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Neugierig kritischer Optimist
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Danke Herr Hagner für diesen spannenden, wen auch etwas akademisch formulierten Beitrag. Es bestätigt leider meinen langjährigen Eindruck, dass Meinungs-, Forschungs- und akademische Freiheit von 2 Seiten immer mehr eingeschränkt werden. Nämlich von Marketing-/PR und v.a. auch von politisch doktrinärer Seite. Gleichzeitig hat sich bei Big Pharma die Erkenntnis durchgesetzt, dass universitär, d.h. öffentlich mit Steuergeld, finanzierte Forschung im Sinne eines optimalen ROI viel interessanter ist, als dies selbst zu finanzieren. Die eigene Patent- und Marketingmaschine regelt den Rest zur Gewinnmaximierung dann schon, da der Medikamentenpreis ja nicht von Produktionskosten oder Forschung sondern vom Nutzen für den Patienten abhängt...
Noch bedenklicher der SVP-Trend, vorzuschreiben was noch erlaubt sein soll zu studieren. Danke auch dass Sie die Grösse haben SVP und AFD diesbezüglich in einem Atemzug zu nennen (und viel Kraft bei den absehbaren persönlichen Angriffen, die deshalb wohl in nächster Zeit von diesen rechten und einzigen Demokraten auf Sie niederprasseln werden). Das reiht sich schön ein in die klaren Vorgaben der gleichen Partei, die alles tut damit nur noch Bundesrichter auf Parteilinie eingesetzt werden, zuerst einen extrem angezählten Bundesanwalt wiederwählt, um ihn dann später infolge neuer Erkenntnisse (???) doch noch fallen zu lassen, trotzdem aber alles dafür zu tun, dass die Gewaltentrennung wenn immer möglich abgebaut wird. Da lobe ich mir doch das weltweit beispielhafte Schweizer Bildungssystem und unsere so tolle Demokratie für das Schweizer Volk. Eigentlich skandalös aber irgendwie scheint das nach 30 Jahren rechtem Dauergebrüll einfach zu unserer demokratischen Alpenrepublik zu passen.
Unabhängige freie, und für die Absolventen kostengünstige, Bildung ist und bleibt einer der wichtigsten Bausteine für unsere Demokratie und die Innovationsfähigkeit der Schweiz.

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Exzellenter Artikel! Viele bedeutende Entdeckungen wurden rein zufällig gemacht, ohne dass nach ihnen gesucht worden wäre, beispielsweise Antibiotika, Röntgenstrahlen, Klettverschluss, Mikrowelle, Viagra, Teflon, Sekundenkleber, Anästhetika, oder auch Restriktionsenzyme, die heute in der medizinischen Diagnose nicht mehr wegzudenken sind. Jede Lenkung und jeder Maulkorb durch Politik oder Oekonomisierung bedeutet einen Rückschritt.

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Spannender Beitrag, danke an den Verfasser und an die Republik fürs Bringen.

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Ein hervorragender Artikel, der die komplexen Zusammenhänge sehr schön aufzeigt. Die vier Elemente des wissenschaftlichen Ethos können als Checkliste einer unabhängigen Wissenschaft gelten.
Die Pandemie hat nicht nur die Dringlichkeit der Frage nach dem Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik aufgezeigt, sondern auch deutlich gemacht, dass sich die marktwirtschaftliche Ideologie mit einseitiger politischer Einflussnahme immer mehr durchsetzt, nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im Schul- und Gesundheitswesen und vielen anderen Bereichen. Der grosse Druck, den die Pandemie auf die öffentlichen Finanzen ausübt, wird von Wirtschaftskreisen schamlos ausgenützt, die Privatisierung der Wissenschaft und anderer genuin öffentlicher Aufgaben voranzutreiben.
Es ist offensichtlich, dass durch diese Entwicklung die freiheitliche und unabhängige Wissenschaft bezüglich aller vier Kriterien in einem kaum absehbaren Mass gefährdet sind.

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Frau mit Biologie-Studium
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Genau die zunehmend durch privaten Mäzene (englische Unis durch Scheichs) und Organisationen (Lehrstuhl Finanzwirtschaft durch Banken) finanzierten Unis machen mir Sorgen…‘Universität muss geradezu ‚univers‘ sein, d.h nicht parteiisch, sondern offen für alle Disziplinen und Fragen.

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em. Professor UZH
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Michael Hagner thematisiert in seinen sehr lesenswerten Ausführungen die Annahme, dass die Leistung der Wissenschaft und insbesondere die Qualität von Universitäten durch messbare Parameter bestimmt werden kann. Hochschulen werden von der Politik zunehmend als Unternehmen betrachtet, die untereinander national und international in Konkurrenz stehen. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Sicht liefern die Ranking-Institutionen, die jährlich den Rang einer Hochschule ermitteln. Unterschiedliche Indikatoren werden dazu verwendet wie zum Beispiel bibliometrische Daten (Publikationen und Zitationen), hohe Auszeichnungen wie Nobelpreise, die akademische Reputation aufgrund von Meinungsumfragen bei Akademikerinnen, und die Internationalität von Studierenden und Dozierenden. Jährlich wird verkündet und von den Medien kommuniziert, wie sich der Rang einer Hochschule verändert hat. Die Grundlage dieser Rankings wird zunehmend kritisiert und eine ausgewogenere Qualitätsbeurteilung gefordert (https://www.nature.com/articles/d41586-020-03312-2). Wie Hagner ausführt sollten sich Hochschulen nicht durch eine unternehmerische Corporate Identity konkurrieren. Im internationalen Kontext müssten auch Autonomie und Gestaltungsfreiheit einer Universität einen wichtigen Stellenwert einnehmen sowie die effektive Freiheit von Lehre und Forschung. In den Rankings werden diese nicht berücksichtigt.

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Danke schön für den ansprechenden Text! Ein kleiner Hinweis: Das "M" bei STEM steht für Mathe (und nicht wie im Text angegeben für Medizin), siehe z.B. https://en.m.wikipedia.org/wiki/Sci…athematics

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Sehr geehrter R. A. - herzlichen Dank für den wichtigen Hinweis, wir haben es mittlerweile korrigiert.

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Informatiker
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Vielen Dank Herr Hagner für diese Analyse zur Positionierung der Akademie im aktuellen Umfeld. Auch der Republik gilt mein Dank für die Publikation dieses sehr lesenswerten Essays.
Als ich vor über 30 Jahren an der ETH studierte, gab es schweizweit einzig St. Gallen als Wirtschaftshochschule (Ich habe dann - aus wirtschaftlichen Gründen - mein Studium abgebrochen).
Mich würde sehr interessieren wie Sie, Herr Hagner, den in den letzten Jahrzehnten aus meiner Sicht massiven Zuwachs an Lehranstalten mit rein wirtschaftlichem Curriculun und deren akademisierung mit Titel wie Master of Business Arts sehen.
Aus meiner vielleicht plakativen Perspektive dienen diese ja vordergründig der Gewinnoptimierung und damit einer gelinde gesagt einseitigen (um nicht geradezu dogmatischen) und alles andere als universale (für alle) Lehre. Ist deren Anspruch auf Wissenschaftlichkeit legitim?

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Guter und anregender Artikel.
Ich wundere mich schon lange, wie die EU sich durch den Nachfolger von Miklós Horthy am Nasenring durch die Arena führen lässt; eine Suspendierung Ungarns wäre schon lange möchlich, aber scheinbar passts nicht, da dannPutin auch wieder mal beleidigte Leberwurst spielen würde.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Ein lehrreicher Beitrag, Herr Hagner, besten Dank. In der Medizin stellen wir gerade die Probleme mit der Ökonomie, genauer, mit den Wirtschaftswissenschaften, fest. Diese Gründen auf der fragwürdigen Prämisse der beschränkten Mittel, woraus dann Modelle entworfen werden, welche a) nicht evidenzbasiert sind und b) die Modellierung des Menschen als homo oeconomicus ungefragt einbauen.

Dazu schreiben wir in unserem Bioethikpapier (https://docfind.ch/VEMSBioethik.pdf): "Eine Betrachtung der Geschichte der Ökonomie von der Ökonomie der Antike als Teil der aristotelischen Trias Politik-Ethik-Ökonomie zur heutigen, auf rein ökonomische Rationalität reduzierten eigenständigen Disziplin legt eine grundlegende Problematik offen: Die Modellierung des Menschen als Homo oeconomicus verpasst gerade jenen Teil menschlichen Handelns, von dem die Medizin massgebend geleitet ist: die Handlungsfreiheit, sich nicht nur nach egoistischen Massstäben ..." .

Problematisch wird es, wenn die von Ihnen skizzierten "reinen" Wissenschaftler eine ökonomische Agenda verfolgen und dies nicht offen legen. Gerade in der Pandemie können dadurch gefährliche Fehlbeurteilungen resultieren. Auf solche Probleme mag sich der Maulkorb beziehen, den Sie erwähnen.

Besonders krass erleben wir gerade ökonomische Modelle, welche - je nach politischer Couleur ("Rationierung in der Medizin ist unumgänglich, weil zu teuer") - präventive Massnahmen gegen Herz- und Hirnschlag mit Kosten von 210 000 Fr für ein Jahr in guter Lebensqualität angeben (https://www.swissmedicalboard.ch/fi…g_2013.pdf), während Gesundheitsökonomen des BAG für die gleiche Risikosituation Kosten von -3 000 Fr berechnen, also return on investment (https://www.bag.admin.ch/bag/de/hom…ichte.html).

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Informatiker
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Vielen Dank Herr Romanens für die indirekte Beantwortung meiner Frage. Ich nehme erfreut zur Kenntnis dass sich VEMS ausführlich mit den widersprüchlichen Interessen befasst und schöpfe daraus neue Hoffnung.

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Action Anthropologist
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· editiert

Das ist eine sehr tief schürfende, wissenschaftliche Analyse der Wissenschaft!
Ich möchte in meinem Kommentar dazu einen Akzent legen auf die Verlockungen der Polarisierung:
Wir sehen am Beispiel von China, oder dem osteuropäischen EU-Mitglied Ungarn, wie die Wissenschaft von der Staatsmacht dazu gezwungen wird, sich einer herrschenden Doktrin unterzuordnen. Das heisst, die Wissenschaft soll "Beweise" liefern, welche die Ideologie der Staatsmacht bestätigen.
Alles Andere wäre "Terrorismus", oder "vom Ausland gesteuerte Subversion".
Die autokratischen Mafia-Systeme von China und Ungarn haben dabei immerhin einen wesentlichen Vorteil: Sie sind sehr einfach als "eigentlich wissenschaftsfeindlich und verlogen" zu durchschauen.
Wer also in einer chinesischen-, oder in einer ungarischen Gesellschaft leben- und überleben muss, wird sich eine Art "Schutzmaske" aufsetzen und eine vorbildliche Rolle spielen, um möglichst nicht aufzufallen und im privaten Rahmen, wo keine Überwachungskameras das Geschehen filmen, ein "Echtheits-Reservat" hegen und pflegen.
Und nun komme ich zum (scheinbaren) Antipoden, dem "freien Westen":
Hier wirkt "Die Macht" nicht so grobschlächtig und plump, wie in autoritären-, patriarchalen- und rückständigen Gesellschaften, die noch glauben, "aufholen und überholen" zu müssen, die den westlichen Industrieländern mit einer seltsamen Mischung aus Minderwertigkeits- und Mehrwertigkeits-Komplexen hinterher hecheln und dabei nicht nur das verlieren, was sie "schwach" machte, sondern eben auch das, was sie "stark" machte.
(Nebeneinschub: Gestern hatte ich ein Gespräch mit einem Mitmenschen aus der Karibik, der sich entschieden dagegen verwahrte, aus einem "armen Land" zu kommen. Er stellte die Begriffe "arm" und "reich" selbstbewusst auf den Kopf und sagte, für ihn sei die Schweiz ein "armes Land", und darüber hinaus ebenso korrupt, wie sein Heimatland.)
Also, jetzt komme ich zur hiesigen Wissenschaft:
Da spielen private Sponsoren und Auftraggeber eine immer grössere Rolle.
Wer bestimmt, an WAS geforscht wird?
Welche Resultate von Studien sind erwünscht? Welche Studien sollen unter den Teppich gekehrt werden?
Soll der Pflanzenschutz-Charakter von Pestiziden betont und bestätigt werden, oder ihr giftiger Killercharakter?
Sollen hoch komplizierte Mikrobiome, Pflanzengesellschaften, Netzwerke und Symbiosen erforscht werden, oder soll man sich auf einzelne "Bösewichte" konzentrieren und sie in einem "Krieg gegen Krankheiten, Terror, Drogen und falsche Gesinnungen" zu verdrängen und auszurotten versuchen und ihnen gleichzeitig gentechnisch manipulierte und designte "Super-Organismen" entgegenstellen, wie Jedi-Ritter im epischen Kampf gegen "die dunkle Seite der Macht"?
Ohne alle diese kindlich-naiven Fragen zu beantworten, merkt die geneigte Leserschaft bereits, worauf ich hinaus will:
"Wir hier" sind noch nicht wesentlich weiter, als "Die da drüben" (in Ungarn, oder noch weiter im Osten, in China).
Wir sind immer noch sehr stark geprägt vom christlich-abendländischen Denken und von seinem (scheinbaren) Gegenpart, dem sozialistisch-revolutionären Denken, welches im Grunde immer noch sehr christlich ist.
Wir untersuchen zwar die Natur professionell wissenschaftlich, können es uns aber nicht verkneifen, diese untersuchten Dinge und Beziehungen zu bewerten!
Und in dieser Bewertung liegt das "menschliche Versagen" in Sachen Wissenschaftlichkeit.
Zugleich ist es aber so, dass es -SUBJEKTIV gesehen- tatsächlich Fehler und schädliche Faktoren gibt!
Nur, diese aus der Welt zu schaffen ist NICHT die Aufgabe von Wissenschaft.
Das müssen die Menschen selber tun, indem sie ein Leben lang Erfahrungen sammeln und lernen, ihre Sinne zu gebrauchen und aus ihren Erfahrungen die für sie richtigen Schlüsse zu ziehen.
Die Wissenschaft kann dazu nur (wertfreie) Informationen beisteuern...

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(Wertfreie) Information kontrastiert mit dem Geflecht dieser mannigfachen Interessebindungen, die SRF schon vor einigen Jahren zusammengestellt hat. Es ist anzunehmen, dass die diversen Abhängigkeiten in der Zwischenzeit nicht weniger geworden sind.

Wie Wissenschaftler mit ihrer Verschwiegenheitspflicht umgehen, wenn sie ein (politisches) Beratungsmandat übernehmen, finde ich nochmals ein anderes Thema, das mit Wissenschaftsfreiheit im engeren Sinn wenig zu tun hat. Grundsätze der Professionalität gelten unabhängig vom Inhalt für jede Form der Beratung: ob im Anlage-, Organisations-, Politik-, Gesundheits- oder Sozialbereich ist Vertraulichkeit für Beratung konstitutionell.

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Sehr gut !
Ich lebe trotzdem lieber unter einer vermeintlichen kapitalistischen Diktatur, die sich im Einzelfall auch menschenverachtend und unterdrückerisch gebärdet. Immerhin bin ich nicht gezwungen für unnötigen Nachwuchs zu sorgen oder wegzuschauen, wenn der uigurische Nachbar abgeholt wird - da sind wir doch schon etwas weitergekommen.
Was nun das Christentum angeht. Europa ist nicht wegen des Christentums sondern trotz des Christentums so weit gekommen.

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Action Anthropologist
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Natürlich möchte auch ich nicht in China, oder in Ungarn leben!
Aber wenn wir in der Geschichte der Schweiz und Europas zurückgehen, waren die Verhältnisse hier sehr "chinesisch": Was damals mit den "Fahrenden", oder mit auffälligen ExzentrikerInnen gemacht wurde, waren ähnliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie sie heute von der chinesischen Partei-Diktatur am Volk der Uiguren begangen werden.
Insbesondere Europa zieht eine so grausame Blutspur von Gewalt, Kolonialismus und Sklaverei hinter sich her, dass es heute besser nicht zu weit das Maul aufreisst, wenn Länder wie China und Ungarn sein "Erfolgsrezept" ebenso genau kopieren, wie sie Technologien und Organisationsstrukturen kopiert haben...
Die chinesische Gesellschaft hat ausserdem in ihren kollektiven Erinnerungen nicht nur Mao's Kulturrevolution, sondern auch die Opium-Kriege gespeichert.
Damals machten die englischen Welteroberer Chinesen gezielt süchtig und damit abhängig und manipulierbar!
Das erinnert irgendwie fatal an die Taktik der heutigen Argo-Industrie, oder der Pharma-Industrie, oder der Lebensmittel-Industrie...
Ich will damit nochmals betonen, dass es die Polarität von "Ying und Yang", oder von "Gott und dem Teufel" zweifellos gibt, dass diese widersürüchlichen und gegensätzlichen Polaritäten untrennbar Teil eines Ganzen sind und auch bleiben werden!
Mein Gesprächpartner aus der Karibik erzählte mir etwas von seiner Mutter:
Sie habe gesagt, dass bei "Kopf oder Zahl" die meisten Leute sich "Kopf" wünschten. Kaum jemand wünsche sich die Zahl. Trotzdem: Nach jedem Schicksals-Wurf liegt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit die Zahl oben...

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Messerscharfes Stück exoterischer Metawissenschaftskommunikation.
Äh, ich meine natürlich: Toller Meinungsbeitrag! 🥳

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Danke für diesen dringend nötigen 'Essay' - besonders auch in diesem Umfeld eines mässigen Verständnisses dafür, worum es bei Wissenschaftlichkeit geht / gehen sollte / gehen könnte.
Ein bisschen schade finde ich es, dass der vierte Punkt von Merton ("Der organisierte Skeptizismus ...") auch in diesem Artikel wesentlich zu kurz kommt. Dass er in der praktischen Anwendung zu kurz kommt, liegt natürlich auch an der Übersteuerung durch die Finanzierung von wirtschaftlichen und politischen Partikular-Interessen, zusätzlich aber sowohl am beschränkten Bewusstsein der Praktikanten als auch an der nötigen Kompetenz der vermittelnden Medien.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Lieber Rolf Müller.
Lange schon wollte ich nachfragen, was ein Action Anthropologist genau ist? Was machen Sie als Action Anthropologist?
Was ist die Ausbildung, die hinter der Berufsbezeichung steht?
Jetzt, wo es für einmal explizit um Wissenschaft geht, schicke ich die Frage endlich auf den Weg hier.
Würde mich interessieren.
Schönen Abend.

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Action Anthropologist
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Das ist ein freischaffender Ethnologe, der nicht an den universitären Betrieb angeschlossen ist und der bei seiner Arbeit keine ethnologischen Theorien bestätigen-, oder widerlegen muss.
Der "Action-Anthropologist" erhält allerdings auch kein Gehalt von Univeritäten, oder anderen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, was bedeutet, dass er -wenn er bei seinen Feldforschungen überleben will- den von ihm erforschten Menschen nützen muss und sich nicht aufs reine Beobachten quasi als "professioneller Tourist" beschränken und konzentrieren kann.
Letzhin habe ich mich als "Fussball-Ethnologe" betätigt:
In einer Diskussion darüber, wie das 1:1 im EM-Spiel zwischen der Schweiz und Wales zu bewerten sei, meinte ich -entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung und aufgrund meiner bisherigen ethnologischen Forschungen- dass dieses Resultat für die Schweizer HERVORRAGEND sei, was aber andere am Tisch herum sitzenden Fussballfans nicht begriffen.
Also erklärte ich weiter, dass es nämlich so sei, dass das Schweizer Naturell mit Siegen und Erfolgen nicht gut umgehen könne. Der Schweizer wird dann überheblich und übermütig, so dass im nächsten Spiel "der Hammer" niedersausen MUSS, um ihn wieder zu den (Fussball-)Zwergen hinter den sieben Bergen zurück zu katapultieren, also "back to the roots".
In der Rolle des Underdogs und Aussenseiters aber kann die Schweizer Seele, die auch eine Mörder-Grube ist, ihre ganze boshafte und hinterhältige Destruktivität ausleben und versuchen, einem der "Grossen" ein Bein zu stellen, was dann auch gelingen kann, auf die Gefahr hin, dass sich dann sofort wieder Überheblichkeit und Übermut einstellen... ;)

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(durch User zurückgezogen)

Danke für diesen dringend nötigen 'Essay' - besonders auch in diesem Umfeld eines mässigen Verständnisses dafür, worum es bei Wissenschaftlichkeit geht / gehen sollte / gehen könnte.
Ein bisschen schade finde ich es, dass der vierte Punkt von Merton ("organisierte Skeptizismus") auch in diesem Artikel wesentlich zu kurz kommt. Dass er in der praktischen Anwendung zu kurz kommt, liegt natürlich auch an der Übersteuerung durch die Finanzierung von wirtschaftlichen und politischen Partikular-Interessen, zusätzlich aber sowohl am beschränkten Bewusstsein der Praktikanten als auch an der nötigen Kompetenz der vermittelnden Medien.

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Danke für diesen dringend nötigen 'Essay' - besonders auch in diesem Umfeld eines mässigen Verständnisses dafür, worum es bei Wissenschaftlichkeit geht / gehen sollte / gehen könnte.
Ein bisschen schade finde ich es, dass der vierte Punkt von Merton ("organisierte Skeptizismus") auch in diesem Artikel wesentlich zu kurz kommt. Dass er in der praktischen Anwendung zu kurz kommt, liegt natürlich auch an der Übersteuerung durch die Finanzierung von wirtschaftlichen und politischen Partikular-Interessen, zusätzlich aber sowohl am beschränkten Bewusstsein der Praktikanten als auch an der nötigen Kompetenz der vermittelnden Medien.

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