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Verleger
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Kolumnen vom 3. und 17. April sowie vom 17. Juli zum Thema Pandemie in der REPUBLIK
Ich lese Ihre pointierten Kolumnen seit Jahren mit grossem Interesse, Gewinn und (insbesondere, wenn sie mich in meiner Meinung bestärken) Vergnügen, Herr Binswanger, und danke Ihnen dafür. Die Kolumnen zur Pandemie ermüden mich allerdings oft, obwohl ich ja nicht grundsätzlich anderer Meinung bin. Mir scheint, sie werden der Komplexität nicht gerecht, und ihr Ton klingt in meinen Ohren so überhitzt, polemisch und besserwisserisch, dass ich mich der Frage nicht erwehren kann, ob Sie in Sachen «Pandemie und deren Bewältigung» zu denjenigen gehören, die noch immer nicht wissen, wie wenig sie wissen. – «Ein paar irrlichternde Schwedenfans» – ich fühle mich angesprochen! – hätten uns «immer mal wieder mit Durchseuchungsfantasien traktiert» (Kolumne vom o3.04.2021). «Schweden», scheint mir, sei für Sie zu einer Chiffre geworden, die mit dem Land und seinem Weg durch die Pandemie nichts zu tun hat. Ich stelle die folgenden (im Indikativ formulierten) Hypothesen auf:

  1. Die Massnahmen in Schweden sind mit denjenigen in der Schweiz vergleichbar, insgesamt, über die gesamte Dauer, vermutlich sogar härter. Vergleichbar ist auch der Erfolg der beiden Länder im Kampf gegen die Pandemie.

  2. Eine wesentliche Nuance besteht jedoch darin, dass in Schweden nicht die Regierung den Bürgerinnen und Bürgern – unter Androhung von Bussen und Gerichtsverfahren – befiehlt, sondern die Verwaltung empfiehlt. (Institutionen können gebüsst werden, nicht jedoch Individuen.)

  3. Ein Grund für dieses Vorgehen liegt darin, dass es in Schweden zu Beginn gar keine gesetzliche Grundlage dafür gab, dass die Regierung hätte Zwangsmassnahmen verordnen können. Aufgrund der politischen Diskussion wurde im Januar zwar ein solches Gesetz in Kraft gesetzt – aber bisher nicht angewendet.

  4. Vor diesem Hintergrund nimmt ein grosser Teil der Bevölkerung die «Empfehlungen» als verbindlich wahr und hält sich «eigenverantwortlich» daran. Menschen, die sich nicht so strikt daranhalten, werden jedoch nicht a priori an den Pranger gestellt. Schweden ist weniger aufgeregt, dreht weniger im roten Bereich. Ob nun bspw. wirklich jede und jeder immer und überall eine Maske trägt, wird nicht zur Schicksalsfrage hochgeschaukelt, die Zwangsmassnahmen erfordere.

  5. Eine weitere wesentliche Nuance besteht in der Konstanz. Von Anfang an ist Schweden der Erkenntnis gefolgt, dass es einfach sei, einen Lockdown einzuführen, aber schwierig, ihn aufrechtzuerhalten. Schweden hat die zu Beginn beschlossenen Massnahmen/Empfehlungen bis heute nur geringfügig angepasst, ob die Welle nun zu- oder abnahm. Schweden kennt kein Kantönligeist-Chaos und kein «Hüst und Hott» (Kolumne vom 17.04.2021).

  6. Mit diesen Nuancen hängt vielleicht zusammen, dass Bevölkerung und Politik sich rationaler und gelassener verhalten. «Freunde der Verfassung», Corona-Leugnung, Impfverweigerung, Verschwörungstheorien, Demos und Diktaturvorwürfe… All das ist in Schweden vergleichsweise an einem kleinen Ort.
    Dies sind Hypothesen. Sollten sie zutreffen, könnte die Schweiz daraus interessante Schlüsse ziehen. Die Schweiz ist nicht Weltmeisterin der Freiheit und «Eigenverantwortung», auch wenn ihre Zwangsmassnahmen nicht so weit gingen wie diejenigen in Nachbarländern; Schweden ist nicht der Vaterstaat, der seine Bürgerinnen und Bürger bevormundet. Im Gegenteil: Der gewählte Weg durch die Pandemie könnte weitere Indizien dafür liefern, dass das schwedische System nicht auf einem «sozialistischen», sondern auf einem radikal «liberalen» Fundament aufgebaut ist. Die Frage ist nicht: «Zwangsmassnahme» oder «Eigenverantwortung» (Kolumne vom 17.07.2021), sondern deren Balance. Schweden zeigt, dass weniger Zwang und mehr Eigenverantwortung möglich sind, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Auf dieser Basis – und damit sind wir bei meinem Lieblingsthema – kann es gelingen, die Verhältnismässigkeit in der Einschränkung der Grundrechte zu wahren. Daran ist der Rechtsstaat zu messen, gerade in der Krise. Schweden dürfte darin erfolgreicher sein als die Schweiz.
    Dies sind Hypothesen. Ich habe zwar die Hälfte des ersten Halbjahrs 2021 in Schweden verbracht, aber trotzdem nur einen subjektiven, selektiven Einblick. Es schiene mir sehr interessant, wenn die Republik dieser Thematik eine sachliche, differenzierte, sorgfältig recherchierte Analyse widmete. Wäre das – in einem anderen Format als der Kolumne – etwas für Sie, Herr Binswanger?

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Mitabonnent
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Vielen Dank, Herr S., Sie sprechen mir aus der Seele. Binswanger war einer der Gründe, warum wir die Republik abonniert haben, aber mittlerweile mag ich die Kommentare oft gar nicht mehr zu Ende lesen, zu viele Superlative und Alarmismus. Ich habe mich oft gefragt, ob noch Vokabular übrig ist, wenn's noch schlimmer kommt.

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Chefredaktion
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Lieber Herr S., fast wären Ihre Fragen hier durchgerutscht, a) weil wir den Dialog bei bereits vor einigen Tagen erschienen Beiträgen nicht mehr ganz so systematisch beobachten wie bei aktuellen und b) weil Daniel Binswanger derzeit in den Ferien ist. Wir werden ihn auf Ihre Fragen hinweisen. Sollte es untergehen, stupsen Sie nochmals. Herzlicher Gruss aus der Redaktion!

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Dieser Beitrag hat, wie eigentlich immer bei Binswnger, voll in die Mitte getroffen; besten Dank! Erschreckend ist auch hier wieder die Anhängerschaft der SVP, die sich partout nicht logischen Forderungen der Wissenschaft beugen will. Der "Souverän" über alles! Die SVP ist indoktriniert in ihrer Abwehrhaltung gegenüber der EU und propagiert mit ihrem Sünneli-Logo, dass sie die einzige Partei sei, die sich für das Heimatland Schweiz einsetze und die Schweiz vor bösen Einflüssen von aussen schütze.
Bezüglich der Impfgegenerschaft steht die Schweiz allerdings beileibe nicht allein da. In Italien, wo die Regierung Draghi mit allen möglichen Mitteln das Impfen propagiert (nota bene, ohne den Impfzwang in letzter Konsquenz durchsetzen zu wollen), demonstrieren Tausende von indoktrinierten "No-Vax" Anhängern gegen Regierung und gesunden Menschenverstand. Dass sie damit direkt verantwortlich werden für die Erkrankung und auch den Tod zahlreicher Mitbürger, leuchtet diesen erklärten Selbstveranwortlichkeits-Anhängern nicht ein. "Heilige Simplizisten¨ auch in Italien!

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Fotograph
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Liebe Frau Hausschild mit ihrer fundierten Unterstützung, treffen sie den Nagel auf den Kopf. Erst mit der Achtsamkeit für unseren ganzen Planeten, der umfassenden Schöpfung , Stein, Pflanzen, Bäume, Tiere, Wasser und allen Menschen, können wir wieder gesunden. Für ihre Unterstützung bin ich so glücklich, denn diese Gedanken und Ideen können nicht auf die Unterstützung des Kapitals hoffen.

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Fotograph
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Leider ist es sehr traurig, dass die Gegenargumente vom Status Quo: der Mehrzahl der Bürger ausgehen. Damit meine ich, Menschen deren Gesundheit belastet ist durch alle zivilisatorischen Krankheiten. Unter diesen Voraussetzungen bleibt vermutlich kein anderer Weg als über die Pharmazie.
Mein Ansatz ist genau konträr:
Gesundheit zu erhalten ist viel schwieriger als Krankheit zu heilen.
Gesundheit echt zu erhalten, passt jedoch nicht oder nur bedingt ins weltweite Wirtschaftssystem mit der Technik- und Machbarkeitsgläubigkeit.
Ich füge nur ein Gegen-Beispiel an: Dr. Ruediger Dalke mit seinen diversen Büchern, die auf wissenschaftlichen Studien beruhen. Sein Buch: "IMMUNBOOSTER vegan"; darin zeigt er auf wie mit einer vollwertigen Ernährung das Immunsystem gestärkt werden kann.
Ich möchte nicht länger werden, da ich weiss, wie tief die Gräben zwischen Pharmazie und den Alternativen Ansätzen (Seele, Geist und Körper als Ganzem) liegen.
Ich kann nur das beteuern, was ich selber an meinem Körper geniessen darf.

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Fotograph
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Sehr geehrter Herr Binswanger

Auf ihre eigenwilligen spannenden und treffenden Artikel freue ich mich jede Woche. Nun heute habe ich eine Ergänzung zu ihrer Betrachtung.

Ich bin genau 80, benötige bis jetzt keine pharmazeutischen Produkte oder Medikamente um mich am Leben zu erhalten. Ich bemühe mich jedoch mit meiner Lebensweise mein Immunsystem fit und auf Vordermann zu halten. Ich habe auch früher mich nie gegen Grippe impfenlassen, so wie ich auch die Covidimpfung ablehne!!!!!

Zu ihrem Verständnis: ich bin keiner politischen Gruppe angehörig. Ich bin ein sozialverantwortlicher unser Planeten liebender jedoch pharmakritischer Bürger.

Mein Punkt: nie wurde über echt alternative Strategien zur Stärkung des Imunsistems diskutiert. Die Pharmaindustrie mit den Immunologen hatten die Zügel in den Händen.
Zur Ergänzung: Wer hat die Trinkwasser und Pestizid Abstimmungen gebodigt?

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Eine Stärkung des Immunsystems wäre natürlich toll und Menschen versuchen das ja auch schon seit längerer Zeit. Leider ist es nicht so einfach. Das Immunsystem ist sehr komplex und sehr vieles davon ist noch unbekannt.

Es gibt meines Wissens kein anderes Medikament ausser monoklonale Antikörper, welches das Immunsystem massgeblich verbessern kann.

Dazu kommen sehr grosse genetische Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Familien. Manche haben ein sehr gutes Immunsystem, andere einfach ein schlechteres. Das ist zT angeboren.

Dazu kommt, dass ein gutes Immunsystem auch grosse Probleme machen kann, in Form von Autoimmunkrankheiten oder Allergien oder nach Transplantationen. Es muss also irgendwo auch Lücken im System geben.

Bei Covid ist es sogar noch komplexer, weil schwere Fälle sich kennzeichnen durch ein schwaches humorales Immunsystem, aber ein überreaktives zelluläres Immunsystem.

Es ist einfach nicht so einfach.

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Beobachterin
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· editiert

Es gibt die eine oder andere Lebensweise — die andere wird der einen stark ähneln — die gut fürs Immunsystem ist oder wäre. Nennen wir sie vernünftige, kluge, fröhliche, tier-, pflanzen- und menschenfreundliche Lebensweise. Diese kann am meisten für unser Immunsystem tun, danke Herrn M. Sagen Sie, Anonym 13, mir, wie viele Instanzen in dieser Gesellschaft daran interessiert sind, dass jeder, jede und everyone beyond sich auf solche leichte Art durchs Leben und über die Erdoberfläche bewegen kann. Die Art zu leben, die Ressourcen für alle schafft, ein Interesse an Körper und Gesundheit fördert und Verhaltensangebote macht, mit unseren Mitmenschen in Harmonie zu leben. Die uns instinktiv zu auf dem Feld oder am Baum gewachsenen Antioxydantien und Vitaminen statt zu Alkohol oder zu Medikamenten greifen lässt, die Tiere leben lässt und Bäume in den Himmel wachsen.

Wir können noch Vieles über das Immunsystem lernen, Dabei wird es immer beim Halbwissen bleiben, weil die Neugier, die Dummheit, die Angst und der Leichtsinn neunmal so unendlich sind wie das Wissen begrenzt. Und nicht zuletzt, weil kaum Ärzte und Wissenschaftler sich mit iatrogenen Krankheiten beschäftigen.

Schwierig ist die Pflege des Immunsystems nur wegen der endlosen Zerstörung der endlichen Ressourcen und wegen des Strebens nach Macht und Profit, wegen der Menschen, die uns — und kurioserweise oft sich selbst — fürs Wohlbefinden nichts Besseres als Werbung, Konsumrausch, Fliessbänder, Grossraumbüros, Autobahnen, Digitalisierungsstress, Kinderarbeit, Gewalt, Krieg, schlechte, ungesunde billige (oder zu teure gesunde) Nahrungsmittel, verseuchte Gewässer, Böden und Luft, zubetonierte Städte, Laborprodukte wie halbgiftige Kosmetika und Medikamente unterschiedlicher (neben-)Wirksamkeit oder Gummibärli anbieten. Das Immunsystem dieser Gesellschaft ist am Boden, wir sehen es täglich, wenn wir wollen.

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Gratulation, bis 80 schafft das kaum jemand. Trotzdem, ich wäre vorsichtig zu behaupten, es sei a priori einfach besser ohne Pharmazie - ich bin sicher, auch Sie greifen gerne mal zu etwas gegen mögliche Kopfschmerzen?
Oft wird hier ganz viel "Überlebenden-Bias" eingebaut - wenn Sie an der Grippe verstorben wären, würden Sie nicht mehr darüber reden, ganz ohne Impfung ausgekommen zu sein. Genau so wie Generationen unserer Vorfahren an ernsthaften Infektionskrankheiten zugrunde gingen. Die waren ja schliesslich sonst auch mehr draussen in der Natur und körperlich aktiv, und "gesünder", oder?

Zum Punkt: Ich würde hier keine Verschwörung der Pharma vermuten, die Antwort ist viel naheliegender. Den Public-Health-Organisationen ist es unter dem Strich egal, was getan wird, wenn es nur kosteneffektiv funktioniert. Und genau hier liegt der Hund begraben - all die "alternativen Strategien zur Stärkung" taugen nicht für die Pandemiebekämpfung, aus den folgenden Gründen:

  • sie sind zu schwer zu quantifizieren und zu untersuchen oder verzerrt.

  • ihre Wirkung ist zu schwach - daran erkennbar, dass auch diejenigen erkranken, die angeben, sonst gesund zu sein. Was ich Ihnen nicht wünsche, aber für den Herbst befürchte.

  • sie sind individuell unterschiedlich benötigt und nicht als generelle Empfehlung/Umsetzung anwendbar.

Und am wichtigsten: Sie skalieren nicht! Es ist nicht möglich, jahrzehntelange Gesundheitsprobleme aufgrund von Bewegungsmangel, Tabak/Drogen/Alkoholkonsum, Fehlernährung, Schlafmangel, psychischen Problemen, etc. pp. in Hunderttausenden von Personen innert weniger Monate zu korrigieren. Das schafft unser Gesundheitssystem ja im Normalbetrieb nicht einmal - all die gut gemeinten Tipps auf ihrer Website gehören wohl zu den am wenigsten gelesenen Abschnitten.

Es ist viel einfacher, wirksamer und billiger, allen Personen 2x eine Spritze in den Oberarm zu drücken, als sie zum gesunden Leben anzuleiten. So traurig es auch ist.

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(durch User zurückgezogen)
Chefredaktion
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Herr Oettli, Sie verbreiten Unfug. Die Republik hat weder "Sponsoren" noch sind Mediziner unter den treibenden Kräften der Initianten. Die Liste der Investorinnen zur Anschubfinanzierung ist öffentlich.

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Eine prophylaktische Gentherapie entspricht in keiner Weise der klassischen Definition von Impfung.

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Absolut korrekt. Aber wer sollte Corona mit einer Gentherapie bekämpfen wollen? Das wäre verrückt, sinnlos und nicht zu bezahlen.

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Können Sie hier schnell schildern, wie die Impfung Ihrer Meinung nach funktioniert?

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Es war nur ein Hinweis, dass man (streng deterministisch) eigentlich von Gentherapie und nicht von Impfung sprechen sollte. Ein profilierter Experte kann Ihnen aber die Funktionsweise näher bringen.

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Es ist selbstverständlich korrekt, dass das Covid-Zertifikat auf den drei G beruht. Allerdings hat das dritte G (getestet) in meinen Augen einen Haken: Bei 80% der positiven Schnelltests ist das Ergebnis nämlich falsch-positiv. Bei den PCR-Tests sieht es mit 75% falsch-positiven Resultaten nicht viel besser aus (Link; besucht am 17.07.2021). Zu glauben, dass dadurch nicht ein gewisser Impfzwang entsteht, wenn man nicht vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden möchte, finde ich etwas zynisch.

Florida hat Anfang Mai 2021 bei einer Impfquote 42.45% (CH per 16.07.2021: 52.40%, mindestens eine Impfdosis verabreicht; Link bzw. Link; besucht am 18.07.2021) als einer der ersten US Staaten sämtliche Covid-19 Restriktionen aufgehoben (Link; besucht am 18.07.2021). Das Einführen eines Impfpasses ist in Florida gesetzlich verboten (Link; besucht am 18.07.2021). In den der Verfügung zugrundeliegenden Erwägungen steht u.a. wörtlich:

a) «so-called COVID-19 vaccine passports reduce individual freedom and will harm patient privacy”

und

b) «requiring so-called COVID-19 vaccine passports for taking part in everyday life- such as attending a sporting event, patronizing a restaurant, or going to a movie theater would create two classes of citizens based on vaccination”

Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass sich die Regierung von Florida von Befürwortern der sog. Great Barrington Declaration (Link; besucht am 18.07.2021) beraten liess, während sich die europäische bzw. schweizerische Corona-Politik eher an den Erklärungen des John Snow Memorandums (Link; besucht am 18.07.2021) zu orientieren scheint, welches z.B. auch von Prof. Dr. Christian Drosten, PD Dr. Christian Althaus und vielen anderen unterzeichnet wurde, die in den Medien immer wieder lautstark und praktisch unhinterfragt zu Wort kommen. Auch wenn die Pandemie-Politik sicher nicht einzig und allein an der Anzahl der Unterstützter aufgehängt werden sollte, gilt es doch zu erwähnen, dass das John Snow Memorandum bloss ca. 7'000 Unterstützer hat, während die Great Barrington Declaration von über 850'000 Personen unterzeichnet wurde.

Hier liegt meines Erachtens der Hauptgrund für die sich abzeichnende gesellschaftliche Spaltung. Die Medien in der Schweiz und Deutschland lassen praktisch ausschliesslich Vertreter des John Snow Memorandums zu Wort kommen, obwohl eigentlich offensichtlich ist, dass die Unterstützer einer Pandemie-Politik, die sich auf den Schutz von Risikopatienten und die Erlangung einer Herdenimmunität konzentriert, um ein Vielfaches zahlreicher sind. Menschen, die sich nicht ausschliesslich über Mainstream-Medien informieren, sondern sich etwas wissenschaftlicher mit Corona-Massnahmen und ihren Auswirkungen (Link; besucht am 18.07.2021) auseinandersetzen, merken das natürlich und stellen dann fest, dass der Diskurs und die kritische wissenschaftliche Auseinandersetzung in den Mainstream-Medien leider praktisch inexistent sind. Mich persönlich und viele andere macht das wütend.

In meinen Augen hätten Sie, Herr Binswanger, es zusammen mit Ihren Standeskollegen daher selbst in der Hand, der sich abzeichnenden Spaltung entgegenzuwirken. Ich möchte Sie und alle Journalisten und Medienschaffenden daher ermuntern, sich für eine umfassende und differenzierte Berichterstattung über Covid-19 einzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass es noch nicht zu spät ist und sich der immer breiter werdende Graben in unserer Gesellschaft wieder schliessen lässt. Nach meiner festen Überzeugung gehört dazu aber auch, dass dem Covid-Zertifikat anlässlich der Abstimmung am 28. November 2021 der Stecker gezogen wird.

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Haarsträubender Kommentar von Herrn Binswanger. Mit unerträglicher Selbstsicherheit diffamiert er Andersdenkende. Er scheint, dass er es nicht aushalten kann, dass nicht alle Schweizer blindlings der Panik um corona verfallen sind und es wagen kritisch zu denken. Man kann sich wohl fühlen in einer edlen Aufgabe ohne zu merken dass man blind wird vor Radikalität.
Wer ist da wohl einer Lebenslüge verfallen?

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Lieber Herr M., es ist ein emotionales Thema. Ich bezichtige nicht die einzelnen Bürger, sondern die Politik der Regierung der Lebenslüge. Kritisches Denken ist immer gut, aber es gibt auch Fakten und es gibt Dringlichkeiten. Die aktuelle Dringlichkeit besteht darin, dass wir vermeiden müssen, im nächsten Herbst wieder Tausende Tote zu beklagen zu haben. Das möchte ich vermeiden. Aus meiner Sicht hat dieses Ansinnen mit Radikalität wenig zu tun. Herzlich, DB

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Leider greifen sie die Bürger sehr wohl direkt an mit ihrer Kritik an den "Freunden der Verfassung" und an der allgemeinen Skepsis in der Bevölkerung. Die Angstmacherei mit "tausenden von Toten" soll wohl jede Massnahme der Behörden oder die Forderung nach noch strengeren Massnahmen rechtfertigen. Bedenklich finde ich zudem dass dies berechtigen soll andere Meinungen so pauschal zu diffamieren zu können. Fakten sind ein schönes Argument aber bei der Interpretation davon muss es doch möglich sein, unterschiedlicher Meinung zu sein. Genau das scheint für sie so unerträglich zu sein, jedenfalls ist ihre Vehemenz für eine vernünftige Betrachtung der Situation nicht förderlich.

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Manche verwechseln die reguläre demokratische Entscheidungsfindung mit Pandemiebekämpfung. Ob das mit Ebola in der Schweiz auch so wäre?

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Das Recht des Eidgenossen auf Unvernunft scheint unbegrenzt.

Das ist pointiert formuliert und absolut richtig: das Recht des Eidgenossen (oder, vielleicht etwas genauer, des Souveräns) auf Unvernunft ist unbegrenzt! Herr Binswanger scheint dies zu bedauern. Dabei ist doch genau dieses Recht eine fundamentale Eigenschaft einer funktionierenden direkten Demokratie. Falls dies nicht so wäre, müsste es ja irgend eine vom Souverän absolut unabhängige, "geschützte" Institution, Instanz oder Gremium geben, die die Macht hätte, den Souverän daran zu hindern, unvernünftige Dinge zu entscheiden. Wer sollte das sein? Nach welchen Kriterien sollte festgestellt werden, was unvernünftig ist? Ich weiss nicht, wie man in einer Demokratie das fundamentale Recht der Gesellschaft auf Unvernunft beschränkten könnte (und sie z.B. im Extremfall daran hindern könnte, die Demokratie freiwillig abzuschaffen), ohne dadurch die Demokratie selbst zu gefährden. Des "Eidgenossen" Recht auf Unvernunft ist beängstigend, aber gleichzeitig wohl unverzichtbar und grandios!

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Even Meier
· editiert

Solche Institutionen werden "Verfassungsgerichte" genannt. Was die Schweiz leider nicht kennt.

Auch internationale Institutionen sind zu erwähnen.

Die Kriterien ergeben sich aus ethischen Überlegungen.

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· editiert

Ein Verfassungsgericht wäre eine feine Sache. Es würde dem Souverän dabei helfen, nicht versehentlich Widersprüche in seine Verfassung einzubauen. Hätte bei einigen der unsorgfältig hingewurstelten Initiativen, über die wir in letzter Zeit abstimmen mussten, echt geholfen. So ein Gericht fände ich eine wirklich hilfreiche Dienstleistung, das fehlt uns leider! Aber auch ein Verfassungsgericht könnte uns nicht daran hindern, unsere Verfassung per Initiative und Mehrheitsentscheidungen auf völlig konsistente, “saubere“ und widerspruchsfreie Weise so abzuändern, dass sie hochgradig “unvernünftig“ oder “bösartig“ wird bzw. in Zukunft unvernünftige oder bösartige Gesetze zulässt.

Auch internationale Institutionen könnten uns letztendlich nicht vor Unvernunft schützen, solange sie uns nicht per Gewalt aufgezwungen werden, und wir diese freiwillig verlassen bzw. ignorieren können. Und wer soll sicherstellen, dass internationale Institutionen jederzeit absolut vernünftig sind?

“Ethische Überlegungen“, letztendlich sogar die Menschenrechte gemäß offizieller Definition, sind halt eben nicht gottgegeben, und entgegen allen Beschwörungen auch nicht “universell“, sondern schlicht (und erst kürzlich!) von Menschen gemacht. Also von Wesen, die zur Unvernunft fähig sind. Allgemein akzeptierte ethische Normen ändern sich auch mit der Zeit. Ich weiß nicht, ob die modernen Menschenrechte im Mittelalter bei der Bevölkerung auf sehr viel Verständnis gestoßen wären. Oder heute bei einer Taliban-Community auf sehr viel Verständnis stoßen....?

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Ich bin eher der Meinung, dass sich bei diesem traurigen Thema hier wieder einmal das kindliche Trötzeln zeigt, das sich bei Generationen von Subventionsempfängern wahrscheinlich schon genetisch verankert hat.;-)
Im Erwachsenenalter wächst sichs dann zu politischer Rechthaberei aus.
Was mich bedeutend mehr beschäftigt, sind die Mediziner, die diese Leute in ihrem Tun noch unterstützen, indem sie als U-Boote in Foren den hanebüchenen Unsinn gewisser Verschwörungsanhänger durch Relativierungen verharmlosen.

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Andreas Bock
Pensionierter Chefarzt
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Was für ein klarer, zielgenauer Artikel. Was für bedenklich irrationale Kommentare mancher (meiner) Berufsgenossen. Ist denn nicht klar, dass man sich nicht bloss für sich selbst impft, sondern dass Impfen auch ein Akt der Solidarität ist, weil alle davon profitieren? Dass die Idee, mit "gesunder Ernährung" und frischer Luft besser gegen Corona gewappnet zu sein,  romantischer Quatsch ist (keine Evidenz, hat schon bei der Tuberkulose nicht funktioniert)?
​Das Problem mit der Eigenverantwortung ist doch ihre Gleichsetzung mit Eigennutz. Wie wäre es, am ersten August das Impfen einmal als nationale Verpflichtung zu erwähnen? "Ask what you can do for your country" (JFK) scheint völlig vergessen, besonders bei den Wehrpflichtfreunden der SVP. Danke für dieses "J'accuse", Herr Binswanger, das ist "Republik" at her best!

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Diese präzise Richtigstellung seitens eines Arztes ist äusserst wichtig. Aus meiner Sicht auch überfällig. Ganz herzlichen Dank Herr Dr. Bock!

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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· editiert

Über die Pandemie muss Bericht erstattet werden. Daniel Binswanger hat diese Aufgabe nochmals übernommen. Vielleicht sogar mit dem Mut der Verzweiflung?
In meiner Sicht verdient er den Vorwurf der Polarisierung nicht.
Die Polarisierung hat eine Eigendynamik entwickelt. Sie weist fast überall auf der Welt gleiche Züge auf und ist nicht nur typisch für die Schweiz.
Ein Beispiel: Eine Kleinstadt in Indien mit einer ungewöhnlich gute Infrastruktur bestehend aus Universitätsspital, allgemein Spital, Klinik für COVID-Patienten.
Von Freunden dort höre ich wie es extreme Spannungen gibt zwischen Impfbefürworter und Impfgegner.
Die Meinungen hüben wie drüben scheinen gemacht und verfestigt. Wer eine Bestandsaufnahme wagt, wird zu Unrecht vorgeworfen die feindselige Stimmung anzuheizen.

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Ist es nicht merkwürdig, dass viele Covidioten und Schreihälse sich in den letzten Monaten für die Republik interessieren und abonnieren. Sie zahlen sogar Geld dafür(Die Republik ist keine gratis Zeitung).
Ich bin auch der Meinung (wie einige Kommentaren), dass wir uns sorge machen sollen. Nicht weil wir die andere Meinung nicht tolerieren, sondern weil es uns Sorge bereitet, wenn anständige Republikaner wegen der distruktiven, Fakenews verbreitenden Kommentare sich in den Diskussionen weniger beteiligen.

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Wie kommen Sie auf die Idee, dass "Covidioten und Schreihälse" die Republik abonnieren? Ich finde es übrigens nicht die feine Art, von Idioten zu schreiben.
Vielleicht sind das ja gar keine Schreihälse, sondern einfach interessierte - vielleicht sogar informierte - Menschen, die sich Sorge machen. Ich versuche, die ernst zu nehmen - versuche ich auch bei Ihnen.

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Ja, das interessiert mich auch, woher Herr Fateh diese Behauptung nimmt. Deutet das nicht eher auf Intoleranz hin, auf die Unfähigkeit, andere Meinungen zu akzeptieren, zu diskuttieren? Zeitphänomen, inakzeptables.

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Lieber M. S., vielleicht, vielleicht, vielleicht.... vielleicht ist Trump ja tatsächlich noch Präsident der USA und zieht im August wieder ins Weisse Haus.
Vielleicht ist es aber auch lauter Blödsinn und am Schluss entscheide ich selbständig mit den mir möglichen Fähigkeiten, welchen Aussagen von "interessierten, besorgten und vielleicht sogar informierten Leuten" ich folgen kann. Und da gehört, bei aller Liebe, der Schrott von Covidioten und Schreihälsen nicht dazu. Sorry.

PS. Es gehört natürlich zu politischen Kampagnen jeder Couleur, auf Versammlungen, über Soziale Medien und eben auch mit dem Schreiben von Leserbriefen den Acker für das Aufgehen der entsprechenden Saat vorzubereiten. Das gehört dazu. Mit Algorithmen kann heute die öffentliche Meinung ganz schön beeinflusst werden, wobei ich keinem der hier Kommentierenden unterstellen möchte, ein 'bot' zu sein. Trolls in einer konzertierten Aktion wäre aber schon möglich.

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· editiert

Es ist auch merkwürdig, dass diese Covidioten und Schreihälse ausgesprochene Ein-Themen-Kommentatoren (m) sind und viele von ihnen deklarieren sich selbst als 'Arzt' oder ähnlich.

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Und mit über 125 dislike (2 Beispiele sind unten zu sehen) merken sie nicht, dass sie stören. Die Frage nach ihre Ziele ist sicher erlaubt.

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· editiert

Hätte das Virus einen schlechten Geruch, würde es von allen gemieden. Würden die Keller alljährlich volllaufen, wären Lenkungsabgaben schon lange da. Kinder müssen halt alles betasten und selber spüren, um es zu begreifen. Auch die heisse Herdplatte.

Und dann gibt es all die Missionare, die uns eine blendende Zukunft versprechen, wenn wir nur ihren absurden Axiomen folgen.

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Lieber S. H., da haben Sie einen Punkt. Die Bedrohung durch Covid ist für viele Menschen recht abstrakt geblieben - eine Folge des Präventionsparadoxes. Aber eine Minimum an Abstraktionsfähigkeit müsste schon sein. Sonst muss es tatsächlich erst konkret werden. Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger. Müsste, ja. Aber... Bergamo und Ischgl waren sehr konkret, auch Heinsberg. Trotzdem hat Boris Johnson nichts gelernt.
Hauseinstürze gibt's für die Amerikaner in der Dritten Welt, aber nicht in Florida, und die Deutschen kennen verheerende Überschwemmungen aus dem TV, aus Indien, Pakistan und Madagaskar, ".... aber so etwas bei uns im Ahrtal, das konnte sich doch niemand vorstellen."
Klimawandel gibt's in Afrika, Brasilien und Australien, ja natürlich. Aber bei uns in der schönen Schweiz wird es doch wohl nicht so schlimm werden. Alle begreifen sich 'exceptional' als 'Sonderfall', der ungeschoren davon kommt. Herzlich SH.

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Action Anthropologist
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Da tönt es doch schon etwas realistischer, wenn es um "Booster-Shots" geht:
https://www.youtube.com/watch?v=fPqd4oeFgW0

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Realistischer als wo?

D’uh. Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen von Booster Shots werden erst klarer sein, wenn durch genug Studien geprüft. Im Moment gibt’s aber noch nicht so viele Daten diesbezüglich. Daher noch nicht klar.

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Action Anthropologist
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Eben! Sehr vieles ist noch nicht klar und sehr komplex.
Willkommen in der "Normalität".

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Lieber Herr Gallmann
Ihren Beitrag finde ich um Welten konstruktiver, objektiver und wertvoller als den polarisierenden Artikel von Herrn Binswanger, in welchem er sich über die Polarisierung beklagt. Vielen Dank für diese klaren Gedanken.

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Lieber Herr S., es ist ein sehr klassisches Argument, das zum Beispiel grade im MAGA-Republikanismus in den USA sehr hoch im Kurs steht: Wer die Polarisierung feststellt, sagt etwas Polarisierendes und ist ergo selber viel schlimmer als das Phänomen, das er beschreibt. Herzlich, DB

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Die Vermarktung des Begriffs "Selbstverantwortung" ist ein Versuch der sogenannten Liberalen das Prinzip "to live and let die" Salonfähig zu etablieren.

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Lieber Herr M. A. E. F., da muss ich Ihnen insofern recht geben, als die Verwendung von "Eigenverantwortung" als ideologische Waffe in der Schweizer Politik über den Bereich der Pandemie-Politik natürlich weit hinausgeht. Herzlich, DB

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Lieber DB
COVID ist nur die letzte Sünde der Selbstverantwortung. Die vollständige Liste ist viel zu lang für einen kurzen Kommentar.

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· editiert

"Die grosse Schweizer Lebenslüge - Das Recht des Eidgenossen auf Unvernunft scheint unbegrenzt": Dieses Phänomen trifft leider nicht nur auf einen beachtlichen Anteil in unserer Bevölkerung in Fragen der Pandemiebekämpfung zu, sondern auch auf den Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit dem Klimawandel. Auch in diesem Bereich herrscht die Unvernunft, trotz klarer und unwiderlegbarer Hinweise aus der Wissenschaft. Die Argumentation der Impfverweigerer mag mich irritieren, mein eigenes Verhalten bezogen auf meinen Fussabdruck muss ich aber ebenso kritisch hinterfragen. Die Einsicht in die eigene Unvernunft bewahrt mich davor, die Unvernunft anderer gnadenlos zu geisseln.

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Danke, Herr L.! Das ist auch meiner Ansicht nach eine sehr wichtige Erkenntnis. Wenn man mit dieser Haltung in die Diskussion geht, ist schon viel gewonnen.

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Advocatus diaboli
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Ich bin gelinde gesagt ziemlich irritiert über den beachtlichen Anteil an Kommentarschreiber*innen, die in diesem Dialog höchst fragwürdige «Meinungen» veröffentlichen (und diese mit höchst zweifelhaften Quellen belegen). Selbst wenn es bloss vereinzelte Vielschreiber*nnen sind, die offensichtlich ihren Spass daran haben, mit ihren struben Ansichten zu provozieren, hinterlassen diese Kommentare bei mir ein ungutes Gefühl. Schliesslich handelt es sich dabei ja um Mitverleger*nnen. Als Verleger trage ich somit indirekt dazu bei, dass diesen Meinungen hier ein weiteres Forum gegeben wird. Es ist ein bisschen so, als ob man gezwungen würde, an einer Demo von Coronakritiker*innen mitlaufen zu müssen.

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Ich verstehe Sie gut. Ich hoffe jedoch, dass Sie nicht die Haltung haben, dass Verleger*innen von Republik, die nicht vollends der Meinung von Herrn Binswanger sind, sich aus der Republik verabschieden sollen. Es wäre schade, wenn Republik eine vollendende Meinungsblase werden sollte.

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Advocatus diaboli
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Lieber Herr H., es geht mir nicht um das Etablieren einer Gesinnungspolizei. Weiss Gott nicht! Mein Unwohlsein beruht auch nicht darauf, dass ich keine andere Meinungen toleriere.
Allerdings scheint es, dass viele nicht zwischen Meinungen und Fakten unterscheiden können. In einigen Kommentaren zum Artikel von Binswanger wurden nicht etwa andere Meinungen kundgetan, sondern bewusst falsche Nachrichten mit höchst zweifelhaften Quellen verbreitet. Und wenn die Republik dies zulässt, halte ich dies für höchst problematisch. (Viele dieser Kommentare wurden übrigens von den Usern inzwischen zurückgezogen. Auffallend ist auch, dass Kommentare zunehmend anonym veröffentlicht werden.)

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Nun ja, es ist einfach für bewegte Corona Skeptiker, ein Monatsabo der Republik zu lösen, die Kommentarspalten zu füllen und sich dann vom nächsten ablösen zu lassen. Mit der Zeit entsteht so eine ‚false balance‘.....

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«Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Schweizer Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.» Einem Schweizer Nobelpreisträger neu zugeschriebenes Bonmot...
P.S.: Wahrscheinlich nicht authentisch...

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Ökonom
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Sie liegen sehr wahrscheinlich richtig. Ich habe das mal recherchiert und es gibt wohl keine Quelle, die diese Aussage stützt. (Natürlich kann man auch nicht ausschliessen, dass er es nicht irgendwann einmal gesagt hat. :-))

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Und: wenn man mit dem Zeigfinger auf jemanden zeigt, zeigen 3 Finger auf sich selbst. Nicht Einstein zugeschrieben ;)

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Grundsätzlich gebe ich ihnen recht. Allerdings legen die von ihnen genannten Krankheiten nicht innert Monaten eine ganze nationale Wirtschaft lahm mit allen sozialen Folgen. Ich denke der Bürger hat auch eine Verantwortung gegenüber dem Staat, (... welcher für ihn sorgt), und damit auch der Solidarität gegenüber seinen Mitmenschen.

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(durch User zurückgezogen)
Leser (verärgert)
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Diese ‚fähig‘ news sind offenbar fake. Orthographie ist Glückssache!

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Ich bin fassungslos. Ich habe die Republik und seine Foren immer geschätzt für den hochstehenden, wertschätzenden Dialog zwischen Menschen mit verschiedenen Meinungen. Es hat sich immer gelohnt, die Kommentare zu lesen, man stiess auf neue Ideen, wurde oft animiert, etwas nachzuforschen, kurz, es war spannend und lehrreich.

Und nun das, die Foren werden geflutet mit Kommentaren, die fern jeglicher Fakten sind, von sehr neuen Abo-Haltern. Bitte liebe Republik, sperrt diese Leute sofort aus, sie zerstören eine sehr wichtige und wertvolle Möglichkeit, sich auf einem guten, lehrreichen Niveau über die verschiedensten Themen auszutauschen.

PS: die verlinkte Zeitung ist ein Hetzblatt, das Verschwörungstheorien verbreitet. Man muss sich nur die Schlagzeilen anschauen. Ausserdem basiert die Webseite auf Wordpress, was auf eine private Seite schliessen lässt, und nicht auf einen journalistisch betriebene Zeitung.
PPS: Ich bin dafür, dass in die Etikette ein weiterer Punkt aufgenommen wird, nämlich dass das verbreiten von Fake-News zum Ausschluss führt. Ich weiss, das ist nicht immer einfach mit wissenschaftlich basierten Fakten, aber in diesem Fall ist es das.

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Sie halten es nicht aus dass es andere Meinungen gibt. Suchen sie sich doch eine Zeitung, falls es das gibt, wo es nur eine Meinung gibt, wo sie sich gemütlich gegenseitig auf die Schultern klopfen können.

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Chefredaktion
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· editiert

Wir beobachten die Qualität des Dialogs selbstverständlich. Ich würde das Problem allerdings nicht überbewerten. Auch in dieser Debatte gibt es hochinteressanten Austausch. Andere Meinungen und Perspektiven sind auszuhalten, das gehört zu einem demokratischen Diskurs. Zu einem hohen Grad reguliert sich der Dialog durch Gegenrede und Downvotes selbst, bei klaren Verstössen greift die Etikette und die Durchsetzung von dieser durch die Redaktion. Freundliche Grüsse!

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Advocatus diaboli
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· editiert

Ich würde diesen Antrag unterstützen. Und anders als Urs Fankhauser bin ich nicht der Meinung, dass wir das aushalten müssen. Es reicht mir, wenn ich solchem Schwachsinn täglich in den Kommentarspalten des Tages-Anzeigers begegne. Ich möchte dies nicht auch noch in der Republik zu lesen bekommen.

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Nein. Ich denke, wir müssen und können das aushalten. Was kann solchen Schwurbel-Kommentaren besseres passieren, als in diesem Forum zerlegt zu werden? Ich möchte nicht in der Haut jener stecken, die bestimmen müssen, wo "Fake News" beginnen.

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· editiert

Ich hoffe für alle, dass das fähig News sind.

Meine Güte, tatsächlich? Diese "Quelle"?
Da ist ihr Schreibfehler noch besonders absurd.
Wenn ich die Titelseite ihres Hetzblättchens aufrufe, muss ich nichts weiter wissen.
Das ganze Themenspektrum von Anti-Migration über Anti-Homosexuell bis Antisemitisch. Hauptsache Anti.
Gedanken-freiheit im Sinne von frei von Denken...

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Advocatus diaboli
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I can't see anyone else smiling in here
Are you sure?
(aus dem Song «Common People» von Jarvis Cocker, Pulp)

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Wenn wir das ganze dann eben ökonomisch betrachten: Wenn der Staat die Behandlung in Intensivstationen subventioniert, darf er sicherlich auch die Kriterien dafür stellen. Ein Kriterium kann dann ja auch sein, ob jemand alle anmutbaren Schutzmaßnahmen (wie Impfen) genommen hat. Sonst muss sojemand eben Eigenverantwortung für die Kosten nehmen.
Kann ja nicht sein, dass alle für die sture Unverantwortlichkeit anderer zahlen. 🤷‍♂️

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Action Anthropologist
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· editiert

Dann müssten Sie aber auch RaucherInnen, AlkoholikerInnen, Übergewichtige, Bewegungsmuffel, Diabethiker und andere "Vorerkrankte" von den Leistungen der Medizin ausschliessen, da diese nicht selbstverantwortlich für mehr persönliche Gesundheit -und damit für eine Entlastung des Gesundheitswesens- gesorgt haben!
Merken Sie, worauf Ihre "von Oben diktierte Art von Selbstverantwortlichkeit" hinausläuft...?

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Kriegen Sie Diabetes, wenn Sie neben einem Diabetiker sitzen ? Werden Sie zum Kettenraucher oder Alkoholiker, wenn Sie neben solchen auf einer Bank sitzen ?

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Gegen das Maskentragen und Impfen wird gerne mit der ureidgenössischen Freiheit argumentiert.

Das wohlbemerkt im gleichen Land wo die Polizei gerufen wird wenn die Kinder Sonntags im Treppenhaus lärmen, das Altpapier nicht ordnungsgemäss gebündelt, oder nach 22:00 das WC gespült wird.

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Die "ureidgenössischen Freiheit" ist ein Evergreen, ich hörte ihn erstmals bei den Sicherheitsgurten, dann bei den obligatorischen Motorradhelmen, dann bei den Sicherheitsgurten hinten .... Aber an der Grenze zum Feriendomizil zeigt man gerne das Impfbüchlein und wenn Exit für einen selbstbestimmten Tod eintritt, dann ist "fertig mit Freiheit". Woher kommt diese ungesunde Prägung - Kirche, Politik, Elternhaus?

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Je länger ich über Binswangers Kommentar nachdenke, desto mehr stelle ich mir die Frage, ob es tatsächlich um "Eigenverantwortung" geht - oder nicht vielmehr um einen sehr archaischen Freiheitsbegriff.
Der Begriff "Eigenverantwortung" wäre dann nur eine positiv besetzte Chiffre für die dahinter stehende Feindschaft gegenüber dem Staat, die darauf gründet, dass der Staat "unbefugterweise" die "Freiheit" beschneidet. Die gepriesene "Eigenverantwortung" geht ja gerade in SVP-Kreisen nie so weit, dass man staatliche Subventionen ausschlagen würde. Denn Subventionen oder Sozialleistungen des Staates sind nur dann schlecht, wenn sie "den Anderen" zu Gute kommen.
Unter "Freiheit" verstehen diese Leute im Kern die Freiheit des Patriarchen, uneingeschränkt über seine Frau, seine Familie, sein Gesinde und sein Vieh zu herrschen (die modernere Version davon ist das Freiheitsmodell der Libertären: uneingeschränkte Herrschaft der Kapitaleigner über den Rest der Gesellschaft). Dieses Denkmodell vereinigt Bartträger aus dem Muothatal und libertäre SVP-Anhänger nahtlos, in der Person von Christoph Blocher verschmelzen diese zwei Archetypen in geradezu idealer Weise (OK, ohne Bart...).
Zwar war es die FdP, die mit dem Kampfruf "Mehr Freiheit, weniger Staat" die Saat ausbrachte. Geerntet hat die Frucht aber die SVP. Insbesondere, weil es ihr viel glaubwürdiger gelungen ist, die "Freiheiten" und Abstiegsängste der konservativen Männer zu bewirtschaften (wir erinnern uns: der Aufstieg von Blocher und der SVP begann nicht mit de m Kampf gegen den EWR-Beitritt, sondern mit der Bekämpfung des neuen Ehe- und Familienrechts 1985).
Um "Freiheiten" geht es ja ganz zentral auch in der Impffrage: Um die Freiheit, die persönliche Befindlichkeit über das Gemeinwohl zu stellen. Um die Freiheit, sozialdarwinistische Modelle zu vertreten. Um die Freiheit, verschwörungstheoretischen Bullshit aus dem Netz gleich hoch oder möglichst noch höher zu hängen, als wissenschaftliche Fakten. Und natürlich um die Freiheit, sich einem Staat zu widersetzen, der Werte vertritt, die man ablehnt.

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Action Anthropologist
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· editiert

ALLES hat eine "dunkle Seite".
Sie scheinen aber von dieser dunklen Seite so angezogen und fasziniert zu sein, wie die Medien und ihre KonsumentInnen von den spektakulär grauenhaften Unfällen und Verbrechen angezogen und fasziniert werden.
Ich glaube, das gehört zu unserer menschlichen Psyche mit dazu, dass wir den Gefahren und Schlechtigkeiten mehr Aufmerksamkeit schenken, als den täglichen "Wundern des Lebens".
Man stelle sich mal folgende Schlagzeile vor:
"Auch heute haben sind wieder Millionen von Fahzeugen Billionen Male gekreuzt, ohne dass es geknallt hat!"
Sie unterschlagen in all ihren -teilweise sicher richtigen- Überlegungen, dass es unter den "Libertären" (Igitt, nur schon das Aussprechen dieses Wortes musste bei Ihnen einen Brechreiz auslösen...) noch die "AnarchistInnen" gibt, also eine "linke" Version des Freiheitlichen, die auch in der Bolo Bolo - Vision eines P.M. und deren versuchten Umsetzungen zum Ausdruck kommt.
Eine Losung der 80er-Jugendunruhen lautete: "Macht aus dem Staat Gurkensalat!"
Dieser Staat, den Sie hier so idealistisch bejubeln, verhielt sich nämlich damals gegenüber einer (unorganisiert) aufbegehrenden Jugend sehr repressiv gewalttätig und einengend!
Ähnliches passiert heute wieder, im Zuge der Coronamassnahmen und des direkten- und indirekten Impfzwangs.
Wer sehr ideologisch drauf ist, sieht im Staat ein Allheilmittel, wie er/sie auch in den neuen Gentech-Impfstoffen ein Allheilmittel für die "Rückkehr zur Normalität" sieht.
Wer realistischer drauf ist, macht sich da aber keine grossen Illusionen mehr.
Ein Staat kann nicht besser sein, als die BürgerInnen, die er vertritt, lenkt und bevormundet!
Wenn die bösen SVP'lerInnen und ihre etwas kultivierteren "Brüder und Schwestern im Geiste" von der FDP und der CVP -demokratisch korrekt- in ihrem tollen Staat hocken, wird sich auch dieser (rechtsbürgerlich dominierte) Staat knallhart "unternehmerisch" verhalten und den Staatsauftrag an die Anbieter-Firma, welche mit dem tiefsten Preis (und den schlechtesten Arbeitsbedingungen) offeriert, vergeben.
Da haben wir sie also wieder, die "dunkle", im Gegensatz zu "Unfälle und Verbrechen" bewusst verschwiegene Seite...

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Ich mag Gurken nicht, folglich auch keinen Gurkensalat.

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Der Artikel trifft es auf den Punkt… bis auf den Abschluss:
„die Impfungen geben uns Gott sei Dank die Möglichkeit…“
Ernsthaft?

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Lieber Anonym 11, ich verwende "Gott sei dank" relativ regelmässig, aber in rein metaphorischer Absicht. Eine Anrufung des Allerhöchsten ist nicht intendiert. Herzlich, DB

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Action Anthropologist
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Warum nicht?
Sie können ja das -von seinen selbst ernannten Stellvertretern auf Erden diskreditierte- Wort "Gott" durch das weniger verfängliche Wort "Schicksal"-, oder durch das modern-technokratisch wirkende Wort "Gesamtsystem" ersetzen und übersetzen.
Das Wort "Sozialismus" möchte man ja auch kaum mehr in den Mund nehmen, so oft wie diese Idee schon verraten und pervertiert wurde und wird...

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Ich würde auch "der Wissenschaft sei Dank" bevorzugen.

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Chefredaktion
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· editiert
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Interessant, wenn auch unkritisch. Jetzt einfach das Denken einschalten (oder eingeschaltet lassen) und aufmerksam bleiben.

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Ist es nicht etwas respektlos, anderen Leuten indirekt vorzuwerfen, dass sie nicht denken und nicht aufmerksam sind? Eine überzeugende Argumentation geht auf jeden Fall anders.....

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Chefredaktion
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Ist denn unkritisch alles, was sich nicht mit Ihrer Sichtweise deckt? Jedenfalls – und das ist zumindest bemerkenswert – belegt die Dokumentation einige Fakten, die Sie in diesem Dialog in Z. zogen. Ob aus Nichtwissen oder Nichtwissenwollen entzieht sich meiner Kenntnis. Freundliche Grüsse!

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Advocatus diaboli
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· editiert

Das Mantra der Eigenverantwortung ist genau 5 Rappen wert. Die jahrelangen Appelle an die Eigenverantwortung der KonsumentInnen, freiwillig auf die Gratis-Plastiksäcke zu verzichten, blieben wirkungslos. Seit die Säckchen 5 Rappen kosten, ist die Nachfrage um 80 Prozent eingebrochen. So viel zur Eigenverantwortung in der Schweiz.

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"Das Mantra der Eigenverantwortung" hat einen siamesischen Zwilling: "Der Schweizer (m) denkt mit dem Portemonnaie".

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Arzt
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· editiert

Auch wenn ich mich vor einem möglichen Shitstorm fürchte, hier mein Kommentar als Bürger und Arzt zum Artikel von Daniel Binswanger.
Als erstes meine politische Haltung:

  • ich stehe generell hinter den Massnahmen des Bundesrates während dieser Epidemie, habe jedoch kritische Fragen die aktuelle Impfstrategie betreffend.

  • ich bin absolut gegen dieses neue Referendum «Gegen das Covid-Gesetz», finde es aber gefährlich, diese Mitbürger:innen nicht ernst zu nehmen.

Neben den polarisierten Meinungen von vielen Kommentator:innen und den «Corona-Skeptikern» gibt es auch eine kritische, der kaum Raum gegen wird, u.a. von vielen Ärzt:innen, die sich kaum zu äussern wagen.
Die «Politisierung des Impfens» ist eine Tatsache. Wer auf dem «Recht auf Unvernunft» beharrt: da kann man geteilter Meinung sein, wer das ist. Aus meiner Sicht ist die Unvernunft eher zu suchen beim Setzen auf nur EINE Karte: der Impfung mit mRNA. Anstatt auch andere – bewährte – Impfstoffe zu pushen, wie vor allem Novavac. Es geht aktuell nicht um Impfen ja oder nein, sondern darum, womit man impft (es gibt ja unverständlich keine Wahl).
Vieles an Ratio – scheinbar auch bei Daniel Binswanger – wird im seit Monaten dauernden Angst-Panik-Modus ausgeschaltet, auch bei meinen geschätzten Fachkolleg:innen und bei den Linken (inc. WoZ).
Es gibt berechtigte Bedenken die Zukunft betreffend wegen den genbasierten Impfungen. Einerseits sind die Impfreaktionen (die kaum offiziell gemeldet werden) viel gravierender als bekannt gegeben. Anderseits sind aus verständlichen Gründen mögliche Langzeitwirkungen (ausser den bekannten wie Myokarditis) noch unklar. Wie viele der Impfverfechter mit mRNA den Mechanismus begriffen habe, weiss ich nicht. Dass es sich – hört auf mit «30 Jahren Erfahrung», das stimmt so einfach nicht! – um ein völlig neuartiges Prinzip handelt (wissenschaftlich/technisch absolut genial) ist eine Tatsache. Als älterer Arzt habe ich von meinen Lehrern gelernt, bei neuen Medizintechniken erst einmal zurückhaltend zu sein (primum nil nocere) und von den Ethiker:innen, das Ethikdilemma (Sie kennen das Beispiel mit der Weiche) wichtig zu nehmen.
Aktuell ist am wichtigsten, wachsam zu bleiben betreffend Auswirkungen und Nebenwirkungen. Auch die Mutationsmöglichkeiten sind nicht sicher geklärt (neues Prinzip) und einfach den nicht Geimpften Schuld für den Anstieg der «Fallzahlen» zu geben ist unfair. Nur der Verlauf wird zeigen, was wirklich wahr ist –das Unwissen ist noch gross. Not tut auch, die «Fallzahlen» zu differenzieren und mit Ihnen die Krankheitsfälle- und stärke zu melden. Denn Infizierte sind nicht per se krank, es werden ja massenhaft Test (auch das nach alter Schule bedenklich) bei Gesunden gemacht (halte ich mit der nötigen Skepsis sinnvoll).

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Lieber Herr S.,
Ich schätze es sehr, dass Sie hier den konstruktiven Dialog suchen. Ich will Ihnen jedoch nicht verhehlen, dass ich über Ihre Argumente sehr erstaunt bin. Es ist ja schon länger bekannt, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl Hausärzte der Impfung oder jedenfalls der mRNA-Impfung skeptisch gegenübersteht. Ich anerkenne, dass hausärztliche Erfahrung ein sehr hohes Gut ist, besonders weil es die Praktiker an der Front sind, die wissen, was es braucht, damit es kranken Menschen wirklich besser geht - was Sinn macht und was nicht. Hier geht es jedoch um eine erfolgreiche Pandemie-Strategie um ein epochales public health Problem, und da sollten doch Funktionsträger wie Sie auch bereit sein, auf Ihre Kollegen zu hören und nach dem besten und gesichertesten Stand des Wissens zu handeln. Ich bin kein Molekularbiologe - und Sie auch nicht. Wir müssen der scientific community glauben, um zu den rationalste möglichen Entscheidungen zu kommen - und ich staune manchmal über eine Haltung der Hausärzte, die mir extrem egozentrisch und schlicht etwas arrogant vorkommt. Wenn Sie mir die seriösen wisschenschaftlichen Studien oder Argumente vorlegen können, die zeigen, dass mit den mRNA-Stoffen hohen Langfristrisiken verbunden sind, würden Sie mir einen grossen Gefallen tun. Ich habe Sie gesucht und nicht gefunden. Was zutage liegt, ist der überwältigende Konsens aller Spezialisten (und nicht nur der "Pharma-Vertreter") und sämtlicher Zulassungsbehörden (halten Sie diese für inkompetent, verantwortungslos, gekauft?), die auf mRNA setzen. Wir stehen unter maximalem Zeitdruck, im letzten Spätherbst sind über 7000 Menschen gestorben, wenn sich das diesen Jahr nicht wiederholen soll, dann nur wegen der Impfungen. Und nun sagen Sie, man sollte besser abwarten? Non nocere? Ich habe Schwierigkeiten, solche Aussagen ernst zu nehmen. Sie wird der Situation in keiner Weise gerecht. Erst einmal skeptisch sein, ist nie falsch. Aber wir haben ein ganz massives Problem, wir müssen handeln. Jetzt.
Wie kommen Sie im weiteren zur Aussage, es sei unfair, den nicht-Geimpften die Schuld am Anstieg der Fallzahlen zu geben. Es gibt einen sehr gut belegten Zusammenhang zwischen Nicht-Impfung und Infektionsrisiko. Er ist in unzähligen, grossen Studien belegt. Wollen Sie sagen, diese Studien seien alle gefälscht? Natürlich könnte es allerhand unbekannte Infektionstreiber geben. Aber das ist nicht die relevante Frage. Relevant ist: Wie können wir das Infektionsgeschehen bremsen. Die Impfungen können das. Oder ziehen Sie das in Z.?
Schliesslich noch zu Novavac: Da muss ich Ihnen recht geben. Das ist ein exzellenter Impfstoff nach allem was wir heute wissen, und da es eine spezifische mRNA-Skepsis gibt, wäre es sicher sinnvoll, Novavac so schnell wie irgend möglich zugänglich zu machen. (Auch wenn die andere Möglichkeit immer noch ist, dass man eine korrekte Evaluation der mRNA-Stoffe macht). Allerdings scheint in den USA einen Zulassung erst auf Ende September vorgesehen, da es Schwierigkeiten zu gibt, nicht bei der Wirksamkeit (die exzellent sein soll), aber bei der Garantie von Produktionssicherheitsstandards. Ich bin mir sicher, dass Sie nicht dafür plädieren würden, Zulassungsverfahren abzukürzen und mit einem nicht auf Herz und Nieren geprüften Impfstoff unbedachte Risiken einzugehen. Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob man die Verfahren nicht beschleunigen könnte, bzw. ob die Behörden sich jetzt nicht mehr Zeit nehmen, weil andere Impfstoffe ja schon vorhanden sind. Das wäre vermutlich eine legitime Diskussion. Tatsache ist aber: Novavac steht noch nicht zur Verfügung. Damit müssen wir uns arrangieren, auch wenn wir es vielleicht gerne anders hätten. Herzlich, DB

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Ich anerkenne, dass hausärztliche Erfahrung ein sehr hohes Gut ist, besonders weil es die Praktiker an der Front sind, die wissen, was es braucht, damit es kranken Menschen wirklich besser geht - was Sinn macht und was nicht. Hier geht es jedoch um eine erfolgreiche Pandemie-Strategie um ein epochales public health Problem, und da sollten doch Funktionsträger wie Sie auch bereit sein, auf Ihre Kollegen zu hören und nach dem besten und gesichertesten Stand des Wissens zu handeln. Ich bin kein Molekularbiologe - und Sie auch nicht.

Ich sehe das genauso: praktizierte Medizin und medizinische Forschung sind wirklich zwei komplett unterschiedliche Dinge und erfordern sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen. Ich würde mich niemals von einem medizinischen Forscher behandeln lassen, der keine oder nur wenig Praxis-Erfahrung als Arzt hat, und ich würde mir niemals Forschungsergebnisse von einem Arzt interpretieren lassen, der selbst nicht intensiv Forschung betreibt. Die typische Promotions-Arbeit, die alle Ärzte am Anfang Ihrer Karriere abliefern müssen, kann man beim besten Willen nicht als "Forschungserfahrung" gelten lassen, und das ist jedem seriösen Arzt absolut bewusst.

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Lieber Herr Binswanger,
ich danke Ihnen für Ihre ausführliche und meiner Ansicht nach sehr zutreffende Replik. Die Fragen, die Sie stellen, bewegen mich seit längerem.
In meiner langjährigen Arbeit als Landarzt bin ich immer wieder mit Impfverunsicherungen und Impfskepsis konfrontiert worden. Ich glaube diese Bedenken wirklich nachvollziehen zu können.
Was mir Mühe macht ist die Tatsache, dass viele Menschen, darunter auch etliche meiner KollegInnen, irgendwie nicht realisiert zu haben scheinen, dass wir uns weltweit in einer pandemischen Notsituation befinden (dass es andere und wohl noch grössere Nöte gibt muss hier nicht diskutiert werden), wo rasches Handeln Not tut. In einer Notsituation muss man mit dem Wissen und den Instrumenten handeln, die einem im Moment zur Verfügung stehen. Vielen Menschen, darunter auch Fachpersonen, scheint nicht klar zu sein, was für ein grosses Glück wir haben, dass in so kurzer Zeit so gute Impfungen zur Verfügung stehen, die uns eine Chance geben, den Verlauf der Pandemie günstig beeinflussen zu können.
Was ich auch nicht verstehe, dass es vielen Menschen keinen Eindruck zu machen scheint, dass wir mit einer Covid-19 Infektion eine unkontrollierte Zahl Viren, die sich – je nach Immunantwort – kürzere oder längere Zeit im ganzen Körper unkontrolliert vermehren können und Schäden anrichten, über dessen Ausmass wir nach gut anderthalb Jahren Pandemie nun wirklich informiert sein sollten. Mit den mRNA-Impfungen werden kontrollierte Mengen an sich nicht vermehrenden Informationsträgern abgegeben, die den Körper zu Bildung von nicht vermehrungsfähigen Virus-Eiweissbestandteilen anregen, die dann eine erwünschte Immunantwort auslösen.
Nebenwirkungen sind bei allen Impfungen zu erwarten und sind im allgemeinen Ausdruck einer normalen Immunreaktion. Naturgemäss kommen auch schwere Nebenwirkungen vor, deren Anzahl und deren Ausmass nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen bezüglich Covid-19 Impfungen in keinem Verhältnis stehen zu den bekannten schweren Verläufen und Langzeitfolgen der Erkrankung selbst.
Spätfolgen sind nie ausgeschlossen, zur Zeit aber reine Spekulation und, wie mir scheint, auch ein Instrument von Impfgegnern, um Skepsis und Ängste bezüglich der Impfung zu verbreiten. Mir sind keine Impfungen bekannt, deren Nebenwirkungen den Nutzen der Impfung selbst übertroffen hätte.
Ich lasse mir aber bei meinem Stand des aktuellen Wissens und vor allem auch Unwissens gerne durch fundierte und gut belegte Studien eines Besseren belehren.

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Arzt
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· editiert

Vielen Dank für die Rückmeldung!
Hier der Versuch einer Replik. Nicht einfach, da ich wirklich jetzt nicht zu fest ins Argumentieren kommen möchte. Wichtig wäre eigentlich, die Gemeinsamkeiten zu sehen, das sind nicht wenige. Doch konkret:
"Wenn Sie mir die seriösen wisschenschaftlichen Studien oder Argumente vorlegen können, die zeigen, dass mit den mRNA-Stoffen hohen Langfristrisiken verbunden sind," - wenn es eine Impfung seit sagen wir mal einem Jahr gibt, wie sollen da schon Langfristrisiken herausfiltriert werden können? Die Frage wäre eher, ob man solche aktiv sucht (ich nehme an, eine allfällige Häufung - wie jetzt betreffen Myokarditis oder H. Zoster-Aktivierung wird auf jeden Fall unter die Lupe kommen). Allfällige relevante unvorhergesehene Probleme würden wohl v.a. das Autoimmunsystem betreffen. Deshalb mein Vorschlag: Impfen bei Risiken und Alter z.B. 50, sehr sehr zurückhaltend bei jungen Menschen.
"Aussage, es sei unfair, den nicht-Geimpften die Schuld am Anstieg der Fallzahlen zu geben" - solange die "Fallzahlen" nicht Symptom-definiert sind und auf Erkrankungs-/Todesfälle bezogen sind diese nicht sehr aussagekräftig. Insbesonder wenn jetzt breit getestet wird - da werden ja mit Sicherheit mehr "Fälle" gefunden. Das ist ja der Sinn der Übung. Da käme jetzt natürlich das Thema der Sensitivität/Spezifität ins Spiel. Je mehr man testet, desdo mehr falsch Positive/Negative (die positiven AG-Tests werden dann natürlich per PCR-Test überprüft, die aber auch Fehlerquellen haben).
" dass Sie nicht dafür plädieren würden, Zulassungsverfahren abzukürzen " - genau das wurde ja bei den aktuellen Impfstoffen gemacht.
Mein Fazit: zur Begrenzung der Pandemie nicht nur aufs Impfen setzen, sondern bis zur Klärung der Situation die anderen Massnahmen weiterhin als wichtig einsetzen. Vorsicht beim Einsatz bei Jungen. Intensives Nach-Impf-Monotoring. Positive Botschaften senden: wenn Du Deiner Gesundheit gut schaust, sind die Folgen einer Infektion weniger schwer etc. Und: auch die ernst nehmen, die man meint nicht ernst nehmen zu müssen.
Bin übrigens froh, gibt es die Republik und sind solche Diskussionen möglich.
Viele Grüsse und gute Gesundheit wünscht Ihnen und allen
M. S.

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Neugierig kritischer Optimist
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Danke für Ihren interessanten auf Fachwissen und Praxiserfahrung basierenden Ausführungen. Gerne hätte ich da noch eine Frage. Was ich nicht verstehe ist, warum sich ein geheilter Covid Patient gem. BAG Empfehlung impfen lassen soll. Sein Körper hat das Virus ja erfolgreich „verarbeitet““ und sollte jetzt immun sein, denn darauf basiert ja auch das ganze Impfkonzept, da der Körper ja Antikörper produziert. Und dann verstehe ich auch nicht weshalb bestimmte Kantone für diese Covid geheilten eine und andere 2 Impfungen empfehlen sowie warum der/die Geheilte nur 6 Monate immun sein soll wogegen eine geimpfte Person sicher für 12 Monate - obwohl so genau weiss das ja wohl auch niemand. Was ist denn der offizielle wissenschaftlich erhärtete Grund weshalb die Impfung erfolgreicher oder länger schützen soll. Für mich wäre es sehr spannend dies von einer Fachperson besser einordnen zu können. Ich erwarte natürlich keine Empfehlung, denn ich möchte nicht, dass Sie sich deshalb negative Kommentare oder gar Verunglimpfungen durch Berufskollegen aussetzen müssen.

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Wichtige Fragen, die offen sind und ich natürlich nicht beantworten kann. Eine Fallvignette: junge Frau, nach Covid. Muss für Auslandreise mRNA-Impfung 1x machen. Massive Impfreaktion. Will beruflich in ein Land, das ZWEI Impfungen auch nach durchgemachter Infektion fordern. Was tun? Nicht zur Arbeit fliegen? Angstvoll doch 2. Impfung? Eben: es gibt wohl mehr offene Fragen als sichere Antworten, deshalb interessiert und prüfend bleiben.

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Ich weiss auch nicht, was richtig wäre. Trotzdem einmal mehr meine Kritik. Aussagen wie:

"Erstens wäre es weder moralisch noch rechtlich zu rechtfertigen, allen Bürgern starke Einschränkungen aufzuerlegen, nur weil ein Teil der Bevölkerung sich nicht impfen lassen will."

ohne weitere Ausführung, das ist für mich nicht Republik Niveau. Ansonsten finde ich es schön, dass Herr Binswanger im Gegensatz zu allen anderen seriösen Analysen zum Verlauf der Fallzahlen in verschiedenen Ländern und im Bezug auf verschiedene Massnahmen, genau zu wissen scheint, was wann wieso geschah.

Ich dachte diese Pandemie sei hochkomplex und Beziehungen zwischen Massnahmen und Verläufen nicht eindeutig eruierbar - schliesslich meinte auch dieser Kolumnist kurz bevor die Zahlen auf fast Null sanken noch, wir steuerten direkt auf die Katastrophe zu - und doch scheint er es jetzt ganz genau gewusst zu haben. Ich weiss nicht...mich nervt diese Art. Sorry für die harten Worte.

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Herr V., ich pflichte Ihnen bei und bin stinksauer. Herr Binswanger führt zudem oben im Artikel als Argument die drei G ein, lässt aber, ausser dem „Geimpft“ Status, plötzlich weder den „Genesen“ noch den „Getestet“ Status mehr gelten weiter unten. Ich finde diese Kolumne in der Tonalität und der Einseitigkeit hart an der Grenze zur Propaganda. Und verdammt nochmal, es gibt nicht nur schwarz oder weiss. Was passiert mit Menschen, die sich zum Beispiel aufgrund einer Vorerkrankung nicht impfen lassen dürfen? Immerhin haben die Wirkstoffe auch krasse Nebenwirkungen, die - je nach Konstitution - schlimmer sein könnten als das Virus für die betreffende Person. Die Impfung muss also eine individuelle Entscheidung bleiben. Bitte fertig denken. Und weiterhin zur Umsichtigkeit aufrufen. Danke.

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Jeder soll grundsätzlich frei entscheiden können. Wir leben in einem Rechtsstaat und müssen damit umgehen können, wenn einige (viele) einen staatlichen Eingriff in ihre körperliche Unversehrtheit ablehnen und die Impfung verweigern - auch wenn dieser Entscheid höchstwahrscheinlich schlecht und nicht clever ist. Der Staat muss dies respektieren, ansonsten würde er von innen ausgehöhlt werden.

Die Freiheit der Impfskeptiker hört allerdings da auf, wo die körperliche Unversehrtheit der anderen beginnt. Wenn man sich die Freiheit nimmt, sich nicht impfen zu lassen, dann hat man gegenüber den Mitmenschen eine besondere Verantwortung wahrzunehmen und die Corona-Regeln strikte zu befolgen. Leider handelt es sich bei den Freiluftnasen wohl überwiegend um die, die sicht nicht impfen lassen wollen und sich also anmassen, jede und jeden potenziell anzustecken. Hier ist die Grenze der eigenen Freiheit aber längst überschritten.

Deshalb plädiere ich, wenn wir wieder in den nächsten Lockdown schlittern, für konsequente Kontrollen. Wer die Maske nicht/nicht richtig anhat, wird gebüsst und es wird überprüft, ob man sich geimpft hat. Ist dies nicht der Fall, werden die Personalien aufgenommen. Beim Wiederholungsfall wird die Zangsimpfung angeordnet. Punktschluss. Wir haben nicht die Nerven und eigentlich auch ein viel zu wertvolles Leben, alsdass wir von Coronavariante zu Coronavariante rasen und uns immer wieder um ein Neues einschränken müssen.

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Man könnte es auch einfacher gestalten:
Es gibt eine Impfung, mit der man sich schützen kann. Wer sich schützen möchte, lässt sich impfen. Wer als mündige und urteilsfähige Person einen schweren Verlauf oder sogar Tod bewusst in Kauf nimmt, lässt sich nicht impfen. Wir kehren in die Normalität zurück. Punktschluss.

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Die Analogie davon im Strassenverkehr: Wer rechts fahren will, soll rechts fahren, und "wer als mündige und urteilsfähige Person eine schwere Behinderung oder sogar Tod bewusst in Kauf nimmt", fährt links. Von Beifahrer*innen und Gegenverkehr reden wir nicht, "wir kehren in die Normalität zurück. Punktschluss."

Sorry und jetzt werde ich für einmal ausfällig, aber wie kann man so blöd sein?

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Action Anthropologist
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· editiert

Auch wenn er hier wieder mal von einem manipulativ-erzieherischen "Meinungsjournalismus" (der mir irgendwie "französisch-zentralistisch" vorkommt) angegriffen und ins Lächerliche gezogen wird, möchte ich wieder mal eine Lanze brechen für den pragmatischen und unaufgeregten "Schweizer Weg", der sich aus dem Kräftespiel ALLER politischen Kräfte der DIREKTEN Demokratie ergibt (ähnlich, wie "das Schicksal", welches sich aus dem Kräftespiel von noch mehr Wesen, Naturgewalten und dem Kosmos ergibt).
Und ich habe soeben ein (US-Amerikanisches) Pendant zu diesem "Schweizer Weg" gefunden, auf YouTube, das ich hier verlinken möchte, als ausdrückliches GESPRÄCHS-Angebot und als Ausgangspunkt für gedanklich-verbale Auseinandersetzungen, da es sich ziemlich genau in der MITTE der verschiedenen Standpunkte und Meinungen zu Covid befindet, im Niemandsland zwischen den Fronten des Heiligen Kriegs um den "richtigen" Umgang mit Corona, bzw. tief unten im sich vertiefenden Graben der "gespaltenen Gesellschaft":
https://www.youtube.com/watch?v=jiFuyMf6mmo
So, und jetzt gehe ich raus an die Sonne und an die frische, vom langen Regen gereinigte Luft. Das stärkt bestimmt mein Immunsystem!

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"französisch-zentralistisch" ist höchstens die Organisation bei der Impfung. Tadellos organisiert für die Interessierten inklusive online-Anmeldung für beide Impfungen - natürlich im medizinisch vorgegebenen Zeitrahmen. Da ist man nach spätestens 40 Minuten inklusive Fachsimpeln ("das nächste mal bringen Sie uns aber echte Schweizer Schokolade mit"...) wieder draussen und hat ein gültiges Formular, das auch ohne App in der ganzen EU vom Nordkap bis Sizilien beim Grenzübertritt per sofort gültig ist.
Wenn ich sehe, wie meine bessere Hälfte auf das Bestätigungs- Formular in Basel über 6 Wochen warten musste, frage ich mich schon, wo der Kantönligeist seine Grenzen hat.
Ausserdem kann ich Ihnen versichern, dass ein Grossteil der Bevölkerung dem Impfzwang für Angestellte im Gesundheitswesen zustimmt und dies schon viel früher gewollt hätte.

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Sie beziehen sich immer wieder auf Basel, nur auf ein Basel, das ich so nicht kenne.

Ich und meine Frau haben unsere Zertifikate am ersten bzw. zweiten Tag nach Freigabe der Zertifikate erhalten. Das meiner Frau war noch auf den Namen vor der Hochzeit ausgestellt (kein Wunder, Termin 1 war noch kurz zuvor) und die Änderung war in unter 5 Minuten am Schalter vollzogen.

Von übermässiger Bürokratie nichts zu sehen. Im Gegenteil, die Erfahrung würden wir und unsere Freunde hier eher auch als "tadellos organisiert" bezeichnen...

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Action Anthropologist
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Okay, dann läuft ja alles super.

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Bei der Gelegenheit möchte ich noch etwas loswerden:
Ich befürchte, dass die Corona-Pandemie einen weiteren Schub der Risikoaversion bei den Schweizern auslöst: Auch mündige und erwachsene Personen dürfen sich freiwillig nicht mehr dem Risiko, zu sterben, aussetzen. Aktuell geht die Diskussion um den Impfverzicht in diese Richtung.
Wenn Impfverzicht als unverhältsmässige Gefährdung der eigenen Gesundheit und derjenigen weiterer Impfverzichtler betrachtet wird: Sind dann Risiken wie Hochtouren, Skitouren, Gleitschirmfliegen, Alkohol- und Tabakkonsum, Elektrovelofahren, Autofahren, (findet weitere lustige Beispiele) auch noch verantwortbar? Hmmm...

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Lieber Herr R., das ist sicherlich eine interessante Frage, das Recht sich selber zu schaden. Hier geht es aber um etwas anderes: Erstens um die Fremdgefährdung. Wer nicht geimpft ist, hat eine viel höhere Chance andere Menschen anzustecken. Zweitens um die generierten Kosten. Das betrifft auch andere Fragen, wie zum Beispiel das Rauchen. Wer raucht und einen Krebs entwickelt, belastet das Gesundheitssystem. Das Recht zu Rauchen würde ich trotzdem durch alle Böden verteidigen, auch das Recht, Alkohol zu konsumieren. Aber hier sind die Kostenfolgen viel gigantischer und wir kommen an eine Grenze. Wenn aufgrund von Impfverweigerung eine heftige vierte Welle kommt, werden nicht nur die Spitäler an eine Belastungsgrenze kommen, sondern es könnte auch wieder ein Shutdown nötig werden - mit allen horrenden wirtschaftlichen Folgen. Herzlich, DB

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Herr Binswanger, das kann ich nachvollziehen. Ich gehe allerdings zurzeit noch davon aus, dass wir dank der Impfung der Risikogruppen heute an einem anderen Ort stehen als letztes Jahr. Allerdings wankt meine Ueberzeugung etwas:
Die 4. Welle mit Spitalaufenthalten, bei der das Gesundheitswesen an den Anschlag kommt, die tritt dann ein, a) falls sich die Geimpften aus den Risikogruppen wieder anstecken würden oder b) wenn das Virus durch Mutation sich so verändert, dass der Altersbereich der Risikogruppen stark nach unten erweitert werden müsste.
Dass a) eintreten kann, d.h. Impfdurchbrüche auf breiter Front mit schweren Verläufen, halte ich mittlerweile für denkbar, aber zurzeit müssen wir es wohl noch nicht als wahrscheinlich betrachten. In dem Fall wäre ich auch für ein Obligatorium, und würde selbstverständlich schleunigst auch mich impfen lassen.
Dass b) eintritt, danach sieht es gar nicht aus. Das Virus wird mit jeder Welle schwächer.
Danke für die spannende Diskussion, die Sie mit dem Text angerissen haben!

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(durch User zurückgezogen)

Vegetarier sollen während der Spanischen Grippe nicht erkrankt sein. Jene Grippe sei überhaupt erst tödlich geworden, als der Mobilfunk massiv zunahm.

Da kann ich nur noch den Kopf schütteln.

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Besser nicht zuviel den Kopf schütteln; die Versicherungen anerkennen auch schwerste Schleudertraumata kaum an...

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Spannende Idee, dass die Spanische Grippe vor mehr als hundert Jahren erst tödlich geworden sei, als der Mobilfunk massiv zunahm....

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Nehmen Sies als das was es ist. Satire vom Feinsten ! Besser als der Nebelspalter oder die Schweizerzeit.
Ich wundere mich, dass sich hier Leute, die eigentlich doch sehr räsonabel rüberkommen, sich über gewisse Leute so enervieren. Entweder überlesen oder herzlich lachen - Lachen ist gesund.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
·
· editiert

Diskriminierung beginnt damit, dass man eine Minderheit die anders ist, denkt oder handelt, zum Sündenbock macht.

Die führenden Impfexperten, Leute die einen grossen Teil ihrer Karriere, also auch ihres Lebens für die Entwicklung und Verwirklichung von Impfungen eingesetzt haben, gehen das Thema differenziert an. Ich weiss es aus vielen Fortbildungen, lokal, national und international über alle Kontinente.

Praktizierende Fachleute der Gesundheitsverorgung, z.B. in der Pflege, der Hausarztmedizin und der Praxispädiatrie haben Erfahrungen, oft über Jahrzehnte, wie mit Krankheiten, Behandlung und Prävention umzugehen ist. Sie lassen sich nicht in die schwarz-weiss Polemik einspannen, sie haben Verständnis für verschiedene Haltungen. Haltungen, die auf unterschiedlicher Lebenserfahrung, ethischen Fragestellungen, eigenen Werten und immer auch Toleranz und Respekt beruhen.

Dass «der Arzt» alles weiss, verordnet und «der Kranke» gehorsam zu sein hat – dieses Bild hat die wissenschaftliche Medizin schon lange hinter sich gelassen. Das gilt auch bezüglich der vielen echten und selbsternannten anderen Experten.

Dabei sind es gerade auch Leute, die schon lange bewusst leben, die schon anderswo für eine eigene Meinung gekämpft haben, und wie gesagt oft auch geade Leute aus sozialen und Gesundheitsberufen, die die propagierten einfachen Lösungen in Frage stellen.

Leute, deren Unbehagen mit der modernen Technologie, der Macht von grossen Konzernen, der Verfilzung von Politik, oekonomischen Interessen, Medien und Prominenz gute Gründe hat.

Leute anderseits, die eine Rechtssicherheit, demokratische Prozesse und die Freiheit, auch unpopuläre Meinungen äussern zu dürfen, genau so hoch schätzen wie Toleranz und Repekt - insbesondere auch den weniger privilegierten Minderheiten gegenüber.

Und nun kommen die Schreibtischtäter, diagnostizieren eine nationale Unvernunft, verorten sie als politisch und wollen mit allen Mitteln die einzig richtige Meinung durchsetzen.

Meiner Meinung nach ist in diesem Artikel einiges fehlinterpretiert, unbewiesene Behauptung oder nachweislich falsch:
• «Lebenslüge»: Heilige Einfalt, die ganze Diversität mit einer Diagnose erfassen zu können. Hier gilt die gleiche Regel wie überall wo es um Diskriminierung geht: Mit den Leuten sprechen – nicht über sie.
• «Fallzahlen steigen»: Ja seit 3 Wochen. Das ist plausibel nach den grossen Lockerungen, der Reisetätigkeit, der Fussballmeisterschaft. Auch das schlechte Wetter könnte dazu beigetragen haben. Eine gewisse Besorgnis ist angebracht, da auch die Positivrate von tiefsten Werten unter 1% wieder auf über 2% angestiegen ist. All das ist jedoch weiterhin auf tiefem Niveau. Der Titel deutet an, es gehe so weiter. Diese Frage ist natürlich brisant, aktuell aber nicht zu beantworten.
• «Impfwille schwindet»: Das ist überhaupt nicht meine Beobachtung. Ich kenne ganz wenige Leute, die prinzipiell dagegen sind, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen. Je erfolgreicher die in der Schweiz zugelassenen Impfungen schützen, desto mehr Leute, die jetzt noch zögern, werden sich zudem - wenn die Impferfolge weiter anhalten - für die Impfung entscheiden. Dass aktuell die Impfaktivität sinkt, ist schon damit erklärt, dass viele Leute sich möglichst noch vor den Ferien komplett impfen lassen wollten. Viele andere gehen jetzt in die Ferien und entscheiden sich nachher.
• Gemäss BAG vom 15.07. sind von den gefährdeten Altersgruppen folgende Anteile vollständig geimpft: Über 80 Jahre alt: 80.9%, 70-79: 82.1%, 60-69: 68.8%, 50-59: 54.9% und 40-49: 43%.
• «… fundamental gespalten»: Das kann man nur sagen, wenn man nur eine einzige Meinung akzeptiert. Ich erlebe keine fundamentale Spaltung, sondern eine grosse Diversität.
• Zu den Masken will ich nur so viel sagen: Es kommt extrem darauf an, wie sie angewendet und ins ganze Schutzkonzept integriert werden. Warum haben sich Gesundheitsfachpersonen, z.B. auch Zahnärzt*innen trotz engem Kontakt im letzten Jahr so wenig angesteckt?
• Zur Eigenverantwortung nur so viel: Mitdenken und sich sinnvoll verhalten, was eine grosse Mehrheit getan hat, hat sicher sehr viel zum günstigen Verlauf beigetragen. Es ist eine allgemeine Regel, dass Massnahmen, auch einfache Empfehlungen in Gesellschaften besser befolgt werden, die in ihre Regierung Vertrauen haben.
• Nun das Dogma, dass eine bestimmte Durchimpfung in Prozent der Gesamtbevölkerung der entscheidende Wert ist, der über den Verlauf der Pandemie entscheidet. Das ist der oft unausgesprochene Glaube, der die ganze Polemik alimentiert. Bis im Dezember 2020 war es noch der Glaube, die Pandemie loszuwerden zu können. (Erstmals öffentlich in Frage gestellt hat das Prof. Martin Ackermann an einer BAG Medienkonferenz. Unterdessen ist es Allgemeinwissen.) Dann kam die Phantasie der Herdenimmuität. (Diese wurde unter anderem auch von Drosten im Interview in der Republik verabschiedet. Unterdessen ist auch dieser Glaube obsolet.)
• Aktuell ist vor allem der Druck auf junge Erwachsene und Minderjährige ab 12 Jahren gross. Diese haben noch tiefe Impfraten. Gleichzeitig sind sie von der Krankheit wenig gefährdet. Bei den unter 16 Jährigen ist zudem die Datenlage zur Impfung noch gering. Eine wissenschaftlich anerkannte Hypothese ist, dass das SARS CoV-2 langfristig weiter zirkulieren wird, dass aber die Krankheitslast abnehmen wird. Das könnte mit - mit Antikörpertests nicht messbaren -Immunitätsfaktoren zusammenhängen. Z.B. mit der zellulären Immunität und der Oberflächenimmunität auf der Ebene der respiratorischen Schleimhäute. Da die mRNA Impfungen vor allem Antikörper gegen ein spezifisches Protein hervorrufen, könnte eine natürliche Immunisierung langfristig Vorteile bringen. (Die genannten Impfungen zeigten einen hohen Schutz auch der Risikopersonen gegen schwere Verläufe von Covid.) Bei den wenig gefährdeten Bevölkerungsgruppen geht es ja um die Verbreitung der Viren. Ich behaupte nicht, alles zu wissen. Sicher ist aber der Druck auf Junge Erwachsene und gar Minderjährige, die selten schwer erkranken, nicht in dem Mass gerechtfertigt, wie es in diesem Artikel dargestellt wird.

Warum ich das nicht für eine linke Position halte:

Von den Fichen in den 70er Jahren bis zum Referendum gegen das PMT Gesetz haben wir immer wieder gegen den Überwachungsstaat gekämpft.
Der Einsatz gegen Rassismus und alle weiteren Formen der Diskriminierung war selbstverständlich.
Menschenrechte, Menschenwürde, Toleranz und Respekt gehören – zumindest für mich – untrennbar dazu.

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Lieber Herr Gallmann, ich habe den grössten Respekt vor den Leistungen der Praktiker und Hausärzte, aber dass Sie der gesamten scientific community, die in sehr zahlreichen Untersuchungen belegt haben, dass die Impfungen mit extrem geringen Gesundheitsrisiken verbunden und hocheffizient sind, die Urteilsfähigkeit absprechen, empfinde ich nicht als tolerant und respektvoll, sondern als obskurantistisch. Oder tun Sie das nicht? Ich finde es sehr unklar, was Sie sagen wollen. Was heisst es, dass die Impfexperten das Thema "differenziert" angehen? Dass Sie sich für Nicht-Impfung aussprechen? Oder dafür, dass Impfung richtig ist, aber Nicht-Impfung ebenfalls? Es ist etwas schwierig, sich in die Pose abgeklärter Weisheit zu werfen und dann einfach nur konfus zu sein. Könnten Sie mir die von Ihnen angeführten Experten nennen, die sich gegen das Impfen aussprechen? Oder sprechen Sie sich doch nicht dagegen aus, nur einfach "differenziert" dafür?
Würden Sie mir zustimmen, dass wir ein Problem haben: Im letzten Spätherbst sind Tausende von Menschen gestorben, und wir möchten, dass das diesen Spätherbst nicht geschieht. Ich möchte das. Oder ist das die Arroganz, die Hysterie eines "Schreibtischtäters"?
Die Umfragen zeigen, dass viele Bürger sagen, sie wollten sich nicht impfen lassen, auch nicht später. Allerdings, wenn Sie recht haben sollten und alle Urlaubsheimkehrer sich sofort impfen lassen, haben wir ja gar keinen Dissens. Dann löst sich alles in Wohlgefallen - auch wenn es danach wirklich im Moment nicht aussieht. Und sie plädieren für "natürliche Immunisierung", weil die längerfristig Vorteile bringt? Eine Nachfrage: Worin unterscheidet sich natürliche Immunisierung von Durchseuchung? Herzlich, DB

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Lieber DB
Sie werden das Dilemma nie auflösen: Sie betrachten es als nachgewiesen, dass die Impfungen mit extrem geringen Gesundheitsrisiken verbunden sind, und tatsächlich gibt es unzählige entsprechende Fachurteile. Aber es gibt eben auch die anderen. Ihnen allen ist eigen, dass sie über die unmittelbaren Folgen der Impfung hinaus ein Urteil für Jahre im voraus treffen - und das ist hochgerechnet und abgeleitet von "ähnlichen" aber eben nicht gleichen Erfahrungen, weil wir alle die noch nie gemacht haben. Die Wertung, wessen Haltung nun "obskur" ist, ist angesichts dieser Ausgangslage bereits verheerend. Sie beruht genau so wenig auf Vernunft oder Wissen. Sie hat sich einfach entschieden, den Weg mitzugehen, den die Politik vorgegeben hat. Und dafür wird mit der Macht der Gleichen unter Seinesgleichen gearbeitet, und wer sich nicht dazu gesellt, stört, behindert, unterwandert, ist obskur. Im besten Fall.
Und das Problem: Wir werden das nicht auflösen können. Wir können gar nicht darüber diskutieren. Weil wir in der Grundannahme bereits eine andere Wertung vornehmen. Dazu kommen dann persönliche Erfahrungen, die angesichts der Schreibtischdiskussionen und journalistischer Meinungsbeiträge von Überzeugungstätern jeglicher Couleur dann wichtiger werden:
Massive Veränderungen im Hormonhaushalt nach der Impfung zum Beispiel, oder eine Gürtelrose. Entsprechend betroffen können einem dann die vielen Rufe aus der Herde gestohlen bleiben...

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· editiert

Im letzten Spätherbst sind Tausende von Menschen gestorben, und wir möchten, dass das diesen Spätherbst nicht geschieht. Ich möchte das. Oder ist das die Arroganz, die Hysterie eines "Schreibtischtäters"?

Arrogant ist mE nicht der Wunsch, Herr Binswanger, den teilen wir mit Sicherheit alle, und Ärzte sind in der Regel Sterbenden näher als Journalist*innen, als arrogant empfinde ich persönlich aber den theoretischen Anspruch, gestützt auf eine nicht näher spezifizierte 'scientific community' mit absoluter Sicherheit wissen zu wollen, was jetzt zu tun sei: mit Schuldzuweisungen aller Art maximalen Druck aufs Impfen aufzubauen, weil WIR ja wissen, dass die Schweiz in einer Lebenslüge gefangen ist. Das ist in keiner Weise wissenschaftlich abgestützt. Da vermengen Sie aus meiner Sicht unzulässig ideologische und gesundheitsbezogene Aspekte. Dass es Lebenslügen gibt, ist keine Frage, und jene der eigenen Unverwundbarkeit ist nicht nur in der Adoleszenz gut vertreten und tatsächlich nicht ungefährlich, aber haben Sie wirklich ernsthaft den Anspruch, die von Ihrem Schreibtisch aus bei jedem noch nicht Geimpften pauschal und gleichermassen zu verorten? Da finde ich Mediziner*innen vertrauenswürdiger, die täglich mit ihren Patient*innen im Gespräch sind. Auch mit jenen, die die Impfung verweigern. Da Druck zu machen und mit allem möglichen zu drohen, halte auch ich für kontraproduktiv.
Ich selber bin geimpft, weil ich mich entschieden habe, es zu tun. Hätte ich das aus irgendwelchen Gründen nicht gewollt und hätte meine Ärztin mich moralisierend oder drohend unter Druck gesetzt, wäre das für mich persönlich eher ein Grund, den Behandler zu wechseln, als mich impfen zu lassen. Menschen sind verschieden. Sie vom Schiff aus pauschal in zwei Gruppen einteilen zu wollen: die Vernünftigen, denen das Wohlergehen ihrer Mitmenschen am Herzen liegt, gegen die wahlweise Dummen oder Gewissenlosen, die sich in die Tasche lügen, finde ich heikel, arrogant und kränkend. Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Ich kann nachvollziehen, dass das zum Ausdruck 'Schreibtischtäter' führt. Gut finde ich ihn nicht, aber gefährlich sind nicht nur Pandemien. Gesellschaftliche Spaltungen sind auch nicht ohne. Wenn auf deren Vermeidung gleich viel Gewicht gelegt würde wie auf die Impfung, fände ich das ganz toll.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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· editiert

Danke für die ausführliche Antwort, lieber Herr Binswanger.

Ich spreche den Wissenschaftlern sicher nicht die Urteilsfähigkeit ab. Ich lerne ja ständig von ihnen und beziehe mich auf sie, indem ich die Informationen in der Fachliteratur aktiv suche.

Mit differenziert meine ich gerade die Arbeit von Swissmedic und der Eidgenössischen Impfkommission. Dazu gehört auch, dass sich diese Gremien gegen politischen Druck verwahrt haben. Differenziert ist zum Beispiel die Empfehlung für die 12 bis 16 Jährigen. Sie ist öffentlich.

Ich habe mich nicht gegen das Impfen ausgesprochen. Ich unterstütze aber die Strategie der Schweiz, sich zuerst auf die Risikogruppen konzentriert zu haben und nun die Impfung allen anzubieten, die sie wollen. Ebenso unterstütze ich die korrekte Information der Bevölkerung, damit jede*r auf einer Wissensbasis entscheiden kann.

Den Wunsch, gut durch die Pandemie zu kommen teilen wir. Allerdings bin nicht ich der, der absolute Forderungen stellt.

Umfragen sind so eine Sache. Sicher geben sie einen Hinweis. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich bei guter Information jene Impfungen durchsetzen, die gut wirken. Da sieht es bei den aktuell in der Schweiz vorhandenen Impfstoffen gegen SARS CoV-2 ja sehr gut aus. Und je länger und je mehr Menschen geimpft werden und wenn weltweit weiterhin eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Verläufe zu beobachten ist, desto mehr Menschen werden sich überzeugen lassen. Ebenso verhält es sich bei den möglichen seltenen Nebenwirkungen. Allerdings nehme ich da nicht alle Meldungen gleich ernst: Viele Länder beschönigen und Marketingstudien erfüllen nicht die wissenschaftlichen Kriterien, weil die Daten auf Vorrat erhoben und dann die günstigen Aussagen nachträglich herausgezogen und die unerwünschten weggelassen werden. Dem Monitoring in der Schweiz und vergleichbaren Ländern mit vorläufiger Zulassung, auch z.B. in den USA mit viel grösseren Zahlen, vertraue ich hingegen. Wenn es also weiter gut geht, bin ich überzeugt, dass wir auf hohe Impfraten kommen. Falls doch etwas Schreckliches geschieht, wäre das wieder eine neue Situation. Ich hoffe das nicht, wirklich und ehrlich nicht.

Der Dissens bezieht sich aus meiner Sicht nur auf drei Punkte.
Erstens auf beschönigende Informationen. Aktuell wissen wir, dass die mRNA Impfstoffe bisher einen über 90% Schutz gegen schwere Verläufe bieten und vermutlich (es gibt erst wenig Studien mit unterschiedlichen Resultaten) von 70-80% gegen Übertragung des Virus. Eine Beschönigung wirkt bei skeptischen Personen eher kontraproduktiv. (Um es nicht zu komplizieren und weil auch hier die Informationen noch zu widersprüchlich sind, lasse ich Delta bewusst weg.)
Zweitens auf den Zwang, der auch eine staatliche Überwachung und Sanktionen mit sich brächte. Auch beim Pflegepersonal: Wir haben jetzt schon einen Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Von dem ist ein grosser Teil bereits geimpft, einige wollen aber auch nicht. Sie sind aber hoch kompetent in der Anwendung der Schutzmassnahmen.
Und drittens auf die Verunglimpfung und die Behauptung, dass die Leute, die sich noch nicht zur Impfung entschliessen, in Zukunft die Schuld tragen an einem schweren Verlauf der Pandemie, wo doch noch so viele andere Faktoren offen sind.
Wenn es gut herauskommt werde ich niemandem etwas nachtragen. Wenn nicht, ist Solidarität, Respekt und mit einander reden aus meiner Sicht dringend nötig. Ich wage aber keine Voraussagen.

Noch etwas zur Möglichkeit Covid 19 loszuwerden. Bisher ist das erst bei Krankheiten gelungen, die kaum oder nicht mutieren (Der Masernimpfstoff musste z.B. noch nie angepasst werden.) und die nur bei Menschen vorkommen. Deshalb gebe ich nicht so Gewicht auf gegen 100%ige Impfraten. Differenzieren - um das Konzept nochmals anzusprechen - könnte man z.B. gemäss Alter 40 oder 30 Jahre. Ich habe ja oben schon gezeigt, dass 100% geimpft die Übertragung auf ein Viertel reduziert. (Achtung ein Viertel der Anzahl angesteckter und nicht der Gesamtzahl.) Das heisst, dass auch mit maximaler Impfung Ansteckungen nicht verhindert werden können. Also könnte man den Wert der hohen Impfrate hier auch relativieren.

Schliesslich zur "natürlichen Immunisierung". Das Wort Durchseuchung brauche ich nicht, weil ich es nicht präzis definieren kann. "Natürlich" meine ich in diesem Zusammenhang im Gegensatz zur Immunisierung mittels Impfen. Das ist eine Hypothese, die ich beschrieben habe, zugegeben auch etwas eine Hoffnung, die wissenschaftlich plausibel, aber nicht aufgrund von Studien bewiesen ist. Meine Aussage hier ist, dass es auch Vorteile haben könnte, Kinder und junge Erwachsene nicht zu impfen. Keineswegs spricht das dagegen, diese zu impfen, aber es relativiert den Imperativ. Selbstverständlich impfe ich jeden ab 12, der die Impfung wünscht, um das auch kleine Risiko einer ernsthaften oder langdauernden Erankung zu mindern. Aber eben so klar genügt es mir nicht für einen Zwang. So verständlich der Wunsch nach klaren Entscheidungen ist, so real ist die Tatsache, dass wir im bio-psycho-sozialen Umgang mit Menschen mit solchen Ambivalenzen leben müssen.
Herzlich, Thomas Gallmann

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Zu Daniel Binswangers Text möchte ich zwei Dinge richtigstellen:
Diskriminierung der Nicht-Geimpften: Daniel Binswanger stellt richtig fest, dass insofern keine Diskriminierung besteht, da Nichtgeimpfte mit einem Testzertifikat ins Restaurant, Kino etc. dürfen. Die Diskriminierung liegt im Finanziellen: Die nicht gerade unerklecklichen Kosten der Impfung werden zur Gänze vom Staat getragen. Ganz anders beim Test: Die Kosten von ca. Fr. 160.-- für den PCR-Test muss jeder selber tragen, was bedeutet, dass der Restaurantbesuch für eine 5köpfige Familie mit Fr. 800.- schon nur bei den Testkosten zu Buche schlägt. Allerdings: Abgerechnet nach Tarmed-Tarif (ja, es gibt Praxen, wo man sich nach Tarmed-Tarif PCR-testen lassen kann!) kostet der Test nur Fr. 50.--. ). Das bedeutet: Wer testet, wird nicht nur nicht subventioniert, sondern bezahlt zudem eine Strafe von über Fr. 100.- pro Person und Test. Beim Antigentest gilt wohl dieselbe Aussage, einfach auf tieferem Kostenniveau.
Nicht-Impfer tragen ein unverantwortliches Risiko: Ich teile die Aussage von Daniel Binswanger, wenn es sich um Personen aus Risikogruppen handelt. Bei Nicht-Risikopersonen ist das Sterberisiko bei Corona minim, sie erkranken oft milder als die Nebenwirkung der Coronawirkung der Impfung. Wenn Zwangs- oder Diskriminierungsmassnahmen (wie aktuell, s. oben) nicht auf Risikogruppen beschränkt sind, müssen wir den Gurtenobligatoriums-Vergleich präzisieren: Vergleichbar wäre, wenn wir ein 30-km-Geschwindigkeitsmaximum auf allen Strassen einführen würden, um diejenigen zu schützen, die sich nicht ans Gurtenobligatorium halten.

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Chefredaktion
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Sie verbreiten hier nicht nur Unfug, Herr R., sondern blanke Lügen. Der Antigen-Schnelltests zahlt der Bund, Selbsttests sind gratis in Apotheken verfügbar..

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Jenseitig, wie Sie argumentieren, Herr M.
Zeit, aus dem Kindergarten auszutreten und Erwachsenensprache anzunehmen!
Und wenn Sie Chefredaktor sind, was ich nun wirklich erstaunt bin zu erfahren, muss dieser Schritt subito erfolgen.
Sie arbeiten mit WORTEN, bon dieu!

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Heute morgen fühle ich mich als Ihr Verleger richtig unwohl, lieber Daniel Binswanger.

Die Tonalität Ihres Kommentars verunglimpft mich. Weil ich angesichts der ambivalenten Datenlage noch zögere, mich impfen zu lassen. Weil ich noch zu viel Angst habe vor unabsehbaren Impffolgen.

Sie fallen moralisch über mich her, bezichtigen mich der «Lebenslüge», der «Verdrängung»; Sie behaupten, ich wolle «in keiner Weise durch Schutzmassnahmen behelligt» werden. Ich poche auf mein «Recht auf Eigen- und Fremdgefährdung», schreiben Sie.

Auch intellektuelle Defizite kleben Sie mir an den Schädel. Uneinsichtigerweise nehme ich das «Recht auf Unvernunft» für mich in Anspruch. Schreiben Sie.

Das ist alles nicht ganz richtig, lieber Daniel Binswanger. Ich stosse mich an Ihrer Pose dessen, der ambivalenzbefreit und entspannt weiss, wo Gott hockt.

Es enttäuscht mich, dass die Republik mich als ihren Verleger diffamiert und offenes Denken in die Leserbriefecke auslagert.

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Lieber Herr H., wie ist es denn richtig? Sie pochen nicht auf Ihr Recht auf Eigen- und Fremdgefährdung. Impfverweigerung ist nicht Eigen- und Fremdgefährdung? Die empirische Evidenz ist falsch? Ich bezichtige nicht Sie der Lebenslüge, sondern das politische System. Das ist denn doch ein Unterschied. Ich sage nicht über Sie, dass Sie von Schutzmassnahmen nicht behelligt werden wollen, sondern über die Verfassungsfreunde, die sich gegen das Impfzertifikat wenden. Vielleicht zählen Sie ja zu den Impfskeptikern, die sich künftig sehr häufig testen lassen wollen, um das Zertifikat einzusetzen, und die gegen das drei G-Prinzip keine Einwände haben.
Am unverständlichsten ist mir Ihre Enttäuschung. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Zeitungen abonniert, und noch nie ist darunter eine gewesen, die immer Standpunkte vertreten hätte, die ich teile. Herzlich, DB

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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Danke Herr H. für diesen mutigen Beitrag. Ganz mit Ihnen einig. Die gefährlichste Diskriminierung ist die moralische. Was danach alles folgen kann, gehört zu den schlimmsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte.

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Ich nehme an, Sie meinen die Inquisition ?

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Corona ist kein Killervirus, war auch bisher nie einer. Die Leichensäcke sind nicht ausgegangen, nur das WC-Papier. Verglichen mit den Wahrscheinlichkeiten, auf eine andere Art und Weise zu Tode zu kommen, als einfach zu entschlafen, liegt Corona sehr sehr weit hinten. Dazu die unglaublichen und medial verteilten Widersprüche zu diesem Thema, die scheinbar auch die besser geschulten unserer Gesellschaft nicht zu durschauen vermögen; ist das evtl sogar auch ein Ergebnis unseres Bildungssystems?

Jedoch, ein grosser Teil unserer Gesellschaft erfasst dies auf irgend eine Art und Weise und ist nicht willens, ihr Leben für eine Genexperiment zur Verfügung zu stellen. Basta!

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Was mich hier besonders verwundert, wie gelangen plötzlich soviele VerlegerInnen zur Republik, die so viel Stuss erzählen. Liegt es vielleicht daran (Achtung Verschwörung!), das die Abo-Gebühren von Bill Gates bezahlt werden?

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In anderen Foren gibt es eine "ignore"-Funktion, die bei gewissen Diskussionen durchaus der eigenen Gesundheit zuträglich sind.

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Können Sie mir bitte erläutern, was Sie mit „Genexperiment“ meinen? Hier ging es doch um die Impfung gegen Covid19.

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Besten Dank für Ihre Frage. Um das persönliche Risiko solch einer "Impfung" einschätzen zu können, ist es sehr empfehlenswert, genau den Mechanismus unseres Immunsystems und den Wirkungsmechanismus der verabreichten Substanzen vertieft zu betrachten. Die Substanzen werden NEU, mittels den bis jetzt zugelassenen Stoffen, in die menschlichen Zellen eingeschleust, um ihre Wirkungen zu entfalten. D.h. es sind massive Eingriffe in der Kommunikation innerhalb der Zelle mit diversen Folgen. Die Komplexität auf Zellebene ist sehr hoch. Wissen tut man/frau zwar viel mehr als vor 15 Jahren, aber die Fragezeichen sind noch sehr sehr viele. Beispielhaft erwähnt dazu das Feld der Epigenetik, das sich n.b. auch auf Zellebene abspielt.

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EIGEN Verantwortung heisst klar, jeder schaut für sich und seine EIGEN Interessen. Ergo brauchen wir keine Gemeinschaft mehr, wir können die Schweiz gleich abschaffen, weil useless.

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Ich bemühe mal Thatcher:

And, you know, there is no such thing as society. There are individual men and women and there are families. And no governments can do anything except through people, and people must look to themselves first. It is our duty to look after ourselves and then, also, to look after our neighbours. People have got their entitlements too much in mind, without the obligations. There is no such thing as an entitlement, unless someone has first met an obligation.

Nicht, dass ich mit ihrer Ideologie übereinstimmen würde, aber passt sehr gut auf den Moment.

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Den Zusammenhang sehe ich da gar nicht. Gerade Corona hat die Macht der Gesellschaft in Form ihrer politischen Staatsorganisation über das Individuum gezeigt.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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· editiert

Anders als Binswanger es behauptet, gehört die Schweiz trotz lockeren Massnahmen nicht zu den Spitzenreitern in Europa, was die Anzahl Corona-Opfer betrifft. Hier ist die Rangliste der europäischen Länder aus dem als Quelle angegebenen Artikel:

  1. Ungarn

  2. Bosnien

  3. Tschechien

  4. Bulgarien

  5. Slowakei

  6. Belgien

  7. Italien

  8. Kroatien

  9. Polen

  10. Grossbritannien

  11. Rumänien

  12. Spanien

  13. Portugal

  14. Frankreich

  15. Schweden

  16. Schweiz

  17. Griechenland

  18. Deutschland

  19. Niederlande

  20. Serbien

  21. Dänemark

  22. Finnland

  23. Norwegen

Mir persönlich ist Eigenverantwortung allemal lieber als blinde Staats- oder Kapitalismusgläubigkeit. Ich lebe lieber in einem Land, in dem meine Mitbürger:innen frei sind, unvernünftig zu sein, als ein einem Land, in dem die Regierung unbegrenzte Macht hat. Ich glaube nicht, dass das Referendum eine Chance hat, doch es gehört zu einer gesunden Demokratie, dass sich die Bürger:innen dazu äussern dürfen.

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