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Ich sehe hier Parallelen in den Argumenten der Gegner eines Stimmrechtalters 16:

  • "16-Jährigen fehle es an erforderlicher Reife"

  • "Das Interesse und Bedürfnis sei nicht vorhanden"

  • "Jugendliche seien durch Berufs- und Schulwahl, Sport und Hobbys genügend belastet und manchmal sogar überlastet"

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Mir hat Ihr Beitrag auch sehr gefallen, herzlichen Dank!
Erstaunlich, wie Gottlieb Duttweiler dieses Schmunzeln beschreibt, diese Haltung, die etwas Scheinheiliges hat und die wirklich gruslig ist, bis heute.....
Es bleibt immer noch viel zu tun, für uns Frauen und Männer - es gilt Mädchen und Knaben von klein auf in ihrem Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, zu stärken, sie gleichberechtigt und in Liebe zu erziehen und ihnen immer wieder wichtige Dinge zu erklären.

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Danke Olivia Kühni und danke der Republik, dass ihr nicht ins so kraft- und saftlose "Feiern" des 50 Jahr Jubiläums einstimmt, sondern kritisch nachlest und -schaut. Ich (Jahrgang 1955) weiss nun wirklich nicht, was es da eigentlich zu "feiern" gibt. Es war eine Jahrzehntelange Schande für ein Land, das sich mit seiner Demokratie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit so brüstet. Schön, wenn wir in die Zukunft schauen und nun den Kampf aufnehmen für ein längst fälliges Ausländer*innenstimmrecht!

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Sehr spannend, was da in mir, in den 60igern geboren, nachhallt. Uns Mädchen/Frauen wurde ja genug oft gesagt, ihr seid zu emotional, deshalb nicht belastbar oder Ernst zu nehmen! Es haftete wie ein Makel an uns. Generationen werden geprägt durch bestimmte festgelegte Aussagen. Das dürfen wir nie vergessen. Das geschieht auch heute. Gerade deshalb finde ich diesen Artikel sehr wichtig. Wir haben auch heute solche blinden Flecken über die wir später staunend zurückschauen werden.

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Anja Kyia Dräger
Genossenschaftsrat Project_R
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ach, die schiere, selbstsüchtige, kleingeistige boshaftigkeit... es ist an peinlichkeit nicht zu überbieten. vor lauter fremdschämen vergeht einem jegliche verärgerung. man will nur noch wegschauen, verdrängen und sich so schnell wie möglich die gülle aus dem bewusstsein waschen damit nichts hängenbleibt.

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Olivia Kühni
Autorin
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· editiert

Ja, es schmerzt.

Vor allem, weil das Gefühl, das es auslöst, auch heute nicht ganz so fremd ist, wie man es sich wünschte.

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Anja Kyia Dräger
Genossenschaftsrat Project_R
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allerdings. und der mangel an wohlwollen und solidarität ist noch immer das element, das die frauen in meinem umfeld und in meiner erfahrung am meisten befremdet.
so habe ich in den letzten 30 jahren unter frauen noch nie diese art von selbstherrlicher boshaftigkeit gespürt, während diskussionen in meinem männlichen umfeld immer von einem hierarchischen selbstverständnis ausgehen: nämlich dass die umkehr vom patriarchat einfach eine umkehr der machtverhältnisse ist. ergo bedeutet feminismus als umkehrlogik die unterdrückung der männer. deshalb auch die angriffshaltung gegenüber frauen in entscheidungspositionen.
ich habe in 30 jahren gleichstellungsarbeit jedoch noch nicht einmal das bedürfnis für machtergreifung und unterdrückung mit umgekehrten vorzeichen gehört unter frauen, sondern ausschliesslich der wunsch nach kooperation auf augenhöhe.

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Triffts genau.. Leider.

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... vielleicht ist es wichtig, dass uns die Gülle – was für ein gut gewähltes Bild – im Bewusstsein bleibt. Denn noch allzu häufig werden politische Anliegen auf diesem Hintergrund gebodigt, oder wenigstens versucht, sie zu bodigen, was tröstlicherweise nicht immer gelingt. Zum Beispiel als sich Frauen durch das neue Eherecht 1988 aus der Knechtschaft der Männer lösten, allerdings nur dank der Frauenstimmen, die eine Mehrheit erbeiführten. Hätten allein die Männer darüber abstimmen können, wäre es dasselbe Desaster gewesen wie 1959, als das Frauenstimmrecht ein erstes Mal mit einer 2/3-Mehrheit weggegüllt worden ist.

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Und wer war der Lenker des Güllewagens? Ein gewisser Herr Blocher, der mit dieser Güllefahrt einen ganz wesentlichen Grundstein für die Kaperung der SVP und seine persönliche politische Karriere gelegt hat.

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DPhil Politologie
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Einfach nur sehr, sehr gut! Spannend und aufschlussreich und vor allem mal ein neuer Ansatz als ich in den letzten Tagen in den meisten Medien lass. Herzlichen Dank

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

«50 Jahre Frauenstimmrecht» tönt es nun von überall her, auch von bis anhin unüblichen Seiten (looking at you Blick!). Klar, das gilt es zu feiern. Aber müsste man(n) sich nicht auch dafür schämen? Für die 500 Jahre OHNE Frauenstimmrecht?

Und die Schweizer Tradition, die Duttweiler meinte, dieses Schmunzeln, hat einen Namen: Chauvinismus – und zwar nicht nur hinsichtlich des Geschlechts.

P.S. Ich weiss, es sind eigentlich «nur» 472 Jahre, rechnet man ab 1499, der Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich. Aber es sind «sogar» 680 Jahre (700 in AI), rechnet man von 1291, dem mythologischen Gründungsjahr.

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Ich hab so meine Mühe damit, mich für das Verhalten vergangener Generationen zu schämen. Wenn schämen, dann für unser heutiges Verhalten. Dafür, dass wir es nicht als selbstverständlich ansehen, dass sich unsere Konzerne für ihr Fehlverhalten im Ausland verantworten müssen, dass unsere Regierung den Vertrag zum Verbot der Atomwaffen nicht unterzeichnen will etc. Die Vergangenheit sollte uns vielmehr Anhaltspunkte dafür geben, wie wir heute mit mehr Ein- und Weitsicht agieren sollten.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Klar, es geht auch weniger um die individuelle Schuld und Verantwortung, also eigene Taten, für die man sich schämen müsste, sondern vielmehr um so etwas wie ein kollektives oder kulturelles Gedächtnis und eine entsprechende Erinnerungskultur – bspw. in Form von sog. Jubiläen. Es ist ja allenthalben auch von «der Schweiz» die Rede, wobei hier oft «nur» die offizielle oder der hegemoniale Teil gemeint ist. So hat die offizielle Schweiz im Namen der Schweiz ja auch schon für vergangene Missetaten, die sie selbst gar nicht begangen hat, um Entschuldigung gebeten.

Es ging mir aber auch um so etwas wie das «framing» der Medien, welche in jeder Erinnerungskultur einen grosse Rolle spielen, also die Art der «Anrufung». Ist der Tenor «50 Jahre Frauenwahlrecht – Toll! Schon 50 Jahre! Darauf können WIR stolz sein!» oder aber «50 Jahre Frauenwahlrecht – Was?! Erst 50 Jahre!?! Dafür müssen WIR uns schämen!». Ich habe den Eindruck, dass viele Medien eher den ersten Ton anstimmen wollen, während die konkreten Stimmen von Frauen (in den Medien) eher den zweiten.

Und nicht zuletzt kann ja, psychologisch gesehen, beinah jeder Mensch sich für Andere, also auch räumlich und zeitlich weit entfernte Menschen, fremdschämen. Warum also auch nicht für die Männer von vor 100 oder 50 Jahren?

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Es freut mich ungemein, dass hier so viele Männer mit Ihren Berichten zum Thema zeigen, dass sie die Emanzipation nicht als Bedrohung betrachten und auffassen und schon gar nicht uns Frauen gegenüber negativ behaften. Danke!

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Zu "feiern" brauchen wir dieses peinliche Jubiläum nicht - wohl aber der (Hinter-)Gründe gedenken, warum unsere Vorfahren mit zu den letzten der Welt gehörten, die diese Selbstverständlichkeit einführten.

Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, wovon unsere Nachfahren in 50 Jahren peinlich berührt sein werden, wenn sie in die heutige Zeit zurückschauen:

  • Elternzeit - gleicher peinliche Rückstand gegenüber dem Ausland wie beim Frauenstimmrecht

  • Frauen de facto immer noch eher benachteiligt im Wirtschaftsleben

  • über lange Zeit im Herbst 2020 unentschlossene Corona-Politik des BR unter Druck von Wirtschaft, Freisinn/SVP und Tourismus

  • Kuschen von Wirtschaft und BR vor China aus wirtschaftlichen Gründen

  • Minarett-Verbot

  • gut integrierte jugendliche Asylanten abschieben (Trump lässt grüssen)

  • noch eher lahme Klima-Politik (immerhin LANGSAM erste Fortschritte)
    ... und so weiter: Es gibt also "vorwärts" noch mehr zu tun als rückwärts: packen wir's an!

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Köchin
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ui, und die peinliche Anrede Frölein... dies haben wir zum Glück hinter uns... ich freue mich auf weitere Beiträge.

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leider nicht. meine freundin ist apothekerin. sie wird dann jeweils so angesprochen: “fräulein, holed sie doch de apotheker” mit geschwollener brust antwortet sie dann: “der apotheker bin ich.”

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(durch User zurückgezogen)

Christoph Blocher wurde in der heutigen Ausgabe von Teleblocher zum Frauenstimmrecht von 1971 und seiner damaligen Haltung befragt. Er sagte, er könne sich nicht mehr genau erinnern; wahrscheinlich habe er "Ja" gestimmt. Das wäre doch sehr bemerkenswert, angesichts der Tatsache, dass die BGB (Vorängerpartei der SVP) die Nein-Parole fasste und Blocher das neue Eherecht von 1988 aktiv bekämpfte. Vielleicht könnte man hier mal nachhaken.

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Ach wie gerne hätte ich diesen Gottlieb Duttweiler persönlich kennengelernt... Es ist für mich als jemand mit anderen kulturellen Wurzeln sehr schwer zu verstehen, warum erst 1990 die erste Ausserrhoder Landsgemeinde mt Frauen im Ring stattfand.

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Als jemand mit sozusagen ureidgenössischen Wurzeln kann ich zwar (leider) nur allzugut nachvollziehen, warum es so lange gedauert hat mit dem Frauenstimmrecht (s. Artikel...), aber respektieren kann ich das in keiner Weise. Es ist nur zum Ärgern bzw. Schämen, sonst nichts. (Darum habe ich auch nicht das geringste Bedürfnis, irgendetwas zu feiern in dem Zusammenhang.)

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Sich schämen für etwas, wozu man nichts beigetragen hat, weil man nichts beitragen konnte: ne!
Zu feiern sehe ich auch nichts bei einer Selbstverständlichkeit, den Ärger kann ich nachvollziehen, aber sich schämen: sicher nicht! Wofür auch?
Lieber die Aufmerksamkeit dafür schärfen, wo wir selber hier und heute diskriminieren, ausgrenzen, uns überlegen dünken, belächeln. Oft ohne dass wir es selber merken.
Danke für den feinen Artikel, Frau Kühni.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Warum? Weil frau keinen Degen führt. Echt wahr! Es spielen ja auch nur Buben mit Stöcken und boys will be boys, oder? Also bleibt auch der grosse Boys Club seinen sog. Traditionen treu. Oder wie sagte es die eine Frau dieser SRF-«Archivperle»: «Es zeugt von Unreife». Ach, es wäre zum Lachen, wenn's nicht zum Weinen wäre.

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Dass der Herr Schuler dem Gründungsmythus nach dem deutschen Dichter Schiller folgte, der maßgeblich zur Stilisierung der Stauffacherin beitrug, ist wohl, gleich im Anschluss an den 2. Weltkrieg, eine weitere Ironie der damaligen Debatte.
Wunderbarer Artikel!

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Sehr interessanter Artikel. Danke. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Von einer echten Gleichberechtigung sind wir ja noch immer meilenweit entfernt und es gibt weiterhin viel zu tun. Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie die Welt wohl aussähe, wenn die Frauen den Männern körperlich überlegen wären. Na?

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Zu diesem Gedankengang kann ich Ihnen den Roman von Naomi Alderman „die Gabe“ empfehlen. https://www.srf.ch/kultur/literatur…-ergreifen
Oder etwas älter und leider vergriffen: „Die Töchter Egalias“ von Gerd Brantenberg.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gerd_Brantenberg

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Vielen Dank für den Tipp. Beste Grüsse.

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Sind sie bereits, das ist ja die Grundlage für das Kontrollbedürfnis.

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Echt stark! Weiter so, Olivia und Team! Wie so Vieles - nicht feiern aber sich darüber Gedanken machen und für die Gegenwart und das Morgen lernen!

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Ich gehe zwar von einem Anteil der Kleinheit und Provinzialität des Landes aus (und kein Meeranstoss gleich statistisch weniger Offenheit) an dieser Rückständigkeit, doch ich möchte nicht wissen, wo wir heute stünden, wenn alle Länder der Welt das Stimmrecht direkt durch die Männer des eigenen Vokes hätten einführen müssen....

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Liebe Frau P., das stimmt. Darum finde ich die Frage, wann wo das Stimmrecht kam auch weniger interessant als jene, warum man es den Frauen so lange vorenthielt.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Die direkte Demokratie als Bremse des Fortschritts. Ja, das kennen wir doch. Ihre alternativgeschichtliche Befürchtung, Frau P., ist also: Wenn alle anderen Länder ebenfalls direkte Demokratien gewesen wären, hätte es mindestens genau so lange gedauert wie in der Schweiz. Ja, sogar noch länger, so dass bis heute manche Länder es nicht eingeführt hätten. Doch dank den Eliten, sprich Regierungen in den repräsentativen Demokratien zentralistischer Staaten (mit Meeranstoss) wurde es per Regierungsbeschluss «einfach» beschlossen – entgegen der öffentlichen Meinung des «Volkes».

Die Frage nach dem «Warum?» ist tatsächlich die wirklich spannende Frage. Zu lesen ist auch:

Im mittleren Europa haben fast alle Länder nach dem Ersten Weltkrieg das Frauenwahlrecht eingeführt. In den meisten dieser Staaten vollzog sich um 1918 ein vollständiger Umbruch, der entweder im Zuge einer Revolution oder einer neuen Staatsgründung die Einführung des allgemeinen Wahlrechts für beide Geschlechter umfasste.

Die meisten südlichen und südöstlichen Länder erlangten nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. in der Nachkriegszeit das Frauenstimmrecht, wobei auch Belgien und Frankreich in diese Zeitschiene fallen.

Portugal und Spanien waren durch eine lange Diktatur eines autoritären Regimes geprägt, das in Portugal ein allgemeines Frauenstimmrecht verhinderte und in Spanien die früheren frauenpolitischen Errungenschaften rückgängig machte.

In der Schweiz und in Liechtenstein hing die Einführung des Frauenwahlrechts von einer männlichen Volksabstimmung ab, was den Kampf der Frauen sehr erschwerte. Denn gegen einen Beschluss der Regierung ließ sich leichter protestieren als gegen ein «Volksnein».

Als weitere Faktoren kommen also auch die Neutralität und politische «Kleinheit» in Frage sowie der Umstand, dass es in dieser Zeit zu keiner Revolution gekommen ist, wofür – neben dem Konservativismus, Militarismus und den Banken – nicht zuletzt auch die direkte Demokratie (und die Einführung des Proporz) verantwortlich ist. Im Gute wie im Schlechten.

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Auch bei mir bricht nicht Freude aus, diesen Anlass zu feiern. Das Gefühl was man damals den Frauen übermittelt hat, empfinde ich heute als schlimm, niederträchtig und verniedlichend den Frauen gegenüber. Ich stelle mir da schon die Gespräche von damals am Mittagstisch in der Familie vor. Faruenstimmrecht? Das brauchst du doch nicht, du verstehst ja die Zusammenhänge nicht... etc. pp. Wir haben sich wohl die Frauen dabei gefühlt klein gehalten zu werden.... dieses Bild der Frauen aus den Köpfen der Menschen wieder raus zu bekommen ist harte Arbeit. Wir kämpfen auch heute noch gegen unsichtbare Bandagen, wenn wir unser ganzes Potential entfalten möchten. Ich werde wohl als Kind der 70er Jahre diese Serie mit einigen Schmerzen lesen.

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Spannend, danke! Ich freue mich auf die Fortsetzungen - in der Republik und mehr noch in Echt. Ich setzte Hoffnungen auf den positiven Einfluss eines ausgeglichenen oder noch besser eines frauenlastigen Parlaments.

Ergänzung: Wie häufig sprechen Bilder Bände, danke für die interessante Auswahl an Nein-Abstimmungsplakaten. Gab es auch Plakate FÜR das Frauenstimmrecht?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Zu sehen auch in der Ausstellung «50 Jahre Frauenstimmrecht Luzern» im Historischen Museum – wenn die Museen wieder offen sein dürfen.

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Die erste Folge hat mir sehr gut gefallen. Sie stellt dar, wie damals gedacht und argumentiert wurde. Meine Mutter, eine kluge und gebildete Frau, fand im Vorfeld der Abstimmung das Frauenstimmrecht unnötig. Meine Frau stammt aus dem Ausland, sie hätte mich 1972 nicht geheiratet, wenn es das Frauenstimmrecht in der Schweiz nicht gegeben hätte. Nicht nur unterschiedliche Generationen der beiden Frauen, auch unterschiedliche Herkunft!
Nicht beeindruckt bin ich jedoch von den Kommentaren, d.h. vom Dialog zum Artikel. Es ist ein fast einstimmiger Chor von „wie kann das sein“, „schämt euch Schweizer Männer“ etc. mit Urteilsprechung aus heutiger Sicht. Nach einem der Beiträge sollten wir uns sogar für die letzten 700 Jahre schämen. Die Verfasserinnen (w + m) ignorieren m.E. die Geschichte, aus der unsere Gesellschaft entstanden ist. Sämtliche Gesellschaften der letzten x Tausend Jahre, die uns beeinflussten, waren patriarchalisch. Bis vor rund 100 Jahren hatten die Frauen nicht nur kein Stimmrecht, sie hatten auch keinen Zugang zu Bildung und konnten vielfach nicht einmal ihr Leben selbst bestimmen. Diese Geschichte bestimmte das Denken in der Vergangenheit, und zwar nicht nur jenes der Schweizer Männer und Frauen, sondern jenes in allen uns beeinflussenden Gesellschaften. Interessant ist deshalb die Frage, weshalb es in der Schweiz einige Jahrzehnte länger gedauert hat als in anderen Ländern Europas. Ich glaube einmal gelesen zu haben, dass während des 1. Weltkriegs, als ein Grossteil der männlichen Bevölkerung der kriegführenden Länder an den Fronten waren, die Frauen viele und massgebende Aufgaben der Gesellschaft übernehmen mussten und dass dadurch eine wesentliche Begründung für Opposition gegen das Stimmrecht für Frauen wegfiel: in den kriegführenden Länder, nicht jedoch in der Schweiz. Vielleicht kann dieser Aspekt in einer Folge zur späten Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz thematisiert werden.
Folgender Sachverhalt ist m.E. auch bemerkenswert: Die Schweiz hatte bereits rund 40 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts eine Regierung (Exekutive), die mehrheitlich aus Frauen zusammengesetzt war. Gibt es ein westliches Land, das schneller war?

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Bezüglich der Rolle der Frauen im (insbesondere im zweiten) Weltkrieg... Frauen sind in dieser Zeit sehr wohl in großer Zahl aktiv in das wirtschaftliche Leben einbezogen worden. Ausbezahlt wurde ihr Lohn jedoch an ihre Männer. Anders als im übrigen Europa herrschte in der Schweiz nach den Kriegen kein Mangel an männlichen Arbeitskräften und es wurde umgehend dafür gesorgt, dass die Frau zu Herd, Heim und Kindern zurückkehrte.

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Danke für diese Präzisierung. Sie ergänzt und verdeutlicht, was ich sagen wollte!

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Auch bei mir bricht nicht Freude als, diesen Anlass zu feiern. Das Gefühl was man damals den Frauen übermittelt hat, empfinde ich heute als schlimm, niederträchtig und verniedlichend den Frauen gegenüber. Ich stelle mir da schon die Gespräche von damals am Mittagstisch in der Familie vor. Faruenstimmrecht? Das brauchst du doch nicht, du verstehst ja die Zusammenhänge nicht... etc. pp. Wir haben sich wohl die Frauen dabei gefühlt klein gehalten zu werden.... dieses Bild der Frauen aus den Köpfen der Menschen wieder raus zu bekommen ist harte Arbeit. Wir kämpfen auch heute noch gegen unsichtbare Bandagen, wenn wir unser ganzes Potential entfalten möchten. Ich werde wohl diese Serie mit einigen Schmerzen lesen.

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System Engineer
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Interessanter Artikel, insbesondere die Plakate sind mir eingefahren.
Zeigt irgendwie, dass sich Schäfchenplakate, etc. nur in eine Reihe von Plakaten im ähnlichen Stil einreihen.

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Gibt es eine Auflistung der Abstimmungsparolen der Parteien und Verbände zu den kantonalen und eidgenössischen Abstimmungen zum Frauenstimmrecht seit 1919?
("Nur wenige Jahre später sollte er den Blick auf fast alles Politische prägen. Auch auf das Frauen­stimmrecht. Die ersten und lange Zeit einzigen Parteien, die sich offiziell für ein Frauen­stimmrecht aussprachen, waren die SP und die kommunistische PdA. Mehrere Liberale reichten über die Jahrzehnte einige der wichtigsten Vorstösse ein, und viele der prominentesten Vorkämpferinnen standen dem Freisinn nah – doch als es drauf ankam, beschloss die FDP 1959 die Stimmfreigabe.")

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Danke für die reichhaltige Präsentation der Geisteswelt bzgl. Frauenstimm- und Wahlrecht in der Schweiz, übrigens nicht ausgestorben; ich meine sie entspricht dem Titel des Films von Frau Volpe: "Die göttliche Ordnung".
Problem: die "göttliche Ordnung" ist widernatürlich. Ein geistiges Konstrukt mit Religion überhöht und von den Naturwissenschaften widerlegt. Denn jede Hirnzelle, die dieses Konstrukt lernt, sei zu Hause, in der Schule, in der Kirche, im Internet, denkt und weitergibt, besitzt diese Fähigkeiten nurdank einem Zellkern, dessen genetische Herkunft zu exakt hälftig von der Mutter und nicht mehr als hälftig vom Vater stammt: 1/2 + 1/2 = 1. Die EVOLUTION führte die Zeugung vor etwa einer Milliarde von Jahren ein ohne die Fortpflanzung abzuschaffen (1 +/- = 1). Was wir als "göttlich" bezeichnen ist ein peinlicher Irrtum.
Das Patriarchat und die Männerabstimmungen bzgl. Frauenrecht sind Sozialdarwinismus, das RECHT DES STÄRKEREN, also Unrecht, 10'000 Jahre lang.
Jawohl, die Männer hatten kein Recht, über das Wohl der Frauen und ihr Stimm- und Wahlrecht abzustimmen ausser in der "Göttlichen Ordnung"; wer Stolz auf die Schande von ca. 70 diesbezügliche Abstimmungen ist, der setzt Demokratie gleich mit Patriarchat und verhilft dem Patriarchat zu neuem und bleibendem Ansehen.
Das ist umso problematischer, als dass dieses Unrecht früher, heute und auch morgen gepaart ist mit einer weitgehend verborgenen Anzahl von Verletzungen und Verbrechen an Frauen, die entschuldigt, gesühnt und entschädigt werden müssen. Es könnte sich um eines der grössten Unrechtsregimes handeln, ganz einfach durch seine Dauer und Fortdauer. Das mit einer Suprematisten-Abstimmung von 1971 unter den Tisch zu wischen, kann ich weder als Mensch noch als Mann akzeptieren und rufe auf, wie bzgl. Sklaverei der Schwarzen vom Patriarchat Sühne und Reparation zu verlangen und zu erarbeiten.

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Leserin
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Toller Beitrag. Erhellend, informativ, aufklärend. Weiter so.

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