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Ja, das sind gute Fragen. Danke für die Denkanstösse. Aufgewachsen in der Zeit der Einführung von PC's, den Anfängen der Digitalisierung war ich lange ein starker Befürworter der Digitalen Zukunft. Heute bin ich wesentlich kritischer.
Die Dystopien von Orwell, Huxley sind längst schon Realität. Die BRD wollte in den 1980ern den Biometrischen Pass einführen. Die Regierung, Minister Zimmermann (wenn ich mich richtig entsinne) scheiterte kläglich am Wiederstand der Bürger. Heute ist der BioPass in vielen Staaten Realität. Die Bevölkerung akzeptierte das behördliche Diktat ohne grosses Mucksen, fast apathisch. Fast geräuschlos, von den Medien schwach begleitet. Wo blieb der Aufstand?
Nun frage ich mich auch: In welcher Welt möchte ich gerne leben, welche technischen Errungenschaften nützen mir, 'dienen' uns als Gesellschaft?
Eines ist mir klar nach der Lektüre von Harari und Bargh (Vor dem Denken). Ich möchte in einer Welt leben, die meine Freiheitsrechte - wenn ich sie denn hätte und einklagen könnte - schützt. In einem Staat dessen Politiker, wie in Belgien, mich als Bürger schützen vor wirtschaftlicher und politischer 'Manipulation'. Ich möchte jeden Morgen aufwachen und noch das Gefühl haben ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Ich fordere eine Regierung, die Persönlichkeitsrechte über paranoide Datensammelwut stellt. Wo ist da die Freiheit geblieben, wenn alle Bürger lückenlos überwacht werden? Nota bene sind wohl fast alle meine Mitbürger harmlos und langweilig. Ich möchte nicht in einem repressiven Staat aufwachen, der sich vor seinen eigenen Bürgern schützen will. Auch möchte ich nicht jeden Morgen mir die Frage stellen, ob ich in der Matrix lebe, meine Realität so gezimmert wird, dass ich mir eine Scheinwelt bastle, in der ich an Fäden eines wirtschaftlich mächtigen Systems, wie eine Puppe tanze.
Es geht nicht um die Bedienbarkeit einer Applikation, die mir Ja/Nein abverlangt. Es geht mir darum, dass im Ansatz davon ausgegangen wird, dass ich es selbst entscheiden kann, darf und muss. Das lässt mir zumindest die Illusion so zu leben wie ich es täglich für mich als Richtig empfinde.
Es kann nicht sein, dass sich der Anwender, wir Bürger und die Gesellschaft laufend gegen Machenschaften von Facebook und ähnlicher Services wehren muss. Das zeigt Belgien. Dazu ist die Politik und der Staat da. Auch in den USA könnte ich wohl keine Sammelklage gegen Facebook anstrengen. Diese Möglichkeit klickt man wohl mit den Nutzungsbedingungen weg.
Nein, in solch einem Staat möchte ich nicht leben, in welchem mein Persönlichkeitsprofil benutzt wird um mich vor einer richtungsweisenden Wahl so zu manipulieren (primen), dass ich reaktionär meinen Ängsten erliege und populistisch wähle.
Als einzelner bleibt mir nur der Boykott. Alternative Dienste, die mir auch monatlich Geld wert sind, stehen nicht oder kaum als Option zu Verfügung. Auch Republik twittert und facebookt fröhlich. Es zwingt mich damit genau in diese Netze, die meine Freiheitsrechte (auch Ethische Grundsätze) mit System verletzen. Wollen Sie uns das wirklich zumuten? Und: Welche Freunde sind echte Freunde, die mir zurück in eine freiere analoge Welt folgen und auf reale Kontakte setzen? Als Masse sind wir zu träge und von den oligopol ähnlichen Strukturen zu abhängig geworden. Facebook, Google, Microsoft und weitere wissen dass und bauen das in ihr Kalkül ein.
Wäre es hier nicht sinnvoll politisch Druck zu machen? Social Media, Digital Governance und ähnliche ja, aber nur mit einem starken Staat, einer Politik die gradlinig Persönlichkeits- und Menschenrechte einklagen!
Danke für diesen Beitrag. Bleiben Sie dran. Wie geht es weiter mit Datenschutz bei uns?

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Ganz wichtige Fragen!
Tatsächlich habe ich den Eindruck, die "Wahlfreiheit" besteht im Grunde nur darin, mitzumachen und unsicheren Datenschutz etc. zu akzeptieren, oder dann eben Boykott.
Allerdings bedeutet das nicht nur den Verzicht auf Facebook und ähnliche, sondern greift sehr viel weiter.
Sucht man heute eine Stelle, gibt's kaum mehr einen anderen Weg als online Bewerbungen einzureichen. Der Lebenslauf wird dann gleich mal digital gescannt (nicht überall, aber immer öfter) und wenn da eine Lücke oder sonstige Unstimmigkeit ist, oder die Maschine erkennt, dass ein Zeugnis fehlt, ist man draussen ohne dass ein Mensch auch nur einen lächelnden Pixel des Bewerbungsfotos gesehen hat.
Dies nur als ein Beispiel von vielem, das kaum hinterfragt wird.

Und ich fürchte, den Ausschlag, ob eine Technologie angewendet wird oder nicht, wird in erster Linie von wirtschaftlichen Überlegungen bestimmt.
Deshalb findet die Diskussion zu E-Voting statt und nicht zu Technologien der Privatwirtschaft.
Dies aber sollte unbedingt gemacht werden.

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Lieber Herr Bessimo. Wow, vielen Dank für den sehr interessanten Exkurs in die Vergangenheit. Ich bleibe auf jeden Fall an den Themen dran. Das Oligopol/Zentralisierungsproblem ist sicherlich das grösste Problem in dem Zusammenhang. Und ja selbst wir von der Republik kommen leider nicht ganz ohne Suchmaschinenauffindbarkeit und Social Media-Empfehlungen aus. Weil die digitale Öffentlichkeit letzten Endes von diesen Kanälen strukturiert wird und sich auch dort die Debatten zu unseren Artikeln abspielen. Und weil wir auch neue LeserInnen hinzugewinnen möchten. Doch: wir versuchen diese externen Kanäle so sparsam wie möglich zu bewirtschaften. Letzten Endes ist die direkte Beziehung zwischen der Republik und den VerlegerInnen die wichtige Säule für unser Projekt....Was den Datenschutz angeht: das neue Gesetz sollte voraussichtlich dieses Jahr in Kraft treten, sofern es nicht noch weiter verwässert wird von gewissen Lobbyingkreisen.

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Danke für den guten Artikel. Es ist wie bei vielen Grossthemen sinnvoller, sich die Teilaspekte differenziert anzuschauen, als irgendwelche pauschalen Aussagen machen zu wollen.

Beim e-Voting ist mir ja schleierhaft, welche echten Vorteile sich die Befürworter davon versprechen, abgesehen vllt. von den Auslandschweizern. Der minimale Zusatznutzen steht derart grossen Risiken gegenüber, dass es schlicht grotesk ist, wie hier auf's Gas gedrückt wird. Ich werde den Eindruck nicht los, dass da ein paar technologienaive Politiker sich auf Teufel komm raus ein fortschrittliches Mäntelchen umhängen wollen. "Wir machen jetzt was mit Computern und so, voll modern!" Dass es natürlich IT-Unternehmen gibt, die Aufträge für ein solches Grossprojekt begrüssen würden, ist weniger verwunderlich.

Die niedrige Stimmbeteiligung rührt kaum vom riesigen Aufwand, ein paar gemachte Kreuzchen per Post zu verschicken. Die Übermittlung der Partizipation ist nicht die Herausforderung, es ist die Meinungsbildung, die aufwändig ist. Das Lesen der Abstimmungsunterlagen frisst die Zeit, nicht deren Postversand!

Zugleich entsteht ein grosser Demokratieschaden schon alleine dann, wenn man befürchten kann, dass ein Ergebnis manipuliert wurde. Misstrauen in den korrekten Prozess ist reines Gift in einer Demokratie. Haben die Befürworter mitgekriegt, was das in den USA verursachen konnte, selbst ohne e-Voting?! Will man da wirklich einem noch grösseren Misstrauen Tür und Tor öffnen?

Zuletzt ist auch mathematisch nachweisbar, dass ein garantiert unverfälschtes Ergebnis und die Wahrung des Wahlgeheimnisses nicht gleichzeitig zu haben sind. Was sollen wir also aufgeben, nur um uns die Briefmarke und den Gang zur Post zu sparen (bzw. perfiderweise ist man auch dann von den Nachteilen betroffen, wenn man konventionell abstimmt, solange andere es am Rechner tun)?

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Guten Tag - und danke für die Fragen...
Diskussionen sind sicher wichtig und die Feststellung, dass oft quotensteigernde Fragen gestellt werden auch...
Bis dahin wünsche ich mir, dass ich auf WebSeiten des Staates nicht von FB und Twitter Buttons begrüsst und auch nicht von ABC und FB Trackern registriert werde...
Zudem sollte der digitale Kanal zum Bürger nicht Whatsapp heissen (Polizei und andere)...
Zudem finde ich es komisch dass die ID der Zukunft durch Banken, Versicherungen herausgegeben werden soll - dieser Zug wurde ohne breite Diskussion auf den Weg geschickt.

Ich teile Ihre Ansicht - es geht nicht um ja/nein aber um das wie

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Einverstanden, blosse Pro/Contra-Debatten zu einem wolkigen Begriff "Digitalisierung" bringen kaum etwas.

Allerdings sind es auch nicht nur die Teilaspekte, die diskutiert werden können und müssen.

Sondern es gibt meiner Ansicht nach ein ganz grosses Thema in der Digitalisierung, das fast jeden Dienst und jede Anwendung betrifft, aber derzeit nahezu gar keine Aufmerksamkeit erhält: Die mit der Digitalisierung einhergehende Zentralisierung. Das wird weitgehend undiskutiert einfach hingenommen, etwa dass ein Chatdienstleister wohl zentral organsiert sein müsse, wenn wir unsere Freunde in aller Welt erreichen können wollen. Dabei gibt es dafür keine technischen Gründe, nur kommerzielle und (Firmen-)machtpolitische. Das Internet selber hat damals alle vorherigen, einzelnen Firmen gehörenden Netwerke ersetzt, weil es dezentral konzipiert war, ebenso E-Mail. Was natürlich von grossen Playern längst nach Kräften hintertrieben wird - relativ bequem im Schatten der schwachen medialen Wahrnehmung des Themas.

Dabei wäre die föderalistische Tradition und Erfahrung in der Schweiz eine gute Grundlage, die Digitalisierung aus diesem Blickwinkel kritisch zu betrachten und dezentrale Lösungsansätze (wovon es viele gibt!) konkret zu fördern.

Das Thema E-Voting könnte dafür exemplarisch werden - gerade hier ist das primäre Problem nicht die Digitalisierung an sich, sondern dass das gesamte Vertrauen in die Demokratie an wenige, möglicherweise sogar privatwirtschaftliche Akteure und deren Technik übergeben werden soll.

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Ich teile ihre Meinung voll und ganz. Die unnötige Zentralisierung aller Dienste im Internet macht diese für Manipulationen so angreifbar. Gerade die E-Voting Sache ist so niemals sicher umzusetzen. Schauen wir doch mal wie der analoge Prozess jetzt ausschaut. Da sind tausende von Menschen in Hunderten von Gemeinden mit auszählen beschäftigt und melden die Ergebnisse zu den Amtsbezirken, diese zu den Kantonsverwaltungen und diese erst zu der eidgenössischen Verwaltung. Um hier eine wirkungsvolle Manipulation zu realisieren müssten so viele Menschen bestochen und so viele Papiere gefälscht werden, dass es eigentlich völlig ausgeschlossen ist, dass das jemand unbemerkt tun kann.
Wird das System nun umgestellt auf eine internetbasierte Lösung, genügt es sich bei knappen Ergebnissen Zugang zum zentralen Datenbestand zu verschaffen, dort sehr viele Zwischenergebnisse minimal zu verändern um den Ausgang unbemerkt umzukehren. Wünschenswert wäre ein dezentral aufgebautes System, welches möglichst inhomogen ist, die Originaldaten dort belässt wo sie erfasst wurden und nur die Ergebnisse zur Verarbeitung weiterschickt. Ein solches System ist aber teuer, und zwar in der Anschaffung wie im Unterhalt. Es wird immer wieder lokale Unregelmässigkeiten geben, aber das Gesamtergebnis ist kaum unbemerkt zu verändern.
Wenn der Bundesrat das so dilettantisch angeht wie das mit der elektronischen Identität, dann wird das nie was. Man sollte sich von der Erwartung verabschieden, dass mit der Digitalisierung Geld gespart werden kann. Die Digitalisierung kann zu einem wesentlich besseren Informationsstand führen, welcher bessere Entscheidungsgrundlagen bietet. Ausserdem ist vieles mit weniger Ressourcenverbrauch möglich, aber wirklich sparen kann man in der Regel nicht, ausser man riskiert bei der Sicherheit grosse Lücken

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Lieber Herr Zeller, absolut richtig. Wie ich bereits Herrn B. geantwortet habe: Die Tech-Monopole aus dem Silicon Valley zerschlagen will Washington trotz aller Drohgebärden nicht. (Unter anderem auch wegen China). Obwohl unser Internet absolut zentralisiert ist. 1995 dachte man, das Internet werde die Macht der traditionellen Grosskonzerne brechen, das Gegenteil ist eingetreten. Weil der Netzwerkeffekt und das "Winner takes it all"-Prinzip digital funktioniert (nicht wie in der Offline-Wirtschaft, wo die beste Eisdielenschlange mal zu lange sein kann, und man dann zum Konkurrenten geht, weil man dann weniger lange anstehen muss), saugen am Ende ein paar wenige Unternehmen alle Internetznutzer auf. Und werden dadurch attraktiver. Die Kandidaten für eine Zerschlagung sind sicherlich die GAFA. Die Frage ist das Wie: sollen WhatsApp und Instagram weggetrennt werden? Muss Youtube unabhängig werden? Sollten alle Google-Dienste aufgesplittet werden?

Ja, der eVoting-Diskurs ist auch hierbei sehr interessant, vor allem weil es hierbei ein Monopol geben wird (Post/Firma Scytl).

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Es ist mir leider schleierhaft, wie das "neue globale Feudalsystem der IT-Giganten" (S. Russ-Mohl, Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde) "in fünf bis zehn Jahren durch eine Bürger-kontrollierte Datenökonomie" verdrängt werden könnte. Noch zu Begin dieses Jahrtausends hatten wohl viele die Illusion, dass die Digitalisierung auf wundersame Weise die Demokratisierung begünstigen oder zu einer gerechteren Wohlstandsverteilung führen könnte. Das genaue Gegenteil (ist) passiert. Die Autokraten dieser Welt, die das Internet zuerst fürchteten, haben prächtig gelernt, es für ihre Zwecke einzuspannen. Die Chinesen errichten gerade den perfekten Ueberwachungsstaat. Und was den zweiten Punkt anbelangt, so hat sie zu einer beispiellosen Konzentration von Vermögen, Einfluss und Macht einiger weniger Akteure geführt, die bei der Verfeinerung des "Ueberwachungskapitalismus" (Sh. Zuboff, Das Zeitalter des Ueberwachunskapitalismus) praktisch im rechtsfreien Raum agieren. Vordringlich müsste also darüber diskutiert werden, wie deren Macht zerschlagen werden kann. Ich stelle diesbezüglich aber eine grosse Ratlosigkeit fest, auch bei ausgewiesenen Spezialisten und den Gesetzgebern.

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Liebe Herr B. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich muss Ihnen absolut recht geben, es hat sich bezüglich der Regulierung der globalen Datenkonzerne absolute Ratlosigkeit breit gemacht. Die Tech-Monopole zerschlagen will Washington nicht. (Unter anderem auch wegen China). Obwohl unser Internet absolut zentralisiert ist. 1995 dachte man, das Internet werde die Macht der traditionellen Grosskonzerne brechen, das Gegenteil ist eingetreten. Weil der Netzwerkeffekt und das "Winner takes it all"-Prinzip digital funktioniert (nicht wie in der Offline-Wirtschaft, wo die beste Eisdielenschlange mal zu lange sein kann, und man dann zum Konkurrenten geht, weil man dann weniger lange anstehen muss), saugen am Ende ein paar wenige Unternehmen alle Internetznutzer auf. Und werden dadurch attraktiver. Die Kandidaten für eine Zerschlagung sind sicherlich die GAFA.

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Ein grosses Problem ist, dass Politik und Gesellschaft weit hinter her hinken wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Immer mal wieder versuche ich beispielsweise jemandem zu erklären was Netzneutralität ist und warum das so wichtig ist, trotzdem gelingt es mir nur selten jemanden die Wichtigkeit solcher Themen zu vermitteln. In der Zwischenzeit bestimmen die Grosskonzerne aus dem Silicon Valley weiter wie unsere digitale Zukunft aussieht. Auch das finde ich besorgniserregend, ganz Europe scheint das Thema (zumindest in Consumer Bereich) komplett verschlafen zu haben. Google, Instagram und Co. Bleiben ohne ernsthafte Konkurrenz (die sich durch zu setzen vermag).
Die angesprochenen Werke von Precht und Harari finde ich keinesfalls klugscheisserisch. Ich finde „Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft“ liefert genau die richtigen Denkanstösse und es wird vermittelt wie eine wünschenswerte Zukunft aussehen könnte (im ersten Teil wird das Worst Case Szenario dargestellt). Ich bin überhaupt kein Digitalisierungsgegner und die Autorin spricht genau das an, was mich an den Diskussionen stört. Das schwarz weiss denken (Euphoriker, Verweiger) bring auch hier nichts, der Weg liegt irgendwo dazwischen. Um diesen zu Gestalten müssen wir aber jetzt anfangen zu handeln.

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Ja, Diskussionen, die von einer naiven Dualität zwischen Technoeuphorie und Luddismus geprägt sind, sind nicht hilfreich. Häufiger und genauso schädlich ist die Konstruktion von false balances, z.B. beim Thema E-Voting zwischen den social media Aktivitäten der Post (Folini), und der unabhängigen globalen Fachwelt, deren Einschätzung der CCC-CH nur zu Gehör bringt. Wenn man da nicht aufpasst, glaubt man im nu kommerziell motivierte Propaganda, wie die Behauptung, der von V. Birk demonstrierte Angriff funktioniere nur bei technisch "unbedarften Benutzern".

Technisch unbedarfte Kommentare helfen eben auch nicht. Grundlage einer differenzierten Diskussion von Digitalisierung muss technisches Verständnis sein. Dann gilt auch nicht bei jedem Thema "einerseits-andererseits", sondern es gibt auch Fälle, die eine klare Stellungnahme fordern.

In diesem Sinne: Schleusen! Das sind die Dinger, die dem Strom im Weg stehen und alles auf ein höheres Niveau heben, damit es nicht weiter bachab geht.

Ein Danke an die Schleuser vom CCC-CH, die der Schweiz gerade einen grossen Dienst erwiesen haben. Schade, dass das bei der Presse keine mitbekommt.

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Ich stimme Ihnen zu, aber was genau hat die Presse nicht aufgenommen bezüglich der CCC-Aktionen? Mit der "wachen Zivilgesellschaft" meine ich in erster Linie die Gruppierungen CCC und Digitale Gesellschaft CH.

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  1. Dass remote E-Voting hochproblematisch ist, wurde schon vor der CCC-Aktion von vielen Fachleuten öffentlich geäussert. Recherche, qualifizierte Berichterstattung, Bewertung, Überblicksartikel, ... : NULL. Gerade wenn die Sache anspruchvoll (weil sowohl Mathe auf Forschungsniveau , als auch Interaktion mit so weichem Zeug wie "Vertrauen" entscheidend sind) und essentiell wichtig wird, schweigt die vierte Gewalt. Da gab es maximal "Programmierer X sagt A aber Kanton Genf sagt B". Das ist erbärmlich oder halt wirtschaftlich (macht ja Arbeit und bringt weniger Klicks als Themen, die man einfach so aus dem Ärmel schütteln kann).

  2. Nach der CCC-"Aktion" wacht aber auch niemand so richtig auf. Dass diese hobbymässig, unbezahlt in der Freizeit zusammengefrickelte Demo überhaupt möglich war, war reines Glück: Die Probleme, um die es geht, bestünden auch dann, wenn das Genfer System mit einem Mindestmass an Sorgfalt implemetiert worden wäre. Trotzdem wird nur genau über diese Demo berichtet, die eigentlich nur symbolischen Wert hat.

  3. Jeder stellt sich Fragen, nur Journalisten anscheinend nicht:

    Es ist also Zufall, dass Genf ausgerechnet jetzt einen Rückzieher macht. Evaluierung war ja schon lange unterwegs. Aha. Ist das wahr? Ist das so schwierig die Unterlage einzusehen? Wodurch genau entstehen diese unerwarteten Mehrkosten? Welche zusätzlichen "Sicherheitsmasnahmen" waren denn geplant? Im Hinblick auf welches Bedrohungsszenario? ....

    Wer hat welche politischen Interessen? Wer hat finanzielle Interressen? Wie sehen Kosten / Nutzen / Risiken im Vergleich zu anderen Projekten aus?

    Sind wir uns alle sicher, dass da wirklich nirgends Korruption im Spiel ist?

  4. Schön, dass Sie die "wache Zivilgesellschaft" referenzieren. Finden Sie nicht, dass ein Magazin wie die Republik bei diesem Thema der extrem mager ausgestatteten Zuivilgesellschaft bei der Aufklärung, Information und Bewusstseinsweckung der Bevölkerung ein wenig zur Seite stehen sollte? Ihr Artikel hatte nicht E-Voting zum Hauptthema, dass Sie aber das social-media Marketing der Industrie und die Voten von Fachleuten als zwei gleichwertige Meinungen dartstellen und auch Falschinformationen aus der Propaganda übernehmen, legt nahe, dass auch Sie zu diesem Thema bis jetzt kaum über Twitter hinausgekommen sind. Vielleicht kommt ja noch etwas?

  5. Wenn Sie sehen, dass "viele Schweizerinnen beim Thema E-Voting gelangweilt den Kopf abwenden", finden Sie das ist angemessen? Oder sollte die Presse versuchen, Menschen für wichtige aber anspruchsvolle Themen zu interessieren? Oder ist das vielleicht auch gar nicht so wichtig?

Insgesamt finde ich die Stossrichtung Ihres Artikels aber gut. Wir wollen konstruktive Debatten über die Ausgestaltung der Digitalisierung. Für konstruktive Debatten brauchen wir informierte Debattierende und auch einen Minimalkonsens über die technischen Gegebenheiten. Da liegt meiner Meinung nach eine bislang schwer vernachlässigte Aufgabe der Presse.

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Goggle hat mir eben mitgeteilt, dass ich 2018 über 735km - 225h gelaufen und ca. 7800km - 231h gefahren bin (Bahn, Bus, Auto)..., 3 Länder, 72 Städte..., ob das stimmt? Fast gleich viel Zeitaufwand, 10x weiter. Energieverbrauch, CO2, Nutzen? Es ist mit der Digitalisierung wie bei einem Messer, man kann damit nützliches tun oder jemanden verletzen. Nicht alles was man kann, sollte man tun. Solarpanel oder Windräder sind einfach und dezentralisiert, eine nachhaltige Sache, wie Open-Source. Ein AKW komplex, zentral, macht extrem abhängig vom Lieferanten. Für die Wirtschaft sind abhängig machende und kurzlebige Güter perfekt. Google, Amazon, Apple, Netflix...? Da zählt Umsatz vor allem anderen. Auch unsere enorme, fossile Energieverschwendung ist alles andere als nachhaltig, macht jedoch viele zu Abhängigen. Die Abhängigkeit ist von der Finanzwirtschaft gewünscht, man druckt Luftgeld um diese zu erhöhen. Folgekosten werden an spätere Generationen ausgelagert. Zu viele denken, was kümmert mich morgen, die anderen sollen beginnen - gilt auch für die meisten von der Wirtschaft abhängigen Politiker. 50% der Neuwagen 2018 waren SUV, die Autos mit dem höchsten Profit für die Wirtschaft - noch Fragen? Eine Horde Werbe-Lemminge.

Auch ein elektronisches Wahlsystem macht abhängig, "verbessert" die Kontrolle und konzentriert den Profit. Es gibt Profiteure und somit Treiber.
Die Landwirtschaft ob digitalisiert oder nicht, ist meist nicht nachhaltig, sondern genauso profitgetrieben. Da stellt sich die Frage der Digitalisierung bald vermehrt.

Der Kern der Problematik ist das Wirtschaftssystem, nicht die Technologie.

Einiges ist nützlich, vieles einfach ein Zeitdieb oder kurzlebiges, schmutziges Müllprodukt mit hohem Profit. Vieles wird einfach anders, jedoch nicht einfacher. Warum kann man Geräte kaum noch reparieren, wieso ist der Akku immer fest verbaut oder lässt sich ein Gerät nicht mehr öffnen? Bringen mehr Funktionen, Knöpfe wirklich mehr Komfort, mehr Zeit? Warum gehen immer weniger ins Dorf, schliessen immer mehr kleine Geschäfte? Warum sind Freiwillige immer mehr eine Mangelware? Fragen die man sich stellen sollte.

Wir sollten einfachere, nachhaltigere Lösungen bevorzugen und uns immer Fragen, ist der Nutzen den Schaden wert? Reicht nicht ein Briefstimmrecht? Wäre es nicht sinnvoller Geld in nachhaltige Projekte zu investieren? Brauche ich einen 2.5 Tonnen SUV um 80kg meist nur 5km zu bewegen,? Muss jeden Tag ein Tier für mich sterben? Muss ich um die Welt reisen um zufrieden zu sein? Mache ich das, was nachhaltig ist? Nicht nur für mich, für alle.

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Briefwahl macht auch abhängig und zwar von der Post. Und einfach ist die schon gar nicht. Gäbe es die Briefpost heute noch nicht und jemand würde allen Ernstes vorschlagen, Wahlen so zu organisieren, würden sich alle kaputtlachen. Gehen wir in Gedanken mal den Prozess durch von der Erzeugung der Wahldokumente bis zur Auszählung. Listen wir alle Ressourcen und involvierten Personen auf dem gesamten Weg bis zum Wähler und zurück, und dann noch zur Auszählung. Und dann multiplizieren wir mit Anzahl Wahlberechtigten. Und wie hoch ist die Wahlbeteiligung? Für alle anderen (die überwiegende Mehrheit) haben wir‘s nämlich für die Katz gemacht. Eigentlich ein no-brainer die Digitalisierung.

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Schade, dass das enorme Potential der Nutzung persönlicher Daten unter der Kontrolle der Bürger nicht erwähnt wird. Heute funktioniert unsere Wirtschaft, weil Individuen selbst entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben, beziehungsweise wie sie es anlegen. In fünf bis zehn Jahren wird in ähnlicher Weise eine neue Bürger-kontrollierte Datenökonomie entstehen. Diese wird viel grösser und diverser sein, als das heutige durch wenige multinationale Konzerne und Regierungen kontrollierte System, in dem wir für Gratisdienstleistungen mit unseren Daten bezahlen und damit in eine schnell wachsende digitale Abhängigkeit geraten.

Drei wenig betonte Eigenschaften persönlicher Daten legen die Grundlage für ein Bürger-kontrolliertes Datenökosystem. (1) Daten sind kopierbar. Die Datenportabilität (Art. 20 in der EU Datenschutzgrundverordnung, die in der jetzigen Revision des Schweizer Datenschutzgesetzes nicht enthalten ist!) gibt jedem EU Bürger das Recht auf eine Kopie all seiner persönlichen Daten. (2) Im Gegensatz zu anderen Werten wie Geld, Aktien oder Land sind persönliche Daten relativ gleichmässig verteilt. Jeder Mensch ist Milliardär in Genomdaten und falls er oder sie ein Smartphone besitzt, werden ähnlich viele persönliche Daten automatisch aufgezeichnet. (3) Personen haben die grösstmögliche Aggregationsfähigkeit ihrer eigenen Daten. Google und Facebook bauen Persönlichkeitsprofile auf der Aggregation verschiedenster persönlicher Daten, doch sie werden aufgrund des Datenschutzgesetzes ohne explizite Einwilligung der Person keinen Zugang zu Genom- und medizinischen Daten erhalten. Eine Zusammenführung all dieser Daten liegt nur in der Hand des/der Einzelnen.

Die Bürger-kontrollierte Aggregation von Datensätzen von Millionen von Individuen bildet die Grundlage für eine personalisierte Prävention und Behandlung in der Gesundheit und in vielen anderen Bereichen, insbesondere der Bildung. Die Komplexität der Zusammenführung verschiedener Datentypen bringt Möglichkeiten für ganz neue Geschäftsmodelle, Datendienstleistungen und Stellenprofile. Die Wertschöpfung aus dieser neuen Bürger-kontrollierten Datenökonomie wird nicht nur den Shareholdern der Datenfirmen, sondern auch der Gesellschaft zugute kommen.

Das Modell der genossenschaftlich organisierten Datenplattform, auf der Individuen Kopien ihrer Daten speichern, aggregieren und teilen können, bietet eine faire, demokratisch kontrollierte Governance Struktur. Wie mit ihrem Bankkonto besitzen Personen die absolute Kontrolle, wer Zugang zu welchen ihrer eigenen Datenkopien erhält. Als Mitglieder der Genossenschaft entscheiden sie demokratisch über die Verwaltung der Genossenschaft und über die Verwendung der Gewinne. Die Schweiz wäre eigentlich prädestiniert in der Demokratisierung der persönlichen Datenökonomie eine Führungsrolle in Europa und in Ländern mit geringen, oder mittleren Einkommen zu übernehmen. Es ist zu hoffen, dass wir 2019 die Grundlagen für eine solche Vorreiterrolle mit einer breiten Diskussion zum Thema und der Schaffung der gesetzlichen Grundlagen (Datenportabilität) schaffen können.

Anmerkung: Der Autor ist Mitgründer und Präsident von MIDATA, der ersten non-profit Genossenschaft zur Speicherung und Verwaltung persönlicher Daten. (https://midata.coop)

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Die Daten-Debatte (MyData/MiData) ist durchaus ein weiteres Beispiel für eine neue Reife und Qualität, ich habe nun einfach exemplarisch eVoting gewählt. Weil es akuter und wegen dem Wahljahr 2019 auch relevanter ist. Dem Thema Datengenossenschaft, Dateneigentum etc. werde ich mich aber auch noch vertiefter widmen.

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Herr Biland, ich finde Ihren Vergleich nicht ganz fair. Die Up-/Downvote-Funktion hier ermöglicht es genau verschiedene Perspektiven zu sehen (à la Reddit): Welche Meinungen sind populär/unpopulär, welche kontrovers. Die Interpretation davon ist jedem selbst überlassen. Allerdings finde ich, die Repulik sollte eine Sortierung hinzufügen, welche kontroverse Kommentare priorisiert.

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"- aber richtig“ ... wenn jemand dies für sich apodiktisch für sich in Anspruch nimmt, lese ich nicht mehr weiter. Entweder hat der/ die Autor(in) keine oder keine guten Argumente, vielleicht aber auch keine rechte Lust sie minder Bemittelten vorzukauen. Das klingt so ähnlich, wie Trash-Sendungen mit der Überschrift 'Die 10 Irrtümer bei xxx' . Wer so daher kommt muss ja im Besitz der Wahrheit sein. Vielen Dank auch.

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Lesen hilft: ich werfe im Text vor allem Fragen auf und klotze nicht mit fertigen Antworten. Und es ist eine Autorin. Ich. (aber vielleicht haben Sie ja schon vorher aufgehört, zu lesen)

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Wer Yuval Harari als 'Klugscheißer' bezeichnet sollte nicht so empfindlich sein. Vielleicht sollten Sie Harari mal komplett lesen, dann würden Sie vielleicht verstehen, dass er eine ganz andere Perspektive einnimmt.

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Die Debatte was wir punkto "Digitalisierung" wollen (bzw. nicht wollen) ist das Eine. Was die grossen Player einfach tun ohne zu fragen, das Andere. Meine Befürchtung ist ja, dass nicht nur die Debatte hinterher hinkt, sondern auch die Gesetzgebung - und das das auch so bleiben wird. Also ist man doch ausgeliefert? K.A.

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Beim Lesen des Artikels sind mir einige Fragen gekommen. Ich finde ihn ehrlich gesagt auch etwas platt. Ist ja nicht eine unglaubliche Erkenntnis, dass weder die totale Verweigerung noch die wahnhafte Euphorie eine geeignete Grundlage für den öffentlichen Diskurs sind.

Ich stimme auf alle Fälle zu, dass eine ausgewogene Debatte sinnvoll wäre und diese Weder an Podien noch in den Medien sinnvoll geführt wird. Das hat wohl nicht mit Extrempositionen zu tun, als vielmehr mit der Vorstellung man müsse alle pro gegen contras abwägen. Wie wäre es z.B. mal mit folgenden Fragen:

  • Was verstehe ich unter Digitalisierung?

  • Wie hat sich mein Leben in letzter Zeit aufgrund der Digitalisierung verändert?

  • Welche Aspekte davon sind positiv, welche negativ?

  • Welche Ängste habe ich wegen der Digitalisierung?

  • Gibt es für mich no-gos und warum ist dies so?

  • Welche Werte sind mir im Rahmen der Digitalisierung wichtig?

Wobei wir uns aber auch grundlegend Gedanken machen müssen, wie unsere Gesellschaft verändert wird. Man nehme das Beispiel des iPhones. Erst 10 Jahre alt. Die Gesellschaft hat sich aufgrund dieses kleinen Geräts so unvorstellbar stark verändert. Wir sollten also nicht naiv sein.

Mir scheint es zudem arrogant Precht, Dobeli und Harari in einem Abschnitt als Klugscheisser herabzusetzen. Bestimmt kann man ihren Persönlichkeiten kritisch gegenüber stehen, aber besonders platt sind sie eigentlich nicht. Wenn zum Beispiel ein Buch von Harrari gefeiert wird dann die Eine kurze Geschichte der Menschheit und dies ist alles andere als ein nicht konstruktiver Beitrag für eine solche Debatte.

In anderen Worten: Wer bestimmt eigentlich was eine Extremposition ist? Sind es dieselben, die sagen ich bin Ökofundamentalist, wenn ich Treibhausgase einsparen möchte?

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Lieber Herr Moser. => Welche Werte sind mir im Rahmen der Digitalisierung wichtig? Das ist genau das Thema meines Artikels. Ich zitiere: "Denn die Digitalisierung ist trotz vieler globaler Spiel­regeln letzten Endes ein Stück weit Sache des nationalen Gestaltungs­willens. Auch ein kleines Land kann seine Spiel­regeln zum Teil selbst bestimmen. Belgien hat es vorgemacht mit seinem Urteil gegen Tracking-Praktiken von Facebook: Internetnutzer sollen ausserhalb der Plattform surfen können, ohne dass Facebook ihre Daten­spur aufzeichnet." Vieles sind Kultur-Fragen,die wir jetzt verhandeln müssen. Was ich mit Extrempositionen bezeichne, sind Positionen, bei der weder kritisches Hinterfragen, noch die Bereitschaft sich auf diese kulturellen Fragen einzulassen, vorhanden sind. Ich habe den Begriff "Klugscheisser" persönlich nicht benutzt, der stammt vom besagten Tages-Anzeiger-Autor. Diese Werke sind ohne Zweifel wichtige Literatur, das bestreite ich gar nicht.. Wo ich mit Herrn Tobler einig gehe, ist, dass ihre Diagnosen auf einem hohen Abstraktionniveau liegen und sehr unpräzise sind bezüglich den Chancen und Gefahren der gegenwärtigen und künftigen Technologien. Sie gehen zum Beispiel alle davon aus, dass wir Menschen sowieso wegautomatisiert und wegrationalisiert werden. Nun wer sagt, dass dieses Szenario so eintreffen und so entschieden wird? Ökonomische Sachzwänge? Politischer Wille? Zurzeit, ja, haben wir einen grossen Laisser-Faire-Status. Es passiert wenig. Dies u.a. deshalb, weil Washington nicht gewillt ist (und die PolitikerInnen dort auch die technologische Kompetenz nicht haben), das Silicon Valley zu zähmen und zu regulieren. Und weil die chinesischen Tech-Konzerne immer grösser werden. Doch wir können jetzt noch mit Gesetzgebung Tech-Monopole aufbrechen (oder es zumindest diskutieren), wir können die Datensammlungspraktiken auch minimieren versuchen...doch wir müssen jetzt darüber diskutieren. Darum ging es mir in meinem Text.

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Zitat „Lassen Sie uns also unser ausbalanciertes Macht­system in die Cyber­sphäre übersetzen.“ Das scheint mir ein wichtiger Aspekt zu sein. Also nicht nur eine differenzierte Diskussion im Rahmen der Gesetzgebung zu führen, sondern auch für eine gesamtgesellschaftlich und minderheitentaugliche Umsetzung (Exekutive) sowie einen unabhängigen Kontrollmechanismus (Judikative) zu sorgen. Mit zu Ende gedachten Lösungen und einer institutionell bewährten Absicherung dürfte das Vertrauen in neue Möglichkeiten (in diesem Falle der Digitalisierung) steigen.

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Checks and Balances auf eVoting etc. übersetzen, scheint mir sehr zentral. Ich stimme Ihnen absolut zu.

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Ich schätze diesen Artikel als gute programatische Ansage für einen Themencluster, den die Republik vertiefen sollte. Ich hoffe auf viele Beiträge, die Spuren legen und die Diskussion anregen darüber wie wir unsere digitale Zukunft verantwortungsvoll gestalten können. Erst der Entscheid für solche Schwerpunkte - und damit der Verzicht auf manches andere - wird die Republik zu dem machen was ich mir ergänzend zu anderen Medien dringend wünsche.

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Stark. Könnt ihr bitte allen Politikern des deutschen Raums diesen Artikel zukommen lassen?

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die analogie „schleusen“ ist klug. keine schleuse ohne schleusenwächter. darum sollte die diskussion um diesen aspekt erweitert werden.

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Digitalisierung bedeutet für mich primär, dass ich leider in den meisten Fällen keine Kontrolle über meine Daten habe. Wie, wo, wann werden diese verarbeitet und wohin diese gelangen. Welche Daten? Und sind diese dann personalisiert oder anonymisiert?

Google und Facebook nutze ich nicht mehr, genauso wenig wie Whatsapp. Eine tolle Alternative für letzteres ist zum Beispiel die Schweizer App Threema, da ist alles verschlüsselt. Statt dem Suchmaschinen-Giganten nutze ich startpage.com, auch hier ist alles anonymisiert.

Last but not least: Ich fände es als jemand, der häufig im Ausland ist, toll, wenn E-Voting eingeführt würde. Dann könnte ich nämlich wieder regelmässig abstimmen. Die grösste Herausforderung sehe ich aber ebenfalls im Datenschutz und der Sicherheit beim Abstimmen im Web.

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Danke für den Artikel und auch herzlichen Dank Guido Besimo - ich teile Ihre Meinung und möchte dem hinzufügen: Wenn unser Staat schon sehr überfordert ist in der Durchsetzung unserer Gesetze im Bezug auf Cybercrime und wir belgische (...und weitergehende) Regelungen hätten - wären dann diese Regeln nicht wahrscheinlich leere Hülsen ? - Denn nur Regeln, deren Einhaltung überwacht wird und wo Übertretungen geahndet werden, machen Sinn.

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Gefällt mir auch sehr gut. Klar und deutlich und nicht immer so pessimistisch, sondern auch mal auf die guten Keimlinge geachtet. Danke. (Oder muss ich mir nun selber danken, da ich ja den Artikel mit finanziere? So schwierige Fragen und kein ADHS oder wie das hiess, hilft mir :-))

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Ich wünsche mir mehr öffentliche Diskussion zu diesem Thema. Eine grosse Schwierigkeit sehe ich (als Fachperson) hier in der Abwägung zwischen Nutzen und Risiken der Digitalisierung (oder gar spezifisch von E-Voting). Die Schwierigkeit liegt hier darin, dass der Nutzen sehr einfach zu formulieren ist, während die Risiken abstrakt, schwer verständlich und - sollten sie einmal eintreten - Fatal sein können. Wenn man beim Beispiel des E-Voting bleibt, ist der Nutzen auf der Hand: Unkompliziertes Abstimmen ohne brieflichen Versand. Der Risiken hingegen sind viele, so viele, dass ich mir einfach eines herauspicke, welches zu reduzieren technich komplex ist: das Stimm- und Wahlgeheimnis! Der SRF Artikel macht es sich einfach in seinem Verdikt: "Denn bei der elektronischen Stimmabgabe werde das Stimm- und Wahlgeheimnis nicht mehr garantiert."
Dies ist in einem schlecht umgesetzten System korrekt - kann aber durchaus mit verschiedenen technischen Mitteln so umgesetzt werden, dass dieses Geheimnis gewahrt wird. Und jetzt kommen die mühsamen und grossen ABER:

  • Es gibt gerade mal eine Handvoll Software-Ingenieure in der Schweiz denen ich überhaupt zutrauen würde zu erfassen, was das technische Problem ist und wie es zu lösen wäre.

  • Das Problem mit der Perspektive einer potentiellen Einschränkung des Stimm- und Wahlgeheimisses ist für die meisten meiner Diskussionspartner zu abstrakt, zu entfernt. Warum nur, soll es ein Problem sein - dass potentiell jeder weiss, wie ich über die letzte Sozialversicherungsvorlage abgestimmt habe?

Das Problem offenbart sich dem Unumsichtigen erst, wenn es sich vom Risiko zum konkreten Problem wandelt. Leider ist es dann oft zu spät. So kann ich mir vorstellen, dass in dieser Hinsicht so einige freiheitsliebende Saudis gerne den Platz mit einem meiner unumsichtigen/unvorsichtigen Diskussionspartnern tauschen würde!

Daraus leite ich meinen Wunsch für diese Rubrik ab: Der Nutzen ist einfach erklärt und schnell verstanden. Die Risiken - die faulen Kompromissen denen er gegenübersteht jedoch weder einfach erklärt noch schnell verstanden. Dazu braucht es Experten vom Fach: mehr Softwareingenieure und Psychologen als Ökonomen und Politiker. Und den Mut auch mal einen Long-Read zu publizieren!

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