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Eigentlich ist KEIN Tiefenlager fūr radioaktiven Abfall geeignet, da niemand garantieren kann, dass es in den nächsten 1000 Jahren dicht bleibt. Folglich: Alle Bemühungen, ein geeignetes Lager zu finden, sind abzulehnen. Dass derselbe Müll bis mindesten 2060 "sicher" in Wūrenlingen an der Oberfläche gelagert wird, scheint niemanden zu stören, also spielt es keine Rolle, wenn die Endlagerung noch ein paar Jahrzehnte hinausgeschoben wird.

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Off topic? Oder falscher Thread?

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Der Titel von Herrn Strassberg lautet: "Können Dinge böse sein?" Ist ein Endlager böse?

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Meeresbiologe, Fotograf
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Ob etwas gut oder schlecht ist, ist immer auch ein Frage des individuellen Betroffenseins. Aktuelles Beispiel: Strommasten sind für grosse Vögel eine Todesfalle, weil sie mit ihren Flügelspannweiten Kurzschlüsse auslösen können. Das Bundesamt für Umwelt wollte die Stromhersteller dazu verpflichten, Strommasten technisch zu sanieren. Die Lobby hat sich erfolgreich gewehrt, die Sanierungspflicht ist vom Tisch. Gut für die Stromlobby, schlecht für Uhu & Co. Stromfirmen verhindern sichere Strommasten für Vögel
Ich persönlich finde es schlecht, wenn Gewinnmaximierung wichtiger ist als Biodiversitätsschutz.

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Grossvater "Oekoterrorist"
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Ein Bewusstsein von Sprache, Begriffen, Bedeutungen haben Dinge nicht, auch keine KI-Maschine. Maschinen sind Dinge und funktionieren kausal-determiniert (durch menschliche Konstruktion festgelegt) und haben keine Gefühle, keine Absichten, keinen Willen und schon gar kein Bewusssein. Wenn Rechenleistung heute als "Intelligenz" bezeichnet wird, haben wir ein Sprach- und Begriffsproblem. All die Probleme des Anthropozäns (bis hin zum Ende der Menschheit) wurden und werden von Menschen verursacht, welche schwarmdumm an das Primat der Materie glauben und "Geist" als Epiphänomen (Produkt der Mensch-Maschine) sehen. Da landen wir dann bald im Trans- und Post-Humanismus, wo der menschliche Geist (und der Tod) als "Fehler" eliminiert werden und durch KI ersetzt werden soll. Dabei ist doch offensichtlich: menschlicher Geist liess die gesamte Kultur inklusive Kunst und Wissenschaft entstehen, aber leider auch die Wachstumsfalle Kapitalismus samt Klimaschock und Zerstörung der Lebensbasis (nicht nur des Menschen). Und an der Plastik-Katastrophe sehen wir: Dinge sind nicht böse, aber zuviele künstliche Dinge sind tödlich. Das könnte man als "böse" bezeichnen, wenn "Leben" gut ist. Unbegrenztes Wachstum (Kapitalismus) auf dem begrenzten Planeten führt zum Ende des Homo sapiens. Meine Enkel finden das sehr böse.

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Immer wieder ein Lesevergnügen und inspirierend (und beseelt?). Danke Herr Strassberg

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Multifunktional
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Ein weiteres gutes Beispiel für die idologisierte Gut/Böse-Diskussion ist das islamische Kopftuch.
Für ideologische Feministinnen und Rassisten ist es per se schlecht und böse.
Für traditionell religiöse Muslime und Islamisten ist es per se gut.
Dabei geht vergessen, dass es eigentlich einfach ein Kleidungsstück ist, von dem jede Frau selber die Abwägung machen und Entscheidung treffen dürfen sollte, ob sie es tragen will oder nicht, ob es für sie persönlich „gut“ oder „schlecht“ ist. Genauso wie bei jedem anderen Kleidungsstück auch.

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Es ist eben nicht einfach ein Kleidungsstück (für die Westler), sondern ein mit irrationaler Bedeutung aufgeladenes Stück Tuch. So stellt man sich die Ordnung in der Gesellschaft vor, die Zuschreibung der Rollen, aufs Engste mit der Machtfrage verknüpft, der hierarchischen Ordnung von Gehorsam und Unterwerfung , Ausdruck einer patriarchalen Ordnung, deren Werte (auch im Okzident) noch längst nicht überwunden sind.

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Multifunktional
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Doch, es ist eben nur ein Stück Tuch. Wenn Sie es sehen, dann verbinden Sie das Stück Tuch mit all dem, was Sie hier schreiben. Gläubige Musliminnen verbinden es im Gegensatz dazu mit einem gottgefälligen Leben. Je nach Kontext können beide Recht haben. Das ist eben genau das, was Herr Strassberg meint. Dinge sind in ihrer einfachen Existenz weder gut noch schlecht. Erst der Kontext macht sie für einen Menschen dazu.

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Was ursprünglich der Zweck der Krawatte war, würde ich auch gerne wissen...waren Kragenknöpfe so teuer?

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Diese Fragen und noch mehr beantwortet ARTE KARAMBOLAGE gerne :-)
https://www.youtube.com/watch?v=MKAhVN0nEU0

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Als ideologisches Feministy widerspreche ich der Aussage, dass das islamische Kopftuch per se schlecht ist.

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Danke! Diese Überlegungen halte ich für das Wichtigste, was Kinder in der Schule lernen sollten ( alle Anderen sollten oft solche Artikel zu lesen bekommen): nicht die erstbeste Geschichte, den erstbesten Zusammenhang zu glauben. Selbst denken.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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"Man soll seiner (Latours, Anm. d. V.) Meinung nach die Dinge nicht isolieren, sie weder mit dem kalten Blick der Natur­wissenschaftlerin als bloss passive Objekte betrachten noch spirituell überhöhen, als wären sie von bösen Seelen bewohnt."

Die KI wird (ist bereits jetzt) in dieser Hinsicht eine grosse Herausforderung.

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Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
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ich wollte die Kolumne nicht überfrachten, aber tatsächlich stellt sich durch KI diese ganze Problematik nochmals ganz anders dar. Ich nehme den Ball auf, lieber Herr Hafen, aber es braucht noch etwas Zeit

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Wenn die Zeit dann gekommen ist, werde ich den Text mit Genuss lesen. Danke Herr Strassberg dafür, dass Sie immer wieder Ihre inspirierenden Gedanken mit uns teilen.

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Enarchist & Anfänger
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Ein Effekt der Entseelung ist, dass wir in unserer noch aktuellen Kultur alles ausser uns nur als verfügbare Materie sehen (wollten). Das Beschwören aller möglichen wirren Geister ist die Kehrseite davon. Dass jeder „Gegenstand“ eine Geschichte, einen Kontext und eine Wirkung hat, scheint mir ein sehr gangbarer und einleuchtender Mittelweg.
Oder anders gesagt: Wir sind nicht reine Geistkonstrukte, sondern Beziehungswesen und beziehen uns auf alles, was uns umgibt.

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Ohne uns auch nur im Geringsten unsrer Verantwortung und Abhängigkeit gegenüber der Natur und von dieser bewusst zu sein und Rechenschaft abzulegen.

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Enarchist & Anfänger
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Das ist jedenfalls unsere gegenwärtige Kultur.

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Leserin
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Mir aus der Seele gesprochen. Ich muss auch daran denken, dass viele Dinge das Produkt menschlicher Arbeit sind, mit allen Implikationen.

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Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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Bin voll d'accord. Andere Frage: Was ist ein Enarchist?

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Enarchist & Anfänger
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Ein Wortspiel aus „am Anfang“ griechisch, einer Wut gegen Machtmissbrauch und einer Liebe für Regelbrecher:innen, Träumer:innen und Unproduktive. ;-)

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Ungläubiger
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Tja, auch Sie, Herr Strassberg leben in der klinisch verrückten, modernen Gesellschaft, in der wir Dingen in Form von Waren Wert zuschreiben. Das ist keineswegs so harmlos, wie es klingt. Aufklärungshalber empfiehlt sich die durchaus unterhaltsame Lektüre des berühmten Fetischkapitels im Kapital I von Karl Marx. Da heisst es gleich zu Beginn: "Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, dass sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken." Ein Tisch als Ware "verwandelt...sich in ein sinnlich übersinnliches Ding",... er "stellt sich allen anderen Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne." Und der Schluss: "Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten."
Auch ihr unbedingter Glaube an die Naturwissenschaften überzeugt nicht. Die sind keineswegs so universal, wie sie vorgeben, sind sie doch nur in der bürgerlichen Welt aufgetreten, und werden zusammen mit dieser auch wieder verschwinden, oder jedenfalls einer tüchtigen Relativierung anheimfallen. Mit ihnen werden auch die technischen Systeme verschwinden, in denen künstlich Bedingungen geschaffen werden, wie sie für Experimente typisch sind, in denen Störfaktoren also weitgehend ausgeschaltet werden. Ebenso wird die typische, moderne Denkform, in der weder das Subjekt mit seiner Körperlichkeit und psychischen Verfassung noch das Objekt interessiert, sondern bloss dessen Dynamik, irgendwann wieder so absurd scheinen, wie sie ist.
Die Überwindung der verrückten modernen Form und des mit ihr einhergehenden sekulären Glaubenssystems des Kapitalismus ist doch längst zur Überlebensfrage der Menschheit geworden. Auf die Aufklärung können wir schon längst nicht mehr hoffen, weil sie voll und ganz mit dem modernen Fetischsystem einherging, sozusagen seine geistige Vorhut darstellte, die, angesichts einer scheiternden Moderne, längst zur Nachhut verkommen ist.

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Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
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Die Verbindung zu Marx ist tatsächlich spannend, aber eine kleine Korrektur scheint mir nötig: Es ist nicht mein unbedingter Glaube an die Wissenschaft, sondern der von Hobbes und Mersenne, die ich zitiere.

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Autor
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Ja, kleine Korrekturen sind besonders bei den grossen Entwürfen immer angebracht! Nach dem Untergang des kapitalistischen Systems, der allerdings seit über hundertfünfzig Jahren unmittelbar bevorsteht, wird bekanntlich alles anders sein. Spannender als dieses absolute Wissen, über das die Marxisten verfügen, bleibt daher die Frage, wie es denn dann sein wird oder soll. Mit der Beantwortung eben dieser Frage haben sich die Marxisten freilich so sehr blamiert, dass Postmarxisten und Poststrukturalisten wie Foucault vorschlugen, auf die Antwort gänzlich zu verzichten und stattdessen im Geiste des »fröhlichen Positivismus« einfach die Widersprüche voranzutreiben, bis »das System« sich von selbst erübrigt. Inzwischen haben sich die Widersprüche allerdings ins Unerträgliche zugespitzt, ohne dass »das System« in erkennbarem Mass Anstalten macht, sich selbst zu überwinden. Der »Neo-Koservatismus« als reaktionäre Antwort auf jenen »Neoliberalismus«, der sich mittlerweile genötigt sieht, den Kapitalismus vor sich selbst zu retten, zeugt davon ebenso hartnäckig wie die Tatsache, dass die Kommunistische Partei Chinas sich zwischenzeitlich anschickte, die Rolle des globalen Gesamtkapitalisten zu übernehmen und sich nun dazu genötigt sieht, die Schuldscheine in entsprechender Höhe zu quittieren. Marx hat zweifellos in vielem recht behalten, wirklich Recht bekommen hat er trotzdem nie, weil er als Links-Hegelianer allzu sehr auf die »bestimmte Negation« pochte, während der Natur der Dinge eher die »unbestimmte Negation« entspricht, von der Natur der Geschichte ganz zu schweigen. Gerade aus dieser können »die Dinge« aber nicht hervorgehen, indem wir sie wissen, sondern nur, indem und insoweit als wir in der Lage sind, sie uns zu erarbeiten. Und genau das war auch die ursprüngliche Botschaft von Latour, der er selbst allerdings umso weniger die Treue halten konnte, je mehr er von der Wissenschaftsantropologie ab- und der Philosophie auf den Leib rückte. Denn als Philosoph hat er (zumindest mich) nie ganz überzeugt. Noch weniger nämlich als das kapitalistische System lässt sich die Opposition von Körper und Geist dadurch überwinden, dass man sich einfach »über die Dinge« stellt und sie aus irgendeinem Jenseits – auch nicht aus dem »Jenseits von Kultur und Natur«, wie Philippe Descola es formulierte – zu betrachten versucht. Gerade dies sollten Latour und seine ANTs am besten wissen, lehnen sie doch den »Blick von nirgendwo« kategorisch und vehement ab. Doch die Geschichte der Widersprüche erweist sich auch ihnen gegenüber als unerbittlich, sodass die Werke von Latour wie von Marx unvollendet bleiben: work in progress. Das erspart uns allerdings nicht, immer wieder auf das Absolute zurückzukommen! Denn das Verhältnis von Körper und Geist, genauer die Beziehung von Subjekt und Objekt bleibt gespannt, und das Kernproblem, meine ich, besteht darin, dass »das Subjekt« nicht reduziert werden darf auf seine aktive Seite, wie allein schon »die Tücke der Objekts« hinreichend bezeugen kann!

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Wenn ich mich richtig erinnere, unterscheidet der Herr Marx dann aber zwei Arten von Wert, Gebrauchs- und Tauschwert. Beim Ding 'Geld' wird die Unterscheidung spannend.
Unten wird argumentiert, KI sei möglicherweise kein Ding in dem Sinn des Artikels, weil die Komplexität dieser Maschinen so hoch ist, dass es kein vereinfachtes Modell gibt, die deren Ausgabe schneller und genau genug vorhersagen kann als die KI selbst. Geld hat übrigens die selbe Eigenschaft.

Wenn die Berechnung von Planetenbahnen länger gedauert hätte als die Planeten brauchen, um die Sonne zu umrunden - würden wir Galilei als Begründer einer empirischen Wissenschaft feiern?

edit: Fragezeichen am Schluss

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Danke für den anregenden Impuls. Wenn zum Beispiel auf Kosmologien im ländlichen Mosambik betrachte, die von der unsrigen verschieden ist, wird rasch deutlich, dass «unsere» Weltvorstellung, auch wenn ihr heute zahlenmässig die meisten Menschen anhängen, ein Sonderfall ist. Die „Natur“ als von den Menschen getrennte Welt gibt es in der ländlichen Lebenswelt nicht, zumindest nicht für jeden. Die Beziehunbgen zwischen den Menschen und den Nicht-Menschen, die Welt der „Abhängigkeiten“ steht im Zentrum.

Unser Denken verschliesst sich - im Gegensatz zu anderen nicht-westlichen Denkfiguren - leicht in sich selbst. Wir wissen nicht, wie man lebendige und durchlässige Wände macht.

Denken hat keine Grenzen. Es konkurriert mit dem Traum auf der „Reise des Unmöglichen“.

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One Health Praktiker
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Notabene ist auch der Kontext der Säure-Basen-Regulierung ein Machtkampf zwischen den staatlich legitimierten und den weniger legitimierten Heilern. Ein Kampf der seinerseits durch erkenntnistheoretische Ungleichbehandlung politisch unterfüttert ist. Dabei sei anzumerken, dass ein Säure-Überschuss durch den Körper mittels Säure-Ausscheidung kompensiert wird, entweder über Abatmen (Kohlensäure) oder den Harn. Diese versuchen Vertreter der exogenen Säure-Basen-Regulierung zu nutzen, weil Moleküle ihre Wasserlöslichkeit je nach Säuregehalt verändern. Wie effektiv das gelingt, ist kaum untersucht, weil (beiderseits) wenig Interesse daran besteht. Hier sei noch anzufügen, dass viele medizinische Eingriffe einen großen eher rituellen und weniger naturwissenschaftlichen Charakter haben. Also ein Minenfeld für die gut-böse-Debatte.

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Danke für diesen intellektuellen Leckerbissen! Inklusive der sich anschliessenden Diskussion.

Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist dem Säure Base Beispiel noch etwas hinzuzufügen. Ohne mich mit den genauen Mechanismen auszukennen, möchte ich gerne noch anmerken: das Säure Base Gleichgewicht folgt dem s.g. Massenwirkungsgesetz. Demnach wird sich bei einem Überschuss von Säure die Massenbilanz der an diesem Gleichgewicht beteiligten Stoffe verschieben,um tatsächlich ein Ausgleich des benötigten pH-Wertes einzustellen. Bei diesem Ausgleich werden allerdings andere Stoffe im Körper umgesetzt, wodurch sie ggfls. mehr oder weniger Wirkung entfalten. Dass also der Verzehr von 100 Zitronen keine Auswirkungen hat, empfinde ich als unvollständig.

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Die Geschichte mit Quinoa scheint komplexer zu sein, als hier geschildert:

https://www.theguardian.com/sustain…-superfood

Aber diese Komplexität bestätigt natürlich den Schluss des Essays: die Dinge sind weder schlecht noch gut, sondern immer im Kontext zu verstehen.

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Sabin Bieri
Nachhaltigkeitswissenschaftlerin
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Danke für den Versuch, die Geschichte von verarmenden Quinoa-Bäuerinnen zu justieren - zwar nur illustrativ im Beitrag, aber es zeigt, wie hartnäckig sie sich hält.

Wir haben genau Solches - den Effekt von exportorientierter Landwirtschaft auf die Produzierenden - in einer Studie untersucht www.fate.unibe.ch. -

Das erste, was mir die Bäuerin in Bolivien auf die Frage nach ihrem Zugang zu Quinoa sagte war, dass sie selbstverständlich kein Quinoa mehr esse. - Quinoa ist - trotz aufwändigen Kampagnen der früheren Regierung - als ‘arme-Leute-Nahrungsmittel’ markiert. Sobald es sich die Menschen leisten können, kaufen sie Reis und Teigwaren. Das kann man natürlich auch schlecht finden, für die Bäuerin war diese neue Wahlfreiheit aber ein klares Distinktionsmerkmal und Zeichen ihres Erfolgs. Betroffen von Preissteigerungen ist die städtische Bevölkerung, nicht die Kleinbauern.

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Sabin Bieri
Nachhaltigkeitswissenschaftlerin
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…und weil wir gerade die Rückkehr des Hauskulinarikers feiern: Ein Rezept mit Quinoa, das zeigt, wir man das Korn so zubereitet, dass es nicht Pampe wird, sondern schön körnig bleibt, würde auch gleich mit dem Vorurteil aufräumen, es sei allenfalls gesund, mache aber definitv keine Freude.

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Danke für den Hinweis auf Ihre Forschung!

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…. danke Daniel Strassberg… Und: vor Latour gab es noch Paracelsus, der Ähnliches sprach: „Alle Dinge sind Gift … kein Ding ist ohn' Gift; allein die Dosis … " Das gilt doch für alles…. auch für die psychischen Störungen. Ein bisschen narzisstisch zu sein, ist noch keine Gefahr …. Dass unser Denken und Handeln so sehr durch unsere Ängste bestimmt sind, ist wirklich gefährlich .. V

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"§ 1: Materielle Dinge wollen nichts, denn sie haben keine Seele." Der 8 Jahre jüngere Descartes wird dann die Res extensa radikal von der Res cogitans trennen und mit diesem Dualismus sowohl dem Materialismus als auch dem Idealismus den Weg bereiten, aber auch das Leib-Seele-Problem gerät somit ins Zentrum des Denkens (bis heute, fragen wir uns doch mittlerweile ob und wie eine Maschine eine Intelligenz, Gefühle, Seele haben kann).

Was ich aber nicht ganz verstehe: Geht es um die moralistische Konnotation von "gut/schlecht" oder die Frage, ob scheinbar leblose Dinge "Subjekte" oder "Objekte" sind? Beide Fragen sind nicht unbedingt deckungsgleich.

"Gute Gegenstände" kann ganz einfach auch amoralisch gedacht werden. So wie ein Werkzeug, das seinen Zweck erfüllt, "gut" ist. Und eines, das diesen nicht erfüllt, "schlecht" ist. "Gut/schlecht" sind also instrumentelle Werte. Von "schlecht" zu "böse" ist es ein weiterer Sprung: Nietzsche versuchte aufzuzeigen, dass "schlecht" von "schlicht" und "unvornehm" abgeleitet worden ist und "böse" vom "Feind" der Schlichten und Sklaven, also den Edlen, Vornehmen, Mächtigen und Herren. "Gut/schlecht" stellen also machtpolitische Werte dar.

Interessant ist die Beobachtung, dass wir Sachen wie Naturkräften, Werkzeugen, Computern, KI's usw. dann einen "bösen (Eigen)Willen", also eine Subjektivität, unterstellen, wenn sie sich gegenüber uns "widerständig" zeigen. Oder wir einen Schuldigen suchen, aber nur einen Sündenbock finden (und bockige Böcke sind bekanntlich des Teufels). Der Mensch hat also Mühe zufällige narzisstische Kränkungen zu verkraften.

Weiterzuspinnen wäre auch Montesqieus Bemerkung, dass wir etwas als "schmutzig" bewerten, "weil er unser Auge oder einen anderen unserer Sinne verletzt". Dass also das Ethische ihren Ursprung im Ästhetischen hat (Kunst beispielsweise "spricht zu uns" und kann "böse" sein).

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Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
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Geht es um die moralistische Konnotation von "gut/schlecht" oder die Frage, ob scheinbar leblose Dinge "Subjekte" oder "Objekte" sind? Beide Fragen sind nicht unbedingt deckungsgleich

Vielen Dank für diese Bemerkung: Ich würde sagen, es geht zunächst darum, ob Dinge Subjekte sind, besser noch: ob sie agency, das heisst Handlungsmacht haben. Dass wir dann diese Handlungsmacht als böse wahrzunehmen, hat damit zu tun, dass wir sie nicht kontrollieren können.

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Roman Burger
Eher einfach gestrickt
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Danke, ein weiterer Artikel, der sehr vieles in verständliche Worte fasst, was auch bei mir auch so im Kopf herumschwirrt und nach Einordnung gesucht hat.

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Das ist doch mal ein Strassberg, wie er mir gefällt. Er formuliert aus, was mich schon länger umtreibt. Danke!

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Lieber Herr Strassberg, besten Dank, gut geschrieben und angenehm zu lesen.
Aber das "persönliche Erleben (...)", das "zur göttlichen Inspiration verklärt und gegen jede Kritik immunisiert" wird, also "die Autorität der inneren Erfahrung und der göttlichen Offenbarung" ist etwas anderes, als die Idee, die "Dinge seien beseelt und hätten (böse) Absichten". Gegen Ersteres scheint auch mit der Akteur-Netzwerk-Theorie kein Kraut gewachsen zu sein, da hier in der selbstreferenziellen Subjektivität verharrt wird.

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Eine Zitrone ist bitter - sie verzieht einem den Mund. Also würde ich die Zitrone als bitter bezeichnen. Machtverhältnisse sind weder sauer noch böse, heisst es bei Strassberg. Aber Machtverhältnisse können bittere Auswirkungen haben. Könnte man deshalb nicht das Machtverhältnis zum Beispiel von Putin zu seinem Staat, als bitter, wenn nicht schitter, bezeichnen?

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Zitronen wirken im Körper basisch… (siehe eg. https://www.nzz.ch/wissen/wissensch…duced=true)

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Es ist doch weit erfolgreicher, ein kleines Kind, das sich gerade die Finger in der Tür eingeklemmt hat und ohrenbetäubend schreit, mit der Bemerkung zu beruhigen „ei die blöde (oder böse) Tür hat dir weh gemacht‘ als ‚pass das nächste Mal besser auf, dann passiert das nicht‘. Herr Strassberg weiss, wie nachhaltig das ist.

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Kleine Ergänzungen:

  • Gewisse "Abkürzungen" sind trotzdem richtig:

Das Einnehmen Arsen ist immer giftig und ungesund, und daher "schlecht" (für die Gesundheit).
Die komplexe Beziehung ist "für das körperliche Wohlergehen von Menschen ist das Einnehmen von Arsen nicht förderlich", und natürlich kann es ja gewünscht sein, dass dass das körperliche Wohlergehen sich negativ verändert.

  • Gewisse im Artikel erwählte Dinge sind, selbst wenn man den Beseelungs-Gedanken verwendet, nicht "seelenlos"
    Ein Navi ist nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde von einem Menschen programmiert, und wenn das Navi einem etwas sagt, dann sagt einem (indirekt) der Programmierer etwas.
    Ein Fernseher transportiert die (subjektiv) schlechte Leistung der Mannschaft, die wir aus dem Fenster werfen.

Das heisst wir interagieren mit den Gegenständen als Proxy. Wir schreien den Computer an, statt (korrekterweise) Bill Gates anzuschreien.

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Multifunktional
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Das Einnehmen Arsen ist immer giftig und ungesund, und daher "schlecht" (für die Gesundheit).

Das Einnehmen vielleicht schon (wobei, möglicherweise kann es in homöopathischen Dosen auch als Wirkstoff dienen, das weiss ich nicht). Mit dem "Einnehmen" beziehen Sie sich aber bereits auf einen konkreten Kontext und nicht auf Arsen an sich.
Arsen als Stoff muss aber nicht immer schlecht sein, sondern kann gemäss Dr. Google "in Form seiner Verbindungen in einigen Ländern als Schädlingsbekämpfungsmittel im Weinbau, als Fungizid (Antipilzmittel) in der Holzwirtschaft, als Holzschutzmittel, als Rattengift und als Entfärbungsmittel in der Glasherstellung verwendet" werden.

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...und die böse (sic) Schwiegermutter verstummen lassen...

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Als ob Bill Gates das Programm geschrieben hätte ...

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