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Michael Sutter
Webdesigner
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Grüezi Frau Fichter - ich bin begeistert, ein toller Beitrag.
Bitte mehr davon, dieses und verwandte Themen interessieren mich brennend.

Ein weiteres Beispiel, das mich zunehmend beunruhigt ist LinkedIn.
Leider übernimmt auch dieses US-Unternehmen zunehmends die Tracking-Praxis von Facebook wie es scheint. Das Setzen des Cookies kann lediglich akzeptiert aber nicht abgelehnt werden. Zitat:
"Diese Webseite verwendet Cookies, um unseren Service zu verbessern und Ihnen relevante Anzeigen zu präsentieren. Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Lesen Sie die LinkedIn Cookie-Richtlinie."

Ich besuchte letzens eine Website eines Immobilien-Verwalters und meldete mich anschliessend bei LinkedIn an. Dort entdeckte ich im Feed dann plötzlich eine Werbeanzeige des exakt gleichen Unternehmens. Zufall? Wohl eher nicht. Ob ich dies mag? Ganz und gar nicht.

@L. M.: Auch im privaten Modus sind Sie nicht anonym. Der Browser setzt dann trotzdem Cookies, wenn die Website dies so vorsieht (er löscht diese dann einfach wieder, wenn das private Fenster geschlossen wird).
Wenn Sie im Web anonym surfen möchten, müssten Sie VPN nutzen.

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Im privaten Modus bist du insofern anonym als dass die Webseite beim nächsten Mal nicht mehr weiss dass du schon mal da warst. Was für die meisten Zwecke (wie das beschriebene LinkedIn-Beispiel) ja ausreichend ist, zumindest sofern man auch nicht eh auf der Webseite einloggen muss.

Ein VPN sorgt primär für eine zusätzliche Verschlüsselung der Verbindung zwischen dem eigenen Gerät und dem Server des VPN-Anbietern und ist zB in öffentlichen WLANs sinnvoll (da sonst jede Hackerin im Starbucks den unverschlüsselten Verkehr mitlesen kann). Wer es anonymer mag, nimmt stattdessen lieber den TorBrowser.

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Das stimmt so nicht. Auch im privaten Modus ist man eindeutig identifizierbar aus der Kombination von User Agent, Bildschirmauflösung, etc.

Hier ausprobieren: https://amiunique.org/

Mein Browser ist unique.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Grüezi Herr Hörnlimann, vielen Dank für Ihre Worte!
Oh ja, soeben wollte ich heute Morgen meinen Beitrag auf LinkedIn teilen und bin ebenfalls auf das berühmte Warnfenster gestossen. Hätte ich das früher getan, hätte LinkedIN ebenfalls einen Ehreplatz in der Cookie-Gallerie eingenommen.

LinkedIn betreibt auch allerelei andere Privacy-Spässe wie zum Beispiel die Exportfunktion Ihrer Kontakte. Dabei wurde eine Zeit lang nicht die Mailadressen exportiert, die wir freiwillig auf unserem Profil publik machen, sondern die LOGIN-EMAILADRESSEN! (darunter wirklich peinliche Adressen wie "schudiduherzli" usw) Darüber hatte ich mich dann sehr empört, viele meiner Social Media-Kontakte konnten meine Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Jetzt hat LinkedIn diese Policy geändert.

Übrigens, nein kein Zufall. Ich las neulich einen Guardian-Artikel und kehrte auf Twitter zurück. Alle im Artikel erwähnten Protagonisten wurden mir vorgeschlagen auf Twitter "to follow". Das ist leider der alltägliche "creepy shit".

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Michael Sutter
Webdesigner
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@Adrienne Fichter:
Was mich grad etwas weniger begeistert: republik.ch nutzt gemäss meiner Analyse von soeben als Tracking-Tool Piwik bzw. Matomo. Davon ist in den Datenschutzbestimmungen hier auf der Website aber nirgends die Rede.

Weshalb ist das so?

Gemäss meinem Wissensstand ist es absolut zwingend, die Nutzung solcher Tracking-Tools zumindest in der Datenschutzerklärung zu erwähnen.

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Michael Sutter
Webdesigner
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LinkedIn hatte die Login-Mailadresse exportiert? Ups, das ist schon heftig und las ich hier soeben zum ersten Mal. Und das viele SoMe-Kontakte Ihre Aufregung nicht nachvollziehen konnten, kann ich voll nachempfingen (geht mir genau gleich), zumal ich nur noch LinkedIn als Kanal des "Social Media" habe.

Der Guardian behauptet ja anders zu sein, aber was Tracking betrifft wohl genau gleich wie die meisten gratis News-Websites. Twitter ist auch wieder sowas, werde ich nie verstehen...

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(durch User zurückgezogen)

Danke für die Hinweise.
Für Sie der geringste technische Aufwand; für mich als Doofe ( technisch weder begabt noch interessierte Anwenderin )
ein ziemliches Unterfangen.
Autofahren müssen manche auch, ohne genaue Kenntnis des Vehikels.
Im Lebensmittelladen kann ich hinter den zuvorderst präsentierten ungesunden Produkten das mir Zuträgliche finden weil ich ja physisch in Raum und Zeit dort drin bin.
Wie in andern Bereichen auch -
möchte ich nicht mich erst durch einen Wust Gschäär pflügen müssen bevor ich zur Wolle komme.
Adrienne Fiechter spricht mir aus dem Herzen.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Guten Tag Frau B...das freut mich:) Ich weise Sie gerne noch auf einen anderen Beitrag hin: https://nzzas.nzz.ch/kultur/ohne-go…ld.1503845 (leider nur mit Login lesbar, hoffentlich dafür ohne Cookie-Konsum)

Leider leben wir im Zeitalter der permanenten digitalen Selbstverteidigung, und es ist Zeit für eine systemische Umstellung, zur privacy-freundlichen Voreinstellung und für einen "echten" unmonpolisierten Markt der datenschutzfreundlichsten Services. Ja, das bedeutet auch: wir müssen wohl mehr in die Tasche greifen, für Leistungen im Internet, wenn wir dafür nicht mit Daten bezahlen müssen.

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Ein schönes Benutzererlebnis habe ich jeweils nach dem Löschen der Cookies: dann sinken die Preise von besuchten Hotels in Hotel-Portalen wieder auf das Anfangsniveau. Vielen Dank an Adrienne Fichter für ihre sehr wertvollen und fundierten Artikel!

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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In der Tat mal ein wahrhaftig fantastisches Kundenerlebnis, Herr Litschig. Und vielen Dank auch für Ihr Kompliment!

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Cookies sind nicht per sé böse. Damit kann man auch viel nützliches und datenschützerisch unbedenkliches anstellen. Identifizierbar ist man auch ohne Cookies über einen Mix aus Browser, OS, Bildschirmauflösung etc. Noscript nützt da nur bedingt, die Browser sind auch ohne Javascript ziemlich gesprächig.
Besser man unterbindet jegliche Kommunikation mit Datensammlern, welche Websiteübergreifend agieren. Auf lokaler Ebene kann man das über das Hostfile realisieren (im Netz sind ständig aktualisierte Hostfiles zu finden).
Oder, die bessere Lösung, man kauft sich einen Raspberry pi und installiert pihole, welches als DNS-Server fungiert und Tracker, entsprechende Blockliste(n) vorausgesetzt, gar nicht erst auflöst. Der integrierte DHCP-Server puscht das pihole-DNS selbst auf Android Geräte, SmartTV's und ähnlich verdongelte Geräte.
Für Android unterwegs, nutzt man entweder Blokada, welches ähnlich funktioniert oder leitet wie ich, DNS anfragen via VPN ins heimische Netz.

Einen 100% Trackingschutz bietet leider auch diese Methode nicht und dürfte für uninteressierte Nutzer zu kompliziert ausfallen, ist aber die bisher wirkungsvollste Methode, welche ich probiert habe.

Nachtrag: Wer sein Androidgerät von Bloatware, welche meistens sehr fleissig tracken und/oder Google Apps (halbwegs) befreien möchte, ohne Garantie zu verlieren (also ohne root oder custom rom), dem sei diese Anleitung ans Herz gelegt:
https://www.heise.de/tipps-tricks/A…24092.html
Wenn es schief geht, könnte das Gerät wieder auf Werkeinstellungen zurückgesetzt werden. Ausprobieren trotzdem auf eigene Gefahr. ;-)

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Im Prinzip ist auch das DSGVO abklicken nichts weiter als ein nervender, administrativer Witz. In dem Moment, in dem ich das Handy trage oder mich mit dem Netz verbinde bin ich analysierbar. Dafür brauche ich kein Kästchen. Nur mit technischen Tricks ist das Tracking ein wenig reduzierbar, nichts für die Masse. Inzwischen ist es auch so, dass immer mehr Kameras uns erkennen, z.B. am Flughafen. In Hongkong sieht man, wo dies Enden kann. Es grüsst 1984 https://de.m.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman).

Trotz allem, wie man sieht ist es mit der Intelligenz der Analyse nicht sehr weit her. Noch ein kleiner Trost, KI ist auch ziemlich dumm und lässt sich (noch) überlisten. Braucht es am Schluss den Menschen, sieht der vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Es reicht für eine Tendenz, mit der Erfolgsrate der Voraussage eines Aktienkurses. Menschen sind ziemlich unberechenbar und unlogisch - kann ja auch mal für etwas gut sein.

Komfort hat immer seinen Preis. Im Moment scheint mir das grössere Problem, wie wir mit der Erde umgehen. Wir haben nur eine, tun jedoch so, als hätten wir 3. Konsumieren wir doch erst mal weniger, dann bessert vieles.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Guten Tag Herr Fuchs. Ja die DSGVO ist vielleicht für einige "ein pain", aber evoziert meiner Meinung eine richtige Stossrichtung. (auch dass Datenlecks strafbar sind, finde ich weniger ein administrativer Witz, sondern eine wichtige Drohkulisse damit das Thema Security ernst genommen wird. Wir erinnern uns an das Datenleck der Swisscom mit Tausenden von Benutzerdaten, ohne ernsthafte Konsequenzen für den Konzern)

Ich wiederhole (pardon auch copy-paste) was ich in anderen Antworten geschrieben habe:

Wir leben im Zeitalter der digitalen Selbstverteidigung.

Es braucht eine systemische Umstellung auf privacy-freundliche Voreinstellungen von Browsern und eine datenschutzfreundliche Internetarchitektur und Internetwirtschaft insgesamt. Die DSGVO ist hier der erste Schritt. Nun müssen hehren Grundsätzen wie Datenportabilität auch effektiv Folge geleistet werden. Nur so lässt sich Europas Digitalwirtschaft ankurbeln.

Wir wissen, dass das gegenwärtige Gratis-Internet zur Monopolbildung neigt aufgrund der Netzeffekte. Und wir wissen auch, dass bei anhaltender Nicht-Regulierung die Tech-Giganten definieren können, welche Privacy und Ethik-Vorstellungen sie durchsetzen wollen im Selbstregulierungsmäntelchen. Schön massgeschneidert auf die jeweiligen Business-Modelle, damit es nicht allzu wehtut. (das Argument habe ich bei Herrn M. genauer ausgeführt)

Wenn nun die ePrivacy-Richtlinie hier Standards setzt, wird endlich Privacy by Design (auch das bisher nur ein Paragraph im Regelwerk) praktiziert und die Online-Werbeindustrie darf an neueren und innovativeren und privacy-freundlichen "Innovationen" feilen. Beim jetzigen Status Quo werden sie nie dazu gezwungen.

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Absolut einverstanden. Im Kern ist der Ansatz der DSGVO gut. Die Kästchen sind wie bei den AGBs einfach ein schlechter Witz und nerven nur. Die Kontrolle ist ein echtes Problem.
Man muss aufpassen, dass es nicht ausartet, wie bei den Abmahnungen für Links in Deutschland passiert. Dies war mehr Arbeitsbeschaffung für Gauneranwälte mit Abmahnungen, als Problemlösung. Komfort kostet immer, genauso wie "gratis".

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Und bitte mal in den Spiegel schauen: Die Republik selber trackt ihre Benutzer ebenfalls, zumindest sagt mir uBlock Origin, ebenso Privacy Badger, beides Addons für Firefox und Chrome. Diese Addons, besonders uBlock Origin (keine der anderen uBlock-Versionen!), halte ich zusammen mit Ghostery für schlicht unverzichtbar. Sie unterdrücken zuverlässig Werbung und Tracking. Werbung dient übrigens oft auch dem Tracking, sie kann schlimmstenfalls sogar den Rechner kompromitieren.

Piwik (heute Matomo) ist nicht ganz unumstritten, das ist das von der Republik verwendete Open Source Statistik-Zeugs. Letztlich geht es um die grundsätzliche Frage, ob man ein Werkzeug zum Ausspionieren seiner Benutzer überhaupt braucht. Die Anzahl der Seitenaufrufe kann problemlos dem Server-Log entnommen werden, absolut und pro Seite. Mehr Informationen sind sicher nice to have, aber wirklich notwendig? Eher nicht, meine ich (selber mehrfacher Seitenbetreiber). Und selbst die sind nicht wirklich wichtig. Das direkte Feedback der Benutzer ist wichtig. Alles andere bleibt Augenwischerei und Penislängenvergleich. Aber das ist im Marketing ja üblich, ich weiss, und derweil setzt die Republik nun auch auf vermehrtes Marketing, investiert in Blasen, statt in Inhalte. Tja ...

Cookies sind demgegenüber meist vergleichsweise harmlos, werden Sie üblicherweise doch nur von den Seitenbetreibern selber ausgewertet, während bei Werbung und Tracking die Daten von den ganz grossen Netzwerken abgegriffen werden. Das gilt besonders für Facebook und Konsorten, deren Verlinkungen (!) auf vielen Seiten auch Daten an Facebook liefert, selbst wenn man sie nicht anklickt.

Bei allen modernen Browsern lassen sich die Regeln für Cookies individuell bestimmen. Wer sich dafür etwas Zeit nimmt, kann viel beeinflussen (aber natürlich nicht alles). Auf einigen (zugegeben wenigen) Seiten halte ich Cookies tatsächlich für äusserst praktisch.

Das Fingerprinting ist dagegen viel effizenter, wie mir scheint. Aber auch dagegen gibt es Addons, ich experimentiere damit allerdings noch.

Aus der Sicht des Datenschutzes ist das Internet heute broken by design, da hilft auch keine DSGVO und wahrscheinlich auch keine ePrivacy-Reform, sollte diese je zustande kommt. Dafür sind deren Gegner heute bereits zu mächtig oder werden sie zu umgehen wissen. Ich bleibe jedenfalls eher pessimistisch.

Aber gut, dass Adrienne Fichter dieses Thema mal angesprochen hat, keine Frage, auch wenn das Problem eher weniger bei den Cookies zu suchen ist, als bei den vielen anderen Verfolgungstechniken. Sensibilisieren lässt sich die Masse damit aber nicht, fürchte ich. Einer müsste ein(e) App/Addon entwickeln, die/das alle Probleme gleichzeitig erschlägt. Und das müssten dann Blick und 20min gleichzeitig promoten. Aber auch das würde nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Nutzer dazu bewegen, etwas zu unternehmen. Nennt sich glaubs Masse(n)trägheit oder so ...

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Piwik (heute Matomo) ist nicht ganz unumstritten, das ist das von der Republik verwendete Open Source Statistik-Zeugs. Letztlich geht es um die grundsätzliche Frage, ob man ein Werkzeug zum Ausspionieren seiner Benutzer überhaupt braucht. Die Anzahl der Seitenaufrufe kann problemlos dem Server-Log entnommen werden, absolut und pro Seite.

Grundsätzlich bin ich da deiner Meinung. Das funktioniert allerdings nur zuverlässig wenn man statische Websiten oder Webapplikationen hat mit definierbaren Pfaden. Heute funktionieren aber viele Websiten oder eben auch Applikationen so, dass viel der Routing Logik im Frontendteil dynamisch generiert wird. Das heisst dieses Tracking wirst du auf dem Server in den Logs nie sehen.
Ich persönlich monitore meine Websiten mit einer eigenen Matomo Instanz, setze aber die Anonymisierungsmassnahmen ziemlich hoch an und respektiere z.B. auch "InPrivate" Surfoptionen der Browser. Zusätzlich habe ich das Setting eingebunden um das Monitoring komplett zu unterbinden.

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Ich bin auch dazu übergegangen, nur noch Gesamttraffik in Gb pro Tag, Serverauslastung, Anzahl Seitenaufrufe und Useragent, zur identifizierung von Bots zu loggen. Sämtliche Logfiles von Apache, sowie daraus extrahierte Daten lösche ich nach spätestens 30 Tagen automatisiert. Im Prinzip reicht das völlig.
In meinen Fall könnte ich, wenn ich denn wollte, Daten darüber sammeln, wer wann und wie fleissig sein System aktualisiert und welche Software installiert ist, da ich Spiegel für Arch und Raspbian betreibe. Also durchaus sicherheitsrelevante Daten, wenn mal wieder irgendwelche Sicherheitslücken bekannt werden.

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Mich stört der Reflex, bei jedem kleinsten Problem gleich nach einer staatlichen Intervention zu rufen. Habt ihr schon mal was vom “Incognito Modus” gehört? Oder von Duck Duck Go, der Suchmaschine ohne Tracking? Oder dem Epic Browser? Das sind hilfreiche Mittel für all diejenigen, die sich an Cookies stören. Wer sich über Cookies empört, aber gleichzeitig den geringsten technischen Aufwand scheut, diese wirkungslos zu machen, ist schlicht ein bisschen doof.

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Das ist, wie vom Autokunden zu verlangen die Software zu Hacken um den lästigen, teuren und unnötigen Service weiter hinauszuschieben. Nur die Wenigsten wissen mit was sie genau auf ihrem Handy im Internet surfen, wie perfide sie von den Unternehmen hinters Licht geführt werden. Genau so wenig kann der Laie beurteilen, dass die penetranten Service-Aufforderungen der modernen Autos viel zu häufig erfolgen und die Servicearbeit hauptsächlich im zurücksetzten der Software und dem unnötigen Ersetzen der Scheibenwischer besteht.
Die bürgerliche Politik der letzten 50 Jahre hat mafiöse Geschäftsmodelle legalisiert und wird uns unverholen als alternativlos zur Kommunistendiktatur verkauft.
Dem muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt. Das kann nur mit strengen Regulierungen erreicht werden, wie die vergangenen Jahrzehnte des Laissez-faire doch unzweideutig gezeigt haben

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Guten Tag Herr M... Da machen Sie sichs etwas zu einfach. Aus mehreren Gründen.

Es gibt mehrere Studien, die belegen, dass die/der durchschnittliche Internet-Nutzerin, Internet-Nutzer die Dimensionen des Trackings weder versteht, noch die hinterlegten Benachrichtungsboxen richtig interpretiert. Und sich somit auch nicht angemessen zur Wehr setzen kann.

  1. "Participants misinterpreted icons intended to notify them about behavioral targeting and expected that they couldturn to their browser or antivirus software to control OBA (Online Behavioural Advertising). Partici-pants had strong concerns about data collection, and the majority ofparticipants believed that advertisers collect personally identifiableinformation. They also misunderstood the role of advertising net-works, basing their opinions of an advertising network on that com-pany’s non-advertising activities. Participants’ attitudes towardsOBA were complex and context-dependent. While many partici-pants felt tailored advertising could benefit them, existing notice and choice mechanisms are not effectively reaching user" https://www.cylab.cmu.edu/_files/pd…b12007.pdf

  2. https://papers.ssrn.com/sol3/papers…id=2152135

  3. https://repository.upenn.edu/cgi/vi…asc_papers

Sie sagen im Grunde genommen, dass wir im gegenwärtigen Zeitalter der digitalen Selbstverteidigung leben und damit zurechtkommen sollen. Da bin ich entschieden anderer Meinung.

Es braucht eine systemische Umstellung auf privacy-freundliche Voreinstellungen von Browsern und eine datenschutzfreundliche Internetarchitektur/Internetwirtschaft insgesamt. Diese Verantwortung auf die User allein abzuwälzen, finde ich etwas naiv und kurzsichtig. Wir wissen, dass das gegenwärtige Gratis-Internet zur Monopolbildung neigt aufgrund der Netzeffekte. Und wir wissen auch, dass bei anhaltender Nicht-Regulierung die Tech-Giganten definieren können, welche Privacy und Ethik-Vorstellungen sie durchsetzen wollen (im Selbstregulierungsdeckmäntelchen). Schön massgeschneidert auf die jeweiligen Business-Modelle, damit es nicht allzu wehtut.

So geschehen bei der FTC-Strafe gegen Facebook, welches das 3rd-App-Business von FB nicht einschränkt. (die 5 Mia. Dollar sind schmerzhaftes Weisswaschen des Geschäftsmodells).

Und auch Google ermahnt uns, ja nicht Cookies zu blockieren, weil wir damit Fingerprinting fördern und die Verlagsumsätze mindern (sie behaupten, es handelt sich um, 52% der Online-Werbeumsätze , dabei sind es nur 4%). https://www.blog.google/products/ch…ivate-web/

Das sind Ethicswashing-Strategien, um die Privacy-Sorgen ein bisschen "ernst" zu nehmen, aber eben auch um letzten Endes die Behavioural Targeting-Werbmodell zu legitimieren.

Was ich damit sagen möchte: wer defätistisch alles hinnimmt und ständig versucht, zu flüchten, obfuszieren und sich zu verstecken, und die Energie dafür hat, kann das gerne tun. Doch für die Gesamtheit aller Internet-NutzerInnen ist dies keine adäquate langfristige Lösung.

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Wenn Ihnen ja bekannt ist, dass die oder der durchschnittliche Internet-Nutzer oder -Nutzerin hier grosse Wissenslücken hat, wäre es dann nicht erst recht Ihre journalistische Pflicht, darüber aufzuklären, was man selbst dagegen tun kann? Ich schliesse ja staatliche Massnahmen gar nicht aus. Regulierung ist aber stets unscharf und verursacht auch Kollateralschäden. Sie sollte daher die letzte Massnahme sein, die man ins Auge fasst, und nicht die erste.

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DuckDuckGo ist in Pennsylvania USA beheimatet, untersteht also dem Patriot Act

Startpage.com ist in Holland beheimatet und ist keine eigene Suma, aber anonymisiert Suchanfragen an Google.

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Ja, dem Tracking durch Google und Facebook kam ich ausweichen, Werbung kann ich blocken, aber die Cookie-Seuche betrifft ja schlussendlich praktisch jede Seite im Web. Und bei den meisten hat mein Benutzererlebnis nix damit zu tun dass die Site weiss dass ich schon mal da war. Klar kann ich mir mit dem Private Mode (oder dem konsequenten Putzen von Cookies etc) behelfen, aber sollte man nicht auch erwarten können, dass Cookies auch effektiv einen Nutzen haben?

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Danke für die Tipps! Funktioniert einwandfrei.:)

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Google ist natürlich der Klassenprimus, wenn es um Datensammeln „für ein besseres Nutzererlebnis“ geht.

Ich habe die letzten Monate Google mal bewusst alle meine Daten erfassen lassen (Suche, Maps Standorte (also das komplette GeoTracking), YouTube watch history usw.) um rauszufinden, ob ich im Alltag eigentlich wirklich etwas spüre von diesem ach so tollen Erlebnis. Ich wollte wissen, ob ich für das Preisgeben meiner persönlichen Daten eine spürbare Gegenleistung bekomme und ob es in irgendeiner Weise ein fairer Deal sein könnte.

Mein Fazit: einziger Pluspunkt ist, bei YouTube nicht ständig Videos vorgeschlagen zu bekommen, die ich schon längst gesehen habe. Aber bspw. bei Google Maps hab ich absolut keine Verbesserung bemerkt. Nichts, was auch nur im Entferntesten dem (gefühlten) Gegenwert meiner persönlichen Daten entspricht. Also hab ich wieder alles abgeschaltet. Da müssen sie mir schon mehr dafür bieten.

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Diese Idee gefällt mir sehr, und in der Tat nutze ich schon jetzt sehr wenige Google-Dienste. Aber für Google Maps habe ich noch keinen guten Ersatz gefunden. Was empfehlen Sie? (Es geht mir v.a. um Street View, also die Möglichkeit, virtuell in fernen Städten rumzuspazieren...) Vielen Dank!

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Für Google-Streetview gibt es keinen Ersatz und wird es wohl auch nie geben, da schlicht mit gigantischen Kosten verbunden. Kartenmaterial ohne kommerzielle Interessen gibt es hier: https://www.openstreetmap.org

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Michael Sutter
Webdesigner
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Das nenne ich mal ein tolles Experiment, auch wenn schlussendlich mit sehr viel Ernüchterung verbunden (wenn ich dies richtig interpretiere).

Spannend wäre natürlich auch zu sehen, was denn bei Gmail im Hintergrund so abgeht. Ich nutze Gmail bzw. das Google- Konto nur noch, um mich bei der Search Conole anmelden zu können (was ja leider nicht anders geht).

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Digitalberater / Web-Entwickler
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Kontrolle über Cookies hilft kein Stück im Kampf gegen Fingerprinting: Die Kombination von OS, Browser + Extensions ist einzigartig genug, um verlässliche Nutzerprofile zu erstellen. Da helfen auch VPNs nur sehr bedingt. Die Cookie-Diskussion lenkt leider davon ab und trainiert Leuten uninformierte Ablehnung an: für Cookies gibt es viele legitime Nutzungen. Für mich ein Beispiel uninformierter, kurzsichtiger und deshalb schädlicher Regulierung; das eigentliche Ziel dahinter unterstütze ich vehement, aber bei den Cookie-Hinweisen (auch mit opt-out) kommt mir das Kotzen.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Guten Tag! Wie gesagt, es gibt einige wenige legitime Cookie-Gründe wie zum Beispiel die Session-Cookies.

Ihre andere Argumentation erinnert mich ein wenig an das Statement von Google von letzer Woche: der Konzern will nun privacy-freundlicher werden und argumentiert gleichzeitig, Cookies blockieren fördere Fingerprinting. Ich zitiere daraus (https://www.blog.google/products/ch…ivate-web/): "First, large scale blocking of cookies undermine people’s privacy by encouraging opaque techniques such as fingerprinting. With fingerprinting, developers have found ways to use tiny bits of information that vary between users, such as what device they have or what fonts they have installed to generate a unique identifier which can then be used to match a user across websites. Unlike cookies, users cannot clear their fingerprint, and therefore cannot control how their information is collected. We think this subverts user choice and is wrong."

Das ist absolute irreführende Stellungnahme. Im Sinne von: "wir wissen, es gibt Taschendiebe, aber wir möchten nicht gegen sie vorgehen, weil diese sonst Läden plündern werden." Das eine tun, das andere nicht lassen. Apple und Mozilla haben schon einiges unternommen und entwickeln Anti-Fingerprinting-Techniken. Und es gibt keine Hinweise auf eine Zunahme von Fingerprinting als Reaktion auf Cookie-Blockierung.

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Digitalberater / Web-Entwickler
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Einverstanden, komplett irreführende Stellungnahme von Google - als ob Device Finterprinting nicht schon längst etabliert wäre.

Persönliche Erfahrung: Die "einige[n] wenige[n] legitime[n]" Gründe sind aus Entwicklersicht wichtig. Wenn ich Tracking-Software einbaue, ist es mir aber absolut egal, ob User Cookies blocken oder nicht, es ist irrelevant für meine Ergebnisse. Der totale Fokus auf Cookies führt m.M. nach also primär zu a) schlechterer UX und b) Disinformation und falschen Vorstellungen bei Nutzern.

Lieber 1 Mio. Cookies von einzelnen Seiten, die keine Informationen aggregieren, als 500 Seiten mit Tracking-Pixel von einem einzigen Anbieter.

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Ein wunderschönes Beispiel ist Amazon. Die wissen so ziemlich alles über mich und überhäufen mich mit Angeboten zu jeder besuchten Website. Aber sie bieten meiner 10 jährigen Tochter, von der sie wissen, dass es a) meine Tochter ist und b) dass sie 10 Jahre alt ist, Kettensägen an, weil ich mir kürzlich die Preise dafür angesehen habe!
Ich habe tausende Bücher von Amazon gekauft oder ausgeliehen. Bei Amazon bin ich nur, weil zu Beginn des Internet-Zeitalters der hiesige Bücherhandel gepennt hat und nur Amazon ein stimmiges Angebot hatte. Der Preis war für mich nie ein Kriterium, nur die Verfügbarkeit und Usability.
Aber der Konzern der alles über mich weiss, bieter mir ständig Bücher an, die ich schon gekauft, bzw. ausgeliehen habe. Technisch kann es nicht sehr anspruchsvoll sein, diese aus der Menge der potentielle für mich interessanten Bücher herauszufiltern. Aber die Amazon Mitarbeiter geben nur zu Protokoll, dass diese Funktion nicht zur Verfügung stehe.
Der einzige Grund dies nicht zu tun, ist wohl das Geschäft mit dem einen oder anderen Artikel den man zweimal verkaufen kann.
Ist das wirklich das optimierte Benutzererlebnis, das die Internetkonzerne ständig versprechen?

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Das läuft mit den Karten von Migros und Coop auch nicht anders. Der eine meint, ich würde nie ein WC aufsuchen, weil ich kein Toilettenpapier kaufe. Der andere meint, ich würde keinen Alkohol trinken und hätte Kinder. Gerade in Coronazeiten haben viele Personen für andere eingekauft. Und die Grossverteiler haben eifrig "falsche" Daten gesammelt. Ich glaube nicht, dass sich der ganze Aufwand mit diesen Karten wirklich lohnt. Oder liegen da die "Deutschen" so falsch?

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Cookies sind irrelevant. Die sind eh schon lange ueberholt. Wie man schon vor 10 Jahren auf https://panopticlick.eff.org/ sehen konnte verraet der Browser schon Einiges. Ein moderner Firefox mit Noscript ergibt mir einen in 2100 Browsern mit derselben Information. Nun muss ich mich selbst festhalten, im Private Mode gibt es noch 1 von 248 Browsern mit derselben Information, hinter welchen ich mich verstecken kann. Das muss ich mir erst ueberlegen. Falls ich Noscript abschalte habe ich im Normalen, wie auch im Private Mode einen unique Fingerprint. Bin also anonym identifiziert.

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Wie sonst sollen datengierige Unternehmen zu stoppen sein? Am besten also das eine tun (staatliche Intervention verlangen) und das andere nicht lassen (Suchmaschine ohne Tracking verwenden).

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Liebe Frau Fichter
Sie fragen nach weiteren Beispielen. Eines wäre: https://www.instagram.com/accounts/…rce=follow
Wenn ich also der Republik auf Instagram folgen will, dann gibt's auch Cookies... Ich weiss schon mehrfach – auch hier – begründet. Aber der Widerspruch bleibt, trotz guten Argumenten.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Ich weiss, Herr Messmer. Und ich kann Ihnen leider auch keine neue Widerspruch auflösende Begründung liefern. Wir sind auf diesen Kanälen präsent, um neue Zielgruppen zu erreichen und VerlegerInnen zu gewinnen. Was ich Ihnen aber versichern kann: wir nutzen keine Tracking-Pixel oder "Kontaktlistenexportfunktionen" für unser Online-Marketing. Was heisst: Wir matchen sicher keine Verleger-Daten mit den Plattformdatenbanken.

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ichfürchte...
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Einen imho besonders krassen Fall im Zusammenhang mit "Antiviren Software" von Kaspersky hat kürzlich der heise-Verlag aufgedeckt :

https://www.heise.de/ct/artikel/Kas…95127.html

Freundliche Grüsse

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