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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb die extremeren Republikaner in der parteiinternen Ausmarchung oft gegen die gemässigteren wie Liz Cheney gewinnen: die Demokraten und ihnen nahestehende Organisationen unterstützen erstere aus strategischem Kalkül finanziell. Sie denken, es ist einfacher, eine Wahl gegen einen Trumpianer als gegen einen vernünftigen Republikaner zu gewinnen. Das ist natürlich ein Spiel mit dem Feuer.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Das ist jetzt Verschwörungs-Geschwurbel allererster Güte. So einen Unsinn habe ich noch selten gelesen.
Und als Quintessenz des Ganzen, sind dann die Demokraten schuld daran, dass die Republikaner in den Faschismus abgleiten. Super. Vermutlich steckt Georg Soros hinter der ganzen Verschwörung...
Und die Milliarden der Koch Brüder und anderer verantwortungsloser Superreicher, sind absolut bedeutungslos.

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Even Meier
(ex | they)
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Da ich schon mehrfach davon gelesen habe, habe ich gegoogelt und den ersten Link hier kopiert, von srf.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Liz Cheney ist keine gemässigte Republikanerin. Politisch ist sie voll auf Trumps Linie. Ihre Gegnerin zu unterstützen wäre ziemlich dumm.

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Eas für ein düsteres Bildas Daniel Binswanger zeichnet. Uns es ist ihm nichts entgegen zu setzen. Die laute Frage: was ist bloss mit der Hälfte der Amerikaner los? Kann offenbar nur dahingehend beantwortet werden, dass Trump etwas symbolisiert, das bei vielen , allzu vielen, eine Seite in ihrer Seele anspricht, das sie aller Vernunft zum Trotz zu einer Art auserwähltem Volk gehören dessen Inhalt der American Dream ist. Dies ist doch das Land der ungeahnten Möglichkeiten, Die neue Welt, die nach ganz anderen Gesetzmässigkeiten funktioniert als der Rest der Welt. “ make Amerika great again“ spricht doch genau dies Gefühl auserwählt zu sein an, und bisher hat kein Präsident genau diese innerste Überzeugung derart angesprochen und in einem Grossteil der Amerikaner entzündet. Das ist es was mit Angst macht diese irrationale Hybris.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Die Antwort ist relativ einfach: Rassismus. Und das ist auch eine der Parallelen hier in der Schweiz. Die SVP ist nicht trotz rassistischer und fremdenfeindlicher Ausfälle einiger weniger erfolgreich, sondern genau deswegen. Und solange wir dieser Wahrheit nicht ins Auge schauen können, geht das so weiter.

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Hans Knaus
Treuhandunternehmer
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Da kann ich Ihnen nur beipflichten. Der Trumpismus schützt das ökonomische und politische Machtmonopol der weissen Oberschicht. Zu dieser Verteidigung sind alle Mittel recht, Gerrymandering, Erschwerung der Ausübung des Stimmrechts bis hin zur Abschaffung von Demokratie und Rechtsstaat.

Kommt im Artikel sehr gut zum Ausdruck, siehe Zitat aus dem Interview mit dem Harvard Politologen Daniel Ziblatt.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Da ich die Existenz von so etwas wie Seele stark bezweifle, denke ich nicht, dass man sie ansprechen kann.
Was hingegen sehr gut angesprochen werden kann, sind Bequemlichkeit und Überheblichkeit.
Genau das tun nämlich die Faschisten. Ihre Aussagen zielen darauf ab, den Leuten das Gefühl zu vermitteln, dass sie alles richtig machen, und nur die Aktivitäten von anderen, minderwertigen, Menschen all ihre Probleme verursachen.
Folglich kann nur eine Beseitigung dieser Menschen zu einer Verbesserung der Situation führen.
Und genau darum, sind un- oder falschgebildete, ärmere, Menschen anfälliger für, diese Art der Propaganda. Wer nie lernt, das eigene Denken und Handeln kritisch zu hinterfragen, wird auch die Lügen der Faschisten nicht so einfach entlarven. Wem immer wieder religiöses Denken vermittelt wird, kann logische Widersprüche nicht mehr erkennen.
Genau daran kranken die USA. Ungenügende Bildung der Ärmeren und religiöse Indoktrinierung. Und natürlich ein politisches System, welches den Machterhalt der grossen Vermögen als oberstes Ziel hat.

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„Ihr müend nöd sälber tänke, ich tänke scho für eu! Ihr müend nur das tue, was ich eu säge!“ O.T. eines sehr bekannten, sich patriotisch gebärdenden, jedoch, näher besehen nur eigennützigen Politikers. Die Befreiung von selbständigem, differenzierenden Denken ist leider für zu viele ein Bedürfnis, weil es als zu anstrengend und schmerzhaft empfunden wird. Deshalb die grosse Anhängerschaft dieser Rattenfänger. Denkfaulheit ist aber eine der grössten Gefahren für die Demokratie.

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Danke einmal mehr, Daniel Binswanger. Auf die Situation in den USA können wir keinen Einfluss nehmen, darum scheint mir der letzte Abschnitt von grösster Bedeutung: Wir müssen uns hier und jetzt und zwar täglich für die Erhaltung demokratischer Prinzipien und gegen widerlichen Rechtspopulismus einsetzen. Auch hierzulande gibts Trump- und Putinversteher unter Politiker*innen und Medienschaffenden (inkl. Doppelrollende!). Neulich habe ich eine Neudeutung des Parteikürzels SVP aufgeschnappt: Schweizer Versteher Putins...

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Andreas Fischer
nachdenklich
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Hallo Leute, habt ihr vor lauter Entsetzen über die Verhältnisse in den USA den letzten Abschitt im Dialog von Daniel Binswanger überlesen?
Zitat: Grundfrage ... , die wir auch an die politischen Parteien in der Schweiz richten müssen: Wer vertritt eigentlich die Interessen einer potenziellen Mehrheit?
Das betrifft uns direkt und fast niemand nimmt darauf Bezug! Fühlen Sie sich noch von den Parteien vertreten, die mit Drohungen (Konzerne und Reiche ziehen ins Ausland..) , Lobbyistentum (nicht öffentliche Parteienfinanzierung.. ) und lügnerischen Propaganda die Agenda ihrer Klientel durchziehen bis auch unsere Demokratie zerstört ist.
Achten Sie darauf, welche Politikerinnen und Parteien wirklich Ihre Interessen vertreten und geben Sie ihnen - im wahrsten Sinne des Wortes - eine Stimme.

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Meine Grundfrage ist: warum spricht man so viele Menschen so erfolgreich mit Populismus und Angstmacherei an? Die Parteien reagieren auf dieses 'Erfolgsrezept' mit Nachahmung. Und dann hat man nur noch überall FUD.

Meine bisherige Beobachtung:
Die Welt ist vielseitig und kompliziert. Es gibt nicht nur 'meine kleine heile Welt' sondern es gibt Menschen mit anderen Ideen, Gesinnung, Orientierung, usw. Vielen macht das 'Andere' Angst, insbesondere wenn sie mit dem kaum oder selten direkt in Berührung kommen (also eher in ländlichen Gegenden). Diese Angst wird heutzutage von Social Media verstärkt, weil viel über diese Anderen, auch in 'meiner Nähe' gezeigt wird. Ausserdem kommen die linken Intelektuellen mit Aussagen wie: ihr müsst euch ändern! Die anderen müssen toleriert werden, ausserdem müsst ihr sparen und anders handeln wegem Klima, etc. Alles Veränderungen.

Nun kommt einer der sagt das Gegenteil. Alles ist Unwahr, man will euch nur alles wegnehmen, ihr seid die Besten. Und seht was für schlimme Sachen diese Anderen machen. Klar hat das Erfolg!

Wie dem begegnen? Mit viel, viel Aufklärung, in einer verständlichen Sprache. Und Mobilisierung der eigenen Wählerschaft.

In den USA wird das nie passieren weil dort soziale Anliegen keine Partei oder politische Organisationen haben, auch schon historisch wegem McCarthysmus. Ich sehe schwarz.

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Andreas Fischer
nachdenklich
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.. sehr treffende Analyse - danke. Ja, Angst schüren vor Veränderungen und leugnen von Veränderungen sind ein Erfolgsrezept. Wo bleiben denn Urvertrauen, Toleranz und Gelassenheit? Ich habe das vor drei Generationen noch von den Eltern (=Kriegsgeneration!) vorgelebt bekommen. Kann es sein, dass der Wohlstand und Ueberfluss diese Fähigkeit zunichte gemacht hat und Langeweile und Unterhaltungssucht Platz gemacht hat?
Solche kulturelle Werte sind nur schwer durch Aufklärung zu vermitteln. Wir selbst sollten diese Haltung wieder mehr bewusst anwenden und vorleben.
PS: was ist FUD?

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Man muss die Frage, welche Interessen sie vertreten, an alle Parteien richten, auch an die SP, der ich angehöre. Im Abstimmungskampf um die AHV-21 verweist die SP
auf alleinerziehende Frauen, die am Existenzminimum leben und durch die entfallende AHV-Jahresrente weiter in Not geraten. Möchte sie deren Interessen vertreten, müsste sie aber zum Beispiel höhere Minimalrenten oder andere Massnahmen verlangen, die gezielt Frauen und Männern in prekären Verhältnissen helfen. Stattdessen will die SP allen Frauen, auch der Mehrheit, die nicht in Armut lebt, weiterhin eine Jahresrente schenken. Damit findet sie beim grossen Wählerreservoir der Frauen Anklang. Menschen in Not bilden dagegen ein viel kleiners Wählersegment. Zudem sind viele notleidende Menschen gar nicht stimmberechtigt. Es besteht somit der sehr naheliegende Verdacht, dass die SP in der laufenden Abstimmungskampagne Wahlkampf betreibt und in erster Linie die Interessen ihrer eigenen Exponenten vertritt.
Hinzu kommt, dass die SP im Abstimmungskampf um die AHV-21 Desinformation betreibt. Sie drückt sich zweideutig aus und spricht von "Rentenabbau". Das erweckt den Eindruck, als würden die monatlich ausbezahlten AHV-Renten sinken. Die SP gibt aber vor, sie beziehe sich damit bloss auf das Faktum, dass mit der AHV-21 für die Frauen eine Jahresrente entfällt. Doch vor allem zu Beginn der Kampagne hausierte sie mit der Behauptung, die AHV-21 führe zu einem jährlichen Rentenverlust von 1'200 Franken. Dabei dividierte sie einfach die entfallende Jahresrente durch die Lebenserwartung nach der Pensionierung - ohne diese Berechnung transparent zu machen und offensichtlich, um den falschen Eindruck zu erwecken, die monatlich ausbezahlte AHV-Rente würde sinken. Es scheint der SP nicht um Aufklärung zu gehen, sondern eben um ein Wahlgeschenk und um den Sieg an der Urne, der ihren künftigen Referendumsdrohungen Gewicht verleihen soll.

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Andreas Fischer
nachdenklich
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Danke für Ihre Hinweise - um noch eins "drauf zu geben" vermisse ich von dieser Seite auch eine kritische Bewertung der Mehrwertsteuer. Nicht nur im Zusammenhang mit der AHV-Finanzierung sondern generell als asoziales Besteuerungsinstrument.
Mein Appell geht deshalb in die Richtung, einzelne ausgewählte Exponenten einer Partei zu bewerten und zu wählen. Nur sie können in einer Partei und in der Politik "meine Werte" vertreten.

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Es ist ein düsteres, aber leider sehr realistisches Bild, das hier gezeichnet wird.
Hemmungsloses Machtstreben, kriminelles Verhalten, sehr viel Geld, Lügen und wirre Behauptungen, abstruse Mythen und ein blindes „Führer-wir-folgen-Dir“ des Fussvolkes haben sich zu einem äusserst toxischen Gebräu zusammengefunden, dem gegenüber Vernunft, Aufklärung und grundlegende moralische Werte offensichtlich wenig mehr entgegenzustellen haben. Die demokratischen Strukturen dienen nur noch dazu, um diese zu zerstören. Auch hierzulande träumen viele solche Träume.

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Das sind keine Träume, sondern eine ernst zu nehmende und hochaktuelle politische Strategie...

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  1. Mir geht die religöse Komponente bei der Betrachtung ab. Gerade die letzten Supreme Court Entscheidungen und kommende, rückwärtsgewandete "Korrekturen" sind jahre- und jahrzehntelang vom evangelikalen Extremismus vorbereitet und mit Millionensummen rücksichtslos durchgedrückt worden. Die religiöse Komponente ist schon in der Tea Party Bewegung von 2009 prominent vertreten. Dass "Christen" Extremisten sein können, wird durch die Evangelikalen in den USA bestätigt. In einem Bundesstaat darf selbst ein Fötus, der keinen Schädel bilden wird, nicht abgetrieben werden. Das ist selbst mit mittelalterlichen Begriffen nicht zu fassen.

  2. Dass Strömungen aus den USA etwa zehn Jahre später in Europa aufschlagen, ist Allgemeingut. Mit den sozialen und nicht-sozialen Medien in Lichtgeschwindigkeit ist dieser Zeitraum von gestern. Die immer schneller drehenden Zyklen haben einen undurchdringlichen Brei an "Meinungen" in die Medien gedrückt, gegen die Wissenschaft, Tatsachen und Nachweise keine Chance haben. Wenn selbst hierzulande in ernsthaft gemeinten Medien (auch im Staat) für Esoterik Platz ist, dann ist der Weg für die Trumps bereits geebnet. Wenn sich Medien nicht eindeutig positionieren, sondern wegen vorgeschobener Ausgewogenheit auch unhaltbare Meinungspositionen veröffentlichen, brauchen wir niemals mehr Impfungen, Masken oder ähnliches diskutieren. Die 70% Vernunft wird zuverlässig von 30% Krawall niedergebrüllt. Darüber surfen dann die Trumps. Verschwörungstheorien, Homöopathie, Anthroposophie usw. werden mit solchem Eifer in die Massen gedrückt, dass für Vernunft kein Platz mehr bleibt. Die Trumps baden dann darin.

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Ich stimme mit Ihnen, Anonymous, weitgehend überein, nur mit dem Rundschlag auf die Evangelikalen nicht ganz. 5 (!) der obersten Richter:innen sind Katholiken, wobei einer heute zwar die Seiten gewechselt, wurde aber katholisch erzogen wurde. Das macht die Sache irgendwie noch brisanter. Motto: Zurück zum 1. Vatikanischen Konzil! Sehr übel!

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Ich habe Ihnen gerade einen Down like gegeben, obwohl ich mich eigentlich nicht so billig äussern will. Ich habe sowohl Homöopathen als auch Antroposophen als sehr ernsthafte und "dem Wohl" dienende Menschen kennengelernt. Manchmal passieren einem einfach gegen Ende von Kommentaren noch ein paar Ausrutscher - stelle ich jedenfalls bei mir fest. Schönen Tag!

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Dann lassen Sie doch ein paar Fakten rüberwachsen, was Homöopathen und Antroposophen, ausser ihrem sekten- und quasireligiösen Auftreten, so Nachweisbares zu bieten haben. Sekten und Quasireligionen haben, wie Verschwörungstheorien und Esoterik, alle eines gemeinsam: die Leugnung von Tatsachen, um sich selbst als "Geheimwissende" zu überhöhen. Alles von Flacherde bis Reptiloiden ist wie Homöopathie und Antroposophie: bis zum Nachweis der Existenz oder Wirksamkeit bestenfalls Quatsch, schlechtestenfalls lebensgefährlich und gesellschaftszersetzend. Auch wenn die Anhänger ernsthaft oder "dem Wohl dienend" erscheinen wollten. Dass auch noch Steuer- und Sozialversicherungsgelder in diesen "Geheimwissenschaften" versickern, ist ein Skandal.

Ergänzung: Von der braunen Ursuppe all dieser Auswüchse will ich gar nicht erst anfangen.

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Was einem wirklich zu denken geben muss, ist, dass faktenbasierte Wahrheiten, Integrität, Moral immer dreister mit Füssen getreten werden. Trump hat ständig gelogen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ausgehebelt, hat stets nur sich selbst bereichert, hat eine mediale Unkultur geschaffen, die seinesgleichen sucht. Und dennoch: Ob die Beweise ausreichen, Trump für den Staatsstreich vom 6.1.21 strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, ist alles anderes als sicher. Es scheint, dass dem republikanischen Mob jedes Mittel recht ist, Trump noch einmal ins Weisse Haus einziehen zu lassen. Ein Gedanke, der einen erschaudert, angesichts der Unbill weltweit, mit dem Krieg in der Ukraine, des Taiwan-Konflikts und dem Klimawandel, der dringend Massnahmen erfordert - nicht zuletzt von Amerika. Es ist ein Armutszeugnis für den Zustand der amerikanischen Demokratie, dass ein egozentrischer Lügner sich daran macht, sie, die Demokratie, noch ganz schleifen zu wollen. In der Schweiz haben - zum Glück - die Trump und Putin - Versteher noch keine Mehrheit, was aber nicht heisst, dass sie für die Demokratie und den Rechtsstaat keine Gefahr darstellen würden.

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In einer Demokratie muss jede Partei attraktive Politiker und Ideen finden und sie den Wählerinnen und Wählern präsentieren.

Die Partei der Republikaner schafft das nicht mehr. Sie schafft nur noch

  1. Lügen

  2. Führerkult

  3. Gewalt gegen politische Gegner

  4. Korruption.

Jede Republikanerin muss die Lügen der Partei mittragen. Auch Liz Cheney. Das ist der Treuetest der autoritären Anführer: Wer nicht alle Lügen des Anführers wiederholt, zeigt mangelnde Treue und wird ausgestossen.

Die Wähler der Republikaner verstehen die Welt nicht mehr. Sie kennen ja nur die Lügen ihrer Partei (Steve Bannon: "flood the zone with shit"). Ihre Angst und Verunsicherung macht sie zu leichten Opfern. Trumps Angebot an sie lautet:
"Ich bin stark. Ich liebe euch. Betet mich an. Dann seid Ihr auch stark und werdet geliebt. Aber ihr dürft niemandem anderen als mir glauben."

Eine Empfehlung zum Lesen: Ruth Ben-Ghiat auf substack.

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Multifunktional
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Die Tatsache, dass bei den republikanischen Vorwahlen Trumpanhänger gewinnen, könnte sich auch als Bumerang für die Republikaner erweisen. Bei den entscheidenden Wahlen könnte dann der Anti-Trump-Reflex bei den Nicht-Republikanern dazu führen, dass die demokratische Kandidatin gewinnt. Ähnliches beobachten wir ja in der Schweiz, wo es stramme SVPler selten in eine Regierung schaffen. Ein Hinweis darauf, dass dieses Szenario nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, könnte der Sieg der beiden Trumpkritiker in den Vorwahlen in denjenigen Staaten sein, in denen alle Bürger und nicht nur Republikaner abstimmen durften. Aus meiner Sicht wird Trumps Schicksal an den Midterm-Wahlen entschieden. Sollten da die Republikaner schlechter abschneiden als gedacht, könnte dies endlich der Anfang vom Ende des Trump-Kults sein. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

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Könnte. Nur ist das amerikanische System so polarisiert und die Demokraten bei den Republikanern so verhasst, dass diese Republikaner dann trotzdem Trump wählen oder im besten Fall nicht wählen gehen. Andererseits gibt es viele, die eigentlich Demokraten wählen möchten, sich von diesen aber "nicht mehr repräsentiert fühlen" und deswegen nicht wählen gehen oder sogar aus Frust Trump wählen.
Trump ist Stand heute der aussichtsreichste Kandidat für die nächsten Präsidentschaftswahlen.

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Was in Europa grösstenteils fehlt (und ausserhalb UK so schnell auch nicht realisierbar), ist Fox News und Murdoch Presse als Dauergehirnwäsche. Auch die archaischen Wahlverfahren in USA und UK spielen Extremisten in die Hände.

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Danke sehr für diesen Artikel, Daniel Binswanger. Laut SZ, sammelt T. jede Woche eine Viertelmillion Spenden. Was europäische Politiker noch nicht auszusprechen wagen, sie aber vielleicht um den Schlaf bringt: Was passiert mit der Nato, wenn Trump sich zum Wahlsieger erklärt und sich die Wahl ergaunert? Wie groß ist dann der Einfluss auf die europäischen Staaten, die europäische Rechte und die Gerichte, auf die Schweiz? Die Beliebtheit dieses Polit-Pop-Stars hat sicher auch mit dem Niedergang des seriösen Journalismus zu tun. So bin ich dankbar für solche Beiträge.

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Hervorragend zusammengefasst:

Dieses Programm richtet sich nicht an die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung – und lässt sich deshalb nur mit aggressiven populistischen Propaganda­strategien durchsetzen.

Das "konservative Dilemma" ist jetzt aber nicht wirklich neu und die hässlichen Formen, die es annehmen kann auch nicht. Was neu ist, es gibt keine Linke mehr als starke Gegenkraft, das ist schon bedenklich..

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Analogie: Tabak und Interessen einer Minderheit, der es gelingt, sie religiös zu verallgemeinern. Für die medizinische Wissenschaft und die Gesundheitsorganisationen gilt, was auf dem Zigarettenpäckli steht: Rauchen tötet. Nur gibt es kein individuelles Rauch-Vergnügen ohne Zigarettenindustrie als lukratives Geschäft für Multinationale, Börsen, auch lukrativ für den Kleinhandel, den Arbeitsmarkt und den Gesundheitsmarkt bis zum Wohlfahrtsstaat dank Steuereinnahmen ( in der Schweiz allein durch Tabaksteuern zwei Milliarden für die AHV, abzüglich fünf Millionen für die Prävention als Feigenblatt des "Wohlstands").
Es handelt sich hier um eine der grössten Pandemien als reines Produkt der Menschheit mit zweihundert Millionen vorzeitigen und vermeidbaren Todesfällen in hundert Jahren. Kein Krieg brachte je soviele Menschen um wie das lukrative Börsenfördernde Tabak-Geschäft.
Wie soll ich mich als Arzt und Mensch wundern über das, was in der republikanischen Partei, oder allgemein in den USA, vor sich geht: Wissenschaft? Wahrheitsliebe? Menschenrecht? Verantwortung?
Wer diese Analogie verwirft, ist möglicherweise offener für die andere bzgl. Klima. Wer kann ensthaft glauben, dass die "unsichtbare Hand" der Ökonomen-Religion den zukünftigen Generationen eine lebenswerte Biosphäre hinterlassen wird, wenn dieser Glauben auch 2022 das Wachstum der bekannten anthropogenen Pandemie-Opfer eher beschleunigt als verlangsamt?
Die Republikanische Partei der USA ist eine marktgläubige Organisation und vertraut deren Prinzipien: Wissenschaft? Wahrheitsliebe (Irak)? Menschenrecht? Verantwortung?

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Alkohol als legale Droge spielt in der gleichen Liga. Seuchen werden vom Staat dann gerne bewirtschaftet, wenn sie finanziellen Gewinn bringen. Der Mensch wird immer erst als Konsumfaktor gesehen.

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Einverstanden: "Konsumfaktor". Der Mensch als Faktor, hier der Wirtschaft und des Wohlfahrtstaates, wird somit durch diese Institutionen seiner Würde beraubt, weil diese ihn als Instrument für "übergeordnete" Interessen gebrauchen.
Darin sehe ich ein Problem, sobald diese Institutionen von Freiheit sprechen. Ein Instrument wird gebraucht in einer Beziehung, was seine Freiheit beschränkt, relativiert, möglicherweise ausschliesst.

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Na, na na, jetzt machen Sie aber mal halblang!

Ich (55) bin seit meinem 18ten Lebensjahr starker Raucher. Klar, ich bin süchtig und habe zehntausende Franken abgeliefert. An die Tabakindustrie, mehr aber noch an den Staat.

Klar ist mir ebenfalls, wie stark das Rauchen schadet: Ich werde früher sterben und vorher möglicherweise! spezifische Krankheiten entwickeln. Summa summarum denke ich aber, dass ich damit die Gesellschaft weniger koste, als wenn ich mich als äusserst resilient erweisen und mit weit über 90 Jahren "gesund" sterben sollte. Da würden aber mal so richtig Kosten anfallen. Jetzt multiplizieren Sie dies mal mit den von Ihnen genannten 200 Millionen Menschenleben.

Wie auch immer: Nur weil ich Ihre (m.E. etwas gar steil geratene) Analogie verwerfe verbitte es mir als Raucher und Mensch in aller Form, von Ihnen in einen Topf mit Klimaleugnern, oder GOP/Trump Anhängern geworfen zu werfen!

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Der Republik-Artikel von D.B. vermisst bei der Republik-anischen Partei der USA Wahrheitsliebe, Wissenschaftlichkeit, Verantwortung. Die R-Wortwahl von beiden verbindet sie genuin, d.h. auch uns als Verleger/Leser. D.B. ist m.E. zu Recht beunruhigt betr. USA, Demokratie und allg. sog. westliche Werte.
Die Neuformulierung und Verallgemeinerung der Menschenrechte waren eine Antwort auf die Wertegemeinschaft der National-Sozialisten und ihrer Verbündeten. Wie Sie wissen, wurden nicht nur Militärs, sondern auch Ärzte und Vertreter des Gesundheitssystems gehängt, gemäss Urteil der Nürnbuerger Prozesse. Darauf reagierte die Weltgemeinschaft der Ärzte mit dem Genfer Eid, der Neuformulierung des Hippokratischen Eides.
Als erstes fordert er vom Arzt und damit vom Gesundheitssystem, der Menschheit zu Dienen (franz. Version: "servir l'humanité") und grenzt scharf ab, was dieser Haltung widerspricht. Der Eid zählt auf, z.B. Geschlecht, Rasse, wirtschaftliche und religiöse Belange, welche zur menschengemachten Ordnung gehören, was nicht Vorrang haben darf.
Ihr Satz, Herr H. : "Summa summarum denke ich aber, dass ich damit die Gesellschaft weniger koste" gehört m.E. zur menschengemachten Ordnung. Es scheint mir, dass Sie damit eine wirtschaftliche Überlegung höher gewichten als die wissenschaftliche-menschliche Verpflichtung von Genfer-Eid und Menschenrecht.
Das Konzept von Reichtum und Kosten hat seinen Bezugs-Arzt im Psychiater Bernard de Mandeville. Gemäss Wirtschafts-Nobelpreis-Träger (ca. 1960) F. A. von Hayek, soll Mandeville der Master Mind der National-Ökonomie sein. Er ist somit für diese Sozialwissenschaft vergleichbar der Bedeutung des Hippokrates für den Weltärztebund, dem die Schweizer Ärzte angehören, der die wissenschaftliche Medizin verkörpert.
Weil diese nicht sozial- sondern natur-ausgerichtet ist, erlaube ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen: Wie alle Mehrzeller stammen alle Ihre Zellen von der ersten Zelle, entstanden durch die Zeugung durch Ihre Eltern, ab. Gemäss deren DNA erfuhren in der Evolution zum Vielzeller auch Ihre Zellen eine Diversifizierung und Spezialisierung, z.B. in Atem- resp. Hirnzellen.
Die medizinische Wissenschaft kennt m.W. keine Beweise dafür, dass Ihre Neuronen die Herren Ihres Körpers sind. Also biologisch vorgesehen sind, Herrschaft über alle anderen Zellen auszuüben. In unserem Fall: dass der Tabak-Genuss Ihrer Neuronen die Schädigung der Atemzellen bis zum Tod des Gesamtorganismus, inklusive Hirn, rechtfertigen könnte. Ich meine, das dürfen Sie für sich als Maxime vertreten, aber nicht als glücklich machende Devise für die Menscheit verallgemeinern.
Letztlich beruht Ihr Konzept auf dem Herrschaftsverhältnis des Suprematismus, hier der Hirn- Zellen über die anderen. Der Psychiater Mandeville verkörpert dieses Konzept und gilt in der Wirtschaft. Die heutige Medizin (aner)kennt keine Beweise dafür, genau so wie die Natur-Wissenschaft keine Beweise dafür hat, dass die Menschenrasse alles andere Leben des Planeten zu führen, auszubeuten und für sich und ihren grenzenlosen Konsum zu gebrauchen hat. Diese Gedanken gehören in das Reich der Religion, die wie die Wissenschaft eine Hirnaktivität ist.

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Suchtforscher
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Aus einer Europäischen Perspektive gibt die US-Politik ein seltsames und schwaches Menschenbild her. Seit Jahrzehnten zeichnen die Medien ein Bild einer seltsamen und faszinierenden Gesellschaft.
Als Suchtforscher gilt es die Erkenntnis zu verdauen, dass wir unperfekt und verführbar sind. Das ist oft zum Verzweifeln. Dennoch sind Menschen auch fähig für grandiose Kultur, wir haben einen Gerechtigkeitssinn und wir finden immer wieder erstaunliche Lösungen. Ich finde Menschen trotz allem so faszinierend, dass wir ihre Art erhalten sollten.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Am besten in einem Zoo, wo sie nicht soviel Schaden anrichten können.
Vielleicht fragen wir mal Elefanten, Nashörner und Wale, ob sie die Menschen auch so faszinierend finden...

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Suchtforscher
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und Sie glauben irgendjemand würde uns füttern? Vielleicht wäre es besser, selber unsere Lebensgrundlagen zu pflegen.

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Es ist doch wie überall. 30% rechts dümpel, ungebildet, nationalistic, stammesdenken. 20%-40% Mitte vernünftig konservativ. 20-40% liberal progressiv, 20% links progressiv, sozialistisch.

In den USA im zwei Partien System ist die liberale Vernunft in Geiselhaft von den 30% rechten. In der Schweiz geht das nicht Dank Proporz und Majorität bei Personenwahlen was Extremismus fast verunmöglicht. In den USA Kapern die rechten die republikanische Partei, die wiederum das Land. So regieren 30%. Leider wissen sich die 70% nicht zu helfen.

Hoffentlich gründet Liz Cheney eine neue Partei was zur Zersplitterung der konservativen Kräfte führt und letztendlich die 30% ultrarechten wieder da hinstellt wo sie hingehören, nicht in die Regierung.

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Anderer 60
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Rechts dümpel… Mitte vernünftig konservativ… etc. etc. Meint man damit hier, dass die selbst ernannten Mitte und GLP als vernünftige Mitte?

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GLP FDP DieMitte - das ist die breite vernünftige Mitte. Obwohl ich auch Teile der SP dazuzählen würde und teile der FDP zum rechtsdümpel.

Was meinen Sie?

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"Zauberlehrlinge" ist ein passender Begriff. Es geht zentral um die Fähigkeit, "magisches" Denken zu überwinden, welches eine Voraussetzung der "Nüchternheit" einer funktionierenden - ergo stabilen - Demokratie ist. Und in jeder Nation hat es noch stattliche Anteile der Bevölkerung, welche zumindest teilweise "magisch" denken: Ein Führer als "Erlöser", eine einzelne Religion als alleinige "richtige" Lebensformel, "beseelte" Naturvorgänge als einzig legitime Quelle von Wissen und Weisheit. usw.
Heute wissen wir genug über die Verhaltensweisen und das Empfinden von Menschen, um ihn zu "entzaubern": Wir handeln gerne möglichst als "Gute Menschen", also sozial und zum Wohle aller, tun es aber aufgrund der "Hindernisse" (Anstrengung, Verzicht, günstige andere Gelegenheiten wie Versuchungen) eher selten. Nüchtern - und eben nicht magisch - definiert, sind wir "Allesfresser, die genauso leicht alles mögliche tun und verführbar sind, wie wir auch reflektiert, wissensaffin und zivilisiert sein können, wenn wir wollen. Was aber anstrengender ist, und gar bedrohlich für soziale Einbettung, vor allem, wenn unser persönliches Umfeld letztere Verhaltensweisen auch nicht besonders ausübt und sich auf "Magisches" verlässt. Dann behalten natürlich vor allem die "Mächtigeren" die Oberhand und bestimmen die Regeln, die sich im Alltag auch druchsetzen.
So lässt sich leicht ableiten, dass die einzige politische Form, welche unser "Allesfressertum" in Schach und zugunsten des "mittleren Wohles" der ganzen Allgemeinheit - und nicht nur unseres engsten Umfelds - garantiert, eben Demokratie ist. Demokratische breite Mitsprache und entsprechende Umsetzung undKontrolle der Regeln. Ist reine Logik, aber halt eher der "Feind" der "magisch Denkenden".
Wir dachten seit den politisch eher ruhigen 90ern, es seien in westlichen Ländern alle Menschen dem "magischen" Denken entwachsen und"nüchtern" genug, den täglichen Herausforderungen des "Allesfressers" entgegenzuhalten.
Doch Evangelikale und Führerkult -Magie haben wir unterschätzt. So wie wir auch die Naturkult-Magie unterschätzt haben während der Pandemie.
"Magie" verspricht Omnipotenz ohne Anstrengung. Ohne Denken immer auf der "richtigen Seite " sein. Für viele Menschen aus den verscheidensten Gründen ein absolut verführerisches und unwiserstehliches Angebot.
Trump versteht von all dem zwar rein gar nichts, aber er nutzt die Wirkung gnadenlos aus, weil seine Persönlichkeitstruktur danach giert, wie sonst nach nichts.
"Magisches Denken" kann am Ende aber nicht gewinnen, weil es eben nicht realistisch ist. Die Menschheit hat sich mühsam daraus herausgehangelt, Stück für Stück, durch immer grösser werdende Bevölkerungsanteile, die es erkannt haben und dem "nüchternen" Menschenbild und Weltbild zum Durchbruch verholfen haben. (Was immer noch ein grosses magisches Staunen zulässt, das aber auf Erkenntnis und genauem Hinschauen basiert, nicht auf reiner Magie).
Offenheit und Toleranz, die auch dazu gehören, lassen aber immer wieder "magisches" Denken (zu) gross werden, wenn wir nicht genügend aufpassen.
Die USA basiert geradezu auf "magischem Denken", die ganzen von religiösen Mythen "beseelten" bis zu den ursprünglich in Europa verfolgten Evangelikalen haben es ja gegründet. Ich bin gespannt, was kurzfristig siegt. Cheney ist irgendwie eine "halbmagische Figur", wie die traditionelle Republikanische Partei. Diehat schon auch Platz in einer breiten, funktionierenden Demokratie, aber nicht in einer so grossen Rolle.
Jedenfalls kann es so wie jetzt nicht mehr lange weitergehen....

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Johanna Wunderle
NL
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Die Parteien, die ausschliesslich die Bedürfnisse von potenten Minderheiten bedienen , werden ausgerechnet von benachteiligten Bevölkerungsgruppen gewählt.
Ich frage mich, ob die Mächtigen den Machtlosen auf irgendeine Art eine Teilnahme an Grösse suggerieren.
Dann gibt es diejenigen, die sich eine blühendere Wirtschaft erhoffen von einem rechten Regime.
Und was die Schweiz betrifft, scheint es vielen noch so gut zu gehen, dass drohende und bereits existierende Gefahren in Trägheit, Zweckoptimismus und Gleichgültigkeit erstickt werden.
Die Gefahr des Rechtsextremismus wird unterschätzt und heruntergespielt. Es ist nicht die Hoffnung die zuletzt stirbt, sondern der Glauben. Der Glauben, dass bei uns in der Schweiz „sowas wie in Amerika „ nicht passieren kann.

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Hallo zusammen, ich bitte uns und lade uns alle ein, Demokratie zu üben und zu leben, in unserem Alltag, in unseren politischen Strukturen und auch in der Wirtschaft. Schlicht in allen unseren Lebensbereichen. Demokratie, die auf offene, ehrliche, aufrichtige Auseinandersetzung beruht. Auseinandersetzung, die sich an den realen Evidenzen orientiert und gleichzeitig die Realität so gestalten will, dass es besser, angenehmer, fairer, nachhaltiger wird, und all die vielen anderen Kriterien, wie wir es gerne lieber hätten, auch bis zur Erkenntnis, dass es vielleicht ganz gut ist so wie es ist.
Das setzt voraus, dass wir in Betracht ziehen, auch mal nicht recht zu haben oder uns nicht durchzusetzen. Es setzt auch voraus, die möglicherweise besseren Argumente des Gegenübers einfach gut sein zu lassen und zu anerkennen, evtl. sie sogar zu übernehmen, wenn sie schlicht überzeugend sind. Da fällt niemandem ein Zacken aus der Krone. Aber: es setzt auch voraus, dass wir uns wehren, wenn wir den Eindruck haben, dass wir uns nur deshalb nicht durchsetzen, weil jemand anders sich einfach durchsetzen will, ohne die Auseinandersetzung geführt zu haben oder zu führen bereit ist. Auch das gehört zur Demokratie: das Bestehen auf Auseinandersetzungen. Wobei "Auseinandersetzung" nicht das lautstarke Nieder-Täubele aller anderen meint, oder das selbstverliebte "wir sind sowieso die besten" oder das selbstbemitleidende "bitte bitte tut uns das nicht an" etc. Sondern das echte offene gegenseitige Interesse an der Position des jeweiligen Gegenübers und das faire reflektierte Austauschen und Abwägen der wesentlichen sachbezogenen Argumente, manchmal auch wenn es nicht ganz die eigenen sind, sondern einfach weil sie interessant sind.
Demokratie schläft ein ohne Auseinandersetzung und wenn sie mal eingeschlafen ist, kann es sein, dass sie nicht mehr erwacht, oder zumindest für eine längere Zeit und nur sehr mühsam.
Seien wir ehrlich: Wir sind auseinandersetzungsscheu geworden. Irgendwie nicht mehr demokratiereif. Wir kennen nur noch lautstarkes Täubelen und Niederschreien, oder still bleiben und kuschen. Die Auseinandersetzung aber ist uns fremd geworden. Das ist super gefährlich. Es ist uns wichtiger, "dem Frieden zuliebe" unsere Ansichten zu Sachfragen oder unsere politischen Haltungen nicht kundzutun. Dabei würde echter Friede voraussetzen, Unfrieden zu riskieren, und zwar schon früh, wenn die Schwellen zur Zusammenarbeit noch überwindbar sind. Nichts ist unfriedlicher, als die schleichende Entfremdung mangels ehrlicher Auseinandersetzungen.
Zur Präzisierung: es gibt m.E. Themen, die nicht verhandelbar sind, auch nicht demokratisch. Z.B. die Menschenwürde. Sie kann nicht aufgewogen werden durch andere Güter. Die Pandemie mit ihren Begleitdiskussionen zeigt hier besondere Herausforderungen auf: Menschenwürde kann sowohl rein egoistisch interpretiert werden (z.B. "ich pfeife auf Massnahmen, schlimmstenfalls sterbe ich halt, und diese Haltung erwarte ich auch von meinem Umfeld") als auch altruistisch fordernd (z.B. "Massnahmen die uns und auch mich einschränken, sind notwendig zum Schutz derjenigen, die möglicherweise gefährdeter sind als ich."). Auseinandersetzungen finden statt und das ist gut so. Aber irgendwann muss auch entschieden und gehandelt werden, in einer Pandemie oder in anderen gesellschaftlichen Notsituationen (Erdbeben, Klima, Krieg, ...) so rasch wie möglich und nicht irgendwann, wenn auch die:r Hinterletzte verstanden hat, dass es jetzt aber wirklich gefährlich ist.
Ebenfalls sehr herausfordernd ist die Frage, ob das Konstrukt der Nation es wirklich wert ist, Menschenleben wie Schachfiguren berechnend und strategisch einzusetzen und oft mit hoher Wahrscheinlichkeit zu opfern. Wenn ausgerechnet "Nation" es ist, welche die Demokratie organisiert, dann bedeutet die Verteidigung der Nation auch Verteidigung der Demokratie. Aber Demokratie ist eine gesellschaftliche Organisationsform, und Nation nur ein mögliches gesellschaftliches Gebilde von vielen. Demokratie sollte nicht nur durch Nationen gewährleistet werden, sondern sie sollte überall kultiviert werden, wo "Gesellschaft" stattfindet, im Grossen, im Kleinen, im Mittleren... übrigens auch in der Wirtschaft, die lediglich ein Aspekt von Gesellschaft ist (ein existenzieller, aber trotzdem nur ein Aspekt, nichts übergeordnetes, nichts paralleles, sondern einfach nur ein Teil von Gesellschaft). Dann wird Demokratie unabhängig von Nation und die Verteidigung von Demokratie zu einer selbstverständlichen, alltäglichen Aufgabe, ja zu einer selbstverständlichen Verhaltensweise in Gesellschaften, in grossen und kleinen Gesellschaften, bis auf die individuelle Ebene. Eine solche Kultur wäre nur sehr schwer autoritär zu beherrschen. Ganz im Gegensatz zu unserer aktuellen tagtäglich gelebten Unterwerfungskultur.
Lasst es uns anders machen, anders leben. Wir sind in der Schweiz in der glücklichen Lage, nahezu perfekte demokratische Strukturen zu haben: nicht nur Wahlen und Abstimmungen im Gemeinwesen, sondern auch in Vereinen und Genossenschaften. Aber wer weiss heute eigentlich noch, z.B. was ein "Ordnungsantrag" ist? Unsere Versammlungsdemokratien stellen unzählige raffinierte Tools zur Verfügung, um echte kollektive Meinungsbildung und Entscheidungsfindung hervorzubringen, seriös und wahrhaftig getragen von der Community. Voraussetzung ist, dass wir uns auseinandersetzen!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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DB : Klar wie immer. Danke.

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