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Für viele Menschen ist es nicht nachvollziehbar, wie die Naziherrschaft entstehen konnte und, völlig unbehelligt von der Öffentlichkeit, Millionen von Menschen erst materiell enteignen dann industriell töten konnte.
Dabei erleben wir gerade jetzt, live, wie es geschieht.
Die Wirtschaftseliten setzen grosse Teile der Bevölkerung unter Druck, drohen unverholen mit dem Entzug der Lebensgrundlage und versprechen zugleich jedem der fleissig und clever genug ist den Aufstieg ins Paradies der Reichen. Die so geschaffene Stimmung von Konkurrenz, Egoismus und ständig drohendem Statusverlust ist die Grundlage für den Aufstieg von faschistischen Gruppierungen. Diese wiederum teilen zuallererst die Menschen in eine rechtschaffene Mehrheit und minderwertige Minderheiten ein. Danach werden die Minderwertigen permanent beschuldigt, die Rechtschaffenen auszunutzen. Mit sanft steigender Aggression wird die Ablehnung der Minderheiten immer weiter getrieben, bis es dem angstgeplagten Bürger als völlig legitim vorkommt diese Schmarotzer streng zu bestrafen, sei es durch Enteignung oder den Entzug der Freiheit, bis hin zum Tod.
Wir müssen den Kapitalismus an die kurze Leine nehmen und die exorbitante Bereicherung einiger Weniger auf Kosten der grossen Mehrheit stoppen. Nur das kann unsere Gesellschaft vor dem Rückfall in die brutale Barbarei, welche mit der Behandlung der Flüchtlinge bereits eingesetzt hat, bewahren.
Gerade jetzt hätten wir noch die Mittel dazu. In naher Zukunft werden die reichsten der Reichen auch das Gewaltmonopol besitzen, dann kann nur noch ein asymmetrischer Krieg mit unzähligen Opfern die Vermögenskonzentration behindern

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Eure Kritik am Neoliberalismus kann ich voll und ganz unterstützen. Er hat in den letzten Jahrzehnten eine Moral von Habgier, Selbstsucht und Egoismus geschaffen, die den Humanismus gänzlich an den Rand gedrängt hat. Ich bin jedoch nicht einverstanden, dass nur die Wirtschafts- und Politeliten daran schuld sind. Wir alle in den westlichen Kulturen müssen uns ändern! WIR leben über unsere Verhältnisse, WIR beanspruchen die grosse Mehrheit der natürlichen, endlichen Ressourcen aus den Ländern, aus denen nun die Flüchtlinge zu uns kommen, WIR heizen durch unsere Lebensweise das Klima an, was in absehbarer Zeit zu noch viel grösseren Flüchtlingsströmen Richtung Europa und Amerika führen wird, WIR konsumieren Fleisch bis zum Abwinken, WIR fliegen wie Getriebene in die entlegensten Winkel dieser Erde, WIR und nicht die Anderen!
Wir müssen uns diese Kausalitäten mehr ins Bewusstsein rufen, d.h. uns über die wahren Ursachen von Problemen Klarheit verschaffen, um sie dann an der Wurzel zu lösen. Die Wirkung zu bekämpfen ist sinnlos!
Dazu braucht es zuallererst die Einsicht der westlichen Kulturen, dass wir nicht mehr im Mangel leben und immer noch mehr brauchen, sondern dass wir bereits seit Jahrzehnten im Zeitalter des absoluten Überflusses leben. Wir brauchen nicht mehr Quantität, sondern mehr Qualität in allen Belangen.

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Und ich bin nicht einverstanden damit, dass WIR uns einschränken sollen, während uns die Werbung täglich intensivst bedrängt mehr zu konsumieren, neueres zu kaufen. Damit dieser Wahnsinn aufhört muss sich die Politik bewegen, muss die Wirtschaft einschränken und dem Bürger den Speck wegnehmen der ihm vors Maul gehängt wird. Die absolut meisten Menschen tun das was ihnen gesagt wird, und davon das was am bequemsten ist. Es ist völlig illusorisch zu glauben, die Menschenmasse werde sich freiwillig einschränken. Wir erleben doch gerade wie Hunderttausende für Klimaziele demonstrieren, während die grosse Mehrheit dafür sorgt, dass noch nie so viele SUVs verkauft, so viele Km geflogen und so viel Fleisch, natürlich nur die besten Stücke, gegessen wurde.
WIR müssen gezwungen werden uns einzuschränken, und das schliesst explizit auch die dünne Oberschicht ein, welche mit ihrem dekadenten Luxusgehabe das denkbar schlechteste Vorbild für die einfacher gestrickten Leute abgeben

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Analyse durch die ideologische Brille. Esmsind eben gerade nicht "die Wirtschaftseliten", die für die von Binswanger gut beschriebenen Zustände verantwortlich sind, sondern wir alle. F>aschismustheorien, die einseitig mit Kapitalismuskritik verbunden sind, sind langweilig und verlogen.

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Für sie mag das langweilig sein, es zwingt sie ja niemand dazu es zu lesen. Aber verlogen? Was genau ist verlogen an meinen Aussagen?
Und nein, ich fühle mich nicht verantwortlich für die Zustände in Libyen, Griechenland und Italien, genau so wenig wie für das beschämende Verhalten der offiziellen Schweiz.
Ihre Aussage, dass wir alle dafür verantwortlich seien ist fatalistisch und zeugt vom fehlenden Willen etwas zu ändern.
Vielleicht googeln sie mal nach Definitionen von Faschismus. Dann werden sie feststellen, dass alle rechten Parteien Europas, SVP inklusive, genau diesen Definitionen entsprechen. Sie stellen sich selbst als Opfer dar, verorten alle Probleme bei Andersdenkenden und Minderheiten und sie behaupten die Lösung aller Probleme sei mit der Bestrafung oder Vertreibung dieser Andersdenkenden und Minderheiten zu erreichen. Für Leute die analysieren und denken als langweilig empfinden ist das wohl völlig in Ordnung, für mich aber nicht

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Alle hier, die sagen, dass sie nicht verstehen, wieso man sich nicht über Quoten, leugnen das Böse einigen könne, das in uns allen ist. Auch die linkesten Linken (Wagenknecht) und auch die tolerantesten Grünen haben tief in sich die Furcht, dass Millionen und Abermillionen von Menschen aus Afrika (Europa) oder Zentral- und Mittelamerika (USA) einwandern können und unsere stabilen, überbevölkerten (das Dichteargument ist im Diskurs eines der wichtigsten) Gesellschaften samt ihrem Wohlstand und ihrer inneren Sicherheit zerstören können. Die ganz weit Rechten faseln zusätzlich noch etwas von "Bevölkerungsaustausch"

Während die ganz weit Rechten die These verteidigen, wenn man die Boote im Mittelmeer versinken lasse und die Migranten nach Libyen zurückführe, sei dies humanitär, weil man so weitere Menschen davon abhalte, die "sinnlose" Flucht anzutreten, ist der Rest der Bevölkerung eigentlich entsetzt über die Barbarei der Grenzbehörden, tut aber, wie Binswanger richtig sagt, aktiv nichts dagegen und ist im Grunde nicht unglücklich, dass die Massenintegration (zum Preise massivster Menschenrechtsverletzungen) einstweilen gestoppt wurde. Man will sich das Leid in Libyen gar nicht so richtig vorstellen. Es ist genau wie beim Schweinskotelett. Man ist entsetzt über die Massentierhaltung und industrielle Schlachtung, will diese nicht, ist aber ganz froh, dass man beim Verzehr des Koteletts nicht daran denken muss.

Ethisch ist es doch einfach: alle Menschen sind gleich und sollten deshalb auch das Recht haben, sich dort niederzulassen, wo sie wollen. Dieser namentlich auch von afrikanischen Politikern vertretene Standpunkt, lässt sich kaum mit akzeptablen philosophischen Argumenten widerlegen. Er erklärt auch, weshalb afrikanische Staaten die Migranten nicht einfach "zurücknehmen", wie das die rechtschaffenen Schweizer wünschen. Man kann dem eine nationalistische Ethik entgegenstellen, nach welchem alle Menschen innerhalb ihrer Naionen gleich und frei sind, alle Nationen gleichwertig sind, jede Nation aber das Recht hat, ihre Staatlichkeit und ihre Nationalität gegenüber den anderen Nationen und deren Angehörigen zu verteidigen. Das Problem ist einfach, dass die europäischen Auswanderer, Unternehmen und Touristen sich selber nicht an diese Grundsätze halten, und das Problem ist weiter, dass es unter dem Gesichtspunkt der Gleichheit aller Menschen etwas schwer zu verstehen ist, weshalb der Bürger von Burkina Faso akzeptieren muss, dass er ausschliesslich auf seine Ntaion stolz sein muss und nicht in die Schweiz wechseln darf.

Summa summarum. Die Migranten haben zweifellos das Menschenrecht auf ihrer Seite und der Abwehrkampf gegen sie verletzt zweifellos unsere eigenen ethischen Grundprinzipien. Ebeso zweifellos ist aber der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung (und nicht einfach die Rechten oder, wie hier auch behauptet wird, die Kapitalisten) froh, dass nicht jedes Jahr hunderttausende schlecht ausgebildete, nicht mit unserer Gesellschaft vertraute Menschen einwandern, das gilt auch für die Liberalen und die Linken. Wie man diesen Widerspruch zwischen Ethik und Selbstinteresse auflöst, weiss ich nicht. Eines scheint mir aber sicher zu sein, der Migrationsdruck wird steigen. Man mag einzelne Routen durch Verträge mit autoritären Regimes vorübergehend "schliessen", der Druck wird aber solange anhalten, bis in den Herkunftländern akzeptable Lebensbedingungen herrschen und ob die Welt dies schafft, scheint mir mehr als fraglich. Es könnte durchaus sein, dass die jetzigen Bemühungen, unsere Grenzen zu "schützen" und das Leben im Paradies zu sichern nur sehr ephemer sind.

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Herzlichen Dank an Daniel Binswanger für diesen aufwühlenden Text.

Auch Herrn Hegetschweilers furiosem Kommentar stimme ich zu, möchte aber zwei Ergänzungen anbringen: ich glaube nicht, dass es 'das Böse in uns allen' ist, was wir leugnen, sondern etwas viel Pragmatischeres, was Sie ebenfalls beim Namen nennen: die Angst. Angst davor, überrannt zu werden, Angst, unsere Privilegien zu verlieren, Angst, der Barbarei ohnmächtig zuschauen zu müssen.
Diese Unterscheidung finde ich wichtig, weil: gegen das Böse kann man sich nur abgrenzen, die Angst aber liesse sich integrieren. Indem wir sie zulassen, aushalten, zu ihr stehen. Sie nicht beim 'Vouch' verorten und dann darüber hinweg politisieren, sie nicht politisch ausschlachten, sondern sie mitten in uns entdecken.
Klar haben wir Angst vor jenen, die da gegen unsere Grenzen drängen, an unserem Wohlstand teilhaben, nicht mehr länger die Ausgebeuteten sein wollen. Klar haben wir Angst vor Veränderungen, vor dem Ungewissen, Fremden. Aber wir lassen uns von der Angst nicht verleiten, inakzeptable, unethische 'Lösungen' stillschweigend hinzunehmen. Oder ihnen gar das Wasser zu tragen.
Dadurch wird Energie frei, die gegen die Resignation hilft, gegen die 'moralische Erosion', die hilft, nicht aufzugeben, den Mut nicht zu verlieren, nicht zynisch zu werden, auch wenn es keine einfachen Lösungen gibt, nur ein Zusammenstehen und viele, viele kleine Schritte.
Heldentaten wie jene der jungen Kapitänin sind selten. Aber auch wir können Nein sagen: im Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft, bei den ArbeitskollegInnen, KundInnen, MitschülerInnen, LehrerInnen, Eltern, Kindern. Nein, das ist nicht in Ordnung so! Auch wenn wir keine Patentlösung haben, weil es keine Patenlösung gibt, aber so ist das nicht in Ordnung, NEIN!

der Druck wird aber solange anhalten, bis in den Herkunftländern akzeptable Lebensbedingungen herrschen und ob die Welt dies schafft, scheint mir mehr als fraglich

Auch wenn Sie die kapitalistische 'Allerklärung' ablehnen, was ich nachvollziehen
kann - Sündenbocksuche hilft nicht weiter - spielt unser Wirtschaftssystem hier natürlich eine Rolle: gemacht wird, was Gewinn abwirft und nicht was ethisch ratsam wäre. Ethik wird belächelt. Sie ist nicht profitabel. Das muss ich Ihnen nicht sagen. Trotzdem: unser Wohlstand beruht zu einem guten Teil auf Ausbeutung, auch derjenigen der Schwellenländer und der dritten Welt. Wir haben die Armut zumindest mitgeschaffen, die uns jetzt bedroht. Und damit sind wir in der Verantwortung.

'Globale Gerechtigkeit beginnt bei uns', sagt bspw. public eye, ehemals Erklärung von Bern. Auch wir können als Einzelne, jede und jeder an seinem/ihrem Platz, etwas beitragen, auch wenn es nur gering ist. In der Wüste zählt jeder Tropfen.
Es gibt z.B. immer mehr fair trade Läden. Damit lassen sich lokale Projekte wirkungsvoll unterstützen. Es gibt Mikro-Kredite für Kleingewerbetreibende als Teil nichtstaatlicher Entwicklungspolitik. Natürlich hat der Kapitalismus hier sofort seine gierigen Finger drin, wenn etwas ins Laufen gekommen ist und gut funktioniert. Aber es gibt Alternativen. Man muss nur suchen. Und das lässt hoffen. Und Angst und Ohnmacht wieder ein bisschen leichter ertragen.

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Danke für diese ermutigenden Gedanken, Frau J.!

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mit meinem Namen
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Es ist nun einmal physisch nicht möglich, dass 500 Millionen in die Schweiz einwandern. Also kann das Problem nur dadurch gelöst werden, dass es den Menschen dort gut geht wo sie geboren wurden. Und dazu können wir unseren Beitrag leisten. Indem wir z.B. ihre Waren zu fairen Preisen kaufen, auf subventionierte Exporte verzichten und unsere Konzerne darauf verbindlich verpflichten, die bei uns geltenden Standards einzuhalten. Aber was macht unser Bundesrat ? Die Konzernverantwortungsinitiative rundweg ablehnen! Ethik pur !! Natürlich löst das das Problem nicht. Aber wir machen nicht einmal den kleinsten Schritt.

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Menschenrechte exklusiv für uns, Horror für die andern - war das nicht die Grundhaltung hinter unserem Bankgeheimnis?

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herzlichen dank daniel binswanger, sie sprechen mir aus dem herzen.

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vielen Dank für den offenen Bericht, Herr Binswanger.
"den Rechtsstaat nur für uns" ....damit leben wir einfach alle unbesorgt und beruhigt.

immer wieder frage ich mich, warum es so schwierig ist, die Verstösse gegen das Menschenrecht tatsächlich zu verurteilen.. Kaum wird Gras gewachsen sein über die grade veröffentlichte Seenotrettung, ist das Thema wieder bis zur nächsten veröffentlichten Rettung vergessen.
Es ist doch alles so "vernünftig" in unseren Demokratien organisiert. Wieso klappt es nicht, endlich damit auf zu hören, bei all den Ertrinkenden als Voyageur und Mittäter beteiligt zu sein, ob man will oder nicht?
Ob nun unter den EU Staaten oder in der Schweiz, ist für mich nicht relevant. Wieso kann man sich nicht mit Italien, Spanien Malta Griechenland, die allesamt den Menschenrechten verpflichtet sind, endlich mal einigen wie es in Zukunft weitergehen soll. Warum unterstützt man die Länder am Mittelmeer nicht so, wie es die Menschenrechte verlangen.
Ich verstehe nicht, warum man sich nicht über Verteiler Quoten oder die Finanzierung von Aufnahme Lösungen einigen kann, überhaupt nicht bereit ist, darüber so lange zu verhandeln bis greifbare Einigungen fassbar sind?

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Und die Reihe der Beispiele für Menschenrechte, die nur unter bestimmten Bedingungen gelten, liesse sich fortsetzen. Das Folterverbot zum Beispiel gilt nur noch, solange jemand nicht als Terrorist klassifiziert wird und er sich im US-Inland befindet. Auch in D stand das Folterverbot bereits zur Diskussion im Fall eines entführten Kindes, bei dem die Polizei überlegte, einen Verdächtigen zu foltern, um das Versteck des Kindes rascher zu erfahren.
Die Tendenz scheint dahin zu gehen, die Universalität der Menschenrechte in jedem Fall neu auszulegen. Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, den das beunruhigt.
Vor dem Hintergrund, dass in immer mehr Fällen auch die Bürgerrechte eingeschränkt werden, oder die Bürger vor dem Hintergrund fadenscheiniger Sicherheitsversprechen selber darauf verzichten, möchte ich mich doch wenigstens auf meine Menschenrechte noch absolut verlassen können.
Sind wir eine Generation, die wieder um den Erhalt dieser Errungenschaften kämpfen muss? Ich komme zum Schluss, dass dies die Aufgabe jeder Generation ist und wir uns zu Unrecht zu lange sicher gefühlt haben.

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Danke für diesen wichtigen und klaren Beitrag! Es kann nicht genug betont werden, dass Menschenrechte für alle und überall gelten müssen. Da darf es keine Kompromisse geben. Hassreden, ob demagogisch oder subtil, muss entgegengehalten werden. Und es muss uns auch bewusst sein, dass jede Verharmlosung von Hass, Ausgrenzung und Abwertung mithilft, die Grundlagen unserer Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu zerstören.
In ihrem sehr empfehlenswerten Buch "Königreich der Angst" zeigt Martha Nussbaum überzeugend und beklemmend auf, wie mit gezielter Schürung von grundlegenden menschlichen Emotionen unsere Gesellschaften zerstört werden. Das Aufzeigen dieser Zusammenhänge macht verständlich, warum der Hass und andere negative Emotionen sich so in unsere gesellschaftspolitischen Diskurse einfressen können. Nussbaum zeigt aber auch Wege auf, wie wir uns dieser negativen Dynamik entgegenstellen können, was viel Einsatz, Kraft und Mut braucht. Nur so können wir - vielleicht noch? - die drohende Barbarei abwenden.

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Dieser Artikel ist der Beste, den ich kenne, der die demokratischen Schwächen und weniger Stärken offen beidseits des Atlantiks darlegt 👏
Vielen Dank !!!!

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Berührender Text - danke Daniel Binswanger! Eigentlich ist es so klar...

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Es braucht hier keinen Lösungsvorschlag von Herrn Binswanger, da der politische Wille von Staaten in einer globalisierten Welt nicht so weit gehen kann, Migration als illegal zu deklarieren. Es gibt keine rechtsstaatlichen Handhabe einem Menschen die Reisefreiheit und Niederlassungsfreiheit auf Grund der ethnischen oder geographischen Herkunft zu verwehren. Alles andere ist dunkelster Nationalismus und überhaupt nicht vereinbar mit der weltweiten Handels- und Reisefreiheit, die die Staaten der ersten Welt als Selbstverständlichkeit annehmen. Wenn Nestle Malaysia weiterhin Palmöl beziehen möchte und wir Rohstoffe aus Afrika beziehen bzw. Produkte unserer Wirtschaft dort verkaufen wollen, dann haben die Menschen, denen wir damit die Existenzgrundlage nehmen auch jedes Recht auf Umsiedelung in die Schweiz. Dafür braucht es keine Angabe von Fluchtgründen sondern einfach nur das Geld für ein Reiseticket, was in den meisten Fällen weniger wäre als die Schlepper heute für ihre illegal illegalisierten Dienste verlangen. Es gibt keine illegale Migration. Das ist die Lösung.

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Und so ganz nebenbei, so ganz am Rand bemerkt: es geht um Menschenleben, von denen jedes genauso viel oder so wenig wert ist wie dasjenige 'demokratisch gewählter Repräsentanten'. Sie prangern hier ein 'zynisches Spiel' an. Dass Menschen im Mittelmeer ersaufen oder unter unwürdigen Umständen in Lagern gehalten und -
was für ein dummes, bedauernswertes Versehen - zusammengebomt werden, wie nennen Sie das?
Und wie sähe denn Ihr Lösungsvorschlag aus?

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Und wenn Sie hässig sind, gehts ums pulverisieren. Aber die Keulenschwinger sind natürlich die andern. Und ja, da haben Sie recht: an dieser Art 'Lösungsorientierung' bin ich tatsächlich nicht besonders interessiert. Brutalität gibts im und ums Mittelmeer auch so genug. Ich dachte nur, wer von andern fordert, hätte selber vielleicht auch etwas zu bieten, aber ausser Geifern kommt da offensichtlich nichts mehr. Also lassen wir es. Ihnen auch einen schönen Tag.

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Ich denke daran, was Imre Kertesz Anfang der 90iger Jahre über den Holocaust schrieb. Er versuchte sinngemäss diesem abscheulichsten historischen Vorgang einen Wert abzuringen. Wenn es uns nur gelänge, etwas aus dem Holocaust zu lernen, erhielte er einen Wert, war seine Überlegung.
https://www.theguardian.com/comment…e-disgrace (ohne Paywall)

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Sagts und bestätigt mit "Kommunikationsmangel, Kommunikationsvortäuschung und Kommunikationsverweigerung" gerade die Definition des "modernen Machtzynismus". Chapeau!

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Tja, Herr Rebosura offensichtlich wird sogar dem Herrn K. seine Argumentation für die Vorteile eines Zusammenlebens nach Recht vor Moral und Menschlichkeit, sein Wunsch nach Lösung des "Problems" und seine "das Boot ist voll" Rufe langsam unangenehm und er zieht sich aus dem Dialog zurück.
Danke für die mutmachenden Worte und schön sind die K. dieser Welt offenbar doch nicht so überzeugt von der Richtigkeit ihrer keulenschwingenden Pulverisierungsfantasien. Wie Mani M. schon richtig sagte: "und was me no cha hoffe isch allei, dass sie Hemmige hei"

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Lieber Daniel Binswanger,
danke für die deutlichen Worte, die mir aus dem Herzen sprechen!
Wenn ich solche Dinge auf der angeblich "linken" Sozial Media-Plattform "Watson" schreibe, wie den im Auftrage der EU auf Libyschem Boden betriebenen Konzentrationslagern für Flüchtlinge, dann bleiben sie in der Zensur hängen.
Denn offenbar ist das zu schrecklich und würde der LeserInnenschaft des privat betriebenen Portals die gute Laune und die Lust am Konsumieren und am "reinziehen" der Werbung allzu sehr vermiesen und verderben...
Ausserdem will man ja vor allem dem rechtsnational orientierten Publikum, das sich ausgiebig auf solchen Gratis-Plattformen tummelt und für viele Klicks sorgt, eine Heimat bieten, in der sie sich wohl fühlen können und nicht ständig von rot-grünen Gutmenschen darauf hingewiesen werden, was da an den Grenzen zum "Reichenclub Europa" abgeht.
Na was wohl?
Da stehen grimmige Türsteher, vorzugsweise Super-Macho-Türken, oder Super-Macho-Araber! Und die mustern die Leute, die rein wollen in den "Club der Schönen und Reichen" sehr genau, argwöhnisch von unten nach oben, bevor sie ihr vernichtendes Standard-Urteil über diese "Underdressed und over-coloured People" fällen:
"DU KOMMST HIER NICHT REIN!!!"
Aber wir können auch weiter raus gehen, in die "Peripherie", zum Beispiel auf die Zucker-Insel Negros/Philippinen:
In den fruchtbaren Ebenen des Tieflandes mit den vulkanischen Böden, wächst fast ausschliesslich Zuckerrohr, riesige Monokulturen von Zuckerrohr, die Multinationalen Konzernen, oder einheimischen, reichen Landlord-Familien gehören, welche auch die Politik der Insel kontrollieren.
Als ich Negros besuchte, war der Diktator Marcos gestürzt worden. Aber der Gouverneur von Negros war seit Jahrzehnten der Selbe. Inmitten der Zuckerrohr-Plantagen stehen die Raffinerien, in denen der "reine, weisse Zucker" produziert wird, diese heimlichen Haupt-Droge der modernen Zivilisation, verantwortlich für unzählige Zivilisationskrankheiten, von Diabetes über Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zu Verfettung und Übergewicht.
Diesen Zucker konnten Wissenschaftler irgendwann auch aus Maisstärke gewinnen.
Die Konkurrenz des Maiszuckers hat den Zuckerrohrpreis in den Keller gedrückt.
Massen von Zuckerrohr-Arbeitern wurden arbeitslos. Felder vor allem im abgelegenen Hochland wurden brach gelassen. In ihrer Not besetzten Kleinbauern- und Landarbeiter-Familien solche Ländereien und wurden von der linken NPA-Guerilla dabei unterstützt.
Diese "Kommunistische Infiltrierung" wiederum bot dem Militär den willkommenen Vorwand, mit Flächenbombardierungen und Massakern die Zivilbevölkerung zu vertreiben und in überwachten Lagern zusammenzupferchen, wo das Militär sie besser kontrollieren konnte.
Auch hier haben wir wieder "die Lager" und "den Reichenclub".
Das ist das Pyramiden-System des Feudalkapitalismus, mit Fraktionen des globalen Geldadels an den Spitzen von "Militärisch-Industriellen Komplexen".
Und zuunterst, von der Last der ganzen Pyramide über ihnen zerquetscht, sind die Flüchtlinge, Millionen von "Internen Flüchtlingen" in den 3.Welt-Ländern, in deren Nachbarländern und eine vergleichsweise geringe Zahl von "Externen Flüchtlingen" vor den Mauern und Burggräben der reichen Industrie- und Schwellenländer, die UNS hier beschäftigen und die mit ihrer blossen Existenz (ohne Geld, was für eine Frechheit!) die rechtsnationalen Wutbürger in grosse Aufregung und Wut versetzen.
Anstatt "Pyramide" können wir auch "Trump-Tower" sagen.
Der "Trump-Tower" ist die Zelle der spätkapitalistischen und/oder spätkommunistischen Gesellschaft, und die "Gleichheit" zeigt sich in uniformem Verhalten und in Uniformen.
Man sagt das, was gesagt werden muss, weil Alle es sagen: "Inland gut, Ausland schlecht!
Inländer-Vorrang! Ausländer könnenn in Libyen eine Wartenummer ziehen und darauf warten, bis für sie ein Schalter geöffnet wird..."

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Lieber Herr Reboursa, danke für die beiden Hinweise. Sie haben recht, tatsächlich ist etwas da, aber wenig. Ich habe den Artikel von Olivia Kühni vom 9.7.2018 wiedergelesen und finde ihn gut, nüchtern, mit interessantem Zahlenmaterial. Wenn man aber die aktuellen emotionalen, gar wutentbrannten, Kommentare zur Sea Watch und der Aktion von Frau Rackete liest, weiss ich nicht, ob Frau Kühni im Juli 2019, also ein Jahr später, noch den Mut hätte zu schreiben: „Aus diesem Grund sind auch die Einsätze mancher NGOs vor ebendieser Küste (Mittelmeer, dt) so umstritten. Kurzfristig retten sie potenziell Leben und übernehmen humanitäre Aufgaben, bei denen die EU nach Ansicht vieler Menschen versagt hat. Langfristig aber schaffen sie ein Angebot und halten damit das Geschäft für andere Anbieter überhaupt erst aufrecht.“ Genau die Diskussion um solche Fragen fehlt meiner Ansicht hier. Die Republik wäre laut ihrem Leitgedanken doch geradezu prädestiniert, auch für die Linken, Linksgrünen, Linksliberalen etc. unbequeme Artikel zu schreiben.

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Sehr geehrter Herr Thommen, ich habe grundsätzlich Mühe mit Denkzwängen und der Einteilung von Menschen in Lechts und Rinks und Halblechts und Rinksgrün und gehöre darum auch keiner Partei an. Ihre Formulierung möchte ich aber trotzdem in Frage stellen:

Die Republik wäre laut ihrem Leitgedanken doch geradezu prädestiniert, auch für die Linken, Linksgrünen, Linksliberalen etc. unbequeme Artikel zu schreiben.

Sie gehen offenbar davon aus, dass Daniel Binswangers Artikel (der nicht einfach pauschal 'die Republik' ist) für linke Schattierungen 'bequem' sei.
Der Beitrag handelt von einem gigantischen Problem, dem Migrationsdruck über die Wohlstandskante, und einer bedrohlichen politischen Entwicklung, die im Versuch sichtbar wird, Menschen mittels Internierung in Lagern unter untragbaren Zuständen möglichst weit von den eigenen Grenzen entfernt zu halten.
Sie möchten davon lieber nichts hören? Kann ich verstehen. Ich auch nicht. Die Fakten sind erschütternd und alles andere als 'bequem'. Aber die Realität können wir nicht der Berichterstattung vorwerfen.

Binswangers Beitrag handelt nicht von abstrakte Zahlen wie der von Olivia Kühni, er interviewt keinen Migrationsexperten, wie der von Ihnen verlinkte, sondern zeigt am konkreten Beispiel eines konkreten Menschen und der Reaktion eines Teils der Öffentlichkeit eine verstörende Entwicklung auf.
Ich wünsche mir eine Republik, in der alle diese Sichtweisen Platz haben, die nüchterne, rationale Analyse genauso wie der Denkraum zur Ideenkreation, aber auch der Kommentar, der einordnet und bewertet.
Dass man diese Bewertung leichter annimmt, wenn sie der eigenen in etwa entspricht, ist klar, aber die Kommentarspalte bietet genügend Platz, auch abweichende Sichtweisen zu vertreten, wie es einzelne auch immer wieder mit anregender Bissigkeit tun.

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Lieber Herr Binswanger. Eigentlich hab ich ihre Artikel immer genossen und die gescheiten Formulierungen bewundert. Aber dieser Artikel schreibt eigentlich komplett an der aktuellen Diskussion vorbei. Ja klar, kein normaler Mensch kann "Menschenleben retten" in Frage stellen. Klar, man darf niemanden ertrinken lassen. Aber eine Rettung 20km vor libyscher Küste? Ist das denn nicht geradezu eine Einladung an die Schlepper, die jetzt nur noch Gummiboote benutzen? Oder bin ich schon ein Nazi, wenn ich diese Frage stelle? Es braucht Lösungen und da hätte ich gerne etwas gelesen in ihrem Artikel. Zum Beispiel, dass die NGO's sich dem italienischen Round-Table verweigert haben. Warum? Ist das denn eine Lösung? Da wirkt auf mich die Rackete wie eine gut geplante PR-Aktion der Sea Watch. Sind ja alle Kommunikationsprofis. Ich glaube, die Fronten verhärten sich. Man hat damit NICHTS erreicht. Im Gegenteil: Inzwischen ist eine Mehrheit der Italiener für Salvini. Nur das hat die Sea Watch bis jetzt erreicht. Und ich glaube, dieser Mehrheit sind die Belehrungen aus Deutschland und Frankreich ziemlich egal.
Lieber Herr Binswanger: Beleuchten Sie auch noch ein bisschen, wie diese Schlepperbanden funktionieren? Wer an Lösungen arbeitet? Warum die NGO's sich dem Round-Table des italienischen Parlaments verweigern? Oder stellen Sie einfach mal alle Kritiker in die gleiche "rechte" Ecke (was ja die SVP auch so gerne mit der Linken tut)? Ich habe nichts mit der AfD zu tun, wähle niemals SVP und leide im Moment auch nicht unter der Hitze, aber glaube trotzdem im Moment nicht mehr so wirklich an die Ehrenhaftigkeit dieser Menschenretter. Mich dünkt eher, dass man eigene Überzeugungen durchdrücken will, mit sehr einseitigen Informationen. Man liest auch sehr selten woher die Flüchtlinge stammen und warum sie flüchten mussten. Man liest bei Ihnen auch gar nicht von den 4 italienischen Parlamentariern auf dem Boot (natürlich Anti-Salvini) und den 13 Flüchtlingen, die ärztliche Versorgung benötigten und längst von Bord waren. Man liest nur von dieser angespannten Not-Situation, um das Anlegen des Schiffes mit Gewalt zu rechtfertigen. Rackete wurde übrigens nur unter Arrest gestellt, um sie unbeeinflusst von aussen befragen zu können. Ihr wurde dabei auch zugejubelt (Italien ist bei Rackete sehr gespalten). Die Polizei hat sie ganz höflich gebeten, ins Auto einzusteigen (und nicht abgeführt wie ein Verbrecher!). Sie durfte dann weit weg vom Journalisten-Tross bei einer älteren Dame wohnen (und war nicht im Gefängnis!). Sie Herr Binswanger wiederholen lieber die PR der Sea Watch, um das Bild zu zementieren vom bösen Staat und der unschuldigen Rackete. Echt? Wenn Sie dann noch auf Twitter dem Tagi-Journalisten auf die Schulter klopfen, der vor ein paar Tagen einen NZZ-Kommentar kritisierte, dann verlieren Sie für mich endgültig an Glaubwürdigkeit und wirkt das auf mich so unglaublich abgesprochen.

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Chefredaktion
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Es ist ziemlich vieles faktisch falsch, was sie schreiben. Lesen Sie die Begründung der italienischen Richterin für die vorläufige Freilassung von Frau Rackete, das korrigiert einige Ihrer Falschdarstellungen. Überdies würden wir es begrüssen, wenn Sie nicht ohne ersichtlichen Grund anonym kommentieren.

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Oder vielleicht schicken sie mir einen konkreten Link, wo anscheinend meine Aussagen als "faktisch" falsch dargestellt werden sollen. Inzwischen hier mal ein Link zu einer Debatte des italienischen Parlaments. Hoffe, sie sprechen Italienisch: https://www.youtube.com/watch?v=lCUSWXKAchk.
Ich lese sehr viel im Moment über das Thema, aber finde es nicht einfach zwischen (politischer) PR und Fakten zu unterscheiden oder zwischen Meinungen von Journalisten und Fakten. Die italienischen Medien scheinen hier viel offener alle Seiten zu beleuchten. Aber dieser Artikel gehört ganz sicher nicht dazu. Und das vermisse ich grade von der Republik.

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Was ist denn faktisch falsch? Geht's ein wenig genauer? Helfen sie mir. Und ja, solange hier die Nazi-Keule geschwungen wird, hab ich keine Lust mit vollem Namen dazustehen. Sie sehen ja in ihrer Datenbank meinen Namen trotzdem, gäll.

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Was ist dann die „aktuelle Diskussion“?

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Ach wissen Sie, um es in meiner gewohnt präpotenten Art zu sagem Google ist etwas für junge Leute, die an den modernen Mittelschulen halt nur noch einen Bruchteil des Bildungskanons mitbekommen. Ih gestehe allerdings, dass ich manchmal auch google (oder eher duckduckgoe). Niemand ist allwissend.

Was nun aber den Faschismus betrifft, so habe ich schon 1971 die berühmten Vorlesungen von B. Rothschild an der Uni Zürich gehört (die zu einer Schliessung der Uni führten). Da muss ich nicht mehr viel duckduckgoen. Faschismus ist in erster Linie einmal der Name einer politischen Bewegung Italiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In zweiter Linie wird man auch das Regime der Christlichozialen unter Dollfuss darunter subsumieren, weil sich dieses an Mussolini ausgerichtet hat (wobei auch hier die Unterschiede noch sehr gross sind). Alles darüber hinaus ist Begriffbildung durch Analogie und es gibt Dutzende von Faschismusdefinitionen und -theorien. Für die meisten einfacheren Gemüter ist Faschismus das, was man selber nicht ist. Ich glaube Ihnen sofort, dass es Faschismusdefinitionen gibt, bei denen auch die SVP alle Kriterien erfüllt, das ist aber ebenfalls langweilig. Ich selber würde nicht einmal Hitler in die Definition einbeziehen, weil sich das NSDAP-Regime mit seinen Massenmorden (auch ideologisch) zu stark von Mussolini und Dollfuss unterscheidet, das aber ist eine Idiosynkrasie vor mir, üblicherweise zählt man natürlich die Nazis zu den Faschisten. Der Zusammenhang zwischen Faschisten, Xenophobie und Kapitalisten scheint mir nicht so evident zu sein, wie Sie sich das denken. Die AfD ist mit ihrer antiglobalen Haltung zwangsweise antikapitalistisch (jedenfalls in der Rhetorik) und Frau Wagenknecht, die kaum einer kapitalistischen Gesinnung verdächtig ist, ist für eine harte Migrationspolitik.

Zum Kapitalismus selber kann ich nicht Stellung nehmen, weil ich über Marxismus wenig bis nichts weiss,. Das Kapital musste ich nach einigen Seiten Lektüre zur Seite legen, wie alle deutschen Philosophen (z.B, auch Kant und Heidegger) schreibt der Mann ungeheuer kompliziert, zu kompliziert für mein kleines Hirn, da lese ich lieber Wittgenstein oder Popper. Ich werde mich aber schlau machen, sobald Frau Funiciello und Herr Rebosura den Kapitalismus überwunden haben. Ich denke, wenn ich Kapitalismus höre, immer an die Panzerknacker, die ja ihren Kampf gegen Dagobert Duck antikapitalistisch begründet haben, das ist aber wohl eine unpassende Assoziation. Sie sehen mein Hirn ist von Jugend an durch kapitalistischen Schund verstopft, weshalb ich wohl den tiefen Sinn der Kapitalismukritik nie verstehen werde.

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So viele Worte um, was genau zu sagen? Sie erfüllen all meine Vorurteile bezüglich Juristen.
Sie können zum Kapitalismus nichts sagen weil sie vom Marxismus nichts verstehen? Sie glauben den Faschismus besser einordnen zu können als die Mehrheit der Historiker weil sie 1971 den Vorlesungen von einem Kommunisten beiwohnten?
Ich glaube wir werden nie eine sinnvolle Diskussion führen können

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@Hans Hegetschweiler: Sie wollen die Faschisten von den Nazis getrennt sehen, weil Letztere sich auf Grund der Massenmorde von Ersteren unterscheiden. Meinen Sie das ernst? Sind Sie der Mär aufgesessen, die italienischen Faschisten hätten keine Massenmorde begangen bzw. keine Juden verfolgt? Dann sollten Sie sich unbedingt einmal mit dem Verhalten der italienischen Faschisten in "Abessinien" (und Libyen) beschäftigen (und mit der Übergabe italienischer Juden zur Vernichtung an die deutschen Nazis sowie die Verfolgung derselben in Italien). Die Italienischen Faschisten unter Mussolini haben in Abessinien (Äthiopien, Eritrea, Somalia) nicht nur Giftgas gegen die Zivilbevölkerung (und Widerstandsgruppen) eingesetzt sondern auch ein 1a-Apartheidsystem aufgezogen. Mussolini hat auch nicht aus Herzensgüte die NSDAP in den 1920er Jahren mit 12 Mio. Mark - damals ein Haufen Geld - unterstützt. Ohne tätige italienische Hilfe hätte die NSDAP sich schwerer getan mit ihrer Destabilisierung der Weimarer Republik. Der Zusammenhang zwischen Xenophobie und Faschismus ist unabdingbar. Jede Art von Faschismus beinhaltet Rassismus. Und viele Kapitalisten der 20er und 30er Jahre haben den Faschismus und Nationalsozialismus geliebt (und ihn finanziell unterstützt). Das ist historisch belegt. Wobei Kapitalismus nicht zwingend faschistisch oder nazistisch sein muss - er folgt einfach dem Gesetz des grössten anzunehmenden Gewinns. Die AfD wiederum ist nicht antikapitalistisch - nicht einmal in ihrem Programm, nur in dem, was einige ihrer Exponenten auf Rednerpulten von sich geben. Das Parteiprogramm sieht anders aus.

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Wenn die Krise permanent ist und der Ausnahmezustand normal, dann zerfallen Normen und Werte und erodieren die Grundfesten.

Die im Archipel „KZ-ähnlicher“ Lager Internierten - die gänzlich „nackten Menschen“, von allen Rechten und unterstützender Infrastruktur Entkleideten - für die Leben nur noch Überleben heisst, sind wie „die Vogelfreien“ ausserhalb der Mauern. Denn als Bürger (sic) gelten im Grunde immer noch einzig jene innerhalb der Burgmauern.

Die „Liquiden“ gegenüber den „Überflüssigen“.

Doch wollen wir „überflüssige Menschen“ schaffen? Und darf es „überflüssige Menschen“ überhaupt geben?

Denn die Utopie des humanistisch-aufgeklärten Bürgertums (sic) war, dass alle Menschen gleich sind. Ihren höchsten Ausdruck fand sie im Kosmopolitismus Kants. Doch realpolitisch werden manche gleicher als andere gemacht.

Doch das utopisch-universalistische Potenzial wurde nach langen Kämpfen des Abolitionismus, Sozialismus und Feminismus durch diskriminierte und marginalisierte Gruppen wie Sklaven, Arbeiter und Frauen mehr und mehr errungen und realisiert.

Just in dem Moment als nach dem Ende der Geschichte mit der Globalisierung das bürgerlich-liberale Projekt den weltweiten Siegeszug antrat, kam es auch im sog. „Zentrum“ zu einem Kampf der Kulturen. Also nicht nur mit „den anderen“ ausserhalb, in der „Peripherie“, sondern nunmehr auch innerhalb.

Denn der Liberalismus war immer schon in sich gespalten in einen Wirtschaftsliberalismus, der auch mit nihilistischem Zynismus funktioniert, und einen Sozialliberalismus, der die humanistisch-demokratischen Werte zu realisieren versucht.

Mit der neoliberalen und -konservativen „Schock-Doktrin“ (Naomi Klein) wendete man nach jedem Schock - sei es der Öl-Schock, ein Terroranschlag, eine Finanz- oder eine Flüchtlingskrise - aufgrund extraordinary situations per Notverordnung extreme measures an. Man habe der Not-wendigkeit zu folgen und verfestigte doch nur die Alternativlosigkeit des neoliberalen Regimes. Auch wenn sie für viele eine Wende zur Not bedeutete.

Die Erfolgreichen in ihren gated communities gegenüber den deplorables in ihren sog. strukturschwachen ghettos - und seien es ganze Regionen.

In diesen rostigen Regionen wuchs das Ressentiment bis es zu einer Revolte von Rechts selbst in den rosigen gentrifizierten Zentren kommt.

Wie die Eliten stets Angst hatten vor den Massen, haben sie nun Angst vor dem Rechtspopulismus. Aus Opportunismus realisieren sie das, was die Rechtspopulisten wollen. Und machen sich so zu Komplizen. Mit dieser Korruption ihrer eigenen Werte, diesem Verlust ihrer Integrität, beschleunigen sie aber nur ihre Desintegration.

Anstelle der Verteidigung universeller Werte reduzieren sie sich angesichts der Ressentiments auf ihre partikularen, sprich nationalen Interessen - der Wiederwahl und kontinuierlichen Verwaltung des Immergleichen.

Was es bräuchte wäre - erneut - eine internationalistische und intersektionale solidarische Allianz Prekarisierter für die Realisierung unserer universalen Menschenrechte. Und gegen die globalen neoliberalen Profitmaximierer mit ihren Abbau- und Privatisierungsbemühungen unserer lebensstützenden Infrastruktur - unserer „Commons“, unseres Gemeingutes, unseres Gemeinwohles.

Die sich dann nur noch um den gnadenlosen Schutz „ihres“ Eigentums sorgen - und sei es „ihre“ Nation qua Wirtschaftsstandort.

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Sehr gut geschrieben. Hoffentlich hilft dieser Artikel gegen die grenzenlose Arroganz eurozentristischer Selbstherrlichkeit gegen China und andere nicht-westliche Länder. Wir haben vor 150 Jahren noch mit Kopfgeldern den Völkermord an Indianern und Aboriginies gefördert, Frauen unterdrückt, vor 80 Jahren die Welt mit Krieg überzogen und danach grauenhafte Massaker in den Kolonien vollzogen, während die Schweiz Verdingkinder verkaufte hat das uns verbündete Amerika grosse Teile Vietnams und Kambodschas mit Wald und Menschen niedergebrannt. Nach dem Jubel zum Sieg über die Sowjetunion ging es ab 2001 weiter mit Kriegen in Afghanistan, Irak, Libyen und Unterstützung von Terrorregimen in Saudi-Arabien, Ägypten, Palästina und seit 6 Jahren werden immer neue Gesetze entworfen um möglichst viele Migranten im Mittelmeer zu ertränken, damit man ihnen keine Menschenrechte gewähren muss. Der hochüberlegene Wertewestem stets bereit andere Kulturen zu kritisieren. Ekelhaft.

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Gut passt hier auch Daniel Strassbergs Gedankensplitter "Verständnis haben und nichts verstehen":

Die Zeit, da Europa eine Insel der Seligen und die Schweiz eine Insel der Allerseligsten war, geht sehr bald zu Ende. Der Klima­wandel wird die Migration unabhängig von jedem politischen Willen befördern, technologisch und ökonomisch gerät Europa ins Hinter­treffen, die demokratischen Volks­parteien befinden sich in einem malignen Zersetzungs­prozess, es bleibt eine Pseudo­demokratie bestehend aus einer post­faschistischen Rechten und einer konturlosen, post­politischen Mitte übrig.

Der liberale Linke gerät dadurch in einen inneren Wider­streit zwischen seinen Ängsten und seinen Überzeugungen. Er möchte an seiner weltoffenen, altruistischen Werthaltung festhalten und gleichzeitig sein Auto, sein Einfamilien­häuschen mit Garten und seine Ferien­wohnung im Tessin behalten. Und das bei gesicherter Alters­rente und gesichertem Wahlrecht. Ach ja, die Kultur ist ihm auch wichtig!

Wenn er nun seine eigenen Ängste auf den kleinen Mann projiziert, kann er zugleich seinen Altruismus bewahren und seine Privilegien verteidigen – er schottet sich ja nicht für sich, sondern für den kleinen Mann ab.

Es ist allemal einfacher, Verständnis zu haben, als sich selbst zu verstehen.

- Daniel Strassbergs wie Daniel Binswangers Anklage und Appell ist also v. a. an diejenigen gerichtet, welche sich der bürgerlich-liberalen, aufgeklärt-humanistischen und kosmopolitisch-universalistischen Tradition verpflichtet fühlen. An diesen ist es die liberale Werteordnung zu verteidigen und integer zu realisieren.

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Lieber Herr Rebosura, musste mich gerade ein wenig erholen von Ihrem längeren, etwas abstrakt wirkenden, Text. Können da überhaupt noch Fragen gestellt werden wie: Ist die „internationalistische und intersektionale solidarische Allianz Prekarisierter für die Realisierung unserer universalen Menschenrechte“, „welche sich der bürgerlich-liberalen, aufgeklärt-humanistischen und kosmopolitisch-universalistischen Tradition verpflichtet fühlen“ das neue Proletariat, das noch mobilisiert werden muss? An die muss eigentlich kein Appell mehr gerichtet werden, da sie wahrscheinlich über das richtige Bewusstsein schon verfügen, oder? (siehe Artikel von Daniel Strassberg in der Republik zu diesem Thema).
Eigentlich ging es mir hier mal um die Flüchtlinge, um die Migranten und um die Diskussion über eine mögliche Steuerung der Migration.

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Lieber Herr Thommen, ich denke, Sie würden mir beipflichten, dass Flucht, Migration und Politik viele Facetten besitzt. Und dass gerade in der Asyl- und Migrationspolitik es auch um Werte und Haltungen geht, also die Ethik und den Ethos. Von denen dann abgeleitet realpolitisch und pragmatisch gangbare Lösungen gesucht werden müssen. Wollen wir nicht in nihilistischen Zynismus verfallen, bei dem es allein darum geht mit reiner Macht die partikularen Interessen zu verfolgen. Oder aber mit „schöner Seele“ unsere Hände in Unschuld zu waschen, während sich andere die Hände schmutzig machen.

Diese Diskrepanz stand denn auch im Zentrum von Binswangers und Strassbergs Texten.

Meine Voten richteten sich einerseits an die aus verschiedenen Gründen und in unterschiedlichem Masse Prekarisierten, die jedoch oft - wenn überhaupt - isolierte Kämpfe etwa in Form fragmentierter Identitätspolitiken austragen. Und andererseits an die eher Privilegierten „liberalen Linken“ oder „Sozialliberalen“, die sich gegenüber den Neoliberalen und autoritären Illiberalen in einem Rückzugsgefecht zu befinden scheinen und nurmehr defensiv-reaktiv agieren.

Wenn Sie so wollen, besteht das „falsche Bewusstsein“ (Marx) darin, dass die von den Rechtspopulisten Vereinnahmten deren Sündenböcke (Muslime/Migranten/Liberale Eliten) akzeptieren, die Prekarisierten die Notwendigkeit der Allianzbildung ausgehend vom systemischen Zusammenhang nicht hinreichend wahrnehmen und die „liberalen Linken“ sich - wie Strassberg schreibt - in einer mauvaise foi befinden und daher wiederum selbst-gerecht die Rechtspopulisten als Sündenböcke benutzen, um ihre Privilegien und ihren Wohlstand zu bewahren. Dadurch aber letzten Endes die „nützlichen Idioten“ für diese sind, da sie aus Angst deren Rezepte - wenn auch etwas abgeschwächt und mit „freundlichem Gesicht“ - umsetzen (vgl. meinen Beitrag hier). Und so ihre eigenen Werte verraten und Haltung korrumpieren.

Was es braucht, ist also im Grunde eine breite Allianz zwischen (immer) schon Prekarisierten und (noch) Privilegierten. Gegen die Entsolidarisierungstendenzen des Neoliberalismus, der mehr und mehr zu einem anomischen Sozialdarwinismus verkommt (dazu jüngst Cornelia Koppetsch Buch „Gesellschaft des Zorns“, sowie Interview und Rezensionen).

Der Leitgedanke muss sein, dass Freiheit, Gleichheit und Solidarität sich wechselseitig bedingen. Also das eine nicht ohne die anderen langfristig integer bestehen kann (vgl. meinen Beitrag hier).

Denn im Moment bewahren die einen ihre Freiheiten zum Preis der Gleichheit und Solidarität - was sie zu Privilegien macht - und die anderen kämpfen um Gleichheit mit der Gefahr der Freiheit verlustig zu gehen.

Was es also in Theorie und Praxis braucht, ist eine Verbindung von Liberalismus, Egalitarismus und einem solidarischen kosmopolitischen Kommunitarismus. Wie schwierig sie auch zu denken ist - und erst recht umzusetzen (vgl. dazu etwa Étienne Balibars „Gleichfreiheit“, Rezensionen und Julian Nida-Rümelins „Über Grenzen denken“, Rezensionen).

Und wenn es dazu eine Neue Aufklärung braucht.

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Eigentlich vermisse ich in der Republik einen gut recherchierten und differenzierten Artikel zur gegenwärtigen Migration, z.B. Afrika-Europa Migration. Die „Angelegenheit“ ist ja auch historisch sehr belastet. Wie Anonymous schreibt, habe auch ich mich z.B. auch schon gefragt, woher die Flüchtlinge bzw. Migranten denn alle herkommen und was sie zur Flucht treibt (nicht immer Syrien, da ist und war es offensichtlich). Man liest davon in den Medien kaum etwas, sondern es werden die allem Anschein nach grauenhaften Zustände in den Lagern in Libyen beschrieben (da kommt einem nur Mitleid oder Wut) oder macht kulturphilosophisch interessante Bezüge zum „Lager“ im Sinne von Agamben (siehe den Artikel von Herrn Binswanger). Vielleicht ist das Thema einfach zu gross und zu kompliziert für die Journalistinnen der Republik oder ich habe ganz einfach den Artikel in der Republik verpasst, da ich noch anderes lese.

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@Daniel Thommen: Wenn Sie Ihre Fragen zur Herkunft, sozialer Situation, Zielländern etc. der Migranten beantwortet haben wollen (incl. Karten): "Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration", eine eben erst erschienene Studie (98 Seiten), herausgegeben vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, gefördert von der Mercator-Stiftung. Die Studie kann kostenlos als .pdf heruntergeladen werden (www.berlin-stiftung.org)

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Vielen Dank für den Hinweis, Frau S. und danke die für Adressen-Korrektur, Frau J.
Kurz ins Vorwort geschaut und gleich einen Satz gefunden, der passt: „Praktisch allerdings wird die pragmatische Debatte um eine organisierte Zuwanderung von der Diskussion um jene Menschen überlagert, die vor Krieg und Vertreibung fliehen und/oder aus wirtschaftlicher Not das Risiko einer oftmals gefährlichen Wanderung auf sich nehmen.“ Bin gespannt, wie es weitergeht und lese. Nun noch das letzte: in der Republik vermisse ich Solches. Wo soll ich es denn sonst lesen, in der Züri-Ziitig, im Tagi oder sonst in den Schweizer Medien?

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Ich erlaube mir, die Adresse zu korrigieren: berlin-institut.org nicht berlin-stiftung.org

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Oder Sie geben bei der Suchfunktion (rechts oben auf das Lupen-Symbol klicken) das Stichwort „Migration“ ein. Und entdecken u. a. die Artikel der Rubrik „Auf lange Sicht“.

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Daniel Binswanger bringt es wieder einmal auf den Punkt. Eine menschenverachtende Flüchtlingspolitik, wie sie die USA und die EU praktizieren, ist zur Normalität geworden. Es ist das Produkt einer jahrzehntelangen Hasskampagne von Rechtsnationalen, die darin gipfelt, dass sich auch die Linken mit einer selbstgerechten Abschottung arrangiert haben. Das Beispiel Dänemark spricht Bände, wo Sozialdemokraten eine rechtsnationale Abschottungspolitik betreiben wollen. Interessant ist auch, dass im Fall Rackete die Rechten andauernd von Rechtsverletzungen (italienisches Recht) sprechen und in diesem Zusammenhang natürlich nicht erwähnen, dass die Regierung Salvini gegen internationales Völkerrecht und gegen die europäische Menschenrechtskonvention verstösst. Hauptsache ist, dass kein einziger Flüchtling europäischen Boden betritt und er kein rechtsstaatliches Verfahren für einen Verbleib bekommt. Die EU, wie auch die USA, haben einer neuen Barbarei Tür und Tor geöffnet. Wenn man weiss, aus welchem Grund die EG entstanden ist, ist diese Politik eine politische Bankrotterklärung und ein Hinweis darauf, dass die EU nicht mehr als ein neoliberales Wirtschaftsprojekt ist.

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Renato Kaisers hörenswerter Beitrag zum Thema :
https://m.youtube.com/watch?v=tK8_5lfAtt0

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Lieber Herr Binswanger, Ihre Analyse der Lage ist wie schon so oft treffend. Manchmal fehlt mir die aber die Eröffnung eines offenen, denkerischen Lösungsraums, d.h. ohne gerade in eine Präsentation der einen besten Lösung zu verfallen. Ideen zur Migration lieferte z.B. G. Knaus, siehe: https://www.deutschlandfunkkultur.d…_id=446175

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Danke für den Link! Sehr gutes Interview, spannende Zusammenhänge.

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"Wisst ihr, jedes dieser Leben ist so viel Wert wie eures. Wie das eurer Frauen, Männer und Kinder." https://fadegrad.co/2019/07/07/pull…tur-henker

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Ziemlich kongruent mit der Kolumne ‚Das Märchen auf dem Mittelmeer‘ von Tamara Funiciello in der heutigen Sonntags-Zeitung: https://www.tagesanzeiger.ch/30613070

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In der Republik erschien vor einem Jahr Jahr der Artikel „Die Zweifel des John Dalhuisen“ in dem auch Knaus „pragmatischer“ Ansatz erwähnt wurde.

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Etwas viel Emotion, viel Moral und wenig Nüchternheit scheint in dieser Diskussion vorhanden zu sein. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren in denn westlichen Ländern aus demographischen Gründen eine erhebliche Anzahl Arbeitskräfte fehlen wird. Um eine gesteuerte Migration wird man nicht herumkommen, wenn z.B. die Altersvorsorge gesichert werden muss.

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Noch ein Wort zur Ethik, die selbstverständlich einen immer umtreibt. Der Philosoph Martin Krohs hat dazu in der ZEIT einen erhellenden Artikel geschrieben. Er hilft vielleicht die verschiedenen Positionen zu verstehen, die auch in diesen Kommentaren hier aufscheinen. So entspricht die Kolumne von Daniel Binswanger wahrscheinlich eher der Ethik A (was das ist siehe bei Krohs) und ich mich selbst eher bei Ethik B.
Schlussendlich muss ich anerkennen, dass ich mich in einem Dilemma befinde, und das muss ich aushalten, kann es nicht so schnell lösen.

https://www.zeit.de/kultur/2019-07/…a-spaltung

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Klarer, sachlicher, reflektierter Beitrag in der Zeit, der das Dilemma zweier unterschiedlicher ethischer Blickwinkel sichtbar mach. Regt zum Denken an, danke fürs Verlinken.

Eine Schwierigkeit bei dieser Unterscheidung verschiedener ethischer Standpunkte scheint mir, dass die eigene moralische Einstellung, sofern sie sich aus dem Leben entwickelt hat, sozusagen er-lebt ist, und nicht nur in unreflektierter Anpassung übernommen wurde, konstituierend für die Person ist. Das heisst, dass eine Infragestellung zuerst einmal an den Grundfesten der eigenen Identität rüttelt, an dem, was einen (zumindest mit-) ausmacht. Das ist nicht einfach auszuhalten.

In Bezug auf die praktische Migrationsfrage finde ich zudem schwierig, dass man das Schiff nicht nur in voller Fahrt reparieren, wie Michel Rebosura irgendwo schrieb, sondern auch noch eine zerstrittene Mannschaft zusammenhalten und eine Meuterei verhindern muss. Da bleibt für einen sorgfältigen und differenzierten moralisch-ethischen Diskurs keine Zeit, oder besser gesagt, (was mich persönlich am meisten stört), die war nie ausreichend da, auch als das Schiff noch ruhig im Hafen lag. Von Anfang an wurde mit Zeitdruck und Angstmacherei operiert, wurde suggeriert, man müsse sofort handeln, bevor die Schweiz von den anstürmenden Massen Fremder überflutet werde (wer erinnert sich noch an die Schwarzenbach-Initiative von 1970? Ich war damals noch ein Kind. Aber ich erinnere mich, wie die Initiative am Mittagstisch diskutiert wurde. Und in der Rückschau meine ich, ich hätte damals ein anschauliches Beispiel für diese zwei ethischen Sichtweisen mitbekommen.) Und von Anfang an haben sich schlussendlich schwergewichtig utilitaristische Überlegungen durchgesetzt: kommen darf, wer der Wirtschaft nützt. Dass die Migration auch andere Fragen aufwirft, die mit den zunehmenden kriegerischen Konflikten weltweit und den klimatischen Veränderungen immer virulenter werden, ist im philosophischen Diskurs zwar da, findet politisch aber kaum Gehör: kommen soll weiterhin nur, wer uns nützt. Der Utilitarismus setzt sich absolut. Dann sind die Rechten zufrieden und die Wirtschaft hat, was sie braucht.
Das halte ich nach wie vor für zu einseitig und deshalb für gefährlich: Konfliktlösungen, die eine Seite ausschalten und die andere absolut setzen, sind ihrer Natur nach instabil. Das gilt m.E. politisch wie innerpsychisch. Die unterdrückte Seite wird immer danach streben, ebenfalls zu ihrem Recht zu kommen. Dadurch sind die Energien in einem Machtkampf gebunden und stehen nicht mehr für Problemlösungen zur Verfügung.
(Wenn man sich die Zahlen der ausländischen Bevölkerung anschaut, die bei der Schwarzenbach-Initiative eine Rolle spielten, und sie mit den heutigen vergleicht, wird einem bewusst, wie unterschiedlich die Dimensionen sind. Schon damals wurde mit der Angst vor Überfremdung gearbeitet. Heute sind wir die Zauberlehrlinge, die die Geister, die man damals rief, nicht mehr loswerden. Aber genau genommen weiss kein Mensch, wieviel Integrationsleistung eine Bevölkerung erbringen kann, wenn sie das wirklich will und nicht zwischen Hetze und Gegenhetze zerrissen wird.)

Notwendig wäre aus meiner Sicht nicht nur eine echte Integration unterschiedlicher ethischer Sichtweisen, sondern ebenso ein aufrichtiges Bemühen, die Verantwortung für eigene Fehler der Vergangenheit zu übernehmen und die Betroffenen nicht mit den Folgen alleinzulassen. Wie das geschehen könnte, wäre diskursiv auszuhandeln. Und es würde im besten Fall wohl eine gigantische Anstrengung aller voraussetzen.

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Auch von mir ein grosses Dankeschön für den Lektüre-Hinweis.

Ich fand den Text als Orientierungshilfe zwar gut, doch ist die Einteilung in Typ A und B doch sehr grob und arg vereinfachend. Dies sicherlich aufgrund des populären Mediums. Doch werden sie leider oft auch im philosophischen Diskurs absolut gesetzt.

Denn letzten Endes handelt es sich hierbei um eine analytische Unterscheidung mit dem Zweck der Klärung und Unterscheidung der Elemente einer ursprünglich synthetischen Einheit. Das heisst, die Seiten sind selbst Teil eines Systems, wie auch der Autor gegen Ende anmerkt.

Es ist keine Frage eines Entweder-Oder, sondern ein Problem des Sowohl-als-auch. Es ist keine Frage des Ausschlusses, sondern ein Problem des Gleichgewichts.

Es ist also nur dann ein Dilemma, wenn man voraussetzt, dass eine Seite ausschlaggebend sein muss - also begründungslogisch prioritär und fundamentaler. Was der klassisch philosophisch-metaphysischen Suche nach der arché, dem ersten Prinzip, entspricht. Diesem hierarchisch-absolutistischen Denken steht ein holistisch-pluralistisches gegenüber.

Der Volksmund sagt zwar, der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Aber er sagt auch, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt. Doch die Pforte zur Gerechtigkeit - um im religiösen Register zu bleiben - ist eng und der Weg schmal. Die Sünde ist also das Absolutsetzen einer Seite. So dass aufgrund der Einseitigkeit ein Ungleichgewicht entsteht, die einem aus der Balance wirft und vom Weg abfallen lässt.

Richtig ist, dass es in vielen Situationen konfligierende Prinzipien gibt, die selbst-reflexiv oder diskursiv nach einem be-friedigenden Überlegungsgleichgewicht verlangen. Das oft nicht in einem umfassenden Konsens besteht, sondern in einem Kompromiss. Der jedoch nicht durch Überschreiten gewisser Grenz-Werte kompromittierend sein darf, da dies korrumpierende Auswirkungen hätte. Für das Gewissen und die persönliche Integrität wie für die Gesellschaft und die Gerechtigkeit. Was in extremis gerade zur Hölle von verantwortungslosen Gesinnungstätern oder zynischen Nutzenmaximierer führt.

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Am besten lässt sich die synthetisch-systemische Einheit bei dem Tugendethiker, nämlich Aristoteles, zeigen, den der Autor aber aufgrund der Klugheit dem Typ B zuweist. Aristoteles geht nämlich ebenfalls vom Individuum aus und sagt die Tugendhaftigkeit eines Einzelnen ist das höchste Glück. Doch da Menschen soziale Tiere sind (und Heilige in der Wüste die Ausnahme), ist das Gemeinwohl der Gesellschaft gemeinhin das höchste Glück. Das aber nur durch die Tugendhaftigkeit der Einzelnen, sprich der Politiker, erreichbar ist. Gleichzeitig ermöglicht nur eine gute Gesellschaft - durch gute Bildung u.a. Institutionen sowie (Infra-)Strukturen - tugendhafte Individuen. Angesichts diesem zirkulären wechselseitigen Bedingungsverhältnis (also ein System mit positiven Feedback-Strukturen) erscheint es müssig, darüber zu streiten, ob Aristoteles nun primär ein Tugendethiker oder ein Konsequentialist war.

Auch Kant als der Pflichtenethiker hatte immer auch konsequentialistische, ja systemische Probleme im Blick (von einer Institution über den Staat bis zum Weltfrieden). Und kann man sich umgekehrt Rechtsethiken (Typ B) ohne Pflichtenethiken (Typ A) vorstellen? Oder einzelne Verfassungsnormen und Gesetze ohne kategoriale Verallgemeinerungsfragen?

Und Peter Singer, heute der Utilitarist, führt als den paradigmatischen Fall the child in the pond an. Also das ertrinkende Kind, das trotz aller Nachteile (Anzug ruiniert, Verspätung bei der Arbeit, Lohnausfall, Stellenverlust etc.) gerettet werden muss, weil das Leben alle anderen Güter aufwiegt. Der Nutzen aller also steigt.

Der Utilitarismus mag zwar in unserer Score-und Rating-Gesellschaft und erst recht für für rationalistische Zahlenfetischisten attraktiv erscheinen, doch gibt es mittlerweile praktisch keine reinen radikalen Utilitaristen mehr, da eine konsequente Kalkulation, die zudem prognostisch ist, von zu vielen Variablen, Ungewissheiten, unsicheren wie komplexen Kausalzusammenhängen und (Ceteris-paribus-)Annahmen abhängig wäre und auch viel zu viel Zeit beanspruchen würde, um praktisch entscheidungsfähig sein zu können. Da war der Realist Aristoteles klüger als der Rationalist Bentham.

Pragmatisch bedarf man heuristischer Regeln und Normen, die z. T. als Rechte kodifiziert werden, aber um wirksam zu sein, als Pflichten internalisiert und als Tugenden (Fähigkeiten bzw. Kompetenzen) eingeübt werden müssen. Denn ohne fähige Individuen nützen alle Regeln und Kalküle nichts, um ein gutes System hervorzubringen und zu erhalten. Und manchmal weiss man nach langer Erfahrung (mehrer Generationen) auch intuitiv, dass die Verletzung gewisser Normen immer schlecht sind, weil sie auch immer schlechte Konsequenzen nach sich ziehen. Intuitionen, Pflichten und Tugenden sind also auch nützlich und effektiv.

Also auch von dieser Seite haben wie wieder den synthetisch-systemischen Zusammenhang.

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