Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



In vielen Bereichen gilt ein allgemein als wahr akzepierter Spruch: The form follows the function.
Ebenso ist bekannt, dass die Sprachen dauernd einem Veränderungsprozess unterzogen sind. Dies entsprechend der sich ändernden Gesellschaft.
Die Ausdrucksformen wie wir sie jetzt haben sind organisch gewachsen. Sie werden sich auch in Zukunft der Gesellschaft automatisch anpassen.
Das ist auch gut so.

Wenn sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft ändert wird sich das AUTOMATISCH auch in der Sprache ändern.
Und wenn weitere Gender sich zeigen wird das ebenso in die Sprache einfliessen.

Wieso kann man das nicht so akzeptieren, auch wenn es halt etwas nachhinkend über Generationen dauert?

10
/
40
· editiert

Wie Marie-José Kolly schreibt, ist dies tatsächlich eine «sehr unübliche Art, Form und Funktion der Sprache zu betrachten». Sie vergleichen Gesellschafts-Sprache mit Betriebs-Software und erheben die Design-Norm form follows function zum mechanistischen Naturgesetz. Wobei gilt: «Funktion = Gesellschaft» und ‹Form = Sprache›. Daher ist es ihnen nur möglich Sprache als «organisch gewachsen» zu betrachten und Veränderungen als bloss ‹automatische Anpassungen›.

Wie beim methodologischen Kollektivismus (oder Struktur-Funktionalismus) läuft diese Betrachtungsweise Gefahr, die individuellen Handlungen auszublenden und so das Subjekt von seiner Verantwortung zu entlasten, so dass das individuelle Subjekt zu einem passiven Objekt verdinglicht wird (das einzige «Subjekt» ist der Automaton «die Gesellschaft»).

Doch Sprache wie Gesellschaft und Geschichte werden meines Wissens immer noch durch Menschen und ihren (Sprach-)Handlungen geprägt und verändert.

Was Sie ja selbst konzedieren. Womit Sie sich aber in Widersprüche verstricken, wenn Sie schreiben:

Ich gehe mit Ihnen einig, dass Ihre Beispiele nötig waren zu ändern. Aber sie werden angepasst ohne Aktionismus wie man was zu schreiben und zu sagen hätte sowie durch Demonstationen auf der Strasse, sondern weil die Gesellschaft sich so geändert hat und den Bedarf hat, dass man dem entgegenkommt.

Was aber, Herr S., wenn sich gegenwärtig auch in Gender-Hinsicht «die Gesellschaft sich so geändert hat und den Bedarf hat, dass man dem entgegenkommt»? Dann dürften Sie sich gerade nicht den notwendigen «automatischen Anpassungen» in den Weg stellen – oder Sie outen sich eben als jemand, der selbst die eigene Devise von form follows function nicht befolgt.

2
/
3

Ich bin nicht gegen Änderungen der Sprache, wie ich das deutlich beschrieben habe.
Aber ich bin gegen den Aktionismus und Formvorgaben die aus der Luft gegriffen sind.
Gegen Profilierung durch solche Artikel und gegen Indoktrination!
Ich habe für einen Monat probehalber aboniert und werde wohl keinen weiteren anhängen.
Auf solche Medien kann man auch verzichten.

3
/
14
Evelyne Zürcher
Leserin
·
· editiert

Soweit ich weiss, stammt ‚Form follows function‘ aus dem Bereich der Architektur und wird auch im Produktdesign appliziert. Ich verstehe diesen Leitsatz so, dass die Funktion, die ein Produkt ausüben soll, in ihrem Design (also in der Form) widerspiegelt werden soll. Wenn wir diese Analogie heranziehen möchten und ‚Function‘ hier als ‘Stellung der Geschlechter‘ darzustellen versuchen und ‚Form‘ als ‚Ausdrucksform/Sprache‘, wer ist dann die Designerin? Wer schafft das Produkt? Ist das Produkt die Gesellschaft? Und ist sie nicht zugleich Anwenderin? Wer bestimmt also, was die Funktion ist? Sind wir als Gesellschaft nicht dafür verantwortlich, eine Form zu schaffen, die alle Funktionen ermöglicht (in Ihrer Analogie)?

3
/
0

Man kann es auch noch einfacher betrachten: In den meisten Situationen, in denen Sprache genutzt wird, ist deren Funktion Kommunikation: Wir wollen verstanden werden. Wie eine Nachricht gemeint ist, ist also unerheblich, wenn sie falsch oder ungenügend Präzise wahrgenommen wird.

6
/
0

Gibt es Erfahrungswerte von dem gesprochenen Gendergap?
Leser_innen, Verleger_innen, Sprachentwickler_innen?
Was ist eure Meinung dazu?
Ich beziehe mich hier ausschliesslich auf die gesprochene Sprache, nicht die Schreibweise. Habt ihr es schon wahrgenommen, verwendet?
Ist es sinnvoll, elegant, pragmatisch, nervig, effizient?
Eure Meinung würde mich sehr interessieren.

2
/
0
· editiert

Ich finde persönlich, dass Massnahmen auf Interpunktionsebene (_/-/*) eher umständlich sind und (wie auch hier zu sehen) vielen Personen nicht behagen, sei dies aus ästhetischen oder anderen Gründen. Auch das binnen-I kann je nach Situation seltsam wirken.

Die Version der Republik ist gut durchdacht und dürfte Schule machen.

3
/
2

Meine Frage bezieht sich auf die gesprochene Sprache. Ich habe es im Post noch etwas deutlicher formuliert.

2
/
0

samuel,
in den nachrichten-sendungen der ARD (deutschland) wird seit kurzem das gender-gap gesprochen. die meisten sprecher·innen beherrschen es bereits so gut, daß es den sprech/sprach/hör-fluß nicht stört, allenfalls als kurzes aha! wahrnehmbar ist, wie ein unaufdringlicher akzent. in meiner wahrnehmung die bisher gelungenste umsetzung einer gender-gerechten sprechweise.

4
/
0

Oh, das wusste ich nicht. Danke!

0
/
0

auch in der schule reden lehrerinnen und lehrer von den schülern. und zb. „jeder nimmt sein heft hervor“. da wird laufend zementiert, dass mädchen nicht wichtig sind.

11
/
11

Ich arbeite als Klavierlehrer in einem Kollegium von rund 20 mehrheitlich weiblichen Klavierlehrerinnen. Auch da wird in Sitzungen vorwiegend die männliche Form gebraucht.
"Es fehlen noch Schüler, die am Weihnachtskonzert im Altersheim auftreten möchten", z.B.
Ich denke der Beitrag von Lisa M. bezieht sich ebenfalls auf die gesprochene Sprache.

Ich habe vor zwei Wochen in unserer Sitzung darauf aufmerksam gemacht, dass ich an der nächsten Sitzung gerne etwas dazu sagen werde und der Artikel von David Bauer und Marie-José Kolly ist genau die Zusammenfassung der Lage, die ich mir dazu gewünscht habe. Herzlichen Dank dafür!

4
/
0
Chefredaktion
·

Der Beitrag ist von zwei Autorinnen: David Bauer und Marie-José Kolly.

3
/
0

Liebe Frau M., wie kommen Sie zu dieser Aussage? Gibt es da eine Ihnen bekannte Studie, welche diese Äusserung zum mündlichen, gendergerechten Sprachgebrauch im Unterricht belegt? Das würde uns Schulmeister*innen interessieren.

2
/
0

Auf die Gefahr hin, pedantisch zu wirken: die Mehrzahlform wirkt konstruiert. Da in diesem Zusammenhang eindeutig eine weibliche Person bezeichnet wird, wäre die Formulierung üblich: eine Chirurgin sagte...
Die Verwendung des männlichen Plurals, wäre in diesem Kontext wohl eher ein Hinweis auf einen täubelnden Traditionalisten, der findet, Frauen hätten nichts im op zu suchen.

9
/
0

Sie ist konstruiert. Aber sie zeigt eben gut, wie die Sprache dad Wahrnehmen beeinflusst.

5
/
5
· editiert

Der Grund, wieso man Annimmt, der Chirurg wäre ein Mann ist doch einfach, dass im Satz der männliche Singular verwendet wird. Wenn ich z.B. von "einem meiner Bekannten" spreche, erwartet doch auch fast niemand, dass ich damit eine Frau meinen könnte, obwohl die Bezeichnung selbst neutral ist. Das Beispiel ist also nicht nur konstruiert, sondern verfehlt seinen angegebenen Zweck, besonders viel über Geschlechtskonnotationen des Begriffs "die Chirurgen" auszusagen.

Edit: Im tatsächlichen Experiment auf Englisch gab es dieses Problem nicht. Das wäre wichtige Information gewesen, die meiner Meinung nach in den Beitrag gehört. Aber dann zeigt es ja gerade nicht, wie "Sprache das Wahrnehmen beeinflusst", da das Englische Wort "surgeon" ja kein Geschlecht hat.

6
/
0
Hacker
·

Mir geht gendergerechte Sprache beim Lesen (und Zuhören) ziemlich auf die Nerven. Ich verwende daher das Firefox-Plugin "Binnen-I be gone", um diese mit technischen Mitteln automatisch rückgängig zu machen. Die Lösung der Republik finde ich akzeptabel, da hier nur eine minimale Beeinträchtigung des Leseflusses stattfindet.
Strukturelle Benachteiligung von Frauen und sich nicht binär identifizierenden Menschen und anderen marginalisierten Gruppen löst man meines Erachtens am wenigsten durch künstliche Sprache.
Ja, Sprache enthält immer auch die gesamte Menschheitshistorie, und es gibt kaum einen wertungsfreien Begriff. Dagegen kann man sich nun sträuben, oder eben auch nicht. Ich habe mich dazu entschlossen, es zu akzeptieren, kreativ mit Sprache umzugehen, und ansonsten an den meiner Ansicht nach wichtigeren Stellen gegen Diskriminierung vorzugehen.

12
/
19
Daniel Graf
Redaktor Republik
·

Lieber Herr F., das finde ich interessant! Sie sprechen sich gegen eine angeblich "künstliche Sprache" aus, aber installieren extra eine Software, um das Binnen-I zu tilgen, das andere bewusst verwenden? Sie haben natürlich völlig recht damit, dass Gendergerechtigkeit nicht allein durch Sprachgebrauch herzustellen ist. Aber das behauptet ja auch niemand. Meist kann man gut das Eine tun, ohne das Andere lassen zu müssen. Beste Grüsse!

12
/
1

Da fällt mir der sog. algorithmic B. ein, also die automatisierte Diskriminierung in «künstlichen Sprachen».

2
/
1

@P. F., was sind denn wichtigere Stellen für Sie?
Im Artikel steht, dass die Sprache schon die Kinder beeinflusst, wie wollen Sie das später korrigieren?

7
/
0
· editiert

Liebe Frau Kolly, lieber Herr Bauer, liebe Republik, Sie argumentieren in ihrem Text ausführlich, warum gendergerechte Sprache wichtig ist – verwenden dann aber selbst fast ausschliesslich das generische Maskulin. Z.B. Hier: „Das zweite Argument, das Kritiker gerne gegen gender­gerechte Sprache anführen, ist jenes, dass Frauen mitgemeint seien.“ Gibt es keine Kritikerinnen? In einem Textbaustein steht, dass die Republik „bewusst“ zwischen männlicher und weiblicher Form alterniert. Das sehe ich aber in diesem Artikel nicht. An den Stellen, wo nicht explizit Frauen gemeint sind oder an denen sie nicht Beispiele für gendergerechte Sprache geben, steht nur die männliche Form. Zudem beinhaltet gendergerechte Sprache nicht nur Frauen und Männer sichtbar zu machen, sondern auch diejenigen, die sich jenseits binärer Gender-Kategorien befinden. Die werden auch im Alternieren nicht sichtbar. Ist ein Sternchen oder ein Unterstrich wirklich zu viel Aufwand, damit auch diese Menschen sich repräsentiert fühlen? Gendergerechte Sprache ist „zwingend“ wichtig - das sagt auch die Umfrage im Artikel. Gerechtigkeit und Sichtbarkeit sind wichtiger als "Leserlichkeit". Herzliche Grüsse, C. K.

14
/
5

Gut beobachtet. Wirklich irritierend, dass ein Artikel über gendergerechte Sprache nur von Arbeitgebern spricht, nur von der "Kindheit von Ärzten und Ingenieuren" und gleichzeitig über Genderstereotype in der Sprache lamentiert.

12
/
2

Lieber Herr K., liebe Frau C.

Wir haben Kritiker und Kritikerinnen nicht ausgezählt (e.g. in Medienbeiträgen, die sich kritisch gegenüber gendergerechter Sprache äussern) – aber hier durchaus bewusst «Kritiker» geschrieben. Dito Ärzte und Ingenieure: Es geht ja in diesem Absatz gerade darum, dass die späteren Ärzte und Ingenieure vermehrt Jungen waren, die schon in ihrer Kindheit mit der männlichen Bezeichnung konfrontiert und damit interessiert wurden. Andernorts finden Sie dafür Feminina.

4
/
2
Frau
·
· editiert

Ich hab mal die letzten 15 Kommentare gelesen: alle von Männern. Ich bin eine Frau und für mich ist gendergerechte Sprache eminent wichtig. Ich fühle mich bei Sprecher, Schreiber, Mieter, Mitarbeiter etc. einfach nicht mitgemeint. Und ich denke, dass das Männer gar nicht verstehen (können), was das im Alltag bedeutet. Dafür müsste mal in den nächsten 20 Jahren konsequent nur die weibliche Form gesetzt werden. Gäbe das einen Aufschrei! Und kein Mann könnte sich entziehen, wenn er als Sprecherin angekündigt, als Schreiberin vorgestellt wird, einen Vertrag als Mieterin unterzeichnen muss und im Geschäft als Mitarbeiterin angesprochen wird. Unvorstellbar? So ergeht es mir seit Jahrzehnten - ich habe mich nie daran gewöhnt und störe mich stets von Neuem daran

10
/
0

Hallo,

Es ist häufig so, dass sich in den Dialogbereichen vorwiegend Männer melden. Deshalb umso mehr: Danke für Ihren Beitrag.

5
/
0

Noch viel ansprechender wären Kommentare von erkennbaren Frauen als von Anonymen, die sich als Frau ausgeben. Da kann ja jeder kommen...
Anerkennenswert aber die Unterscheidbarkeit anonymer Beiträge durch Nummerierung.

0
/
4
Alternativlos
·

Ich habe noch keine feste Meinung zum Thema aber ich stelle mir folgenden Fragen:

Muss jeder Satz explizit inklusiv für alle Menschen sein? Muss jedes aktuell und zukünftig existierende Geschlecht explizit erwähnt werden? Ich habe nichts gegen die Duplizierung von Inhalten, aber wo ist die Grenze bzw. das Ende? Was ist mit denen die sich Geschlechtslos fühlen? Was ist mit denen die sich mit beiden identifizieren? Was ist mit den 1000 Varianten die ich jetzt oder in Zukunft vergessen habe? Ich habe nichts dagegen, aber kurz und knappe Statements gibt es dann nicht mehr.

Sollten wir nicht besser unsere Ohren, Gehirne und Gewissen schulen, dass abseits jeder Formulierung jedes menschliche Wesen alles kann, darf und soll? Denn nach diese Lektion in der Klargestellt wird, dass jeder Mensch gleich ist, sollte solche Diskussionen überflüssig werden. Ich denke es muss endlich klargestellt werden, dass implizit jeder Mensch gemeint sein kann und das jeder Mensch alles erreichen kann.

Als Mann werde ich selbstverständlich den Frauenparkplatz benutzen, so wie ich die Frauenplätze im Nachtbus verwende. (Nur schon die Idee eines Geschlechtsspezifischen Parkplatz scheint mir absurd. Wir benötigen Lösungen für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen, unabhängig des Geschlechts). Genauso erwarte ich von jedem Mensch, dass man sich abseits des Geschlechts das holt/erkämpft was einem zusteht. Nur schon die Idee, dass man sich aufgrund solcher Formulierungen zurückhalten lässt scheint mir hauptsächlich Symptombekämpfung zu sein. Wo ist dir Ursachenbekämpfung?

Zum Schluss: Ich bin je mehr der Meinung, dass die Idee des Geschlechts abgeschafft gehört. Die Nachteile scheinen de Vorteile zu überwiegen.

13
/
6

Mich ärgert dieses Argument, wie wir das dann in Zukunft mit 1000 Geschlechtern lösen wollen. Das führt eine wichtige Debatte ins Absurde und wir können gar nicht über Lösungen diskutieren. Ich bin keine Spezialistin und lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber nach meinem Wissensstand gibt es Frauen, dazu gehören trans Frauen, Männer, dazu gehören trans Männer, und nichtbinäre Menschen, die in der Regel sagen, welche Pronomen sie bevorzugen. Das sprachlich abzufangen ist wirklich nicht so schwer.

Das mit dem Gehirne schulen ist schon richtig, gerade deshalb ist eine inklusive Sprache wichtig. Sprache formt die Gedanken und umgekehrt. Die Gesellschaft hat sich geändert, ebenso das Denken. Und deshalb muss sich auch die Sprache bewegen.

13
/
4
Alternativlos
·

Richtig, mit den 1000 Gechlechtern bin ich natürlich sehr grosszügig über das Ziel hinausgeschossen. Ich frage mich eher, wie lange ihr Status Quo noch korrekt sein wird. Wie lange wird es gehen, bis auch Ihre Texte nicht mehr inklusiv genug sind?

2
/
3

Nur kurz zu Ihrem Beispiel mit dem Frauenparkplatz und den Frauensitzplätzen: Genau die "spezifischen bedürfnisse" die Sie hier nicht erkennen wollen, waren es, die die Einrichtung von Frauenpark- und Sitzplätzen nach sich zog. Es ging/geht nämlich darum, Frauen vor Gewalt, besonders Vergewaltigung, zu schützen. Deshalb wurden die Frauenparkplätze a) in beleuchteten Bereichen und b) nahe an Aus-/Eingängen platziert. Ich nutze die übrigens nachts nicht - wieso sollte ich einem potentiellen (fremden) Vergewaltiger denn auch gleich noch die Information liefern, wo es aussichtsreich ist, auf ein Opfer zu warten? Tagsüber ist in Parkhäusern meist so viel Betrieb, dass man einfach den nächsten freien Platz nimmt.

Was Ihr Argument "nur schon die Idee, dass amn sich ....zurückhalten lässt" ist typisch Mann: Mann wird ja immer angesprochen und ist immer gemeint - und hat keine Ahnung, wie das auf jene wirkt, die eben nicht immer angesprochen und nicht immer gemeint sind.

6
/
4
Informatik-Ingenieur und Ökonom
·

In diesem Punkt beneide ich die englische Sprache. Dort stellt sich das Problem gar nicht. Alles ist einfach “the”.

Vielleicht könnte man das Ausmass des Effektes auch daran abschätzen, wie hoch die Frauenquote in bestimmten Berufen in englischsprachigen Ländern ist?

In den USA sind 19% der Chirurginnen und Chirurgen weiblich, in England 13%, in Australien 5%, in Deutschland 14%, in Frankreich 17% und in der Schweiz 12%. Der Effekt der Sprache scheint auf den ersten Blick nicht das entscheidende Kriterium zu sein bzw. von anderen Faktoren überschattet zu werden. Man müsste das ganze wohl systematischer und für viele Berufe machen, um ein statistisch belastbares Resultat zu erhalten.

17
/
6

Im Englischen existiert dasselbe Problem. Es äussert sich aber nicht über das Geschlecht des Nomens, sondern des Subjektivs. Siehe Twitter mit den she/he und binären profile tags.

Im Weiteren wird nicht abgeschätzt wie hoch die Quote in den Berufen ist. Es geht viel mehr darum, dass unsere Vorstellungskraft maskulin geprägt ist und dies einen nachweisbaren Effekt auf bspw. Texte in Stelleninseraten hat.

19
/
3
Informatik-Ingenieur und Ökonom
·

Naja, “dasselbe Problem” ist es sicher nicht. Vielleicht muss ich meine Argumente präzisieren: die Frage der Endungen wie “innen” stellt sich im Englischen nicht. Damit ist das Ausmass des Gesamtproblems kleiner. Die Titel von Stelleninanzeigen, etwa “software engineer”, sind auf Englisch neutral. Der deutsche Begriff “Informatikingenieur” nicht.

Wenn es einen nachweisbaren Effekt gibt, wie Sie sagen, wo würden Sie diesen dann quantitativ nachweisen wenn nicht in der Berufsstatistik?

8
/
0

Also ist unter vielen Umständen eine nicht gendergerechte Jobausschreibung sogar sinnvoll, da man dadurch schlussendlich gerade die Frau bekommt, die auch am besten ins männerdominierte Umfeld passt?

2
/
9

Damit suggerieren Sie im Prinzip, dass das männerdominierte Umfeld auch männerdominiert bleiben soll...

9
/
2

Das männerdominiert habe ich aus dem Text entnommen. Ich kann das auch gerne in ökonomisch und sozial denkende Menschen aufteilen. Jetzt ist die Frage wieso es viele Frauen gibt, die Angehörige der ersten Gruppe nicht als 'richtige' Frauen sehen.

2
/
5
Politologin | Universität Oxford
·

Toller Artikel! Nur kleine Frage: bei den Covid Newslettern und Briefings steht aber immer noch "liebe Leserin, lieber Lesern" nichts von wegen "beyond". Hat das einen Grund?

4
/
0

Danke!
Die «Leserinnen und Leser», die im Covid-19-Uhr Newsletter ohne Zusatz daherkommen, haben keinen besonderen Grund – wir haben das Format innert kürzester Zeit entwickelt und, zumindest soweit ich weiss, einfach «Leserinnen und Leser» geschrieben, weil uns das freundlich schien.
Feedback, auch hierzu, ist aber immer willkommen.

5
/
0

Die Verkleinerungsform macht aus dem Wort ein Neutrum. Mit "liebes Leserlein" könnten sich alle angesprochen fühlen.

7
/
5
(durch User zurückgezogen)

:)
Davon würde auch ich Ihnen auch abraten. Wir plädieren ja dafür, Frauen sichtbar zu machen, anstatt sie hinter dem generischen Maskulinum zu verstecken – und nicht, nur noch von «Menschen» zu reden.

2
/
0
Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Danke für diesen Beitrag, darauf habe ich schon lange gewartet:-)).

16
/
0

Das ist richtig schön zu hören.

10
/
1
Antonia Bertschinger
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

... eins meiner Steckenpferde hier in den Kommentarspalten:-))

7
/
0

Die These, dass man aus sprachlichen Gründen (und nicht aus Gründen der gesellschaftlichen Realität) weniger an Frauen denkt, wenn von einer «Gruppe von Physikern» die Rede ist, könnte untersucht werden, indem verschiedene Sprachregionen analysiert werden. Es gibt ja Sprachen, in denen der Genus nicht existiert (z.B. Türkisch) oder eine kleinere Rolle spielt (z.B. Englisch). Denken also beispielsweise englischsprechende Personen eher an Frauen, wenn von einer «group of scientists» die Rede ist, als deutschsprechende, wenn man von einer «Gruppe von Wissenschaftlern» spricht? Gibt es solche vergleichenden Studien über verschiedene Sprachregionen hinweg?

9
/
1

Die Forschungslage hierzu ist schmal und u.a. deshalb gehen wir auch nicht darauf ein. Hier ist ein Paper, das Sie interessieren könnte.

3
/
0

Mir gefällt das Abwechseln zwischen weiblichen und männlichen Bezeichnungen, so wie es die Republik in Artikeln handhabt. Es schliesst alle ein, ist ein bewusstes Schreiben, braucht nicht mehr Platz und ist flüssig und zügig zu lesen.

72
/
2

Leider hat das Abwechseln den im Artikel erwähnten Nachteil, dass man das jeweils nicht genannte Geschlecht nicht mitdenkt. Es geht sogar noch weiter: wenn manchmal die männliche und manchmal die weibliche Form verwendet wird, nehme ich in der Regel an, dass dies dann much eine Relevanz hat. Dann denke ich bei „Lehrerinnen“ die Lehrer nicht mit und umgekehrt. Zudem: Wie muss ich dann schreiben, wenn ich wirklich nur die männlichen oder weiblichen Lehrer:innen meine? Muss ich dann „weibliche Lehrerinnen“ schreiben obwohl doch das Wort „Lehrerinnen“ genau das ausdrückt?

0
/
0

Eine Frage an die Redaktion:

Im Artikel zur Geschlechterbalance in der Republik fand ich folgenden Satz: "Wir berichten deutlich häufiger über Männer, und auch unsere Expertinnen sind viermal öfter Männer als Frauen."

Mir ist schon beim Lesen eines anderen Artikels hier auf Republik aufgefallen, dass für den Plural die weibliche Form gewählt wird. Ich unterstütze eine geschlechtsneutrale Sprache (Experten und Expertinnen, Expert*innen, etc.) und wollte fragen, warum diese im oben zitierten und anderen Artikeln nicht gewählt wird. Das zu Beginn genannte Beispiel hat mich beim Lesen gar stocken lassen, da es inhaltlich verwirrend ist. Warum also der strikt weibliche Plural und nicht eine neutrale Variante?

0
/
1

Lieber Herr G.,

Wir verwenden keine strikt weibliche Variante: Für den Singular wie für den Plural wechseln wir zwischen männlichen und weiblichen Formen ab. Näheres können Sie in der Box Zu den Sprachregelungen der Republik zu diesem Artikel nachlesen.

6
/
0

Danke für Ihre aufschlussreiche Antwort. Ich verstehe den in der Box beschriebenen Ansatz und werde mich hoffentlich schon bald daran gewöhnt haben.

2
/
0

Übrigens: Richtig störend finde ich den Einsatz von geschlechterneuralen Begriffen, die dann doch geschlechtertypisch umgeformt wird. Beispiel: Aus ‚die Mitarbeiter‘ werden (sinnvollerweise) ‚die Mitarbeitende‘. Ist dann doch ein einzelner (männlicher) Mitarbeiter gemeint, wird daraus ‚ein Mitarbeitender‘ statt ,ein Mitarbeiter‘.

12
/
4

Ich erachte diese Form der Substantivierung zumindest im Plural als sprachlich elegante Lösung. Bei den „Studierenden“ (als Bsp.) umfasst mein inneres Bild alle, also beide Geschlechter.

5
/
2

Genau, so angewendet im Plural finde ich es auch sinnvoll.
Aber wie bezeichnen Sie eine einzelne, männliche Person - also singular - die studiert? Student oder Studierender? Sie wollen ja gerade sagen, dass es sich um eine männliche Person handelt. Wieso also nicht die herkömmliche einfache Art ‚Student‘ wählen? Immer öfter sieht man aber ‚Studierender‘.

6
/
0

Sehr einleuchtender Ansatz der Autor/innen: davon ausgehen was gehört wird, nicht was gemeint ist. Verunglückt finde ich das Beispiel mit der Chirurgin. In der deutschen Sprache ist es üblich, für Angehörige eines Berufes die weibliche Form zu gebrauchen, wenn damit eine individelle weibliche Person bezeichnet wird. Analog wird der Leser beim Wort "Chirurg" auf einen Mann schliessen, wenn damit nicht eine Berufsgruppe, sondern ein bestimmtes Individuum gemeint ist.

3
/
0

Im Beispiel steht die Mehrzahl.

Als das Kind in den Operations­saal gebracht wird, sagt einer der Chirurgen: «Ich kann diese Operation nicht durchführen, dieser Junge ist mein Sohn.»

4
/
2

Genau. Und: Es geht ja vor allem um die Resultate der Testpersonen in dem Experiment, über das wir berichten (das übrigens auf Englisch durchgeführt wurde).

1
/
0

Die Argumente hab ich in den 1980er Jahren gelesen. Wir haben nichts gelernt ... Dabei ist das Thema so wichtig.

9
/
3

Was vermissen Sie denn genau? Haben wir blinde Flecken, bestimmte Aspekte nicht mit berücksichtigt?

2
/
0

Es ist nicht gegen Sie. Sondern ein Kommentar zu unserere allgemeinen Lernunfähigkeit. Obwohl seit Jahrzehnten klar und bewiesen (erforscht) ist, dass Frauen meist nicht mitgedacht werden, wenn nur männliche Formen benützt werden, haben wir es immer noch nicht integriert. Ihr Artikel ist gut. Was mich daran stört, ist nur, dass er immer noch nötig ist.

17
/
2

Beim Rätsel der Chirurgen wird frau/man mit dem Wort „einer“ beeinflusst. Mit „sagt eine der Chirurgen“ (geht das grammatikalisch?) würden die Resultate wohl anders aussehen.

Um den Sinn dieses Rätsels zu erhalten, werde ich es in einer nächsten Diskussion zum Thema, dass Frauen mitgemeint seien, aber gerne mit „sagt jemand der Chirurgen“ ausprobieren - ich denke, es wird entlarvend sein.

13
/
2
Erstaunter Mensch
·

Ich und die Frau, mit der ich mein Leben seit ein paar Jahren teile, leben zusammen mit einem intakten männlichen Individuum der Spezies Hauskatze. Früher hatte dieser Kater regen Auslauf, seit wir in auf der obersten Etage eines mehrstöckigen
Mietwohnhungenhauses lebe, musste sich der Vierbeiner mit der Terasse begnügen, was ihm anfangs und vielleicht auch weil diese Wohnung neues Revier war, missfiel und er mit Innenwänden markieren quittierte. Zum Glück nicht oft und auch nicht für lange.
Ich werde korrigiert, spreche ich von der Katze, statt vom Kater, wenn ich zur Abwechslung nicht der Katze Katernamen nenne.

Zu meiner starken Abneigung gegenüber den, nach meinem Empfinden Trotzenden mit ihren mir gänzlich unverständlichen Ansprüchen / Forderungen immer alle Menschen möglichen Geschlechter in der Anrede und allgemein im Plural erwähnten Menschen unbestimmten Geschlechtes zu erwähnen, sei es mit entsprechenden Formen der Personalpronomen oder der Begriffe einer Funktion, Rolle oder eines Berufs.

Werte Menschen, Damen, Herren, Kinder, Hybride, Hermaphrodite, Neutrums, pre- und postgeschlechtsdefinierte Individuen
Wenn Ihr zwischen existentiellen und-oder substanziellen Problemen und vermeintlichen Problemen entscheiden müsstet, würdet Ihr echt in einen Sternkrieg der Geschlechtlichen ziehen, um mit gekünstelten Sprachkonstrukten Neusprech zur Norm zu definieren, freilich nur mit den besten Absichten, einer scheinbar einseitig auf Männer ausgerichteten Deutschen Sprache, deren Anspruch ihre drei grammatischen Geschlechter stellen, für einige offensichtlich zu viel Verstand abverlangen. Denn es sind ausgerechnet Bildungsverantwortliche, die um die Verwendung, der von ihnen an Hässlichkeit nicht kaum zu überbietenden Sprachkreatur Leser, Schreiber, Hörer und Sprecher aller Geschlechter, Nationen, Überzeugung, Farben und Ausrichtung missbraucht, vergewaltigt, knebelt und hinter Sprachmundgitter steckt. Wehe, kaum versieht sich, erknüppeln die allerorts aufstrebenden, lokalen Neusprech-Blitzdurchsetz-Truppen alle geschlechtlichen und nicht-oder-andergeschlechtlichen Falschsprecher beim ersten Missbrauch ehemaliger Sprache verbal Geständnis und Wille zum Anpass, im Wiederholungsfalle, glimmt der Umerziehstock verräterisch bläulich zwischen den blanken Elektroden. Mit per Standgerichten in Strassen der Grosstädte per sofort geltend gemachte Recht zu Hausdurchsuchung, lässt die Kirchenglocken Sturm und Feuer läuten. Mit Megafonen fordern die Patrouillen in gehärteten Fahrzeugen auf alle schriftlichen, analogen wie digitalen Dingzeugen, geschlechtlich monotoner Anreden, unverzüglich zu den Plätzen der Allfrohist, wo der in nächster Zukunft strafbare Besitz und Gebrauch, dem lodernden Glüh, im neusprechschen Sinn, der Läuterung zu bringen, wo sie schnellst möglich, Fach und Klima gerecht, vom Orden „Klangvoller Regenbogen Neusprech Süd“ bereinigt werden, ohne jeglichen Anspruch auf Ersatz.

9
/
19

Es ist etwas ironisch, dass Sie sich grosse Mühe gemacht und einen Text mit vielen kreativen Wortschöpfungen verfasst haben, nur um uns mitzuteilen, dass Ihnen eine inklusive Sprache zu mühsam ist.

Ich finde es immer besonders herablassend, wenn Männer, die ja immer explizit genannt werden, allen anderen sagen, mitgemeint sein reiche ja wohl aus.

45
/
2
Nachdenklich gewordener
·
· editiert

Ich geb's zu: ich habe den Regler links der Hälfte gesetzt. Ich liess ihn mental auch dort, bis ich das hier las:

Wir können noch einen Schritt weiter zurück machen, in die Kindheit späterer Ärzte und Ingenieure. Experimente mit Primarschülerinnen und Primarschülern aus Deutschland und Belgien haben gezeigt, dass sich Mädchen weniger für stereotyp männliche Berufe interessieren, wenn sie nur mit der männlichen Bezeichnung konfrontiert werden.

Ich frage mich seit Jahren, warum es in unseren Breitengraden soviel weniger Ingenieurinnen gibt als in anderen Teilen der Welt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das ein Grund sein könnte (der Artikel führt die Voreingenommenheit, die wir entwickeln, ja gut vor Augen). Gleichzeitig sehe ich aber auch: in Englisch, das keine Artikel und maskuline/feminine Formen kennt, funktioniert es ja offenbar überhaupt nicht besser, wie J. W. unten mit dem Originalsetting ausführt. Vielleich sind es also doch andere Faktoren. Aber der Regler ist jetzt bei mir rechts der Hälfte, insofern: gut gemacht ;-). Persönlich finde ich die Lösung, männliche und weibliche Formen gleich häufig zu verwenden und Rollenmodelle ausgewogener zu besetzen, die beste Lösung.

22
/
0

Das schönste Feedback für ein Plädoyer.

7
/
0

Der Diskurs orientiert und befasst sich mit Folgen des traditionell vorherrschenden Patriarchats, dem die Sapiens seine Ausbreitung verdankt, die aber nun zum Problem geworden mit patriarchalischen Mitteln nicht zu bewältigen ist. Das Rechtsdenken ist aber an sich von Männern geprägt und der ganze Diskurs noch immer Männergebiet. Werden Frauen nicht dabei in den Männerbereich eingezwungen?

2
/
7

Mit Jahrgang 1946 finde ich es eigentlich deprimierend, dass dieses Thema immer wieder diskutiert werden muss, uneigentlich müssen wir alle wohl einfach dranbleiben!? Jedenfalls traue ich oft meinen Ohren nicht, wenn ich in Interviews junge Frauen von sich als „Ingenieur“ u.ä. reden höre.

Sprache ist Sache des Bewusstseins, Sprache die „Frauen mitmeint“ ist mit Rollenbildern und den entsprechenden Wertungen verbunden.

Ich habe mich viele Jahre als Privatperson mit Genderfragen auseinander gesetzt. Und ich wurde früh von Luise F. Pusch infiziert ;-) Na ja, lang ist's her...
Dann habe ich über 20 Jahren Tango argentino unterrichtet. Dieser Tanz ist ein Dialog auf Augenhöhe (was ich mir auch im Alltag wünsche). Unterricht und Tanz haben meine Wahrnehmung der Geschlechterrollen nochmals geschärft.

In den Kursen haben beide/alle Geschlechter beide Rollen, sog. „Führen und Folgen“, erlernt. Diese Rollen sind im argentinischen Tango in ihren Qualitäten verschieden UND gleich-wertig. Das stellt(e) stereotype Rollenbilder in Frage und löste Gespräche über die Rollenbilder bei uns und in verschiedenen Kulturen aus. Gleichzeitig wurden die damit verbundenen Wertungen bewusst. Rollentausch und konsequent gendergerechte Sprache gehörten im Unterricht zusammen. Wenn es der inneren Haltung entspricht, tönt es auch nicht holprig sondern authentisch, wenn beide Formen ausgesprochen werden: „Die oder der Führende kann...“ oder „Er oder sie darf in der Folgerolle....“etc.

Mir ist klar, dass dies in der gesprochenen Sprache geht, nicht aber in der geschriebenen.
Mir ist es egal, wie die weibliche Form in Texten dargestellt wird: Freund-in, FreundIn, Freund*in oder wie auch immer, – Hauptsache alle Geschlechter werden sichtbar! Ich mache gerne jede Bewegung dieser Entwicklung mit – ausser einer rückwärts ;-) – denn ich bin überzeugt, dass mehr Gleichwertigkeit von Mann und Frau (und allen beyond) auch über Sprache erreicht werden kann.
Und dann können wir kreativ miteinander „improvisieren“, nicht nur im Tanz.

28
/
3

Ein sehr interessanter Artikel mit vielen guten Argumenten. Doch den folgenden Satz wird im täglichen Leben kaum jemand aussprechen: "Wenn es nicht nötig ist, das Bewohnerinnen und Bewohner im Altenheim von Ärztinnen oder Ärzten behandelt werden, werden sie von Pflegerinnen und Pflegern betreut."

Es ist ein Trugschluss, wenn man glaubt, nicht über Ästhetik sprechen zu müssen. Und Effektivität misst sich auch daran, wie schnell eine Information weitergegeben werden kann. In der Mundart wird sich für den obigen Satz schnell eine andere Variante heraus bilden. Zudem ist da 'everyone beyond' noch nicht einbezogen. Gefragt wären neue Begriffe, die alle einschliessen. Wird es die nicht geben, werden im täglichen Sprachgebrauch zwar (meist) alle mitgemeint, aber nicht wahrgenommen.

Zur einseitigen Wahrnehmung tragen feministische Kreise übrigens Einiges bei. Es wird nicht gefordert, man müsse von Verbrecherinnen und Verbrechern schreiben. Ebensowenig wie 50 % Frauenanteil bei der Entsorgung oder beim Bauhandwerk gefordert wird. Beim Militär wollen Frauen nur das Recht, aber nicht die Pflicht teilzunehmen. Gleichstellung in der Sprache wird es nur geben, wenn sie auch in der Gesellschaft gelebt wird. Vielleicht wird man in Zukunft nur noch von Chefinnen sprechen und die Männer mitmeinen. Aber man muss sich nicht wundern, wenn weiterhin nur von Offizieren und Maurern gesprochen wird.

14
/
5

Ich finde den Inhalt dieses Beitrags sehr wichtig und gut zusammengestellt, aber der Titel ist scheusslich: Er ist eindeutig eine Abwandlung eines Kalauers über Fliegen. Der Vergleich von Insekten mit Menschen ist verhöhnend und rassistisch, hier sexistisch. Bitte mehr überlegen bei solchen Ideen!

1
/
15

Es ist ganz klar keine prinzipielle Frage, ob man geschlechtergerecht kommuniziert oder nicht, sondern eine graduelle. Wenn sich J.K. Rowling dagegen auflehnt, dass die LGBTQ-Fraktion verlangt, dass es keine Frauen mehr gibt, sondern "Menschen, die menstruieren", kann ich ihr nur Recht geben. Wie sie richtig sagt, wenn es keine biologischen Geschlechter mehr gäbe, gäbe es auch keine gleichgeschlechtlichen Paare mehr. Es ist auch nicht richtig, wenn man z. B. für Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten, einfach die weibliche Form anwendet. Das ist arbiträr und verstärkt eine doch nun veraltete Rollenverteilung. Die ganz grosse Mehrheit der Menschen lebt sein angeborenes biologisches Geschlecht, welche Tatsache eben auch in unserer (deutschen) Sprache abgebildet wird (wir Deutsch-sprechende sind da die Geplagten). Gleichberechtigung heisst nun eben auch, dass man, will man die ganz grosse Mehrheit der Menschen einbeziehen, beide Geschlechter erwähnt, so schwerfällig das manchmal wirkt. Sternchen, gross und klein, innen I usw. finde ich mühsam. Und ja, ich stehe dazu, die kleine Minderheit der BTQ müssen sich einem der beiden biologischen Geschlechter halt situativ anpassen. Dennoch: Es ist gesellschaftlich sehr relevant, dass man sich bei jedem Text die Frage der Gendergerechtigkeit stellt. Aber man sollte es sich nicht allzu kompliziert machen, und sich immer bewusst sein, dass es mehr als einen korrekten Text braucht, um die Gesellschaft zu verändern, und nicht immer wildere "gerechte" Formen konstruieren.

12
/
7

"Gut gemeint" ist bekanntlich das Gegenteil von "gut". "Mitgemeint" ist somit das Gegenteil von... ?

4
/
2
Florian Fisch
Mitbürger
·

Merci für den Beitrag. Es ist wichtig, auf die Empfängerinnen und Empfänger der Botschaft zu schauen. Zwei kritische Anmerkungen:

  • Das Zweiteilen von Funktionen, wie ich es oben gemacht habe, führt zu einer künstlichen Zweiteilung, die nicht gemeint ist. Ich meinte nicht Frauen und Männer, sondern Menschen. Mit der Zweiteilung, komme ich automatisch in einen einen weiteren Notstand: "Ladies and Gentlemen and everybody beyond" (and between and and and...). Wenn wir uns mal auf neutrale Form einigen könnten, wäre ich sofort dabei.

  • Das Beispiel mit der Medizin, hat wenig mit Sprache zu tun. Zum Beispiel ist die Möglichkeit einer noch unerkannten Schwangerschaft bei klinischen Studien manchmal ein Ausschlusskriterium. Resultat: Nur Daten über Männer. Und Forscherinnen und Forscher lieben homogene Proben: Das ist bei Männern ohne Menstruationszyklus eher der Fall. Und wieder: Mehr Daten über Männer.

6
/
3

Auch wenn ein enger Bezug zwischen Denken und Sprechen, sowie zwischen Denken und Schreiben besteht, so ist doch nicht jeder, der nicht gendergerecht spricht, ein Verweigerer der Gleichberechtigung aller Menschen. Das heisst, Denken und Sprechen sind NICHT eins!
Ich kann die Redaktion der Republik durchaus verstehen, dass sie den Gender-Stern nicht verwenden will, gebe aber doch zu bedenken, dass dieses Mittel wohl doch stärker dazu beitragen würde, von der noch immer vorherrschenden latenten Bevorzugung des sog. «Männlichen» wegzukommen. Zudem ist es nicht so, dass sich alle Leser*innen angesprochen fühlen müssen, wenn da steht: Liebe Leserin, lieber Leser. Wo bleiben da die Weder-noch? Beim Gender-Stern ist dies enthalten!
Da Argument mit der «Verunstaltung der Sprache» ist nicht stichhaltig: Veränderungen der Sprache und der Schrift ist ein nie abgeschlossener Vorgang - so sind z.B. Interpunktionen eine relativ neue Erfindung -, der nicht durch «ästhetische Vorurteile» gestoppt werden sollte, resp. nicht gestoppt werden kann.

4
/
6
Leserin
·

Ein interessanter Text ist das. Danke der Autorin dafür. Besonders weil es ein kräftiges und gut begründetes Argument ist ohne brutal jemand anzugreifen. Ich denke wenn wir konsequent korrekt sprechen (also genderneutral) dann ist schon viel getan. Wir müssen uns gegenseitig korrigieren und verbessern. Ich bin mir persönlich meiner Einseitigkeit oft nicht bewusst und bin froh um konstruktive Inputs!

2
/
0

Der Beitrag ist theorielastig. Die Macht der These von der Sprachmacht bestimmt die unsorgfältige Argumentation. Beispiel: Im Rätsel geht es um eine Einzelperson, nicht um die Gruppe aller Chirurgen, wo die Leser, würde man das testen, eben doch auch an Chirurginnen dächten, wie in diesem Satz an die Leserinnen. Für Einzelpersonen ist das sprachliche Geschlecht tatsächlich leitend, weil es dafür auch den Ausdruck Chirurginnen gibt.
Bei den Stelleninseraten ist die Wahrscheinlichkeit, dass doch das Rollencliche und nicht die Sprachmacht Ursache ist, gross. Das Beispiel des Bundesgerichtsentscheides wird überraschend unpolitisch beurteilt, die Juristen benutzen sprachliche Spitzfindigkeiten, um ihren Interessen gemässe Entscheide herbeizuführen, die Sophisterei ist Waffe (der Rechtfertigung), nicht Sprachmacht an sich. Spätestens die Sprachkorrektur durch die Petition hätte ja die angebliche Sprachmacht brechen müssen, wären da nicht andere Mächte im Spiel gewesen, wie wir ja alle wissen, wenn wir wollen.
Wie andere Ideologinnen beweisen die Anhänger der Sprachmachttheorie stets, was zu beweisen war. Unsorgfältigkeiten bis Unlauterkeiten der Argumentation werden geflissentlich übergangen, Lehrstuhleroberungen helfen dabei ebenso, wie historische Berühmtheit und der Power gegenseitiger Bekräftigung in Bewegungen.

8
/
6

Abgesehen davon, dass ich diese Debatte wichtig und richtig finde, ergänzend einfach noch ein Stück eigenes Erlebtes. Lange Zeit habe ich gebraucht, um nicht mehr nur Bücher von Frauen zu lesen, weil ich mich in den stärker verbreiteten, leichter zugänglichen Büchern von Männer nicht mitgemeint, nicht verstanden fühlte.

5
/
0
· editiert

Wenn ich Frauen meine, dann schreibe ich Frauen. Wenn ich Männer meine, dann schreibe ich Männer. Wenn ich Frauen und Männer meine, dann schreibe ich Frauen und Männer. Wenn ich geschlechtsneutral meine, dann schreibe ich Frauen oder Männer. Wenn ich Kinder meine, dann schreibe ich Kinder. Habe ich etwas vergessen?

8
/
0

Liebe Republikaner:innen

Ich habe - vielleicht naiv wie ich bin - zugesagt, einen Verband dabei zu unterstützen, ein neues Reglement gendergerecht zu formulieren.

Mich störte beim Lesen des Entwurfs zu diesem Reglement, dass es am Anfang hiess:
"[...] Im Sinne der sprachlichen Einheit werden in diesem Dokument jeweils die männlichen Formulierungen verwendet."

Sicherlich gibt zu diesem Thema einiges an Literatur, am liebsten wäre mir natürlich eine Anleitung à la "Gendern für Dummies". Können Sie mir da etwas dazu empfehlen? Oder gibt da ggf. auch Anlauf-/Beratungsstellen?

Ich freue mich über alle Antworten.
Herzliche Grüsse!

2
/
0

Ich glaube, das Einzige was gegen geschlechtergerechte Sprache spricht, ist, dass sie häufig den Denkraum nicht weit genug öffnet. Im Text ist zweimal plakativ von nicht-binären Menschen die Rede, aber in den zitierten Studien ging es immer bloss um die Frage, ob beide Geschlechter wahrgenommen werden. Nicht alle Geschlechter, nicht die Geschlechtslosen, die Vielfalt der Geschlechter, nein, nur die dumpfe Binarität.

Viele der Formulierungen, vor allem diejenigen, die mündlich möglich sind, basieren darauf, zwei Geschlechter explizit anzusprechen. Da nun explizite Ansprachen vorliegen, können alle, die sich auf dem Geschlechterkontinuum dazwischen oder abseits davon verorten nun noch weniger als zuvor beim generischen Maskulinum, davon ausgehen, mitgemeint zu sein.

Natürlich ist das generische Maskulinum ein mit zu vielen Altlasten behaftetes Instrument, als das es dieses Problem für uns lösen könnte. Deshalb begrüsse ich jedwede Forschung und jede kreative sprachliche Neuschöpfung die uns hier ein Stück weiterbringt.

7
/
1

Danke für den Beitrag. Die Perspektive auf die Wirkung schon bei Kindern und damit die frühe Wahrnehmung von Frauen- und Männer-Berufen, scheint doch die Verwendung einer inklusive Sprache unerlässlich, wenn wir die heutigen Stereotypen überwinden wollen. Heute verwende ich meist die etwas umständliche aber grammatikalisch korrekte Form, beide Geschlechter explizit zu verwenden.

1
/
0
· editiert

Welch wundersame Koinzidenz, diesen Artikel in der «Repubik» zu lesen, just nachdem ich «exit gender» (2019) von Lann Hornscheidt & Lio Oppenländer (hier ein Porträt der Zeit) sowie «Sprache und Sein» (2020) von Kübra Gümüsay geliefert bekam.

Wer meint, Sprache sei so, wie sie jetzt ist, «natürlich» und verändere sich wie von Zauberhand «automatisch», hat sich entweder noch nie kreativ mit Sprache befasst oder noch nie ernstlich mit Geschichte. Denn meines Wissens wird Sprache wie Geschichte immer noch durch Menschen und ihren (Sprach-)Handlungen geprägt und verändert.

Ein «natürlich gewachsenes» Wort ist Ausdruck «selbstverständlich» erscheinender Normalität. Das Normale von nicht hinterfragter Normen. Die Normen von einer vorherrschenden gesellschaftlichen Struktur. Deshalb ist Sprache auch Ausdruck struktureller Diskriminierung – also von Sexismus, Rassismus usw. Wie das sog. «generische Maskulinum» oder aktuell die Dubler-Affäre zeigt.

Ich ziehe selbst Unterstrich_ oder Sternchen* vor, da Binnen-I – aber auch das Alternieren – noch im Binären verbleibt. In einem Essay und später in einem sozialen Experiment hab ich auch die X-Schreibweise geübt. Und kann dies nur empfehlen. Diese Erfahrung zeigt auf, wie stark wir im gewöhnlichen Schreiben eben gendern.

Wir brauchen mehr Erfahrungen der «Entwöhnung» – sprich: der Emanzipation.

13
/
2

Als unser Töchterchen (3) sagte „Max soll ihre Mütze anziehen“ und ich korrigieren wollte „seine“, wurde mir die Sinnfreiheit der Geschlechterdifferenzierung bewusst. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand irgendwann Kinder gebären kann oder nicht; aber dass das in der Sprache mit Artikeln so differenziert wird, ist wohl ein tiefes kulturelles Erbe... Da es doch wirklich egal ist, ob es seine oder ihre Mütze ist, können wir doch alles sachlich machen. Von mir aus: das Chirurgi operiert das Patienti.

10
/
4

Ein tolleer Beitrag. In der Regel schreckt es mich ab, wenn das Thema allzu aktivistisch angegangen wird, diese Argumente sind einfach nur einleuchtend.

37
/
1
Studentin, Teeliebhaberin
·

Danke danke danke! Dass Mitmeinen nicht das gleiche wie Mitverstehen ist, muss noch viel weiter verbreitet werden.

23
/
1
jaap achterberg
schauspieler aus holland
·

Ausgezeichnet! Ich habe ein Abo bei DC (De Correspondent - sehr gute online-Zeitung aus NL) und rege mich dort regelmässig auf über die standardisierte männliche Schreibweise, eine unmögliche Masche überall in Holland. Dagegen halten bitte!

20
/
2

Super Beitrag, danke den Macher *innen!

15
/
3
Erstaunter Mensch
·
· editiert

|2020.06.16, in senkrechten Strichen: Korrektur oder Ergänzung, möglichst bei Wahrung des ersten veröffentlichten Inhalts|

„In der Kürze liegt die Würze.“
Im Plural tragen die Männer den bestimmten Artikel, der dem weibliche

|Wenn über die Geschlechter in der Deutschen Sprache diskutiert wird, warum erhalten dann nur Teile der Personengruppen Gehör, die sich mit der überlieferten Formen Anrede und Nennung nicht-angesprochen fühlen?
Weshalb fehlt die Bereitschaft, über die geschlechtliche Sprache insgesamt zu diskutieren?
Wieso werden von Befürwortern des "Genderns" pseudowissenschaftliche/pseudorationale Argumente aufgeführt, wo doch eindeutig ein emotionales Anliegen vorliegt?|

|Wenn ich, als vermehrt ausgegrenztes, mittel- und stimmloses Individuum, seit frühster Kindheit, hätte mitbekommen müssen, dass in der Gegenwart - und über die vergangen Jahrtausende der wachsenden Menschheit - weibliche Individuen, in nahezu allen Gesellschaftsformen und Kulturen , von männlich Individuen - den mehrheitlich (meist nur körperlich) überlegenen; den nach der Macht, über viele zu haben, gierenden; intoleranten, autoritären; er- und bezwingenden; die Haltung habenden, dass der Zweck, über alles Schwächere zu herrschen, jedes Mittel rechtfertige - unterdrückt, ausgenutzt, gehandelt und geschändet werden, wofür viele eindeutige, gut belegbare und bestens gesicherte Daten und Fakten - für empfindsamere Männer, allzu traurige, äusserst beschämende, eventuell Selbsthass auslösende - sprechen, dürfte ich wohl heute wohl behaupten, die Gründe fürs "Gendern" emotional und rational nachvollziehen zu können, auch wenn ich offen zugeben möchte, dass ich nicht akzeptieren will, dass die Sprache eine der Grundursache der aktuellen Geschlechterfrage sein soll; dass eine stilvolle, ästhetische Anpassung der Art wie Nicht- und Geschlechter erwähnt und angesprochen werden, erachte ich als im aufbrechenden 21. Jahrhundert dringend notwendigen Respek gegenüber der natürlichen Vielfalt gegenwärtiger und zukünftiger sozio-techno-biologischer Individuen der Spezies homo sapiens sapiens (zweites sapiens hoffentlich bald real verdient) gerecht zu werden.|

Wo also liegt das Problem?
Die Bildungsvermittler in Schulen und Universitäten müssten es eigentlich wissen. Aber anstatt ihr Versagen im Anfang zuzugeben, wollen sie mit ihrer Macht und Autorität, mit hässlichen Aufklebern vertuschen| - siehe Gendern -|, das|s| ihre vielen |hohen| Institutionen, d|em| Volk die Sprache nie |angemessen| erklärt hat |und damit vielschichtige individuelle und/-oder sozio-elle Weiterentwicklungen möglich würden| und nun, |die Lücken des Verständnis für die Sprache|, die |Lücken|, |die die Bildungsvermittler| selbst über |mehrere| Generationen geschaffen haben,

|um Individuen mit Erziehung zu normieren zu sich unterordnenden Soldaten; getakteten und günstigen, in Massen verfügbaren Monotonakkord-Arbeitleistende; immer freundlichen, dienlichen, verlässlichen Arbeiterinnen|

und |jene| ausnützen, um zu verhindern, dass der breiten Massen, die grammatischen Ebenen bekannt werden und damit vertikales Sprachverständnis und schliesslich gehobener Sprachgebrauch zum Massenphänomen |würde|. |
Letzteres| jedoch|,| muss|, offensichtlich im zementierten Eigeninteresse der Autoritäten, mit Nachdruck verhindert werden. |
->| Denn wer die Sprache kennt, hat Vorteile im Denken. Denken weckt Kreativität, die Fähigkeit Neues zu erschaffen.

Darum|,| wird am liebsten auf der Ebene der Orthographie angegriffen und diktiert. Sie ist die unterste|,| der vielen Ebenen des Sprachkomplexes. |
| Auf der Ebene der Rechtschreibung beschränkt sich der Inhalt auf den einzelnen Begriff. |
->| Bildung müsste höhere Ansprüche generieren, als das Verlangen nach dem Primat der Macht.

3
/
1

Soviel wurde schon über Sprachliches gesagt.... da habe ich direkt das Bedürfnis, das Augenmerk auch auf die clevere Verbildlichung in der Illustration zu lenken: aus dem Sprachschatten ins Licht der Aufmerksamkeit. Kompliment.

3
/
0
(durch User zurückgezogen)

Soweit ich weiss, stammt ‚Form follows function‘ aus dem Bereich der Architektur und wird auch im Produktdesign appliziert. Ich verstehe diesen Leitsatz so, dass die Funktion, die ein Produkt ausüben soll, in ihrem Design (also in der Form) widerspiegelt werden soll. Wenn wir diese Analogie heranziehen möchten und ‚Function‘ hier als ‘Stellung der Geschlechter‘ darzustellen versuchen und ‚Form‘ als ‚Ausdrucksform/Sprache‘, wer ist dann die Designerin? Wer schafft das Produkt? Ist das Produkt die Gesellschaft? Und ist sie nicht zugleich Anwenderin? Wer bestimmt also, was die Funktion ist?
Sind wir als Gesellschaft nicht dafür verantwortlich, die Formen so zu designen, dass alle Funktionen möglich sind?

4
/
1

Den Artikel finde ich sehr gut und pragmatisch geschrieben. Eine gendergerechte Sprachregelung zu finden tut Not. Gleichzeitig muss die Sprache anwendbar bleiben, heißt der Kommunikationsfluss muss erhalten bleiben. Texte, die regelmässig das Geschlecht des Subjekts wechseln, werden beiden Anforderungen gerecht: Lese- resp. Sprechfluss bleiben erhalten und die Unterschiedlichkeit wird bewusst vor Augen geführt. Schwierig wird es erst, wenn penibel jedes Subjekt beide Geschlechtsformen aufweisen muss. Wie sind auf einer spannenden Reise, die in eine gute Richtung geht: die Welt von 1928, in der das zitierte Bundesgerichtsurteil entstand, ist weit weg. Beharrlich pragmatische Lösungen finden wird uns weiterbringen, Ihr Artikel war ein sehr guter Gedankenanstoss dazu. Vielen Dank!

15
/
0

Einverstanden. Im Englischen funktioniert das Beispiel.

0
/
0
(durch User zurückgezogen)

Das Beispiel mit dem Chirurgen als Frau finde ich eindrücklich. Und sicherlich sind Sprache und Wahrnehmung eng verbunden.
Allerdings stört mich die Aufführung beider Geschlechter an vielen Stellen im Lesefluss. Kolleginnen und Kollegen oder Kolleg*innen finde gleichermassen störend. Ich halte es daher so, dass ich in einer Präsentation oder in einer Geschichte bewusst einmal vom Kunden und einmal von der Kundin spreche. Damit fördere ich das Bewusstsein ohne den Lesefluss zu mindern.

10
/
3

Ich finde die Regelung der Republik pragmatisch und gut für den Lesefluss. Z.B. aus einer Fachzeitschrift kenne ich die Variante, dass Autorinnen die weiblich und Autoren die männliche Form verwenden, was ich ebenfalls einen guten Kompromiss finde. Die schreibende Person verwendet die Form, die ihr näher liegt. Das führt durchaus auch zu Denkanstössen bei von Frauen verfassten Artikeln in einer Fachzeitschrift aus einer noch immer männerdominierten Domäne wie der Informationstechnik.

14
/
1
J'aime rire
·

Ich finde das Rätsel um den Verkehrsunfall nicht korrekt aufgelöst. Wenn explizit steht, "der Chirurg", dann ist wirklich davon auszugehen, es handle sich um einen Mann, sonst würde wohl jeder einigermassen gebildete Mensch "die Chirurgin" schreiben. Tatsächlich kann die Lösung nämlich auch folgende sein: Der verunglückte Vater war nur der gesetzlich eingetragene Vater; in Wahrheit hatte aber die Mutter des Knaben ein Verhältnis mit dem Chirurgen, und der Knabe ist des Chirurgen Sohn.
Ich glaube, heute schreiben viele korrekt, wenn es um reale Situationen mit Personen im Singular geht (die Bundesrätin, die Taxichauffeuse, die Verkäuferin, die Autorin), haben aber Mühe, wenn es ums Plural geht. Da kommen dann die "sind mitgemeint" (und Sternlein und Schrägstriche) und andere grässliche Formulierungen heraus.

7
/
0

Ausgezeichneter Artikel, danke für die differenzierte und leicht nachvollziehbare Auseinandersetzung mit dem eher lästigen Thema.

Er bestärkt mich in meiner Praxis, mal von einem Lehrer und mal von einer Dozentin, mal von einer Schülerin und mal von einem Lernenden zu sprechen.

9
/
0

Sehr schön, wie hier die Argumente für das Gendern in der deutschen Sprache noch einmal zusammengestellt wurden. Und es freut mich, dass die Studie von Elke Heise erwähnt & verlinkt wird ("Zwei Vegetarier stehen vor der Metzgerei" - Vermeintliche Kreativaufgabe, die offenlegt, an wen man tatsächlich denkt bei unterschiedlichen sprachlichen Varianten). Dieses Experiment haben wir nämlich damals in meinem Psychologiestudium selber repliziert und erweitert als Teil einer Lehrveranstaltung bei Frau Heise. Das war natürlich sehr eindrücklich, die Daten selber zu erheben und auszuwerten. In unserem erweiterten Versuchsaufbau kam heraus, dass selbst "typisch weibliche" Adjektive wie z.B. "Zwei einfühlsame Vegetarier" nicht dazu führen, dass gleichmässig an Frauen und an Männer gedacht wird. Es ist wirklich so: Wenn Frauen im generischen Maskulinum nur "mitgemeint" sind, ist das vielleicht als Sender/in gut gemeint, aber eben nicht effektiv i.S. von dass auf Empfangsseite auch an Frauen gedacht wird. Das ist aus meiner Sicht das kraftvollste Argument fürs Gendern in der deutschen Sprache.

Hier in der Diskussion verbeissen sich leider viele an dem Chirurgen-Rätsel, das aber eben nur auf englisch so richtig gut funktioniert (und dort sogar mit umgekehrten Stereotypen: A woman dies in an accident, her daughter is brought to the hospital, but the nurse says "I cannot take care of her, she is my daughter" - nur wenige denken bei "nurse" an Männer und dass es der Vater sein kann). Dabei ist die Lage eigentlich klar: Wenn wir wirklich wollen, dass alle gemeint sind, dann erfüllt das generische Maskulinum diesen Zweck schlicht und einfach nicht.

19
/
0
Zeitungsleser - bisher
·

Ich finde, das "Rätsel" belegt geradezu das Gegenteil von "Es ist also die Sprache, die Männer in unsere Köpfe setzt, nicht das Stereotyp."
Erst mal suggeriert schon die Ankündigung "Ein Rätsel:" den Lesenden (Gruss an Martin Ebel, "Rassistende") eine Problemstellung oder Widerspruch, den es aufzulösen gäbe. Folglich rätseln die Leser bereits unbewusst beim Weiterlesen nach einer Auflösung eines Widerspruchs, welcher eigentlich gar nicht vorhanden ist.
Dass der Versuch in Englisch durchgeführt wurde, welches ja kein grammatikalisches Geschlecht kennt, beweist doch gerade, dass das Stereotyp Ursache ist und nicht die Sprache: the surgeon -> Mann
Zudem unterschlagen die Autorinnen, dass eine Versuchsveränderung mit umgekehrten Geschlechtssubjekten (mother, daughter, nurse) genau so einen umgekehrten angeblichen Widerspruch erzeugte: the nurse: -> Frau.

7
/
4