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Wegen solchen inspirierenden, unterhaltsamen Artikel bin ich Republikmagazin-Abonnent.

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Beraterin
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Vielen Dank für den inspirierenden Text. Er hat mir einige Male ein Schmunzeln entlockt. Ich beobachte solche Muster regelmässig auch bei Organisationsentwicklungsthemen.

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Ein fantastischer Beitrag, Herr Strassberg.
Wir Menschen gehen immer zurück auf das, was wir kennen, weil das was wir nicht kennen, uns unsicher macht. Und letztlich, wer garantiert uns, dass wenn wir einen Systemwechsel vollziehen würden, es besser würde? Das hat weniger mit Trägheit zu tun als mit der Tatsache, dass sich unser Hirn an der Gegebenheit orientiert und nicht an dem, was es nicht vorfindet. Das würde viele von uns komplett aus den Socken hauen und uns fundamental bedrohen.
Mein Grossvater hat dazumal im Belgisch Congo als Ingenieur gearbeitet. Wenn ich diese Geschichte betrachte, dann hat sich heute in der Gegebenheit nichts verändert. Es sind meiner Meinung nach nicht Zustände von früher, welche wir wieder herstellen. Vielmehr kommen wir seit Jahrhunderten nicht mehr aus demselben Zustand heraus.
Danke noch einmal für diesen Beitrag. Hat mich sehr inspiriert.

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Wer zum Teufel ist Herr Starnberg?

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...sorry, korrigiert ... :)
Danke für den teuflischen Hinweis ... :)

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Wieso den Teufel? 'Den Teufel gibt es nicht", er wurde nur erfunden um kleine Kinder zu verschrecken und zu disziplinieren.

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Grossartiger Beitrag. Danke. - Bei der vierten Stufe des beschriebenen Rituals könnte man noch die altjüdische Tradition des "Sündenbockes" erwähnen, der - beladen mit den Sünden des Volkes - in der Wüste ausgesetzt wurde.

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Ad hoc fällt mir dazu folgende Erzählung ein (soweit ich nachvollziehen kann aus: Anthony de Mello SJ - Warum der Vogel singt.)

Jeden Abend, wenn der Guru sich zur Andacht niederliess, pflegte die Ashram-Katze herumzustreunen und die Beter abzulenken. Also liess er die Katze während des Abendgottesdienstes anbinden.
Lange nach dem Tode des Gurus wurde die Katze stets während des Abendgottesdienstes angebunden.
Und als die Katze schliesslich starb, wurde eine andere Katze in den Ashram gebracht, so dass man sie ordnungsgemäss während des Abendgottesdienstes anbinden konnte.
Jahrhunderte später schrieben die Schüler des Gurus gelehrte Abhandlungen darüber, welch wichtige Rolle eine Katze in jedem ordentlich gestalteten Kult spiele.

Was niemand in der Geschichte gemacht hat: Verantwortung übernehmen und in Frage stellen.

Das steckt m.M.n. noch hinter dem Wunsch, alles in den Urzustand zu versetzen: Verantwortung abgeben, dann muss ich als Einzelperson keine Verantwortung übernehmen. Wunderbar bequem.

Edit: Rechtschreibung.

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Eine herrliche Geschichte !! Und so wahr !

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Andreas Fischer
nachdenklich
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Herr Strassberg, nageln Sie bitte Ihre Thesen an die Tür des Bundeshauses! Es ist wieder einmal Zeit für grosse Schritte.

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Und schon wieder weiss ich, warum es die Republik braucht. Genialer Artikel! Danke.
Beat F.

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Der Traum vom Wiederherstellen früherer Zustände und der Gegenpol: Erobern und Kolonisieren von Neuland. Ein ungutes, zerstörerisches Hin- und Her. Die Alternative, die neue Idee: ich bin überzeugt, dass es andere gesellschaftliche und Lebensbewältigungsmodelle gibt, die ihre Tauglichkeit über die Zeit bewiesen haben. Um uns als Gesellschaft Mut zu machen und auf die Sprünge zu helfen, erwarte ich von der Republik das Aufspüren und Darstellen solcher neuen, zukunftsweisenden Modelle. Denn ehrlich gesagt Herr Strassberg, auch die Medien, auch die Republik, leben doch von den von Ihnen beschriebenen Ritualen. Grosse Aufmerksamkeit, grosses Theater, Gericht, Geiselung und wenn die Bösewichter weggesperrt sind: Aufspüren von neuen Übeltätern und das Ganze kann von vorn beginnen. Ob es auch Journalistinnen gibt, die genug haben von dieser Art Geschäft?

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Johanna Wunderle
Lehrerin F.M. Alexander Technik
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Ich wünsche mir ebenfalls schon lange mehr Berichte über inspirierende, gesellschaftliche und lebensbewältigende Modelle und Initiativen. Analysen sind wichtig, doch wenn der Schritt zu den positiven Möglichkeiten zu wenig Beachtung findet, fehlt die Inspiration. Wir brauchen Ermutigung, die zum Handeln führen kann.

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Auch die Moskauer Silowiki mit ihrem Genossen Putin sind auf diese (neben waschechten Patriarchen) quasi religiösen Ideologien zurückgeworfen, und Biden ist es, sogar Selenski, obwohl man es auf den ersten Blick nicht sieht. Und Orbán und … Kaum ein Politiker, der frei davon ist. Wie kann es auch anders sein, wenn Banken und Konzerne lobbyieren und bestechen.

Die Historiker, die in der Republik zu Wort kommen, das Klimalabor — ich weiss nicht …. Doch ich las hier in den Kommentaren auch von David Graeber (und David Wengrow) und bald darauf seine (ihre) Bücher, las von der Vielfalt der Gesellschaftsmodelle, wie sie alternierend oder gleichzeitig in (nicht immer) friedlicher Koexistenz und gegenseitiger Inspiration gelebt wurden.

Wie finde ich für mich, für die Republik und den Planeten mehr solcher lebendiger und authentischer Leuchttürme? Könnten wir da mal eine Umfrage machen, einen Gedankenaustausch? Ich meine nicht eine Erlöserfigur, sondern weise Menschen, an denen wir uns orientieren können, von denen ich lernen kann, mich vertieft mit ihren Ideen beschäftigen.

Es könnten ja sogar Politiker darunter sein, wer weiss. Es gab schon solche.

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Die Aufzeichnung des Ablaufs des Untergangs ist sehr erhellend. Einmal mehr kann gesagt werden: 'Der Mensch ist das dümmste Tier mit dem kürzesten Gedächtnis. '

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Wow, eine überzeugende Erzählung zum Verständnis kollektiver ritueller Bewältigung von Krisen

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Dazu passt:

Louis Althusser hat in seiner Ideologiekritik im Anschluss an Blaise Pascal die Formel entwickelt: Knie nieder und bewege die Lippen wie zum Gebet, und du wirst glauben. Der Glaube ist nicht Ursache für unser Handeln, sondern der Effekt einer bestimmten Praxis. Die er dann wiederum verfestigt.
Was ihn weder richtig noch falsch macht. Aber wirksam. Wer den Glauben kritisieren will, muss ihm auf die alltägliche Praxis rücken.

Woz, „Christentum und Marxismus: Knie nieder, bewege die Lippen wie zum Gebet, und du glaubst“ von Stefan Howald https://www.woz.ch/1552/christentum…du-glaubst

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Ich würde mir einfach wünschen, dass bei solchen Vergleichen gesagt wird, dass da von der katholischen Kirche die Rede ist. Jede/r ernstzunehmende evangelische Theolog/in sagt, dass Jungfrauengeburt, Abendmahl usw. Bilder sind, die interpretiert werden müssen. Das sind nicht historische Berichte, wollen es auch nicht sein. Dass wir da Blut trinken und Fleisch essen sollen, ist doch einfach abstrus.

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Ich bin nicht sicher, ob wir die Frage "Welche Theologie ist abstruser: Theologie A oder Theologie B?" beantworten wollen oder können. Denn beide sind Theo-logien.

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Meeresbiologe, Fotograf
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Die Theologie des Kapitalismus nennt sich Wirtschaftswissenschaft. Diese ist ziemlich abstrus, weil sie mit Wissenschaft nichts zu tun hat und nicht nur ihre Jünger, sondern die gesamte Menschheit ins Verderben schickt. Weil alle daran glauben müssen.

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Frau M., auch ernstzunehmende röm.-kath. Theolog:innen haben mittlerweile Kenntnis davon, dass die Erzählungen in die Zeit und X verschiedene Kontexte hinein gelesen werden können und müssen :-)

Was die Blut/Fleisch-Sache betrifft: es ist nicht abstrus, sondern der zugrundeliegende Substanzbegriff hat sich durch die Jahrhunderte verändert. (In Gottsdiensten kann man das deutlich machen durch die Formulierung "die Augen sehen Brot und Wein, der Glaube verspricht uns, dass Christus anwesend ist.)

Ergänzend nach einigen Stunden: Fakt ist, dass es letztlich nur für Insider eine Rolle spielt welche Konfession welche spezifischen Inhalte hat. In Europa, genauer dem dt.-sprachigen Raum, sind "wir (= die drei gängigen christl Konfessionen)" je länger je mehr nur noch ein Angebot unter vielen und dazu noch eines, was schwierig zu vermitteln ist.

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Bei der CS verschleiert das Ritual die Gründe: Eine Bank, die über ein Jahrzehnt von Fehler zu Fehler gestolpert ist.

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Sündenböcke wie Lukas Mühlemann, Marcel Ospel, Daniel Vasella und Weitere, wechseln den Golfclub und werden im Luxus-Ruhestand entsorgt. Dass es Pierin Vincenz etwas härter erwischt hat treibt nur die Risikoprämie hoch.

Bezahlen müssen das die Schuldner, die nach deren Regeln mitgespielt haben, und dabei ihr Eigenkapital und Realwerte verloren haben, nachdem sich die Phantasie in Luft aufgelöst hat.

Dafür haben sie dann das Stigma der Gescheiterten.

Auch diese Ausgrenzung gehört zur Religion Kapitalismus - und ist existenzbedrohend für die Betroffenen.

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Erhellender Text. Danke Herr Strassberg.

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blauäugige Bürgerin
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Danke für den erheiternden Artikel! Den "Weisen" der Falkenstrasse könnte man mit Balzac antworten: kein grosses Vermögen ohne grosses Verbrechen. Der Name David Graebers ist in den Kommentaren schon gefallen. Lesetipp für die, welche noch weiter graben wollen: Carel van Schaik und Kai Michel, Das Tagebuch der Menschheit. Sie führen (für mich sehr überzeugend) aus, dass wir immer noch Primaten sind, mit einem Hirn, dem die Werte einer nomadisierende Horde Menschenaffen unmittelbar einleuchten. Das Anhäufen von Kapital, Krempel und Statussymbolen ist ein relativ junges Phänomen in der Geschichte unserer Spezies. Es wurde erst möglich nach Sesshaftwerdung und Ackerbau (Jared Diamond zufolge der grösste Fehler der Menschheit). Unserer ursprünglichen Primaten-Natur ist es fremd. Leuchtet mir ein. Gerissene Bankräuber, die niemandem (körperlich) weh tun, sind bis heute Kultfiguren. Entsprechend aufwändig mussten die reichen Machthaber (z.B. in Mesopotamien) ihre Güterkonzentration zu legitimieren versuchen. Das habe laut van Schaik und Michel zu Gesetzen geführt, die Eigentumsdelikte überproportional schärfer bestrafen als Delikte gegen Leib und Leben von Habenichtsen - ausser natürlich wenn sie von den Machthabern selber begangen wurden... Auch das leuchtet mir ein. Täusche ich mich, oder wirkt das bis heute nach?

Letztlich ist der Kapitalismus wie die monotheistische Religion ein Instrument zum Machterhalt.

edit: typo: nicht Leid und Leben, sondern Leib.

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Vielen Dank für diesen erhellenden Artikel, dessen Hinweise und Quellenangaben mich vermutlich die nächsten Tage zum Nachforschen und Vertiefen umtreiben werden......
Sehr lesenswert zum Thema "Geld und Glaube" ist auch das umfangreiche Werk von Christina von Braun: Der Preis des Geldes.

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Nachdenkerin
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Auch sehr lesenswert zum Thema Geld und Schuld: Mehr! Philosophie des Geldes von Christoph Türcke

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Einfach wunderbar... und so viel Wahrheit DANKE!

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Mhmm, im Kapitalismus sehe ich weniger Religion als beispielsweise im Sozialismus. Dafür finde ich die Ritualisierung der Krisen im Kapitalismus umso treffender.

Brauchen wir eine zweite Aufklärung um den jetzigen Zustand zu überwinden? Es darf auch eine Abklärung sein.

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Bücher über Kapitalismus und/als Religion sind Legion. Eine kleine Auswahl:

  • Paul Lafargue: Die Religion des Kapitals, 1890

  • Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904

  • Walter Benjamin: Kapitalismus als Religion, 1921

  • Dirk Baecker: Kapitalismus als Religion, 2009

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Chance für ein Umdenken?!
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Dem Autor ist zuzustimmen, dass das Selbe stets von neuem abläuft - ausser, es findet kontinuierlich und vorerst noch im Unsichtbaren eine Transformation statt, hin zu zur Erkenntnis, was wirklich wert-voll ist. Aber vielleicht braucht es dazu zuvor noch ein paar Katastrophen, damit diese Transformation auch sichtbar einsetzen kann. Vielleicht in Form einer Klimakatastrophe mit Temperaturen über 45 Grad auch in unseren Breiten?

Vielen Dank für einen einmal mehr genialen Beitrag!
Und Sorry für den kleinen Threaddrift 😇...

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Ungläubiger
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Wieder einmal: Die Gefahren verkürzter Darstellungen. Beispiel gefällig?

Wie die Religion eine Institution zur Verwaltung von Schuld, ist der Kapitalismus die Ideologie zur Verwaltung von Schulden: Nur Verschuldung garantiert Wachstum.

Wenn Sie und ich Schulden machen, resultiert daraus käumlichst Wachstum. Dasselbe gilt für all die bis über beide Ohren verschuldeten Staaten in der nichtwestlichen, und zunehmend auch in der westlichen Welt. Da kann China oder die arabische Welt noch so viel Geld hineinstecken.
Kapitalistisches Wachstum entsteht nur, wenn Kapital, geborgt oder Eigentum, investiert wird, um in einem endlosen Prozess aus Geld mehr Geld zu machen. Im Aufstieg und auf dem Höhepunkt des Systems geschah das mittels der Verwertung von Arbeit, mittels der Produktion von Waren und deren Verwertung. Dummerweise ist der Kapitalismus aber inzwischen derart produktiv geworden, dass lohnende Investitionen rar geworden sind. Die logische Folge: Ein Überhang von Kapital, der in all die von Banken und Kapitalverwaltern aller Art angebotenen, spekulativen Investitionsvehikel drängt. In denen die Verbindung mit realen Investitionen immer unsicherer und unklarer wird. Wo diese Spekulation gelingt, fliessen die Gewinne in Form von fiktivem Kapital zurück ins System, machen dieses selber je länger je mehr zu einer fiktiven Angelegenheit. Allerdings geht die Sache immer öfter schief, und dieses "Schiefgehen" geschieht längst nicht mehr bloss ausserhalb des Westens und seines fernöstlichen Anhangs, sondern geschieht regelmässig auch bei uns. Das ist jetzt wirklich keine derart grosse Überraschung: Die Schweiz ist ein Teil der Welt, diese Welt tapst seit 50 Jahren von Krise zu Krise. Und wir wären wundersamerweise immun? Dieses Märchen ist doch längst fadenscheinig geworden, so fadenscheinig wie die Mär von der Schweiz als Hort der Menschenrechte. Da haben wir für einen Moment all die luschen Rohstoffkonzerne vergessen, die ihre Hauptsitze in der Schweiz haben, solange deren Beihilfe zu Steuervermeidung und Desinteresse an Konzernverantwortung von den anderen Staaten noch toleriert wird.
Und wenn wir schon von Religion im Zusammenhang mit Kapitalismus reden, dann sollten wir das Ding eher als Götzen- oder als Fetischsystem bezeichnen, und uns alle, die gezwungenermassen an seinem Altar beten, als Götzendiener und Fetischgläubige. Wie Marx sehr richtig bemerkte, ist Werthaltigkeit etwas, das in den Dingen nirgends anzutreffen ist, das rein gesellschaftlichen Ursprungs ist. Wir aber schreiben ihnen zu, was Resultat unseres gesellschaftlichen Handelns ist: Genau das aber ist die Definition eines Fetischs.

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Wenn Sie und ich Schulden machen, resultiert daraus käumlichst Wachstum. … Kapitalistisches Wachstum entsteht nur, wenn Kapital, geborgt oder Eigentum, investiert wird, um in einem endlosen Prozess aus Geld mehr Geld zu machen. … Wo diese Spekulation gelingt, fliessen die Gewinne in Form von fiktivem Kapital zurück ins System, machen dieses selber je länger je mehr zu einer fiktiven Angelegenheit.

Also G–G' statt G–W–G': Sagt jetzt nicht mehr aus als:

Wie die Religion eine Institution zur Verwaltung von Schuld, ist der Kapitalismus die Ideologie zur Verwaltung von Schulden: Nur Verschuldung garantiert Wachstum.

Denn Geld ist hier meist von Banken geborgtes Geld, also Schulden, Kapital in Form von Krediten – kommt von credere, glauben, weshalb man von "Gläubigern" und "Schuldnern" spricht – und das geborgte Geld ist hier meist Fiatgeld – kommt von fiat lux wie beim Schöpfergott der Bibel, "Es werde Licht!", eine Schöpfung aus dem Nichts, Creatio ex nihilo.

G–G', also das zinstragende Kapital, nennt Marx auch "die einfache Gestalt des Kapitals", ist aber Ausdruck des "Kapitalfetischs", und der "Kapitalmystifikation in der grellsten Form", wobei die höchste Stufe der Zinseszins ist, G–G'–G': Geld gebiert Geld bzw. Schulden gebiert noch mehr Schulden: Wachstum.

Dies funktioniert aber nur so lange, wie man an die langfristige Wertstabilität und Kaufkraft sowie an die geldausgebende Institution, insbesondere an die Zentralbank, glaubt. Glaubt man nicht mehr an die Kreditwürdigkeit, also daran, dass Kredite, sprich Schulden, zurückbezahlt werden können, dann erfolgt Insolvenz oder Krach. Glaubt man nicht mehr an den Kapitalfetisch selbst, erfolgt Kollaps.

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Neueinsteigerin
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Danke. Ihre Ausführungen waren mir gerade eine grosse "Übersetzungshilfe" !

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Spannender Artikel, viel Stoff zum Nachdenke! Grossen Dank dafür - auch für die Erklärung des Wortes Hokuspokus. Die verstörenden, absurden Fronleichnamsprozessionen meiner katholischen Kindheit bekommen endlich eine heitere Etikette.
PS. Die "Erschütterung, die die Geburt eines Neugeborenen auslöst" ist reichlich schräg formuliert. Präziser wäre "die Geburt eines Knaben". Die Erschütterung bei der Geburt aller anderen Kinder - und die jeweiligen Rituale - sind ein anderes Thema ...

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Vielleicht handelt es sich bei den Parallelen zwischen Christentum/Judentum und Kapitalismus in Wirklichkeit um Gemeinsamkeiten aller (vermeintlich) sinnstiftenden „Opium für das Volk“ anbietenden, zu Autoritarismus neigenden Gesellschaftsformen, welche den Menschen als Gegenleistung ein Credo quia Absurdum Unterweffungs-Beweis abverlangen.

Von dem Psychoanalytiker Strassberg hätte ich eigentlich erwartet, über blosse Kapitalismus-Kritik hinaus etwas über unser Menschsein zu erfahren, das uns in solche Systeme treibt, ganz gleich in welcher Form sie denn auch gerade daherkommen, Kapitalismus oder Kommunismus, Theokratie oder Monarchie, Faschismus oder …usw. usf.

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Die Ursachen liegen wahrscheinlich in den konditionierenden Faktoren, welche die Buddhisten als „geistige Hemmnisse“ oder „Geistesgifte“ bezeichnen. Es sind die drei Grundhemmnisse:
Unwissenheit (Unfähigkeit in unserer Wahrnehmung zwischen Projektionen der Realität und der Realität selbst zu unterscheiden),
Anhaftung an Illusionen, sowie das Leben von Illusionen,
Ablehnung: Widerstand gegenüber den unausweichlichen Veränderungen, die sich als Folge der Vergänglichkeit alles relativ Wirklichen ergeben.
(z.B. Yongey Mingyur Rinpoche, „Buddha und die Wissenschaft vom Glück“).
Falls es der Menschheit nicht gelingt, diese Hemmnisse durch Einsicht loszuwerden, werden sich die von D. Strassberg beschrieben Zyklen ständig weiter wiederholen.
Im Sanskrit werden diese Zyklen als „Rad“ oder „Kreislauf“ des Elends und der Unzufriedenheit bezeichnet. Es ist die Gewohnheit im Kreis herumzurennen, immer den gleichen Erfahrungen nachzugen und dabei jedesmal auf ein anderes Resultat zu hoffen.

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Johanna Wunderle
Lehrerin F.M. Alexander Technik
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Danke für Ihren Kommentar Herr K.
Ich erlebe genau was Sie beschreiben.

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Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
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Ich glaube eben nicht an sowas wie „das Menschsein“

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Danke für das Feedback, ich verstehe allerdings nicht so recht, was Sie jetzt damit meinen. Es geht ja in der von mir benannten Frage nicht um etwas, an das man glauben müsste, sondern einfach um Einsichten in die menschliche Natur, falls es solche gibt, die erklären könnten, wie und wieso wir uns in solch abstruse Gesellschaftskonstrukte hineinmanövrieren lassen.

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lieber spät als nie....
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Was meinen Sie mit "Menschsein"?

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Begeisterter Leser
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Bravo Schlossberg!

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Daniel Strassberg
Kolumnist@Republik
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Strassberg!

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Das war schon sehr unterhaltsam. Trotzdem denke ich, dass mit genug Fantasie fast überall Analogien gefunden werden können. Wenn die geforderten Massnahmen nichts bringen und stattdessen „lediglich das Vertrauen in den mythologischen Urzustand wieder­hergestellt“ wird, dann frage ich mich, für welchen Lösungsvorschlag Herr Strassberg appelliert?

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lieber spät als nie....
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Danke für diesen sehr inspirierenden Artikel. Sie schreiben einfach wunderbar! Ich musste schmunzeln, da ich auch viele Parallelen erkenne zu anderen Bereichen. Eine kleine Ergänzung: Ich sehe inhaltsleere und inhaltlich sinnvoll gefüllte Rituale. Die inhaltsleeren Rituale sind Alibiübungen und wir lassen uns gerne davon in den Nebel der Illusion verführen. Solange bis uns Existentielles auf uns zurück wirft. Die inhaltlich sinnvoll gefüllten Rituale zielen immer auf (Selbst)verantwortung ab und führen weg von Egoismus und hin zu freien Entscheidungen (für die wir dann wiederum die Verantwortung übernehmen). Das ist sehr herausfordernd, kann einem aber echtes Glück bescheren. Um die Anstrengung zu vermeiden, die dieser Weg aber auch bedeutet, lassen wir uns nur allzugerne durch inhaltsleere Rituale an der Nase herumführen.

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Das, was Sie da schreiben, hat mich gerade noch an eine kleine Geschichte von Anthony de Mello erinnert. Er war ja ein indischer Jesuitenpater. Passt auch gut, zu dem was ich schon vorhin schrieb:
Es war einmal ein Mann, der erfand die Kunst des Feuermachens. Nachdem er es erfunden hatte, nahm er seine Werkzeuge und wanderte zu einem Stamm im Norden, wo die Menschen in den Bergen vor Kälte zittern. Dort lehrte er sie Feuer zu machen. Er zeigte ihnen, wozu das Feuer alles gut sein kann, zum Kochen, um sich im Winter zu wärmen und anderes mehr. Sie waren begeisterte Schüler und Schülerinnen. Doch bevor sie dem Mann ihren Dank aussprechen konnten, zog er weiter an einen andern Ort. Ihm lag nicht an Anerkennung oder Dank. Ihm lag an ihrem Wohlergehen. Das war ein „grosser“ Mann. „Grossen Menschen“ ist es egal, ob man sich ihrer erinnert oder ihnen dankt. Er verschwand also und ging zu einem andern Stamm, dem er wiederum zeigte, wie nützlich die Kunst des Feuermachens ist. Auch die Menschen dieses Stammes waren begeistert und sein Ruhm wurde immer grösser. Doch die Priester fürchteten ihr eigenes Ansehen könnte darunter leiden. Und so beschlossen sie ihn beiseite zu schaffen und zu vergiften. Um das Volk nicht misstrauisch zu machen, ersannen sie eine List. Sie fertigten ein Bild des Mannes an und stellten es auf den grössten Altar des Tempels, die Werkzeuge zum Feuermachen davor. Das Volk wurde geheissen, das Bild zu verehren und sich vor dem Werkzeug zu verbeugen. Mit der Zeit entwickelten die Priester ein ganzes Ritual und eine Liturgie zur Verehrung der Werkzeuge und des grossen Erfinders des Feuers. Verehrung und Kult dauerten fort. Jahrzehnt über Jahrzehnt, Jahrhundert über Jahrhundert.
Aber das Feuer gab es nicht mehr.

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Wolfgang Rorhr
Hobby-Soziologe
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Toller Beitrag Herr Strassberg. Natürlich wissen wir das eigentlich alles schon, aber es muss jemand auch formulieren und niederschreiben, damit es uns allen besser ins Bewusstsein kommt und bleibt. Leider sieht man wie wenig Leute sich für solche Gesellschaftlichen Probleme und Hintergründe interessieren, sonst würde es der Republik wesentlich besser gehen, denn ihr macht einen tollen Job. Hoffen wir das wir wieder uns wieder weg vom diesem extremen Individualismus bewegen hin zu mehr Gemeinwohl und das funktioniert nur mit neuen Ideen und Utopien für eine Postwachstumsgesellschaft.

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Theologe & Religionspädagoge
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Göttliche Wort-Sinn-Spielerei! Apokatastasis panton, die Wiederherstellung von allem, wäre dabei eigentlich der Alptraum jedes Ritualpraktikers und Beweihräucherers. Wenn alles wiederhergestellt wird, kommen auch die Ausgebeuteten, Geknechteten, Missbrauchten, Ausgetricksten, Mundtotgemachten, Irgendwoverscharrten wieder in alter Frische zurück, um ewig mit uns zu leben. Eine Horrorvorstellung, der gegenüber eine therapeutische Wohngemeinschaft auf Wolke sieben mit Retter Ermotti oder dem bärtigen Gekreuzigten geradezu einladend wirkt.
Es wäre echt an der Zeit, Religion von Macht zu entkoppeln. Jede:r ist ein:e Messias:se und in einer Mission from God um die Welt wenigstens ein bisschen besser zu machen. Oder wie Helge Schneider in der Rolle des Führers, des „Messias“ der Deutschen Christen sagte: Heilt euch selber.
Religiöse Traditionen liefern bloss Muster, keine fertigen Produkte.

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"Jede:r ist ein:e Messias:se und in einer Mission from God" = Höchster Ausdruck des (männlichen) Narzissmus. Danke, nein danke.

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Gern gelesen! Mir scheint einfach, der Kern der christlichen Botschaft nicht in einer Bewegung zurück zu irgendwelchen Ur-Anfängen zu sein. Vielmehr doch ein Offenhalten der Möglichkeit von etwas Anderem als dem Gegenwärtigen. Also Ermutigung zur Befreiung von zyklischen, vermeintlich fixen Gesetzmäßigkeiten, und nicht billiger Trost. Die Untröstlichkeit gehört zu einem ernsthaften Glauben, und so auch zu dessen Praxis in Ritualen. Vielleicht sind religiöse Rituale besser zu deuten als ein Festhalten an der Frage: Wo bist Du, Gott? angesichts der Gefahr zu Resignation oder zynischer Abwendung.
Danke für die Anregung durch den Text!

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(durch User zurückgezogen)

Der Zyklus beginnt von Neuem auf einer neuen Stufe, die Besserung verspricht. Schon allein das Aufdecken des Zusammenhangs von Religion und Kapitalismus wäre von einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen, so wie heute der Zusammenhang von Religion und Nationalismus und jener von Waffenproduktion und Kriegen undenkbar ist. Beide warten auf ihre Krisen, die sie demaskieren sollten. Was warten ist zwanghaft, garantiert aber die Wucht der Entmysifizierung.

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Zum Ritual: War der Böögg mit den verschwundenen Fake-Milliarden gefüllt? Ich hoffe, dass ich nicht mehr erleben muss, dass statt dem hl. Mammon, der hl. Chat-Bot durch die Strassen getragen wird und ihm Opfer dargebracht werden.

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· editiert

Kapitalismus kommt von Calvinismus. Verkürzt.. wenn man das Richtige richtig glaubt geht es einem wirtschaftlich gut. Daraus wurde dann mangels anderer Ziele im Leben der Kapitalismus. Die Maximierung des wirtschaftlichen Wohlergehens. Da kommen dann Leute mit anderem Fokus schlecht weg. Solche, die in einem nachhaltigen Kontext leben und alles haben, allenfalls Touristen eine Muschel verkaufen. Die verdienen dann weniger wie 1 Dollar pro Tag, wertlose Token, und muessen deswegen, dh als mausarm, missioniert und mit viel Aufwand entwickelt werden. Erst mal muss der grässliche Urwald weg...

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Neugierig, Digital.
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Wie durchbrechen wir den Zyklus im Falle des Kapitalismus/globalen Marktes? Oder müssen wir ihn immer und immer wieder erleben?

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Vielen Dank für das Aufmerksam-Machen auf diesen interessanten Bezug!
Ein Hinweis zur Audiofassung des Artikels: Der Beginn liess mit etwas verwirrt zurück. Heisst es nun Apokatastasis oder Apokatastastis? Und liegt die Betonung auf der drittletzten oder auf der zweitletzten Silbe? Das jeweils Erste wäre wohl korrekt.

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Es braucht keine Erlöserfigur. Nur einen guten Manager.

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