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Wir alle sind Erdöljunkies, Putin ist einer unserer Dealer. Dass Menschen in der Schweiz mitverdienen - wen wunderts. Der Krieg in der Ukraine geht vielen bei uns nah. Der Krieg aber gegen das dem Menschen förderliche Klima schreitet fort, die Staus in den Abflughallen, die vollen Auftragsbücher der Flugzeughersteller zeigen es. Thomas Brudermann ist Umweltpsychologe und Nachhaltigkeitsforscher. Er war Gast im Tagesgespräch bei Srf. Sein Fazit: die Schweizerinnen sind sehr gut darin, auf Plastiksäcke im Supermarkt zu verzichten, nicht aber auf das Fliegen. Der Plastiksäckliverzicht bringt dem guten Gewissen etwas, dem Klima praktisch nichts. Ein Flug nach Bali und zurück produziert pro Person ca. 10t CO2. Für diesen einen Flug könnte man laut Brodermann mit dem schweizer Strommix 300 Jahre lang zuhause alle Lichter brennen lassen. 10t CO2 brauchen 10 Buchen, wenn sie 80 Jahre lang wachsen.

Wollen wir etwas tun, gegen den Angriff auf unsere Lebensgrundlagen, oder doch eher nicht? Die Republik könnte doch eine anonyme Umfrage bei der Verlegerschaft starten: welche Flüge wurden im laufenden Jahr schon gemacht und was ist geplant? Kognitive Dissonanz ist eine wissenschaftliche Erklärung. Nützt sie gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen? Wie können Menschen zu einem Erdölentzug gebracht werden?

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Chance für ein Umdenken?!
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Danke für diese sehr relevanten Fragen, Frau D.!
Nun, die effizienteste Methode, Menschen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, ist die Aktivierung eines Hauptnerves des Menschen - welcher übrigens auf keinem Röntgenbild, MRI oder auch CT auftaucht - nämlich dem Nerv zwischen Hirn und Portemonnaie.

Benzin, Öl und alle ihre Derivate sind viel, viel zu billig. Und damit auch Autofahrten und Flugreisen. Kürzlich besuchte ein Saudischer Prinz per seinem Business Jet die Art hier in Basel. Sein 'Business Jet'? Ach das war ja nur eine kleine Boeing 747-400, welche für den Flug Basel-Riadh ja auch nur etwa 70-80 Tonnen Kerosin verbrannt hat. Von den rund 100 anderen Business Jets, welche für diesen Cüplianlass der Reichen und Berühmten in Basel eingefallen sind, mag ich gar nicht erst anfangen...

Klar, das sind ja nur wenige gut Betuchte, aber wenn wir denen so eine Klimavergiftung zugestehen, dann können wir auch Hansli oder Bethli Muster nicht verbieten, zwei, drei Mal im Jahr an irgend einen Badestrand zu jetten - weil, man kann sich's ja leisten. Und warum kann man sich's leisten? Eben: Weil viel zu billig...

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Bernhard Wehrli
Umweltwissenschaftler
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Die Firma Climeworks rechnet damit, dass eine Tonne CO2 nachhaltig aus der Atmosphäre entfernen etwa 500 $ kostet. Der Flug nach Bali im Beitrag von C. D. muss also zusätzlich 5'000 $ Gebühr für die CO2 Entsorgung verrechnen. Damit entsteht eine monströse Sekundär Industrie für CO2 Abscheidung.

Für reiche Leute und reiche Länder sind solche Kosten kein Problem. Der Nerv zum Portemonnaie schmerzt bei knapper Kasse am stärksten. Das ist asozial.

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Letztlich sind wir alle mitschuldig, solange wir noch fossile Energieträger verwenden. Wer Auto fährt, kann das sofort ändern. Viele könnten das auch bei der Heizung. Nur KEIN Erdöl ist gutes Erdöl und enthält ganz sicher auch keine russischen Anteile. Ganz abgesehen vom Thema Klimaerwärmung.

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Software Engineer
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Mitschuldig dürfte auch Karin K.-Suter sein, welche die Konzernverantwortungsinitiative mit blanken Lügen zu Fall brachte. Sonst wären wir als Land inzwischen fähig, unseren Konzernen ein absolutes Minimum an verantwortlichem Handeln abzuverlangen...

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Solange Parteien mehrheitsfähig sind, dessen Vertreterinnen lügen und alle "legalen" Mitteln zur Beihilfe Putin's als Neutralität verkaufen, erreichen wir nicht einmal das absolute Minimum. Nur Individuen sind im Augenblick bereit Verantwortung zu tragen.

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Generell bin ich einverstanden!
Allerdings liegt der grosse Hebel in der Politik, die korrekte politische Entscheidung bringt den grossen Schritt in die richtige Richtung.
Wenn es keine (sicheren) Velowege gibt, wenn das Auto weiter Vorrang im öffentlichen Raum geniesst, wenn der ÖV mit dem Auto im Stau steht, ist es klar, dass zu Viele gerne aufs Auto zurückgreifen.
Und wenn ich tanke, gehe ich davon aus, dass kein russisches Erdöl in den Tank fliesst, da dies so angedacht ist, da ja keiner mehr (offiziell) Russland unterstützt.

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Wie der Artikel zeigt, ist diese Sicht leider wenig praxistauglich. Und wer noch tankt, sollte ohnehin bedenken, dass es dem Klima egal ist, woher das Öl kommt. Darauf zu verzichten schlägt zwei grosse Fliegen mit einem Schlag.
Ich bin aber natürlich auch dafür, dass man trotzdem die zweifelhaften Machenschaften der Schweiz im Erdölhandel aufdeckt und anprangert! Aber dies alleine reicht eben nicht.
Und es ist ein Thema, wo wir nicht ganz machtlos sind, sondern unseren Beitrag beisteuern können.

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Da helfen dann schlussendlich alle Hochglanzbroschüren und Neutralitätsversicherungen nichts mehr. Die Schweiz steht da wie immer. Als kleines, korruptes, geldgieriges Land. Die EU kümmert sich um die Verantwortung der Konzerne. Und was ist jetzt mit den Versprechen von KKS?!

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Wieder einmal die Schweiz an vorderster Front. Immer wenn es um Schweinereien geht ist die Schweiz ganz vorne mit dabei; zum Fremdschämen!

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Die Aussage geht mir zu weit. Die vorderste Front sind doch Staaten wie Indien oder China, die immer noch russisches Öl importieren.

Fremdschämen können wir uns absolut für die im Artikel beschriebenen Firmen und Politikerinnen, die so etwas ermöglichen. Aber «ganz vorne mit dabei» sind wir trotzdem nicht. Wir greifen keine anderen Länder an, haben immerhin ein minimales Level an Umwelt- und Tierschutz und Frauen können mitreden. Da sind andere um Längen hinter der Schweiz.

Also ich teile Ihre Kritik an der Schweiz und das soll nicht als Ausrede gelten, nichts tun zu müssen. Aber es geht trotzdem noch bei Weitem schlimmer.

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Das ist ja nicht wirklich ein Trost, dass es noch schlimmer geht...

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Das sind die Geschichten, die mir den Glauben an die Menschheit nehmen. Vielen Dank für die gute Recherche! Es sind verantwortungslose Menschen dahinter, die skrupellos Geschäfte mit Verbrechern machen, massivste Schäden an der Natur für ihren Gewinn in Kauf nehmen. Ein Skandal!

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antiautoritärer Bossgegner
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Nicht die Menschheit an sich ist das Problem, sondern unsere Kultur des Zerlegens und Wegschauens, die Probleme isoliert, Hoheitsbereiche definiert und Privateigentum zulässt und so ideale Bedingungen bietet, dass sich rücksichtslose Banditen alles unter den Nagel reissen können.
Mit unseren Autos und Smartphones machen wir da tatkräftig mit.

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Sorry, der eigentliche Skandal ist ein ganz anderer.

Putins Krieg ist ein Verbrechen. Keine Frage.
Trotzdem stellt sich die Frage, warum wir nicht das Sanktionsregime als Ganzes mal hinterfragen? Genauer: deren Folgen?

Warum gewichten wir das Leben Millionen weisser Europäer höher als das Leben Milliarden anderer Nichtweisser? Also von denen, die direkt von den Folgen der Sanktionen betroffen sind? Und in deren Interesse es zB ist, dass durch das Schmuggeln von billigem Öl die Lebenshaltungskosten so "niedrig" gehalten werden, dass man nicht gleich verhungert?

Warum ist der Westen nicht gewillt (und nicht in der Lage) ein Sanktionsregime zu schaffen, dass Russland's Militär hart trifft, den Rest der Welt aber verschont? Weil ihm der Rest der Welt eigentlich egal ist bzw wir ihn eigentlich weiterhin als billigen Rohstofflieferanten benötigen, dessen Probleme uns aber nur oberflächlich interessieren, vor allem dann, wenn er mal nicht so springt wie gewünscht?

Einfaches Beispiel von gestern:
Frau Baerbock war mal wieder in Südafrika. Sie hat in den deutschen Nachrichten ein interessantes Interview gegeben. Und gezeigt, dass sie nichts verstanden hat. Kein bisschen. Sie hat nicht begriffen, was das eigentliche Problem ist, warum Südafrika trotz der Bombenerfahrung in Kiew dem Westen nicht folgen will (und wird). Geschichte ist das eine, die Gegenwart ist aber wesentlich wichtiger.
Und da verfängt Russland's Version wesentlich besser als die des Westens. Denn der Rest der Welt kann rechnen. Und denken. Da geht das Märchen "Sanktionen sind das zwingende Ergebnis von Kriegen" einfach nicht auf.

Warum?

  1. weil der Westen mit seinem Sanktionsregime unaufrichtig auftritt - es geht nicht um die Unterstützung der Ukraine als Staat, sondern um die Unterstützung eines strategisch wichtigen, wirtschaftlich relevanten NATO-Partners (nicht Mitglieds!). Also um knallharte geopolitische Interessen. (Hätte Russland Belaraus angegriffen, wäre das mit einem Schulterzucken hingenommen worden)
    Die anderen aktuellen geopolitschen Konflikte sind der NATO egal - allen voran der genauso völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Saudis auf den Jemen, wo - nur so ganz nebenbei - die USA, UK und F aktive militärische Unterstützung den Saudis liefern. Sanktionen Fehlanzeige - stattdessen liefern wir immer neuere moderne Waffensysteme... Aber hej - Völkerrecht ist uns heilig... (ok, gilt nur, so lange die anderen es brechen...)

  2. weil dem Westen der Rest der Welt wie immer egal ist. Es wird erst gehandelt und dann gedacht. Bei uns haben die Sanktionen zu massiv höheren Kosten und sozialen Problemen geführt. Aber - wir können es uns leisten. In Afrika, Asien oder Lateinamerika haben die Sanktionen (bzw deren Folgen) zu Hunger, Armut und noch mehr Leid geführt.

  3. der Rest der Welt ist nicht dumm - Sanktionen sind keine automatische Folge von Kriegen. Ganz im Gegenteil. Es gibt selten bis nie Sanktionen gegen Kriegstreiber.
    Sanktionen sind in erster Linie ein politisches Instrument, um andere Staaten/Nationen gefügig zu machen. Und die eigene Macht/Vormachtstellung zu demonstrieren. Das es immer (!) die falschen trifft, wird dabei komplett ignoriert. Bewusst.

Tja, was heisst das für die Ukraine?
Ganz ehrlich - der Ukraine wäre wesentlich mehr geholfen, wenn endlich Waffensysteme und Munition in ausreichendem Umfang geliefert werden würde, wenn man der Ukraine erlauben würde, Russland auf deren eigenem Territorium zu drangsalieren, anstatt in homöopatischen Dosen zu helfen.
Dann würden auch Sanktionen auf Erdöl und Co nicht benötigt werden - mit dem vermutlich positiven Nebeneffekt, dass der Weltpreis massiv fallen und damit automatisch die russischen Einnahmen deutlich geringen sein würden.
Anstatt deutlich höher, wie sie dank Sanktionsregime wurden...

...sorry, war nicht gegen sie gerichtet... Mich stört einfach nur, dass wir nicht mal anfangen aktiv zu denken, sondern eigentlich ständig und permanent (auch in der Republik) die Emprögungswelle reiten... Ist natürlich einfacher, als aktiv nach echten Lösungen zu suchen. Und fürs "Feel good" sowieso besser...

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Chance für ein Umdenken?!
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Danke Herr M. für diesen Aufriss über Sinn oder Unsinn der Sanktionen! Ihre Argumente leuchten mir absolut ein und haben meine Ansicht darüber geändert.

Wir sollten definitiv mehr über den Tellerrand des 'Westens' hinaus schauen. Das gilt ja gerade auch für die Klimaveränderung - es werden nicht wir sein, welche am meisten darunter Leiden, sondern die Menschen im Süden. ...
Dass die Schweiz in praktisch all diesen Belangen sich dem 'Wohl des Geldes' unterordnet, macht mich traurig und wütend.

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Bei der Ukraine geht es um eine Demokratie, die geschützt werden muss. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig. Zudem liegt sie territorial nahe am „Westen“.
Ich stimme zu: wir , als Westen oder als Schweiz oder als Europa, können sehr viel besser machen bei sehr vielen Aspekten, auch bei der Art der Unterstützung der Ukraine.
Aber eben - die Schweiz liefert ja noch immer nicht wirklich Waffen, ansonsten ist da auch nicht viel Unterstützung zu sehen, ausser ein bisschen Blabla.
Die SVP, vermeintlich sponsored by Putin, arbeitet fleissig gegen jede Unterstützung. Da mag es ein schöner Wunsch sein, dass es „richtige“ Sanktionen geben sollte, die der gesamten Welt dienen. Das wird aber ein schöner Wunsch bleiben.
Was mich immer mehr stört, ist diese allgemeine Annahme, dass es durch mein persönliches Verhalten möglich ist, vieles zu ändern. Das ist so nicht! Klar, ich bin Bürger, habe also politische Möglichkeiten, und ich bin Konsument, kann also durch mein Kaufverhalten etwas beeinflussen.
Das war es aber!
Ich muss mich aber auf das korrekte Verhalten der demokratisch gewählten Regierung hier verlassen können. Das ist der Deal in einer Demokratie! Ob das nun auf Gemeindeebene ist (wo ich noch direkteren Einfluss, Kontrollmöglichkeiten habe) oder ob es auf nationaler Ebene ist.
Und wenn international Sanktionen vereinbart sind, um einen Verbrecher das Leben schwer zu machen, gehe ich nicht davon aus, dass Unternehmen als erstes Schlupflöcher suchen. Da fehlt es mir an krimineller Energie - zum Glück! Zudem gehe ich davon aus, dass diese Unternehmen, wo es geht sanktioniert werden oder die Gesetzgebung angepasst wird.
Zudem sind es nur sehr sehr wenige Länder weltweit, die die Sanktionen gegen Russland nicht mittragen, da gibt es Mehrheit.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Sie vergessen einfach, dass der Westen die letzten dreissig Jahre massiv abgerüstet hat, in der Annahme, dass genau so eine Materialschlacht nicht mehr passieren würde. Der Westen kann der Ukraine nicht einfach moderne Waffensysteme auf den Hof stellen. Dazu sind komplexe Logistikketten erforderlich, welche zuerst geprüft, aufgebaut und in der Ukraine implementiert werden müssen.
Dazu will kein Land in dieser gefährlichen Weltlage die Hosen ganz herunterlassen. Nur wenige Länder sind in der komfortablen Lage der Schweiz, rundum von NATO Staaten umgeben zu sein, welche Kraft der militärischen Stärke ihres Bündnisses kaum überwältigt werden können.
Und die von den Sanktionen erheblich behinderte russische Wirtschaft, wollen sie einfach entfesseln? Russland steckt alle verfügbaren Ressourcen in diesen Aggressionskrieg, das beweist, die desolate Lage seiner Verteidigung. Wer hätte vor zwei Jahren geglaubt, dass 60 Freischärler einfach über die russische Grenze marschieren, ein halbes Dutzend Ortschaften besetzen, und erst nach einer Woche wieder vertrieben werden?
Dazu darf russland nicht einfach vernichtend geschlagen und besetzt werden, weil sonst die nukleare Eskalation so sicher ist, wie das Amen in der Kirche.
Auch ich bin frustriert, über die zögerliche Haltung im Westen. Aber ich anerkenne auch, dass das Ganze eine unglaubliche Gratwanderung ist.
Für die Führer des Westens ist das eine Abwägung zwischen ein paar zehntausend toten Ukrainern und Millionen von toten Westeuropäern. Hier geht es nicht mehr um ein paar Milliarden Euro oder Dollar mehr Gewinn.
Und ich bin sicher, dem einzigen, welchem die Entscheidung leichtfällt, ist derjenige im kreml.

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Ein weiterer Trugschluss "des Westens" scheint zu sein, dass uns erzählt wird, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen könne, inklusive der Krim.
Die US-Amerikaner wollten keine Raketen auf Kuba und die Russen wollen keine Nato-Raketen in der Ukraine, versteht sich. Russland hat in diesem Krieg mehr zu verlieren als die Nato, folglich sehe ich bei den Russen eine höher Risikobereitschaft "alles zu investieren", um diesen Krieg zu gewinnen, als bei den Nato-Partnern.

"Der Westen" kann nicht mehr die Welt, alleine nach seinen Interessen steuern, wie es früher möglich war, diese Epoche ist endgültig vorbei.

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Bevors vergessen geht. Es gab schon immer alte Schiffe, welche laengst nicht mehr betrieben werden sollten. Die werden jeweils nochmals weiter verkauft. An immer kleinere Firmen mit immer kleinerem Aktienkapital, sprich Haftung. Die Besatzung gibt's auch immer guenstiger. Die Anmeldung geschieht in Laendern, welche kein Interesse haben. Das untere Ende sind Fahrten zu quasi Selbstkosten. Das Risiko eines Verlustes der Ladung steigt.

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Sowas passiert eben, wenn man einen Orban in der EU hat, der alle Sanktionen so lange schwächt, bis sie wirkungslos sind.

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Es zeigt mal wieder, dass gut gemeint nicht gut gemacht.

Wenn der Krieg etwas gezeigt hat, dann, dass der Westen in der Welt keine verlässlichen Verbündeten hat, sondern die Unterstützung auf Geld, Macht und Drohungen basiert.

...und das der Rest der Welt immer weniger Lust hat, sich von den Drohungen (freundlich deklariert als "Sanktionen bzw bei Verstoss dagegen Strafen") einschüchtern zu lassen.

...damit stellt sich die Frage: wenn die Realität zeigt, dass das einzige, was mit den bisherigen Sanktionen erreicht wurde, die Schaffung hochriskanter Umgehungsmöglichkeiten ist.... Müsste man dann nicht aus Vernunftsgründen sagen: jetzt beissen wir in den sauren Apfel und schaffen Wege, die zwar den Russen ihre Einnahmen weiterhin ermöglichen (wenn möglich jedoch stark begrenzen), aber ohne die sonstigen Kosten in absurde Höhen zu treiben? Dabei sind Kosten nicht nur finanzieller Natur zu betrachten, sondern auch potentielle (oder bald reale) Umweltkatastrophen, der massiv gestiegene CO2 Ausstoss usw usf....

...dies ist übrigens etwas, was mir an dem Artikel fehlt: mögliche Alternativen aufzuzeigen, wie man es "besser" machen kann. Dabei berücksichtigend, dass es eine 100% Durchsetzung der Sanktionen in der Realität nicht geben wird, weil zu viele relevante Akteure daran kein Interesse haben..

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Genau diese Alternativen vermisse ich auch in ihrem Kommentar.
Was sie als Drohungen bezeichnen, ist nämlich die Alternative zu einem militärischen Vorgehen.
Und wenn ich zwischen diesen zwei Wegen wählen kann, dann bevorzuge ich ganz klar den Weg der Sanktionen. Auch wenn er, unter anderem dank der kriminellen Energie unseres Landes, leider nicht so stark wirkt, wie man das gerne hätte.
Der grösste Teil des erwirtschafteten Gewinnes in russland, fliesst derzeit in die Produktion und Herrichtung von Mordwerkzeugen, welche dann umgehend in der Ukraine ihrem Bestimmungszweck zugeführt werden. Die Sanktionen behindern diesen Prozess ungemein.
Welcher normal denkende Mensch würde denn erwarten, dass russland 600% mehr Waschmaschinen aus Kasachstan importiert, um daraus Chips zu extrahieren, welche in Raketen verbaut werden, die dann blind in ukrainische Grossstädte gefeuert werden, um die Ukraine davon abzuhalten, ihre Soldaten vor Luftangriffen zu schützen.
Solch krankes Gedankengut könnte man auch mit einem flächendeckenden Bombardement von Moskau und St. Petersburg beantworten. Vor achtzig Jahren wäre das wohl genauso gemacht worden. Und selbst dieses martialische Vorgehen zeigte in Nazideutschland nur zögerlich und unvollständig Wirkung. Übrigens schon damals mit tatkräftiger Hilfe skrupelloser Geschäftsleute aus der Schweiz.

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Fangen wir mit Statistik an.
EW Ukraine: 36 Mio
von den Auswirkungen der Sanktionen betroffen: 9 Mrd.

Davon in Afrika: allein 1.4 Mrd Menschen.

Menschen in extremer Armut weltweit: 70 Mio
Menschen in Armut 2023: ca. 643 Mio.

-> für all diese Menschen bedeuten steigende Preise Hunger. Wenn nicht gar den Hungertod.
-> die steigenden Preise sind eine Folge der Sanktionen, nicht des Krieges. Wie ich anderswo schrieb, gibt es keinen Automatismus bei Kriegen. Sanktionen sind eher die Ausnahme denn die Regel.

Somit stellt sich die Frage: was ist an den 36 Mio Ukrainern so besonders, dass deren Leben dem Westen und offensichtlich auch ihnen mehr wert ist als das von 643 Mio Armen weltweit (und noch wesentlich mehr, die zwar nicht mehr als "arm" definiert werden, aber die trotzdem täglich um ihr täglich Brot kämpfen müssen)?

Was sind die Alternativen:

  1. Angebotsüberschuss an Öl und Gas erzeugen, um die Preise zu drücken. Dann hat Russland automatisch (!) deutlich weniger Geld zur Verfügung.
    Tatsächlich haben wir mit unsren Sanktionen und Boykotten dafür gesorgt, dass die Einnahmen Russlands massiv gestiegen sind. Also das Gegenteil von dem erreicht, was erhofft worden ist.

  2. Die russische Bevölkerung nicht für die Verbrechen der Regierung bezahlen lassen.
    Faktisch hat sich dadurch ein Solidarisierungseffekt eingesetzt. Anstatt eines Ablehnungseffektes. Dazu wäre der Wohlstandsverlust deutlich grösser, wenn die westlichen Firmen Russland nicht boykotiert hätten - und damit wäre die Ablehnung aller Massnahmen wie Masseneinberufung um Welten grösser.

  3. Zielgerichtete Sanktionen gegen das russische Militär - faktisch reicht aus, dass man das Militär von westlichen Produkten wie Chips "abknappst".
    Diese Sanktionen würden ein stückweit auch die Russen verstehen - denn sie würden sie zwar teilweise betreffen, aber eben nur wegen dem Militär. So sind sie total. Undifferenziert. Eben eine Kollektivstrafe. Weil bekanntlich Kollektivstrafen so wahnsinnig erfolgreich sind. Und deswegen zentraler Bestandteil unsrer Justiz.

  4. Wenn man dafür sorgt, dass zentrale Güter wie Öl/Gas etc im Preis sogar fallen, ist es den Ländern Afrikas etc leichter zu vermitteln, das gewisse Sanktionen sein müssen. So aber verstehen die meisten Länder dieser Welt sie als das, was sie real sind: die Bestrafung aller, weil Russland Krieg führt.

Das dies nicht wirklich vom Westen gewollt war, spielt keine Rolle. In den Augen von Betroffenen ist einzig entscheidend, wer für den Preisanstieg real verantwortlich ist: und das ist eindeutig der Westen.
Denn - ob der Krieg zwischen der Ukraine und Russland stattfindet oder nicht. Er hatte exakt 0 Auswirkungen auf die Lieferfähigkeiten Russland hinsichtlich Öl und Gas (und vieler anderer Dinger, die jetzt zu deutlich höher Preisen (wenn überhaupt) fliessen/gehandelt werden).
Einzig bei Getreide und Mais dürften Effekte auf den Preis zu beobachten gewesen, sein, weil der Marktanteil der Ukraine zwischen 10 und 15% lag. Er wäre aber vermutlich nicht so extrem gewesen, wenn man Russland nicht sanktioniert hätte und damit die generelle Preisspirale in Gang gesetzt hätte.
Und: man hätte in dem Fall Russland als den Schuldigen klar hinstellen können - denn dann wäre der Effekt objektiv nachweisbar gewesen.

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(durch User zurückgezogen)