Dialog

Beiträge zu «Irrglaube»



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denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Römer 3:23‭-‬24 SCH2000

Vor diesem Hintergrund ist die Benennung von irgendwelchen Personen(gruppen) oder bestimmten Verhaltensweisen als Sünder oder sündig keine Herabstufung.

Solange nicht zu Taten gegen Menschen aufgerufen wird, sollte man doch öffentlich äussern dürfen, was man denkt und glaubt. Ich finde die Tendenz, dass sowohl gesellschaftlich als auch juristisch alle in Watte verpackt werden soll, sehr bedenklich und im Endeffekt auch schädlich für den Diskurs.

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Privilegierter
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Ich bin nicht ganz sicher, wie Sie das meinen. Die Tatsache, dass es solche Gesetze überhaupt braucht, spricht nicht für unsere Gesellschaft. Es wäre toll, wenn diese Art Diskriminierung gar nicht existierte. Dann wäre ein Schutz per Gesetz nicht nötig. Aber ich entnehme der Verniedlichung (Watte und so), dass sie es nicht so meinen.

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Multifunktional
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  1. alle haben gesündigt - also auch der Sprecher/Schreiber/Ankläger selbst. Wäre es da nicht angebracht, sich mit den eigenen Sünden zu befassen, als sich als Moralapostel für die andern aufzuführen?

  2. Sie stellen einen Text der Bibel auf die gleiche Ebene wie das Gesetz. Dieses wurde aber demokratisch angenommen und gilt für alle Personen in unserem Land. Hingegen handelt es sich bei der Bibel und andern religiösen Schriften um reine historische Texte ohne allgemein bindenden Charakter. Nur Gläubige erhöhen diese Texte zu mehr. Dazu passend, der zweite Artikel dieses Tages zu Salman Rushdie.

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  1. Doch, natürlich gilt das auch für den Prediger. Und natürlich sollte er sich zuerst mit seinen Sünden befassen. Aber die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit ist elementar.

  2. Ich finde nicht, dass ich das tue. Aber ich denke, man muss die Motivation und Absicht hinter Äusserungen verstehen. Dieser Mensch ist gläubig, für ihn sollte also auch mein Auszug gültig sein. Und weil er genauso ein Sünder ist und genauso Rettung braucht, ist die Bezeichnung von anderen als Sünder ja gerade keine Erhöhung von sich selbst, oder eine Erniedrigung von anderen. Verstehen Sie, wie ich das meine?

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Das ist eine eher theoretische Auslegung, welche Sie hier aus lediglich einem Bibelzitat holen. In der Praxis hat das real existierende Christentum die Begriffe "Sünde" und "Sünderin" immer wieder zur Ausgrenzung benutzt. Und dabei die Gnade (oder Ungnade) recht unzimperlich in die eigene, weltliche Hand genommen, statt sie dem "Herrgott" zu überlassen. Basierend darauf war denn auch Homosexualität bis weit ins 20. Jahrhundert bei Strafe verboten.

Vor diesem Hintergrund ist das öffentliche Anprangern von Homosexualität als "Sünde" durchaus als Hetze zu verstehen, unabhängig davon was der Absender damit meint. Deshalb ist es auch richtig, dass der Staat hier die Redefreiheit präventiv einschränkt.

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Anonym 1, ich möchte Ihnen gerne folgende Bemerkung von Brigitte Hürlimann aus dem Artikel zu bedenken geben:

Doch man stelle sich vor, der Mann würde einer anderen Religion angehören, sich auf eine andere heilige Schrift berufen und mitten in der Stadt derartige Reden schwingen, er wäre kein Schweizer, nicht hellhäutig …<

Dazu passt der heutige Artikel von Daniel Graf.

Ob sich jemand auf Gott beruft oder sich selber zum Gott macht: die Zeit der Gottesstaaten ist bei uns vorbei. Wir haben uns schon länger für einen demokratischen Rechtsstaat entschieden und ringen in öffentlichen Diskussionen und in der Gesetzgebung darum, was das bedeutet für die einzelnen Menschen, die bei uns leben. Die Bibelforschung und -auslegung hat sich weiterentwickelt und die Texte der Bibel sind bei uns nicht sakrosankt, sondern Gegenstand der Forschung und der Diskussion.

Anonym 1 schreibt von Diskurs, der durch das beschriebene Strafverfahren abgewürgt werde: haben Sie jemals mit einem von seiner Ueberzeugung Getriebenen zu diskutieren versucht? Haben Sie jemals eine solche Person getroffen, die sich mit Ihnen auf die Suche nach dem göttlichen Willen macht? Der Diskurs wird nicht vom Rechtsstaat abgewürgt, sondern von den Predigern selber.

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Da gehe ich mit Ihren Äusserungen, Frau Dolder, sehr einig. Ich weiss, wovon ich schreibe, bewegte ich mich doch vor einigen Jahrzehnten selbst in diesen konservativ-evangelikalen Kreisen.

Das Hauptproblem dieser evangelikalen Menschen liegt mMn darin, dass sie die Bibel wörtlich auslegen wollen. Für sie ist die Bibel Gottes Wort. Für mich enthält die Bibel heute allgemein gültige Weisheit. Zudem gilt dies nicht nur für die Bibel, sondern für die meisten religiösen 'Basis'-Schriften.

Ich bin der Meinung, dass die eigentliche Funktion der Religionen die ist, dass sie in ihrer jeweiligen Kultur für einen Grundkonsens von Werten sorgen sollten, nicht jedoch den Menschen Moralaspekte aus vergangenen Jahrtausenden aufzuzwingen. Was solche Fundamentalisten ja oft ausblenden ist, dass diese Schriften sehr sicher auch vom jeweiligen gesellschaftlichen Kontext beeinflusst worden sind, also eben nicht in ihrer Gesamtheit ewig gültig sein können. Und damit lohnt es sich diese, wie Sie Frau Dolder schreiben, als Gegenstand der Forschung und der Diskussion zu sehen.

Kann man vermutlich auch sagen, dass das wort-wörtliche Erstnehmen wollen einer religiösen Schrift der Ausdruck einer gewissen Ängstlichkeit bezüglich der Unwägbarkeiten des Lebens an sich ist?

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Antonia Bertschinger
Schreiben und Recherchieren
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· editiert

Ich sehe das anders. Das Problem ist für mich nicht, dass jemand die Bibel wörtlich auslegt, sondern dass er davon ausgeht, dass dieses Buch für alle Menschen relevant ist. Dem ist nicht so. Die Bibel und was darin steht interessiert mich nicht, betrifft mich nicht, ist für mich in keiner Weise eine moralische oder sonstige Leitlinie. Und da bei uns Religionsfreiheit gilt und diese auch die Freiheit einschliesst, religionsfrei zu leben, kann und darf ich das so sehen. (Und viele Menschen tun es mir gleich.)
Wenn der ältere Herr aus dem Artikel oder Anonym 1 ganz oben in dieser Diskussion denken, was in der Bibel steht, gelte nicht nur für sie und andere Gläubige, sondern für die Allgemeinheit, dann liegen sie schlicht und einfach falsch. Egal, ob sie die Bibel wörtlich, übertragen oder sonstwie interpretieren.

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Peter Sennhauser
Inhaber Swissreporter GmbH
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Danke, Brigitte.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Es war ziemlich unerträglich, Peter.

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Peter Sennhauser
Inhaber Swissreporter GmbH
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Das macht die Differenziertheit Deiner analytischen Berichterstattung nur noch verdankenswerter. Deine Arbeit ist für mich der Massstab für top Qualität im Gerichtsjournalismus.

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Über 65 Jahre
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Ich wäre für die Schaffung eines "Speaker-Places", wie (heute wohl nicht mehr) in London anzutreffen war. Natürlich müssten entsprechende Tafeln in div Sprachen den Sinn und Zweck des Platzes erklären.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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· editiert

Eine schöne Idee. Aber auch dort darf man nicht in menschenverachtender Weise über andere herziehen, andere herabsetzen und diskriminieren oder zu Hass aufrufen. Die Verfassung und das Strafrecht gelten auch für Speaker-Places.

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Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass dieser Mann wohl nicht zum letzten Mal vor dem Richter stand...

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Märchentante*onkel
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Wenn dann irgendwann unbedingt plus Gerichtskosten auf ihn zukommen und die Bank ein Auge auf sein Häuschen wirft, wird er sich wohl etwas mässigen...
Aber im Ernst, es gibt noch viele, insbesondere rechtliche (!) Hindernisse bis zu einer wirklichen Gleichstellung aller LGBTIQIA+Menschen.

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Sabin Bieri
Nachhaltigkeitswissenschaftlerin
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Was mir jeweils sauer aufstösst, ist diese reflexhafte ‘man darf ja kaum mehr etwas sagen’-Rhetorik sobald es um diese Strafnorm oder generell um Identität geht. Dabei ist es genau umgekehrt: Es ist eine Errungenschaft, dass die Stimmen vielfältig geworden sind, dass sich unterschiedliche gesellschaftliche Positionen am Diskurs beteiligen, sich artikulieren und einmischen, und die Deutungshoheit nicht denjenigen überlassen, die über Jahrhunderte keinen Zweifel an ihrer Stellung hegten und keine Wahrnehmung für Ihr persönliches Privileg, die Dinge zuzuordnen, entwickelten.

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Theologin/Seelsorgerin
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Beim Abschnitt, wo sein Weglaufen beschrieben wurde, musste ich sehr lachen. Danke.

Darüber hinaus: Es hat sich jede:r an die Gesetzgebung zu halten oder - wenn er mit ihr in Konflikt gerät - die Konsequenzen zu tragen.

Alles andere hat Frau D. sehr gut auf den Punkt gebracht.

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Das scheint mir ein wichtiger Punkt Frau B., dass sich alle Bewohner an die Gesetzgebung zu halten hätten. Wenn die von Religionen, und anderen Gemeinschaften vorgegebene Gesetzgebung über diejenige des Landes gestellt wird, gibt es unerfreuliche Nebenerscheinungen.

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Dies mit der Priorisierung der eigenen religiösen Lehre über die weltliche Ordnung wird vor allem dann zu einem Problem, wenn man mit einer Religion konfrontiert wird, die, mangels weltlicher Gesetzgebung, dazumal definiert wurde als Staatsform genutzt zu werden.

Dies spricht einmal mehr dafür, religiöse Texte nicht wortgetreu zu benutzen, sobald diese ein gewisses Alter erreicht haben. Da diese ja aber angeblich von einem Gott dem Schreibenden in die Hand diktiert wurden wird es an dieser Stelle schwierig bis unmöglich.

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Ich habe nichts gegen Menschen, die einer Religion angehören (eben: an deren Lehren glauben) und diese praktizieren - solange sie damit nicht in der Öffentlichkeit andere, unbeteiligte Menschen damit konfrontieren.

Warum muss so ein selbsternannter Prediger Menschen, die nicht an das glauben, an das er glaubt, retten wollen? Ich jedenfalls möchte nicht von so einem Mitbürger vor was auch immer gerettet werden - insbesondere, wenn es um etwas geht, was aus seiner Überzeugung erst nach meinem (biologischen) Tod eine Relevanz bekommt.

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