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Wie alle Artikel von Herr Binswanger ist auch dieser hervorragend und bringt es mal wieder auf den Punkt! Vielleicht sollten wir alle lernen zusammen zu stehen und auf die Strasse gehen zusammen mit den Klimademonstranten!

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Liebe Frau L.
Ich schlage vor, dass Sie im zweiten Satz Ihres Beitrags das Wörtchen "vielleicht" streichen. Einer der Vorteile unserer liberalen Demokratie gegenüber den autoritären Regimes ist unsere Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Damit hat es die Zivilgesellschaft in der Hand, Verantwortung zu übernehmen. Wir dürfen nicht alles der Regierung überlassen, auch wenn wir sie selbst gewählt haben. Unser Rechtsstaat geht sogar so weit, dass er unter gewissen Voraussetzungen gewaltfreie Formen des zivilen Ungehorsams zulässt. Also: Stehen wir zusammen und schliessen uns der Klimabewegung an!

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Kann das nur verstärken! Für bessrer Politik abstimmen und hoffen aber auch Druck auf sie durch eigenes Handeln erhöhen!!

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«Stellt euch vor, ein Virus taucht auf, das so tödlich ist wie das HI-Virus, aber durch Tröpfchen übertragen wird» habe ich in den 80er-Jahren meinen Oberstufenschülerinnen zum Bedenken gegeben. Und: «Diese Wahrscheinlichkeit ist grösser als ein atomarer Luftkrieg, trotzdem bauen wir flächendeckend Luftschutzkeller mit Schleusen gegen die atomare Verstrahlung, haben aber keine Strategie gegen drohende Viren-Seuchen.»
Bald werden wir die nächste Generation unserer veralteten, nie gebrauchten Kampfjets ersetzen. Genauso wie beim Luftschutzbunkergeschäft greifen hier die Argumente «Geschäft», «Gegengeschäft», «drohender Verlust von Arbeitsplätzen». Das genügt, man muss da nicht einmal explizit den «Schutz der Bevölkerung» bemühen.
In Sachen Vorbereitung auf Seuchen stecken wir aber im vorletzten Jahrhundert mit keiner Aussicht auf Besserung, denn da greifen die marktwirtschaftlichen Argumente nicht, und «Schutz der Bevölkerung» ist ein untergeordnetes Argument, da sprechen Todeszahlen momentan Bände. Da sprechen wir lieber von «Zeiten, wenn alles wieder so ist wie vorher», «wenn die Durchimpfung ihre Wirkung zeigt», «wenn Fussballspiele endlich wieder in vollen Stadien ausgetragen werden können». Nicht aber von «nach der Pandemie ist vor der Pandemie».
Vorsichtig formulierte Verhaltensweisen für die kommenden Jahre:
Wir werden uns daran gewöhnen müssen in den Wintermonaten Masken zu tragen, in Geschäften, im Bus/Zug und in belebten Einkaufsstrassen.
Abstand halten in Geschäften mit beschränkten Einlasszahlen wird Standard.
Distanzhalten, nur die Nächsten umarmen wird zur Gewohnheit werden.
Ähnlich unserem «Feueralarmsystem» werden wir ein «Virenbekämpfungssystem» etablieren müssen, das exakt einzuhaltende Regeln enthält, was zu tun ist, wenn ein unbekanntes und gefährlich einzustufendes Virus auftaucht.
Und: Wir werden wieder lernen müssen auf die Fachleute zu hören und den interessengebundenen Politikern auf die Finger zu schauen!
Nur so werden wir wieder unbeschwerte Sommermonate geniessen können.
Vielleicht gelingt es uns sogar, für diese Herausforderung asiatische Länder als Vorbild zu nehmen. Ich denke, das Belächeln von maskentragenden östlichen Touristen ist uns bereits gehörig vergangen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Rein auf Seuchen bezogen, bin ich mit allem einverstanden, was sie schreiben.
Nur haben wir noch andere Probleme zu bewältigen, welche ebenso dringend sind, und die genauso wenig mit neuen Kampfjets zu bekämpfen sind.
Ich erinnere an die drohende Klimakrise und die Tatsache, dass bald einmal alles auf dieser Welt einer handvoll Leuten gehört, welche mit ihrem Besitz schalten und walten können wie es ihnen grad so passt, und die an der Schwelle stehen den Nationalstaaten das Gewaltmonopol durch Privatarmeen streitig zu machen.
Dies droht weitaus mehr als einen unbeschwerten Sommer zu gefährden, es droht die Lebensgrundlage einer grossen Mehrheit der Menschen nachhaltig zu zerstören.

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"Virus auftaucht" schreiben Sie. Im behördlichen Diskurs stört mich, dass unsere sanitären Verantwortlichen dem Virus Eigenschaften unterschieben, die es meines Wissens nicht hat, nicht haben KANN: z.B. Fortbewegungsorgane (es "zirkuliert", es "breitet sich aus", es "nimmt überhand", etc.), ja das arme Ding hat nicht einmal Energie und kein Organ für Energiegewinnung, -Produktion, ja es ist so armselig, dass all das von uns* geliefert werden muss, was um so eher geschieht, als wir das Virus behördlich, also kollektiv, verkennen.

  • "uns" meint Lebewesen, die über diese Eigenschaften verfügen, also wahrscheinlich alle Vielzeller. Wir holten das Virus aus einer anderen Biosphäre in unsere, nun haben wir es. Wir können unsere Biosphäre anthropozentrisch weiter ausdehnen und, wie Sie richtig sagen, andere Viren uns einverleiben, warum eigentlich nicht.....

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Advocatus diaboli
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Was für düstere Aussichten, die einen nur sprachlos zurücklassen. Argumentativ gibt es da leider wenig entgegenzusetzen.

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"Das sind die Fragen, die sich nun stellen. Die Antwort liegt in unserer Hand. Zu überzogenem Optimismus besteht kein Anlass."
Doch: antworten!

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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Eine Antwort sollte sein: Entscheidungen, die viele andere betreffen dürfen, wir nicht nach Gefühl treffen. Wir müssen das Ziel definieren und rational handeln. Wie im Artikel gesagt, ist den Klimawandel zu begrenzen derzeit sicher ein sehr wichtiges Ziel und diese Initiative umzusetzen halte ich weiterhin für die beste Lösung.

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Wir müssen uns wohl oder übel damit auseinandersetzen das wir in einer Kapital- und Machtinteressen geriebenen Demokrstie leben. Das Leben namenloser Bürger wird gegen Geldinteressen abgewogen. So selbstverständlich die Politiker dieser Welt auf die Verfassung ihren Eid leisten bei ihrer Einsetzung, scheint es doch einer gehörigen kognitiven Dissonanz zu bedürfen, dann in der Ausübung ihrer Ämter, reine Klientelpomitik zu betreiben. Wofür stehen unsere Regierung(en) ein? Welche Grundwerte vertreten sie? Polarisiert: Geld oder Leben?
Wir benötigen wohl ein System, dass jeden politischen Entscheid an den gesetzlich verankerten Grundsätzen misst, nicht an kurzfristigen politischen Situationen. Haben unsere Bundesräte und Regierungsräte in Hinblick auf den Schutz der Bevölkerung besonnen, konsequent und verantwortungsvoll gehandelt? Haben die Politiker aller Kammern sie ausreichend gestärkt bei der Erfüllung des Verfassungsauftrages? Welche Politiker haben dabei nur die Partikularinteressen ihrer Klientel im Auge gehabt und Obstruktion betrieben?
Wäre es nicht sinnvoll eine 'Smartvote' Erweiterung zu haben, welche die Konformität und Performance der jeweiligen Exponenten zeigt?
Man darf ja manchmal etwas phantasieren. Oder?

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Zuerst einmal: Ein gutes neues Jahr! Das muss sein, sonst nehmen wir uns etwas zu wichtig. Die Jahre werden weiterhin kommen und gehen....
Ich denke tatsächlich, die Pandemie sitzt hierzulande nun "tiefer in den Knochen", als noch vor wenigen Wochen. Ich habe mich gestern nach einer Woche Selbstquarantäne zu meiner alten Mutter begeben. Bahnhof Bern und Züge waren fast leer, alles ruhig in der Stadt, das hab ich noch nie gesehen seit dem Lockdown im letzten Frühjahr. Natürlich hat es auch mit den geschlossenen Geschäften zu tun, aber auch in den Skigebieten scheinen die Leute zurückhaltend zu sein. Vielen Menschen reicht es langsam und sie wissen nach diesem langen 2020 nun aus Erfahrung, dass es noch lange so weitergehen kann, wenn nicht die Zahlen deutlich runtergehen. Tatsächlich schient der Leidensdruck nun recht gross und der ist das Einzige, was Menschen in grosser Zahl zum Handeln bringt, oder eben zum Nicht handeln. Zu präventiver Einsicht sind nur ein kleiner Teil fähig und nur ein Teil willens. Erst wenn die Mehrheit "mit eigenen Augen" sehen kann, dass etwas funktioniert oder eben nicht, und dies mehrmals, macht sie mit. Das hat positive Seiten und halt auch negative, es dauert immer lange.
Die Konsequenzen für das gesellschaftliche Handeln werden auch im grössten Problem der Gegenwart, der Klimakrise, zu spüren sein, aber wohl eher im "einstelligen Prozentbereich". Raschere Durchbrüche, weniger Widerstand.
Bezüglich Ungleichheit und Pandemie bin ich noch vorsichtig mit einer Meinungsbildung: Gemäss dem Historiker Walter Scheidel zeichnen sich durch die Menschheitsgeschichte stets die gleichen "vier apokalyptischen Reiter" für eine Reduktion von Ungleichheit aus, eine davon sind Seuchen. Seine Argumentationslinie ist für mich ziemlich überzeugend und es ist noch nicht genug Zeit vergangen, um zu schliessen, dies laufe in der Gegenwart völlig anders, obschon sich Geschichte eben nie gleich wiederholt. Es kann sein, dass die grossen Vermögen tatsächlich noch massgeblich an die Kasse gebeten werden, auch zur Linderung der Staatsaugaben während der langen Pandemiezeit. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass die in der neoliberalen Phase gesenkten Steuerregimes korrigiert werden, und dies durchaus auf demokratischem Weg.

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Nur noch Binswangerjünger lesen diese Kolumne, was man an den 👍 ablesen kann. Diese Gruppe ist derart dominant und penetrant mit ihren Ansichten, dass ich schlicht überhaupt keine Lust mehr habe gegen dieses sektiererische Gehabe anzukämpfen. Schade ist die Republik unfähig im Editorial auch andere Ansichten zu zu publizieren. Beruhigend ist, dass lediglich einige Promille der Leserschaft sich an der Diskussion beteiligen.

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Nur noch Binswangerjünger lesen diese Kolumne, was man an den 👍 ablesen kann.

Ich denke, das grosse Befürworten von Binswangers Kolumnen rührt daher, dass viele ähnlich denken wie er. Ab der inkompetenten Reaktion unserer Regierung können sich die Meisten nur noch an den Kopf langen - und Binswanger drückt dieses Gefühl prägnant und schonungslos in seinen Texten aus.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·
· editiert

Ups, falsche Einrückung 🙄

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Lieber Herr Reichel, es ist tatsächlich so, dass die Kolumne heute ungewöhnlich viel Zuspruch erhält. An anderen Samstagen verläuft die Diskussion durchaus kontroverser. Mich freut es natürlich, wenn ich auf grosse Zustimmung stosse, aber natürlich ist es besser für den Dialog, wenn auch widersprochen wird. Wie Simon Reber vermute ich, das liegt hauptsächlich daran, dass ich mich auf Kritikpunkte beschränkt habe, die eine relativ breite Zustimmung finden - und wohl auch daran, dass ich es mir relativ einfach gemacht und darauf verzichtet habe, konkrete Vorschläge zur besseren Gestaltung der Post-Corona-Zeit zu machen. Das ist ja in mehreren Kommentaren völlig berechtigterweise vermerkt worden. Ich würde mich über Ihre Gegenrede freuen - aber dazu müssten Sie auch explizit machen, woran genau Sie sich stossen. Herzlich, DB

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" ----------------------- dass ich es mir relativ einfach gemacht und darauf verzichtet habe, konkrete Vorschläge zur besseren Gestaltung der Post-Corona-Zeit zu machen."

Ihre Kritiken waren immer sehr konstruktiv, Vorschläge zur besseren Gestaltung waren implizit und evident.

Für mich sind alle Ihre Kolumnen äusserst wertvoll. Ich danke Ihnen herzlich.

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Ich wäre da heute etwas konzilianter: Obwohl immer noch aus enger und ziemlich perspektiveloser Position und Stossrichtung, ist doch die Analyse ein bisschen weiter ausgelegt; und wenn ich die leicht hoch gezogene Nase und den winkenden Mahn-/Drohfinger übersehe, finde ich die heutige Kolumne (mit Einschränkungen, die von anderen schon präziser formuliert wurden) doch ziemlich interessant - ohne insgesamt einverstanden sein zu müssen.
Das zeigt sich auch in einer überraschend breiten und fundierten Debatte, für die ich mich ausdrücklich bedanken möchte !

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Lieber Herr Reichel
Statt "gegen dieses sektiererische Gehabe anzukämpfen", die Sache mal von einer anderen Seite anschauen, zum Beispiel so:

Das Virus und der Mensch
Kürzlich weckte ein Freund mit dem folgenden Vergleich mein Interesse: Wenn man ein Virus zur Grösse eines Menschen aufblasen würde und den Menschen wiederum im gleichen Massstab vergrösserte, hätte dieser das gleiche Volumen wie die Erdkugel. Nicht nur gibt uns dieses Beispiel eine Vorstellung von der unfassbaren Kleinheit dieser Dinger, es regt auch meine Fantasie an, den Faden weiterzuspinnen: Wenn die Aussage meines Freundes stimmt, und ich sehe keinen Grund, ihm nicht zu glauben, dann könnte man doch sagen: Vor etwa einer Million Jahren, für den Kosmos also vor einem Wimpernschlag, wurde der Planet Erde, ein Staubkorn in der Milchstrasse, vom Virus Mensch befallen. Das war über lange Zeit (lang für uns Menschen) überhaupt kein Problem, ich behaupte sogar, der Planet bemerkte rein gar nichts davon, dass einige dieser unfassbar kleinen Dinger auf seiner Oberfläche umherkraxelten, sich grossartig vorkamen, wacker vermehrten und im Laufe der Zeit auf die Idee kamen, diese Herrlichkeit, die sie Paradies nannten, der Schöpferkraft eines unvorstellbar mächtigen und ebenso unvorstellbar gütigen Geistes zuzuschreiben, dem sie viele Namen gaben, und sie beschlossen, sich selber als Krone dieser Schöpfung zu sehen und damit ein für allemal festzuhalten, sie seien klüger als alle anderen Tiere, von den Pflanzen schon gar nicht zu reden.

In der Tat entwickelten die Menschen eine bewundernswerte Fähigkeit, Dinge zu erfinden und zu entwickeln. Auch ich bin zutiefst dankbar für viele dieser Segnungen und sehne mich keineswegs nach einem Leben als Jäger und Sammler. Und doch ist irgend etwas schief gelaufen. Ich orte den Ursprung dazu in der Erfindung des Privateigentums, die zur Folge hatte, dass die Menschen das grossartige Potential, das ihnen zur Bewältigung der Herausforderungen aller Art zur Verfügung stand und steht, zunehmend auf den eigenen Vorteil fokussierten und damit Ungleichheiten schafften, die in einem umfassenden Sinn die Gesellschaft krank machen.

Die Intelligenz der Viren ist noch viel zu wenig erforscht. Immerhin ist bekannt, dass es solche gibt, die ihren Wirt, ohne den sie ja nicht existieren können, nicht zu Tode bringen. Ob auch der Mensch zu dieser Leistung fähig ist, wird sich weisen. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden zeigen, ob wir das Gebot der Stunde erkennen: Unserem Wirt, ohne den wir nicht leben können, also dem Planeten Erde, gilt es Sorge zu tragen. – Vielleicht ist es kein Zufall, dass ausgerechnet mein Land, die Schweiz, das in der Anhäufung von materiellem Wohlstand Weltmeister ist, allergrösste Probleme im Umgang mit dem Coronavirus hat und sich diesbezüglich in ungewohnter Nachbarschaft mit Staaten wie Afghanistan befindet.

Nach Dürrenmatt, geboren vor exakt hundert Jahren, ist eine Geschichte erst zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Der Geschichte der Menschheit ist die Möglichkeit eingeschrieben, deren Verlauf mitzubestimmen, durch Dich und mich.

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Sie schreiben: Ansichten. "Ansichten reden drum herum" schrieb einst G. Benn (Gedicht "Chopin"). Ich meine, Tote (über eine Million), Kranke, Menschen mit Schäden über Monate nach der Infektion hinweg, die an Stöcken wieder laufen lernen müssen, auch Ungleichheiten als Risikofaktor, etc. sind keine "Ansichten", sondern objektiv Ausgangspunkte für Kolumnen.
Negation ist der erste biologisch sinnvolle Überlebens-Reflex, er hilft dem Opfer, seinen Körper in Sicherheit zu bringen. Aber nur als Reflex und nicht als heilende Grundhaltung. Das erhellt, warum Boten schlechter Nachrichten umgebracht wurden und werden. Wir müssen aber eingestehen, dass es auch "schlechte" Tatsachen gibt und uns ihnen stellen. Ich meine auch, dass Dinge und Geschehnisse sachlich ohne uns existieren, in diesem Sinn "Lust" kein Wahrheitskriterium ist. Mit freundlichen Grüssen.

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(durch User zurückgezogen)
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ich nehme an, mit anderen Ansichten meinen sie eigentlich andere Themen. Weil, dass unsere Regierung(en) die Pandemie eher nicht so gut Verwalten, ist, glaube ich, von links bis rechts unbestritten

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Die liberale, marktwirtschaftlich und demokratisch definierte Gesellschaft besteht aus Millionen von kurzfristigen Eigeninteressen. Die Summe dieser Eigeninteressen kondensiert sich in den politischen Vertretungen in Parlamenten und Regierungen.
Diese Vertretungen müssen alle 4 Jahre wieder gewählt werden. Dafür brauchen sie Geld um eine Wahlkampagne zu finanzieren, dieses Geld stammt grossteils aus der Wirtschaft, welche ihre eigenen, kurzfristigen Eigeninteressen hat. Wer die kurzfristigen Eigeninteressen von Wählern und Geldgebern vernachlässigt wird nicht mehr gewählt.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass die Regierungsapparate für längerfristige Entscheidungen, welche den kurzfristigen Eigeninteressen der Mehrheit zuwiderlaufen, nicht geeignet sind. Nur eine unmittelbare Bedrohung von Leib und Leben kann diese anonym formulierten Eigeninteressen vorübergehend zurückbinden.
Mit dieser Konstruktion haben wir jede soziale Kontrolle wie Anstand, Zurückhaltung, Verantwortung und Weitsicht ausgehebelt.

Wir bräuchten ein Gremium, vielleicht eine dritte Parlamentskammer mit Vetomacht, mit ausgelosten Mitgliedern für etwa 10 Jahre. Diese sollten aber demokratisch von einer deutlichen Mehrheit wieder abgewählt werden können, wenn sie sich daneben benehmen. So könnte man die unglückliche Verknüpfung von politischer Verantwortung und Partikularinteressen aufbrechen.
Die Mitglieder dieses Gremiums müssten finanziell unabhängig sein und dürften keinen anderen bezahlten Tätigkeiten nachgehen. Ein Berufsparlament auf Zeit eben. Man müsste auch noch festlegen, ob gelost wird bis sich jemand findet der das Amt übernimmt, oder ob es Pflicht ist dieses anzunehmen, wie die Wehrpflicht heute.

Ein solches System würde aber die Macht der kleinen Kantone und der grossen Konzerne empfindlich beschneiden. Und gegen den Willen dieser Akteure sind derzeit kaum signifikante Änderungen im politischen System denkbar.
Aber vielleicht wäre ein solcher Vorstoss mal, eine Initiative wert, einfach auch um die inhärente Korruption unseres Systems wieder mal zu Thematisieren.

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Ich finde Ihre Idee einer dritten Kammer mit ausgelosten Parlamentarier spannend. Gibt es Leute, die sich bereits intensiver mit dieser Idee beschäftigt haben (Literatur, Zeitungsartikel, Umfragen etc)?

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·
· editiert

Mein Vorschlag basiert auf der Idee des Bürgerrats.
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%…Demokratie
Ausserdem beinhaltet er Elemente der Räterepublik
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4terepublik

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Auf Daniel Binswangers umfassende Analyse möchte ich mit einer kleinen Geschichte antworten. Sie geschah in der ersten Primarschulklasse unseres Sohnes. Die Lehrerin dort pflegte gute Noten durch das Schenken von silbernen und goldenen Bleistiften zu belohnen. Am allerersten Elternabend äusserte ich Bedenken gegen dieses Vorgehen. Meine Frage war, ob durch die zusätzliche Belohnung der leistungsstarken Schüler und Schülerinnen, die leistungsschwächeren nicht entmutigt wurden.
Ein Sturm der Entrüstung ging los:

  • "Die Kinder müssen vorbereitet werden aufs Gymnasium!"

  • "Das Erwerbsleben ist hart. Die Kinder sollten sich früh daran gewöhnen!"

  • "Die Kinder müssen sich mit dem Wettkampf abfinden!"
    -"Ohne einen Uni Abschluss haben sie später keine Chance!"
    -"Die Lehrerin sollte unbedingt mehr Forderungen stellen!.............
    Das Erziehungsziel der meisten Eltern war eindeutig:
    Ihren Kindern einen prestigeträchtigen Beruf zu sichern, der selbstverständlich hoch bezahlt wird .
    Wenn das Endresultat der Erziehung nur noch darin besteht, sich eine gute Stelle zu beschaffen, landen wir genau in der Gesellschaft die Daniel Binswanger beschrieben hat.
    Ich sehe die Antwort auf die jetzige Situation in einer anderen Art der Erziehung.
    In der Schulung von Werten wie Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Friedfertigkeit.
    Kurzum Werte die der Gemeinschaft dienlich sind.
    Bevor grosse Reformen möglich sind, braucht es unbedingt eine Gesinnungsänderung durch alle Altersstufen hindurch.

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Ein wichtiger Beitrag.
Sie zeigen wo das Problem liegt und auch warum die Lösung nicht einfach ist. Wir leben in einer Welt, die hauptsächlich auf konkorrenz und nicht auf Kooperation gebaut ist.

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" Bevor grosse Reformen möglich sind, braucht es unbedingt eine Gesinnungsänderung durch alle Altersstufen hindurch."

Ich denke, dass diese Gesinnungsänderung durch keinerlei Erziehung möglich ist.

Wird das Potenzial der Kinder wahrgenommen und gefördert durch liebevolle Bezugspersonen die nicht ihre eigenen Vorstellugen verwirklicht sehen wollen, wächst das Selbstvertrauen, und Werte wie "Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Friedfertigkeit" entstehen nicht durch "Schulung", sondern aus einer inneren Haltung derjengen Menschen die sich selbst gefunden haben.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Lieber Herr V.,
Die Schulung die ich meine geschieht genau durch das, was Sie beschreiben. Sie haben das einfach sehr gut unter Worten gebracht. Ich bin glücklich über jedes Wort das Sie geschrieben haben. Vielen Dank.

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Stimmt F. V..
Ich arbeitete in der Agglomeration von Zürich, wo es kaum noch "Schweizer Kinder" in den Schulklassen gab. Doch wie Sie sagen "Rechtschaffenheit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, waren in den Klassen, in denen man "weiter kommen konnte" am Wichtigsten,
Gerade Kinder haben in dieser Hinsicht weitaus bessere Sensoren als viele Erwachsene! Damit kann man gut umgehen und viel aufbauen!
Es ist müssig immer neue Schulmodelle zu finden, die dann doch wieder nur für eine Elite bestimmt sind. Mich beeindruckte, dass gerade die Vielfalt von Sprachen, Religion und sozialem Status ein echter Ansporn zu Solidarität und Unterstützung waren. Warten wir geduldig auf die kommenden Generationen. Die Welt steht nicht still in Klischees.

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Action Anthropologist
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Genau so ist es!
ich kann mich erinnern, wie ein Vater einen geradezu hysterischen Aufstand machte, als das Klassenlehrer-Ehepaar in der Primarschule am Elternabend bei der Besprechung des Stundenplans zwei Stunden "Freies Lernen" erwähnten.
Der arme Hochleister sah die ganze Weltordnung und die Karrière seines Sprösslings zusammenbrechen wegen diesen zwei Stunden "Lernen aus eigenem Antrieb" und setzte sich heldenhaft kämpfend auch für uns andere Eltern ein, welche den Anfang des Endes der Zivilisation nicht bemerkten...
Ein Elternpaar nahm seine Kinder kurzerhand von dieser "Quartierschule der Experimente" und versetzte sie in eine andere Quartierschule, in der noch "traditionell" unterrichtet wurde. Wenn ich die Mutter sprechen hörte, hätte ich meinen können, dass -ähnlich wie im Kommunismus- die Leistungsschwachen gehätschelt- und die Hochbegabten Leistungsträger zukünftiger Eliten zurückgebunden werden sollten...
Ich selber habe unter dem strengen Régime eines "Paukers der Alten Schule" sehr gelitten. Und zwar weniger, weil ich selber am Ohr gezerrt, oder mit Kopfnüssen, Tatzen und verbalen Demütigungen gequält wurde, wie meine schulisch schwächeren "Ggschpäänli", sondern wegen der angespannten, unlustigen Stimmung, in der die "Gymi-Aspitanten" gehätschelt und mit Preisen beschenkt wurden.
Ich wollte nicht zu diesen Verbündeten des Diktators gehören und tat absichtlich "blöd", was mir irgendwann den Namen "Paiyas" eintrug, was für "Clown", oder "Zappelphilipp" steht. Aus dieser Rolle komme ich heute nicht mehr heraus.
Aber warum sollte ich? Wenn die "Erwachsenen" blöd tun, mache ich es ihnen eben nach und tue auch blöd...

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Oh ja. Solche Schulen gibt es bereits. Sie werden von Eltern und Lehrpersonen, denen das wichtig ist mit viel Herzblut und privaten Mitteln aufgebaut, bloss mit strengen Auflagen von staatlicher Seite. Z.B. http://www.quadrius.ch/ Die anderen könnten dort einiges abgucken.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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P.S. Die Gesinnungsänderung, die ich meine, ist auf einfache doch tiefsinnige Art dargestellt in Charlie Mackesy's reizendes Buch: "Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd."
Warnung: Als Zeitvertreib ist das kleine Kunstwerk nicht geeignet.....

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· editiert

Die hervorragende Analyse (Merci!) baut richtigerweise auf der destruktiv wachsenden Ungleichheit. Wir müssen sie demokratisch und sozialstaatlich bekämpfen. Dazu gehört auch der Widerstand gegen den seit den 90er Jahren laufenden Abbau des Service public, in der Schweiz vor allem mit der zerschlagenen PTT, was einer neuen Tiefstlohnbranche Vorschub leistete. - Zu Beginn der Pandemie gab es hoffnungsvolle Zeichen der Solidarität, auf ihr können wir politisch aufbauen. Die nötigen globalen Lösungen kommen leider mangels weltweiter demokratischer Strukturen nicht leicht voran. Dort wo sie vorhanden sind, braucht es jetzt eine beispielhafte Politik. Die neue Administration Biden in den USA muss die Chance dafür nutzen. In der EU ist die (dank Corona!) erste gemeinschaftliche staatliche Verschuldung ein hoffnungsvoller solidarischer Anfang mit Potential. In der Schweiz müssen und können wir u.a. gewerkschaftlichen Konzepten (gegen Lohndumping im EU-Rahmenvertrag, für den Ausbau der AHV, für verbesserte Pflegestrukturen, für eine soziale Krankenversicherung, gegen weitere Privatisierungen etc.) aufbauen und den Vorschlägen für den "Green New Deal" folgen. Hartnäckig und mit langem Atem!

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Einmal mehr liefert Daniel Binswanger eine hervorragende Analyse eines Problems und stellt wichtige Fragen dazu. Das ist ein erster kleiner Schritt zur Behebung des Problems. Wir brauchen aber unbedingt auch innovative Lösungsvorschläge, ansonsten verbleiben wir im Zustand des Jammerns. Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass wir nicht nur in den Dialog-Beiträgen konkrete Vorschläge für die jeweilige Problemlösung lesen, sondern auch in den Kolumnen und im redaktionellen Teil.

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Daniel Binswanger analysiert die Situation wie immer sehr klar. Zu überzogenem Optimismus besteht überhaupt kein und zu vorsichtigem Optimismus leider nur wenig Anlass, so wie wir gesellschaftlich und politisch in dieser Krise versagt haben und immer noch versagen.
Was Mut macht und einzig Grund zu Optimismus geben kann, dass einzelne sich verändern, ihre Lehren aus der Krise ziehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten handeln. Wenn es viele Einzelne sind, die, wie in einem Kommentar erwähnt, zusammenstehen (ich würde hier noch beifügen: unter Wahrung der epidemiologisch angesagten Distanz), dann sind Veränderungen möglich und kann Rettendes wachsen.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Scharf analysiert wie immer. Danke. Eine Aussage aber finde ich irritierend. "Das Virus ist eine exogene Macht. Oder anders gesagt: ein Umweltproblem." Umweltprobleme und Virus werden durch unseren Lebensstil verursacht, respektive verbreitet. Unser Denken steuert unser Handeln, unsere Ängste, Hoffnungen und Wünsche sind unser Antrieb. "Lehrenziehen" können wir nicht für exogene Abläufe.

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Die Argumentation mit der Umwelt leuchtet ein. Das Virus ist biologisch, die Gesellschaft nicht. Sie reproduziert sich als Kommunikation mit ihren Kommunikationsmedien wie Macht und Geld. Aus Sicht des Virus und der ökologischen Sphäre bildet die Gesellschaft mit den mit ihr verbundenen Lebensweisen ebenfalls eine relevante Umwelt, die - nehmen wir nur mal die Artenvielfalt - reichtlich zerstörerischen Einfluss hat.

Wenn wir als Gesellschaft "Umweltprobleme" wie das Virus oder die Klimaerwärmung in den Griff bekommen wollen, dann haben wir dafür nur die Mittel der Kommunikation - z. B. eine globale Transportsteuer oder die Verpflichtung von Konzernen, durch sie bewirkte Umweltschäden (z. B. durch Fracking) wieder vollständig zu beheben. Anstatt solche relativ wirkungsvolle Regelungen zu erlassen, die sich an Organisationen (Grosskonzerne!) richten, wird vor allem an die "Eigenverantwortung" des/der Einzelnen appelliert, was nachweislich nicht funktioniert.

Das grosse Problem ist, dass "die Gesellschaft" nicht einheitlich kommuniziert, sondern in Myriaden von Systemen aufgeteilt sind, die ihren eigenen Interessen folgen, aber unterschiedliche Möglichkeiten haben, diese Interessen im Diskurs durchzusetzen. Hier setzt Binswangers Hinweis auf die Globalisierung an: Wir haben zwar eine weitestgehend globalisierte Wirtschaft, aber weder eine globalisierte Politik noch eine globalisierte Gesetzgeben, mit der man "Umweltproblemen" wie Pandemien oder der Klimaerwärmung entgegnen könnte.

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Exzellente Analyse, jedoch fehlt eine Synthese, die unser Handeln beeinflussen würde. Dabei gibt es genügend Baustellen, wo unser Handeln notwendig wäre. Hier nur ein paar
Beispiele:

  1. Unsere Gesellschaft irrt ziellos und daher fast orientierungslos durchs Geschehen. Das Klammern an sogenannte Werte, ohne sich der Ziele bewusst zu sein, die mit diesen Werten verknüpft sind, ist deshalb fatal, weil die meisten dieser Ziele nur der Machterhaltung von Wenigen dienen. Abhilfe: Überkommene Werte und ihre Ziele überdenken und korrigieren. Neue Ziele formulieren und Werte, die zu diesen Zielen hinführen.

  2. Es ist falsch Moral und Ethik mit lokalen kulturellen Konditionierungen zu verknüpfen. Abhilfe: Globalisierung des Moralbegriffs (Forderung von Markus Gabriel) . Zum Beispiel so: Moral ist das Nichtzulassen von Grausamkeit weder in physischer,
    psychischer, noch in wirtschaftlicher Form. Dies bedingt allerdings die Unterscheidungs–fähigkeit zwischen Not und Wehleidigkeit.

  3. Die Götter Wirtschaftswachstum und Massenkonsum von Überflüssigem sind genau so gefährlich wie Schneeballsysteme. Abhilfe: Priorisierung von Qualität gegenüber von Quantität.

  4. Gerechtigkeit ist eine Erfindung der Menschen. Sie existiert weder in der Natur noch ist sie Ausdruck einer höheren Macht. Zudem ist sie zum Spielball von erbärmlichen Händlerseelen und Erbsenzählern geworden. Abhilfe: Regeln und Gesetze wieder zu Dienern des Allgemeinwohls machen, zu freien Vereinbarungen, wie wir in grossen
    Gemeinschaften zusammenleben wollen. Dies bedingt eine rigorose Entrümpelung der Gesetzessammlungen. Auch eine Höchstlebensdauer von Gesetzen wäre hilfreich.

Mögen einige dieser Utopien in Erfüllung gehen.

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... nur: erst Ihre Präzisierungen wandeln die Kolumne zu einer etwas greifbareren Analyse; ... danke ! - Es fehlt meiner Meinung nach weniger an "Synthese" als an ansprechenden Perspektiven.

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Lieber Herr Binswanger
Sie hoffen gegen Schluss Ihrer interessanten Artikel, dass die Menschen aus der Pandemie lernen und einen Weg zu Veränderungen suchen werden.
Leider habe ich diese Hoffnung nicht.
Die Menschheitsgeschichte liefert uns KEIN EINZIGES BEISPIEL, in dem ein Gesellschaftliches oder wirtschaftliches System seine idiologische Grundlagen geändert hat. Auch unter Druck drohenden Katastrophen. Systeme gehen so zu sagen unter anstatt ihre Idiologien zu ändern. Die Geschichte liefert X-Beispiele, die das belegen.
Vielleicht werden wir die Pandemie irgendwann überwinden.
Das Endspiel wird die Klimaveränderung.
Wir werden versagen.
Es macht traurig.
Aber ohne übertriebenen Optimismus muss man annehmen.... So wird wahrscheinlich das Spiel in den nächsten Jahrzehnten enden.

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Ja. Das System wird untergehen. Dann setzen wir eben ein Neues auf. Neue Leute, selber Ort, ein neues System. Vielleicht sollten wir die nicht behindern ... es sind unsere Nachfolger, unsere Kinder.

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Systeme verschwinden nicht über Nacht. Ihre Sterbeprozess kann lange dauern. Sie verteidigen sich mit allem was sie besitzen.
Im Bezug auf Klimaveränderung haben wir leider die Zeit für diese Phase nicht. Einfach gesagt: es wird zu spät um RICHTIG zu handeln.

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Ich gehe einen Schritt zurück aus den längerfristigen Perspektiven: woher haben Sie die Gewissheit, dass "im kommenden Herbst grössere Teile der Bevölkerung geimpft sein dürften"?? Da bin ich mir jetzt aber überhaupt nicht sicher nach diesem extrem gehypten und eigentlich lächerlichen Start ins Impfen. In den meisten Kantonen, die begonnen haben, sind die wenigen vorhandenen Dosen schon aufgebraucht. Weiter geht es im Februar - vielleicht? Ich sehe überhaupt keine Strategie, die auf eine Impfung von grösseren Teilen der Bevölkerung hinausläuft. Im Kanton Zürich z.B. sollen (BAG-konform) zuerst die Ue75 und Hochrisiko geimpft werden, zusammen über 250'000 Menschen. Impfdosen aktuell 8000, man erwartet noch weitere 30'000 gem. kant.Gesundheitsamt. Jeder braucht 2 Dosen. Und dann?? Da geht doch die Mathematik überhaupt nicht auf?? Und dann gibt es ja noch diejenigen, die jünger sind als 75...
Vielleicht sollte man sich Israel als Vorbild nehmen. Allerdings haben die Israelis (so hört man) einen wesentlich höheren Preis für den Impfstoff bezahlt als die USA und die EU - das kann sich die arme Schweiz natürlich nicht leisten.

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Was das 'extrem gehypt' anbelangt, stimme ich Ihnen zu. Da werden neue Substanzen entwickelt. Dass die Presseberichte der beteiligten Unternehmen euphorisch klingen, versteht sich von selber, blüht ihnen doch das Geschäft des Jahrhunderts, auch dass Bevölkerung und Politik (was ja zum grossen Teil das Gleiche ist) sich nach einer Auflösung der Bedrohung sehnen. Dass es Zeit brauchen wird, bis genügend sichere und wirksame Impfstoffe für die ganze Welt (!) zur Verfügung stehen, leuchtet mMn aber unmittelbar ein. Und was tun gewisse Medien? Beschreien die geringe Anzahl Impfdosen, die zehn Millimeter nach dem Impfstart für den Kanton Zürich zur Verfügung stehen. Wappnen wir uns doch mit etwas Geduld, auch wenn das schwer fällt. Und relativieren wir die schrillen Medienstimmen halt in Eigenregie, weil uns das niemand abnimmt, am wenigstens die Medien selber mit ihrem Zwang, stetig Aufmerksamkeit zu erregen.

Daniel Binswanger danke ich für diese Kolumne, die den Blick wieder etwas öffnet, auch wenn die Perspektive keine erfreuliche ist. Die Unfähigkeit vorauszusehen gehört naturgemäss zu Krisen. Etwas relativieren möchte ich den nach meinem Dafürhalten künstlichen Gegensatz von mit sich ins Reine kommen der Menschheit und Umweltprobleme bewältigen. Das sind zwei Seiten derselben Medaille, das eine ist ohne das andere wohl nicht zu haben, nur die Punkte, wo man ansetzt, sind verschieden.

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Es ist mir schon klar, dass das Impfen Zeit braucht - aber wenn man keinen oder zu wenig Impfstoff hat, dann nützt auch Zeit wenig. Und wenn ich es richtig verstanden habe, baut der Bundesrat bei der Bekämpfung der Pandemie grossteils auf das Impfen. Der Einfluss der CH-Impfens auf den Verlauf der Pandemie in der Schweiz wird in den nächsten Monaten absolut marginal bleiben. Die Folgen hat Herr Binswanger schon mehrere male eindrücklich formuliert. Wir sind die Betroffenen, wenn die Politiker sich um die Meinung der Experten foutieren.

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Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
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Selbst wenn wir nichts oder sogar vieles falsch machen, dürfte die Pandemie bald bedeutungslos sein, denn nach allem, was wir wissen, ist der Mensch recht gut an dieses Virus angepasst. Mit einer CFR von 1 bis 2% weit weg von wirklich schlimmen Pandemien.

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Physiker
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Bis zur Durchseuchung ohne eine effektive Seuchenbekämpfung würde sich Corona einreihen in pandemische Erkrankungen wie Spanische Grippe, HIV und Pest. Was die Anpassung angeht, sind leider die Viren im Vorteil. Sars-CoV-2 kann ansteckender oder tödlicher werden - mit uns oder mit den Milliarden Nutztieren als Wirt.

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Wann endlich setzen wir den Punkt und lassen die Schuldzuweisungen hinter uns?

Der von DB und seiner Entourage immer wieder kritisierte „Schweizer Weg“ zeugt von einem eitlen Sumpf, in welchem moderatere Stimmen nach und nach ersticken.

Es ist doch offensichtlich, dass den im kollektiv erarbeiteten Entscheidungen des Bundesrats und der Kantone, keine böswilligen Absichten zugrunde liegen, sondern ein ernsthaftes Bemühen das Beste für das Land zu tun. Die überlasteten Spitäler und die Sterberaten sind zugegeben für uns alle beunruhigend, aber die Entscheidungen allein darauf abzustützen, wird einem komplexen Staatsgefüge nicht gerecht.

Nehmen wir also bitte etwas Distanz und schauen auf das grosse Ganze. Trotz „Advent Advent die Erde brennt“, „Festtage mit vollem Risiko“ und der „tödlichen Blockade“ bevölkern weltweit am Ende des Jahres 80 Millionen Menschen zusätzlich diesen Planeten - entscheiden sie selbst, ob dies eine gute oder schlechte Nachricht ist.

Die Selbstüberschätzung - und in der Folge die Massreglung andersdenkender Mitbürger, ist bei vielen Menschen ausgeprägt und auch bei vielen Kommentatoren der Republik augenfällig. Darum möchte ich all jenen die sich jetzt grad über meinen Beitrag ärgern, die dreissig minütige Arte Doku „Das winzige der Unendlichkeit“ ans Herz legen - quasi als Steigbügel, um vom hohen Ross zu steigen und mit geläuterter Perspektive dem neuen Jahr zu begegnen.

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Was meiner Meinung nach Angst macht, sind Personen, die aus Bruchstücken Fakten, oder eher Faktoiden bauen und diese als scheinbar objektive Bausteine auf die Menschen loslassen. Dabei wäre jedes Fetzchen aufleuchtender Wirklichkeit viel leichter zu bewältigen mit einer ehrlichen subjektiven Gefühlsbekundung wie: „Das beunruhigt mich“, „Das gibt mir Zuversicht“, oder „Das macht mich wütend“, oder auch: „Daran zweifle ich.“
Fehler zu benennen ist in meinen Augen noch keine Schuldzuweisung. Allerdings wird die hohe Kunst in Zukunft sein, Deutungsmachtskämpfe zurückzulassen und gemeinsam in einer zerbrechlichen gemeinsamen Welt zu leben.

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Anderer 60
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„Das Beste für das Land zu tun.“ So beginnen Legenden.

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Vielen Dank für die wie immer sehr interessanten Gedanken!

Einige andere (etwas abschweifende) Überlegungen dazu: Sie schreiben über die steigende Ungleichheit, die durch die Pandemie verstärkt wird. Dies ist auch international der Fall, nicht nur in den westlichen Gesellschaften, und ich denke, dass ein gerechtes internationales Steuersystem, das Steuerflucht und -Vermeidung sowohl von reichen Individuen als auch Unternehmen unterbindet, das drängendste Problem ist, um diese Ungleichheit und alle daraus resultierenden oder davon verstärkten Probleme, wie Gesundheit, Klima, Migration, zu verbessern. Natürlich müssten die zusätzlichen Steuereinnahmen auch sinnvoll eingesetzt werden. Leider gibt es im Moment wenige Vorbilder, die positive Ideen zur Zukunftsgestaltung haben, und das Missmanagement der Pandemie in vielen Ländern verleitet nur noch mehr dazu, zu resignieren.

Ich hoffe, dass uns diese Pandemie tatsächlich tief genug in den Knochen sitzt, um daraus lernen zu können. Gerade werden Ideen für zusätzliche Steuern diskutiert, vielleicht resultiert daraus ja eine tatsächliche Weiterentwicklung unseres aktuellen Systems.

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Das Grundproblem besteht darin, dass unser gesellschaftliches Organisationsmodell des liberalen Verfassungsstaates veraltet ist. Ein ein Viertel Jahrtausend altes Modell wird den sozialen Realitäten einfach nicht mehr gerecht. Es geht darum, unsere Gesellschaft zu erneuern, ohne unsere Werte aufzugeben. Veraltet ist nämlich nur die Form, nicht der Inhalt. Die Verteilung der gesellschaftlichen Macht auf die Funktionssysteme Politik und Recht geht an der heutigen Realität der Informations- und Wissensgesellschaft völlig vorbei. Sowohl Wissenschaft wie Medien erfüllen heutzutage vitale gesellschaftliche Funktionen, wie gerade die Klima- und andere Krisen in aller Deutlichkeit zeigen. Dennoch sind sie nicht mit gesellschaftlich institutionalisierter Macht ausgestattet, sondern umranken die gesellschaftlichen Machtzentren ausserhalb geordneter Bahnen. Gleichzeitig entpuppen sich die institutionalisierten Machtzentren von Politik und Recht als insofern korrupt, als sie durch den vom Neoliberalismus zum Supercode erhobenen Geldcode des Wirtschaftssystem durchdrungen werden. Unsere liberalen Verfassungen müssen die gesellschaftlichen Realtäten nachvollziehen und staatsrechtlich institutionalisieren. Die Dreiteilung der Staatsgewalt in Legislative, Exekutive (zusammen Politik) und Iudikative (Recht) muss dringend um die vitalen gesellschaftlichen Funktionssysteme von Wissenschaft, Medien und Wirtschaft erweitert werden. Ohne staatsrechtliche Institutionalisierung laufen die gesellschaftlichen Realitäten aus dem Ruder und gleiten in einen Totalitarismus ab, wo sich die Macht über diese Funktionssysteme in einer Hand konzentrieren, genau wie dies mit den Funktionsystemen von Politik und Recht unter dem französischen Absolutismus geschah.

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Abgekuerzt und vereinfacht : die Zeit der Politiker und Wirtschaftsfuehrer welche die Exponentialfunktion nicht verstehen ist abgelaufen. Diese Position ist als physikalische Realitaet leider nicht verhandelbar.

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Action Anthropologist
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Die Corona-Krise gehört zu den Kehrseiten der privatkapitalistischen und staatskapitalistischen Globalisierung.
Im Wettbewerb zwischen Betrieben und Systemen geht es in erster Linie um die tiefsten Preise. Wer Tiefpreise anbieten kann, gewinnt. Marktanteile, Macht, Geld, Territorien.
Doch die Tiefstpreise haben einen hohen ökologischen und sozialen Preis:
Schlechte Arbeitsbedingungen, Raubbau, Ausplünderung und Verwüstung der Natur, Ramsch-Qualität für die Massen, Luxus-Überzüchtung für die wenigen Super-Reichen, die sich alles unter den Nagel reissen und kontrollieren, was bei der unüberblickbaren Grösse gar nicht mehr zu kontrollieren ist.
Last but not least: Seuchen, Pandemien.
Pandemien entstehen dadurch, dass die Menschen in die letzten Wildnis-Reservate vordringen, dass Verarmte, die von multinationalen Konzernen in den Dschungel abgedrängt werden, damit beginnen,zum Beispiel Affen-Fleisch zu essen.
So konnten AIDS und Ebola auf die Menschen überspringen.
Und jetzt kommt nach Covid-19 die afrikanische Schweinepest immer näher.
Die Viren und Bakterien (von denen die meisten unsere Freunde sind, das muss man doch immer wieder betonen!) haben in den Massentierhaltungen der auf Tiefstpreise getrimmten Agro-Industrie ideale Entwicklungs- und Verbreitungs-Bedingungen.
Die nicht artgerecht gehaltenen, gestressten Tiere sind anfällig, und Tiertransporte quer über den Erdball verbreiten die Erreger blitzschnell über den ganzen Erdball.
Einmal in Zoonosen auf Menschen übergesprungene Viren und Bakterien wiederum verbreiten sich in den "Massenhaltungen" von Menschen (Grossstädte) und via dichtes Passagier-Netz der Verkehrswege.
Wenn man diese Grundvoraussetzungen von Pandemien beseitigen wollte, müsste man eine totale Kehrtwende machen und das allgemein geltende Wertesystem auf den Kopf stellen!
Zuoberst auf der umgedrehten Welt-Hierarchie stünden dann die wenigen Indigenen, die es auf der Welt noch gibt, die aber zugleich am anfälligsten gegen die neuen Corona-Viren sind, weil sie auch mit anderen Corona-Viren noch kaum Kontakt hatten...
Aber vielleicht geht es gar nicht darum, dass wir diese Umdrehung tatsächlich machen, sondern eher darum, sie im Kopf zu vollziehen.
Da fällt mir als unwillkürliche Assoziation ein Spruch von Jesus ein:
"Die Letzten werden die Ersten sein!"
Aber vielleicht meinte Jesus ja gar nicht Indigene, sondern Viren...
Aber so rabenschwarz möchte ich meinen Text nicht beenden.
Ich möchte wieder mal mit der Energiewende kommen, die ja sowohl von grossen Playern, wie auch von sehr kreativen und idealistischen BürgerInnen und Gewerbebetrieben vorangetrieben wird.
Die bisher zentralistisch von einigen wenigen grossen Energiekonzernen bereitgestellte Energieversorgung verändert sich mit unzähligen "Prosumern" (Produzenten/Konsumenten), die ihren eigenen Strom herstellen, verbrauchen und speichern, netzdienlich werden, so dass Schwankungen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Verbrauchs-Seite durch intelligente Steuerung ausgeglichen werden können.
Da auch Wärme und Mobilität verstromt werden sollen, entstehen riesige Aufgaben und Möglichkeiten AUCH für die Gross-Konzerne! Die brauchen also im Grunde keine Angst zu haben vor den vielen Kleinen, die mit ihren dezentralen Modellen in den Strommarkt hinein drängen und von der Politik einen Abbau von bürokratischen Hindernissen durch Vereinfachungen zu ihren Gunsten fordern.
https://www.youtube.com/watch?v=2AXSzaiKf7I
So kommt es schliesslich zu Regionalisierungen INNERHALB der Globalisierung!
Nebst der ökologischen Regionalität steht eine ganzheitliche Lebensqualität im Zentrum.
Es geht nicht mehr um "Möglichst viel zu möglichst tiefem Preis", sondern um "Möglichst wertvoll zu einem fairen Preis".
Mit dem Label "Bio-Fair Trade" wird diese (zukunftsfähige) ökologisch-soziale Qualität sehr gut ausgedrückt!

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DB, einmal mehr, behandelt Grundsätzliches unter Einbezug seiner grossen Kenntnisse, aber auch mit weitem Horizont. «Sitzt uns diese Katastrophe tief genug in den Knochen, dass wir aus ihr wirklich lernen?»
Es geht um Pandemie, also zuerst um Naturwissenschaft. Während kein Physiker um die Frage herumkommt, ob die Sonne sich um die Erde dreht oder umgekehrt, und warum, so kommt die Biologie, d.h. auch die Pandemie-Debatte, nicht um die Frage «Evolution versus Kreation» herum.
Die Schweiz ist tief kreationistisch. So im Satz 1 der BV, aber auch in der täglichen Anbetung der «unsichtbaren Hand» des Marktes. Das stellt übrigens 2021 die JUSO-Initiative zur Diskussion, indem sie der Tatsache Rechnung trägt, dass Geld und Kapital tote Materie M(t) sind und ontologisch nicht wachsen können, dass also Reichtum nur durch biolog. ermöglichte Arbeit entsteht, d.h. lebende Materie M(l) voraussetzt; diese Initiative bringt auch die von DB zu Recht thematisierte zunehmende Ungleichheit zur Debatte.
Anders als der Kreationismus mit seinem vertikal-hierarchischen Selbstverständnis, geht der Evolutionismus von einer horizontalen Achse mit ihren Milliarden Jahren aus und sieht den Menschen in den Dimensionen der Natur als winzigen Teil davon, ohne ihm messianisch die Herrscher-Rolle über die Welt zu geben, weil das in den ihm zugänglichen Schriften wie DNA nicht steht (der Kreationist hat Moses I,26-28).
Es ist evident, dass beide uneinig sind im Verständnis, Handeln und damit der Lehre aus der Pandemie, ein diesbezügliches «WIR» (vg. Zitat) kann's nicht geben; in Bezug auf die Klimaherausforderung könnte der Gegensatz Kreation-Evolution dramatisch werden.

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Der Tunnel ist noch lang und rabenschwarz.
...
Sitzt uns diese Katastrophe tief genug in den Knochen, dass wir aus ihr wirklich lernen? Dass wir die Verteilungs­probleme, welche die heutigen Demokratien bedrohen, entschiedener angehen? Dass wir den Staaten die nötige Handlungs­fähigkeit restituieren? Dass wir mit der Umwelt und mit epidemiologischen Externalitäten einen rationalen Umgang finden?

Langsam beginne ich zuverstehen: Die Angst soll helfen, politische Ziele zu erreichen.
Im besten Fall ist das naiv, im schlimmsten Fall ist es Terrorismus, journalistischer Terrorismus in diesem Fall.
Nein, ich kann mir nicht vorstellen , dass die Angst in den Knochen hilft, die Welt zu verbessern, eher wird sie das Gegenteil bewirken.

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Sie lesen in den Zeilen von Daniel Binswanger offenbar Angstmache. Angst schafft Stress, Tunnelblick und ist ein schlechter Ratgeber. Da wäre ich voll mit Ihnen. Noch mehr, wenn es sich um eine Drohung handelte. Ich lese aus den zitierten Zeilen und dem ganzen Beitrag jedoch eher ein Erschrecken über die Diskrepanz von Bedrohungslage und getroffenen Massnahmen, immer noch blockierte Kommunikations-, Entscheidungs- und Finanzierungskanäle, einen hartnäckigen Verweis darauf, dass ein „so war das doch nicht gemeint“ von Verantwortungsträgern nicht ausreicht angesichts der vielen Toten und der Warnungen von Wissenschaftlern vor möglichen Verläufen in nächster Zukunft. Er schreibt „wir“, vermutlich weil wir alle Verantwortung tragen für die von uns gewählten Verantwortungsträger*innen.
Im Satz mit dem „langen schwarzen Tunnel“ fände ich eine persönliche Gefühlsbekundung des Verfassers ehrlicher, da niemand weiss, was die nächsten Wochen und Monaten geschehen wird. Gefühle würden generell die oft so gezwungen objektiv daher kommende Kommunikation rund um die Krise bekömmlicher machen.
Worauf würden Sie denn als Journalist Ihren Fokus legen?

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Chefredaktion
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Herr Suter, mit Verlaub: Journalismus als Terrorismus zu taxieren gehört zum Repertoire von Diktatoren und illiberalen Demokraten wie Orbàn, Erdogan und Co. Auch wird gerne als Terrorismus juristisch verfolgt, was man loswerden will – Umweltschützer zum Beispiel. Ihre Entgleisungen seien Ihnen unbenommen, aber lassen Sie es mich ganz klar und deutlich sagen: wenn Sie mit kritischem Journalismus nicht umgehen können oder andere Meinungen mit Begriffen aus dem Totalitarismus-Werkzeugkasten abwerten müssen, sind Sie hier am falschen Ort. Und wenn Sie schon ständig von Angst schreiben und anderen Angst unterschieben: blicken Sie vielleicht in ihr Spiegelbild? Guten Abend.

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Terrorismus war ein hartes Wort, ich bitte um Verzeihung. Der Inhalt meines Beitrags behält seinen Sinn auch ohne dieses Wort.

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Sie sagen "ANGST". Weltweit findet etwas Wichtiges statt, das uns Menschen eher unerwartet trifft, z.B. viele vemeidbare Tote uns herausfordern, etc. Ich teile Ihre Benennung "Angst" nicht, vielleicht ist sie dabei, aber gewiss nicht allein, nicht einmal dominant, können Sie diese erweiterte Lesart nachvollziehen?

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Herr Suter, leider darf ich hier nicht das sagen was bei mir vorgeht. Aber Sie können sicher sein, dass mir dank Ihres Beitrages noch mehr bewusst wird, weshalb unsere Welt so ist, wie sie ist.

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Anderer 60
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Lieber Daniel Binswanger. Beiben Sie dran. LG
PS Der Bundesrat hätte andere Optionen.

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lieber Herr Binswanger
ich bin Ihnen dankbar, dass Sie hier immer wieder klar und kritisch Stellung nehmen mögen. Gegenüber Kritik-Basher*innen immun(er) zu werden, das ist was, das ich gerne noch besser lernen möchte. Gibts dafür eine Impfung?? ich lass mich sofort pieksen!
Kritik darf sein, muss sein, soll sein, das meine Meinung.
Bleiben Sie also ruhig kritisch, oder kritisch und ruhig. Bleiben wir kritisch. Und bestenfalls anständig und freundlich dazu. Das wär was.

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Lieber Herr Binswanger, ein grosses Bravo für Ihre Gedanken im heutigen Club. Wahrlich extrem gut argumentiert und nicht dem üblichen Gesülze der Politiker auf dem Leim gegangen. Danke.

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Vielen Dank für diesen Überblick der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation während der Pandemie und deren Auswirkungen - global - und dem Vergleich zwischen Ost und West, Herr Binswanger. Für mich ist das sehr hilfreich, mich wieder zu orientieren.

Ich sehe die Situation in der Schweiz, jetzt in der Pandemie Zeit, im Vergleich zu den Nachbarländern aus meiner Perspektive, einer alten Frau. Auch wenn die meisten Statistiken hüben wie drüben ähnlich bleiben - zur Zeit in der Schweiz mit höheren Todeszahlen.
Unser Land ist überschaubarer. Es klappte, solange der Notstand ausgerufen war und der Bund die Organisation der Massnahmen übernahm!
Unsere emsigen Wirtschaftslobbys, insbesondere der FDP, liessen sich dann bald hören. Die Demokratie war in Gefahr. Via den Kantonen fühlte man sich rasch vom Bund übergangen.
Auch in anderen föderalen Staaten hatte man dieses Problem, doch weniger krass.
Die Schweiz hat 26 Kantone bei circa 8'655'118 Einwohnern, in 16 Bundesländern leben in DE etwa 83.02 Millionen Einwohner.
Das kann man kaum verglichen. Ich bin es müde geworden, mich mit und zwischen der "Urdemokratie" der Schweiz und einer möglichen auch politischen Solidarität mit Europa hindurch zu manövrieren.
Ehrlich gesagt höre und lese ich seit einiger Zeit einfach nicht mehr in den eigenen Medien, was in unserem Land "Sache sei". Es stimmt schlicht immer weniger! Ich informiere mich in den Euro News, im ORF und bei der ARD und vor allem bei ARTE.
Kurz: seit die Kantone bestimmen, was laufen soll, klappt es nicht mehr.
Alle wissen es, doch niemand kann über den eigenen Schatten springen und es zugeben.
Die Idee, in Notfallzeiten mehrere Kantone in Verwaltungsbezirken zusammen zu fassen, findet überhaupt kein Echo. z.B. die vielen kleineren Innerschweizer Kantone vorübergehend in einen Bezirk Innerschweiz zusammen zu fassen, wäre regelrecht auch für die meisten Bürger beinahe "frivol".
Selbst wenn man täglich an der Tragfähigkeit der eigenen Projekte und Massnahmen zweifelt, stehen solche Ideen ausserhalb jeglicher Zumutbarkeit.
Das Schweizer System bleibt wie es ist das ....Beste.
Warum überhaupt noch diskutieren?

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Wenn's ja nur die Impfdosen waeren. Die kann man kaufen. Was man nicht kaufen kann ist die Infrastruktur. Da sind wir leider noch nirgends. Der sogenannte Impfstart von heute in zuerich ist ein Betatest fuer die Infrastruktur. Funktionieren die Konzepte, funktioniert die software. Nein, weder noch. Das haette bit Oktober erledigt sein muessen. 600 Leute am Tag, schoen aber unrealistisch. Auch im 3 Schichtbetrieb mit 1800 pro Tag noch nicht mal annaehernd dort wo man sein sollte. Ich wuerd mal von 10000 pro Tag ausgehen, das waeren dann 2x100Tage fuer eine Million. Wieviele schaffen eine Anmeldung per Webform nicht ? Das bedeutet ein grosses Callcenter, nicht einfach ein paar Leute.

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Man macht sich das Ganze viel zu umständlich, in typischer Bürokratiemanier.
Beispiele:

  • Online-Anmeldungen für die erste Phase mit älteren Personen? (im Backend sicher nötig und für später zwingend, damit nicht alles eingegeben werden muss, ja.)

  • Büro-Öffnungszeiten statt Schichtbetrieb?

  • Jeder Halbaffe kann nach einer kurzen Einweisung/Theorie und ein paar Mal üben eine Injektion intramuskulär korrekt und sauber verabreichen. Echt. Da nur zertifiziertes Personal zu rekrutieren, das dann anderswo fehlt (Praxisassistenzen/Rettungsdienst/Pflegende), ist sinnbefreit.

  • Ergänzung dazu: Stellenausschreibungen JETZT erst gemacht?

  • Alle Leute 30 min. zur Beobachtung dabehalten? Geschieht in Arztpraxen bei allen anderen Impfungen auch nicht.

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"Offensichtlich gehen unsere Behörden den «Schweizer Weg» bis zum bitteren Ende."
Und zusammen mit den Behörden die ganze Bevölkerung.

Danke Herr Binswanger, dass Sie uns bis zum bitteren Ende begleiten werden und stets daran erinnern, dass der "Schweizer Weg" ein willkürlich destruktiver und lebensfeindlicher Weg wider besseren Wissens ist.

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Hallo Herr Binswanger
Ihre Teilnahme und Argumentation im gestrigen Club hat mit gut gefallen.
Herr Engelberger erklärte, dass er und die Seinigen die Verantwortung tragen würden für das Handeln oder das Nichthandeln in der Pandemie. "Verantwortung" finde ich ein grosses Wort für das, was wir erleben. Verantwortung muss man mit Folgen verbinden, um zu verstehen, was damit gemeint ist. Trägt Herr Engelberger die folgen mit? Kaum! Weder verzichtet er auf sein Gehalt, noch befasst er sich mit Rücktrittsgedanken, falls sein (ihr) Handeln noch schlimmere Folgen zeitigen sollte. Er kann seine Amtszeit locker absitzen. Das wäre in der Privatwirtschaft, falls geführt würde, nicht sicher.

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Der Löwenanteil dieses riesigen Betrags wurde für Devisen­käufe eingesetzt und nicht, wie in anderen Ländern, zur Monetarisierung der Staats­schulden.

Es ist nur ein Detail: Ich glaube, hier unterläuft Ihnen ein Denkfehler. Bei einer Monetarisierung der Staatsschulden in der Schweiz würden im jetzigen geldpolitischen Umfeld von negativ Zinsen auf Zentralbankgeld (=Reserven) Einnahmen wegfallen, da die Schweiz für Schulden nicht zahlen muss sondern von den Käufern bezahlt wird (negative Rendite). Die SNB zwingt dem Banksystem sozusagen Reserven auf, denn Reserven verlassen das Bankensystem nicht, und verlangt gleichzeitig Geld für diese Reserven (-0.75 %). Ein Ausweg für eine Bank ist es CH Schuldtitel zu kaufen und somit den Anteil der Reserven in der Bilanz zu reduzieren. Dabei ist sie mit jedem Geschäft zufrieden, welches weniger Kosten verursacht als die -0.75 % auf Reserven. So kommen negative Renditen auf CH Schuldittel zustande.
Fazit: Es geht nicht darum, dass die SNB Schulden monetarisiert, sondern die Frage müsste lauten, wieso der Staat auf Einnahmen verzichtet die er generieren könnte in dem er ganz einfach mehr Schuldtitel ausgibt.

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(durch User zurückgezogen)

Für mich wirkte Martin Ackermann an der Pressekonferenz des BAG erstaunlich hilflos. Es kann doch nicht sein, dass man sich vom einzigen Beitrag der wissenschaftlichen Taskforce, der es bis in den Massnahmenkatalog geschafft hat, fast distanziert, auch wenn der R-Wert gewisse Probleme mit sich bringt. Es kann auch nicht die Aufgabe der Taskforce sein, die Öffentlichkeit mit einem eingestandenermassen simplen mathematischen Modell bezüglich der englischen Mutation zu erschrecken. Die ganze Diskussion zwischen Ackermann und dem Journalisten war seltsam vage, fast wie eine Alibiübung, nach der alle froh zu sein schienen, dass sie vorbei war.

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(durch User zurückgezogen)
· editiert

Lese ich die Beiträge hier, kann ich mich ebenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass der Dialog einseitiger geworden ist.

R. J.vor 18 Stunden
Nur noch Binswangerjünger lesen diese Kolumne, was man an den 👍 ablesen kann. Diese Gruppe ist derart dominant und penetrant mit ihren Ansichten, dass ich schlicht überhaupt keine Lust mehr habe gegen dieses sektiererische Gehabe anzukämpfen. Schade ist die Republik unfähig im Editorial auch andere Ansichten zu zu publizieren. Beruhigend ist, dass lediglich einige Promille der Leserschaft sich an der Diskussion beteiligen.

Die Kolumne von Daniel Binswanger enthält viele interessante Analysen, nur der erste Abschnitt enthält die üblichen Aussagen, die offensichtlich dazu dienen, moralischen Druck zu erzeugen. Ich möchte dem nur entgegenhalten, dass nicht nur der "Schweizer Weg", sondern auch der Weg Deutschlands bitter zu werden beginnt, trotz "Wellenbrecher" und Lockdown. Die täglichen Todesfallzahlen nähern sich den unsern an und die Intensivstationen haben 25% mehr Covid-Patienten (alles bevölkerungsbezogen).

Zwischen Klimakrise und Pandemie gibt es einen fundamentalen Unterschied. Die Pandemie ist ein offensichtlich akutes Problem (die Klimakrise ist das auch, wird aber nicht so wahrgenommen), von dem viele unmittelbar bedroht sind oder sich bedroht fühlen. Dies führt zu emotionalen Reaktionen. Kürzlich schrieb ich:

Bei den Diskussionen um Covid wünschte ich mir weniger Emotionalität und mehr Bereitschaft, sich mit Argumenten, die der eigenen (oft sehr fest gefügten) Meinung widersprechen, ernsthaft auseinanderzusetzen. 19/0
Anonym 4
Mitabonnent vor 3 Wochen
Kann ich nur zustimmen. Man braucht sich ja nicht mal so fest aktiv damit auseinanderzusetzen. Einfach mal stehen lassen und als andere Ansicht akzeptieren, wäre manchmal auch schon eine Lösung. Gerade Aussagen, die auf unterschiedlichen Wertehaltungen beruhen, können ja durch entgegenhalten einer anderen Meinung kaum korrigiert werden (im Ggs. zu faktisch widerlegbaren Falschaussagen). 4/0

Wenn Deutschland und Österreich mit ihrer Strategie nicht wirklich besser davonkommen, heisst das, dass die Ansteckungen in Läden, Restaurants oder auch Skigebieten wohl nicht relevant sind, sondern anderswo, höchstwahrscheinlich im privaten Bereich, geschehen, der durch die Massnahmen nicht erfasst wird, und man sich besser überlegen sollte, wie man an diesen Bereich herankommt. Für eine schnelle Lösung eines akuten Problems braucht es eine pragmatische, offene Haltung.

Man findet in diesem Dialog sehr viele Beiträge mit interessanten Gedanken, aber wenig darüber, wie solche Ideen in der realen Welt umgesetzt werden könnten.

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siehe oben, mein Beitrag....es ist "frivol" wenn man das Schweizer System in Frage stellt.
Kurz, die Sache mit dem Föderalismus läuft nun im 2021 in zu engen Bahnen....ja, vorbildlich und einzigartig in der Anfangsphase vor 200 Jahren. Heute zu wenig flexibel, sorry, immer noch gleich. Wie geht das mit den Richterwahlen vor sich? Sind Sie wirklich noch informiert, lieber Herr K.?

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In seinem Buch Kaptialismus Global erklärt Branko Milanovic wieso sich der "politische Kapitalismus" Chinas eben NICHT auf andere Länder wird übertragen werden können. Und wieso China immer wachsen MUSS, weil sonst das ganze System China droht zu kollabieren. Unsere liberalen kapitalistischen Demokratien mögen unter Druck sein, aber sie sind zäher als DB glaubt.
Langfristig ist Kontroverse etwas Positives. Es gibt keinen einzigen richtigen Weg aus der Pandemie (und auch aus der Klimakatastrophe). Selbst angenommen China habe alles richtig gemacht zum Beispiel in der Finanzkrise, wieso gibt es dann die in Wuhan begonnene Coronakrise? Diese Analyse können Historiker machen.

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Nic Baschung
Texter Leser
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Zum (vielgelobten) Autor, (aus leiser Enttäuschung) meine Kritik. Eine, der wenigen kritischen Stimmen (einer Republik-Leserin), die ich zum geistreichen Daniel Binswanger gelesen habe, sagte: Er habe sich ins Coronavirus verbissen. Dies ist auch meine Sicht. Daniel Binswanger ist für mich zum „Hugo Stamm“ der Pandemie geworden (aber auch die Sekten gibt es noch und mit den Viren werden wir wohl auch nicht so schnell fertig werden).

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Bevor wir ueber den schweizer Weg herziehen... es ist unser Weg. Historisch gewachsen und genauso berechtigt wie alle anderen. Auch wenn flexiblen Schnelldenkern Fehler offensichtlich sind. Entscheide, welche dem inneren Aufbau zu widersprechen scheinen, dauern etwas laenger.
Genauso wie die sehr smarten Fuehrer von erfolgreich gemanagten Fuehrer Staaten etwas laenger Zeit brauchen den Nutzen von investigativem Journalismus zu erkennen.

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