Dialog

Beiträge zu «Kurz weg»



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«Hä? Wie bitte? Ist der österreichische TikTok-Kanzler, der niedliche Kurz Sebastian, in Wirklichkeit ein gefährlicher Erdapfel-Erdoğan? Ein Baby-Bolsonaro? Ein Lego-Lukaschenka?! EIN PLAYMOBIL-PUTIN?! 😱»

(Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royale vom 7. Mai 2021)

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Kurz und bündig setzt der Titel den Massstab für diesen ausgezeichneten Beitrag.
Dass Politik mit Moral wenig, mit Skrupellosigkeit, Lügen und Macht viel zu tun hat, ist ja nun nicht wirklich neu. Und auch die rhetorischen Kniffe mit Gegenangriffen und Sich-als-Opfer-darstellen können auf eine lange Tradition zurückblicken. Bemerkenswert sind die Dreistigkeit und Schamlosigkeit, garniert mit etwas morbider österreichischer Gemütlichkeit, mit der in unserem Nachbarland um Macht gekämpft wird. Dass Kurz angesichts solcher Vorwürfe einstimmig zum ÖVP-Fraktionschef gewählt wird, passt so durchaus ins Bild.
In unserem persönlichen und beruflichen Umfeld sind wir auf Vertrauen, Anstand und Gerechtigkeit angewiesen, und wir verlangen das von unseren Behörden auch, wenn es uns selber betrifft. Ohne diese elementaren moralischen Grundlagen können wir als Individuen, aber auch als Gesellschaft nicht überleben.
Was führt dann so viele Menschen dazu, solche Parteien und solche Politiker zu wählen? Projektion eigener Machtträume? Suchen einer Identität? Hoffen, dass ein paar Brösmeli vom Glanz der Macht auf einen selber abfallen?
Kurz wird die Antwort darauf wohl nicht sein.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Kurz gesagt muss es mit der Begehrlichkeit von uns Menschen zu tun haben. In welcher Form auch immer.

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Die Rolle und Taten von Kurz und seinen Kumpanen sind ja nur die eine Seite der Medaille. Wie ist es möglich, dass Meinungsforschungsinstitute Umfragen frisieren und Medien diese dann auch noch abdrucken? Eine allfällige Tat mit Pioniercharakter oder doch eher etwas, dass öfter gemacht wird als gedacht? Ich fände es spannend, wenn diese Frage im Zuge dieser Debatte ebenfalls stärker beleuchtet würde.

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Chefredaktion
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Die Verbandelung zwischen Staat und Medien (via Regierungsinserate) ist im vorliegenden Ausmass eine österreichische Spezialität, die bereits seit Langem kritisiert wird und jetzt wieder in den Fokus gerät: «Die Regierungswerbung ist ein Systemfehler». Sie ist ein Beispiel dafür, wie man «Medienförderung» keinesfalls konzipieren sollte. Wir kommen auf das Thema zurück.

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· editiert

Fantastisch auf den Punkt gebracht!

Ausnahmslos jede Situation wird dem kurzfristigen Gewinn, der schnellen Steigerung der eigenen Beliebtheit und dem Desavouieren des Gegners unter­geordnet. Nur das zählt.

Korrupt und gefährlich ist das System Kurz.

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Danke für die Erklärung und die Hintergründe. Die Zuordnung zur "Konservativen" stört mich: "Konservatismus [..]. Das heisst: Ausnahmslos jede Situation wird dem kurzfristigen Gewinn, der schnellen Steigerung der eigenen Beliebtheit und dem Desavouieren des Gegners unter­geordnet." Das ist die Antithese zum werterhaltenden und auf Stabilität fokussierenden, auf den Erhalt des Status Quo gerichteten Politikstils, der eigentliche Motivation einer konservativen Bewegung ist. Die auf Werte bezogene konservative Einstellung ist gleichzeitig auch Anknüpfungspunkt für eine inhaltliche politische Diskussion, über die sich Kompromisse finden lassen.
Ein auf den Machterhalt "mit allen Mitteln" ausgerichteter Politikstil, der sich von den Werten der Gesellschaft so stark entfernt, dass die Grenzen des Strafrechts berührt und vielleicht überschritten werden, ist nicht konservativ, sondern hat mehr Gemeinsamkeiten mit anarchistischen Ideen. Hier wiederum findet sich ein Ansatzpunkt für wertkonservative Politiker, sich abzugrenzen, denn wer will schon Anarchie?

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Vielleicht lässt sich Ihre Irritation so auflösen: Natascha Strobl spricht nicht allgemein von «Konservatismus», sondern von «radikalisiertem Konservatismus» und auf eben den bezieht sich das Zitat. Ausführlich hat sie das Phänomen in ihrem neuen Buch beschrieben und vor wenigen Wochen bei einer «Kosmopolitics»-Veranstaltung mit Daniel Binswanger vorgestellt. Wenn es Sie interessiert, hier über die Facebook-Seite des Kosmos sollte die Veranstaltung noch nach-schaubar sein. Herzlich

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Natascha Strobls Buch hilft zu verstehen, warum so viele Ungeheuerlichkeiten quasi salonfähig geworden sind. Eben auch, weil gewissenlose Radikalen sich im Gewand des Konservativen hüllen. Konservativ war- wie von Herrn Finger und Herrn S. schon erwähnt- eine werterhaltende Einstellung. Darum eignen sich " konservative Merkmale" so gut, um Wähler zu manipulieren.

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Anarchismus? Wo genau sehen Sie da Gemeinsamkeiten mit welchen anarchistischen Ideen?
Bez. d. Konservatismus, da kommt mir ein Artikel d. R. - ich glaube es war Binswanger, i bitte um Verzeihungs falls falsch - der die parlamentarische Rechte im Zusammenhang des Neoliberalismus analysierte. Er zeigt auf, dass der springende Punkt der Rechten eben nicht der von Ihnen beschriebene Konservatismus ist (Wo gibt es den überhaupt noch?). Ich stimme ihnen also diesbez. zu. Diese Politik konservativ zu nennen beschönigt sie. Und sich einen Kompromiss mit solchen Vertretern zu wünschen verharmlost sie auch.

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Sehen Sie keine völlige Ablehnung von Autoritäten und Regeln?

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Ich weiss jetzt nicht, weshalb es für Ihren Beitrag, Herr Finger, Down-Likes gibt...

Vermutlich spiegelt sich darin die veränderte Wahrnehmung des Begriffes 'Konservativ' von dessen ursprünglicher Bedeutung, nämlich 'Bewahrung des Guten, von Anstand, Redlichkeit und Ehrlichkeit' hin zu der 'modernen' Bedeutung des 'Ewiggestrigen, der Seilschaften, welche nur (noch) auf ihren Machterhalt aus sind' . Aus Optik der ursprünglichen Bedeutung ist Ihnen natürlich völlig zuzustimmen.

Festgehalten werden muss auch, dass diese Kreise, welche sich heute 'konservativ' nennen, alles andere sind als das, wie Sie ja ebenfalls sehr zutreffend feststellen. Wohl kein Zufall, dass sich meist 'bürgerliche' Parteien und ihre zugewandten Orte genau so verhalten. Bis jetzt hat die Umverteilung von 'unten' nach 'oben' für sie ja bestens funktioniert und somit haben diese am meisten zu verlieren. Zeit dies bei nächsten sich bietenden Wahlen ein wenig zu korrigieren, me thinks...

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Sehr gut erarbeiteter Artikel.
Es stellt sich die Frage, ob man den Fokus nur auf Herrn K oder Österreich legen sollte?
In der Schweiz werden mit Medienförderung auch Abhängigkeiten geschaffen. Können wir sicher sein, dass Medien bei uns nicht auch indirekt gezwungen werden Nachrichten zu verbreiten, die gewünscht oder indirekt gefördert sind?
Auch Schweizer Bundesräte wie Herr Berset haben Staatsgelder genutzt um private Angelegenheiten regeln zu lassen. Natürlich steht jedem eine Privatsphäre zu, aber dann sollte man es auch privat regeln. Wo war da die kritische Stimme der Republik und anderer Medien?

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Hier könnte man auch noch anmerken, dass es bei der 'Privatsache' des Herrn Berset um umstrittene Fahrten mit staatlichen Karossen geht, während Herr Kurz mit Staatsgeldern Zeitungen besticht. Das sind schon irgendwie zwei verschiedene Kaliber.

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«Der eigentliche Skandal aber sind nicht die Chats an sich, sondern die Gründe für Ermittlungen, die Haus­durchsuchungen rechtfertigen.»

Genau das ist der Punkt. Nämlich: Die Justiz ist die einzige Chance, Kurz ganz weg zu bekommen. Denn im Gegensatz zu Strache, der nach dem Ibiza-Skandal politisch tot war, nimmt sich Kurz mit seinem «Schritt zur Seite» nur vorübergehend aus dem Schussfeld. Er ist eben, etwas zugespitzt gesagt, der klügere, modernere und nettere Faschist und hat in Österreich, das nie richtig mit seiner jüngeren Geschichte abgerechnet hat, eine grosse Fangemeinde.
Und noch was: Einmal mehr enttäuschen die Grünen. Um das System Kurz politisch auszuhebeln, hätten sie die Koalition beenden müssen, statt naiv nur auf Kurz zu spielen. Weil im Parlament keine Mehrheit für eine andere Regierungskoalition zu finden ist und weil Neuwahlen keine Lösung versprächen, wäre Staatspräsident van der Bellen nichts anderes übrig geblieben, als erneut ein technisches Kabinett («Bierlein II») zu vereidigen. Genau das wollten Grünen-Chef Werner Kogler und seine Minister unbedingt vermeiden, wo man sich doch erst bei der letzten Wahl wieder ins Parlament hochgearbeitet hatte und jetzt doch einige Dossiers grad so schön in Fahrt waren… Drum koalieren die Grünen weiterhin mit einem System, dessen Namensgeber nicht weg, sondern bloss anderswo ist, von wo aus er weiter seine Fäden zieht und die Grünen Mal für Mal lahm ausschauen lässt. Die Rechnung kommt bei der nächsten Wahl, und die wird nicht Kurz bezahlen, sondern Kogler.
Die Justiz ist die einzige Chance, den weiteren politischen Absturz Österreichs zu verhindern.

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Kurz ist ein Rechtspopulist. Im Gegensatz zu vielen Ländern hat er aber nicht eine entsprechende Partei gegründet, sondern eine bestehende Partei übernommen. Das gleiche Muster wie bei Trump. Auch wenn er noch nicht am Ende ist, ist der Rücktritt ein erster Schritt in die Richtung. Und da am Sonntag auch in Tschechien ein Rechtspopulist die Wahl verloren hat, war der Sonntag ein guter Tag für die Demokratie in Europa.

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Inwiefern ist Kurz ein Rechtspopulist? Hat Oesterreich nicht auch einige dunkle Keller?

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Schneeflocken-Zähler
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Eine treffende Headline!

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Es ist diese unverhohlene Dreistigkeit der Rechtspopulisten, die einem sprach- und ratlos macht: Fakten werden unverfroren ins Gegenteil verdreht, haarsträubende Räuberpistolen hervorgezogen, zusammenhanglose Rauchpetarden gezündet, scheinheilig-naive Selbstmitleids-Bekundungen dargeboten, und dies alles, ohne dabei im Geringsten zu erröten. Trump macht’s vor, und all‘ die Netanyahus, Kurzs & Cie. äffen es ihm nach. Hauptsache, es lassen sich genügend Frustrierte und Abgehängte damit aufwiegeln und man(n) kann sich so weiter an die Macht ketten.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Justiz als unabhängig und ausdauernd genug erweist, mit unleugbaren Fakten und wasserdichten Beweisen dagegen zu halten, bestenfalls sekundiert von einer einflussreichen Schar von Politikern mit Anstand und Rückgrat.

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Onlineclown
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Toller Artikel und übrigens auch tolles Buch von Frau Strobl. Apropos Buch: Wer noch mehr zum System Kurz wissen möchte, dem empfehle ich Peter Pilz' "Kurz - ein Regime". ISBN: 978-3-218-01257-7. Seit er wieder Journalist ist, ist er wieder in Form, das beweisen auch die Kritiken von Mitjournalist*innen wie z.B. Hans Rauscher oder Christina Traar.

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Herr M., im Zusammenhang mit ihrer Aussage "rechststaatliche Prinzipien gelten für alle" ist es geradezu amüsant, was die Kurz-Geschichte dazu bereithält. Ich wette mit Ihnen, dass Kurz keinerlei rechtliche Konsequenzen wird befürchten müssen. Ebenso wenig wie Strache, der in der ganzen Affäre nur eine Bewährungsstrafe aufgebrummt bekommen hat. Dafür wird wohl der "Drahtzieher" der Ibiza-Videos, Privatdetektiv Julian H. für einige Jahre hinter Gitter kommen wegen "Drogenhandels". Der Prozess gegen ihn läuft m.M.n. noch, bin mir aber nicht sicher.

Es ist nicht gerade schwierig zu eruieren, wer von den drei Genannten sich keinen teuren Rechtsverdreher oder gar ein Team von Rechtsverdrehern leisten kann.

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Ordem e progresso!
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Die Serie Vorstadtweiber scheint ja doch Reality-TV zu sein. Liebe Bescheidwisser im Thema, mich würde interessieren, wie die Umfrageergebnisse manipuliert wurden. Leider steht dazu im Text nix Näheres. Und auch bei den im Text verlinkten Artikeln bin ich nur beim Profil vage fündig geworden:

"In zumindest einem Fall wurden – so die WKStA [staatsanwaltschaft, mk] - Umfrageergebnisse im Auftrag der Beschuldigten innerhalb der Schwankungsbreiten zugunsten der ÖVP beeinflusst („frisiert“)."

Was ich so interpretiere, dass Zahlen passend auf- oder abgerundet wurden. Aber vielleicht ist ja auch etwas ganz anderes gemeint. Und wenn von nur "zumindest einem Fall" die Rede ist, frage ich mich, worin in den anderen Fällen die Manipulation bestand, ohne dass die Staatsanwaltschaft ein Delikt darin erkennt. Umfragen zeitnah zu PR-Offensiven? Einbettung von Fragen in Positiv- oder Negativumfeld vorhergehender Fragen, um zum gewünschten Ergebnis zu lenken?

Es wäre aufschlussreich, das näher aufgedröselt zu bekommen. Auch weil es womöglich bei anderen Umfragen ähnlich funktioniert, ohne dass die Öffentlichkeit das bemerkt oder Medien ein Interesse haben, zu recherchieren.

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Am einfachsten, und gleichzeitig schwer zu beweisen, wäre es wahrscheinlich gewesen, bei einem Teil der Befragten einzelne Antworten gegen andere Werte auszutauschen. Oder Befragte die "ungünstige" Antworten gegeben haben aufgrund von vorgeschobenen Kriterien (zu schnell, zu langsam, zu unaufmerksam) auszuschliessen.

Genau deshalb ist es nötig, dass Medien (und Leser) die Quellen von Umfragen hinterfragen und nicht jeden Seich weiterverbreiten.

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Ordem e progresso!
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Dagegen sprechen die personelle und finanzielle Ausdünnung der Redaktionen und das Geld der Lobbyisten. Auch nicht hilfreich ist, dass sich (gut beobachtbar zett Beh auf Twitter) viele Journalisten eher als Aktivisten verstehen für die von ihnen als gerecht empfundene Sache. Sie bauen sich ein in den Gang der Geschichte, wie ich als Formulierung gerade in anderem Zusammenhang gelesen habe. Wird auch nicht dadurch besser, dass vieles rein digital abläuft, was Deep Fakes und deren Verbreitung erleichtert.

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Schöner Titel (ganz abgesehen von der spannenden Analyse)!

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Nur Hinweis auf Fehler am Ende von "ich will es genauer wissen", wo zweimal dasselbe Zitat steht. Das richtige zweite (das wohlwollende) würde ich gerne auch noch lesen...

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Katrin Moser
Textproduktion
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Vielen Dank für den Hinweis, Vladis H. Da stand tatsächlich einen kurzen Moment lang zweimal derselbe Text, als wir einen Editierfehler beheben wollten. Sie haben den Beitrag wohl exakt zu diesem Zeitpunkt geöffnet. Sie können ihn jetzt einfach refreshen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

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(durch User zurückgezogen)
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" «Österreich»-Chefredaktor Wolfgang Fellner lenkt ein und versucht mit einem grossen positiven Artikel zu beschwichtigen: «Das ist echt eine Frechheit und nicht vertrauens­bildend. Wir sind echt sauer!!!! Mega sauer.» "
Hat Fellner einfach die genau gleiche Nachricht zurückgeschickt? Inwiefern das beschwichtigend sein soll ist nicht nachvollziehbar.

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Zu einem sprachlichen Stolperer: «Sebastian Kurz und sein Netzwerk stehen im Verdacht, Umfragen frisiert zu haben beziehungs­weise sie frisiert haben zu lassen
Müsste der Satz, richtig gebaut, nicht heissen: «Sebastian Kurz und sein Netzwerk stehen im Verdacht, Umfragen frisiert zu haben beziehungs­weise sie frisieren lassen zu haben.»?

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