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Fachperson
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Tja, leider nur zu wahr!

Das Drehbuch mit dem T-Shirt ist das beste Drehbuch für Politik heute. Schwächt das Land, aber stärkt die eigene Partei.

  1. Zu Hass gegen Institutionen aufstacheln.

  2. Die Aufmerksamkeit der Medien geniessen.

  3. Gewaltausbruch der Anhänger abwarten.

  4. Sich als unwissendes Opfer inszenieren.

  5. Wieder bei 1. anfangen.

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Ogottogotogott, wo bin ich da hineingeraten! Hinter einem T-Shirt mit einer Prise Rebellentum im Aufdruck in der beschaulichen Schweiz den Ausbruch von Strassenkämpfen erahnen, und 97 Likes bekommen!
Mir scheint es wie wenn sich die Akteure danach sehnen, endlich "zurückzuschlagen". Ich bin auch Linker, aber mir graust vor dieser Linken.

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Ich weiss nicht, wo Sie wohnen. Wenn man wie ich, in einer SVP-dominierten Gegend wohnt, ist das alles andere als nur "beschaulich". Ich sehe in meiner Umgebung jeden Tag persönlich, wie viele Leute empfänglich sind für diese Hassbotschaften und wissenschaftliche Argumente nicht zählen. Es kommt wohl darauf an, in welcher Blase man lebt.

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Fragender
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Danke Herr R. für Ihren interessanten Beitrag. Nur eines fehlt mir für das volle Verständnis dessen: Sie sagen "Ich bin auch Linker". Bitte erklären Sie mir was sie genau damit sagen wollen. Denn für mich sind "rechts" und "links" ganz einfach Schubladen, um sich im Chaos der Vielfältigkeit einigermassen zu orientieren und diese Schubladen gaukeln uns eine schwarz/weiss Realität vor, die in der Konsequenz das Chaos nur noch weiter voran treibt.

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Chefredaktion
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Ich kann in diesem Zusammenhang nur nochmals nachdrücklich auf das Gespräch mit Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Radikalisierung verweisen. Wirklich lohnenswert.

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Besten Dank für den Hinweis!

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Und dieses Drehbuch kennen wir spätestens seit 1933.

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"Ständerats­präsident Alex Kuprecht von der SVP Schwyz zeigte sich am Freitag­morgen schwer erschüttert und erklärte, er verstehe die Welt nicht mehr".

So ist das, Herr Kuprecht versteht die Welt nicht mehr. Obwohl in Frankreich die Demonstrationen kein Ende nehmen und ebenfalls in anderen Städten in Europa heftig demonstriert wird. Ich habe den Eindruck, dass die 3G Massnahmen, welche neu diese Woche in der Schweiz eingeführt wurden und insbesondere die Gastronomie sowie viele Kulturanlässe betreffen, in ihren Auswirkungen deutlich unterschätzt werden.
Ein Beispiel dazu aus meinem Alltag: Letzten Dienstag erhielt ich eine nicht vorhersehbare spontane Einladung in ein Hotel in Sempach, wofür ich ein Zertifikat bzw. einen Schnelltest benötigte. Um 8h morgens begann ich zu googeln, um einen Termin zu bekommen. Alle Apotheken in der Stadt Bern die mir angezeigt wurden, verfügten über keine freien Termine für diesen Dienstag. Dasselbe in Hochdorf und am Kantonsspital Aarau. Nach ein-einhalb Stunden stoppte ich die Suche und mit der Unterstützung meines Arbeitgebers, konnte ich schliesslich in einer privaten Arztpraxis einen Schnelltest machen. Fazit: Ich benötigte volle 3h, um ein Zertifikat zu erhalten, damit ich ein Restaurant in einem Hotel betreten konnte.
Dass mit solchen doch gravierenden Einschränkungen bzw. Diskriminierung, nicht alle Menschen gleich gut umgehen können, sollte nun wirklich niemanden überraschen und unsere Politiker/*innen zuletzt.
Was ich in den letzten Wochen oder Monaten beobachten konnte war, dass sich die Kulturschaffenden enorm engagieren um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern und viele Testangebote organisierten. Und unsere Politiker? Die verstehen die Welt nicht mehr! Wenn sie jedoch die Welt nicht mehr verstehen, dann ist es an der Zeit, dass sie die politische Bühne verlassen.

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Lassen Sie sich impfen.

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Wir sind immer noch gleich weit wie ganz am Anfang: Herr K., Sie und viele andere begreifen nicht, dass die Pandemie die «diskriminierende» Kraft ist, weil sie einschränkende Notmassnahmen nötig macht. Es gibt einfach Leute, die bereit sind, das Ihre dazu beizutragen, dass das Gesundheitssystem und die Gesellschaft gestützt wird, und Leute, die dazu nicht bereit sind. Und die Letzteren behaupten dann, diskriminiert zu werden, und gehen am Schluss auf die Ersteren los. So einfach, so paradox und so traurig ist das.

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Und noch ein Nachtrag: Glauben Sie, Herr K., ich hätte mich impfen lassen, weil ich masochistisch bin und es geil finde, zweimal gepikst zu werden und nach dem zweiten Mal heftige Gliederschmerzen zu bekommen? Aber ich hätte die Impfung auch gemacht, wenn ich sie hätte selbst bezahlen müssen, nur schon, weil meine Frau im Gesundheitswesen arbeitet und sich seit eineinhalb Jahren mit renitenten MitarbeiterInnen herumschlägt, die den ganzen Testmarathon in den Gesundheitsinsitutionen verursachen und reihenweise ausfallen, weil sie Corona bekommen oder wegen Coronafällen in der Familie in Quarantäne kommen – wo doch das Personal eh schon knapp ist und alle auf dem Zahnfleisch laufen. Stellen wir uns doch mal umgekehrt vor, wie es wäre, wenn alle die, die fürs Impfen sind (die Mehrheit), mit der gleichen Vehemenz und Bösartigkeit auf die Impfgegner losgehen und laut «Diskriminierung!» schreien würden? Man kann es ja schliesslich auch so sehen, dass die Impfbockigen für die ganze Misere in diesem Land verantwortlich sind und uns alle zu den anhaltenden Notmassnahmen nötigen.

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Danke. Das kann ich nachvollziehen. Wie sieht aber aus Ihrer Sicht der Weg aus der Pandemie aus?

Zu Beginn war die Strategie "Eindämmung", welche nicht klappte, wohl egal mit welchen Massnahmen.

Anschliessend ging man zur Strategie "Impfen", begleitet von mässig guten Schadensbegrenzungen (Lobbies lassen grüssen) und auf Kosten des Pflegepersonals über.

Hier stehen wir jetzt. Impfungen sind da und "Corona ist nur eine Grippe" stimmt am ehesten mit Impfung. Trotzdem dieser Widerstand.

Nun zu meinem eigentlichen Punkt. Wie stellen sie sich den Weg aus der Pandemie vor? Wie lange soll man u.a. die Tests von medizinisch unbegründeten Ungeimpften zahlen? Für mich ist es so nicht absehbar, wann die Normalität wieder eintritt.

Was wäre denn Ihr Beitrag zu einer Lösung, bei der Sie nicht geimpft werden müssen?

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Lieber Herr Platner
Was ist/wäre mein Beitrag zu einer Lösung? Erstens glaube ich inzwischen, dass wir uns in einem "Glaubenskrieg" befinden. Die Einen glauben mit der Spritze sei es getan und die Anderen glauben dies nicht. Für beide Anschauungen gibt es genügend wissenschaftliche Studien. Wenn Sie interessiert sind, meine Position bzw. die Position vieler nicht geimpften zu verstehen, dann sehen Sie sich bitte den Beitrag von Sahra Wagenknecht vom 2.9.2021 an. Frau Wagenknecht zeigt die Pandemie aus einer Perspektive, welche wir so aus den herkömmlichen Medien nicht kennen. https://www.youtube.com/watch?v=xw3qY4kS4HQ
Aus meiner Sicht ist die derzeitige Situation der Pandemie total verfahren. Weltweit wird auf die Spritze gesetzt. Es gibt nur ein Narrativ und das ist spritzen. Es war im Vornherein jedoch bekannt, dass es mit Sicherheit grösseren Widerstand in der Bevölkerung geben wird, da die Idee/Konzept des Impfens umstritten ist. Dass man die gesamte Menschheit nun auf einen Nenner bringen will, ist ein Unterfangen, welches nie aufgehen wird. Dazu braucht mein kein Prophet zu sein. Genauso absehbar ist, dass es zu Konflikten kommen wird. Je härter an der Schraube gedreht wird, desto stärker wird der Aufschrei sein bzw. die Gewaltbereitschaft steigt an.
Um die gegenwärtige Situation jedoch zu entspannen, wäre die Fortsetzung "der Gratistests" sicher hilfreich. Ich habe mich ja bereits mehrmals testen lassen, um an für mich wichtigen Events teil zunehmen. Verzicht ist ein weiterer Beitrag. Nur, für schlechte Organisation und Schikane habe ich kein Verständnis.

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Armer Herr Urs K.!.... Sie verhalten sich analog zu den notorischen Autofahrern, die nur bei überraschendem Schneefall die Bahn zur Arbeit nehmen und sich dann darüber verärgert zeigen, dass ihr Zug wegen der ausserordentlichen Wettersituation nicht pünktlich ist oder gar ausfällt.
Alle, die sich bis jetzt aus nicht-medizinischen Gründen nicht geimpft haben, haben sich die Suppe selber eingebrockt. Wer das offensichtlich Notwendige nicht tut oder gar dagegen anzukämpfen versucht, stellt sich in voller Freiheit selber ins Abseits. Daher mein Vorschlag: Nun einfach in Ihrem verantwortungsfreien Freiheitsdenken konsequent bleiben und nicht jammern!

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Guten Morgen Herr K.
Ihr Ruf nach Abtreten von in öffentlich verantwortlichen Aufgaben stehenden Menschen, die in gewissen Momenten die Welt nicht mehr verstehen, schreckt mich auf. Wenn mich nichts mehr aus meiner eigenen Wahrnehmung der Welt aufschreckt und mich nachsinnen lässt, wie ich selbst denn in dieser Welt stehe, die nicht unbedingt die Welt von vielen anderen ist, dann, ja dann gute Nacht für diese Gemeinschaft.

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Werter Herr K., ich kann ihren Frust verstehen. Nun frage ich Sie aber, was gäbe es denn für Alternativen zum Zertifikat in Zeiten mit vielen Ansteckungen und drohender Überlastung des Gesundheitswesens? Ich sehe zwei:
Entweder einen mehr oder weniger strickten Lockdown, wie wir ihn auch schon hatten, oder alles offen halten und damit das Gesundheitswesen dem Schicksal ausliefern. Der Mittelweg mit dem Zertifikat, Freiheit für alle die nachweislich nicht ansteckend sind, scheint da doch der pragmatischste Wegzu sein. Und da sie nun den Weg des Nicht-Impfens gewählt haben, wird alles halt komplizierter. Sie könnten sich ja konsequenterweise auch den Lockdown selbst verschreiben. Das wäre konsequent wenn Sie weder impfen noch testen wollen. Aber das dann ja doch nicht!

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"Freiheit für alle die nachweislich nicht ansteckend sind".

Ich plädiere sprachlich zur Zurückhaltung, denn jeder und jede kann jederzeit ansteckend sein/werden - ob geimpft oder nicht, ob wissentlich oder nicht. Die Zertifikatspflicht schränkt die Ansteckungen ein, sie ist aber höchstens eine Garantie für einen milderen Krankheitsverlauf.
Tatsache ist, dass Nichtgeimpfte die Seuche um ein Mehrfaches stärker verbreiten, teils schlimme Krankheitssymptome in Kauf nehmen bis zum eigenen Tod, und dem Virus Raum und Zeit bieten für Mutation.

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Herr K., ersetzen Sie bitte das Wort Pandemie kurz durch das Wort Seuche, denn genau dies ist eine Pandemie: https://de.wikipedia.org/wiki/Seuche. Was machen Sie, wenn eine Seuche grassiert?

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Es wäre falsch, ein solch destruktives Verhalten, wie es Ueli Maurer (nicht zum ersten Mal) zeigt, einfach nur als naiv und pubertär abzutun. Hinter all diesen Provokationen steht eine gefährliche national-konservative bis rechtsextreme Agenda. Auf den Grundelementen von Polarisierung, Lügen, Hass und Hetze werden mit gezielten Provokationen, vordergründigen Rückziehern und permanenten Widersprüchen Aufmerksamkeit erregt und Verwirrung gestiftet und so die Grundwerte unseres Zusammenlebens und unserer demokratischen Institutionen ganz bewusst unterminiert. J. K. hat das Drehbuch dieses Vorgehens heute bereits sehr prägnant auf den Punkt gebracht.
Wenn wir einen Verfassungsschutz hätten, müssten die Exponenten der SVP längstens unter Beobachtung stehen.

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BR Maurer handelt verantwortungslos und besitzt das nötige Format für seine wichtige Funktion anscheinend nicht. Das Parlament täte gut daran, ihn abzuwählen.

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Dass die SVP mitunter die Methoden der amerikanischen Rechten kopiert ist nichts Neues, dass es aber zu einer Sandkasten-Replikation der politischen Dominoeffekte, bis hin zum Wutbürger-Sturm auf das Parlamentsgebäude führt, ist eine erschreckend groteske Entwicklung. Die Folgen des stetigen SVP-Zünselns fangen an, richtiggehend unheimlich zu werden.

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Es gibt kein Schuldbewusstsein und keine Selbstreflexion dieser Typen. Die Beziehung zu Europa ist schon lädiert. Die machen weiter. Der Horror am Ganzen: Das ist die Partei mit der meisten Zustimmung. Fast jede/r dritte in der Schweiz ist auf diesem rechtsnationalen Trip.

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Alt-FDP-Ständerätin Erika Forster hat es gestern in der Freitagsrunde für mich auf den Punkt gebracht. Dieses Hemd, naja, aber es gibt auch explizite Aussagen von Ueli Maurer wie diese: «Das sind nicht einfach Spinner und Verschwörungstheoretiker, sondern senkrechte Schweizer.»

Das sei nichts als Öl ins Feuer gegossen. Als Bundesrat habe er Verantwortung zu tragen und da gehöre ein solcher Satz nicht hin. «Ich bin auch eine senkrechte Schweizerin obwohl ich geimpft bin!»

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Ich sehe nicht ganz was an seiner Aussage so schlimm sein sollte. Ich habe keinen Politiker gehört, der sich getraut hat, sie alle als Spinner und Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen, weil es so nämlich auch nicht stimmen würde.
Meine persönliche Meinung ist übrigens, dass Leute die sich nicht impfen lassen, wahrscheinlich meistens unter Bildungsmangel leiden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie von demokratischen Prozessen ausgeschlossen werden sollten.

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… dass Leute[,] die sich nicht impfen lassen, wahrscheinlich meistens unter Bildungsmangel leiden.

Da dürften Sie ausnahmsweise recht haben. Und wer lässt sich nicht impfen? Ich denke, die Antwort kennen Sie selber.

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Suchtleser
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Schon nur die Aussage, dass er "...gar nicht wusste, in welchen Zusammenhang dieses Leibchen offenbar gebracht wird.» sagt doch alles! Für wie dämlich hält er uns???

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Dass Bundesrat Maurer sich nicht immer auf dem Niveau eines Staatsmannes bewegt, steht spätestens seit seinem peinlichen CNN-Interview fest. Genau solche Fettnäpfchen, und da gehört eine T-Shirt-Aktion dazu, machen in aber für einen Teil der Bevölkerung greifbar. Ich denke nicht, dass in der letzten Woche sich dieser Teil geimpft hätte, falls er stattdessen eine intellektuell spannende Rede im gut geschneiderten Anzug erhalten hätte. Im Gegenteil.
Die Analogie zum trumpschen Vorgehen finde ich nicht ganz fair. Trump hat so oft gelogen, dass er in eine perverse Parallelwelt flüchten musste. Hier ist unser Ueli schon viel bodenständiger und gilt für mich immer noch als mehr oder weniger ehrlicher Vertreter einer Minderheit, der den heiklen Balanceakt der Konkordanz gar nicht so schlecht meistert.

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Die T-Shirt-Aktion ist kein versehentlicher Tritt in ein Fettnäpfchen. Maurer weiss bestimmt, wer diese Göcknerbewegung ist. Er betätigt die Hundepfeife und die Bewegung hat ihn durchaus verstanden. Darum die „Ueli, Ueli“-Rufe vor dem Bundeshaus.

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Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass sich die Leute die „Ueli, Ueli“ rufen, sich in unserer Regierung noch vertreten fühlen. Das ist der positive Aspekt, den ich versuche hervorzuheben.

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Nur weil man Bundesrat ist, ist man noch kein Staatsmann. Schellen-Ueli war und ist davon Meilen weit entfernt. Dafür fehlt ihm nur schon der nötige Schulsack.

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Es hängt nicht am Schulsack. Es muss etwas anderes sein, das Maurer disqualifiziert. Denn Ogi war Staatsmann, obwohl man seiner Mutter folgenden Spruch zuschrieb: "Wenn ich gewusst hätte, dass er Bundesrat wird, hätte ich ihn in die Sek geschickt". Was wiederum von der Durchlässigkeit der politischen Institutionen zeugt.

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Wenn er so inkompetent wäre, wie Sie sagen, wäre er erst recht für sein Amt nicht geeignet.

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Die SVP hat ein grosses Problem: ihr Zugpferd, das Ausländerthema, mit dem sie so viele Erfolge feiern konnte, ist ihr abhanden gekommen. Die Flüchtlingswelle ist abgeebbt, etliche Asylzentren stehen leer oder wurden geschlossen, Einbürgerungen sind kein Reizthema mehr, viele hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem EU-Raum kehren in ihre Heimatländer zurück, nicht einmal ein abscheuliches Verbrechen durch einen Ausländer (wenn möglich aus dem Kosovo oder Albanien) steht an, auf dem man herumreiten könnte. Nach 20 Jahren ist das Thema abgelutscht.
Die Partei leidet, verliert Abstimmungen, Mandate, Mitglieder. Folge: etwas Neues muss her. Der Stadt- Landgraben ist offensichtlich der neue Schwerpunkt, auf den die SVP setzt.
Corona bietet sich das Booster ideal an. Da gibt es viel Empörungspotenzial, und auf dem Lande gibt es mehr Coronaskeptiker als in der Stadt. Darum ist die SVP auf diesen Zug aufgesprungen, darum musste sich BR Maurer ein Trychler Tshirt übersteifen, darum hat die Weltwoche eine Kampagne gegen BR Berset angestossen, darum gibt es eine einheitliche Sprachregelung wie in Nordkorea (Luxus-Linke, Bevormunder-Grüne), darum haben die SVP BR zunächst die Kostenpflicht für Coronatests gefordert, die jetzt vehement bekämpft wird.
Corona wird früher oder später vorüber sein. Aber im Moment nutzt die SVP die Situation, weil sie ihrer Strategie dient. Kurzfristig um Stimmen zu fangen, längerfristig in der Hoffnung, dass die Stadt- Landgraben-Auseinandersetzung nicht mehr als Hirngespinst betrachtet, sondern als reales Problem aufgefasst wird, das bewirschaftet werden kann.

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Lieber Herr M., herzlichen Dank für diese Analyse, die mir sehr zutreffend erscheint. Vielleicht könnte man noch hinzufügen, dass die Pandemie auch die Chance bietet, neue Wähler zu erreichen, die bisher apolitisch waren. Die Querdenker sind eine so heterogene Gruppe, stehen tatsächlich dermassen quer in der Landschaft, dass die Versuchung gross sein muss, da neue Kräfte anzuzapfen. Was ich überraschend finde, ist, wie grosse Risiken die SVP auch einzugehen bereit ist. Wenn im späteren Herbst die volle sanitarische Krise kommt, mit hohen Todeszahlen, Triage und allen schrecklichen Folgen, wird es schwer werden, den Zertifikatswiderstand an breite Schichten zu verkaufen. Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Aber offenbar triumphiert der Wille zur Polarisierung momentan über alle Vorsicht. Herzlich, DB

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Lieber Herr Binswanger, " dass der Schuss auch nach hinten losgehen könnte" denke ich zwar seit längerem was die SVP betrifft. Ihre Vertreter haben sich jedoch bereits soviel an dreisten Lügen und Aufwiegelei geleistet; sind so genial wie gewissenlos wenn es darum geht sich zu verkaufen, dass die schlimmsten Fakten scheinbar nicht länger als Wirklichkeit erkannt werden. Da bleibt mir nur noch auf ein Wunder zu hoffen. Und Ihnen zu danken, dass Sie viele von uns ermutigen, sich entschieden den Unwahrheiten entgegenzustellen. Es braucht diese Gegenkraft als Erinnerung an die Einhaltung der informellen Regeln ohne die eine Demokratie nicht funktionieren kann.

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Die SVP hat ein grosses Problem…[weil ihr die inhalte abhanden kommen].

Nein, hat sie nicht. Weil die Inhalte austauschbar sind, und der Austausch der Inhalte eine Kunst ist, welche die SVP mittlerweile grandios beherrscht.

Mit Ihrer Analyse stimme ich überein, nur (leider) nicht mit der Einstiegs-Schlussfolgerung des Beitrags.

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In dem sich die SVP bei den Impfgegnern und bei der Landbevölkerung anbiedert, hofft sie bei den nächsten Wahlen zu punkten.

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Ich würde den Kuhglockenträgern nicht den Gefallen tun, ihre Selbstbezeichnung zu verwenden - und dann noch in der altertümelnden Schreibweise mit „y“. Wirkt wie Heideggers „Seyn“. Suggeriert eine tiefe Verankerung in der Innerschweizer Volksseele. Auf Deutsch schreibt man nach Duden „Treichel“. Weiter sollte hervorgehoben werden, dass die Kuhglockenträger unter einem Joch gehen. Vorschlag: „Unterjochte Kuhglockenträger“.

Weiter würde mich interessieren, welche Berufe sie ausüben. Ich wäre verwundert, wenn es darunter einen einzigen Bergbauern oder gar Wildheuer gäbe. Tippe auf Bürolisten.

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Wenn man mir vor 2 Jahren gesagt hätte, inn welcher Provinzposse wir die nächsten Jahre verbingen werden bezüglich aufgeklärter Bevölkerung, hätte ich es nicht geglaubt. Aber wenn sogar der Ueli als oberster Minister nach bald 2 Jahren Informationsfokus "Pandemie" sagen kann, er hätte nicht gewusst, für was die "Freiheitstrychler" stehen, zeichnet es in etwa den Rahmen, was für ein wissensfeindliches weltfremdes Bergvolk grosse Teile doch immer noch sind. (Ich bin selber aus kleinbäuerlichen Verhältnissen vom Lande, um gleich den Vorwurf von "Stadtelite" zu stoppen). Entweder, weil er es wirklich nicht wusste, was sehr beunruhigend ist, so einen an der Spitze zu haben. Oder weil er das sagen kann und damit rechnet, durchzukommen.
Wir werden aber vom Bergvolk direkt zur Dekadenz gelangen, wenn wir weiter den Staat und die funktionierenden politischen Institutionen so schwächen, wie wir es derzeit mit dem föderalistischen "Rumgeeiere" in Sachen Corona tun. Denn wir haben eine grosse Gruppe, eine Mischung aus wohlstandsverwöhnt, halbesoterisch, wissenschaftskritisch sich zu einer ernstgenommenen Kraft aufspielen lassen. Ich sehe das als Vorstufe zur Selbstdemontage eines Staates. Mit dem "Ueli" passend an der Spitze. (Ueli, Ueli, Ueli!)
Verwundert mich nicht, wenn man sich im Ausland gerade sehr wundert - schon wieder, nach der hohen Inzidenz seit Herbst 20 und den überdurchschnitllich vielen Toten über die Pandemie.

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Eine "Mischung aus wohlstandsverwöhnt(en) , halbesoterisch(en) , wissenschaftskritisch(en" Leuten - dem kann ich nur beipflichten. Und besonders interessant: getrychelt und "Diktatur" gerufen wird vorwiegend für Regionen, Branchen und Menschen, die am Subventionstropf ebendieser "Diktatur" hängen.

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Es ist Blochers 'immerwährender Wahlkampf' und für Erfolg an der Urne nimmt diese Partei auf nichts und niemanden Rücksicht. Dieser neue PR-Stunt passt bestens ins bereits aufgebaute Feindbild von links-grünen Städten und Diktatur: 'Jetzt will man uns neben einer eigenen Meinung auch noch das Trychlen verbieten'.

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Was veranlasst Sie anzunehmen, dass es ein bewusster PR-Gag von "Ueli" war? Oder gar ein vorher von Parteistrategen geplanter? Das wäre sehr riskant für die SVP gewesen. Und so schlau sind die Strategen schon, dass ihnen das bewusst ist. Funktioniert höchstens, wenn man damit rechnet, dass es die Medien schon 1 Woche später vergessen haben und die SVP-Getreuen aber nicht. Und es kann sogar die Partei spalten, es gibt viele die für die Linie des Bundesrats sind und auch für die Impfung.

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Ein großes Lob an Daniel Binswanger für die hervorragende Analyse.
Was Schellen-Ueli betrifft, müsste dieser in Deutschland spätestens nach diesem erbärmlichen Auftritt seinen Sessel räumen. Hätte Maurer noch einen Funken Anstand, täte er dies von sich aus. Mich überrascht nicht, dass Blocher das Ganze noch verteidigt; er kaut immer noch schwer an seiner Abwahl aus dem Bundesrat und da ist ihm jedes Störmanöver gegen den Bundesrat recht.

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Urs Fankhauser
Europäer
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Wir erleben nur den Ausbruch einer Konsenskrise, die schon Jahrzehnte vor sich hinmottet. Seit langem werden durch die SVP Kräfte, die links von ihr stehen, als Kryptokommunisten denunziert. Die Weichsinnigen haben immer brav gelächelt und mit dem Schwanz gewedelt, wenn sie durch ihre Bruderpartei so genannt wurden. Jede/r, der sich um ein vernünftiges Verhältnis zur EU bemüht, wird durch die Herrliberger als "unschweizerisch" exkommuniziert. Der EMS-Pate hat seine Politkarriere als Kämpfer für eine patriarchale Ordnung begonnen, diese Linie wird durchgezogen, aktuell mit der Ablehnung der Ehe für alle. SchweizerInnen mit Migrationshintergrund sind BürgerInnen zweiter Klasse, damit das niemand vergisst, wird es dem Publikum mit Treichelklängen in die Ohren gehämmert. StädterInnen liegen auf der faulen Haut und lassen sich von der senkrechten Landbevölkerung durchfüttern... OK, wenn all diese Provokationen nicht ausreichen, wird halt noch gesagt, die Schweiz sei eine Diktatur.
Seit dem Ende des Kalten Kriegs ist der schweizerische Minimalkonsens tot. Der "Ersatzkonsens" - die SVP machen zu lassen, so lange sie nicht gerade den Bürgerkrieg ausruft - war nie ein tauglicher Weg. Vielleicht wird das jetzt endlich klarer?

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Lieber Herr Fankhauser, so ganz klar scheint es noch nicht zu sein. Es ist jedenfalls bemerkenswert, wie sehr die Medien sich immer noch auf both-sidesism verpflichten. Und jetzt sind sogar die Impfgegner selber aufgesprungen. Die Massvoll-Kommunikation liest sich mittlerweile wie ein einziger Aufruf gegen die "Spaltung der Gesellschaft". Es sind Impffanatiker - gemäss Massvoll - welche die Gesellschaft spalten. Ich fürchte, antidemokratischen Radikalismus machen lassen als Königsweg der Demokratie - von dieser Verwirrung werden wir noch einiges sehen in der nächsten Zeit. Herzlich, DB

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Interessierter Leser und Beobachter
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Messerscharfe Analyse, die es auf den Punkt bringt. Chapeau!

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Der Preis wird hoch sein. Denn es ist ja seit Längerem nicht mehr zu übersehen, dass praktisch dieselben politischen Kräfte auch den vom Menschen verursachten Klimawandel verleugnen. Quasi als Ironie des Schicksals und vor allem in krassem Gegensatz zur Bezeichnung kümmern sich konservative Kräfte einen Dreck um die Erhaltung der Umwelt (conservare) bzw. um ein ökologische Gleichgewicht. Sie setzen dabei zunehmend auf «Regel­brüche und aggressives Anheizen der Polarisierung», eine absolut toxische Mischung im Hinblick auf die weitaus grössere politische Krise mit irreversiblen Konsequenzen für Lebensbedingungen global!

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Wenn BR Maurer so tut, es sei ja nichts dabei, dann ist er etwer unglaublich naiv oder er weiss ganz genau, welche Botschaft er damit senden wollte. Letzteres dürfte zutreffen. Meinungsfreiheit in Ehren. Er treibt jedoch ein gefährliches Spiel, eines Magistraten unwürdig.

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Unwürdig ist noch eine Untertreibung. Immerhin solidarisiert sich hier ein Mitglied der Landesregierung mit Kräften, die ebendiese Regierung als "Diktatur" bezeichnen.

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Ja, einverstanden. Für mich schwer verständlich. Egal ob rechts oder links oder wo auch immer. Wie wollen wir die Pandemie in Griff bekommen ohne eine hohe Impfquote? Zynisch finde die Diskussion um zu wenige Intensivbetten. Hätten wir 10'000 oder 100'000, würde man dann sagen, okay füllen wir die einfach. Glaubt jemand tatsächlich, ganz abgesehen von dem damit verbundenen Leid, so eine Pandemie in Griff zu kriegen? Das Argument, die Jungen wären eh nicht betroffen ist ebenfalls zynisch. Zudem gefährlich. Könnte durchaus sein, dass Covid so mutiert, dass es Junge und Kinder besonders befällt. Das ist nicht abwegig.

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Allgemeine Empörung in der Runde, ich wage eine Gegenthese...
Ist es nicht etwas einfach, alle Demonstranten zusammen mit Massnahmenkritikern, Impfgegnern, Bildungsbenachteiligten, Esoterikern, Rechtsextremen und Chaoten in einen Topf zu werfen? Mit dem Finger auf Andersdenkende zu zeigen, sie als gefährlich, demokratieschädigend etc. zu bezeichnen, ist ein antidemokratischer Akt per se. Eine Demokratie lebt von den Gegensätzen und von Auseiandersetzungen. Wenn dies nicht mehr möglich ist weil Andersdenkende als Unmenschen, gemeingefährlich und rechtsextrem betitelt werden, ist die Demokratie tot.
Es gibt gute Gründe, die Grundrechte der Verfassung zu verteidigen und kritisch zu sein, wenn diese so schnell aufgeweicht werden, wie das passiert ist. Es wäre von Vorteil, den Menschen anderer Meinung etwas genauer zuzuhören und nicht als willkommenes Feindbild zu sehen. Zu differenzieren wäre wichtig, sonst wird die Spaltung der Gesellschaft in Kauf genommen. Auswüchse gibt es hüben wie drüben. Ein Politiker, der fordert, dass Umgeimpfte nicht mehr im Spital behandelt werden sollen ist ebenso gefährlich für die Gesellschaft wie ein Demonstrant mit einem Molotov-Cocktail.
Der Bundesrat ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und es ist eine Tatsache, dass ein grosser Teil der Gesellschaft die Massnahmen nicht billigen, auch wenn sie eine Minderheit sind und es offenbar en vogue ist, sie zu verunglimpfen. So ist auch im Bundesrat eine andere Meinung als die vom Mainstream geforderten eine Tatsache und ist zu akzeptieren.

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Urs Fankhauser
Europäer
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· editiert

Warum jemand, der nicht massnahmenkritisch oder ImpfgegnerIn ist, an diesen Demonstrationen mitlaufen sollte, müssten Sie mir noch erklären. Gewiss sind diese Leute nicht auch noch gleichzeitig alle bildungsfernen, esoterisch, rechtsextrem etc. - aber eines davon doch sehr häufig. Ich erlebe die Situation so, dass die Impfgegner in den Medien sehr viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, als die Geimpften. Ausserdem sind bei uns vorwiegend impfbefürwortende PolitikerInnen unter Polizeischutz, nicht die Uelis. Das Zertifikat wird von Ungeimpften als aggressiver Akt wahrgenommen - dabei ist es doch so, dass wir es nicht benötigen würden, wenn 80% oder mehr der Erwachsenen geimpft wären.
Demokratieschädigend finde ich die "Diktatur!" - Parolen der Impfgegner, notabene währenddem sie uneingeschränkt gegen diese "Diktatur" demonstrieren und im November über das von Ihnen abgelehnte Covidgesetz abstimmen können. Ausserdem lese und höre ich viele Hassbotschaften von Impfgegner-innen. Wo erleben Sie Hass von Geimpften?

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Hass von Geimpften: In news-Kommentaren und sozialen Medien werden Skeptiker als Verbrecher dargestellt, verantwortlich für die Verbreitung des Virus und tausenden Toten, als Rechtsextreme usw. Das kann Ihnen nicht entgangen sein.
Man kann sehr wohl massnahmenkritisch sein und Impfungen befürworten, auch wenn das in den Medien anders rüber kommt.
Wenn von den Medien Demos so dargestellt werden, dass es alles schräge, extreme und Nazis sind, dass gibt man denen tatsächlich zu viel Aufmerksamkeit, weil sich das halt gut vermarkten lässt, so funktionieren die Medien. Viele Besonnene und gebildete, kritische Bürger bleiben im Hintergrund.
Ich gebe ihnen recht, dass das Wort Diktatur zu schnell verwendet wird, solange wir z.B. über das Covid-Gesetz noch abstimmen können. Es ist aber andererseits halt schon so, dass mit der massiven Angstkampage eine Stimmung erzeugt worden ist, wo viele Leute den Verstand abschalten oder ihre Meinung aus verschiedensten Gründen nicht äussern. Wenn so stark ins freie Leben eingegriffen wird, mit Massnahmen die sich im Nachhinein als ungerechtfertigt herausstellen und viele Menschen davon materiell geschädigt worden sind, dann muss man sich über einige starke Reaktionen nicht wundern.

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Lieber Herr M., ich muss Ihnen Recht geben: Die verfassungsmässig garantierten Rechte, der Pluralismus und die Meinungsfreiheit sind sehr hohe Güter. Um sie zu schützen muss man Minderheiten, die sie nicht respektieren, entgegentreten: Alle Massnahmen sind von der Regierung, vom Parlament und teilweise durch Volksabstimmungen legitimiert. Wer behauptet sie seien Ausdruck der Diktatur ist kein Freund der Demokratie, des Pluralismus und der Freiheit. Gegen diese Kräfte muss die Demokratie sich wehren. Dass der Bundesrat eine Spiegel der Gesellschaft sein und deshalb mit diskordanten Stimmen sprechen muss, ist eine originelle Interpretation der Kollegialität. Es entspricht nicht der Schweizer Regierungspraxis. Herzlich, DB

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„Ein Politiker, der fordert, dass Umgeimpfte nicht mehr im Spital behandelt werden sollen ist ebenso gefährlich für die Gesellschaft wie ein Demonstrant mit einem Molotov-Cocktail.“ Welcher Politiker hat das a priori gefordert? Ich glaube, es geht bei diesem Thema eher um die drohende Triage. Finden Sie denn, dass in so einer Situation Krebs und Herzinfarkt warten müssen, wenn ein:e Ungeimpfte:r in die Intensivpflege kommt?

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Die amerikanische, die Schweizer wie auch die britische Demokratie haben noch eine grosse Gemeinsamkeit, es braucht keine Mehrheit der Wählerstimmen um zu regieren und Wählerstimmen haben unterschiedlich viel Gewicht. Kann man nicht zurecht diskutieren, ob diese Länder überhaupt vollwertige Demokratien sind? Ist one man/woman - one vote nicht eine Grundvoraussetzung einer Demokratie, wie auch das es zu Regierungsmacht die Mehrheit der Wählerstimmen braucht und nicht wie in der Schweiz 40% (SVP/FDP) genügen um zu regieren oder wie bei Trump 48%. Hier liegt bereits das Grundproblem der aktuellen Gefahren in diesen Ländern. Organisationen wie SVP, UKIP, Tea Party, die klar Minderheit und damit Opposition sind, kommen dank diesem System zu grosser Macht und oft auch zu Regierungsgewalt.

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Eigentlich mag ich über die neuste Provokation von Daniel Binsanger nur gähnen. Ein Foto mit einem T-Shirt ohne provokativen Inhalt entfesselt eine Dynamik der Gewalttätigkeit! Zu so hohlen Phrasen ist die Republik schon abgesunken.
Ich denke, auch hier ist es schlimmer. Was noch vor kurzer Zeit ein journalistischer Neuanfang war, scheint jetzt der Ambition zu folgen, DAS Schweizer linke Hetzblatt zu werden.
Zum Glück gibt es noch andere Autoren in der Republik.

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Lieber Herr R.,
Wir alle haben manchmal ja einfach das Bedürfnis den Kropf zu lehren, manchmal auch sehr spät abendlich, aber erlauben Sie trotz allem ein paar Nachfragen:

  • Bestreiten Sie, dass Ueli Maurer regelmässig die Kollegialität verletzt?

  • Bestreiten Sie, dass es in der aktuellen Lage ein Problem darstellt, wenn ein Bundesrat ein T-Shirt von radikalen Impfgegnern überstreift?

  • Bestreiten Sie, dass die Freiheitstrychler immer wieder aufmarschiert sind an Demonstrationen, bei denen zum Sturm von Regierungsgebäuden aufgerufen wurde?

  • Halten Sie die Aussage von Bundesrat Maurer, er habe keine Ahnung gehabt, wofür die Freiheitstrychler stehen, für glaubwürdig?
    Wir haben uns ja auch epidemiologisch nie verstanden, aber doch immerhin noch Argumente austauschen können. Dass Sie nun zu Kraftausdrücken wir linkes Hetzblatt greifen müssen, überrascht mich ein bisschen. Auch verstehe ich nicht ganz, wie es kommt, dass es in einem linken Hetzblatt Autoren gibt, die sie offenbar weiterhin schätzen. Darf ich einen Vorschlag zur Güte machen, bevor die Emotionen ganz aus dem Ruder laufen? Sie könnten ja auch einfach darauf verzichten, mich zu lesen.
    Herzlich, DB

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Danke für die besonnene Antwort, Herr Binswanger. Wir haben beide auch bemerkt, dass in der zweiten Runde, im Forum der Ton viel sachlicher ist. Ich gehe der Reihe nach.

  • Das Schweizer Regierungskonzept, bei dem die politischen Kräfte des gesamten Spektrums in die Regierung eingebunden werden, ist einzigartig. Anders gesagt, kaum ein anderes Land der Welt glaubt, es könne bei ihm funktionieren. Das Einbinden auch oppositioneller Kräfte funktioniert bei uns u.a. dadurch, dass man den Regierungsmitgliedern erlaubt, in einem bestimmten Rahmen den Konsens frei zu interpretieren. Früher waren es SP-Bundesräte, die den Spagat zwischen Kollegialität und Abholen ihrer Basis ausführen mussten, regelmässig Schelte kassierten und ebenso regelmässig wurde der SP die Regierungsfähigkeit abgesprochen. Jetzt die SVP. Ich finde, Maurer hat diesen Spielraum massvoll, und meist auch im symbolischen Bereich (wie mit dem T-Shirt auch) genutzt. Wenn wir nicht zu einem System mit Koalition und Opposition übergehen wollen, müssen wir ein Minimum an Oppositionsgehabe im Regierungskollegium tolerieren. Wenn wir das nicht tun und den Austritt einer grösseren Partei aus der Regierungsverantwortung verfügen oder provozieren, erleben wir ein politisches Erdbeben und jahrelange Instabilität. Vielleicht ist es nötig und den Preis wert, ich weiss es nicht.

  • Sie sagen richtig: Die Freiheitstrychler haben an Demonstrationen ihre Opposition zu den Coronamassnahmen gezeigt. Das ist Schweizer Polittradition, vielleicht auch Politikfolklore. Dass an Demos auch noch andere Akteure gewalttätig mitmachen, weiss niemand besser als die SP.

  • Ob die Aussage glaubwürdig ist - ich wollte sagen nein, aber habe ehrlich gesagt erst beim Googeln für diesen Post gemerkt, dass es sich nicht um einen einmaligen Umzug von Maskenverweigern im schwyzerischen Einsiedeln handelte. Also vielleicht doch ja.

  • Ihre Kolumnen nicht mehr zu lesen, ich überlege es mir. Folgendes spricht dagegen: a) es gibt auch andere, die Ihnen und Herrn M. entgegenhalten, sogar in der Redaktion; noch ist Polen nicht verloren, und b) ich meine in diesem Beitrag den Begriff der Hetze nicht polemisch, sondern mir macht - als Linker - wirklich Angst, was hier an linker Gewaltsehnsucht und Intoleranz geschürt wird. Sie lesen den Diskussionsthread ja auch.
    Ich weiss nicht, was besser ist - Ihnen kein radikalisertes Forum für Brandreden zu überlassen oder die Republik sich an die unbedeutende Linksaussenlinie des Spektrums radikalisieren zu lassen.

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Ueli Anken
Netzwerker in Bildung und Sport
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Dreister geht immer. Wie, kriegen wir seit dreissig Jahren aus der Ecke dort vorexerziert. Und der Teppich, der rollt.

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Es ist neu und doch nicht. Es ist das alte Erfolgsrezept, als Blocher mit dem Wettern gegen die da oben in Bern die Partei gross machte und bei Ogi in Bern Freude herrschte. Heute heisst es Diktatur, während sich Kuprecht als Ständeratspräsident und Rickli als Covid-Verantwortliche um Normalität bemühen. "Verbote" und der Aufstand dagegen arbeiten Hand in Hand. Kollege Maurer ist im Bundesrat ein Re-Run von Kollege Blocher 2004-07, neu ist die Parallelität zum und das Vorbild des Trumpismus. Eins zu eins, auch wenn Blocher viel von Reagan gelernt hatte, der das Fundament für eben diesen Trumpismus legte.
Und wie in den USA finden sich auch hier nur Einzelne in der Führerpartei, die sich von diesem Kurs distanzieren und abwenden. Die Absplitterung der BDP war ein Rauswurf, die Neugründung der Not geschuldet und nicht beabsichtigt.

Fun Fact - Maurer kandidierte nur, weil "man den Besten nicht wollte" und schlug den damaligen Bauernverbands-Präsidenten Hansjörg Walter im dritten Wahlgang nur um eine einzige Stimme, weil dieser die ausgegebene Parteiparole befolgte und für Maurer stimmte.

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Man kann es auch kurz fassen: Ueli Maurer findet den Gebrauch des Gehirns lästig und hinderlich. Man hätte ihn deswegen schon nach seinen Präsidialreise absetzen müssen: Den Quatsch, den er in Warschau von sich gab und das Gestotter bei völliger Unkenntnis des Engliaschen bei CNN diskreditierten die Schweiz derart, dass man ihn wegen Verhöhnung der Eidgenossenschaft aus der Regierung hätte entfernen müssen.Die Milde, die ihm damals zuteil wurden, hat ihn nicht etwa gebessert, sondern in seinen Ausfällen nur noch munterer werden lassen. Und die FDP wird sich schützend vor ihn stellen:Schliesslich ist er ein Bürgerlicher, und zu denen muss man Sorge tragen - immer mehr.

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Ich frage mich warum ist das so? Der Corona-Disput ist nur symptomatisch für diese Entwicklung oder wirkt vielleicht sogar als Katalysator. Aber warum bewegt sich die (westliche) Gesellschaft immer mehr in diese Richtung und unterminiert ihre eigenen demokratischen Werte? Das hat ja schon lange vor Corona begonnen. Der Artikel erklärt die Vorfälle mit dem heutigen Zeitgeist. Aber warum hat sich dieser Zeitgeist erst entwickelt? Da greift der Artikel zu kurz.

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Fachperson
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Der Zeitgeist ist der Technik gefolgt.

Früher haben die Medien über die Verbreitung von Inhalten entschieden. Bekannt wurde, was die Prüfung durch Journalisten bestand.

Heute entscheiden die Sozialen Medien darüber. Bekannt wird, was Empörung, Hass und Abgrenzung fördert.

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Das tönt zwar gut, ist aber falsch, wenn man die Entwicklung etwas genauer studiert. Dann sieht man nämlich, dass diese Entwicklungen in den USA, wie auch hier, lange vor Social Media begonnen haben.

Dass sie Social Media effektiv nutzen, dass diese gute Unterstützung sind - sicherlich. Aber sie sind nicht der Auslöser, nicht die Wurzel allen Übels.

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Im Artikel geht es um den Vorfall mit Schellen-Ueli.

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Die Sache mit dem T-Shirt der Freiheitstrychler von Bundesrat Maurer ist ein bisschen komplizierter, so aber auch interessanter. Die Idee ist nicht neu, dass es sich um eine Dialektik handelt. In den 1960ern Jahren wurden Tabus gebrochen, vor allem sexuelle. In der Zwischenzeit wurde neue Tabus bzw. Regeln errichtet, z.B. zum Schutz von Minderheiten, Schwachen und Unterprivilegierten. So darf heutzutage niemand wegen seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden. Auf diese Regeln haben sich das liberale Establishment, zu dem auch das linke gehört, geeinigt. Wer gegen diese Regeln verstösst, begeht einen Tabubruch mit entsprechender Aufmersamkeitsgenerierung und genau das machen die neuen Rechten, es ist also eine Übernahme ehemaliger linker Aktionsformen - teils aus der Kunst entlehnt - und Medienstrategien. Trump als Punk quasi, dagegen ist Bundesrat Maurer noch harmlos.

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Lieber Herr Thommen, ich danke für Ihren Beitrag. Sie haben natürlich recht: Mindestens auf einer gewissen Ebene imitiert die neue Rechte die Provokationsstrategien der 68er. Sie kokettiert im Übrigen auch damit. Roger Köppel beispielsweise hat diese Nachfolge immer sehr explizit für sich in Anspruch genommen. Eine weitere Parallele: Die neue Rechte aspiriert auf kulturelle Hegemonie, eigentlich ja ein Konzept, das von Gramsci her kommt. Das zeigt einfach, dass der Wille zur Revolution die Seite gewechselt hat. Die neue Rechte steht in der Tradition der konservativen Revolution - nicht der 68er.
Und es gibt ja auch bedeutende Unterschiede: Die 68 standen damals wirklich ausserhalb der Institutionen und mussten erst den langen Marsch antreten. Die Neurechten repräsentieren das Establishment - allerdings in einer brutalisierten Form. Und schliesslich und endlich: Die 68er haben es nicht als ihre Aufgabe betrachtet, mit Kulturkämpfen für eine schmale Finanzoligarchie demokratische Mehrheiten zu beschaffen. Das ist ein entscheidender Unterschied. Herzlich, DB

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Ein interessanter Gedanke, "macht kaputt was Euch kaputt macht!" Unterschiedlich ist die Reaktion von Bürgertum, Politik und Polizei- und Militärapparat bei der Verfolgung der Rädelsführer*innen (und auch dem Fussvolk). Die war damals nicht "aus der Kunst entlehnt".

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Laurin
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Für mich ist heute der Tag gekommen wo ich mich ernsthaft Frage, ob ich mein Republik-Abo behalte oder nicht.
Dieser Artikel hat wirklich alles übertroffen, was ich von objektivem Journalismus erwarte. Nicht das es wirklich anderen gäbe ( :-( )aber ich hatte grosse Hoffnung in die Republik gesetzt.

In einem Artikel tatsächlich zu fordern, dass der Bundesrat die Bevölkerung überzeugen muss sich impfen zu lassen ist schon ein starkes Stück.
Über eine Demo zu berichten und die Schlagzeile von "20 minuten" zu übernehmen ebenfalls. Ich frage mich ob Sie an der Demo waren um beurteilen zu können ob das Bundeshaus fast gestürmt wurde, oder ob Sie einfach den Tweet vom Polizeicheff anstandslos in Ihre Objektiven Worte aufgenommen haben.

Als letztes Frage ich mich, warum die Situation in den Spitälern mit den Betten so prekär ist, jedoch seit Beginn der Pandemie ständig Betten abgebaut werden? Wir sollten definitiv einen Zuwachs an Betten sehen oder zumindest eine gleichbleibende Anzshl oder nicht?

Siehe: https://www.covid19.admin.ch/de/hosp-capacity/icu

Meine Erwartung an Jounalismus ist eine andere.

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Chefredaktion
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Hallo, anonymer Laurin, was hat Sie denn so aufgebracht?

– Eine Kolumne/Kommentar wie der vorliegende ist ein kommentierendes Format, also: faktenbasiert, aber nicht zwingend objektiv.
– Der Bundesrat respektive der Bund hat gemäss Epidemiengesetz die Aufgabe, übertragbare Krankheiten zu Erkennen, Überwachen, Verhüten und Bekämpfen und wenn möglich gegen übertragbare Krankheiten ein Impfprogramm aufzusetzen, ergo: möglichst viele zu überzeugen, sich impfen zu lassen (ohne Zwang). Dass die Regierung GGG-Zertifikate und kostenpflichtige Tests kombiniert, um die Impfquote zu erhöhen, kann man kritisieren. Ist das wirklich politisch schlau? Tatsache ist: es funktioniert.
– Verfügen Sie über andere Informationen zum Hergang der Demonstration am Donnerstag in Bern? Nach unserem Erkenntnisstand läuft alles frappierend ähnlich wie beim Capitol-Sturm in den USA – wenn im Vergleich alles auch (noch) deutlich weniger krass ausgeprägt: politische Feinde beschuldigen und gleichzeitig den Demonstranten Anerkennung signalisieren ("senkrechte Schweizer"). Den bisher interessantesten Überblick über die verschiedenen kursierenden Ideologien in diesem Spektrum der Gesellschaft haben unsere Reporter hier aufgeschlüsselt: «Wir befehlen Ihnen die sieben Bundesräte in Gefängnisse einzusperren».
– Das mit den Intensivbetten ist ein bisschen eine Scheindiskussion. Über die Gesundheitspolitik kann man diskutieren, auch über Auslastungsvorgaben, Um- und Abbauten von Infrastruktur etc. pp. und über das Pandemiemanagement sowieso, Tatsache bleibt jedoch: es fehlen nicht Betten, es fehlt Personal. Nicht nur, weil es sowieso schon zu wenig Pflegende hat, sondern auch, weil nach Verbandsangaben 15-20 Prozent auch noch den Job wegen Frust, Überlastung oder Krankheit an den Nagel gehängt haben seit Beginn der Pandemie (und das auch schon vorher in hoher Zahl taten).

Ich finde Ihre hohen Erwartungen an Journalismus sehr berechtigt.

Grüsse! CM

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Betreffend dem dritten Punkt, wenn ich mir die SRF Berichterstattung anschaue, dann sehe ich keine Treichsler am Zaun rütteln. Es ist die Rede von einer Radikalisierung der bürgerlichen Mitte, die durch mangelnde Kommunikation des GesamtBundesrats erklärt wird.
Ich befürworte persönlich die Zertifikatspflicht. Es ist mir aber auch bewusst, dass ich mit dieser Meinung einer Minderheit auf die Füsse trete, was natürlich eine gewisse Aggression auslöst. Diese Aggression jetzt allein Bundesrat Maurer in die Schuhe zu schieben ist viel zu kurz gegriffen, sorry.

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Danke für die sehr gute Herausarbeitung der Problematik und die Hinweise auf die systembedingte Fragilität unseres Polit-Betriebes.

Leider besteht ernsthafter Grund zur Sorge: Zuerst haben der SVP nahestehende Persönlichkeiten in der Wirtschaft das (bis dahin unschweizerische und wenig nachhaltige) Share-Holder-Denken durchgesetzt, nun werden von denselben Kreisen in der Politik urschweizerische Werte wie Anstand und Konsenswille mit Füssen getreten - mit unabsehbaren negativen Folgen für unser Land. Was soll im übrigen die absolut unselige und ebenfalls zutiefst unschweizerische Aufhetzung des Landes gegen die Städte?

Drehen wir doch den Spiess um handeln ebenfalls ausserhalb der bisherigen schweizerischen Normwerte: mittels einer ersten Volksinitiative soll der EMS-Konzern zerschlagen und mit einer zweiten alle der SVP angehörigen Milliardäre ausgebürgert werden. Vielleicht sehen dann gewisse Exponenten ihr fragwürdiges Tun im Spiegel.

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Treicheln, Trachten und Edelweisshemd sind Kurzformeln einer Schweizer Tradition, die Stadt und Land verbindet und auf die man stolz ist. Diese Bilder werden vereinnahmt, um verdrehte Inhalte zu präsentieren (z.B. CH = Diktatur). Damit wird verwischt, wie sehr diese verdrehten Botschaften das Gemeinwohl gefährden.

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Fragender
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"Damit wird verwischt, wie sehr diese verdrehten Botschaften das Gemeinwohl gefährden." Welches "Gemeinwohl" Frau L.?

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Lieber Herr V., da sehe ich mehrere Ebenen des Gemeinwohls betroffen. Zwei möchte ich hier erwähnen:
Erstens bedroht es unsere Gesundheit, wenn die eindämmenden Massnahmen wegen des Schlingerkurses von Leuten, die es eigentlich wissen würden, nur schleppend vorankommen.
Zweitens unterminiert es die demokratische Verständigung, auf der unser Schweizer Staatsgefüge zentral beruht, wenn im gesellschaftlichen Diskurs gelogen wird. Perfide wird es, wenn dem Ganzen dann noch das Mäntelchen von Symbolen dieser Gesellschaft umgehängt wird, die traditionell mit Lauterkeit verbunden sind. Natürlich ist das schon seit jeher gängige Praxis, um Fake-News erfolgreich zu machen. Umso wichtiger ist es aber, diese Strategien sichtbar und damit transparent zu machen.
Danke fürs Nachfragen! Herzliche Grüsse, M. L.

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Liebe Frau L., ich muss Herrn Z. bis zu einem gewissen grad recht geben. Trachten und Treicheln sind wohl tatsächlich wichtiger für die ländliche als für die städtische Schweiz. Aber natürlich haben Sie recht: Solange diese Brauchgut nicht politisch aufgeladen wird, was es nicht sollte, hat es eine identitätsstiftende und integrative Funktion. Und wenn man es politisch zu missbrauchen beginnt, wird sehr viel kaputtgemacht. Herzlich, DB

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Lieber Herr Binswanger, könnte es sein, dass Ihnen da Ihre Zürcher Perspektive in die Quere kommt ;-), was die Wichtigkeit solche Symbole "mehr für die ländliche als für die städtische Schweiz" angeht? In Luzern etwa gehören Treicheln (nicht unter dem Joch!) zur Tradition des alljährlichen Samichlaus-Auszugs aus der Hofkirche. Und zum 1. August kann von studierten Damen in leitender Funktion (garantiert nicht SVP-Sympathisantinnen) durchaus Festtagstracht getragen werden. Ich vermute, dass sich dies auch in Bern beobachten liesse ;-). Mein Punkt war aber tatsächlich der Missbrauch dieser Symbole, wie Sie richtig anmerken, den ich als gesellschaftlich unterminierend erachte. Herzlich ML

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Diese Traditionen verbinden Stadt und Land? Das ist mir ehrlich neu. Trycheln/treicheln ist ein Wort, das ich bis anhin noch nie im Leben gehört hatte und von dem ich immer noch nicht so genau weiss, was es eigentlich bedeutet. Trachten waren für mich bisher nur eine historische ländliche Tradition und das Edelweisshemd ein Symbol für SVPler...

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Lieber Herr Z., wenn Sie im Flughafen-Shuttle zurück zum Terminal gebracht werden, unter Alphorn-Klängen und Kuhglocken-Geläut, dann verdrehen Sie vielleicht die Augen, aber es wäre ein Beispiel für meine Aussage, dass solche Symbole (der teils erst mit dem Tourismus entstandenen Tradition ;-)) benutzt werden um "Swissness" zu transportieren. Treicheln, als weiteres Beispiel, werden übrigens beim jährlichen Samichlaus-Umzug in Luzern feierlich von Seite zu Seite geschwungen (nicht unter dem Joch ;-)) und geben ein festliches Gepräge. Ein Edelweisshemd hat meines Wissens mehr als eine Rucksacktourist:in auf Weltreise mitgetragen, um Strassenkonzertauftritte etwas lukrativer zu gestalten. Kurzum: Das mit dem Stadt-Land-Graben halte ich für aufgetischten Nonsens und ich ärgere mich über diese Vereinnahmung von Symbolen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich mit diesen Requisiten eine Assoziation nicht einfach von "senkrecht", sondern von "aufrecht" im Sinne von aufrichtig verbindet. Und das ist zum Einen für diese Hinten-herum-Kampagne von BR Maurer die falsche Assoziation. Aus meiner Sicht ist das kein Nebenstrang der Debatte, sondern es zeigt die Perfidie des Vorgehens.

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Fragender
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Wenn das Haus brennt und wir diskutieren über sentimentale Traditionen, hört bei mir jedes Verständnis für ein fiktionales "Gemeinwohl" auf. Dass meine Fragestellung auf so viel Ablehnung stösst, ist für mich die beste Erklärung für das ganze Desaster.

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Nun haben wir also auch unseren Trumpueli. Und wir erschrecken, wie rasch Gräben aufgehen, über die hinweg man sich nur noch schreiend verständigen kann, nachdem die Wasserwerfer die hochgehenden Emotionen gekühlt haben.
Was wir erleben, ist, dass sich unzählige Personen, die nach persönlicher Bewunderung gieren, eine Anspruchshaltung gegen die Allgemeinheit hegen, oft neidisch sind auf andere, und von der eigenen Wichtigkeit und Besonderheit überzeugt sind überall breit machen, wo es zwischenmenschlich hapert, dort exzessiv zum eigenen Vorteil manipulieren, blenden und täuschen, um durch Trennung ihre eigene Agenda durchzusetzen. Gelegenheiten dafür bietet unsere Gesellschaft aktuell in Hülle und Fülle. Denn wem kann man heutzutage noch wirklich trauen?
Versicherungen schauen auf ihren eigenen Profit, Journalisten auf Auflagen und Klickraten, Wissenschaftler leben von Zitierhäufigkeit ihrer Publikationen, Spitäler müssen rentieren, Schulen sich gegenseitig in Ratings übertrumpfen, Personal muss vor allem rennen etc. Eine Riesenbühne für Blender. Und dann werden vom BAG neue Massnahmen verhängt, die obwohl schon längst absehbar, so hektisch und kopflos bis in alle Verästelungen durchgedrückt werden, dass man sich fragt, ob es um Gesundheit geht oder um reinen Gehorsam. Das rüttelt an allem.
Aber worum geht es? Dass jeder einzelne Mensch Millionär werden, SUV fahren, für die Weihnachtsstrandferien nach Thailand fliegen kann und zum fünfzigsten Geburtstag zum Mond? Wohl eher um Leben auf diesem Planeten. Um das Zusammenleben in Vielfalt.
Vielleicht entdecken wir eines Tages unseren gemeinsamen Nenner. Dann können wir Regeln und Richtlinien so formulieren, dass sie uns nicht entmündigen, sondern einbinden in das gemeinsame Suchen nach passenden Handlungsmöglichkeiten. Abweichungen wird es immer geben, aber man kann ja Erkenntnisse auch teilen, ohne sie anderen um die Ohren zu hauen oder dafür primär Profit und Lorbeeren einzuheimsen.
Wir sollten dringend vertrauensvolle Beziehungen auf Augenhöhe aufbauen und üben: Bedingungslose Freundschaften, Anstellungsverhältnisse, die auch persönliche Krisen und Krankheit überdauern, wenigstens annähernd bedingungslose Deckung des Bedarfs aller, Vertrauensvorschuss statt Misstrauen und Kontrollen. In der christlichen Tradition heisst das Gottvertrauen und Menschvertrauen. Gegenseitiges Vertrauen ist ein Risiko, aber es nimmt solchen schillernden Figuren die Bühnen weg und holt sie auf den Boden.

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Man kann die Leute auch zu stark inszenieren. Sie wollen den Virus bagatellisieren. Als Geimpfter ist mir das eigentlich mittlerweile egal. Dann machen wir das doch so, es kommt die Gesellschaft auch günstiger.
Depriorisierung des Virus im Gesundheitswesen. Keine Kapazitäten mehr freihalten Falls ein Platz im Spital benötigt würde, hat's vielleicht eines oder nicht. Allenfalls hat's ein Bett im Gang, oder im Parkgeschoss. Vielleicht hat ein Freund oder Angehöriger Zeit zur Pflege, wenn nicht, nicht. Wenn's ein Problem gibt hat vielleicht jemand vom Personal kurz Zeit während einer Rauchpause.

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Märchentante*onkel
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Ob Schellen-Ueli nach seiner abenteuerlichen Eskapade den Chalandamarz-Umzug mit der ganz grossen Glocke anführen darf, sollten wir hier in Guarda vielleicht noch einmal überdenken.

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Liebe Frau C., vielen Dank, das ist jetzt endlich mal ein konstruktiver Vorschlag. Es löse sich alles in Folklore und Wohlgefallen! Und ja, mal etwas ausspannen im schönen Unterengadin, könnte unserem geforderten Magistraten nur gut tun. Herzlich, DB

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Am 25. September wird die Lokalgruppe Zürcher Unterland von STRIKE-for-FUTURE
in Bülach eine Klimademo organisieren. Diese ist bewilligt, sie wird laut, bunt, fröhlich und gewaltfrei sein - und in den Medien wohl kein grosses Echo auslösen.

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https://www.klima-streik.org/infos
Gehen die Uhren (und der Klimawandel) in Bülach langsamer? Denn bereits am
24. September steigt der globale Klimastreik - weltweit.

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Lieber Anonym
Ihre Replik verdeutlicht meinen Gedanken, resp. die Befürchtung, auf die ich hinweisen wollte: unter einer Verluderung der politischen Sitten wird nicht nur Undenkbares plötzlich denkbar, sondern sogar umsetzbar. Das macht die Sache so gefährlich und schlägt im eigenen Garten (d.h. betreffend der eigenen Interessen), aber auch beim Nachbarn (den Interessen Andersdenkender) zu. Die Wahrung einer politischen Minimalkultur und das Angehen gegen jedwelche Art von Populismus sollte daher ein Anliegen der Demokraten aller politischen Lager sein.

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Sehr guter Beitrag. Binswanger bringt es noch fertig, dass ich mein Abo verlängere (und war nicht unerheblich an dessen Entstehung beteiligt).

Ueli steht halt voll auf Trump und macht es ihm nach (good people etc.) Leider funktioniert der Zerstörungskurs der SVP in der gutmütigen Schweiz besser als in kritischen, wachen Umfeldern. Man achte auf Auftritte wie der von Reimann in der Arena. Exponenten wie er (Egger, Dettling etc.) bringen es fertig, innert drei Minuten drei konträre Meinungen zu vertreten. Hier wird keine Dialog geführt, wie sich die Sendungsmacher wünschen, sondern der Diskurs zu toxischem Feinstaub zermahlen.

Ich dachte immer, SchweizerInnen hätten Scharfmacher wie Mörgeli (abgewählt), Schausteller wie Köppel, Destruktivlinge wie Glarner usw. nicht allzu gerne.

Tja, offenbar ist es anders geworden. Warm anziehen, am besten mit Kugelweste.

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Habe hier einige heftige Kommentare gegen ungeimpfte gelesen, teilweise diskriminierend oft aber auch aus einer selbstherrlichen „ich habe mich impfen lassen und bin jetzt daher sooo solidarisch und allen ungeimpften gegenüber moralisch überlegen“ Haltung! Dies schürt Hass...!
Die Schweizer Corona Politik lässt wie immer wieder im Verlauf der Pandemie wichtige Aspekte ausser acht, reagiert anstatt agiert...! Das ist nicht der Fehler der ungeimpften!
Ist euch z.B bewusst, dass man nur mit positivem PCR Test als genesen gilt und dies nur für 6 Monate? Auch wenn danach noch Antikörper nachgewiesen werden können. Wenn kein PCR Test vorliegt, welcher die Infektion bestätigt, nützt auch der Antikörpernachweis nicht!

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Naturwissenschaftler
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Soweit ich das mitbekommen habe (Disclaimer: Ich bin nicht vom Fach), ist die immunologische Forschung noch nicht so weit, dass man im Fall von SARS-CoV-2 allein aufgrund des Antikörpertiters klare Prognosen darüber machen kann, wie gut jemand geschützt ist. Vielleicht wird das in Zukunft möglich sein, aber es kann auch sein, dass es immer (zu) unzuverlässig bleiben wird. Es kann sein, dass jemand ohne nachweisbare Antikörper trotzdem eine Infektion durchgemacht hat und geschützt ist, und umgekehrt jemand zwar Antikörper hat, aber doch nicht gut geschützt ist. Z.B. zeichnet sich meines Wissens bezüglich der Impfstoffe ab, dass zwar Antikörpertiter bei Geimpften nach einigen Monaten deutlich abnehmen, aber der Schutz vor schwerer Erkrankung auf hohem Niveau bleibt. Deshalb ist auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für Boosterimpfungen noch offen: Wenn man boostet, bloss weil die Antikörpertiter tief sind, obwohl der Schutz noch besteht, vergeudet man wertvolle Impfdosen, was angesichts der anhaltenden globalen Impfstoffknappheit problematisch ist. Boosten sollte man dann, wenn der Schutz deutlich nachlässt, und das kann im Prinzip, aber muss nicht, mit Antikörpertitern korrelieren.

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Ich bin auch nicht vom Fach. Aber sie schreiben es sehr gut, bei beiden Gruppen (geimpft und genesen) nimmt der Schutz vor einer Ansteckung ab, wie schnell usw. ist noch nicht abschliessend geklärt und wird auch abhängig sein vom jeweiligen Immunsystem. Aber bei einer ganzheitlichen Pandemie Strategie müssten doch alle Aspekte, die bekannt sind, berücksichtigt werden.
Zudem sprechen sie einen weiteren wichtigen Aspekt an; Weltweit warten Millionen Menschen sehnlichst auf einen Impfstoff, während wir Menschen zur Impfung nötigen.

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Selber schuld. Uelis Nachkommen dürfen stolz drauf sein, dass ihr Vorfahre der Loeli mit dem T-Shirt war.

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Urs Fankhauser
Europäer
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Will weg…..
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Dieses Land ist einfach unfassbar Rückständig. Und dann noch dieses seichte unfähige SRF - ein Graus.

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Wie wäre es zur Abwechslung und als neue Ausrichtung mit Liebe? Zuwendung, Nachfrage, Differenzierung? Herr Binswanger, ich traue Ihnen das zu! Es haben sich zu viele „eingeschossen“ auf radikale Aussagen. Es gibt kein einziges Wort für die Menschen, der sich aus guten Gründen nicht impfen lassen (können), und zu wenige, die über bewährte Alternativen Bescheid wissen und berichten. Es lohnt sich, dem nachzugehen.

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Theologe & Religionspädagoge
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Gibt es eigentlich unter den nach Freiheit rufenden Treichlern auch heimlich Geimpfte, die aus ganz anderen Gründen mitmarschieren als der Fryheits-Treichler-Mainstream? Quasi „queere Senkrechte“?

Würde man diesen mit umgekehrter Zertifikatskontrolle auf die Schliche kommen, oder sind die Treichler da tolerant?

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Ueli, Ueli -- Da gibt es doch aus alten Zeiten eine Kolumne von Constantin Seibt, wie der Ueli zu seinem Doppelnamen gekommen ist. Ob CS dazu etwas sagen/schreiben will?

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Lieber Herr Binswanger, liebe Redaktion,
Ich mache mir sorgen um die aktuellen gesellschaftlichen Polarisierungen. Eine Debatte kann in einer konstruktiven Form nicht in Extremen geführt werden. Zu oft werden Menschen pauschal in einen Topf geworfen und es wird der Anschein von zwei komplett gegensätzlichen Seiten konstruiert, die es so nicht wirklich gibt. Neben den Extremen gibt es viele unterschiedliche Gründe, weshalb sich Menschen impfen oder nicht impfen lassen, und Etikettierungen als "Impfverweigerer" oder vom anderen Lager her als "Corona-Iditoten" oder ähnliches helfen da nicht weiter. Aktuell scheint es mir, als würden in der öffentlichen Debatte vor allem die Stimmen gehört, die am lautesten schreien. Was ist mit all den anderen Stimmen? In meinem Umfeld befinden sich sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Menschen. Erstaunlicherweise unterscheiden sich ihre Meinungen oft nicht gross (schwanken eher zwischen "im Zweifelsfall impfen" und "im Zweifelsfall nicht impfen"). Ich wünsche mir mehr solche Stimmen, und einen Journalismus der Brücken baut, anstatt zur Polarisierung beizutragen, egal in welcher Position. Ein guter Artikel der in eine solche Richtung weist heute im Bund: «Wir müssen vom Gut-Böse-Schema wegkommen» (Interview mit Psychologie-Professor Johannes Ullrich): https://www.derbund.ch/wir-muessen-…3353569179
PS: damit ich hier nicht missverstanden werde: das heisst nicht, dass man nicht kritisch auf Grenzüberschreitungen wie die von Herr Maurer hinweisen soll und muss, natürlich muss man das. Es geht mir um das WIE, um die Wahl der Sprache, die im vorliegenden Artikel aus meiner Sicht mehr zur Polarisierung beiträgt, als etwas zu lösen.

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Chefredaktion
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Hallo Frau Friedrich, da gehe ich sehr mit Ihnen einig. Nicht zuletzt als Mittel gegen die allgemeine Gereiztheit haben wir soeben die dritte Staffel des Covid-19-Uhr-Newsletters gestartet. Die Ausgabe von heute Abend thematisiert genau dies. Darüber hinaus ist es so wie Sie am Schluss Ihres Dialogbeitrags antönen: Stete Grenzverletzungen sind auch politische Taktiken, die darauf abzielen, die Gesellschaft zu radikalisieren – das sind Themen, die Medien unbedingt und klar benennen müssen. Aber es ist natürlich eine Gratwanderung, weil die Reaktionen auf Grenzverletzungen Teil der Strategie sind. Ich kann dazu das Gespräch mit der Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl empfehlen.

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