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(durch User zurückgezogen)
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Ich kann einfach nicht glauben, dass eine Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung bereit ist, für ein Hirngespinst des Egerkinger-Komitees unsere schöne Bundesverfassung zu verschandeln. Der geplante Art. 10a BV (ein allgemeines Verhüllungsverbot) käme nämlich mitten in unseren Grundrechtskatalog zwischen dem Recht auf Leben und dem Schutz von Kindern zustehen (sic!). Das ist absolut unnötig. Wer eine Frau zwingt, ihr Gesicht zu verhüllen, macht sich bereits unter geltendem Recht richtigerweise strafbar (Nötigung etc.). Also sollen wir letztlich für höchstens 37 Frauen, welche ihr Gesicht in der CH freiwillig (!) verhüllen, unsere aller Freiheit auf Verhüllung ebenfalls verfassungsmässig einschränken? Das ist einfach nur absurd, unverhältnismässig und widerspricht unserer liberalen Verfassung diametral.

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Ich teile Ihre Meinung
und bin froh um diesen Artikel, den ich unter <meine> Leute bringe.

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Die Gesichtsverhüllung scheint ein starkes Symbol zu sein. Mir scheint die Abstimmung wie ein Versuch, das Unbehagen vor einer für viele unbekannten Religion und die Angst vor Terrorismus auf etwas zu projizieren, was zwar sichtbar ist, aber das Problem nicht löst. Und dies dann stur zu vertreten, trotz allem was dagegen spricht (was Sie dargelegt haben)
Wobei, sichtbar - so wenige wie es sind, ist es ja schon schwierig, einer Frau mit Nikab über den Weg zu laufen, abgesehen von Tourismus-Orten.

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Noch mehr vom Gleichen, kein einziges neues Argument. Die Kernfrage wurde auch vom sogenannten Wissenschaftler nicht beantwortet: Ist der Nikab ein Zeichen des Islamismus? Ist die Totalverhüllung vielleicht eher eine etwas überdrehte Reaktion von Konvertitinnen. Andere Burkaträgerinnen scheint es gar nicht zu geben. Definieren also Konvertitinnen was zur Religion gehört?
Warum wird nie mit einer Befürworterin der Initiative eine ebenso grosse 'wissenschaftliche Studie' gemacht und hier aufgetischt? Kann man die Hälfte der Bevölkerung ignorieren und deren offensichtliches Unbehagen einfach als Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit abtun?
Warum darf man nicht beliebig in die andere Richtung gehen, nämlich keine Kleider tragen?
Warum gibt es Kleidungsvorschriften für National- und Ständeräte? Die dürften eigentlich nicht existieren, wenn man den Argumenten der Gegner folgt.

PS: Eine Syrienreisende auf 30 Nikab-Trägerinnen. Das wären dann etwa 3 %.
PPS: Eine Ablehnung der Initiative verhindert kantonale Regelungen nicht. Es wird einen Flickenteppich geben, so wie bei der 'Hundegesetzgebung'. Etwas, das man nicht handhaben kann und noch mehr Probleme bringt.

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Es ist nicht in Ordnung, Herrn Tunger-Zanetti als "sogenannten Wissenschaftler" zu bezeichnen und ihm damit die Expertise abzusprechen (wie das auch das Egerkinger Komitee tut). Er ist promovierter Religionswissenschaftler mit langjähriger Spezialisierung zu Islam und dokumentiert seit Jahren akribisch diverse religiöse Gemeinschaften. Ich finde es wahnsinnig bedenklich und problematisch, wie in dieser Debatte Forschungsergebnisse einfach für irrelevant erklärt werden. Das ist für unsere Gesellschaft das viel grössere Problem als es die wenigen Niqab-Trägerinnen jemals sein werden.

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Kann man die Hälfte der Bevölkerung ignorieren und deren offensichtliches Unbehagen einfach als Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit abtun?

Ja, kann man. Weil es kein offensichtliches Unbehagen gibt, sondern ein fremdenfeindlich geschürtes „Unbehagen“. Dasselbe hatten wir doch schon mit der Minarett-Initiative. Für mich stellt sich eine andere Frage: Was wird als Nächstes kommen von diesem fremdenfeindlichen Egerkinger (SVP-)Komitee? Wetten, dass denen schon noch etwas einfallen wird. Wer einmal Blut geleckt hat ...

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„Weil es kein offensichtliches Unbehagen gibt…“
Doch, dieses Unbehagen gibt es, und ich kann es nachvollziehen. Denn wie Frau U. schreibt, will sie sich „auch wirklich“ abgrenzen. Man kann die Vollverschleierung durchaus als Totalverweigerung zur gesellschaftlichen Teilhabe wahrnehmen, ob religiös begründet oder nicht, spielt keine Rolle. Das verträgt sich schlecht mit einer offenen Gesellschaft und irritiert im besten Fall, im schlimmsten Fall macht es aggressiv.
Das ist aber kein Grund, der Initiative zuzustimmen. Denn erstens handelt es sich, wie zu Recht immer wieder betont wird, um ein Randphänomen. Zweitens ist die Initiative kontraproduktiv. Sie dient der SVP bzw. der Rechten nur dazu, dieses Randphänomen politisch zu bewirtschaften und so fremdenfeindliche Debatten permanent am Köcheln zu halten. Sie lenkt ab von viel wichtigeren Themen, z. B. islamische Bildung in unserer Gesellschaft, die Ausbildung von Imamen in der Schweiz etc. Dazu braucht es offene gesellschaftspolitische Diskussionen. Genau das will aber die SVP verhindern. Deshalb NEIN zur Initiative.

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Verlegerin
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Das Unbehagen kommt aus der Evolution, die uns Säugetieren die soziale Regulierung aufgrund der Mimik gegeben hat.

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Bei Ihren Fragen stelle ich mir Gegenfragen. Ist die Kernfrage tatsächlich, für was der Nikab steht? Muss definiert sein, was zur Religion gehört oder was nicht?
Sagt nicht vielmehr Art. 13 der Bundesverfassung «Jede Person hat das Recht, ihre Religion und ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen»? Und ist es dadurch nicht etwas individuelles und somit egal ob es für irgendeine Gruppe ein «Zeichen» ist oder «dazu gehört»? Soll nicht jeder Mensch in der Schweiz gerade dies für sich selbst bestimmen dürfen? Ist das nicht Religionsfreiheit?
Und was würde hier eine Gegenstudie beweisen wollen?
Wie deuten Sie das «offensichtliche Unbehagen», wenn nicht fremdenfeindlich? Religionsfeindlich? Menschenfeindlich?

«Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt» hat bei der Erarbeitung der Urversion der Bundesverfassung mitgeschwungen. Kann nicht Nacktheit in der Öffentlichkeit beispielsweise Kinder verstören? Ist es nicht bereits heute ein Teil unseres Zusammenlebens, dass Töfffahrer/innen, Skifahrer/innen, Gesundheitspersonal, frierende Menschen im Winter etc. das Gesicht teilverhüllt tragen und dadurch niemanden verstören?

Ist es für einen Menschen nicht möglich sich gegen eine Nationalrat- oder Ständeratskandidatur zu entscheiden? Und dadurch die Kleider tragen zu dürfen, die einem gefallen?

Doch. Und genau da liegt der Hund begraben: Ein generelles Verhüllungsverbot gilt für alle Menschen in der gesamten Schweiz. Und nicht nur für eine Teilgruppe, einen Bereich etc. der mit nicht vereinbarer Überzeugung gemieden werden könnte.

PS: 100% Sicherheit existiert nicht. Ob mit oder ohne dieser Änderung der Bundesverfassung.
PPS: Wenigstens wäre die Gesetzesstufe der richtige Ort für eine solche Norm. Und nicht das Kapitel der Grundrechte der Bundesverfassung.
PPPS: Ich bin alles andere als religiös. Aber ist es nicht gerade die Errungenschaft der Menschenrechte selbstbestimmt zu leben, auch wenn es nicht den Vorstellungen «der Anderen» entspricht?
PPPPS: Das Zwingen zum Tragen einer Verschleierung ist dem Staat verboten: «Niemand darf gezwungen werden [...] eine religiöse Handlung vorzunehmen» (Art. 15 Abs. 4 Bundesverfassung). Zudem ist es auch Privaten verboten, jemanden zum Tragen einer Verhüllung zu nötigen (Art. 181 Strafgesetzbuch). Also darum kann es den Initianten/Initiantinnen nicht gehen.

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Thea Mauchle
Aktivistin Behindertengleichstellung
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Eine Abstimmungsdiskussion zum Verhüllungsverbot zu führen während einer Pandemie, die das Maskentragen erfordert und während der wir über Sanktionen nachdenken gegen diejenigen, die KEINE Maske tragen wollen, ist ja schon reichlich absurd.
Aber was dieses Egerkinger-Komitee und andere Befürworter*innen für ein Verhüllungsverbot ins Feld führen, steigert die Absurdität ins Vielfache.

  • Sie wollen unsere Kultur durchsetzen (bitte welche genau ist "unsere" Kultur?)

  • Sie wollen Frauen vor Unterdrückung bewahren.

  • Sie wollen religiösem Extremismus und Fundamentalismus Einhalt gebieten (zumindest dem islamischen ;-)

  • Sie wollen den Anfängen des gefährlichen politischen Islamismus wehren

  • Sie wollen gegenüber dem Nahen und Mittleren Osten ein Zeichen setzen.

  • Sie wollen allen Menschen immer ins Gesamtgesicht schauen können, denen sie begegnen.

  • Sie wollen Feministinnen vor eine Gretchenfrage stellen.

  • Sie wollen Sexismus bekämpfen (wenigstens denjenigen, der angeblich von Eingewanderten gegen ihre mit-eingewanderten Frauen ausgeübt werde)

  • Sie wollen sich nicht vor ihren eigenen Ängsten ängstigen müssen.
    Und all das wollen sie mit einem Verfassungsartikel erreichen, der die Verhüllung verbietet? Seien wir vernünftig: Die paar verhüllten Frauen, die sich in der Schweiz irgendwo zeigen, werden bei Sichtung durch die Polizei gerügt, gebüsst und vielleicht vom Platz verwiesen. Es gibt dann noch einen Rapport. Und in den Medien mal eine Statistik.
    Keine einzige der oben aufgezählten Absichten wird dadurch erfüllt, aber das Egerkinger-Komitee und alle tapferen Mitstreiter*innen hatten enorme Aufmerksamkeit und konnten ihre Hetze ein paar Wochen lang ungehindert verbreiten. Ja, auch sogenannte Feministinnen auf der Pro - Seite befinden sich mit ihrer seltsamen Mission der Frauenbefreiung gerade ziemlich auf Irrwegen!

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Bravo! So ist es.

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Dolmetscherin
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Mir kommt es so vor, als würden die Frauen mit Vollschleier die Klostermauern mit sich tragen. Für mich schwer verständlich, scheint mir ungesund, aber es ist ihre Wahl. Vieles scheint mir verrückt, sich mit Tattoos und Implantaten zu entstellen zum Beispiel, ich würde es trotzden niemals kriminalisieren!

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Ich hoffe ja, dass die SVP als nächstes ein Verbot des Tragens von Vollbart lanciert, um uns noch wirksamer vor islamischen Extremisten und Terroristen zu schützen.

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Das würde ich schon aus ästhetischen Gründen begrüssen. Mit der gleichen Initiative könnte man auch noch den Samichlaus verbieten. Jeden Dezember sind das Massen von aus religiösen Gründen verhüllten Männern!

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Interkultureller Coach
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Es ist erstaunlich, wie es der Republik gelingt, die Diskussion um festgefahrene Themen durch neue Informationen und Sichtweisen wieder zu öffnen. Dafür herzlichen Dank.
Und das noch gedacht: Der Burka generell Unterdrückung zuzuordnen, ist in etwa das Gleiche, wie einer attraktiv gekleideten Frau in unserer Kultur sexuelle Freizügigkeit beizuordnen.

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Wenn das Amputieren von Schamlippen, das Einführen der Scharia in der Primarklasse oder das Verstecken von Frauen in einem schwarzen Sack den Gepflogenheiten eines humanitären liberalen Staates der Gleichberechtigung diametral widerspricht, dann gehört dieser religiöse Schwachsinn verboten. Basta.

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Wäre ehrenhafter die Waffenexporte nach Saudi Arabien zu stoppen und nicht nur 30 arme Frauen zu bestrafen. Man muss konsequent handeln und nicht nur dort, wo es gratis ist. Das nenne ich Feigheit und Doppel Moral.

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Ja, weibliche Beschneidung gehört verboten. Ach - sie ist ja bereits verboten - jetzt kann man nicht mal mehr "Basta" rufen. Und mit dem Islam hat diese Beschneidung nichts zu tun. Der Islam verlangt sie nicht und sie wird auch in nicht-islamischen Ländern durchgeführt und es gibt viele islamische Länder, in denen sie nicht durchgeführt wird. Und Ja, niemand soll Frauen (aber auch keine Männer) gegen ihren Willen in schwarzen Säcken verstecken dürfen. Ach - auch das ist bereits als Freiheitsberaubung und/oder Nötigung strafbar. Schon wieder kein "Basta". Abgesehen davon, dass das Tragen eines Niqab oder einer Burka (da die nicht schwarz ist - dürfte man eine Frau darin verstecken, weil's ja nur um "schwarze" Säcke geht?) kein Gebot des Islams ist. Auch wenn manche Islamisten das meinen. Aber fanatische Christen meinen ja auch manchmal zu wissen, welche Moral andere Menschen zu befolgen hätten. Und was ist mit Frauen (oder Männern), die sich freiwillig schwarze Säcke überziehen? Muss man das denen verbieten oder dürfen die sich das selbst aussuchen?

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Vielen Dank Herr T. Ich finde Ihren Kommentar sehr wertvoll. Er zeig nämlich sehr eindrücklich, auf welche Art diese Diskussion geführt wird: Unsachlich, emotional und geprägt von diffusen Ängsten. Was Menschen nicht kennen, mach ihnen in der Regel Angst, leider. Ich war übrigens über Jahre geschäftlich in den Ländern des Mittleren Osten und auch in den Golfstaaten unterwegs. Natürlich wurde ich immer wieder darauf angesprochen, warum ich denn keine Kinder hätte. Nun, wir wissen alle wie gut sich hier in der Schweiz Karriere und Kinder vereinbaren lassen.... Etwas, was in diesen Ländern übrigens grosses Kopfschütteln auslöst. Eine studierte Frau geht in diesen Ländern arbeiten und ermöglich so der Familie einen besseren Lebensstandard. Und ja, es gibt in diesen Ländern viele studierte Frauen. Nur das diese, im Gegensatz zu den Frauen in der Schweiz, nicht zu Hause sitzen, sondern in der Regel sehr erfolgreich ihr eigenes Geld verdienen. Und hier kommen wir jetzt zu einem meiner Lieblingsthemen. Wer nämlich nicht finanziell unabhängig ist, wird weder in der Beziehung noch in der Gesellschaft je gleichberechtigt sein. Finanzielle Unabhängigkeit ist der Schlüsssel zur Gleichberechtigung! (Ich verkneife mir jetzt ein "Basta").

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Mit-Verlegerin und begeisterte Leserin
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Wie kann irgendwer angesichts des äusserst reisserischen Plakates, das sehr deutlich die Assoziation "islamische Terroristin" bedient, ernsthaft glauben, dass es den Initiant*innen um ein generelles Verhüllungsverbot gehe ? Oder gar um den Schutz der Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen? Echt jetzt?

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Ich denke, man müsste unbedingt diskutieren, ob 100‘000 Unterschriften für eine Volksinitiative noch zeitgemäss sind. Bei der aktuellen Grösse der Schweizerbevölkerung müsste diese Zahl, meiner Meinung nach, nach oben korrigiert werden. Ggf. würde uns das, vor dem einen oder anderen SVP-Aufstand schützen.

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Das Problem sind weniger die 100.000 Unterschriften sondern die fehlende juristische/politische Instanz, die Initiativen auf ihre Vereinbarkeit mit der Verfassung (bzw mit den besonders schützenswerten Artikel/übergeordnetem Recht) hin prüft...

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Sehe ich genau so....

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Auf die Situation der Frauen, egal welchen kulturellen od. religiösen Hintergrundes, die hier Unterdrückung und Gewalt erleben, wird dieses Abstimmungsergebnis - egal wie es ausfällt - überhaupt keinen Einfluss haben.

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Danke für den Beitrag.
Wir alle, mich eingeschlossen, unterliegen bei jeder Meinungsbildung der "anektodischen Evidenz". Und oft ist es so, dass wenn wir uns dann auf eine Meinung festlegen müssen, dann gewinnt in der Regel eben diese anektodische Evidenz und nicht wissenschaftliche Erkenntnisse. Warum ist das so? Ganz einfach. Die anektodische Evidenz ist subjektiv und mit persönlichen Emotionen gekoppelt, greift also stark in unsere Gefühlsweit hinein und im Zweifelsfalle folgen wir ihr.
Wenn ich also sage, dass ich in meiner über 10jährigen Tätigkeit bei einer Firma am Flughafen Zürich vielleicht eine Frau verhüllt gesehen habe, dann ist das vermutlich schon übertrieben. Wenn ich nun also diese eine Frau nehme und mir daraus hinsichtlich der Abstimmung eine Meinung bilde, dann spreche ich von anektodischer Evidenz und diese Meinung hat vermutlich mit der Realität nichts zu tun.
Nun bin ich berufeshalber möglicher Objektivierung von Problemen verpflichtet und bin ständig daran, meine anektodische Evidenz mit weiteren Faktoren abzugleichen. Und merke immer wieder gleichzeitig, dass ich auf keine Art und Weise der Thematik gerecht werde. Daraus folgt, dass ich entweder nicht abstimmen gehe oder meiner anektodischen Evidenz folge oder der wissenschaftlichen Erkenntnis wie hier im Bericht beschrieben. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich das lauthalsige Komitee nicht mag und nie mochte. Daraus liesse sich nun auch eine anektodische Evidenz ableiten, was ich zu verhindern versuche.
Bei allem Unwissen und Unkenntnis meinerseits über alle Zusammenhänge in diesem Thema, entscheidet dann doch mein innerstes Weltbild, dass niemand unterdrückt werden darf, auch wenn noch mit keiner verhüllten Frau gesprochen habe. Das heisst, ich lege meine Unkenntnis und gleichzeitig meine Überforderung in den Schoss von Herrn Tunger. Was mich immer wieder erstaunt an solchen lauthalsigen Komitees ist die Tatsache, dass sie alles zu wissen scheinen. Aber das habe ich ja schon gesagt, dass ich mit Lauthalsigen Mühe habe ...

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Danke! Das ist sehr präzise und offen formuliert.

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wir können zu einem vermummungverbot stehen wie wir wollen. ich habe kein problem mit den sehr unterschiedlichen meinungen dazu. aber das ganze in der verfassung festzuschreiben. absoluter wahnsinn.

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Es gibt nunmal (leider?) keine Gesetzesinitiative.

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es gehört nicht ins gesetz und nicht in die verfassung. das ist schlicht und einfach unnötig.

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Erinnere ich mich richtig? Ab den 1970 Jahren, vielleicht etwas später bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hat man versucht unsere Verfassung zu entrümpeln. Es ist, "dank" den Ewiggestrigen, nicht ganz gelungen. Und die Blocher+ SVP versucht, uns ins 19. Jahrhundert zurückzuwerfen. (Sie hatten es schon 1993 mit dem Referendum gegen das Eherecht probiert. Damals hatte sie noch nichts gegen die Unterdrückung der Frauen!) Übrigens: Einer der vehementesten Verfechter einer zukunftsgerichteten, liberalen Verfassung war SVP-Bundesrat Leon Schlumpf - schon vor seiner Wahl in den Bundesrat.
Um es kurz zu fassen: Ich möchte über solche Dinge nicht abstimmen müssen; auf keinen Fall auf Verfassungsebene.

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Nun haben wir unzählige Argumente für und gegen die Initiative gelesen, aber nichts zum Gegenvorschlag, der bei einem Nein automatisch in Kraft treten würde. Schade eigentlich, denn er beinhaltet Bestimmungen, die der Vollverschleierung im öffentlichen Raum sehr wohl Grenzen setzen würden. Hinsichtlich Gleichstellung würde er hingegen Gestaltungsspielraum eröffnen, der politisch ausgehandelt werden müsste.

https://www.parlament.ch/centers/ep…SN%20D.pdf

Die Umsetzung könnte spannend sein. Aber die SVP lehnt diesen Gegenvorschlag ab. Dies zeigt, wessen Kind die Initiative ist: Es geht den Rechtsnationalen gerade nicht um eine liberale Rechtsordnung, um Gleichstellung und Frauenrechte, sondern es geht um Ausgrenzung, das Schüren von Fremdenfeindlichkeit und die Durchsetzung einer autoritären „Herr-im-Haus“-Mentalität.

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Ich vermisse von den Republikjournalisten, dass sie recherchieren und sich und den Lesern ein sachliches Bild vermitteln. Burka hin oder her. Es geht um ein Verhüllungsverbot. Auch wenn ein paar Journalisten hier die Katze im Sack suchen. Hooligans, Vandalen und andere Chaoten werden heute, falls überhaupt ermittelt, nicht verurteilt da sie vermummt waren. Einzelne Kantone kennen ein griffiges Verhüllungsverbot. Neu wird dieser Tatbestand national geregelt, das macht Sinn. Also warum über verblendete religiöse Ideologien und machoistische mittelalterlich geifernde Männer lamentieren wenn das neue Vorhaben doch eine viel breitere Abdeckung als das umfasst? Erklären Sie uns warum es in CH normal ist dass Chaoten ungestraft mit einer Vermummung Autos anzünden, nach Fussballspielen randalieren und Züge verwüsten. Die Burka interessiert mich hier nicht im geringsten. Aber ihr Artikel reiss sich nur um dieses Detail.

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Ihr Anliegen ist mit dem Vermummungsverbot hinlänglich abgedeckt. Bei der hier diskutierten Initiative geht es um das Vorantreiben von Rassismus, das sollten Sie ebenso wenig verhüllen wie Autos anzündende Chaoten ihr Gesicht.

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Und wo finden Sie das CH Vermummungsverbot? Welches Gesetz meinen Sie konkret?Wieder eine Nullaussage.

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„ Erklären Sie uns warum es in CH normal ist dass Chaoten ungestraft mit einer Vermummung Autos anzünden, nach Fussballspielen randalieren und Züge verwüsten.“

Ich bin auch auf die Erklärung gespannt. In meinem Vorurteil gehe ich davon aus, dass Vermummte Autos in Zürich, Bern, Basel oder Genf anzünden und Hooligans auch dort die Gegend verwüsten. In der Innerschweiz finden sich manchmal auch vermummte Randalierer unter betrunkenen Fasnächtler. Das Abstimmungsbüchlein sagt mir jetzt, dass gerade die Kantone Zürich, Bern, Basel oder Genf Verhüllungsverbote kennen. Obwalden, Nidwalden und Schwyz nicht. Bringt jetzt das Verhüllungsverbot nichts? Braucht es ein Schweizweites Verhüllungsverbot, wenn alle einschlägig betroffenen Kantone bereits ein solches kennen? Sollten wir Obwalden, Nidwalden und Schwyz endlich sagen, dass sie auch ein Verhüllungsverbot einführen müssen. Ich gehe ja davon aus, dass diese Kantone das Verbot befürworten werden. Die Frage war einfach nicht wichtig genug, dass sich Regierung und Kantonsparlamente Zeit darauf verschwendet hätten.

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Ich lese staunend, die grimmigen Nikab-Trägerinnen auf den Propaganda-Plakaten seien gar nicht gemeint. Denn in Tat und Wahrheit geht es um die Chaotinnen, die ja immer davonkommen, weil in unserer Bundesverfassung kein Verhüllungsverbot steht.

Im Ernst jetzt? Warum schreiben wir nicht einfach in die Verfassung, dass überhaupt alle Straftaten verboten seien? Dann müsste nach dieser Logik alles gut werden. Dann könnten wir noch die Armut verbieten. Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie mit vermummten Chaoten argumentieren, welche in Zürich Autos anzünden würden, obwohl doch in Zürich ein Verhüllungsverbot besteht? Oder meinen Sie, dass mehr von etwas, das nicht funktioniert, auf einmal doch funktioniert?

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Die von Ihnen angesprochenen Probleme existieren und müssen gelöst werden. Zim Beispiel durch eine Gesichtserkennung in Stadien. Ein allgemeines Verbot in der Verfassung mit dieser endlosen Liste an Ausnahmen, die für jede Änderung eine Abstimmung erforderlich macht, ist nicht der richtige Weg.

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Moderator & Journalist
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Ein weiterer Beitrag, wenn auch einer der einzig wirklich Aufschlussreichen, der ins Framing der Initianten passt. Bei der Fokussierung auf die maximal 37 Stoffpunks geht völlig vergessen, wie sich die Initiative auf die Allgemeinheit, uns alle, auswirken wird. Wir verlieren eine Freiheit, die mit Hinblick, was noch alles kommen mag, kostbarer nicht sein könnte. Ob Schutz vor Big Brothers Videoaugen oder heftigen Klimaveränderungen, das Gesicht muss jederzeit geschützt werden dürfen.

Chirurgisch präzise Rayonverbote von Gesichtsverhüllungen in Sportstadien oder amtlichen Stellen reichen vollkommen aus.

Dass wir mit dem Verhüllungsverbot gleich noch alle Maskottchen killen oder Kindern verbieten, im öffentlichen Raum eine Fantasiemaske zu tragen, zeigt eins: Diese Initiative verschleiert ihre Nebenwirkungen bisher. Und die gewünschte Hauptwirkung, ein «ZeIcHeN zU sEtZeN», wird erreicht, aber nicht so, wie wir es uns wünschen: Die Annahme der Initiative wird ein Fanal für populistische Wirkungsmechanismen werden, das sich wie ein Brandzeichen tief ins kollektive Bewusstsein unseres Landes einbrennen wird.

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Eine Lösung sucht ein Problem…

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Also, die einzige Entschuldigung, die die Republik für diesen gutgemeinten, aber in der Substanz doch dürftigen Artikel hat, ist der , dass es sie erst 3 Jahre gibt. Es ist leider menschlich, das jede Generation wieder meint, sie sei die erste, die etwas tut. Gerade in feministischen Fragen. Alice Schwarzer beschreibt das Problem des politischen Islam und die Auswirkungen auf Frauen aber seit 1979. Ich selber befasse mich seit Ende der 1980er Jahre damit. Ich hab zB Frauen aus muslimischen Ländern geschleust, die vor Zwangsehen und Ehrenmord flohen.
Und es gab bereits etliche Jahre, da wurde auch in der Schweiz sehr viel mit fundamentalistischen Frauen diskutiert, die meisten davon sind Konvertitinnen. Es war ein grosses Thema. Gehen Sie doch in die entsprechenden Medienarchive und recherchieren sie gründlich. Ich bezahle das Abo nicht für naiven Idealismus. Die brisanten Tabus wurden und werden von eher linken Medien nie wirklich angefasst, der "Confirmation Bias" tut das Seinige. Deshalb haben sie wirklich populistischen Leuten in der SVP eine Steilvorlage geliefert, die nun ev von der "falschen Seite" einen Erfolg verbuchen wird.
Was hier im Artikel an Allgemeinplätzen geliefert wird, konnte man 1990 noch als "Stand des Wissens" verbreiten, aber nicht mehr heute. Es ist immer so, dass Konvertierende ihre neu entdeckte Religion besonders radikal leben. Psychologisch gut erklärbar. Geht aber völlig an der Sache um die es geht vorbei. Denn die Motivation zum Konvertieren ist in der Regel eine persönliche Krise. Sie kann eine "normale Krise" sein, oder auch eine klinische Problematik. Ein Thema für sich.
Abermillionen von Frauen in der arabischen und vieler anderer Gegenden des Islam haben nichts damit zu tun! Keine einzige der so progressiven Befürwortenden - also Diejenigen, die meinen sie befürworten die Freiheit der "eigenen Wahl" bei Frauen mit ihrer Ablehnung der Vorlage - haben selber je existenzielle Probleme der eigenen Entrechtung, oder gar der Angst um das Leben durch eine äussere Macht gehabt. Es ist einfach lachhaft und provinziell.
Wird eigentlich auch überlegt - wenn wir nun halt diese zugespitzte und provokante Abstimmungsvorlage haben, die dummerweise in die Verfassung muss und nicht als Gesetz formuliert werden kann, weil Initiativen dies nicht können bisher - wird auch überlegt, was für ein Zeichen es setzt, auch ins Ausland, in entsprechende Länder, wenn wir nun ausdrücklich ABLEHNEN, dass die Vollverschleierung unerlaubt ist? Wir wollten dieses "Entweder-Oder" nicht, aber es war die logische Folge, dass sich eine tendenziell fremdenfeindliche Partei den Umstand zu nutze machen würde früher oder später, dass die progressiven Parteien einfach nicht auf eine offene Debatte einlassen. Ja, viele Menschen und auch Parteien scheitern am eigenen überhöhten Selbstbild, bzw es korrigiert sich von aussen, wenn man es nicht selber tut. Es steht uns offen, zu beweisen, dass es nicht um Ablehnung der muslimischen Bevölkerung geht, wenn wir darin vorkommende Phänomene kritisieren. Andere Kulturen sind keine "besseren Menschen". Wenn man sie nicht genauso offen und natürlich kritisieren kann, wie die eigene, schiesst man sich immer ein Eigentor auf die Länge. Und vor allem: Man dient den Menschen, die man schützen möchte, absolut nicht. Es bleibt bei "Gut gemeint". Nur wenn die Diskussion wirklich offen und frei ist, können wir unterscheiden, wer wirklich welche Motivation hat.
Die Burka/Vollverschleierung gibt es nur in bildungsfernen, rückständigen Gegenden, in feudalen fundamentalistischen (Wahabismus) Traditionen oder in offen politisch-islamistischen Gruppierungen wie dem IS. Bildungsferne ist zu akzeptieren, geht es doch meist auch um Armut, doch gerade diese Menschen, vor allem deren Frauen, bitten uns um Unterstützung zu Bildung und Freitheit (Ich habe zB Frauenprojekte in Afghanistan begleitet). Wir können mit der Abstimmung u.a. ein ermutigendes Zeichen für Frauenrechte hierzulande für sie setzen, das ist eine Art "Prävention".
Ich habe mal gehofft, die "Republik" fülle die Lücke, welche die "alte Weltwoche" hinterlassen hat. Bis jetzt ist das absolut nicht der Fall. Auch das Publikum, die Kommentare, gehen nicht in diese Richtung.

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Zitat: " doch gerade diese Menschen, vor allem deren Frauen, bitten uns um Unterstützung zu Bildung und Freitheit" Da haben sie recht - aber diese Unterstützung wünschen sich afghanische, saudische, iranische Frauen in ihren Ländern. Ihnen nützte ein Verbor der Gesichtsverschleierung in der Schweiz absolut gar nichts. Abgesehen davon, dass die Gesichtsverschleierung nicht in einem einzigen dieser Länder gesetzlich vorgeschrieben ist. Nicht einmal in Afghanistan, dem Land, in dem die Burka tatsächlich getragen wird. Dem sozialen Zwang in diesen Ländern begegnet man nicht damit, dass in der Schweiz in der Verfassung etwas verboten wird, das hier kaum vorkommt - und wenn, dann freiwillig. Wir sollen also quasi ein umgekehrtes Verbot einführen - wollen aber gleichzeitig Verbote in anderen Ländern bekämpfen. Scheint mir nicht sonderlich logisch zu sein.

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Frau P., es mag einiges an Ihrem Votum richtig sein; dennoch ändert sich mit einem Verschleierungsverbot in der Schweizer Bundesverfassung (Kapitel Grundrechte, sic!) für all diese Frauen rein nichts. Was mich aber stört, ist, wie Sie und gewisse Frauenkreise blauäugig in die Fremdenfeindlichkeits-Falle des SVP-nahen Egerkinger Komitees getappt sind. Oder glauben Sie allen Ernstes, dass es diesem Komitee um die Rechte und Menschenwürde der muslimischen Frauen geht?

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Ich stelle ihre Erfahrungen nicht in Frage. Aber sie stellen die Forschung in Europa in Frage. Wie kommen sie denn dazu?

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Ein Niqab-Verbot in der Schweiz ändert nichts an der real existierenden Unterdrückung der Frauen in vielen Gesellschaften
Gerade in den Emiraten tragen mittlerweile viele gebildete und wohlhabende Frauen Niqab, nicht wegen der Religion, oder weil sie gezwungen sind, sondern als Protest gegen den Kulturimperialismus des Westens. Sie empfinden das so, und nicht zu Unrecht. Die meisten Schweizer Niqabträgerinnen sind ohnehin Konvertitinnen, und tragen ihn freiwillig.

Und was würden Sie von einer Vorschrift in VAE halten, dass Schweizerinnen in Dubai (nur so als Beispiel) sich nur noch mit bodenlangen, langärmlichen Kleidern zeigen dürfen?

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Zwei Gedanken:

  • Kein Gesetz beschränkt die körperliche Integrität von Männern, aber für Gesetze, die die körperliche Integrität von Frauen betreffen, machen sich insbesondere christliche Kreise stark (Pro Choice - Pro Life). Es gibt auch kein Gesetz, das Kleidervorschriften für Männer enthält, jetzt soll aber eine Kleidervorschrift für Frauen in die Verfassung.

  • Zweitens, Wikipedia zu den Tuareg, einem muslimisches Volk im Herzen der Sahara:
    "Die Frau empfängt die Gäste und überwacht die Zubereitung des Tees. Sie entscheidet, wen sie heiratet und sie darf ihren Mann verstoßen. Eine Ehescheidung stellt in dieser Kultur keine Schande dar. Ebenso ist es ihr erlaubt, vor einer Ehe verschiedene Liebhaber gehabt zu haben." Bei den Tuareg verschleiern sich die Männer.
    Noch so ein schlechter Einfluss des Islams, den das Egerkinger Komitee mit einer Verfassungsinitiative von uns fernhalten müsste (Ironie aus).

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IP - Suisse - Bäuerin
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Ich nehme hier mal meinen Mut zusammen, weil ich etwas zum "fremdenfeindlich geschürten Unbehagen" sagen möchte, das in diesen Kommentaren angesprochen wird. Ich will eine praktische Erfahrung mit euch teilen, wo ich gemerkt habe, wie ich "geschnitzt" bin. Da es so wenige verschleierte Frauen in der Schweiz gibt, haben wohl nur wenige von uns Gelegenheit das zu erleben. Mich hat es dazu bewogen für diese Initiative zu stimmen, womit ich wohl bei Republiklesern in der Minderheit bin. Aber auch eine gegenteilige Meinung sollte hier Platz haben. Also hier meine Geschichte: Ich sah mich bisher immer als sehr tolerante Frau. Wir haben eine tolle moldawische Mitarbeiterfamilie. Und wir führen einen offenen Bauernhof. Bei uns darf man einen Spielplatz im Innenhof nutzen, man darf in den Kuhstall, beim Melken zuschauen etc. Es gibt Besucher aus verschiedenen Ländern. Oft werden wir auf Englisch angesprochen. Türken machen bei uns ihren Käse etc. Manchmal verirrt sich jemand in unseren Privatgarten und wir machen ihn höflich auf seinen "Fauxpas" aufmerksam. Nun: Eines Tages klingelte es an unserer Haustüre. Draussen stand eine vollverschleierte Frau im langen Regenmantel mit ihrer Familie. Meine instinktive Reaktion hat mich selber überrascht: Ich bin zuerst erschrocken, dann kam das Unbehagen und dann die Ablehnung. Rein instinktiv. Das hatte nichts mit irgendeiner politischen Einstellung zu tun. (Ich würde mich keinesfalls der SVP zugehörig fühlen.) Die Frau sprach dann aber Dialekt, war höflich und wir haben uns normal unterhalten, d.h. ich habe jedenfalls mein Möglichstes versucht, mich ebenfalls normal und höflich zu verhalten. Sie nutzte mit Mann und Kindern danach ganz normal unseren Spielplatz, andere Besucher waren grad nicht da. Trotzdem: Woher kamen denn meine Ressentiments? Am Ende wurde mir klar: Wir zeigen uns offen. Wenn man sich so öffnet, wie wir es auf unserem Hof tun, muss man mit allem rechnen, mit viel Dankbarkeit bis zu anonymen Anzeigen beim Tierschutz (erfolglosen natürlich). Es ist ein Risiko, das wir in Kauf nehmen, weil das Positive überwiegt und es uns ein Anliegen ist Kindern und ihren Eltern aus der Stadt die Landwirtschaft möglichst wirklichkeitsnah zu zeigen. Bei der Verschleierung dieser Besucherin wurde aber für mein Gefühl eine Grenze überschritten. Denn entsprechend unserer sonstigen Offenheit, zeigte ich auch offen mein Gesicht und meinen unverhüllten Körper, als ich mit dieser verschleierten und "eingepackten" Frau sprach. Meine averbalen Signale dürften ihr nicht entgangen sein, obwohl ich mich sehr zusammengerissen habe. Mir wurde klar: Die meiste Kommunikation erfolgt averbal, durch Gesicht und Körper. Ihre averbalen Signale wurden durch den Schleier versteckt und ihr Körper durch den grossen Regenmantel. Das war es, was mich so fassungslos machte: Diese Ungewissheit, ob ich sie auch richtig eingeschätzt habe, denn dazu fehlten mir Informationen, bzw. ihre averbalen Signale. Der Mensch ist eben nicht nur Sprache und Verstand. Wir brauchen viel mehr Parameter, um unsere Mitmenschen einschätzen zu können und wenn diese beim Gegenüber nicht mehr ablesbar sind, verunsichert das und wie ich denke, auch zu Recht. Es besteht ein Ungleichgewicht, das ich, wenn ich ganz aufrichtig mir selber gegenüber bin, nicht akzeptieren kann. Natürlich hätte ich als Frau sie bitten können, den Schleier zu heben. Das war mir aber peinlich und was macht ein Mann in dieser Situation? Muss ich mich jetzt als fremdenfeindlich und rückständig beschimpfen lassen, weil ich für die Initiative stimme?

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Ihre Geschichte, Frau Schürch, finde ich - Sie mögen mir verzeihen - amüsant. Es scheint, als wäre Ihnen der Leibhaftige erschienen. Und wegen dieser - vermutlich einmaligen - Begebenheit wollen Sie die Verfassung ändern, mit einem fremdenfeindlich motivierten Verbot?

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Selbstverständlich müssen Sie sich überhaupt nicht beschimpfen lassen, es gehört zur Demokratie, dass wir alle verschiedene Meinungen haben und diese frei äussern dürfen.
Ich möchte ihnen aber folgendes zu denken geben, bevor Sie den Stimmzettel ausfüllen:
Sind Sie nicht stolz auf unsere Verfassung? Glauben Sie nicht, dass der Leuchtturn der Freiheit, der aus dieser Verfassung scheint, eine gute Ausstrahlung hat und Menschen in anderen, weniger freien Ländern positiv beeinflussen kann, mehr Freiheit anzustreben? Glauben Sie nicht, dass der Geist unserer Verfassung die Freiheit der Menschen möglichst schützen, statt mit unnötigen, kleinlichen Verboten belasten soll? Die seltenen Besucherinnen unseres Landes mit Niqab machen eine kulturelle Erfahrung und es ist gut vorstellbar, dass sie nach der Rückkehr das Tragen der Niqab in Frage stellen. Ein kleinliches Verbot verhindert solche Erfahrungen.
Das Egerkinger Komitee versucht doch mit dieser Initiative einzig, Ressentiments zu schüren. Es wäre schade, wenn eine Mehrheit der Bevölkerung dies unterstützen würde.
Das Nein zur Initiative ist die klügere Ablehnung der Vollverschleierung, weil es kulturellen Austausch ermöglicht und weil es zeigt, dass wir selbstbewusst unserer offenen Verfassung und Kultur vertrauen.

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Interkultureller Coach
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Ich kann Ihr Unbehagen verstehen. Sie haben aber auch eine Chance verpasst, in eine für Sie fremde Welt zu gehen und neue Erfahrugnen zu sammeln.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Weil Sie nicht den Mut hatten, diese Frau direkt anzusprechen (wie es hier in der Schweiz Usus ist), stimmen Sie für einen Eintrag in die Verfassung, bei dem dann für jede Änderung aus der Ausnahmeliste (also z.b. Verkleiden an Halloween auch erlaubt und nicht nur an Fasnacht) erneut eine Volksabstimmung mit Ständemehr nötig sein wird?

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Software-Entwickler
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Interessante Geschichte. Ich finde es legitim, auf eine vollverschleierte Frau irritiert zu reagieren. Dann kann man sie freundlich darüber in Kenntnis setzen, dass es nicht ganz einfach ist, zu kommunizieren, ohne sich auf Gestik und Mimik verlassen zu können. Offenheit ist wichtig! Offenheit hat ihren Preis! Offenheit muss aber immer freiwillig sein (im Gegensatz zur Transparenz). Diese Geschichte ist berührend - doch für mich in keiner Weise ein Argument, die Initiative anzunehmen.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Es freut mich, dass die Republik mit Andreas Tunger-Zanetti spricht und ihn nicht nur kolportiert und kommentiert.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Männer wollen per Moral und Staat den Frauen verbieten, sich so anzuziehen, weil andere Männer per Moral und Staat den Frauen verbieten, sich anders anzuziehen. Seh' ich das richtig?

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:-)
Frauen wollen per Moral und Staat nun anderen Frauen auch verbieten, sich anders anzuziehen, obwohl sie anderen Frauen gerne per Moral und Staat erlauben würden, sich so anzuziehen?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Sehr gut! :-) Müssten wir damit nicht eher über die Tatsache sprechen, dass hier wie dort per Moral und Staat Frauen verboten wird, sich so oder anders anzuziehen? Was sie also mit ihrem Körper tun oder lassen dürfen? Sollten liberale Demokratien, welche die Menschenrechte achten, nicht schon weiter sein (vgl. die Geschichte der Schweizer Kleidervorschriften)? Verhält sich die Schweiz in Sachen Schleier nicht scheinheilig?

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Der Gedanke, die Gegenseite zu Worte kommen zu lassen ist gut. Es scheint nur das
Egerkinger Komitee und die SVP ist dazu unfähig. Wie immer nur populistischer Radau. Die einzige wirkliche politsche Gefahr für die Schweiz sind Leute wie Walter Wobmann und Konsorten und nicht verschleierte Frauen.

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Mir scheint da spielt bei vielen Lesern (und der Republik) der Anti-SVP-Reflex mit. Ist mir sonst ganz recht, aber hier nicht.
Wir können natürlich auch warten und alles und jedes tolerieren resp. ignorieren.
Deutschland hat damit keine tollen Erfahrungen gemacht. Parallel-Gerichtsbarkeit, erste Versuche eine Religionspolizei einzuführen, etc.
Also wenn man schon für absolute Freiheit ist dann auch für Schächten, Beschneidung, Outdoor Nacktheit, Scharia, Zwangsheirat, etc. und die Frau gehört sowieso an den Herd. Sie ist dem Manne Untertan, kann wenn nötig gezüchtigt werden und ist ihm jederzeit zu Willen.
Betrifft mich nicht, also kann es mir egal sein, oder?
Eben nicht. Stellung beziehen, den Frauen in Afganistan, Türkei, Saudi Arabien, etc. zuliebe, und TROTZ SVP.
PS: Den wissenschaftlichen Wert eines einzigen Interviews mit einer Nikab-Tägerin kann man zurecht bezweifeln.
PPS: Würde der Republik gut anstehen auch mal die Gegenseite so ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Müsste ja nicht gerade die SVP sein.

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Den Frauen in Afghanistan, Türkei (die sowieso keine Nikabs tragen), denen allen nützt das kein bisschen, wenn wir hier ein Swissminiature-Pogrom gegen 30 Frauen abfahren. Im Gegenteil, die Feinbilder werden nur gestärkt. Ein Nein ist immer die richtige Antwort gegen Begehren aus der SVollPfosten-Ecke. Dort wird immer Politik auf Kosten von Minderheiten gemacht zum Aufbau eigener Macht. System Dreissigerjahre. Besser noch rechtzeitig checken als zu spät.

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· editiert

Sie sind schlecht informiert!
Und: Den Befürwortern (ausser Hardcore SVP) geht es eben gerade nicht um die 30.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Sie finden es schlecht, dass «Andere» Frauen vorschreiben, was sie anziehen sollen, also finden Sie es gut, dass «Wir» Frauen vorschreiben, was sie anziehen sollen?

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"Mir scheint da spielt bei vielen Lesern (und der Republik) der Anti-SVP-Reflex mit"
Sie ist eine Initiative von der SVP, zielt (wie meistens) auf politisch mehr oder weniger wehrlose Minderheiten . Was will man mehr ?

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D.h Sie glauben tatsächlich, dass sich die SVP jetzt zum ersten Mal für die Gleichstellung einsetzt? Und das grad noch weltweit?

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Peter Ulrichs Argumentation geht in die Tiefe und tut gut. Im Weiteren stelle ich mich hinter T. F., der gekonnt den Fokus auf den Anti-SVP Reflex richtet. Man darf Parteien und Organisationen verabscheuen, sollte dabei jedoch nicht die Sachbezogenheit auf den Mist werfen. Weil Hitler ein Tierfreund war, ist Tierschutz noch kein Faschismus.

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Man sollte sich aber sehr wohl die Frage stellen, welches Ziel die Initiatoren verfolgen - und ob es wert ist, dass man für deren Ziele den Steigbügelhalter spielt. (Machen wir uns nichts vor - bei Annahme der Initiative wird die SVP bzw die Iniatianten das Ergebnis "sachgerecht" ausschlachten)

Um beim ihrem Beispiel Hitler zu bleiben - Hitler hatte bei demokratischen Wahlen nie die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Trotzdem wurde er mit demokratischen Mitteln zum Reichskanzler gewählt. Resultat bekannt...

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Guter Artikel. Und wichtiger Artikel.

Wegen vielleicht dreissig, sicher nicht mehr als 40 Frauen, deren Bekleidung manchen Leuten nicht gefällt, die Bundesverfassung zu ändern, ist ein extrem krasser Missbrauch unseres Initiativrechts.

Dass Leute, welche unsere verfassungsmässigen Rechte dermassen missbrauchen, vorsätzlich wahrheitswidrige Behauptungen über die rund dreissig Frauen aufstellen, passt wie der Handschuh zur Hand.

Die Abstimmung kostet Millionen. Und das wegen vielleicht dreissig angeblich falsch angezogenen Leuten. Das ist ein Verhältnisblödsinn sondergleichen. Und es ist eine krasse Verletzung all jener Werte, auf welche die Schweiz gerne so stolz sein möchte: Rotes Kreuz, Neutralität, gute Dienste, Liberalität und so weiter. Aber es passt perfekt zur Engstirnigkeit, mit welcher den Frauen bis vor 50 Jahren das Stimm- und Wahlrecht vorenthalten wurde.

Warum fragt sich niemand, was mit einem Land los ist, wo die Verfassung so mit Füssen getreten wird? Unser Haus brennt, und niemand schaut richtig hin. Statt das Feuer zu löschen, versucht jede(r), darauf sein Süppchen zu kochen. Schrecklich.

Übrigens: Wer das Hetzplakat einmal anschaut, erkennt problemlos, weshalb es einem vorkommt, als ob die Frau böse dreinschauen würde: es wurde ein grimmiges männliches Gesicht verwendet. Typisch Goal AG, typisch AFD & Cons.

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Theologe
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· editiert

Danke für diesen Artikel und dafür, dass Sie bei Andreas Tunger-Zanetti nachfragen.
Wir haben die Wahl: Wollen wir eine offene Gesellschaft, in der möglichst viele Menschen sich beteiligen können in vielfältigen Formen? Dann sollten wir Integrationsangebote machen und Begegnungen fördern, auf die einzelne Menschen immer auch nein sagen dürfen, ohne deswegen geschnitten zu werden.
Oder wollen wir eine Gesellschaft, die über Regeln definiert, wer dazu gehört und wer nicht? Dann brauchen wir solche Verbote und müssen in Kauf nehmen, dass sich Menschen ausserhalb unserer Gesellschaft stellen und nicht mehr erreicht werden können.
Ich rechne es Tunger-Zanetti sehr hoch an, dass er eine hiesige Niqab-Trägerin befragt hat. Eigentlich müsste Gisela Widmer nun zwei Niqabträgerinnen bringen, die von ihrer Unterdrückung erzählen.

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In dieser Abstimmung geht nicht um ein real existierendes Phänomen, sondern um Ideologie. Will man diesem SVP-Egerkinger Komitee schon zum zweitenmal Auftrieb geben mit einem JA? Oder will man bestimmte muslimische Gruppen stärken mit einem Ja zu einem "Burka"-Verbot? Der Berner Imam spricht sich für ein Verbot aus, die fortschrittlichen Musliminnen ebenfalls. Soll man, was man sonst niemals tun würde, diesen Egerkingern die Stimme geben, um die Diversität muslimischer Diskurse in der Schweiz (eventuell) zu stärken? Das ist eines der Dilemmata in dieser Abstimmung.

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Wieso soll die Vollverschleierung als "Abgrenzung zur freizügigen Gesellschaft" erlaubt sein, während das nackte rumspazieren verboten ist? Villeicht macht man das ja, um sich von der ' verklemmten, zu fest bekleideten Gesellschaft' abzugrenzen?

Wird hier nicht mit zwei verschiedenen Massstäben gemessen?

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Nennen sie mir doch bitte den Artikel in der Bundesverfassung, der festschreibt, dass wir nicht nackt rumlaufen dürfen. Den gibt es gar nicht. Wenn sie also mit gleichen Maßstäben messen wollen, dann müssen sie die Initiative ablehnen. Solche Verbote haben in der BV nichts zu suchen.

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Wir steuern auf eine Zukunft zu der flächendeckenden Überwachung mit Kameras. Gesichtserkennung funktioniert schon sehr zuverlässig und schnell.

Mit einem Verbot der Gesichtsverhüllung geht die einzige Möglichkeit eines "Opt-out" verloren.

Sich nicht vor Staat und Überwachungskapitalismus verstecken zu können stellt für unsere Gesellschaft eine grössere Gefahr dar als die Möglichkeit legal einen Nikab zu tragen.

Um was geht es hier wirklich?

Ich sehe in Muster in diesen Initiativen gegen Terrorismus, Burkas, etc.: a) Die offiziell genannten Ja-Gründe sind nicht stichhaltig sondern drücken nur auf unseren Angst-Knopf. b) Die Gesetzesänderung verschiebt das Machtverhältnis weg von der Bevölkerung in Richtung Staat. c) Die Gesetzesänderung kann genauso zur Verfolgung von Aktivisten verwendet werden.

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Wegen 20 bis 40 Frauen ändert die Schweiz ihre Verfassung.
Diese Frauen sind auf einen falschen Weg geraten...... Und die Schweiz auch.

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Wer meint, der Emanzipation der Frau zu dienen, soll keine neuen Vorschriften für Frauen unterstützen, sondern dem vorgesehenen Gesetz zur Annahme helfen. Mal ganz abgesehen von der Verunstaltung der Verfassung. Das ist umso wichtiger, als neuerdings die emanzipatorischen Aktivitäten der Hilfswerke ins Visier der Erzkonservativen geraten sind, die tatkräftig etwas tun mit ihren Projekten im auch muslimischen Ausland für die Frauenförderung. Der Gesetzesvorschlag wird einfach untergehen, wenn die Initiative angenommen wird, und das sollte nicht geschehen. Es ist kein Zufall, dass die Verteidiger der Initiative kein Wort verlieren über das vorgeschlagene Gesetz. Denn genau das wollen sie nicht, dass die Frauen selbständig werden, weder hier noch anderswo, denn sonst wird ihnen der florierende Heiratsmarkt mit willigen Ausländerinnen vermasselt.

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Ich habe mit dem Initiativkomitee nichts am Hut. Wäre aber diese Initiative nicht von der SVP sondern von einer gemässigteren Partei eingereicht worden, dann hätte sie wohl über 80 % Zustimmung. Nach neuesten Umfragen sind ca. 65 % dafür, das sind mehr als doppelt so viele wie SVP Wähler. Also abstimmen lassen, und die Energie für sinnvolleres verwenden.

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lieber Herr S., eine andere Partei hätte die Initiative gar nicht eingereicht.
Es wäre eigentlich gar kein Thema gewesen.
Man weckt damit eine Grundsatzfrage, die in unserer Gesellschaft nicht unbedingt zu den tatsächlich aktuellen relevanten Anliegen gehört hätte,

wie z.B die Beschneidung von Mädchen!
Das erfordert wirklich unsere Aufmerksamkeit, hier werden Menschenrechte missachtet.

Da ist es tatsächlich dringlich, sich damit zu beschäftigen. Wenn die paar verschleierten Frauen so herum laufen wollen, tut denen das nicht weh.

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Frau A., mit der Erwähnung «Beschneidung von Mädchen» bringen Sie ein Thema, dass mich persönlich, und ich denke noch viele, sehr viele andere auch, extrem wütend macht. Diese Gräueltaten, die auch in unserem Land praktiziert werden (obwohl verboten) müssten vehementer geahndet werden. Dieses traurige Thema sollte in der Tat viel mehr Aufmerksamkeit erhalten.

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· editiert

Dann gibts wohl Gründe, weshalb die Iniative nicht von einem Mittekomitee kommt...
Wenn die Minarettinitiative von den Grünen...
Merksch öppis?

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Das Komitee, das peinlicherweise nach einem Solothurner Dorf benannt wird, hat zwar die Wurzeln ebenfalls auf rechtsnationaler Seite wie die SVP, kann trotzdem nicht letzterer gleichgesetzt werden. Grad gestern kam in einem SRF-Bericht zu den Regierungsratswahlen im Kanton Solothurn zur Sprache, wieso es da noch kein SVP-Mitglied in die Exekutive geschafft hat: Klassische Oppositionsattitüden sämtlicher Exponenten, deren Vergangenheit in der sog. Autopartei bzw. sog. Freiheitspartei liege. Deren Muttermilch ist Benzin – und mit Benzin haben es die «Minarette» in unsere Verfassung geschafft, mit Benzin werden dies leider auch die «Burkas» vermutlich schaffen.

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Nach neuesten Umfragen sind ca. 65 % dafür

Da hat wohl jemand die Blick-Inserat-Abstimmung für aussagekräftig gehalten..

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Sportmanagerin
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Eine so formulierte und diskutierte Volksinitative ist beschämend. Eine Volksinitiative sollte relevant sein für das Land. Ist sie das, wenn gesamthaft ca. 40 Personen betroffen sind?
Und ist die zentrale Frage hier wirklich jene, wer wen unterdrückt? Es gibt gesetzliche Vermummungsverbote, denen alle Folge zu leisten haben, im Interesse der öffentlichen Sicherheit. In den Kantonen, in denen eine Vermummung im öffentlichen Raum für alle verboten ist, ist auch keine Burka erlaubt. In jenen Kantonen, die kein Vermummungsverbot kennen, ist das Tragen einer Burka erlaubt.
Die Mehrheit der Muslime trägt keine Burka. Wie gross muss die religiöse Minderheit sein, dass ihre Regeln als Bestandteil der Religionsfreiheit angesehen werden?

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Mich würde interessieren, woraus sich die Zahl von „höchstens 37“ ergibt und mit welcher wissenschaftlichen Methode man auf sie kommt. Wie schliesst man wissenschaftlich aus, dass es nicht 38 sein können?

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Niemals würde ich Ja stimmen um so was in die Bundesverfassung zu schreiben. Auf der anderen Seite sehe ich nicht ein, wieso jemand den Anspruch haben sollte vollverschleiert inkl. dem Gesicht in der Öffentlichkeit herumzulaufen. Ich bin eher laisser-faire, aber es ist legitim als Gesellschaft einen Rahmen zu setzen, solange genügend individuelle Freiheit bleibt. Auch ohne Gesichtsschleier, lässt sich die Ablehnung des Körperkults ausdrücken.

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Software-Entwickler
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· editiert

Im Artikel steht:

Um Fasnachtslarven über dem Gesicht geht es den Initiantinnen sicher nicht. Auf ihrem Abstimmungs­plakat lehrt eine schwarz verhüllte Frau Betrachter das Fürchten. Botschaft: «Extremismus stoppen!» SVP-Nationalrat Walter Wobmann kündigt für die entscheidenden Tage vor der Abstimmung eine noch aggressivere Kampagne an: «Das wird noch massiv raufgefahren.»

Das Zitat von Walter Wobmann ist meiner Meinung nach etwas stark aus dem Kontext gerissen. Ich habe das zuerst so verstanden, dass massiv raufgefahren werde, auf schwarz verhüllte Frauen zu zielen. Im verlinkten Artikel ist der Kontext jedoch ein anderer:

Für den Beginn der Kampagne hat das Egerkinger Komitee auf das Bild einer Frau im Niqab gesetzt. «Extremismus stoppen!» soll die Initiative. Das sei strategisch gewesen, wie Wobmann erläutert.

Doch die anderen Schwerpunkte, «die Vermummung von Chaoten und gewaltbereiten Hooligans», würden noch vermehrt in den Vordergrund gerückt werden. «Das wird noch massiv raufgefahren», versichert der SVPler.

Das macht das ganze nicht besser, aber trotzdem.


Ich bin übrigens überzeugter Gegner der Initiative. Wie wir gesehen haben, ist die Unterdrückung der Nikab-Trägerinnen quasi inexistent (in der Schweiz). Das Feminismus-Argument ist lächerlich: Frauen (und allen anderen) vorzuschreiben, was sie tragen sollen oder auch, was sie nicht tragen sollen. Da könnte ich auch sagen, dass ich L. Röcke als Ausdruck der christlich-europäischen Unterdrückung der Frau ablehne und die Bedeckung der Beine verbieten will. Nur Miniröcke sind wahre Freiheit!

Solange kein Zwang und keine Belästigung (Exhibitionismus) involviert sind, sollen alle sich so kleiden, wie sie wollen! Auch in der Öffentlichkeit. Als Nerd wird für mich auch angesichts der ansteigenden grossflächigen Überwachung das Verhüllen meines Gesichts immer attraktiver!

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Ach was wäre es doch schön wenn wir unsere angebliche Offenheit einmal als solche leben würden, und die angeblichen Opfer der Verhüllung als die Menschen willkommen heissen die sie sind, anstatt sie im Namen der Befreiung (noch) einem Joch zu unterzuwerfen.

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Offene Gesellschaft und der vernünftige Pluralismus religiöser Lebensformen – was lässt sich dazu aus der Perspektive des politischen Liberalismus sagen?

Weshalb hat sich eigentlich der Liberalismus, verstanden als politische Philosophie (also nicht etwa als die Doktrin irgendeiner realpolitischen Partei), geschichtlich allein im christlich geprägten Abendland entwickelt und hier als Ausgangspunkt einer umfassenden, noch nicht abgeschlossenen gesellschaftlichen Modernisierungsdynamik gewirkt? Vielleicht hilft ein Blick darauf zu klären, was als liberale Grundordnung gelten soll und wie weit in ihr die Religionsfreiheit reicht.

Der spezifische Ursprung des Liberalismus liegt in der Reformation und der sich ergebenden spätmittelalterlichen Spaltung des Christentums in Katholizismus und Protestantismus. Sie entlud sich in schier endlosen Religions- oder präziser Konfessionskriegen, insbesondere im Dreissigjährigen Krieg (1618-48). Danach waren die kriegsmüden Völker reif, um das einzig mögliche Prinzip für einen tragfähigen Religionsfrieden zu erkennen: Keine Religion darf die gesamte gesellschaftliche Ordnung allein bestimmen wollen. Vielmehr gehört die Religion in die Privatsphäre, während die öffentliche Grundordnung der modernen Gesellschaft gegenüber den unterschiedlichen Religionen, Weltanschauungen und Lebensentwürfen NEUTRAL sein soll. Erst diese öffentliche Grundordnung erlaubt strukturell – so das Ideal des Politischen Liberalismus auf der Linie von John Rawls – einen «vernünftigen Pluralismus» der Weltanschauungen und Lebensformen. Als «vernünftig» sind dabei alle Positionen anzuerkennen, die ihrerseits die Grundsätze des Zusammenlebens in gleichberechtigter Freiheit aller anerkennen und mittragen, welche die öffentliche Grundordnung der liberalen Gesellschaft ausmachen. Diese schützt (mit liberalen Grundrechten) die individuellen Freiheiten immer nur so weit, wie sie pluralistisch verallgemeinerbar sind; sie verweist sie deshalb zugleich in die Schranken der demokratisch legitimierten öffentlichen Grundordnung (Verfassung) und LIMITIERT sie insofern immer zugleich. Gegen Kräfte, die die zweistufige Grundstruktur von (vorrangiger) neutraler öffentlicher Ordnung und frei wählbaren Überzeugungen und Lebensformen innerhalb ihres Rahmens stören oder gar zerstören und allen ihre private (!) Lebensform aufzwingen wollen, darf und soll sich der liberale Staat wehren, damit der vernünftige Pluralismus gewahrt bleibt.

Das Grundproblem, um das es aus dieser Perspektive geht, besteht darin, dass die islamische Welt geschichtlich bis heute nicht zur liberalen Lösung ihrer eigenen Konfessionskriege – im Wesentlichen zwischen Sunniten und Schiiten – vorgedrungen ist. Der Islam hat bis anhin kein aufgeklärtes Verhältnis zwischen Religion und Gesellschaftsordnung entwickelt; er ist insofern auf vormoderner Stufe stehen geblieben. Zwischen christlichem Abendland und islamischem Morgenland (um es etwas plakativ auszudrücken) besteht insofern buchstäblich eine historische Ungleichzeitigkeit: Weiterhin streben fundamentalistische Doktrinen danach, das GESAMTE Leben «ihrer» Bevölkerung ihren radikal vormodernen religiösen Überzeugungen zu unterwerfen. Kulminationspunkt dieser Tendenz ist der Anspruch, die liberale Rechtsordnung durch die – aus der Sicht der Fundamentalisten gottgewollten und daher allein verbindlichen – Scharia zu ersetzen. Dem politischen Islam oder fundamentalistischen Islamismus ist daher der Anspruch immanent, die Ordnungsprinzipien und das skizzierte Lebensgefühl der offenen Gesellschaft zu stören oder letztlich zu zerstören.

Deshalb darf, ja soll eine wohlgeordnete moderne Gesellschaft jegliche Tendenzen, die privaten Glaubensüberzeugungen zur allgemeinverbindlichen öffentlichen Ordnung zu erheben, rechtsstaatlich unterbinden. Solche Tendenzen können sich NICHT aus der gewährleisteten Religionsfreiheit oder präziser und besser der «Glaubens- und Gewissensfreiheit» (Art. 15 unserer Bundesverfassung) rechtfertigen, denn sie zielen ja gerade darauf, den zentralen Sinn dieses Grundrechts, nämlich den «vernünftigen Pluralismus» gleichberechtigter Religionen und/oder anderer privater (!) Weltanschauungen und ihr friedliches Zusammenlebens zu unterlaufen. Mit einem politisch-philosophisch aufgeklärten und insofern modernen Islam hätten wir dieses Problem nicht.

Das Dilemma der Debatte um die Vollverschleierung muslimischer Frauen besteht für aufgeklärte Mitglieder der offenen Gesellschaft aus dieser Sicht genau darin, dass wir einerseits, unter dem Aspekt der wohlverstandenen Religionsfreiheit, diesen Frauen IN IHREM PRIVATLEBEN durchaus jede von ihnen gewünschte religiöse Symbolik zubilligen sollten, andererseits aber IM ÖFFENTLICHEN RAUM die vorrangigen Grundsätze der offenen Gesellschaft hochhalten möchten. Nur der liberal geordnete öffentliche Raum gewährt uns – und das heisst: allen gleichermassen, unabhängig von verschiedenen privaten Überzeugungen und Lebensentwürfen – das kostbare LEBENSGEFÜHL des freien Lebens und respektvollen Zusammenlebens. Darauf beruhen wesentlich das zwischenmenschliche Vertrauen und die öffentliche Sicherheit in der «wohlgeordneten Gesellschaft» (Rawls). Gerade Menschen, die der Unterdrückung in illiberalen Gesellschaften jeder Art entflohen sind (Migranten), wissen dieses freie Lebensgefühl oft besonders zu schätzen.

Wer diese strukturellen Voraussetzungen der offenen Gesellschaft bedenkt, kann sich – jenseits des auch bei mir zunächst gegebenen «Anti-SVP-Reflexes» (Michael Hermann) – sehr wohl fragen, ob und wie weit religiösen Einstellungen und Selbstdarstellungen, welche illiberale, patriarchalisch gebliebene Auffassungen vom Zusammenleben von Mann und Frau, ja letztlich fundamentalistische Vorstellungen der Gesellschaftsordnung repräsentieren, hierzulande öffentlich RAUM gegeben werden soll. So sehr die Glaubens- und Gewissensfreiheit im Privatleben schützenswert ist, so wenig ist es der diese Sphäre überschreitende politische Islam. Burka und Niqab symbolisieren nun aber nicht primär den islamischen Glauben, sondern den politischen Islam, egal ob das von «freiwilligen» Trägerinnen subjektiv intendiert ist oder nur einen verinnerlichten patriarchalischen Zwang verkörpert. Sollen wir das im Namen der Religionsfreiheit gleichwohl tolerieren? Oder sollten wir uns im Lichte der Prinzipien der offenen Gesellschaft gerade umgekehrt vor dem kulturrelativistischen Zeitgeist und einer daraus womöglich erwachsenden falschen Toleranz in Acht nehmen? Mir scheint, man kann – jenseits von «Islamophobie» ebenso wie vom «Anti-SVP-Reflex» – die Frage in guten Treuen unterschiedlich beantworten.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Der Islam hat bis anhin kein aufgeklärtes Verhältnis zwischen Religion und Gesellschaftsordnung entwickelt; er ist insofern auf vormoderner Stufe stehen geblieben. Zwischen christlichem Abendland und islamischem Morgenland (um es etwas plakativ auszudrücken) besteht insofern buchstäblich eine historische Ungleichzeitigkeit.

So sehr ich Ihr Buch «Integrative Wirtschaftsethik» schätzte, so sehr muss ich leider konstatieren, dass aus den zitierten Aussagen ein ahistorischer, ja anachronistischer «Orientalismus» spricht. Ich bitte Sie deshalb, Herr Ulrich, etwa die Arbeiten des Islamwissenschaftlers Reinhard Schulze zu berücksichtigen. Oder zumindest diesen WOZ-Artikel von 2018:

Als die imperialen westlichen Mächte ab den 1870ern der islamischen Welt immer aggressiver entgegentraten, kam es zum Bruch: Die islamische Welt begann, sich vom Westen abzugrenzen, indem sie sich eine neue islamische Identität zurechtzimmerte. Die ersten islamistischen Bewegungen entstanden, wie 1928 die Muslimbrüder in Ägypten. Doch dieser Bruch, sagt Schulze, markiere entgegen einer verbreiteten Meinung alles andere als einen Rückfall in die Vergangenheit. «Die islamische Rückweisung der Moderne ist selbst Teil der Moderne.»

Und auch, was der Islamwissenschaftler Olivier Roy, in diesem Republik-Interview von 2020 sagt:

Das ist der Kern meiner These: Die Gewalt entspringt der Dekulturierung der Religion. Das lässt sich überall beobachten. Der neue Born-again-Evangelikalismus in den USA hat zwar nicht zu Terrorismus geführt, aber zu einer extremen Brutalisierung der Umgangs­formen und der Politik. Oder schauen Sie nach Indien: Die Gewalt­tätigkeit des radikalisierten hinduistischen Nationalismus hat nichts zu tun mit dem traditionellen Hinduismus, im Gegenteil.

Aber was bieten wir an? Einen Zwang zur Akkulturierung. Wir sagen: Ihr müsst euch gemäss den okzidentalen Werten verhalten. Das ist nur schon deshalb schwierig, weil wir ein Glaubwürdigkeits­problem haben. Die französische Regierung hat offiziell erklärt, der Islam sei nicht feministisch: völlig richtig. Aber ist der Katholizismus feministisch? Ist das französische Bildungs­system feministisch? Die Armee? Der französische Erziehungs­minister hat gleichzeitig denunziert, dass junge Mädchen bauchnabelfrei in die Schule kommen – es errege die männlichen Mitschüler zu sehr –, und sich gegen das Kopftuch ausgesprochen. Das kann man an Wider­sprüchlichkeit nicht mehr überbieten. Und wieder einmal wird der Streit um sogenannt religiöse Symbole ausschliesslich auf dem Kampffeld des weiblichen Körpers ausgetragen. Das ist Antifeminismus in Reinkultur.

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Sehr geehrter Herr Ulrich,
Ihr Kommentar tönt bestechend.
Was ich nicht verstehe ist, warum Sie dann beispielsweise Ordensschwestern durchaus religiöse Symbolik zubilligen im öffentlichen Raum.

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Dass die meisten Nikab-Trägerinnen in Europa selbst entscheiden einen Nikab zu tragen ist schon L. bekannt. Das ist absolut nichts Neues. (Dass es diesen Stereotyp gibt, ist in etwa gleich uninformiert, wie dass wir über die "Burka" abstimmen, welche wir aus dem Fernsehen von den Taliban und Afghanistan kennen aber garantiert nicht aus der Schweiz).

Allerdings ist es ein grosser Trugschluss zu denken, dass da keine zutiefst frauenverachtende Ideologie dahinter steckt. Die Begründungen für einen Nikab haben absolut nichts mit Feminismus zu tun.
(Frauen sind übrigens auch vorne mit dabei wenn es um FGM geht, ohne die Frauen würde es gar kein FGM geben.)

Ob ein Verbot hilfreich wäre, sei mal dahin gestellt. (Das Beispiel von Frankreich zeigt jedoch eher in die Gegenrichtung.) Da wir nur wenige Fälle von Nikabs haben ist es sicher nicht Wert eine Millionenabstimmung darüber zu führen. Allerdings gibt es soviel Missinformation über das Thema, dass vielleicht gar nicht schlecht ist, wenn die Diskussion dazu mal angestossen wird.
Ein Randphänomen kann sich zudem auch schnell ausweiten. Hijabs waren auch mal seltener und waren in der muslimischen Welt noch nie so beliebt wie heute. Mit Religion haben Hijabs dann auch viel weniger zu tun als mit einer bewussten Politik und Verbreitung einer Ideologie. Ein Nikab geht jedoch einen entscheidenden Schritt weiter: Es ist die extremste Form einer absolut totalitären und frauenverachtenden Ideologie, welche die Identität der Trägerin auslöscht. Egal ob die Trägerin das freiwillig macht.

Welche Frau hätte gerne, wenn ihre Kinder in einer Welt aufwachsen, wo die Hälfte der Frauen total verhüllt rumlaufen, während die Männer machen was sie wollen? Wenn über die Frauen mit "nur" einem Hijab gelästert wird und Frauen ganz ohne Bedeckung als Freiwild angesehen werden?

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Verlegerin
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Die Klärungen durch diesen Artikel sind wichtig. Verhüllung ist nicht per se Unterdrückung. Es fehlt ein weiterer Artikel über das Unbehagen gegenüber Verhüllten; in die fremdenfeindliche oder islamophobe Ecke lasse ich mich nicht stellen, meine langjährigste Freundin, seit über 30 Jahren, ist Muslima. Es geht um die Evolution, die Säugetieren (nicht "unserer Kultur", diese Ehre für die Initianten ist zu viel!) die soziale Regulierung aufgrund der Mimik erlaubt. Psychologische Traumatherapeut/-innen und Neurowissenschafter/-innen wissen das.

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Wenn ich durch die Strassen gehe - konnte ich schon L. nicht mehr - so irritierten mich Nikab-Trägerinnen noch nie. Einmal, weil es praktisch keine gibt, und zum zweiten, weil es mir nichts ausmachen würde. Was mich dagegen irritiert, das sind Betrunkene, die vorbeitorkeln, junge Machos, die im Pimp Roll durch die Strasse pflügen, hässige alte Leute, Mauro Tuena, der im Tram Jugendliche erziehen will und so weiter und so fort.

Und wissen Sie was? Wir alle müssen lernen, damit zu leben. So ist das Leben eben. Früher hat man die Auffälligen weggesperrt, damit die empfindlichen Seelen unter uns keinen Anstoss nehmen mussten. Aber es war eine viel gröbere Zeit mit wesentlich mehr legaler Gewalt und Kriminalität.

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Anderer 60
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Danke für diesen Artikel! Ich kopiere ihn sogleich. Und, die Ausnahme ist u.a. die Gesundheit. Die Initiative ist sowieso obsolet. Das Egerkinger Komitee hat nicht mit einer Pandemie gerechnet. Auch im Sommer kann man sich mit dem Coronavirus anstecken.

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Sehr guter Artikel. Vielen Dank für die stets differenzierte und gut recherchierte Arbeit. Nur: was macht Frau Keller-Messahli bitte zu einer Islamismusexpertin? Polemischer Dilettantismus und Expertise sind 2 verschiedene Sachen

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Die Kampagne der SVP ist natürlich eine Katastrophe und absurd bis demagogisch. Dementsprechend würde eine Annahme der Initiative wirklich falsche Signale aussenden. Dennoch denke ich, dass das Thema relevant ist, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. ist die Verhüllung aus religiösen Gründen tatsächlich ein wichtiges Gleichstellungsthema. Ist schonmal jemand auf die Idee gekommen, wie es wäre, wenn Männer sich (aus religiösen Gründen) verhüllen würden? Diese Option besteht in unseren Köpfen oder zumindest in der Diskussion bisher nicht, sollte aber mitgedacht werden.

  2. ist die Nichtverhüllung ein Gebot des Anstands im zwischenmenschlichen Umgang. Wenn jemand sich "gottesfürchtig" zeigen möchte, kann dies sicher auf vielfältige Art geschehen. Einem unbekannten Gegenüber zuzumuten, sich gar kein Bild von ihm oder ihr machen zu können (dies beziehe ich auf eine komplette Verschleierung), empfinde ich als ziemlich egozentrisch und, ehrlich gesagt, auch ein wenig dreist. Im Moment lernen wir aufgrund der allgemeinen Maskenpflicht, dass sich aus relativ wenig Gesicht viel lesen lässt. Drunter geht`s aber einfach nicht.

  3. finde ich auch den Aspekt der Gleichstellung verschiedener Bevölkerungsgruppen relevant. Ich empfinde es als sog. positiven Sexismus, wenn Frauen etwas erlaubt wird, was bei Männern nicht durchginge - erst recht nicht, wenn diese auch noch ein Fussballspiel besuchen wollten.

  4. sehe ich auch gesundheitliche Folgen bei dauerhafter Verschleierung. Licht und Luft fehlen unserem Körper in unseren Breitengraden schon sehr. Natürlich ist es Privatsache, ob ich dafür sorge, dass mein Körper genügend Gelegenheit hat, Vitamin D zu produzieren und genügend Lichteinstrahlung zur Vermeidung von Depressionen erhält. Aber gerade im beschriebenen Zusammenhang von Verhüllung mit Frauen, die eine Trennung hinter sich haben oder ihre Geschlechtsidentität suchen, läuten bei mir alle Trauma-sensoren auf Stufe rot. Die Forschungsaussagen sprechen sicher nicht für ein Verbot der Verhüllung, aber auch nicht für unbeeinträchtigte Selbstbestimmung dieser Frauen!

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Ihre Frage in Punkt 1, ob es schon mal jemandem in den Sinn gekommen sei, dass sich Männer verhüllen würden, ist wahrscheinlich rhetorisch gemeint. Tatsächlich ist diese Frage aber schon vor Jahren gestellt worden, und zwar interessanter weise sogar in der islamischen Welt, im ägyptischen Parlament, wenn auch wohl nicht ganz so ernst gemeint.
Vielen jüngeren Leser*innen der Republik ist vielleicht nicht ganz bewusst, dass die Verschleierungsfrage in der Gründerzeit islamischer Staaten durchaus ein Thema war. Kemal Atatürk, der Vater der modernen Türkei, hat sogar das Kopftuch strikte abgelehnt und erst seit Erdogan ist es dort wieder salonfähig geworden.
Auch die ägyptischen Sozialisten um Gamal Abdel Nasser lehnten die Verschleierung der Frau ab, und als ein Abgeordneter der Muslimbrüder diese forderte, hätten sie gerufen, "soll er sich doch verschleiern".

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Ich frage mich aber warum die meisten Leute kein Problem haben, mit den Kopfbedeckungen von katholischen Nonnen oder den Perücken von jüdisch-orthodoxen Frauen. Der Kopf/die Haare werden in beiden Fällen auch aus religiösen Gründen bedeckt, aber es scheint niemand zu interessieren/stören

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ACHTUNG: Wir sprechen aber von Burka oder Nikab. Und nicht vom Hijab.
Burka / Nikab bedecken die Trägerin und ihr Gesicht völlig. Ihre ganze Identität wird ausgelöscht. Sie ist nicht mehr erkennbar als Mensch, als Frau.

Hijab würde nur die Haare bedecken und dort können sie das mit den Perücken von jüdisch-orthodoxen Frauen oder katholischen Nonnen vergleichen. Darum geht es hier aber nicht.

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Etwas zu den Hintergründen der Verhüllung von Vera Birkenbihl: bei 40:10.

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Sehr geehrte/r Anonym 1,
ich möchte gerne Ihre Bedenken ernst nehmen und würde wirklich sehr ernsthaft gern besser verstehen, welche Argumente für Sie denn überzeugender und gültiger sind als die vielen verschiedenen, welche nun in diesem Online-Austausch genannt wurden. Welche Argumente genau meinen Sie denn, wenn Sie von "den Argumenten von ca. 50 % der Bevölkerung" sprechen, die von den hier kommentierenden Personen "nicht ernst genommen" werden? Ich hatte eigentlich den gegenteiligen Eindruck, dass hier im Forum alle geäusserten Bedenken und Fragen sehr ernst genommen wurden.
Ausserdem möchte ich Sie bitten, nach wie vor einen respektvollen Umgangston zu wahren.
Beste Grüsse!

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Der Initiative ist schlecht formuliert, am Ziel vorbei, kontraproduktiv und unklar. Und das alles unabhängig von der Schleierfrage.

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Wenn Niqab/Burka erlaubt sind, dann muss folgerichtig JEDE
Verhüllung erlaubt sein.
Hier ein fiktives Interview mit einem Ku-Klux- Klan Miglied
über sein Markenzeichen, den Ku-Klux- Klan- Niqab, kurz
KKKN genannt.
Journi: Wieso tragen Sie den KKKN?
Mann: Meine Frau lässt mich nicht mehr ohne aus dem Haus.
J: Fühlen Sie sich dadurch nicht unterdrückt?
M: Nein, wieso? Er schützte mich früher vor den anzüglichen
Blicken der Frauen und heute vor den taxierenden, weil ich
ein bisschen übergewichtig bin. Ich fühle mich befreit!
J: Was sind Sie von Beruf?
M: Ich bin Schneider und entwerfe eben ein Kostüm für die
QAnon- Freunde...daneben arbeite ich als Parfümeur, eine
neue Duftnote mit reichlich Schwefel ist in Vorbereitung...
J: Was tun Sie in Ihrer Freizeit?
M: Ich spaziere mit meiner Frau, die den Niqab trägt, in der
Stadt herum, manchmal tauschen wir die Klamotten und
amüsieren uns, wenn sie mit Herr und ich mit Frau
angesprochen werde...
J: Was werden Sie am 8. März tun?
M: Wenn das Verbot abgelehnt wurde, werden wir uns mit
den anderen 29 Niqabträgerinnen der CH zu einer Parade
auf der Bahnhofstrasse treffen. Wir Männer vom Klan versammeln
uns auf dem Sechseläutenplatz, um dort einen Böög zu verbrennen,
damit wir nicht aus der Übung kommen..

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