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Spannend!
Es ist auffällig, wie oft Frauen auf erlittene sexuelle Gewalt mit Essstörungen reagieren. Wie wir in dem Moment, da wir so sehr verletzt wurden, beginnen, Krieg gegen den eigenen Körper zu führen. Bei der Anorexie, um sämtliche Empfindungen und Bedürfnisse abzutöten und die totale Kontrolle zu gewinnen, bei Esssucht, um uns einen Panzer zuzulegen. Aber beides funktioniert natürlich längerfristig überhaupt nicht.
Wie reagieren eigentlich Männer auf solche Erfahrungen?
Was mich auch immer wieder erschüttert ist das rasche und vernichtende Urteil über dicke Menschen. Dumm und undiszipliniert werden sie in den allermeisten Fällen gewertet. Dabei sagt das sehr viel mehr über die Urteilende, als die Verurteilte.

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„Wir leben in einer Zeit, in der Menschen allzu leicht zum Problem erklärt werden. Auch wenn sie nur anders sind.“

Trifft es auf den Punkt.
Unsere Gesellschaft ist eine der Normen geworden.
Fragt sich, warum. Denn könnten wir unsere Diversität leben, wäre vieles einfacher...

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Sehr interessanter Artikel, ich werde das Buch lesen. Beim Thema Übergewicht muss man auch immer wieder auf die Industrie-Food-Produkte mit dem Finger zeigen. Nur so als Beispiel: Niemand hat im Schweizer Fernsehen mehr Werbezeit als Ferrero mit ihrem Kinder-Milchnitten-Überraschungs- Counntry-Pingui-Bueno-Drecksmist. Nichts Anderes als Zucker und billigstes Fett.

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Beim Lesen dieses wichtigen Artikels fällt mir eine mögliche Parallele ein: Psychiatrische Diagnosen/Krankheiten (ohne Dicksein).
Das Stigma beim medizinischen Personal scheint auch hier die korrekte Behandlung zu beeinflussen. Eine Sehnenentzündung wird so plötzlich zum "Schmerzsymbol", sobald die diagnostizierende Person eine psychiatrische Diagnose (möglicherweise falsch, möglicherweise schon lange nicht mehr aktuell) in der Akte der betroffenen Person findet.
Es wird dann auf diese psychiatrische Diagnose fokussiert und das akute Problem in absurder Weise (siehe oben, Halsschmerzen und Dicksein) irgendwie ursächlich Verknüpft, à la: "wenn du diese psychiatrische Diagnose nicht (gehabt) hättest, hättest du jetzt auch keine Sehnenzentzündung."
Und ich bin überzeugt, dass Erfahrungen, in denen eine betroffene Person nicht richtig behaldelt wird/ sich schämt/ sich nicht ernst genommem fühlt/ das Vertrauen in die eigenen Symptome verliert, einen Rattenschwanz an unterschiedlichsten Problemen nach sich ziehen kann.
Wie es hier mit der Geschlechterverteilung aussieht lässt sich erahnen: Denken wir z.B. an die ehemalige Diagnose "Hysterie"...

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Wichtig finde ich das Wissen, dass man bei jedem Kontakt mit einer 'Gesundheitsfachperson' das Recht hat, zu erfragen, an wen etwaige Berichte inkl. Diagnosen geschickt werden, und eine Kopie zu verlangen. Dann hat man wenigstens eine gewisse Kontrolle darüber, was wohin weitergeht und kann z.B. beim Hausarzt Stellung nehmen zu einer psychiatrischen (Verdachts)Diagnose im Bericht vom Spital o.ä.
Dieses PatientInnenrecht ist allen BehandlerInnen wohl bekannt, und nach meiner Erfahrung wird dem entsprechenden Wunsch, den man nicht einmal begründen muss, in der Regel problemlos entsprochen. Es reicht, die Praxisassistentin um eine Kopie aller Berichte zu bitten. Das muss man vielleicht bei jeder Konsultation wiederholen, denn es geht oft wieder vergessen.
Grundsätzlich gilt: die ärztliche Schweigepflicht gilt auch gegenüber anderen ÄrztInnen und sonstigen Mitbehandlern. Streng genommen dürfen, ausser im Fall einer Lebensgefahr, keine Daten (d.h. auch keine Diagnosen!) ohne Einwilligung des/der Betroffenen weitergegeben werden. Viele ÄrztInnen lassen sich deshalb beim ersten Praxisbesuch schriftlich und pauschal zur Berichterstattung u.a. an ZuweiserInnen ermächtigen. Da lohnt es sich, auf dem Formular zusammen mit der Ermächtigung den Vermerk anzubringen, dass man von allem, was hinausgeht, eine Kopie möchte. Dafür dürfen keine Kosten verrechnet werden.

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Dicke Frau
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Es ist gut, gibt es einen Bestseller über "fatness" oder besser gesagt eigentlich "fat bias". Und wird darüber gesprochen. Ich habe das Buch nicht gelesen, den Artikel hingegen fand ich spannend.
Das Problem wenn man Halsschmerzen hat oder ein gebrochenes Bein und zur Ärztin oder zum Arzt geht und diese/r sich total auf das Gewicht fokussiert und einem quasi sagt, "wenn du Gewicht verlierst hast du auch keine Halsschmerzen mehr oder kein gebrochenes Bein mehr" ist der Gipfel der Absurdität, dem übergewichtige FRAUEN (viel seltener Männer!!) leider tagtäglich begegnen. Diese Respektlosigkeit ist es auch, wieso viele übergewichtige Frauen gar nicht mehr medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, selbst wenn sie es nötig hätten.

Hinzu kommt, dass "Frauenkrankheiten", also Krankheiten, die nur Frauen betreffen, allgemein sehr schlecht erforscht sind (in etwa genauso wie auch die Symptome von Herzinfarkten bei Frauen, welche sich stark von denjenigen von Männern unterscheiden, lange gänzlich unbekannt waren).
Insbesondere dick machende "Frauenkrankheiten" wie PCOS und Lipödem führen diese Liste von schlecht erforschten Krankheiten an. "Denn es sind ja nur dicke Frauen, die sind hässlich und selbst schuld, sollen sie weniger essen und weniger auf dem Sofa rumhängen" .... "sind ja keine richtigen Krankheiten".
Hier sieht man ganz klar eine Kaskade: Ein Mann geht zu einem Arzt oder einer Ärztin und er wird meistens ernst genommen egal ob dick oder dünn. Eine Frau geht zu einem Arzt/einer Ärztin sie wird nicht selten nicht ganz so ernst genommen, wenn sie etwas von Schmerzen erzählt, werden ihre Schmerzen nicht selten heruntergespielt. Jetzt wagt es aber eine DICKE FRAU zu einem Arzt oder einer Ärztin zu gehen (was für eine Frechheit!) und es ist tatsächlich eine Seltenheit wenn sie für ihr tatsächliches Leiden behandelt wird: "Sie sollten ein bisschen Gewicht abnehmen, dann haben Sie keine Grippe mehr".
Schlimmerweise und traurigerweise fängt diese Art von Diskriminierung manchmal sogar schon an wenn eine Frau nur ein paar Kilo Übergewicht hat, also bei Kleidergrösse 40/42, welche absolut normal ist. Bei Frauen, welche noch dicker sind, artet es teilweise ganz böse aus.
Und ich spreche hier offensichtlich nicht von normalem Ansprechen des Gewichts durch eine Ärztin/einen Arzt. Auch wenn das oft mehr als nur absolut überflüssig ist. In den allerseltensten Fällen haben Ärzte wirklich hilfreiche Hinweise diesbezüglich und jede Frau, die dick ist, weiss das auch und hat schon alles mögliche ausprobiert. Das sieht sieht sie nicht nur täglich im Spiegel, die Gesellschaft, die Kleiderindustrie, die ganze Welt lässt es sie ständig spüren, vergessen oder übersehen kann man das nicht.

Ich spreche hier davon, dass dicke Frauen nicht mehr als ganzheitliche Menschen wahrgenommen, sie werden total reduziert auf ihren Körperbau. Ein Objekt, dem auch jeglicher Intellekt, Fähigkeiten, Gefühle und vorallem eine eigene Meinung abgesprochen werden.

Dass Menschen und insbesondere Frauen in unserer Gesellschaft immer noch viel mehr über ihr Aussehen als über ihr Können, ihre Intelligenz und ihre Fähigkeiten definiert werden, ist eines der Grundprobleme unserer Gesellschaft! It's the mother of all issues!

Was mir dann auch nicht so gefällt, dass es nur ein Buch, mit einer Geschichte gibt: Jetzt denken alle Leser*innen, die ja eigentlich alle so offen sind, denn sie lesen ein Buch über einen dicken Menschen: ah ja man wird dick weil man psychische Probleme hat wegen einer Vergewaltigung zum Beispiel, man hat keine Kontrolle ist ein Binge Eater.

Nein, es gibt auch andere Ursachen für Übergewicht, es gibt sogar Krankheiten, welche dick machen (Ja, tatsächlich, das gibt es, auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können und arroganterweise denken das sei eine Ausrede!!). Obwohl die Person gesünder isst als Sie, ist sie übergewichtig und Sie sind es nicht. (Ja genau, Sie denken, Sie wüssten es besser).
Und egal warum, es geht Sie einen Schei** an wieso jemand dick oder wieso jemand dünn ist. Es hat absolut nichts mit Leistung zu tun.
Wie wertvoll, wie intelligent, wie gesund (!!) jemand ist, sieht man nicht an der Waage oder daran wie dünn/dick jemand ist.

Dicke Menschen, insbesondere dicke Frauen, ständig zu diskrimineren, ob im Alltag, in der Arztpraxis oder im Berufsleben - ihnen Faulheit, Dummheit, Disziplinlosigkeit und Fresssucht zu unterstellen und gleichzeitig Intelligenz, Wissen, Leistung und Fleiss abzuerkennen ("wieso sagt die dicke Frau hier was dazu, was weiss die denn, die hat ruhig zu sein und sich einzig für ihren Körper zu schämen") zeigt einfach was für ein Vorurteil behafteter ignoranter Mensch Sie sind!

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Was mir dann auch nicht gefällt, dass es nur ein Buch, mit einer Geschichte gibt: Jetzt denken alle Leser*innen, die ja eigentlich alle so offen sind, denn sie lesen ein Buch über einen dicken Menschen: ah ja man wird dick weil man psychische Probleme hat wegen einer Vergewaltigung zum Beispiel, man hat keine Kontrolle ist ein Binge Eater.

Da bin ich nicht sicher, ob das passiert. Ich denke, den meisten Leser*innen ist schon klar, dass es verschiedene Gründe für Übergewicht gibt.
Aber wie Sie schreiben: Es geht niemanden etwas an und niemand sollte so aufgrund seines Äusseren beurteilt werden.
Erfahrungsberichte wie die der Autorin oder auch jetzt in Ihrem Kommentar helfen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen.

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Dicke Frau
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Dass Menschen und insbesondere Frauen in unserer Gesellschaft immer noch viel mehr über ihr Aussehen als über ihr Können, ihre intelligenz und ihre Fähigkeiten definiert werden, ist eines der Grundprobleme unserer Gesellschaft! It's the mother of all issues!

Hier sprechen Sie einen sehr wichtigen Punkt an. Dass die Gesellschaft durch diese Diskriminierung auf soviel ungenutztes Potenzial verzichtet (bzw. es aktiv diskriminiert oder ausschliesst), ist eigentlich wahnsinnig. Wenn jede und jeder im eigenen Wesen, in der Diversität wertgeschätzt und sich wohlfühlen würde, hätten wir doch als Gemeinschaft viel mehr davon.

Ihr Kommentar und das Porträt der Autorin machen mich sehr nachdenklich.

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Worte können vielen Menschen dabei helfen, das Gefühl zu haben, dass sie auf der Welt sein dürfen.

Schöner (und einfacher) kann man wohl kaum in Worte fassen, was Psychotherapie über alle Methoden- und Schulstreitigkeiten, Zielformulierungen, Einzeltechniken, Effektstärken-Messungen, Qualitätskontrollen, Standardisierungsbemühungen, Leitlinien, Erfolgsmessungen, Verlaufsberichten, Taxpunkten und Taxpunktwerten hinaus ist und kann. Oder zumindest können sollte. Wenn man sie nicht zusammen mit ihren leidenden PatientInnen unter dem ganzen Blablablup erstickt.

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Das Blablablup ist ein Problem – das die langfristige Wirkung von Therapien selten überprüft wird aber auch. Es braucht keine Bürokratie, Feedback für Therapeuten ist dennoch sehr wichtig.

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Ja klar, Herr A., ist Feedback wichtig. Die Frage ist nur: wie bekommen?
Ich habe verschiedenes miterlebt: angelehnt an die Erwachsenenbildung bspw. die Befragung per Fragebogen durch die behandelnde Institution bei Therapieabschluss und nach einem und zwei Jahren: Rücklauf miserabel, Objektivität im wissenschaftlichen Sinn gleich null, da Befrager zugleich Thema der Befragung. Aussagekraft: mehr als begrenzt.
Fazit: gutgemeinter Versuch, aber schwergewichtig Papier für den Schredder produziert, ein Teil der (eh schon knappen) Therapiezeit im institutionellen Setting verbraten, um Patient_innen zu erklären, was Sinn der Befragungen ist und wie es um den Datenschutz steht (was psychiatrisch/psychotherapeutische Patient_innen im Unterschied zu der Befragung selber häufig und berechtigterweise interessiert). Aufwand mittel, Finanzierung durch die Institution, i.e. durch öffentliche Gelder. Kann/soll das (teilweise) Sinn einer Behandlung sein?
Alternative: belastbarere Resultate durch externe, von der Therapiedurchführung unabhängige (Nach)Befrager_innen. Problem: deren Finanzierung. Das letzte mir bekannte Beispiel ist die 'Praxisstudie Ambulante Psychotherapie Schweiz PAP-S', durchgeführt unter dem Patronat der Schweizer Charta für Psychotherapie von der HAP Zürich in Zusammenarbeit mit dem Klinikum der Uni Köln. Schwerpunkt waren eher Unterschiede der verschiedenen Therapierichtungen und weniger einzelne TherapeutInnen. Studiendauer insgesamt 7 Jahre, Kosten ca. 1.7 Mio.
Finanzierung teilweise durch den Nationalfonds, knapp die Hälfte musste von den teilnehmenden Instituten aufgebracht werden. Zeitaufwand für die teilnehmenden Therapeut_innen wie Patient_innen: erheblich. Nähere Angaben zu Versuchsaufbau und -durchführung und den damit verbundenen Aufwand: s. hier oder hier.

Das relevanteste Feed-Back bekommen TherapeutInnen immer noch in laufenden Therapien und bei deren Abschluss. Eine externe Nachbefragung in zeitlichem Abstand fände auch ich wünschenswert, aber wie ausgeführt: um Sinn zu machen, muss so etwas einigermassen seriös und von unabhängigen Befrager_innen durchgeführt werden. Und wer bezahlt die?
Ich denke, die meisten meiner Berufskolleg_innen würden sich für dieses Geld genauso wie ich selber lieber direkt um notleidende Menschen kümmern, statt Papiere für den Papierkorb zu produzieren. Schliesslich verpflichten sich Psychotherapeut_innen (ärztliche wie psychologische) nach Abschluss der eigentlichen Therapieausbildung qua Berufsverbände schon seit Jahren zu einem gerüttelten Mass an Weiterbildung: 80 Stunden/Jahr, d.h. 10 volle Arbeitstage sind vorgeschrieben, wovon ein guter Teil der Reflexion der eigenen Arbeit in Qualitätszirkeln, Super- und/oder Intervisionen geschuldet ist. Welcher andere Berufsstand verlangt auch noch nach langjähriger Berufstätigkeit ein gleiches Mass an Qualitätssicherung? Irgendwann ist einfach auch einmal genug mit diesem endlosen Blablablup.

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Zugegeben ein Nebenschauplatz, aber aus meiner Sicht eben auch wichtig:

Roxane Gay ist eine der wichtigsten feministischen Stimmen.

Wieso muss sie eine der wichtigsten sein, wieso reicht es nicht, wenn sie einfach wichtig ist?
Denn das ist sie ohne Frage.

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Nachtrag zu meinem obigen Post: wichtig finde ich am Feminismus vor allem, dass er alert macht und sensibel auch für andere Formen der Benachteilung und Ausgrenzung all dessen, was nicht der 'Norm' entspricht. (Obwohl die 'Norm' statistisch gesehen eigentlich weiblich wäre, sind Frauen weltweit wie in der Schweiz im Erwachsenenalter doch leicht in der Überzahl.)
Leistet er das nicht, ist er aus meiner Sicht tatsächlich nichts als eine weitere 'Ideologie', die man ruhig rauchen kann.

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