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Womöglich hat hier feministische Solidarität den Journalismus in Richtung PR driften lassen. Das Interview setzt bei den Lesern Wissen über den Kosovo voraus. Und die oft butterweichen Fragen geben Frau Präsidentin eine perfekte Möglichkeit, ihre Floskeln abzuspulen.

Die Partei ihres Premiers hat einen Ableger in Albanien, aber die Präsidentin verfolgt nicht die Details? Also bitte. Und womöglich hat der Premier ja gar nicht für diese Partei gestimmt? Zumindest das lässt die Interviewerin dankenswerterweise nicht durchgehen.

Dass Ländergrenzen nicht zur Dispositon ständen, wirkt angesichts des weiteren Inhalts des Interviews wie Ulbrichts Versicherung: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Am Ende des Interviews zum Beispiel spricht die Präsidentin davon, Albaner hätten nie Krieg geführt. "Wir sind eine friedliebende Nation." Also doch e i n e Nation? Der Doppeladler – kein nationalistisches Zeichen, sondern nur ein Symbol der Freiheit? Dann hat ihn die semikriminelle Terror- und Befreiungsorganisation des Kosovo UÇK wohl deshalb im Wappen geführt. Und es ist wohl nur ein Gerücht, dass maßgebliche Teile der Organisation den Zusammenschluss aller mehrheitlich von ethnischen Albanern besiedelten Gebiete in Serbien, Mazedonien, Montenegro und Griechenland mit dem Mutterland Albanien angestrebt haben.

"Korruption ist in den Institutionen verbreitet, nicht unter den Menschen." Ach so. Was das Interview im Dunkeln lässt: Der völkerrechtliche Status des Kosovo ist umstritten. Das Land ist nicht Mitglied der UNO. Zahlreiche Staaten erkennen es nicht an, darunter fünf EU-Mitglieder. Osmanis Amtsvorgänger Thaçi steht vor dem Kosovo-Tribunal in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Kritiker und Journalisten werfen ihm außerdem vor, Teil der organisierten Kriminalität zu sein und das Land an diese ausgeliefert zu haben.

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Sehr geehrter Herr K., Ihr Kommentar erweckt bei mir den Eindruck, mit einer sehr kritischen und pessimistischen Feder geschrieben zu sein, welche der schwierigen und labilen Situation der kriegsgeschüttelten Gegend kaum gerecht wird.
Zudem kann ich (als Mann) keine feministische Solidarität erkennen, wohl aber das Bemühen, Menschen welche sich einsetzen, mehr Gerechtigkeit und mehr Demokratie zu ermöglichen, zu unterstützen. Dies im Wissen darum, dass in der aktuellen Lage noch nicht mit der Schweizer-Messlatte gemessen und verglichen werden kann.

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Sehr geehrter Herr S.,

mein Knöchel ist gebrochen; womöglich drückt deshalb die Feder kräftiger auf.

Die Republik veröffentlicht vergleichsweise wenige Texte. Viele dieser wenigen betreffen rein Schweizerisches, sind ausufernde Serien oder sie nehmen einen aktivistischen Standpunkt ein. Bei so wenigen Texten fällt auf jeden viel Licht.

Der Text hebt hervor, dass die Präsidentin Feministin ist, was er als positiv wertet (ich selbst glaube nicht an die heilende Kraft von -ismen), und wettert gegen das Patriarchat. Da treffen sich Interviewte und Interviewerin offenbar.

Ob in einem Land, das weitgehend im Griff der organisierten Kriminalität scheint, eine sich feministisch gebende Präsidentin mehr ist als ein Feigenblatt, ein Appell an den Zeitgeist und ein Hebel für den Abruf der nächsten Hilfs-Tranchen, das wird sich zeigen. Wenn Deutschland oder die Schweiz oder der aktuelle Gottseibeiuns Ungarn andeuten würden, wohl kein anderes Land wäre in der Lage, in so kurzer Zeit so viele Gesetze zu verabschieden, würde das wohl von denselben Leuten als Nationalismus ausgelegt, die dem Kosovo beifällig lächelnd für solche Äußerungen applaudieren.

Herzliches Winken aus Berlin :-MK

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"Der Doppeladler – kein nationalistisches Zeichen, sondern nur ein Symbol der Freiheit? Dann hat ihn die semikriminelle Terror- und Befreiungsorganisation des Kosovo UÇK wohl deshalb im Wappen geführt." Jesses, was ein Zirkus immer um diesen Doppeladler. Den führen derart viele Staaten, Städte, Kirchen, Bezirke/Landkreise etc. im Wappen... In den kann man alles hineinlesen. Österreich-Ungarn führte den Doppeladler im Wappen, Russland tut es heute noch, Serbien und Montenegro führen ihn genauso im Wappen, wie Albanien - aber nicht der Staat Kosovo. Aber der bayrische Regierungsbezirk Schwaben und der baden-württembergische Ortenaukreis, die Stadt Rijeka und sogar die Gemeinde Simplon. Man kann den Doppeladler nationalistisch deuten - man kann's aber auch lassen. (Bei der UCK hatte er die Funktion auf die Verbindung zu Albanien hinzuweisen) Und man kann der jetzigen Präsidentin wohl kaum die Verfehlungen ihres Amtsvorgängers anlasten (der so lange in der Schweiz lebte).
Zudem repräsentiert eine Präsidentin (oder ein Präsident) immer ihr/sein Land. Man erwartet auch von einem Schweizer Bundesrat, dass er in Interviews die Belange der Schweiz schützt und das Land positiv darstellt. Das gilt auch für die Präsidentin des Kosovo. Da kommt dann halt auch manchmal weniger Substantielles.

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ichfürchte...
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Danke für dieses interessante Interview. Ich weiss nicht, ob ich jemals in dieses Land reisen kann, darum freuen mich solche Gedankenreisen via Zeitungsartikel umso mehr.

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Wenn sie meint, sie könne Frankreich angreifen bedeutet das ganz einfach "you're barking up the wrong tree, Madam". Die Franzosen hatten und haben ganz einfach die Schnauze voll von diesen ehemaligen "Flüchtlingen", die ganze Ballungsräume wie Lyon - mit Auswirkungen bis in die CH - vorallem mit Schwerstkriminalität "beglücken".
Kein Wort über den Rassismus gegen verschiedene Minderheiten wie Roma, Ashkali etc..

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Diese verallgemeinernde Art des Schreibens über Menschen, von denen viele vor dem Krieg flüchteten, und von denen viele gesellschaftlich sinnvolle, schlecht bezahlte Arbeiten verrichten, ist schlicht unerträglich. Rassistische Diskurse entstehen nicht einfach so. Sie dienen dem Machterhalt, oder im Fall der Nationalsozialisten der Machteroberung, und der Rechtfertigung von Ausbeutungsstrukturen. Bemerkenswert, dass sie auch in diesen Kommentarspalten derart unkritisch auftauchen.
Die Franzosen sind übrigens kein homogenes Volk, das auf eine bestimmte Art denkt. Dies zu behaupten und so tun, als wüsste man, wie und was genau sie denken, ist ebenfalls eine rassistische Verkürzung.

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Wie lange haben Sie in Frankreich gelebt ?
Bei dümmlichen Hitler-Vergleichen auf Kosten der USA einer Psychologin haben Sie sich aber nicht gemeldet !
Ich weiss sehr wohl zu unterscheiden zwischen gutintegrierten und kriminellen Leuten.
Der Rest ist purer what-aboutismus.

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Und an der Anzahl der Negativen sehe ich dann, dass ich unter Deutschschweizer bin, die überhaupt keine Ahnung mehr haben, was läuft in Frankreich. Übrigens auch, wenn sie ein paar Semester in Paris studiert haben weils besser im CV aussieht.

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Nein, Sie sehen daran nicht, dass Sie unter Deutschschweizern sind, die keine Ahnung davon haben, was in Frankreich läuft. Sie sehen nur, dass es LeserInnen gibt, die mit Ihrem Beitrag nicht einig gehen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Ich z.B. finde ihren Angriff auf die Interviewte falsch, der Sie unterstellen, sie griffe Frankreich an. Das tut sie aber gar nicht. Sie bekräftigt das, was in der Frage schon gesagt wurde: Frankreich ist eines der EU-Länder, die den KosovarInnen die visafreie Reise in Europa nicht zugestehen (wollen). Das ist einfach eine Tatsache und kein Angriff.

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Ein wirklich sehr gutes Interview!
Ich bin unglaublich stolz darauf, dass das kosovarische Volk eine kompetente Frau als Präsidentin gewählt hat. Ich bewundere den Willen und die Durchsetzungskraft von Frau Osmani. Sie ist die ideale Person, um die Korruption zu bekämpfen, den Kosovo zum Fortschritt zu verhelfen und verkörpert gleichzeitig das europäische und zukunftsorientierte Kosovo.
Weil ein Teil des Interviews offenbar zu verschiedenen Meinungen führen kann, möchte ich gerne meinen Senf dazu geben und vielleicht dazu beitragen, dass Missverständnisse beseitigt werden.
Diese Aussage aus dem Interview möchte ich hervorheben:
‚Wir wollen keine Rache. Wir wollen Gerechtigkeit.‘
Es ist leider so, dass die Verbrechen im Balkan gesellschaftlich nicht aufgearbeitet wurden. Das kann man nicht einfach totschweigen. Die Diaspora könnte hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie die damaligen Kriegsverbrechen verurteilt und sich von Politikern distanziert, die damals mitgewirkt haben.
Bezüglich den Vorwürfen oder Sorgen zu Grossalbanien kann ich nur sagen, dass das nicht mehrheitsfähig ist im Kosovo. Es widerspricht der kosovarischen Verfassung und das Verfassungsgericht würde jegliche Art von solchen Vorstössen sofort kippen. In der Vergangenheit wurden alle sonstigen Entscheidungen des Verfassungsgerichtes sehr demokratisch respektiert.
Der Vorwurf, dass sich Herr Kurti daraus ein Verhandlungsvorteil erhofft, ist gerechtfertigt. Die Mehrheit des kosovarischen Volkes ist sich aber völlig im Klaren, wie wichtig die Beziehungen zur europäischen Union sind und dass dies die einzige Möglichkeit ist, sich weiterzuentwickeln. Selbst wenn man die EU hier ausklammert, vertrauen sehr viele Kosovaren der albanischen Regierung nicht. Ich habe das Gefühl, dass hier in der öffentlichen Debatte vieles verwechselt und falsch gedeutet wird. Ein Kosovare, der sich mit der albanischen Flagge identifizieren kann, strebt nicht ein Grossalbanien an. Das ist ein Trugschluss. Leute, welche ständig die Flagge hervorheben, sind mir auch unsympathisch, aber man doch nicht allen vorwerfen, sie würden ein Grossalbanien anstreben?
Die albanische Flagge steht symbolisch für das albanische Volk, weil alle eine gemeinsame Geschichte haben, unabhängig davon, ob die Albaner aus dem Kosovo, Albanien oder Mazedonien sind. Genauso wie albanische Kosovaren stolz auf die kosovarische Flagge sind, weil sie Freiheit, Demokratie und Unabhängigkeit in der jüngeren Geschichte bedeutet, sind viele auch auf die albanische Flagge stolz, weil sie eine länger zurückliegende, geschichtliche Bedeutung hat, die für Viele als wichtig empfunden wird. Der Adler hat seinen Ursprung in der Byzanz und die albanische Flagge ist geprägt vom albanischen Fürst Skanderbeg und seinen Kämpfen gegen das Osmanische Reich.
Jede/r Interessierte kann sich über dieses Thema natürlich weiter informieren um die Zusammenhänge besser zu verstehen, sonst beantworte ich gerne Fragen, soweit meine Kenntnisse dazu reichen.
Aus meiner Sicht sollte aber jedes Volk aus dem Balkan, inklusive dem kosovarischen/albanischem Volk, von diesem sch**** Nationalismus abkommen. Wir sind alle Menschen und im Denken sind wir nicht sehr unterschiedlich. Die Geschichte bzw. die Menschen, die vor uns auf dem Planet Erde lebten, haben uns diese Probleme weitergegeben. Wieso sollten wir den gleichen Fehler machen und unseren Nachfahren das Selbe antun? Wie unreflektiert, ideologisch verblendet und egoistisch gegenüber der zukünftigen Generation müssen wir sein, um nicht daraus zu lernen?

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danke für dieses tolle interview. ich bin immer wieder begeistert von der "rebuplik". so wertvoll von anderen kulturen und ihren lebenswelten, ihrer geschichte zu erfahren. mit den vielen menschen, die ihre wurzeln im kosovo haben und hier bei uns leben, ist es besonders wertvoll, davon zu berichten...

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Vielleicht sollte noch ein Artikel folgen über die Geschichte Kosovos, über seine Beziehungen zur Schweiz und zur EU und über die spezielle Situation der Sinti, Roma und Aegypter im Land. Sich an den Stimmen der herrschenden Politiker*innen und der Diaspora zu orientieren genügt mir nicht um zu verstehen, was los ist. Aber etwas weiss ich bestimmt: es gibt etliche, die aus dem Kosovo ein lebenswertes Land machen wollen und hart daran arbeiten.

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Guten Tag, Frau Tschinderle, hervorragendes Interview, wie auch ihre bisherigen Texte hier zu Albanien (und ihre Arbeit betr. Ungarn, auch spannend). Ich hatte jedoch an einer Stelle ein etwas mulmiges Gefühl, als Frau Osmani zu ihrer Einschätzung der Rolle des kosovarischen Premiers Alan Kurti bei der Parlamentswahl in Albanien im letzten April befragt wurde und sie doppelt ausgewichen ist. Ihre Antworten sind formell nachvollziehbar, inhaltlich jedoch kaum.
Die Symbolik der Teilnahme des kosovarischen Regierungschefs an den Wahlen in einem anderen albanisch sprechendem Land, mit einer komplexen Beziehung zu Kosovo, vor dem Hintergrund der Geschichte auf dem Balkan, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wie sehen Sie das?
Es könnte natürlich auch sein, dass ich als schweizerisch-ungarische Doppelbürgerin, die die Politik von Viktor Orbán, der sein Wirkungskreis auf die umlegenden Länder mit ungarischen Minderheiten (v.a. Rumänien) schon länger ausgeweitet hat, mit zunehmendem Entsetzen beobachtet, hier etwas überreagiere.

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Machen Sie nicht, das Ziel ist Grossalbanien mit Gebieten Kosovo, Albanien und Teilen von Südserbien und Mazedonien. Das zeigt sich eben auch an dem, was sie hier beschreiben. Auch der albanische Präsident Rama ist da ganz transparent.

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Grossartige Dame. Spannendes Interview.

Der Krieg, die Vertreibungen, Kosovo, Serbien aber keine Frage über die Rollen der EU und der USA, über Camp Bondstiel z.B.

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„In Albanien wurden Richter und Staats­anwälte auf fachliche Eignung, Vermögen und mögliche Verbindungen zur organisierten Kriminalität überprüft. Die Justiz­reform war in der Region einzigartig.“

Entschuldigung, aber soll das etwa ein Witz sein? Die Justiz und Staatsanwaltschaft in Albanien sind bis in die höchsten Chargen von Günstlingen des Hoxha-Regimes durchsetzt.
Die angebliche Justizreform ist ein absoluter Papiertiger, der aus dem Käfig gelassen wurde, um im Hinblick auf den Beitritt zur NATO und zur Erreichung des EU-Kandidatenstatus die ausländischen Regierungen zu beeindrucken. Von ernst gemeinter und nachhaltiger Reform kann keine Rede sein. Korruption ist das Hauptmerkmal der staatlichen Institutionen.

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Ein Interview hat, für mich, dann die Chance ein gutes zu werden, wenn der/die Fragende eine kritische Distanz zum/zur Befragten wahrt. Sich auf den Interviewpartner einlassen ist essentiell, auch sympathisieren ist völlig ok, doch das Gegenüber einfach ein PR-Programm abspuhlen zu lassen finde ich etwas fade.

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23 Jahre dabei
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Danke für diesen Artikel. Die Generation von Vyosa Osmani ist voll parat für ihr Land Kosovo. Mutig, visionär, realistisch und beherzt setzt ihr euch ein. Es freut mich im Herzen ebenso wie im Verstand, dass dem Volk der kosovarischen Albaner endlich Gerechtigkeit geschieht! Und somit das Kosovo eine Zukunft hat, seine Kinder eine Heimat und der Balkan ein Land das richtig tickt!

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In der ARD-Mediathek gibt es aktuell den feinen, bitten Film von 2018 über das "Nation Building" im Kosovo Kill me todoy, tomorrow I'm sick. Sehr sehenswert. Ob die IP-Adresse auch in der Schweiz funktioniert, weiß ich nicht. Falls nicht, hilft womöglich ein VPN.

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Der Grad an an Naivität gegenüber der völkisch-nationalisitsch Regierung des Kosovos in der Schweiz ist erstaunt mich jedes Mal von Neuem. Dies zeigt sich in Umgang eines C. Wermuth gegenüber vetevendosje und diesem doch handzahmen Interview. Das Ziel Grossalbanien mit Gebieten aus anderen Staaten wird
ja offen verfolgt. Edi Rama ist da ziemlich offen.
Ich bin froh macht die Republik was zum Balkan (wenn doch Kosove der massive Schwerpunkt zu sein scheint, was ich auch schade finde), aber wünsche mir mehr Biss, auch wenn Osmani eine Frau ist und Kurti ein ehemaliger Dissident. Sie betreiben ein völkisch-nationalistisches Projekt.

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(durch User zurückgezogen)
23 Jahre dabei
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Worin genau sehen Sie denn das ‚völkisch-nationalistische‘ Projekt Herr Nedeliković?

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