen fahrlässigen UnterstützerInnen faschistischer Ideologie stellen eine viel grössere Gefahr dar als die rechtsextremen Hardliner von der Sorte Köppel.
In einem Punkt bin ich mit Daniel Binswanger nicht ganz einverstanden. Wenn die US-amerikanischen Republikaner den ukrainischen Widerstand unterstützen, so zeigt das einfach die Grenzen der rechtsextremen Internationalen (um mal diesen Begriff zu verwenden) auf. Rechtsextreme Parteien unterstützen einander über die Landesgrenzen hinaus, solange es ihrem Machtstreben dienlich ist. Wenn es dann aber um Konkurrenz geht, wird man rasch zu Gegnern und Feinden. Die kleinen Faschisten in unserem kleinen Land können von solcher Macht nur träumen und dienen sich deshalb auf widerlichste Art sowohl Putin und Trump und anderen rechtsextremen Führern an.

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Folgende Ergänzung, die im europäischen Kontext ungleich wichtiger ist als der im Artikel gemachte Hinweis auf beispielsweise Eric Zemmour. Der ungarische Premier Viktor Orbán in seiner Regierungserklärung zur neuen Amtsperiode vom 16.5.2022:

Als Nato-Mitglied trage Ungarn Sanktionen gegen den Aggressor Russland mit, solange sie die Nation nicht schädigten, wie etwa ein Öl-Embargo. Orbán sieht „zehn Jahre Krieg“ voraus, durchsetzt von „wiederholten Wellen an Suizidversuchen der westlichen Welt“. Einer dieser Versuche sei Europas „großes Programm zum Bevölkerungsaustausch“, wobei „der Mangel an christlichen Kindern Europas“ wettgemacht werden solle „durch Migranten aus anderen Zivilisationen“.

Im Übrigen Danke für den konzisen Artikel. Nur etwas hätte ich zu bekritteln: Wenn ein Massenmörder sein Tun mit der eigenen Helmkamera live streamt, sollte man nicht vom „vermutlichen Täter“ sprechen. Diese vermeintliche Rücksichtnahme auf die Unschuldsvermutung fällt leider in die gleiche Kategorie wie die Köppelsche Nebelgranate, man dürfe nicht von Kriegsverbrechen in Butscha reden, solange die internationale Untersuchung nicht abgeschlossen sei.

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Handwerker
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Ich möchte das der Vielschreiber Binswanger 1Pause "einlegt".
Sie verhalten sich wie Köppel, zu Allem 1Meinung (wie wir Alle) aber siehe Köppel das reicht einfach nicht.lg

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Herr G., ich habe nicht vor jede Woche drei Artikel zu ko-signieren, insofern ist Ihre Forderung sehr in meinem Sinn. Dass Sie dann aber gleich die ganze Welt zu Köppels promovieren, und ganz besonders natürlich mich, erscheint mir dann doch etwas exzessiv. Herzlich, DB

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Die Älteren unter uns erinnern sich noch an die Streitereien zum Vietnam-Krieg. An sich war es ja bizarr, dass eine Supermacht auf der anderen Seite des Planeten in einem Entwicklungsland, das die französischen Kolonisatoren hinauswarf, einen monströsen Angriffskrieg führte. Darum es ging in Vietnam um die Wahrheit. Es ging um die Freiheit. Es ging um die westlichen Werte. Es ging darum zu verhindern, dass Vietnam den Kommunisten in die Hände fiel. Denn dann würde ein Dominoeffekt entstehen und am Schluss die USA und damit auch uns bedrohen. Damals wurden die Leute, welche gegen den Vietnamkrieg waren, «nützliche Idioten» genannt, heute werden Abweichler als «Putinversteher» abgetan und neu als «nützliche Patrioten». Damals konnten wir lernen, dass solch plakative Erklärungen mehr verdecken als erklären. Heute ist es nicht anders. (Dass Köppel wirklich ein Patriot ist, glaube ich sowieso nicht ganz, ihm geht es um Auflage am rechten Rand für eine Zeitung, deren Pächter er ist und die rasant Abonnenten verliert. Dass er meint, mehr Mist nütze mehr, wenn doch der rechte Rand wegen des Kriegs immer mehr ausdünnt und die Leute die Führerverehrung in der Weltwoche immer weniger verstehen, macht ihn auch nicht zum Patrioten, höchstens zum…).

In der NZZ hatte es diese Woche ein Interview mit einem Fachmann, dem Politikwissenschafter Prof. Münkler. Der Titel des Interviews: «Die Ukraine wird unter die Räder kommen, wie immer die Sache ausgeht». In diesem Interview wird nicht eine Kampfposition der Rechtgläubigen ausgebaut und werden Andersdenkende nicht pauschal abgestempelt (wie im Faschismus üblich), sondern wird versucht, die Lage zu verstehen und eine Lösung zu finden. https://www.nzz.ch/international/mu…ld.1683932

Eine Doppelfrage zum Schluss: Glauben Sie, dass Sie jemanden an den Verhandlungstisch bringen, wenn Sie ihn zuerst schmähen und ihm für den Fall einer Einigung und Beendigung des Krieges ankündigen, ihn vor Gericht zu stellen? Wenn Sie das nicht glauben, weshalb soll dieses Verhalten dann irgendetwas Nützliches bewirken?

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Also sie waren gegen den Vietnamkrieg aber haben Verständnis für den Ukrainekrieg? Klingt nach „der Feind meines Feindes ist mein Freund“..

Eine Doppelfrage zum Schluss: Glauben Sie, dass Sie jemanden an den Verhandlungstisch bringen, wenn Sie ihn zuerst schmähen und ihm für den Fall einer Einigung und Beendigung des Krieges ankündigen, ihn vor Gericht zu stellen? Wenn Sie das nicht glauben, weshalb soll dieses Verhalten dann irgendetwas Nützliches bewirken?

Weiss ich nicht. Gegenfrage: Denken Sie dass wir Ruhe von Putin haben und er den Traum von Grossrussland aufgibt, wenn die Ukraine kapituliert?

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Im Ernst jetzt, wo lesen Sie, ich hätte Verständnis für den Ukrainekrieg? Aber diese Unterstellung meinen wohl eher nicht, sondern möchten mir unterstellen, ich sei für den russischen Überfall. Oder ist für Sie sowieso alles dasselbe?

Das meine ich: diese Hetze um Positionen und das Abwerten von Personen, die nicht gleich denken, führt zu Durcheinander, Unverständnis und offensichtlich irrtümlichen Unterstellungen. Darum können Sie nicht einmal sagen, dass Sie etwas Nützliches zu bewirken erwarten.

Ganz sicher haben Sie auch das Interview mit Prof. Müller nicht gelesen. Oder irre ich mich?

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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An Anonym 4 : Das ist ja mal die Verdrehung des Jahrhunderts. Solche Jahrhundertverdrehungen gibts grad ähnlich viele wie Jahrhundertwetterereignisse. Gehäuft. Und ja; beides grösstenteils anthropogen; menschgemacht. Auwaja.
P.S. Und Mord ahnden wir in Zukunft auch nicht mehr. Weshalb brauchen wir überhaupt noch ein Rechtssystem — ist doch eh alles das Gleiche. Und alles für die Füchse.
Wobei: ich mag Füchse.
Aber ja: Bei so viel Zynismus kocht mir der manchmal dann auch hoch.

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heute werden Abweichler als «Putinversteher» abgetan und neu als «nützliche Patrioten». Damals konnten wir lernen, dass solch plakative Erklärungen mehr verdecken als erklären.

Was wird denn damit genau verdeckt? Können Sie das ausführen?

Sie ziehen hier eine Parallele zwischen der Antikriegsbewegung zu Zeiten des Vietnamkriegs zu den Leuten, welche die Aggression Russlands heute verteidigen oder relativieren.

Ich finde, wenn man diese sehr verschiedenen Dinge vermischt und Personen, die mehr oder weniger explizit faschistische Inhalte verbreiten als Abweichler oder Andersdenkende beschönigt, dann verdeckt man damit so einiges und spielt sogar denjenigen in die Hände, die täglich daran arbeiten, den öffentlichen Diskurs zu vergiften. Dagegen nützt eine „gepflegte“ Ausdrucksweise gar nichts.

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Ich verstehe es wirklicht, wie das so schwierig sein kann: Wenn man gegen den Angriffskrieg gegen Vietnam war und erlebte, wie gegen alle gehetzt wurden, die nicht genau das gleiche Lied für den Krieg sangen, und wenn man jetzt gegen den russischen Agriffskrieg auf die Ukraine ist und wieder erlebt, wie gegen alle gehetzt wird, die nicht das genau gleiche Lied singen, so ist das schon ein m.E. wichtiger Punkt und Anlass, über Hetze nachzudenken. Manche Leute mit scheinbar einer Verarbeitungsschwäche beim gelesenen Wort versteigen sich sogar, mir zu unterstellen, ich sei für den russischen Angriffskrieg (natürlich ohne Begründung, einfach als dummer Angriff), oder ich würde dies schreiben "und das Gegenteil gleich danach. Die Taktik des Faschismus."

Wir sollen gegen den neuen Angriffskrieg arbeiten wie wir es auch gegen all die anderen Angriffskriege hätten tun sollen, aber das ist überhaupt kein Grund, völlig über die Stränge zu schlagen, und z.B. Leuten, die einen anständigen Umgang unter uns hier in der Schweiz (!) fordern, zu unterstellen, sie würden jene, die "mehr oder weniger explizit faschistische Inhalte verbreiten als Abweichler oder Andersdenkende beschönig(en)" und so einiges verdecken und sogar "denjenigen in die Hände spielen, die täglich daran arbeiten, den öffentlichen Diskurs zu vergiften." Diese Umdrehung des von mir Geschriebenen ist schon fast genial.

Dass wahrscheinlich gute Leute ein solches Durcheinander bekommen und sich auch zu Ausfälligkeiten versteigen (vgl.u.), zeigt deutlich, was für Folgen auch "Hetze für eine gerechte Sache" hat.

Warum habe ich mich überhaupt geäussert? Ich denke, dass diese Diskussion und die hässlichen Ausfälligkeiten später als Schandfleck für die "Republik" erkannt werden. Vielleicht lernt man dann etwas für ein späteres Mal.

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Ein klare sehr differenzierte Analyse! - Wichtig dünkt mich , dass wir uns nicht sukzessive ans Unrecht gewöhnen und die neue Qualität des Völkerrechtsbruchs immer wieder erinnern: Die UNO-Vetomacht Russland bricht vorsätzlich die UNO-Charta. Der Angriff auf das souveräne Nachbarland bezweckt eine territoriale Veränderung, eine mit militarischer Gewalt durchgesetzte Landnahme. Und das von Binswanger genau analysierte faschistische Regime verleumdet die Angriffenen als Faschisten. Der Faschist kommt im Tarnanzug alsAntifaschist. Dies alles hat eine ganz andere "Qualität" als begangene westliche Rechtsbrüche u.a. in Serbien oder im Mittleren Osten. Alle Demokratinnen und Demokraten sind nun zum Widerstand aufgerufen. Nicht unerwartet ist das für Köppel kein Thema, er verharmlost Putins Krieg lieber mit angeblichem Nato-Fehlverhalten, das, wenn es eines gäbe, auf einer völlig anderen Ebene läge. - Danke für den wiederholten Warnruf. Bleiben wir wachsam!

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Weshalb wird Roger Köppel immer noch in die Arena eingeladen? Kann man den nicht einfach links liegen lassen?

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Köppel "links" liegen lassen? Wie soll das denn gehen? Ist er so weit rechts, dass er schon wieder - einmal rund herum - links zu liegen kommen könnte? :-) Aber mal ernst: Er kommt wieder im TV, weil die SVP anscheinend bei SRF einen Terz gemacht hatte, weil dieses Köppel nicht mehr in die "Arena" einlud und Thomas Aeschi unfair angegangen sei. Im April gab es wohl eine Aussprache zwischen SRF und SVP mit dem Ergebnis, dass die SVP bei der nächstbesten Gelegenheit Köppel als Chiesa-Vertreter für die "Arena" benannte und SRF nichts anderes übrig blieb, als seine Unparteilichkeit durch eine Annahme der Köppel-Nominierung unter Geweis zu stellen-

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Wuau; gruusig !!! (Und die haben auch immer noch den Magen, andauernd was von links unterwandert zu quasseln.) Als wäre ein einziges Blatt oder Medium (in meiner Sicht genau mit Ausnahme der SRF, meist, jedenfalls) heute noch ausgewogen. Geschweige denn links.
Übrigens auch die Republik nicht. Die bringt nur effektiv endlich wieder wirklichen Journalismus.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Herr B., sicher, Köppel kann man links (bzw. rechts) liegen lassen. Das Problem ist, dass er in die zitierte Arena-Sendung als Vertreter des SVP-Parteipräsidenten Marco Chiesa entsandt war, also als Stimme von einem Viertel der Wähler. Solange die SVP beschliesst, sich bezüglich des Ukraine-Krieges über Köppel zu positionieren, hat die Schweiz en massives Problem. Und nein, das kann man nicht links liegen lassen. Herzlich, DB

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Könnte es sein, dass die Idee vom "grossen Austausch" gerade in den USA auf so fruchtbaren Boden fällt, weil er dort - historisch betrachtet - einmal funktioniert hat? Als die Einwanderer aus Europa die Urbevölkerung verfolgt, in Reservate getrieben und politisch dominiert und diskrimiert haben. Da könnte den Einen oder die Andere die Angst umtreiben, ihnen könnte Ähnliches blühen - auch wenn die Idee an sich völliger Schwachsinn ist.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Auch die europäische Geschichte ist eine Geschichte der Dominanz und Volksgruppenverdrängung. Ich glaube eher, dass die USA halt noch eine sehr junge Vergangenheit hat mit einem Apartheit-Staat, der noch nicht lange her ist. Die Zugeständnisse der weissen Mehrheit bei der Aufhebung der Segregation wurden vor dem beruhigenden Hintergrund gemacht, dass die Weissen ja noch immer die Mehrheit hatten, und alle wichtigen Positionen besetzten. Man musste sich mit der Abschaffung der Segregation nicht, wie Südafrika, mit einer unmittelbaren Machtumwälzung auseinandersetzen.

Diese Vormachtstellung, auch wenn bis heute noch präsent, wurde aber in der Folge immer mehr aufgeweicht. Gleichzeitig hat in der Gesellschaft die Obsession, sich weitgehend über Hautfarbe zu definieren, nicht in dem Masse abgenommen, wie sich das viele Amerikaner nach der Abschaffung der Segregation gewünscht hatten.

Für viele Weisse war es also ein schon fast traumatisches Schockerlebnis, als Obama Präsident wurde. Ganz gleich wie stark die Machtverteilung im Land immer noch zu Gunsten der Weissen war, jetzt hatte es zum ersten mal ein Schwarzer ins höchste Amt des Landes geschafft.

Man braucht also dieser gesellschaftlichen Entwicklung nur noch die Theorie zu unterlegen, dass es Kräfte gäbe, die diesen Wandel aktiv und mit der bösen Absicht, Weisse zu diskriminieren, befördern, und man findet sich in der heutigen Situation wieder. Theorien zu diesen böswilligen Kräften gibt es viele. Zum Beispiel die von Herrn Binswanger genannte Unterstellung, die Demokraten würden den Wandel anheizen, weil sie einen grösseren Anteil an schwarzen Wählern haben als die Republikaner.

Diese Theorie, in welcher sich Demokraten aus Opportunismus am Wandel beteiligen, lässt sich dann mühelos kombinieren mit Verschwörungstheorien in Bezug auf weitere Strippenzieher. Und das geht dann bei den Evangelikalen so weit bis zum Anti-Christ, der die Gesellschaft dem Diktat von amoralischen Sündern unterwerfen will, die sich nicht in einen fundamentalistisch christlich regierten Staat einordnen wollen.
Putin's Umwandlung des russischen Staates in einen christlich-orthodoxen homophoben Machtapparat übt in grossen Teilen der amerikanischen Bevölkerung denn auch grosse Bewunderung aus. Dass in den USA patriotische Lippenbekenntnisse absolute Priorität über andere politische Bekenntnisse haben, und deshalb gegenwärtig offene Sympathiebekundungen gegenüber Putin Tabu sind, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass weite Kreise in den USA eine ähnliche Entwicklung wünschen, sei es als Reaktion auf die "grosse Austausch" Angst, purem Rassismus oder religiösem Fundamentalismus, oder aus einer Kombination dieser Faktoren.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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M. M.: lassen Sie mich kurz Sie zitieren:
„Für viele Weisse war es also ein schon fast traumatisches Schockerlebnis, als Obama Präsident wurde.“
Mit Ihren Erklärungen verstehen wir alle ja nun die Traumata der armen Verdrängten dann schon fast perfekt.
So wenig das wohl (reflektiert an anderen Ihrer Kommentare) Ihre Absicht gewesen sein mag, geehrter M. M.: So viel Raum geben Sie diesen Strömungen mit dieser Einordnung grad.
Wir beginnen doch gleich die armen Traumatisierten (siehe Ihr Zitat oben), schon viel besser zu verstehen. Kommt Ihnen, und uns, dieses Verstehen jedoch nicht irgendwie bekannt vor?

L. S.s kurzer Einwurf oben ist mir da schon viel lieber. Und hat den viel besseren Effekt. Und originell, also neue Optik, ist ihr Gedanke erst noch (überdies noch).

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Ein sehr interessanter Gedanke!

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Liebe L. S., da haben Sie in der Tat recht. Die Geschichte der USA beruht gewissermassen auf dem "grossen Austausch". In einem schönen Artikel von Bret Stephens, einem konservativen Kolumnist der NYTimes, kommt das sehr schön zum Ausdruck. Der Text beginnt:
"In the broadest sense, what goes by the name “replacement theory” — the idea that American elites are conspiring to replace so-called real Americans with immigrants from poor countries — is merely a description of the American way, enshrined in tradition, codified by law, promoted by successive generations of American leaders from Washington and Lincoln to Kennedy and Reagan."
Hier der link: https://www.nytimes.com/2022/05/17/…ry-us.html
Herzlich, DB

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Achtung: Falle! Auf der einen Seite ist Stephens' Artikel ein interessanter Versuch, den Amerikanern ihre Geschichte auf eine Art näherzubringen, wie sie vielen Amerikanern gar nicht so bewusst ist, nämlich als – wie er es nennt – Geschichte der ständigen Erneuerung.

Auf der anderen Seite beschreibt er Replacement Theory aber als eher exotisches Phänomen, das gerade jetzt erst einen Teil der Rechten erreicht, und verschweigt in seiner Geschichtsaufbereitung, dass Rassenhierarchie bis in die jüngere Vergangenheit offizielle Staatspolitik war, und die Rechtskonservativen heute mit der grössten Selbstverständlichkeit das US Sozialsystem dahingehend kritisieren, dass ärmere, vornehmlich schwarze Bevölkerungsschichten dazu animiert würden, Kinder zu kriegen, was eine "ungünstige" demographische Entwicklung fördere.

In Stephens' Amerika-Narrativ, in welchem Afro-Amerikaner gerade mal in einem einzigen Satz Erwähnung finden, und Segregationspolitik schon gar nicht, wird Replacement Theory als ultrarechtes Phänomen isoliert und verurteilt, was den mainstream Rechtskonservativen erlaubt, jenseits des Extremistenklamauks ihre Replacement-Prevention Strategie, nämlich rassenlastige Voter Suppression und rassenlastigen Sozialabbau vorwärtszutreiben.

Der demographische Wandel in den USA bedeutet nicht notwendigerweise eine Umkehr der Weiss-Schwarz Machtverhältnisse, es bietet sich durchaus auch die Chance auf eine Diversität, die Amerika vereinen statt spalten könnte, wie Alba, Levy und Myers in ihrem bemerkenswerten Artikel im The Atlantic schreiben.
Stephens' hingegen schlägt lediglich vor, das "Replacement" als natürliches, nicht konspiratives "Renewal" zu akzeptieren, und ist sich ziemlich sicher sehr wohl bewusst, dass dieses Narrativ hinterhältigerweise den Republikanern Wähler zutreiben wird.

Lieber Herr Binswanger, im Gegensatz zu Stephens' Artikel ist ihr Kolumnen-Beitrag äusserst ausgewogen, und ohne "Hidden Agenda". So interessant Stephens' Artikel auch sein mag, als uneingeschränkte Empfehlung wird er zum Trojanischen Pferd.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Es gibt (laute) «nützliche Patrioten» und dann auch (diskrete) «nutzniessende Patrioten». Im Guardian wurde gerade das Buch «Nazi Billionaires» besprochen.

“What struck me was this is a country that’s so cognisant of its history in many ways but seemingly the most economically powerful actors do not engage with that,” says author David de Jong, a 35-year-old Dutchman.

“You have BMW and Porsche, particularly the families that control them, conduct this whitewashing or leaving out of history where they celebrate the business successes of their founders or saviours but leave out the fact that these men committed war crimes.

“I never got an answer whether it’s because they are afraid it would hurt the bottom line or share prices of the companies to be fully transparent about the history, or whether it’s just because they derive their entire identity from the successes that their fathers and grandfathers had and, by being transparent about them, it’s kind of disavowing their own identity. It’s probably a combination of both.”

Und wie sieht es anderswo aus? Hier? Mit Nutzniessenden und Profitierenden im Bunde mit anderen faschistischen, anti-demokratischen Kräften?

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Herr Köppel ist die Stimme der Orientierungslosen, die schaut, dass das so bleibt. Es gibt nicht wenige auf der Welt, die diese Kompetenz sehr schätzen.

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Will heissen wer anderer Meinung ist ist Orientierungslos. Das grenzt schon an Rassismus

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Nein. Orientierungslosigkeit ist keine Meinung.

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Souri Thalong
Community-Support
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In diesem Kontext von Rassismus zu sprechen, erscheint mir ziemlich verfehlt.

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Die Zustimmung der Republikaner für das Ukraine-Paket von Biden ist bei genauerem Hinsehen keine Überraschung. Was als Hilfe für die Ukraine betitelt wird, ist in Wahrheit ein Geldsegen für die US-Rüstungsindustrie und damit genau für die Klientel der Republikaner.

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Und die Nato kann auch noch aufgerüstet werden mit 100 000 Millionen. Und die die Frau AmHerd brüllt ins gleiche Horn.

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Frau Amherd ganz alleine? Hatte sie nicht wenigstens einen Koch dabei?
Also soweit ich das mitgekriegt habe, stimmte die Rechte in der Schweiz ziemlich geschlossen für die Aufrüstung. Und soweit ich informiert bin, haben sich Recht für die Annäherung an die NATO ausgesprochen.

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Absolut, 2020 hat die Nato mit 1110 Milliarden dass 18-fache von Russland und das 6-fache von China für die Rüstung ausgegeben und es ist nicht genug. Das Geschäft mit der Angst läuft wieder wie geschmiert.

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Märchentante*onkel
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Bei jeder Lektüre eines Textes von Timothy Snyder bedrücken mich die plakativen Verkürzungen und Vereinfachungen, die moralischen Gesten, der Anspruch eigener moralischer Überlegenheit, die Arroganz. Es wird munter ausgeteilt und eingeteilt mit einem beinahe obsessiven Hass auf alles Russische und Sowjetische, als ob der kalte Krieg nie geendet hätte, aber vielleicht hat er ja im amerikanischen Midwest auch gar nie. Item, es macht seine Texte unglaubwürdig und sie scheinen als Produkt eines Menschen, der sein Weltbild solide und stoisch in der US-amerikanischen Provinz verankert. Schade, dass viele an sich eigenständig denkende Menschen diese Verkürzungen und Vereinfachungen als der Weisheit letzten Schluss anpreisen.

Und so schreibt dieser Snyder in seinem von Binswanger beworbenen NY Times Artikel, dass Russland nun den "globalen Süden" mit Hunger bedroht ("Today it is Russia that is denying Ukrainian food to the world, threatening famine in the global south").

Doch wer hätte über die letzten Jahrzehnte die Macht und die Mittel gehabt, diesen Hunger zu lindern und Ausgleich zu schaffen, wenn es nicht diese wundervollen, reichen westlichen Demokratien waren mit ihrem wundervollen freien kapitalistischen System unter der Führung der USA, wundervolle und von Reichtum beinahe überquellende Demokratien mit Milliardären und Oligarchen noch und noch, wundervolle Demokratien, die den Beweis hätten liefern können, wie ihr demokratisches System sie nicht nur moralisch überlegen macht, sie sich nicht nur moralisch so grandios vom faschistischen Russland abheben, welches nur den globalen Süden aushungert, sondern auch materiell mit ihren beinahe unbeschränkten Mitteln zur Ausrottung der Armut.

Die westlichen Demokratien haben über die letzten Jahrzehnte Gelegenheiten genug gehabt, um zu zeigen, dass ihnen die Ausrottung der Armut weltweit ein Anliegen ist, dass es ihnen mit ihrem wundervollen demokratischen System, um das sie die ganze Welt beneidet (wie sie selbst glauben) (und ganz besonders der "globale Süden", der, auch wenn er von einem Dollar im Tag leben muss, von nichts anderem mehr träumt, als dass er alle vier Jahre abstimmen darf (wie sie selbst glauben)), dass es ihnen gar nicht nur darum geht, selbst immer nur noch reicher zu werden, sondern die Nationen des "globalen Südens" etwas an ihrem unermesslichen Reichtum teilhaben zu lassen.

Aber sie haben diesen Beweis nicht erbracht, sie haben auf der ganzen Linie versagt über die letzten Jahrzehnte (wie sie auch hinsichtlich Klima komplett versagt haben, indem sie völlig undemokratisch für sich so leben, als hätten sie einfach so ein gottgegebenes Anrecht, mit ihrem verschwenderischen Lebenswandel die Welt für alle unbewohnbar zu machen), und so finde ich, dass sich Snyder diesen Vorwurf an Russland verkneifen sollte, weil er verlogen ist, wohingegen China die Ausrottung der Armut gelungen ist. Wenn ich Snyder lese, werde ich zynisch und ich verachte eine Denkart, die derart willfährig eingespannt ist in die ideologische Verteidigung eines ausbeuterischen Systems unter dem Deckmantel der Demokratie.

Wie kann man Timothy Snyder anpreisen, wenn man Historiker vom Format eines Eric Hobsbawm hat.

Für eine etwas längere, aber solide begründete Kritik an Snyders populär-geschichtlichen Bestsellern "Bloodlands" und "Black Earth" sei Jean Solchany's Analyse empfohlen:
https://www.cairn-int.info/journal-…ge-134.htm
Sie zeigt auf, wie Snyder eine krude Gleichsetzung von Bolschewismus und Nationalsozialismus entwirft und die Unterschiede zwischen den beiden verwischt: was einem differenzierten Geschichtsverständnis zuwiderläuft und dem heutigen Forschungsstand nicht entspricht.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Zum Thema, wie Subventionen in den Industriestaaten, internationale Handelspraktiken und Hedge-Funds Hunger in armen Ländern verursachen, empfehle ich den Film des Ex-Staatssekretärs für Wirtschaft, Daniel Syz, "Hunger - Genug ist nicht genug", der hier auch auf youtube gestreamt werden kann.

Natürlich hat der Westen in der Bekämpfung des Hungers, den er auf verschiedene Weise auch mit verursacht, versagt; meiner Meinung nach heisst dies jedoch nicht, dass sich Snyder den Vorwurf an Russland, mit dem Krieg Verwerfungen in der ganzen Welt, insbesondere auch Hunger in armen Ländern zu verursachen, hätte "verkneifen" sollen. Ihre Bemerkungen sind zwar nachvollziehbar, laden aber auch zu "Whataboutism"-Argumentationen ein, die von der Verantwortung Russlands für den Krieg und seine Folgen ablenkt.

Und wieso wenden sich Journalisten an Timothy Snyder statt an Eric Hobsbawm für Kommentare zum Zeitgeschehen? Eric Hobsbawm ist meines Wissens vor zehn Jahren verstorben; für die aktuellen Geschehnisse seit der Krim Annexion wird man also in seinen Schriften leider nicht fündig werden.

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Und vielleicht noch zur Moral: Sie werfen Timothy Snyder einen "Anspruch eigener moralischer Überlegenheit" vor, und begründen dies mit Verfehlungen des Westens. Timothy Snyder ist nicht der Westen. Und wenn sie tatsächlich glauben, Timothy Snyder vertrete die Politik der US-Regierung sollten sie vielleicht mal den Beginn dieses Vortrags hören:

There was a famous interview - I’m speaking of Hannah Arendt - where Hannah Arendt was asked: “Was bleibt?” And she said: “Es bleibt die Muttersprache.” And in a certain way I had that feeling these last six months. I've never spoken so much English in my live as in the last six months. Because so many of the themes of Hannah Arendt and so many of the things that I think I've learned about history from Russians, from Ukrainians, from Poles and others, so many of these lessons so many of these themes are now relevant to my homeland, to the United States of America.

So when we ask: “Why historical responsibility or why German historical responsibility?” I want to begin from that point of view. I want to begin from an universal point of view. I'm not coming to you as an American saying we've understood our past. And therefore everything is going well in our country.

On the contrary, I think it is very important for all of us, whether things are going well or things are going badly, whether Americans or Germans or Russians, to be humble about of various weaknesses in dealing with our past. And above all, to be realistic, to be sensitive, to be concerned about our failures to deal with our own national past can have surprisingly great and immediately and painful consequences for the present and for the future.

So when we ask, as the (Ukrainian – note editor) Ambassador did quite rightly, why should we be discussing historical responsibility just now, why when Russia has invaded and occupied a part of Ukraine, why when Brexit negotiations has just begun, why when a whole series of elections between populists and others is being carried out across Europe, why when the constitutional system of the United States of America is under threat from within, why in this moment should we talk about historical responsibility?

My answer is that, it is precisely for those reasons that one must talk about historical responsibility. There are many causes of the problems within the European Union, there are many causes of the crisis of democracy and the rule of law in the United States. But one of them is precisely the inability to deal with certain aspects of history.

So, what I say, I'm not coming to you from the position that Americans have figured this out. On the contrary, let me begin talking about Germany by talking about the United States. Why do we have the government we have now? In some significant measure it is because we Americans have failed to take historical responsibility for certain important parts of our history.

How can we have a President of the United States in 2017 who is irresponsible on racial issues? How can we have an Attorney General in 2017 who is a white supremacist? Because we have failed to deal with important questions of our own past.

Not just the history of the Second World War. It might not come clear from this distance how radically the current president and administration is revising the American attitude towards the Second World War. But, when our foreign policy is labeled “America first” we are referring to an isolationist and very often white supremacist movement which was meant to keep America from entering the war against fascism.

When we commemorate the Holocaust without mentioning that the Holocaust involved Jews, when a presidential spokesman says that Hitler only killed his own people, we're in a very different mental and moral world than we were just a few months ago.

But, it's not just that. We also have a presidential administration where the President wonders aloud why we’ve fought the Civil War. Why was after all, that there had been a conflict in America about slavery. Now, I'm not just mentioning this because as Marie Beck alluded to I take every opportunity now to involve myself in the domestic politics of my own country. But rather, because this question of slavery precisely, this question of what a colony is like, what an empire is like leads us directly to the blind spot, what I take to be the blind spot in German historical memory.

Und dann spricht er über Deutschland im zweiten Weltkrieg. Über Rassismus. Kolonialismus. Massenmorde. Und über die russische und ukrainische Mitverantwortung an diesen.

Sie mögen es moralisch überheblich finden, wenn jemand fordert, aus den Massenmorden der Vergangenheit zu lernen. Aber wie sonst sollte die Welt jemals besser werden?

Dass sie Kritik mit Hass, und Moral mit Scheinheiligkeit verwechseln, finde ich tragisch. Denn wer in solch blankem Zynismus versinkt schliesst jede Verbesserung aus.

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Sicher können sie diesen "beinahe obsessiven Hass auf alles Russische und Sowjetische" durch ein paar Zitate belegen?

vom faschistischen Russland abheben, welches nur den globalen Süden aushungert

Wenn Russland "nur" den globalen Süden aushungern würde wäre die ganze Aufregung vielleicht tatsächlich überraschend. Aber es ist ja nicht der Umgang mit der dritten Welt, der von der UNO Generalversammlung mit 145 : 5 Stimmen verurteilt wurde ...

Und auch was die russische Seeblockade betrifft sei die Frage erlaubt, welches militärische Ziel die Verhinderung der Weizenexporte rechtfertigt (während die Ukraine übrigens russisches Gas weiterhin durchleitet).

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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durchleiten kann — die Röhren liegen unter Boden, funktionieren noch, und Putin hat das auch politisch nicht blockiert, im Gegensatz zu: … Nahrungsmittel kann die Ukraine nicht mehr auf die Meere bringen.

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Realist
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Da schreibt sich aber jemand mächtig den Frust von der Leber.

Doch wer hätte über die letzten Jahrzehnte die Macht und die Mittel gehabt, diesen Hunger zu lindern und Ausgleich zu schaffen, wenn es nicht diese wundervollen, reichen westlichen Demokratien waren mit ihrem wundervollen freien kapitalistischen System unter der Führung der USA, wundervolle und von Reichtum beinahe überquellende Demokratien mit Milliardären und Oligarchen noch und noch, wundervolle Demokratien, die den Beweis hätten liefern können, wie ihr demokratisches System sie nicht nur moralisch überlegen macht, sie sich nicht nur moralisch so grandios vom faschistischen Russland abheben, welches nur den globalen Süden aushungert, sondern auch materiell mit ihren beinahe unbeschränkten Mitteln zur Ausrottung der Armut.

Vielleicht liege ich ja falsch, aber wenn ich das so lese habe ich fast den Eindruck Sie halten nicht viel von der Demokratie, sicher aber nicht für jene amerikanischer Lesart. Dass die Welt am pervertierten, amerikanisch geprägten Kapitalismus leidet stelle auch ich nicht in Abrede, trozdem geht Ihre Wutschreibe meiner Meinung nach völlig am Thema vorbei.

Denn eines sollten wir uns bewusst machen: Ohne die starke Unterstützung der USA (mitsamt England und Kanada) wäre die Ukraine jetzt russisch und weiteren Ländern der Region würde unmittelbar das gleiche Schicksal drohen. Ich finde diese Vorstellung gerade ziemlich ungemütlich, Sie nicht liebe Frau C.?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Today it is Russia that is denying Ukrainian food to the world, threatening famine in the global south.

Was ist sachlich falsch an dieser Aussage?

dass sich Snyder diesen Vorwurf an Russland verkneifen sollte, weil er verlogen ist

Steht Snyder für den ganzen «Westen»? Darf also niemand aus dem «Westen» Russland oder China mehr einen Vorwurf machen, selbst wenn er sachlich wahr ist?

Das doch macht alles gar keinen Sinn. Zumal Snyder in «The Wall Around the West» (2000, siehe Eurozine) durchaus kritisch ist gegenüber der Ausgrenzung von Menschen des «Globalen Südens» aus «El Norte» oder «Schengenland» – und der euphemistischen Rede von «Globalisierung».

Globalization along rich-poor divides is less the swan song of state power than its siren song – to immigrants who wish to cross into “El Norte” or “Schengenland,” to rich societies longing for security, and to state agents capable of providing its semblance.

Gänzlich keinen Sinn macht der Verweis auf den ebenso von mir verehrten Eric Hobsbawm, der nunmal leider seit 2012 in Frieden ruht – ganz im Gegensatz zu Timothy Snyder.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Liebe A. C. — hier wirken Sie wenig wie Märchentante*onkel.

Diese Art von Empörung, so sehr sie verständlich und gerechtfertigt ist und so lässig sie in den letzten 5-8 verhältnismässig ruhigen Jahrzehnten gewesen sein mag, auch und grade auch angesichts dessen, wie verhältnismässig wenig verbessert werden konnte in den letzten fünfzig bis sechzig Jahren, wo die Versuche dazu aber durchaus zahlreiche und in Teilen auch erfolgreiche waren — so sehr das die letzten fünfzig Jahre Mode war, in Teilen gerechtfertigt auch; so undurchdacht und unangemessen der aktuellen Weltlage ist sie gleichzeitig auch. Und so echt schädlich für eine Staatsform, die dafür weissgöttin nichts kann.

Die menschliche Natur müssten wir anklagen, also Gott*Göttin bzw. die condition humaine. Nicht aber die Demokratie, deren hart erkämpfte Errungenschaften genau das Ziel, das Ihre Wut durchscheinen lässt, durchaus seit der Wiege an mit sich trägt. Mit der schweren Behinderung, dass sie dabei primär mit Menschen zu tun hat und umgehen muss, der condition humaine, unseren endlosen Unzulänglichkeiten also.

Was mir sauer aufstösst in Ihrem Text: Ihre Wortwahl in Bezug auf den Hunger. — Ausrotten ist, leider gottes, kann das nicht ändern, ein zutiefst feschistischer (und ausserdem zutiefst lebensfeindlicher) Begriff.

Ausserdem möchte ich bezweifeln, dass die von Ihnen genannten Diktaturen die Armut und damit den Hunger so gut besiegt, dass sie Wohlstand und Nahrungsmittel so gut haben verteilen können, wie Sie (und vielleicht auch die von Ihnen erwähnten Staaten selber) hier behaupten.

In China gibt es regelrechte Konzentrationslager (Xinjiang; Uiguren), die so weit ich weiss, bisher niemand Unabhängiges von innen betreten hat. Die Pandemie, das Virus hat unsere volle Aufmerksamkeit über volle zwei Jahre grösstmehrheitluch, und weltweit, begunden. In Singapur wird den Menschen, inzwischen offenbar völlig abgeriegelt, und auch schon wieder aus dem Fokus von uns allen, gerade Staatsautorität in die Knochen gerammt. Unter dem gleichen Vorwand. Anstatt irgendein Virus aber zu stoppen dabei, werden die Menschen dort, jeder Widerstand zwecklos, aus ihren eigenen Wohnräumen, von Staatseinheiten, unter Zwang, nicht etwa in Spitäler oder anderweitig sehr gut dafür gerüstete Einrichtungen gebracht; nein, sie werden in Massenunterkünfte gebracht, die jeder Hygiene spotten. Also an Orte, wo sie dann durchaus um ihr Leben fürchten müssen. — Da wird im Schatten von Putins Krieg staatliche Überwachung und Zwangsautorität auch gerade nochmals massiv und sehr gezielt ausgebaut.

Usw. Ich werde nicht alle weiteren Unstimmigkeiten einzeln aufführen.

Würde ich mir ein ganz blses Märchen, bzw. eine an der Aktualität und jüngsten Vergangenheit ausgerichteten absolut dystopische Sci-Fi überlegen, die mit den Worten beginnen würden:

Es waren mal zwei Herrscher, über die grössten Reiche auf dem Planeten Erde. Irgendwann vor dem Jahr 2020 setzten sie sich sehr vertraulich (und in ihren Geheimkammern) zusammen, und berieten dann in grosser Ruhe, und nahmen sich dafür sehr viel Zeit, wie sie ihren Machthunger (der sich unmöglich ausrotten liess, liebe A. C.), wie sie ihren Machthunger noch sehr viel effizienter, und wirkungsvoller, und in einem einzigen Aufwisch, oder höchstens zwei, drei davon, endlich doch noch besser füttern könnten; ja stoofen wie die sprichwörtliche Gans. Der eine steuerte ein Virus bei — und auch gleich, wie er dieses vollkommen unauffällig, jedoch hundert Prozent sicher gleich weltweit streuen könnte (über einen Kongress in der Stadt Wuhan beispielsweise, von medizinischen Autoritäten und Fachpersonal, das aus aller Welt angereist und innert paar weniger Tage oder Wochen, angedockt von besagtem Virus auch schon wieder in alle Welt nach Hause gereist war). Der andere steuerte das Letzte, was er von seinen Mundschenken und Beratern nur irgendwie in Erfahrung bringen, und aus seinem längst fest erstarrten Herzen an Strategie nur herauspressen konnte, bei: ein Angriff und für alle Welt sichtbar vorbereiteten Überfall auf sein Nachbar- und Schwesterland; beispielsweise. — Kurz sprachen Sie dann auch noch den Zeitplan ab; weltumspannende Sportanlässe nahmen sie als Taktgeber und gleichzeitig Hochglanzimage-und-Networking-Katalysator dafür.
Je mehr Leben auf dem Planeten jeder der zwei Herrscher zerstören konnte dabei, desto grösser sein (imaginierter) Ruhm. Wie viele, wie tiefe, wie unheilbare Wunden der Planet selber davon tragen mochte, das kümmerte weder den einen noch den andern dabei. Hauptsache, sie konnten sich in ihren Geheimkammern wenigstens eine Weile länger noch vor ihrem eigenen Tod verstecken dabei. — Ob Gevatterin, wenn sie dann doch kommen wird, unseren beiden Geheimkammer-Herrschern, die das Reich der Gevatterin mit soviel Vorsatz, Kälte, Kalkulation und Strategie, und Brutalität, über Jahre derart über jede Kapazitätsgrenze hinaus mit Seelen gefüllt und bs da hinein gepeitscht und gequält hatten, ob sie mit diesen gnädiger sein wird, als diese Herrscher mit Planet, Mensch-, Robotik- und Tierwelt, mit Mundschenk, Berater und gerade auch dem eigenen Volk gewesen sein mochten?
Wir werden es nicht erfahren. Wir führten hier ja nur eine Märchenstunde ins Feld.

Keine Truppen, keine Soldaten noch Mordwaffen; nur eine ganz und gar unwahrscheinliche, winzig kleine Geschichte.

Und damit sind wir ja auch gleich wieder ganz vernünftig und erwachsen, und haben rein gar keine Angst. So zutragen kann sich eine Geschichte in unserer wachen Realität ja gar nicht.

Ganz und gar unmöglich. So wie es ja auch unter den Menschen keine Betrüger und Lügenmeisterinnen geben kann. — Ganz und gar unmöglich; thank goodness.

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Märchentante*onkel
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· editiert

Ich danke an dieser Stelle allen für die konstruktiven Repliken auf meinen Beitrag. Leider komme ich nicht dazu, sie im Einzelnen zu beantworten. Bezüglich Hinweis von M. bezüglich Ableben Hobsbawms (wiederholt von Rebosura, wobei sich mir der Grund für die Wiederholung nicht ganz erschliesst, ausser es ginge um Selbstdarstellung) erwähne ich ihn als Quelle zum Verständnis der Vorgänge des 20. Jahrhunderts, nicht als running comment zum Weltgeschehen. Auch ich verfüge leider noch nicht über die Möglichkeit, mit dem Jenseits zu kommunizieren, aber denke auch nicht, dass Historikerinnen notwendigerweise diese Disziplin bewerben müssen. Der Verweis auf Hobsbawm erfolgte als Tipp für einen lesenswerten Historiker, der sich von Snyder IN SEINER HAUPTTÄTIGKEIT, und die ist im Fach Geschichte nun mal eine geschichtliche, wohltuend abhebt.
Es wäre mit einem solidarischen Effort möglich, die Armut auf der Erde auszurotten, wenn es denn für reiche Länder eine Priorität hätte.
https://www.un.org/sustainabledevelopment/poverty/
Was ich an Snyder kritisiere, ist, dass Sorge um globale Armut bei ihm dann zum Thema im NY Times Opinion Piece wird, wenn Russland daran schuld sein sollte. Selbstverständlich ist Kritik an Russland erlaubt und Kritik am Angriffskrieg des Kleptokraten tausend mal wie die Kritik an Chinas Menschenrechtsverletzungen ebenso, aber ich kann auf Snyder verzichten, um das Weltgeschehen zu begreifen.
Willkommen im kalten Krieg, wo es jeweils hiess, du bist Kommunist und hast kein Recht auf Rede, wenn du Kritik am Westen übtest. Ich hoffe, dass die Republik als Publikation nicht engstirnig wird, und alle, die Kritik an Vorgängen im Westen anbringen, in diese sinnlose Heimatlosigkeit des Denkens verdrängt.

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Realist
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Besten Dank Frau C. für Ihre Duplik.

Am Streit zu Snyder möchte ich mich nicht beteiligen, auch wenn ich anderer Meinung bin als Sie. Was mich viel mehr beschäftigt (und zwar nicht nur bei Ihnen) ist der offene Antiamerikanismus in Ihrem gestrigen Beitrag. Nicht dass ich kein Verständnis dafür hätte (ich habe mich dazu ja bereits geäussert). Ich frage mich aber ob die Abneigung gegen die USA in Teilen der Gesellschaft so gross geworden ist dass diese das Denken in Bezug auf die Geschehnisse in der Ukraine und vor allem der Frage wie wir selber eigentlich leben wollen gerade ziemlich vernebelt.

Mögen Sie sich dazu äussern? Ich habe Ihnen zudem in meinen gestrigen Post https://www.republik.ch/dialog?t=ar…e1c38bf95b zudem ganz am Schluss eine konkrete Frage gestellt. Es würde mich sehr freuen wenn Sie diese beantworten könnten.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Was ich an Snyder kritisiere, ist, dass Sorge um globale Armut bei ihm dann zum Thema im NY Times Opinion Piece wird, wenn Russland daran schuld sein sollte.

Ist diese Aussage denn auch sachlich wahr?

Nein. Wenn man etwa sein Opinion Piece «The Next Genocide» (NYT, 12.9.2015) liest:

Climate change threatens to provoke a new ecological panic. So far, poor people in Africa and the Middle East have borne the brunt of the suffering.

Will we accept empirical evidence and support new energy technologies, or allow a wave of ecological panic to spread across the world?

Leider ist es so, dass «Verhungern» wohl seit Menschengedenken eine Kriegstaktik ist, siehe Snyders «Stalin & Hitler: Mass Murder by Starvation» (The New York Review, 21.6.2012)

Übrigens schrieb er auch etwas über seinen Kollegen Eric Hobsbawm, kritisch, aber im Sinne von Amicus Hobsbawm, sed magis amica veritas durchaus anerkennend.

There is something to be said, after all, for defending the weak, even today, especially today.

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Märchentante*onkel
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Lassen wir doch diesen Köppel in aller Ruhe sich selbst demontieren, dann wird er das gleiche Schicksal an der Wahlurne wie Mörgeli erleiden. Das Schönste an Köppel ist, dass sie keinen Besseren in den eigenen Reihen haben.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Vielen Dank, Daniel, für diesen Beitrag. Er gibt in nuce Theorie und Praxis dessen wieder, worüber wir vor einer Woche in «Global hilflos» gesprochen haben.

Der Kampf gegen die «Anti-Demokraten» und der Kampf für Minderheitenrechte, Asylrechte, Antirassismus, Feminismus, Gender-Diskurs usw. konvergiert letztendlich, ja sind IMHO ein und dasselbe, denn es sind die Werte einer demokratischen, gerechten und offenen Gesellschaft. Autokraten und Autoritäre fürchten sich genau davor: vor der offenen Gesellschaft. Vor Gleichheit, Freiheit und Solidarität.

In der Tat, da müssen wir ansetzen. Ich denke auf zwei Ebenen: Es ist das zähe Alltagsgeschäft. Der Versuch Publizistik im weitesten Sinne als aufklärerisches Projekt zu betreiben. Und es ist der Versuch die Vision eines Sozialethos am Leben zu erhalten

Mein Dank gilt insbesondere auch dem Buchtipp. Nach Clear bright future nun also How to Stop Fascism. In einem Review las ich folgende Zusammenfassung seines Programms, das mit unserem übereinstimmt:

Drawing on lessons from history, Mason’s main solution to fascism is ‘to win the battle of ideas, and well in advance of its electoral breakthrough’ (158). This solution requires two main approaches. First, fascism should be understood as an ideological war, not just based on racism but also misogyny, conspiracy theories, myths, intolerance and violence. To that end, Mason defines fascism as ‘the fear of freedom triggered by a glimpse of freedom’ (xxi). As such, a fascist mindset fears that ‘a group that is supposed to be subordinate to them might be on the verge of achieving freedom and equality’ (17). Today, this potential target group is even larger than in the 1930s, including women, people of colour, LGBTQ+ people and immigrants. We already observe that right-wing populists and authoritarian conservatives put significant efforts into preventing these groups from achieving greater freedom and impeding any gained rights.

Second, the struggle against fascism requires an alliance of the centre and the left. Parties and people of the two ideologies should put aside their differences and unite to defend democracy against fascism. Furthermore, Mason states that this goal could achieved only by involving ‘struggles both from below and coercive action by the state’ (228). Therefore, a large number of people should be mobilised to fight the battle of ideas between fascists and the left. And the state’s apparatus should be used to prevent fascist movements abusing the gaps in democratic constitutions.

Das sind die Mühen der Ebene, um nicht in die Mühen des Abgrunds zu geraten. Aber nur auf dieser Ebene ist der Kampf für die freie und offene Gesellschaft zu gewinnen.

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Johanna Wunderle
NL
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Wieder Mal Danke für Ihren Kommentar Herr Rebosura. Vor allem Ihren Hinweis auf die zwei Ebenen die an zu gehen sind : Als Gegenkraft für die desorientierende Propaganda ist Aufklärung durch gute Publizistik dringend notwendig. Wir dürfen nicht resignieren und haben alle die Aufgabe die Vision eines Sozialethos am Leben zu erhalten.
Ein verspäteter Dank dafür, dass Sie im Kommentar zu Global hilflos daran erinnern, dass perfektionistische Erwartungen vieles verhindern können. Sich bemühen ohne auf ein Resultat fixiert zu sein ist den besseren Weg.

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EINHEITSFRONT! warum ist es schier unmöglich, eine solche haltung zu erreichen? wenn es zum entscheidenen punkt kommt, gibt es nicht 250 grautöne - es gibt schwarz oder weiss. und zeit und energie werden nicht vertan, indem um 250 grautöne gestritten wird. hingegen gewinnbringend eingesetzt, um gemeinsam das ziel zu erreichen. hört sich das hart an? die realität ist hart.

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Genau darum geht es der Gegenseite: diese Einheit zu verhindern. Denn sie wäre denen gefährlich, gegen die die Mehrheit eigentlich steht. RT, Sputnik, WeWo sind genau dazu da, diese Einheit zu zerstreuen oder gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Durch Zweifel, Zwietracht, Neiddebatten von oben, künstlich erregt und am köcheln gehalten.

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Einheitsfront, schwarz-weiss, keine Zwischentöne. Warum nur kommt mir das so bekannt vor, wenn ich Berichte über Xi Jingping (China), Putin (Russland), Mussolini (Italien) und Hitler (Deutschland) lese? Es ist m. E. eine ungute Verführung, wenn hier dasselbe Vokabular benutzt wird. Emotionen sind verständlich, angesichts des brutalen Überfalls auf die Ukraine durch den machtbesessenen Putin. Hier in der Schweiz sind wir aber glücklicherweise nicht an der Front, wir sind nicht die Feuerwehr, welche mit allen Kräften das brennende Haus löschen muss. Wir können und sollten es uns leisten, einen de-eskalierenden, auf einen Waffenstillstand, gar einen Friedensvertrag hinzielenden Diskurs zu führen. Immerhin gibt es - glücklicherweise - eine Nato, welche besonnen militärische Unterstützung anbietet und - es sei wieder einmal in Erinnerung gerufen - die abseitsstehende Schweiz rundum schützt. Es ist kaum anzunehmen, dass Russlands Armee oder Flugwaffe so einfach durch Nato-Länder durchmarschiert und die Schweizer Grenze überschreitet.

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Danke für den präzisen Artikel, belesen und «umsichtig» im Bezug auf die SRF-Arena, wo «sich SVP-Nationalrat Roger Köppel zu Aussagen» verstieg, «von denen kaum zu glauben ist, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Schweiz sie über den Äther gehen lassen muss.» SRF lässt tagtäglich unsäglich über die Webseite flimmern, in den Kommentarspalten zu Artikel von SRF News – notabene wohlmoderiert und redigiert, allerdings in willkürlicher Anwendung der eigenen Netiquette. Tatsächlich gilt es auch da, das Feld nicht irgendwelchen Putin-Trollen und Wiederholern von rechtspopulistischen Parolen zu überlassen. Denn immer entsteht da der Eindruck – je nach dem, wer da grad in der Redaktionsstube sitzt –, dass da gewisse Mitarbeitende willkürliche Entscheide treffen, merkwürdigerweise zu Gunsten von Rechtsaussen. Was, um auf den zitierten Satz zurückzukommen, durchaus nicht sein «muss».

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Danke! Diese mündliche und schriftliche Rhetorik ist ein schleichendes Gift... Potenziert durch die davon ausgelöste (und auch bewusst provozierte) Empörung. Sie hilft zu verbreiten und verleiht Gewicht.

Mein Kommentarbeitrag vor drei Wochen zu "Nur eine Wahl entfernt"

https://www.republik.ch/dialog?t=ar…0schliesst.

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Danke für das Danke;-) Nebst dem Dranbleiben, um das Feld nicht den «Schlechtrednerinnen» zu überlassen, muss auch der Frustration ausgedrückt werden können, wenn sich SRF schwachsinnig verhält: Obwohl es kein Leichtes ist, gleichgesinnte Kommentatorinnen persönlich ansprechen zu können, hat sich vor gut einem Jahr eine solche Gruppe formieren können und hat Beschwerde bei Ombudsfrau und -mann von SRF eingelegt. Die fühlten sich für die sog. SRF-Community nicht zuständig. Also brachten wir dieselben Beschwerden eine Stufe höher, beim Bundesamt für Kommunikation ein, mit demselben Resultat: auch die fühlen sich nicht zuständig.
Kommentarspalten sind also so etwas wie rechtsfreier Raum, SRF kann schalten und walten, wie sie will.
Der Verdacht liegt nicht fern: Ständig die Drohung mit einer nächsten Volksinitiative gegen SRF von Rechts im Nacken, ist man geneigt, nicht nur Rechts, sondern auch Rechtsaussen eine Stimme zu geben. In jeder Kommentarspalte und somit immer weit vorn aufm Internetauftritt von SRF!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Ist das so?? Lese die selten; aber wenn noch nicht aufgefallen. — Oder ist das nun wieder altbekanntes, und ziemlich geschicktes, SRF-Bashing?
Die Arena ist nämlich ja nun wirklich nicht gleich SRF in toto, als Gesamtes.
Deshalb: Haben Sie konkrete Beispiele dazu, L. D.?

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Zur Arena hat sich D. Binswanger geäussert, meine Kritik betrifft die Kommentarspalten auf SRF News, die auch SRF Community genannt werden und von einer eigenen Community-Redaktion in Bezug auf Einhaltung der hauseigenen Netiquette kontrolliert werden. Diese Netiquette ist in den vergangenen Jahren immer wieder einseitig und willkürlich ausgelegt worden, unseres Erachtens mit einer unangenehm häufigen Toleranz gegenüber Netiquette-Verstössen durch Schreiberlinge von Rechts, Rechtsnational und Ultrarechts. Demgegenüber ein Zensieren von linken Positionen. Beispiele? Innerhalb eines Jahres habe ich über 400 nicht oder erst im vierten oder fünften Anlauf veröffentlichte Kommentare von mir gesammelt, die in keiner Weise die Netiquette verletzten, links-grüne Positionen aber in klaren Worten vertreten.
Für unsere Beschwerden haben wir eine deutlich kleinere Anzahl herausgehoben und vorgelegt. Wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen auch Einblick in die entsprechende Korrespondenz geben – ein Ausbreiten würde aber den Rahmen hier sprengen.

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Viele dieser Wirkmechanismen sind sicher vorhanden. Einer fehlt mir aber: Die rolle der Medien darin. Vor allem die entwicklung der rolleder Medien seit der Explosion der Pirvatmedien in den 1980ern. Potenziert durch die Internet- Möglichkeiten seit den 90ern und den Social Media Plattformen seit den Nullern. Dieses Geschrei wirkt zwar auf Gesellschaften ein, aber es ist nicht "Die Gesellschaft" 1:1.
In bestandenen westlichen Demokratien besonders nicht.
Was an faschistischen Tendenzen in den "Mainstream" einfliesst, wird dort auch wieder neutralisiert. Und "einfliessen" tut er eben vor allem, wenn eine "Arena" auch 2022 nicht gescheiter ist und einen Köppel als Stellvertretung für den SVP-Chef einlädt. Warum? Ist nicht halt immer noch ein verführender Faktor, dass Köppel immer für ein Skandälchen gut ist? Will man dieses Skandälchen halt nicht irgendwie doch, weil es Quoten bringt? Sogar wenn die Verantwortlichen ganz ernsthaft von ihren redlichen Motiven überzeugt sind, sie müssten doch derBevölkerung zeigen, was es für "beunruhigende" Tendenzen gäbe und sogar im Nationalsrat: 1. Weiss das die Bevölkerung längstund ich bin mit Sicherheit nicht die Einzige, die dei "Arena" schonlange nicht mehr schaut wegen dem nett gesagt "niedrigen Mehrwert", sondern diese Quoten stagnieren gerade deshalb.
Einfach gesagt: Die Bevölkerung, gerade der "Mainstream", ist wenn es darauf ankommt, mittlerweile nicht nur gescheiter als ihre Politiker, sondern auch als die meisten Medienleute. Lasst Köppel- Kasper von den Kameras weg und niemand vermisst ihn und auch keine faschistische Tendenz wird grösser.
Bezüglich der Sorgen um die gleichen Regungen in den USA und die anstehenden Wahlen: Neuste Ergebnisse zeigen, dass die "Kasper" von Trump bei der "Mainstream"-Bevölkerung nicht gut ankommen. Sehr selten macht eine Bevölkerung 2x den gleichen Fehler. Wie passt das in die "Bedrohung"-Erzählung?
Schlussendlich kommt es darauf an, dass faschistische Tendenzen - die werden immer wieder aufkommen, es gibt immer eine Gruppe, dieempfänglich ist, zB eben aktuell die "weissen Männer" - von der Bevölkerung langfristig klein gehalten werden.
Linksextreme und rechtsextreme Gruppen sind noch immer kleine Randphänomene. Und die Leute werden sie dort festnageln. Auch wenn man in digitalen Zeiten selber mal dem einen oder anderen Shitstorm mitbefeuert hat. Man ist nachher schlauer geworden.

Ich würde daher meinen: Liebe Medienleute, geht mal etwas in euch und dann auf gesunde Distanz mit euem Metier und verwechselt die Medienwelt nicht mit der Realität! Dann helft ihr nämlich mit, die faschistischen Tendenzen dort zu bekämpfen, wo sie wirklich ausarten können.
Dass dieser ganze private mediale "Schrott" nämlich neue, noch instabile Demokratien zurückwerfen helfen kann, würde ich schon als real einschätzen. Und dort wird dann die faschistische Propaganda, die Behauptungen ständig ändert und Desorientierung schafft tatsächlich zum Problem. Weil viel mehr Leute grundsätzlich viel schlechter informiert sind und auch nicht gewohnt sind, dass eine Demokratie nüchterneres und langfristigeres Denken erfordert. Dieser Anspruch ist oft auch (zu) hoch, weil es schwierig ist, "nüchtern" zu handeln, wenn zB das Portemonaie leer ist und die Kinder Hunger haben.
Da kann es ein kurzfristiger halbwegs befriedigender Ersatz sein, wenn man dafü zu einem "einzigartigen Volk mit einem einst grossen Imperium" gehört, das einem andere Nationen gestohlen haben... (oder so ähnlich). Aber auch das funktioniert nicht lange...
Ich meine, es ist wichtig, immer wachsam zu sein und auf Gefahren hinzuweisen. Auch die Mechanismen und Theorien der Phänomene zu kennen und zu vermitteln. Aber halt dann noch ein Quentchen genauer hinzuschauen und vor allem auch die eigenen "Biases"nicht zu vergessen... Putins "nützliche Patrioten" sind auch daran, gerade die Lektion zu lernen.

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Zumindest im Fall "Köppel in der Arena" blieb wohl SRF nichts anderes übrig, als die SVP-Nomination anzunehmen. Er war eineinhalb Jahre lang nicht mehr eingeladen worden, was die SVP als Parteilichkeit des öffentlich-rechtlichen Senders interpretiert hatte und einen ziemlichen Aufstand (auch wegen Brotz' Stellungnahme zu Aeschis grenzwertigen Aussagen) veranstaltete. SRF gab klein bei - vermutlich auch, weil nächstens diese 200-Franken-Gebühren-sind-genug-Initiative ins Haus steht.

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Und nun könnte man ihn einfach 1 1/2 Jahre wieder nicht mehr einladen... sollte man. Dann hätte man ungefähr die Relevanz, welche die Köppel-Anhängerschaft hat, berücksichtigt.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Und diese Initiative steht ins Haus, damit — ja was denn wohl — damit die SRF klein beigeben soll.
Im Gesetz steht zu sowas an und für sich sich Erpressung. — Ausser natürlich … you know who macht den Druck. Mal wieder.
Auch das, Endlosschlaufe.
Wir müssten mal wieder Probleme angehen.
Klima; Armut; Verzweiflung; Missbräuche aller Art; Ausgrenzung der sog. Minderheiten. Minderheiten, vereingen wir uns!!

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Ich finde Ihre Kommentare immer wieder spannend zum Lesen :) Bin zwar nicht genug alt um Vergleiche zu den 80er Jahren zu ziehen, aber bei den digitalen Medien könnten wir doch von einer Meinungsinflation reden, oder? Wenn mir die Fakten nicht passen, dann wähle ich eben die Medien, die meine Meinung widerspiegeln und schwups, schon sind die Fakten zurechtgebogen und passen wieder in mein Weltbild. So muss ich mir auch nicht die Mühe machen und mich mit Begriffen wie confirmation bias oder den Dunning-Kruger Effekt auseinandersetzen. Im Gegensatz zur digitalen Welt scheint aber in der realen Welt die Vernunft noch zu dominieren, so dass man die ganzen Diskussionen im Internet auch nicht überbewerten sollte, es ist schlichtweg nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Je nachdem in welchen Kreisen ich mich gerade befinde, kommt das dann zu subjektiven Verzerrungen. Umfragen können mir zwar ein ungefähres Bild vom öffentlichen Meinungsbild machen, doch auch das verleitet dann oft zu Schubladendenken und da schliesse ich mich mit ein. Trotzdem sollten wir, wie Sie bereits gesagt haben, bei Gefahren wachsam sein und entsprechend darauf reagieren. Denn wenn erstmal so ein Orban, Erdogan oder Putin die demokratischen Mittel ausgeschaltet hat, gestaltet es sich für die jeweilige Bevölkerung sehr schwer, diese wieder zu erlangen.

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die geschichte macht mir angst.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Lieber Herr L., diesem lakonischen Kommentar kann ich mich anschliessen. Wie auch immer man die Weltlage beurteilt: Sie ist momentan wirklich ziemlich furchterregend. Herzlich, DB

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Vielen Dank für diesen wiederum ausgezeichneten Kommentar. Sehr sprechend das «muss» im Satz zu Köppel’s Aussagen, «von denen kaum zu glauben ist, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Schweiz sie über den Äther gehen lassen muss.» Es bringt das tragische Ausmass von Druck auf die SRG durch die SVP-Granden auf den Punkt.
Die Würdigung von Timothy Snyder freut mich. Seine Analysen sind für mich wie ein Kompass in düsteren Zeiten. In «Der Weg in die Unfreiheit» erhellt er zum Beispiel mit seinem Ansatz der «Politik der Ewigkeit», was weltweit auf dem Spiel steht: weg von demokratisch ausgehandelter gesamtgesellschaftlicher Gestaltung von Gegenwart und Zukunft, hin zu von Oligarchen gestützten Einmann-Regimen, untermauert von kruden Ewigkeitsmythen. Jegliches Vorkommnis in solchen Gesellschaften soll nur noch Futter «für tägliche Empörung oder den täglichen Triumph» (Snyder) sein. Journalismus soll zu Lügenmärchengespinsten verkommen, Analyse und Kritik wird als "fake news" diffamiert.

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Eine ausgezeichnete Analyse! Bitte legen Sie keine Pause ein Herr Binswanger!
Wenn wir uns auf das propagandistische Niveau von Herrn Köppel herablassen würden, müssten wir ihn mit einer Kalaschnikov auf das Titelbild bannen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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· editiert

Geehrter Herr Binswanger
Zuerst das Lektorat, das ich nicht lassen kann:

An folgender Stelle hätte ich mir einen neuen Abschnitt gewünscht. Und zwar, weil sonst rein sprachlich und optisch das Positive der Entwicklungen, die Sie zu Beginn beschreiben, nicht einsinken kann. Sondern vom Schlusssatz, der aber Überschrift des nachfolgenden Teils sein müsste, im Schlussaufwisch weggefegt wird. Das gibt denjenigen Entwicklungen, die wir langsam — endlich — als damn gefährlich zu erkennen beginnen, zusätzliche, und hier auch gerade völlig unnötige zusätzliche Macht:

„ … sowohl was den Umgang mit Oligarchen­geldern als auch was Waffen­lieferungen anbelangt. „

Fullstop und Absatz, und nachfolgender Satz allein gestellt — eben quasi als Überschrift über die nachfolgende Diskussion:

„Allerdings gibt es aber auch die gegen­läufige Tendenz: die kaum verhohlene Putin-Apologetik.“

Sonst wird Pfister durch Köppel geradezu überlagert.

Also das Gegenteil dessen, was Sie selber hier in Ihrer Kolumne bezwecken. Und P.S., Edit: Das hat Pfister auch nicht verdient.

Damit zu meiner Frage — bevor ich dann noch eine Flapse anfügen werde:

Was empfiehlt Mason denn sonst noch? Wie man den Faschismus stoppt?

Das wäre noch ein, zwei Absätze zum Schluss Ihrer Kolumne wert gewesen. Sie fassen immer sehr nüchtern, sorgfältig und präzis zusammen, was bei Ihnen an Lektüre auf dem Tisch liegt (oder Tablet; whatever). Immer ein Gewinn für uns, die wir das lesen. Wie leicht oder anstrengend das für Sie ist, weiss ich natürlich nicht.

Interessant hingegen als Schlusswort unter Ihre Artikel wäre es allemal. Und immer, wenn Sie in Ihren Gedankengängen auf Ihre Lektüren verweisen.

Damit wäre vorliegend Köppel durch Mason dann noch wenigstens erwas, oder auch stärker, überlagert worden. Aus meiner Sicht ein grosser Gewinn.

Noch ein edit P.S.: Eine andere momentane, und dem Faschismus durchaus gegenläufige Entwicklung durch Krieg und Pandemie und unser endlich doch noch ausgelöstes Warnsystem sehe ich (Sie fassen es kürzer und akademischer; ich hier nur etwas more down to earth und bunter):
Eine gegenläufige Entwicklung, und eine mit mindestens genau so viel (ich würde meinen letztlich viel mehr, da nicht durch erzwungene, sondern LebensKraft) Potenzial ist doch, dass wir alle — und damit meine ich genauer, auch wir Weissen wieder zusammenrücken mit denen, die in der ganzen Zeit, die bei uns Nachkriegszeit und Hochkonjunktur und Wohlstand genannt wurde, das nicht erlebt haben, sondern weiter zu wenig Rechte, zu wenig Nahrung, zu wenig Schutz, zu wenig Zukunft hatten. Menschen um und unter der Armutsgrenze (weltweit), Menschen auf länger schon schwer klima-gefährdeten, teilweise ovendrein noch ausgebeuteten Kontinenten, Menschen anderer Hautfarben, Biografien, Herkünften.

Bereits die riesige Reaktion auf den grauenhaften Mord an George Floyd hat das gezeigt: Es gingen alle auf die Strasse; nicht nur Peers, Menschen, die selber ähnlich gefährdet sind, nein alle (wobei alle natürlich vereinfachte Beschreibung ist). Die verschiedenen ach so „stolzen“ Faschogruppierungen dabei: marginal.

Im Momentgeht es auf andere, und flächigere Art und Weise, hier in Europa, und mit neuen Solidarisierungen weiter. Was uns anderen Kontinenten und Menschengrupoen und untereinander endlich mal wieder näher bringt.

Und eine Le Pen, ihr noch extremerer Kollege, dessen Name mir schon wieder entfallen, das unfrohe, unzufriedene, geknautschte, blasse, miesepetrige Gesicht eines Köppel: Ganz ehrlich gesagt: So bedenklich jene Tenzenzen — selbstverständlich — sind: ich nehme sie alle endlich mal wieder als absolute Randerscheinungen nur noch wahr.

Wir, die wir leben wollen, und zwar in Austausch und soweit möglich auch Freundschaft: Wir sind so unglaublich viele, viele viele mehr!

Und vor allem müssen wir nicht jedes unserer Ziele und unserer Bedürfnisse erzwingen, und als absolutes Gefängnis allen anderen aufzwingen; wir dürfen uns und unsere Lebenskräfte, und das sind viele (übrigens auch immer noch in der Ukraine; die russische Bevölkerung ist so gesehen am Allerschlimmsten grad dran: kein Mucks mehr, nur noch resignieren und schweigen, das muss sehr nahe an der Hölle sein) ; wir dürfen unser aller Lebenskräfte nur nicht zuschütten lassen; nicht vom Faschismus; nicht von seinen gequälten Vertretern, Vertreterinnen; nicht von unseren eigenen Gedanken und Ängsten darüber; von niemand und nichts. Dann spüren wir auch wieder die enorme Kraft, die in der menschlichen Zusammengehörigkeit liegt. (Und diese ist auch mit viel Zeit alleine gut fühlbar; daran scheitert Gemeinschaft nicht.)

Wir sind Viele. Sehr viele sogar. Und zwar auch mit denen, die von sich aus weniger reden, mehr schweigen (als Sie oder inzwischen auch ich). Auch das ist für uns fatal; diese Idee, dass eine „schweigende Mehrheit“ alle blse, uninteressiert, unmenschlich, rechts und fascho wäre. Ist doch quatsch. Manche sind nur einfach lieber draussen im Freien; manche tischlern lieber oder gärtnern; und schweigen und lesen dadurch automatisch weniger und•oder andere Sachen (na gut; bis auf mich — und ein pasr andere bestimmt auch noch; ich lege allerdings zum Ausgleich dafür, beide Seiten ungefähr gleich stark zu haben und inzwischen auch zu leben, auch jeden Tag zwei Schichten nacheinander ein; eine draussen, eine drinnen; eine schweigend; eine am Lesen, Ordnen, Alltagskram abarbeiten, Denken, Schreiben, Weltgeschehen verdauen und überlegen; der Rest ist dann leider oft nur wenig auch noch schlafen und erholen; das kommt allerdings bei vielen wohl gerade und auch weltweit immer wieder zu kurz).

So; Ende P.S. 2 und Ende edit.

Nun noch zum Teil flapsig:

MAGA ist GAGA.

Gute Nacht.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Co-Leiter
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Liebe Frau Goanna, vielen Dank für Ihren Kommentar! Was ihre Edit-Anregung anbelangt: Ich bin nicht so ein Fan von abgesetzten Einzelsätzen. Manchmal mache ich es, aber eher selten. Ich glaube auch nicht, dass man mit Absätzen wirklich wesentliches zum Verständnis eines Textes beitragen kann. Aber vielleicht täusche ich mich auch.

Was Ihre Nachfrage nach dem sonstigen Inhalt des Buches von Mason betrifft: Sie haben natürlich recht, ich berühre nur ein paar wenige Punkte Es ist ein interessantes Buch. Zum einen diskutiert er verschiedene Faschismus-Definitionen, legt eine interessante Arendt-Kritik vor, entwickelt seine eigene Theorie im Anschluss an Robert Paxton. Er entwickelt eine funktionale Theorie des Faschismus, die interessant ist, weil sie offen bleibt für historische Verifikationen. Der Kern lautet: "Der Faschismus ist Angst vor der Freiheit, die durch eine Ahnung von Freiheit geweckt wird."
Ein weiterer wichtiger Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Scheitern der Linken gegen den Faschismus funktionierende Gegenstrategien zu entwickeln. Das ist teilweise aus meiner Sicht für heutige Verhältnisse nicht mehr so relevant. Etwa wenn Mason sich sehr detailliert mit den Strategien der Komintern beschäftigt. Spannend sind allerdings die Kapitel zu französischen Front Populaire. Mason plädiert auch für so etwas wie die Reaktivierung des Front Populaire in heutiger Zeit.
Was schliesslich ihr optimistisches Bekenntnis anbelangt: Sie haben schon recht, wir sind viele. Aber was leider absolut nicht zutrifft, ist, dass Marine le Pen eine marginale Figur wäre. Ein grenzgängerischer Rechtspopulismus (mit der ganzen Brandmauerproblematik, die Mason sehr luzide entwickelt) könnte noch sehr gut Zeiten vor sich haben. Es gibt immer Gründe zum Optimismus. Und es gibt auch Gründe für Skepsis. Herzlich, DB

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