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Märchentante*onkel
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Der Schriftsteller als hehrer Moralist, wenn es um andere geht
oder
Brace! Brace! Der Poet als Politikpilot

Den Roman Koala von Bärfuss empfehle ich vorbehaltlos. Hier ist der Autor glaubhaft und schreibt berührend.
Aber: Ein Schriftsteller als Intellektueller ist er nicht. Und wir dürfen nicht von ihm erwarten, dass er unseren Denkkompass darstellt oder uns die gültigen Antworten auf dringende Fragen unserer Zeit liefert. Das würde uns nur enttäuschen.
Es geht bei der Analyse der Linken in Europa im letzten Jahrzehnt halt hin und wieder auch um die Analyse des Umgangs mit Niederlagen. Es genügt nicht, traurig oder wütend oder verbittert zu werden, weil linksgrüne Kräfte verschiedentlich zurückgebunden wurden.
Was ich nicht ganz korrekt finde, ist im Stil eines Trump-Tweetes Dreck zu werfen, wie Bärfuss das im Bezug auf Bidens Sohn tut, und sich gleichzeitig als grosser Moralist und ethisches Vorbild hinzustellen. Trump/Giuliani-Verschwörungstheorien über Biden's Sohn auszuposaunen, obwohl ihm nichts Unrechtes nachgewiesen worden ist, passt nicht zu seinen geäusserten Ansichten, was menschliches Verhalten ausmacht.
Leider enthalten die Aussagen von Bärfuss viele Ungereimtheiten und unnötige, wahllose Seitenhiebe in alle möglichen Richtungen, dass er für mich nicht als ernstzunehmende Stimme von Gewicht wirkt. Selbst das bemühte Schlechtreden Nachkriegsdeutschlands empfinde ich nicht als glaubhaft, sondern eher als Masche, mit der er in bestimmten, insbesondere auch deutschen Kreisen punkten möchte. Darüberhinaus ist es ja ohnehin lediglich das unoriginelle Wiederholen von anderswo über die Jahrzehnte tausendfach beschriebener (und durchaus legitimer) Kritik an der fehlenden Entnazifizierung der Grosselterngeneration. Für einen Schweizer Schriftsteller fände ich es mutiger, wenn er zum Beispiel die Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg und die fehlende Aufarbeitung in der Nachkriegsschweiz bis in die 90er Jahre und nur auf äusseren Druck hin und das Fehlverhalten mit der hemmungslosen ökonomischen Kollaboration aufgreifen würde und beispielsweise fragen würde, was mit den dafür Verantwortlichen in der Nachkriegsschweiz geschehen ist (nämlich gar nichts, ausser dass sie ihre Karrieren hübsch fortsetzten) im Gegensatz etwa zum St. Galler Polizeikommandant Hauptmann Grüninger, der fristlos entlassen und verurteilt wurde und sein restliches Arbeitsleben mit Gelegenheitsarbeiten verbringen musste.

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Bidens sind keinen Deut besser als Trump bzgl. Korruption und Erpressung. Hier können Sie's nachhören. (Das verlinke Video verlangt ein paar Minuten konzentriertes Zuhören, ist die benötigte Zeit aber allemal wert!)

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Uiuiui … KenFM? Im Ernst?

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Intellektueller Landarbeiter
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Ehrlichkeit kann verdammt weh tun.
Und Bärfuss ist einfach ein grundehrlicher Typ!
Ob seine Meinungen, Ansichten und von ihm problemlos zugegebenen Eigen-Interessen jetzt politisch koscher, einseitig, oder falsch sind, ist dann wieder Ansichts- und Geschmacksache.
Wichtig ist die erfrischende Ehrlichkeit von Bärfuss!
Und genau diese Ehrlichkeit dürfte auch der Hauptgrund für seine Mühen mit der Politik und ihren Profilierungs- und Machtkämpfen sein.
Im wirklichen Leben gibt es nämlich weder "rechte" noch "linke" Menschen.
Es gibt nur GANZE Menschen.
Warum also bemühen wir uns ständig, eine Seite in uns zu bevorzugen und zu hätscheln, währenddem wir unsere andere Seite verdrängen, verheimlichen und schlecht reden?
Ich glaube, das hat damit zu tun, dass unsere Urahnen vor sehr langer Zeit von sammelnden und jagenden Nomaden zu sesshaften Bauern und Gärtnern geworden sind.
Sie haben gelernt und sich angewöhnt, die Natur in "nützliches", "unnützes" und "schädliches" zu unterteilen.
Und genau da hat auch die Politik begonnen, mit "Rechts", "Mitte" und "Links".
Wenn die Diagnose von Bärfuss, wonach die Politik aufgehört habe, zutrifft, wäre das vielleicht gar nicht so schlecht!
Das würde nämlich auf eine weit gehende Verunsicherung in unserer Gesellschaft hindeuten, die Voraussetzung wäre für einen evolutionären Sprung!
Auf welche Seite dieser Sprung gehen wird, ist noch nicht klar.
Aber wie Bärfuss bin ich Kultur-Optimist.

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Adrienne Fichter
Redakteurin @ Republik
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Ich würde dem vorherigen Votum beipflichten: Bärfuss tut uns gut. Das Interview ebenso, wie auch schon die wohltuende FAZ-Abrechnung vor 4 Jahren. Aber über eine Aussage bin ich etwas entsetzt: "Im Zweckartikel der Grünen Partei Schweiz steht, dass sie «der langfristigen Erhaltung der natürlichen Lebens­grundlagen Priorität einräumt». Sie setzt sich damit in einen Widerspruch zur humanistischen Tradition des aufgeklärten Staates. Eine ökologische Politik kann auch totalitär grundiert sein, das lehrt die Geschichte." Bärfuss spielt damit auf Ecopop an, welches klar eine Niederlage erlitt und von denen sich die Grünen ja klar distanzierten. Ich hätte von einem Kapitalismus-Kritiker schon erwartet, dass er versteht, dass der Satz als Wachstums-und Systemkritik zu verstehen ist. Und nicht zwingend im Sinne einer stringenten Bevölkerungspolitik auszulegen ist.

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Die Grünen haben sich nicht nur von Ecopop distanziert, sondern sich direkt dagegen engagiert. Unter anderem auch mit diesem Buch: https://rotpunktverlag.ch/buecher/d…n-okologen

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Ich denke es geht ihm um ...
z.B.
„Wandervogel“-Bewegung

„Lebensreform“ -> wikipedia Stichworte „ Heinrich Pudor“, „Deutsche Lebensreform-Bewegung“,

„Bicher Müesli“ - Rohkostreiche Diätetik - Maximilian Oskar Bircher-Benner -
Bircher-Benners Standpunkt bezüglich eugenischer Zwangsmaßnahmen: «Sanatoriums Lebendige Kraft» 1906 - „Wir sollten die Ursachen kennen und beherrschen lernen, welche die Flamme des Lebens schwächen. Sie liegen vor allem in der Nahrung, in der Zuchtwahl und im Klima. Die Zuchtwahl können wir nicht unter Polizeiaufsicht stellen, vorderhand vermögen wir rein gar nichts an ihr zu ändern.“

usw

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Lukas Bärfuss, der Literat mit der politisch wirksamen analytischen Schärfe von "Die Schweiz ist des Wahnsinns" oder seiner hervorragenden Büchnerpreisrede haben wir dringend nötig. Das Interview entspricht zu grossen Teilen diesen Ansprüchen. Bärfuss stellt mit seinem profunden philosophischen und historischen Wissen sowie dank seiner schwierigen Biografie wichtige und entscheidende Fragen. Wir müssen seine politische Kritik sehr ernst nehmen. Ich verstehe nur nicht, weshalb er zwar den Glauben an die Menschen und die Hinwendung zum Mitmenschen einfordert, aber nicht mit deren Unzulänglichkeit rechnet. Politische Prozesse sind deshalb so unbefriedigend und deshalb braucht es einen langen Atem und Optimismus für gute Lösungen. Sein Pauschalurteil "ausschliesslich schlechte linke Politik" empfinde ich als falsch und überheblich. Es gibt linke Organisationen wie die Schweizer Gewerkschaften und die SP Schweiz, die die Fehler von Blair und Schröder (mit dem Grünen Fischer) vermieden und offen kritisiert haben. Ein Beispiel dafür ist der durchgesetzte Lohnschutz für eine positive Mehrheit zum freien Personenverkehr mit der EU, ein anderes der bisher gestoppte Sozialabbau bei der AHV. Es gibt viele Beispiele linker Erfolge und linken Widerstands. Dazu zähle ich auch die mutige Kampagne von Elisabeth Warren gegen Trump (und Biden). Solches ist nicht unnütz, sondern wirksam, zumindest mittel- und längerfristig.

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Nun wenn ich Bärfuss in etwas recht geben muss, dann das die Linke heute in einigen Punkten versagt. Vor allem darin mit Visionen zu punkten. Denn wenn man in der Politik etwas tun kann um Menschen ohne grösseres politisches Interesse zu überzeugen, dann ist es schöne Versprechungen zu machen. Das möchten die Linken nicht und ich ehrlicherweise noch weniger...

Was tut man dann aber wenn die Rechten Versprechungen machen die angeblich so gute alte Zeit widerzubringen? Nur zu widersprechen hilft nicht die Leute glauben den Mist, den sie schon bildlich vor sich sehen unterstützt von guten Gefühlen von früher (schlechte verdrängt jeder der nicht Krank werden möchte) dennoch...

Die Linke muss wieder mit Visionen überzeugen! Visionen zum Nutzen aller Menschen!
Wenn ich analysieren müsste warum jemand mit auch nur ein wenig Herz und einem Funken Verstand und Gewissen rechts wählen kann, dann nur weil er weder an eine gute Version der Zukunft für sich und seine Familie glaubt, noch und wohl schon gar nicht an eine für die Welt und wenn das bei unserem Lebensstandard für jemanden schon unwahrscheinlich scheint, wie sieht das dann erst in anderen Ländern aus. Völlig stumpfsinniger Egoismus scheint da schnell wie die einzige Lösung, wenn die Visionen fehlen um die Zukunft für alle lebenswert zu machen und das keiner vermitteln kann...

So eine Bewegung wünschte ich mir....Wer hilft bei der Gründung?

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Diese Visionen gab und gibt es durchaus auf linker Seite. Ich erinnere an Initiativen wie 12:1, Einheitskrankenkasse, oder BGE. Allein es wurden alle vom Stimmvolk mit vernichtender Mehrheit verworfen.
Was spricht Vernünftiges dagegen, dass der Lohn des Chefs nicht mehr als 12x höher sein darf als der einer Reinigungskraft? Oder warum 50 Krankenversicherungen mit eigener Verwaltung und Werbebudget wenn alle die tupf-gleiche Leistung zu erbringen haben? Oder warum nicht allen eine Grundrente auszahlen, statt aufwändig zwischen ALV, IV, AHV, EO, BVG und Sozialhilfe zu verteilen?
Eine solide Mehrheit der hiesigen Stimmbürger ist auch 30 Jahre nach dem Untergang des Ostblocks felsenfest davon überzeugt, dass Linke und Grüne nichts anderes als eine sowjetische Diktatur anstreben. Jede Umverteilungsmassnahme zugunsten der Geringverdiener weckt sofort heftige Neidgefühle, weil der eine oder andere ungerechtfertigterweise davon profitieren könnte. Dass die grossen Aktieninhaber, Erben und rotzfreche Manager seit Jahrzehnten alle Produktivitätssteigerungen für sich beanspruchen, stört hingegen nur wenige, bzw. wird das als gottgegeben hingenommen.
Was dem Schweizer fehlt ist bittere Not, bzw. die Einsicht, dass uns nur zwei oder drei Monatsgehälter davon trennen, unterwürfige Bittsteller beim Sozialamt zu werden.
Auch eine neue Partei wird mit solchen Anliegen sofort in die linke Schublade gesteckt werden und höchstens der eh schon bedrängten SP noch mehr Wähler abspenstig machen.
Wie wäre es, der SP oder den Grünen beizutreten und dort die Visionen einzubringen? Alle Parteien sind froh wenn sie neue aktive Mitglieder bekommen die bereit sind sich einzubringen. Der Aufbau einer neuen, schlagkräftigen Bewegung erfordert ein Vielfaches an Energie und die Erfolgsaussichten sind mehr als bescheiden

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Vielleicht nicht so bescheiden wie Sie glauben...
Beim BGE gebe ich Ihnen recht, wie auch bei der Einheitskasse. Aber warum ich denke, dass es eine neue Partei braucht ist ganz einfach. Viele der etablerten Ideen von Links und auch Funktionäre sind viel zu starr und konservativ eingestellt, was sich daran zeigt, dass z.B. das BGE von keiner Linkspartei wirklich unterstützt wurde.
Es gibt sie gerade in der SP leider immer noch, die Staatsaufblaser und Cüplisozialisten, die dem Staat und der Verwaltung einfach wieder mehr Macht geben möchten und genau da liegt mein Problem... Es gibt keine wirklich linksliberale Partei, die die Freiheit des Individuums gegenüber Staat und Privaten hochhält, wofur zum Beispiel ein Grundeinkommen zentral gewesen wäre, aber auch Dinge wie das Vermeiden von Bürokratie für den einfachen Bürger und kleine Firmen, einheitliche Steuersätze für die Schweiz oder eine radikale Lenkung der Mobilität auf CO2-Freiheit mit direkter Rückverteilung an die unteren Einkommen und Vermögen.
Der Staat soll vom Forderer zum Förderer umgebaut werden und das Machtverhältnis gegenüber den Privaten nicht mehr wie im Kommunismus dadurch verändern, dass er sich selbst so viel mehr davon gibt, sondern dadurch, dass er sie den Individueen zurückgibt. Dadurch, das er jedem die Macht gibt mit seinem Leben anfangen zu können, was er will und ihn dabei höchstens unterstützt. Grosse Machtgebilde sollen in ein Korsett genommen werden und das Individuum in seiner Mündigkeit gefördert!

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Zuerst habe ich gedacht: O je, noch ein Interview mit Bärfuss – reicht es nicht langsam? Aber dieses hier ist eines der wertvollsten, scheint mir. Denn durch das Frage- und Antwortspiel wird klar, dass Bärfuss ein prozessualer Denker ist, der wohl einige apodiktische Meinungen verlauten lässt, sonst aber keine abschliessenden, ideologiegestützten Wahrheiten verkündet, sondern an den grossen Fragen unserer Zeit herumkaut. Irrwege und falsche Abzweigungen nimmt er dabei in Kauf, als hartnäckiger (Nach-)Denker jedoch bleibt er auf Kurs.

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Herr R., es geht nicht um die Frage, ob alle Soldaten der Nazi-Armee Nazis waren. Mein Vater musste dort auch mitmachen, obwohl er mit Hitler nichts am Hut hatte. Die entscheidende Frage bleibt doch, welche Rolle diese Armee hatte. Sie führte einen Angriffskrieg im Auftrag der Nazi-Führung. Hier zwischen Wehrmacht und SS differenzieren zu wollen, finde ich schon ziemlich merkwürdig.
Im übrigen steht die von Lukas Bärfuss aufgeworfene These zur Diskussion, dass sich Deutschland trotz aller "Vergangenheitsbewältigung" viel zu wenig mit seiner eigenen Geschichte befasst hat. Dieser These pflichte ich als im Nachkriegsdeutschland Geborener und Aufgewachsener aus eigener Erfahrung bei.
Die Integration der einstigen Nazis verlief - mit Ausnahme der schlimmsten Schurken - ziemlich problemlos. Bis weit in die Sechzigerjahre hinein wurde im Alltag nicht über die jüngere Vergangenheit gesprochen. Das änderte sich erst in den Siebzigern. Die 1979 ausgestrahlte TV-Serie "Holocaust" öffnete dann vielen die Augen, doch bereits in den Achtzigern kamen Stimmen auf, es sei jetzt genug. Und heute hat Deutschland eine AfD, deren führende Vertreter den Faschismus zum "Vogelschiss der Geschichte" herunterspielen. Deshalb verstehe ich den Zorn von Lukas Bärfuss! Er ist auch mein eigener.

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Kluge Gedanken, aber für meinen Geschmack ein bisschen viel Theatralik. Von Hegel am Nachmittag abends direkt auf den Karton in der Denner-Unterführung, also bitte.

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Ja, das hat mich auch gestört. Bärfuss neigt hier zur Koketterie, die ich ihm mittlerweile zugestehe. Ich sehe darin eine latente Unsicherheit, immer wieder betonen zu müssen, dass er sich sozusagen aus dem Nichts hochgearbeitet hat. Das kriegt man nie ganz weg, ist auch meine eigene Erfahrung als Arbeiterkind, das sich mühsam die Sprache der kulturell Etablierten aneignen wollte (oder glaubte, sie sich aneignen zu müssen), um angenommen zu werden.

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Ich würde einige der Aussagen von Bärfuss energischstens nicht unterschreiben. Namentlich würde ich die Entnazifizierung anders sehen. Natürlich hat Adenauer einen Grossteil der Nazis wieder in die Gesellschaft aufgenommen. Insgesamt aber schämt sich das die deutsche Gesellschaft bis weit nach rechts (inklusive Gauland) für das, was passiert ist,und unterscheidet sich damit ganz klar von der Haltung der russischen Zivilgesellschaft zu Stalin oder der chinesischen Zivilgesellschaft (der Term alleine ist problematisch) zu Mao.

Argumente, wie "Biedenkopf hatte einen Nazi als Schwiegervater" sind läppisch, namentlich wenn man sich gleichzeitig zu Recht darüber ärgert, dass ein VBS-Funktionär auf der persönlichen Ebene mit blossem Innuendo schlecht gemacht wird.

Zu Kohls Zeiten waren die alten Nazis zu alt, um noch eine Rolle zu spielen, und wenn man die Affäre um den Soldatenfriedhof etwas genauer anschaut, dann müsste man sich überlegen, ob Reagan überhaupt auf einen Soldatenfriedhof hätte gehen sollen, da - wie man schon damals wusste - ein grosser Teil der Wehrmachtangehörigen ähnliche Verbrechen begangen haben wie die Mitglieder der Waffen-SS. Die Unterscheidung anständige Wehrmacht/kriminelle SS, an welcher die älteren Deutschen so stark hingen (und die die Grundlage des "Soldatenfriedhofskandals" war) , spielt ebenso wenig, wie die Unterscheidung böse Wehrmacht/ gute Rote Armee oder auch gute US-Armee, die den armen Deutschen Kaugummi und Nylonstrümpfe verteilte. Zumindest seit Vietnam glaubt niemand mehr, dass es überhaupt eine moralisch gute Armee gibt.

Aber: Das Interview ist sehr sorgfältig aufgebaut und Bärfuss argumentiert wesentlich sorgfältiger und seriöser als in seiner Rede vor 4 Jahren (das ist auch Textsorten-bedingt aber nicht selbstverständlich, es gibt auch schlechte Interviews). Ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich nicht meine eigene Meinung in der Republik lesen will, die kenne ich nämlich schon. Deshalb bin ich stark angetan von diesem Interview.

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Herr Hegetschweiler, ich kannte einen Soldaten der Wehrmacht, der beim Russland Feldzug dabei war. Er konnte mir glaubhaft versichern, dass er und seine Soldaten angehalten waren, Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Auch wenn dies eine Einzelaussage ist und ich das Thema nicht in der Tiefe studiert habe, denke ich doch, dass es legitim ist einen Unterschied zwischen der Wehrmacht und der SS zu machen. Letztere haben systematisch Kriegsverbrechen begangen. Natürlich kann man generell behaupten, dass jeder Krieg dreckig und unnötig ist, aber irgendwie stimmt diese Aussage historisch auch nicht.

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Und Feldmarschall Rommel war ein Widerstandskämpfer. Nicht wahr, Herr Wenger?
Informieren Sie sich mal über damals aufsehenerregende Wehrmachtausstellung, die endgültig mit dem Mythos der „sauberen Wehrmacht“ aufgeräumt hat. Ein kleines Up-Date wäre angebracht.

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Auch ich habe etliche Gespräche mit einem abgeschossenen Beobachter der Luftwaffe geführt und viele Bücher und Berichte zum Thema gelesen. Seine Schilderungen waren extrem ambivalent, sowohl was die Kampfhandlungen als auch die anschliessende Kriegsgefangenschaft anbelangt. Es war für ihn ein legitimes taktisches Ziel eines Angriffes, möglichst viele russische Soldaten zu töten und möglichst viele Zivilisten zu verletzen. Das wurde so ganz offiziell befohlen, und war vom militärischen Nutzen her so einleuchtend, dass auch 30 Jahre später kein ernsthaftes Schuldgefühl dabei aufkam. Es war halt Krieg, war eine seiner häufigsten Redewendungen. Man darf nicht vergessen, dass es sowohl in der Wehrmacht, der Luftwaffe und der SS sehr unterschiedlich motivierte Offiziere gab, welche sehr grossen Einfluss auf das Verhalten ihrer Soldaten hatten. Die grosse Zahl an dokumentierten Kriegsverbrechen lässt nur den Schluss zu, dass es eine erhebliche Anzahl an sehr niederträchtigen Vorgesetzten gab, welche wiederum ihren niederträchtigsten Untergebenen enormen Auftrieb verliehen. Ein wahrhaft anständiger Mensch konnte an der Ostfront nicht überleben, wenn er nicht umgehend in Gefangenschaft geriet. Früher oder später musste er eindeutig Position beziehen, was ihn entweder den Anstand oder das Leben kostete...

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Meine Mutter hatte über ein Dutzend Cousins, die alle als Wehrmachts- oder Waffen-SS-Angehörige an der Ostfront waren. Nicht einer davon konnte mir glaubhaft versichern, dass er nicht in Kriegsverbrechen involviert war. Natürlich hat auch keiner sich dazu bekannt. Ihr famoser Zeitzeuge ist bestenfalls irrelevant, schlechtestenfalls log er einfach. Dass Sie ihn zitieren, ist bestenfalls naiv, über den schlechtesten Fall will ich gar nicht spekulieren.

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Mir hat das Interview mit Herrn Bärfuss gut gefallen. Er ist für mich ein wichtige öffentliche Stimme der CH mit internationaler Ausstrahlung. Die Geschichte mit Hegel und der Nacht auf dem Karton kann man als pathetisch einschätzen, doch wenn es so stattfand, zeigt es auch eine Kraft, welche im Bild weiterlebt. Solche Lebenssituationen gehören überwunden, nicht die Diskussion über Hegel, doch die unfreiwillige Obdachlosigkeit. Darin spiegelt sich mir die Narration der Würde des Menschen, welche unantastbar sein soll. Herr Bärfuss sucht und findet. Er ist nicht Dalei Lama, sondern hat seine eigene Biographie, was in einzigartig macht als Mensch mit seinen Erfahrungen. Ich freu mich immer wieder von ihm zu lesen. Ich verfolge auch immer wieder die Kommentare meiner „MitverlegerInnen“ mit Interesse, es lebt auch weil kontrovers. Danke

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Zuerst dachte ich: viel zu viel Text. Dann: ja, ja, ja. Unterschreibe fast jedes Wort. Hoffentlich hören ein paar Leute hin.

Zu TAMedia: Es wird für Klicks geschrieben. Die Löhne sind tief. Die Dividendenrendite beträgt 4.8%. Der Abbau des richtigen Journalismus ist hochrentabel.
Zur Neuen Guyerzeitung: Sie gerät immer weiter nach rechts. Sogar in Finanzfragen ist sie oft befangen und nicht hilfreich. Dafür schreibt sie immer mehr für die AFD. Ihre Artikel gegen Bärfuss sind zum Teil geradezu schäbig.
Viele deutsche Medien sind besser und billiger und schonen Wald und Briefkasten. Da liegt dann ohne Weiteres auch ein Republik-Abo drin.

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"Hoffentlich hören ein paar Leute hin." Carola Rackete: "Handeln statt hoffen". Auch ein Republik-Abo kann zum Handeln motivieren.

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Mut muss man üben - es gibt keine grössere Zufriedenheit als Courage zu zeigen - Dazu braucht es immer wieder Reflexion, wann sind wir erpressbar, weil wir um unsere wirtschaftliche, physische und psychische Existenz fürchten.
Ob politisch mehr links oder rechts - Lukas Bärfuss motiviert sich diesen Themen zu stellen.

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Intellektueller Landarbeiter
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· editiert

Es gibt einen "Linken", den Lukas Barfuß wählen könnte:
Rudolf Strahm (SP).
Gerade heute steht wieder eine seiner hervorragenden Kolumnen im Tages Anzeiger:
"Die Globalisierung - zerstört durch ihre Anhänger"
Lukas Bärfuss geht insbesondere mit den "Grünen" und ihrer Präsidentin, Regula Ritz, hart ins Gericht, weil sie machtstrategisch ungeschickt agieren und so den Schub ihres "Erdrutschsiegs" bei den letzten Wahlen, unnütz verpuffen lassen (Stichwort: Energieverschwendung).
Die Kandidatur von Regula Ritz war insbesondere darum aussichtslos, weil die Grünen nicht zusammen mit den Grünliberalen versucht haben eine für das bürgerliche Lager (insbesondere die CVP) akzeptable Grüne -und damit automatisch grünliberale- Bundesratskandidatur aufzubauen.
Entsprechend verschnupft und schmollend zeigte sich nach dem (immerhin gewährten Hearing mit Regula Ritz) GLP-Fraktionssprecherin Tiana M.
Dinge zu versuchen, die zum vornherein aussichtslos sind, gehört nun mal zum Alltag von "linker" Politik. Man ist es sich gewohnt, zu scheitern. Und hat man einmal -völlig überraschend- Erfolg, bekommt man davon sofort weiche Knie, beginnt wirres Zeug zu faseln, wird zugleich übermütig und ängstlich, beginnt, übermässig zu denken und die -in diesem Erfolgs-Fall besonders fatale- "Warum?"-Frage zu stellen.
Und dann wird plötzlich alles verkrampft, chaotisch, schmutzig. Man sehnt sich zurück in die frühere Oppositionsrolle, wo man zwar immer unterlag, aber doch auch Sicherheit und Verlässlichkeit spürte! Die Sicherheit der täglichen Ohrfeigen auf BEIDE Backen gab doch irgendwie auch ein wärmendes Gefühl von Geborgenheit!
Der Angestellte und Arbeiter war jetzt der/die Angestellte und der/die ArbeiterIn, und das war doch schon Erfolg genug!
Muss man denn unbedingt in der Chef-Etage mitdiskutieren und mitentscheiden?
Um fünf Uhr Feierabend machen und den Fussballmatsch, oder "Deutschland sucht den Superstar" schauen, ist doch auch ganz schön und bequem!
Wer will denn mit den zwielichtigen Warlords da unten im Kongo zu tun haben?
Das sollen die Multinationalen Konzerne für uns erledigen!
Aber "die Chef's" werden von ihren Privatfirmen "gefressen"!
Sie haben so viel Verantwortung übernommen, dass sie ihre Aufgabe nur mit einem "Trostpflaster für entgangene Lebendigkeit" weiter erledigen können: Luxus-Statussymbole und MACHT!
Und wie zeigt sich Macht am deutlichsten?
Indem sie der kritischen Öffentlichkeit direkt und frech ins Gesicht lügt:
"Warum wir lügen und betrügen, fragen Sie (wieder die berühmte "Warum?"-Frage...)?"
"Weil wir's können!" müssten die aktuellen "Starken Männer" (unter ihnen einzelne "Mannsweiber") antworten, wenn sie ausnahmsweise mal ehrlich wären.
Stattdessen sagen sie aber Dinge wie: "Unser Unternehmen handelt immer in Übereinstimmung mit den jeweiligen Gesetzen! Wir sind stets bemüht, den geltenden Standards nicht nur gerecht zu werden, sondern diese Standards durch eigenverantwortliches Handeln ständig weiter zu verbessern und dadurch zu übertreffen!"
Die wissen halt am besten, was sie von ihren Angestellten bei "Qualifikationsgesprächen zur Standortbestimmung" hören wollen...

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Das sind sehr viele Worte um eigentlich nichts zu sagen. Der Untergang von Rytzs Bundesratskandidatur waren nicht die Grünliberalen, die sind fast bedeutungslos, sondern die CVP welche es verpasst hat ihr Greenwashing vom Wahlkampf mit einem ernsthaften Touch zu versehen. Wie kann man für solide Lebensgrundlagen der Familien kämpfen und einen Politiker wie Cassis im Bundesrat unterstützen? Deutlicher kann man nicht zum Ausdruck bringen, dass es der CVP ausschliesslich um ihren Machterhalt geht.

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Intellektueller Landarbeiter
·
· editiert

Ja, stimmt. Eigentlich war es vor allem die CVP, die sich für einmal ziemlich deutlich (...) weigerte, dem LEBENDIGEN JESUS von heute, Greta Thunberg, zu folgen.
Aber die Grünliberalen eben AUCH, wenn auch moderner, cooler und (scheinbar?) feministischer im äusseren Erscheinungsbild.
Die ganze "Mitte" (inklusive EVP und BDP) hat sich also auf "Die duunkle Seite der Macht!!!" geschlagen, mit dem üblichen "So tun, als ob"-Theater, wie: "Über eine grüne Reform der Zauberformel müssen wir jetzt ernsthaft diskutieren!"
Hat Lukas Bärfuss (die Auto-Korrektur will immer einen Hippi-Barfuss draus machen) denn einen konstruktiven Vorschlag, wie man diese "Füdlibürger-Trutzburg" von "Mitte-Rechts" knacken könnte?!
Ich sehe leider keinen Weg, ausser dem Ausweg, als Schriftsteller-Bonvivant ein Jäckchen über die Schultern zu werfen und in und um diese Burg geniesserisch herum zu flanieren...

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Lukas Bärfuss' Texte und Reden habe ich schon sehr oft als eine Art Befreiung erlebt. Weil er Dinge über unsere Gesellschaft schreibt und sagt, die wenigstens bei mir sonst manchmal nur stummes Gefühl bleiben würden. Aber die heutige politische Wirklichkeit, also die Wirklichkeit all jener, die sich für genau jene politischen Ideen engagieren, die Bärfuss oft so treffend zu beschreiben vermag, scheint er zu wenig zu kennen. Sonst würde er nicht sagen, dass wir in der linken Politik ein "Schnarchnasenproblem" haben und er würde anders über Klima- und Frauendemonstrationen, die Grünen oder die sozialdemokratischen Positionen in der Diskussion zum EU-Rahmenabkommen (kürzlich in einem seiner Blick-Essays) reden (womit ich nicht sagen will, dass es in der Politik überhaupt keine Schnarchnasen gibt, die sich irgendwie als links verstehen.) Er würde wissen, dass sich sehr viele buchstäblich bis zum Umfallen für die Veränderbarkeit genau jener Zustände engagieren, die er beschreibt - also alles andere als Schnarchnasen sind. Wenn schon fehlt es nach meinem Empfinden manchmal eher an produktiver Musse, die es uns erlauben würde, konkrete politische Pläne zu schmieden, um die Ideen, die - wenn ich das richtig verstehe - auch jene von Bärfuss sind, Wirklichkeit werden zu lassen. Mag auch sein, dass wir, die vor allem in der Wirklichkeit der Politik tätig sind, die Wirklichkeit der vor allem in der Kultur Tätigen zu wenig kennen. Vielleicht sollten wir deshalb ganz einfach mehr miteinander darüber reden, was wir alle wirklich tun (guter Vorsatz für 2020). Darüber gegenseitig aus den Medien zu erfahren, ist ja leider oft kein tauglicher Weg. Das macht Bärfuss auch in diesem Interview mit der Republik deutlich.

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Langsam nehme ich Bärfuss ab, dass es ihm um mehr geht, als um intellektuelle Worthülsen am Stammtisch.

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Die Rede zum Büchner-Preis von Lukas Bärfuss fand ich spannend und gut. Seine Auslassungen nun zu den Linken und vor allem den Grünen im „Republik“-Interview sind nur als Ausdruck eines offenbar lang gehegten und nicht mehr hinterfragten Grolls zu begreifen. Einen Gegensatz zwischen „der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen“ und der „Mitmenschlichkeit“ zu konstruieren, zeugt davon; denn diese Konstruktion ist nicht auf der Höhe des von Bärfuss für sich beanspruchten intellektuellen Niveaus. Um wessen Lebensgrundlagen soll es denn gehen, wenn nicht um die der Menschen?
Und der sogenannte vermasselte Wahlsieg der Grünen? Ja, das Ergebnis der National- und Ständeratswahlen war auch für die Grünen überwältigend; aber es war eben „nur“ ein relativer Wahlsieg und kein absoluter. Die Wahlverlierer haben zusammen immer noch eine Mehrheit- und die spielen sie zwecks Machterhalt nun gnadenlos aus, oft mit Unterstützung des frustrierten zweiten Siegers GLP (siehe Bundesratswahlen und viele Abstimmungen in der Wintersession), die darauf hofft, dafür dann anstatt der Grünen mit einem Sitz im Bundesrat belohnt zu werden. Ob diese Rechnung aufgeht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Zu hoffen ist dies nicht.
Wenn sich Bärfuss so eingehend mit der Mechanik der schweizerischen Politik wie mit der Londoner Wahlkreisgeometrie befassen würde, sollten ihm diese Zusammenhänge klar werden.
Schade nur, dass die sonst sehr geschätzten Interviewer bei den paar weniger überzeugenden Äusserungen von Bärfuss nicht mit der nötigen Nachdruck nachgehakt haben.

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„Und warum diskutieren wir nicht die Lebens­arbeitszeit? Die Belastung zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr ist heute höher als zwischen dem 60. und dem 70. Wenn die Kinder klein sind, sollte man gleichzeitig Karriere machen. Wenn wir da mehr Zeit hätten, könnte man doch ab 60 etwas länger arbeiten. Wo sind die guten, vor allem auch linken Vorschläge in diese Richtung? Ich sehe sie nicht, auch international nicht. Das ist tragisch.“
In diesem Punkt stimme ich Bärfuss hundertprozentig zu. Es ist unverständlich, wie konservativ Gewerkschaften und SP auf diesem Terrain agieren. Wo bleiben die Studien, die solche neuen Arbeitszeitmodelle durchrechnen? -
Die Kritik am Zweckartikel der Grünen kann ich zwar bedingt nachvollziehen, auch wenn sie aus meiner Sicht eine sophistisch verkürzte Interpretation der formulierten „Priorität“ ökologischer Aspekte darstellt, aber aus Ecopop, Roger Hallam und besagtem Zweckartikel ein undifferenziertes „totalitär grundiertes“ Ökogebräu zu kreieren, erachte ich nicht als legitim. 1.) Die Grünen waren dezidiert gegen die unsägliche Ecopop-Initiative. 2.) Lackmustest für „humanistische“ Werte: Welche CH-Partei vertritt seit Jahren die menschenwürdigste Flüchtlings- und Migrationspolitik, ohne wie andere auf die sog. „Ängste“ ihrer Wählerschaft zu schielen?

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Skeptic
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Endlich weiss ich warum ich Republik abonniert habe! Love it!

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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"Die bürgerliche Kleinfamilie ist eine geschichtliche Fehl­entwicklung."

Es erstaunt mich immer wieder, wenn die Familie von links kritisiert wird. Die Familie ist nämlich sozusagen eine kleine kommunistische Zelle, in der das gemeinsame Einkommen geteilt und solidarisch gehaftet wird. Das müsste Bärfuss eigentlich gut finden, oder? Vielleicht ist er hier einfach von seiner eigenen Geschichte vorbelastet.

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Wenn ich ihn richtig verstehe, kritisiert er da weniger das Konzept “Familie” an sich als die bürgerliche Kleinfamilie / Kernfamilie. Gegenmodell wären dann vermutlich alle möglichen Varianten von ”extended families” - generationsübergreifend, befreundete Pärchen, wie auch immer.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Das heisst, die bürgerliche Grossfamilie fände er gut?

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Ich denke, die Kritik bezieht sich vor allem auf den Begriff klein. Der Mensch ist darauf eingerichtet in Grossfamilien zu leben, darum ist die isolierte Kleinfamilie so gefährlich. Ohne die soziale Kontrolle von weiteren Erwachsenen, Grosseltern, Tanten, Onkels, Kusinen etc. drohen Meinungsverschiedenheiten oder Überforderung schnell in physische oder psychische Gewalt zu münden.
Aber auch das Leben in Clans kann sehr gefährlich sein, wenn Ehre oder Blutrache ins Spiel kommt.
Das schnelle Erfolgsgefühl das mit Gewaltanwendung verbunden ist, ist gefährlich und musste schon immer durch besonnene Autorität im Zaum gehalten werden. Von daher sehe ich keine Patentlösung. Aber eine Abkehr vom extremen Individualismus wäre schon aus Effizienzgründen zu begrüssen

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Auch mich erstaunt dies. Ich denke diese Haltung kann nur aus eigenen schlechten Erfahrungen entstehen. Das wichtigste ist liebevolle Zuneigung und ob das in der kritisierten Familienform ist, ist einem Kind herzlich egal. Das Pulver eindeutig am falschen Ort verschossen...

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Er spricht schneller als er denkt... und die Journalisten lassen sich davon zu stark beeindrucken. Zu wenig Gegensteuer, zu viel Plattform. Aber nichtsdestotrotz viel Anregendes gelesen.

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Das würde ich als hervorragend gemachtes Interview bezeichnen, wo gut vorbereitete Interviewer mit ihren Fragen zwar Struktur vorgeben, dem Interviewten dann aber genügend Raum lassen, um seine Gedanken auszuführen. Es geht ja um Bärfuss, nicht um Binswanger und M.

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Zu oft lassen sie ihn, Bärfuss, „wettern“. Sie haken zu wenig konkret nach. Sie machen es ihm zu einfach und so erfährt der Leser zu wenig von Bärfuss‘ Charakter. Weshalb ist Kindererziehung zu zweit dumm? Was sind die Alternativen? Was wählt Bärfuss? Sind nach seinem strengen Massstab nicht alle Parteien diskreditiert? Wie sieht gute multilaterale linke Politik aus? Wann gab es gute Politik? Die Leserin erfährt es nicht. Bärfuss’ Sprache ist von Absolutem (alles schlecht, unmöglich, ausschliesslich) geprägt. Leider verpassen es B&M mit weiteren Fragen Differenzierungen reinzubringen... Sie verpassen es zu Beginn Bärfuss zurecht zu weisen. Er vergleicht die Grünen mit der bürgerlichen Mehrheit... hanebüchend. So bleibt ein fader Beigeschmack, dass dieses Interview sowohl für Bärfuss wie auch für die Republik Marketing war.

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Polito- und Germanistik-Student
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· editiert

Erinnere mich noch an den FAZ-Artikel vor 4 Jahren und fühle mich bitzli wie damals: Viel Zustimmung, viel Ablehnung und froh, die paar Minuten Lebenszeit dafür eingesetzt zu haben. Ein aussergewöhnlicher Autor, aber irgendwie einfach nicht auf meiner Wellenlänge. Fand die Fragen oftmals besser als die Antworten, was natürlich auch als Kompliment an die Herren Binswanger und M. verstanden werden darf.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Es ist spannend zu lesen, wenn interessanten und kontroversen Antworten entsprechende Fragen vorangestellt wurden. Spannend, wenn der Interviewer weiss wem er die Fragen stellt. Darum lese ich Republik.

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Personal- und Rechnungswesen
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Vielen Dank für dieses gelungene und aufschlussreiche Interview. Ich halte Lukas Bärfuss für einen äusserst scharfsinnigen Denker und viele Gedankenimpulse gefallen mir ausserdordentlich (SRF-wie Wichtiges gewichtet wird, Kleinfamilie als geschichtliche Fehlentwicklung, für welche Werte einzustehen sich lohnt - um nur einige zu nennen). Gerne mache ich auch ein Kompliment für die passenden Illustrationen.

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Schreib das auf Kisch!
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Das ist doch der Beweis den ich seit den ersten Republik-Tagen gesucht habe! Wenn die Republik ihre permanente feministisch-grüne-linke Filter beiseite legt und auf ABM-Massnahmen verzichtet und die Probleme von allen Seiten ideologiefrei analysiert, sehr ich eine Zukunft. Dann hat sie auch ihre Daseinsberechtigung. Die politischen WüterichInnen müssen zurückgebunden werden. Die guten Aspekte müssen das Sagen haben! Die persönlichen Geister-Kämpfe einer Sybille Berg und anderer sind nicht wirklich relevant und mit der Zeit ermüdend...

Ich stehe kurz davor seit Dürrenmatt und Meienberg wieder ein Buch zu kaufen!!

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Märchentante*onkel
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Wenn Sie seit Dürrenmatt und Meienberg kein Buch mehr gekauft haben, und bei Bärfuss erst kurz davor stehen, wieder mal eines zu kaufen, würde ich Ihnen empfehlen, bis zum nächsten Buchkauf nicht nochmals dreissig Jahre verstreichen zu lassen, weil es dann ganz lapidar zu spät dafür sein könnte.

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Wie A. C. wundere ich mich auch, dass Sie seit Meienberg kein Buch mehr des Kaufes würdig fanden. Ein Leser sind Sie also schon mal nicht. Bärfuss brauchen Sie dann auch nicht.

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Was mutig wäre: Jetzt noch einen an einer Uni selbst erarbeiteten akademischen Grad anstreben/erreichen und nicht nur per Erfolg direkt dozieren zu dürfen. (Das ist sehr privilegiert im Fall. ) In eine Welt eintauchen, die man(n) bisher vor allem eher als einen Konterpunkt des eigenen Narrativs verwendet. Die das Narrativ des "einfachen Primarschülers als bodenständiger und somit weitblickender als die Akademiker" da und dort in Frage stellt. Das würde den Horizont doch noch einmal sehr erweitern und von der immer wieder durchschimmernden Selbstgerechtigkeit etwas abhalten. Ich teile viele seiner Positionen und finde solche Debatten anregend, aber längst nicht alles. Warum die Politik schlechter geworden sein soll, erschliesst sich nicht, in einer komplexeren Welt ist einfach der Anspruch an sie viel höher. Das Ganze noch erschwert durch eine 7/24-Medienunterhaltungsindustrie on- und offline. Und auch der psychologische Anspruch an den einzelnen Menschen steigt in einer komplexeren Welt. Der Anspruch, alle Menschen genauso lieben zu können wie die eigene Familie, ist im Übrigen psychologisch-fachlich ziemlicher Mumpitz: So funktionieren wir emotional nicht. Es gilt, andere "Sicherheitsfaktoren" aufzubauen, die uns erstmal handfest daran mehr hindern, auf Kosten anderer selbstrechtfertigend zu leben. Und mit jeder Generation zu üben, wie sie noch ein Quentchen mehr Ethik rüttelfest verinnerlichen könnte. Bescheidene Schrittchen. Noch zu einem konkreten Detail: Regula Rytz wusste wohl, dass sie keine reale Chance hat, alle strategischen Grünen-AnfängerInnenfehler hin oder her. Wenn die Grünen einmal sehr routiniert sein werden, werden sie von der gleichen Klientele wie Bärfuss dann für ihre strategisch kaltblütige Politik angegriffen werden...

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Personal- und Rechnungswesen
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Liebe Frau P.
Ein Hochschulstudium für Lukas Bärfuss halte ich für Zeit- und Ressourcenverschwendung. Das ist keine gute Idee und überhaupt nicht angebracht. Ich freue mich auf weitere scharfsinnige Rede und Schreibe und denke, im mittleren Alter von seiner Berufung abzuweichen ist völlig unnötig und kurzsichtig.
Freundliche Grüsse!

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Hakte ich bei einen öffentlichen Intellektuellen 2020 für unerlässlich, dass er sich im Denken systematisch wissenschaftlich schult/geschult hat. Als Schriftsteller/Autor ist es nicht nötig, aber er belässt es ja nicht bei dem.

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Torben Stephan
Director KAS Media Asia
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Interessantes Interview. Lustig wird es, wenn Bärfuss seine überhebliche Art nicht mehr unterdrücken kann. Besonders cool seine nonchalanter Seitenhieb auf den Interviewer, indem er Binswanger einen „x-beliebigen politischen Kolumnisten“ nennt. 😂

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Tolle Illustration von Gregory Gilbert-Lodge. Der gestochen scharfe Stil passt gut zur ganzen Aufmachung der Republik. Würde ich gern häufiger sehen, ist aber vermutlich auch einiges teurer als ein Foto-Portrait.

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Lasst uns Mutig sein und das BGE durchdenken anstatt der AHV weitere Krücken zu verpassen.
Kinder zusammen grosszuziehen sei schlecht für alle Beteiligten? Spannend. In welcher Hinsicht erschliesst sich mir nicht ganz?

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Ich mag den Scharfsinn von Ihnen, lieber Lukas Bärfuß. Aber weshalb bei der AHV die alte Jammertour, die die Einnahmen/ Ausgaben der AHV auf althergebrachte Art zementiert statt sie in Frage zu stellen? Statt dauernd darüber zu diskutieren, ob man das Rentenalter (v.a. der Frauen) erhöhen soll, müsste endlich eine Debatte darüber stattfinden: Wirklich neue Finanzierungsquellen anzapfen . Da Bundesrat Maurer systematisch jedes Jahr viel zu hohe Budgets veranschlagt, gibt es in der Schweiz ebenso regelmässig Überschüsse von mehreren Milliarden. Die stapeln sich und WERDEN NICHT ANGETASTET. (Solch hohe Einnahmenüberschüsse sind weltweit sehr selten.) ... Weitere Finanzierungsmöglichkeit: Multis wie zB. Glencore endlich vernünftig und gerecht zu besteuern. ... Weitere Möglichkeit: Schulden machen. Die Schweiz hat einen der tiefsten Verschuldungswerte der Welt. .... Ein Staat funktioniert nicht wie ein privater Haushalt: Du darfst nur soviel ausgeben, wie du pro Monat verdienst und im Kässeli hast. .... Auch Linke fallen häufig in diese Falle, wenn es darum geht, "wir müssen die AHV sanieren"; auch sie diskutieren so, wie wenn ein Staatshaushalt eine Kässeli- oder Sparschweingeschichte wäre. ... Die Schweiz ist, auch ohne Überschüsse, das reichste Land der Welt. Ich erwarte von den PolitikerInnen (dafür werden sie gewählt), dass sie auf eine Gesellschaft, die immer älter wird, originellere Lösungen finden als "Die AHV muss selbsttragend sein, also muss sie Leistungen kürzen". Nämlich einen echten "System change".

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Intellektueller Landarbeiter
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Das Pensionierungsalter nicht zu erhöhen, bzw. nicht (FDP-mässig geschickt formuliert) zu "flexibilisieren", läuft auf eine schleichende Einführung des Grundeinkommens hinaus, und zwar in einem ersten Schritt für alte Menschen, die ein solches Grundeinkommen in den Augen der meisten BürgerInnen unseres Landes "eigentlich verdient hätten".
Und genau DARUM verteidigen die "Bürgerlichen" jeden Meter gegen einen allfälligen Ausbau der Sozialwerke!
Und wie machen sie das am einfachsten?
Indem sie die Militärausgaben erhöhen!
Mit neuen Hightech-Waffensystemen ist sofort alles Steuergeld weg!
Da können die Alten mit ihren Zeitlupenbewegungen und ihren Hör- und Sehschwächen unmöglich folgen...

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Der demokratische Rechtsstaat
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Sie meinen falsch und wahrheitswidrig: „Die AHV ist im Jahr 2036, wenn ich ins Pensions­alter komme, nicht mehr gesichert.“
Sie verbreiten damit Fake News. Hören Sie auf, solch eklatant unwahres zu verbreiten. Ich höre an dieser Stelle auf, ihren Artikel weiterzulesen, denn ich habe diese ewige Verfälschung von Fakten satt.

Lesen Sie gefälligst folgendes nach:
Zit. Doris Bianchi:
„Um eine volle Ehepaar-Rente von 3540 Fr. / Mon. anzusparen, müsste ein Paar in der privaten Vorsorge 810‘000 Fr. ansparen. Bei der AHV dagegen sind es nur 460‘000 Franken.“

Mann / Frau merke sich und „behalte“: (auch wenn die Schule längst abgeschlossen ist): Die AHV als Sozialversicherung enthält ein grosses Element der Solidarität....über Generationen hinweg...für Dich und mich....ansonstenk hätten die guten Wirtschaftsjahre, die der AHV Reserven verschaffte, die Konsequenz gehabt, dass diese Reserven nicht gebildet, sondern direkt den damaligen Prämienzahlenden als Bonus ausbezahlt worden wären. Die AHV ist weltweit die sicherste und BILLIGSTE aller Sozialversicherungen. Wer sie nicht ausbaut, arbeitet für die gewinnorientierten Versicherungen der 2. und 3. Säule, Gewinne, die dem Rentner vorenthalten werden. Dies reduziert massiv Renten und Auszahlungen.

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· editiert

o00o do..ob o00o
(Inhalt verfallen)

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Die AHV ist kein Schneeballsystem, da sie nicht auf die Erzielung von Gewinnen ausgerichtet ist. Es wird nicht versprochen, dass man mehr zurückbekommt als man eingezahlt hat. Bei Schneeballsystemen wird nicht transparent gemacht, wieviel eingezahlt wurde bzw. aus welchen Erträgen die Gewinne ausbezahlt werden. Das ist bei der AHV anders. Schneeballsysteme täuschen die Anleger.

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Statt zu sagen "die AHV ist nicht mehr gesichert" sollte man besser sagen: "Es ist nicht gesichert, dass die AHV auch in Zukunft die Lebenshaltungskosten ganz abdeckt". Denn wenn weniger einzahlen, die Zahl der Bezüger aber gleich bleibt, entsteht eine Deckungslücke, oder die Auszahlungen müssen reduziert werden respektive die Einzahlungen erhöht.
Aber die AHV ist immer noch die sicherste Alterssicherung mit dem geringsten Verwaltungs-Overhead.

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· editiert

Die AHV-Maximalrente 2019 beträgt bei Einzelpersonen 28'440.-/Jahr, für Ehepaare 42'660.-. Minimalrente ist bei Einzelpersonen die Hälfte der maximalen, bei Ehepaaren 28'440.-.
Die AHV-Rente reicht schon heute nicht aus, um die Lebenshaltungskosten ganz abzudecken. Wer weder Vermögen noch anderes Einkommen hat, hat Anrecht auf Ergänzungsleistungen. Ihrem letzten Satz ist trotzdem zuzustimmen.
Was aus meiner Sicht nicht stimmen kann, ist Bärfuss Angabe, er bezahle als Selbstständiger 11% seines Bruttoeinkommens an die AHV. Der Maximalsatz beträgt 2019 9.65%.

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Ich hoffe das irgendwann wieder richtige Politik gemacht wird und dann sollten solche Menschen wie der Bärfuss das Zepter in die Hand nehmen. Die jetztige Politik dient nur noch der Wirtschaft und macht alle Bürger unsicher und wütend. Es fehlt die Weitsicht um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Politische Elite schnallt nicht das die Bürger langsam aber sicher sauer sind. Wir Schweizer sind ja da noch zimmlich zurückhaltend wenn man zb. nach Frankreich schaut....

„You can fool some people some times but you cant fool all the people all the time“
Bob Marley

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Anderer
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Dass Lukas Bärfuss die Versuchung widersteht, Politiker zu werden, hoffe ich doch. Die Schweiz würde einen wichtigen Propheten verlieren.

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sirius
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er tut uns gut

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Irgendwie musste ich beim Lesen, zumal nach ungefähr elf Minuten, an meinen Kollegen Hegel denken, aber im gleichen Augenblick spürte ich den dialektischen Blick von Karl Marx hinter mir und gegen Ende des Interviews fragte ich mich ernsthaft, ob Che damals an Fichte, Schelling oder Hegel gedacht hatte, als er sagte, wir sollen realistisch sein und das Unmögliche versuchen. Ich gehe kurz in die Küche und frage Rosa Luxemburg, ob Bärfuss' Kinder heute in unserer Kita mitessen können. Ach, es wäre doch alles so einfach. Man muss nur wollen.

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Herr Fankhauser, anscheinend habe Sie sich nicht einmal die Zeit genommen,sich kurz die Webseite von KenFM anzuschauen. Dann hätten Sie festgestellt dass (nebst vielen weiteren) folgende Persönlichkeiten, die auf ihrem Gebiet Herausragendes geleistet haben oder immer noch leisten, mit Ken Jebsen sogar stundenlang gescheite Gespräche führten. z.B.:

-Arnold Hottinger
-Jean Ziegler
-Rita Süssmuth
-Manfred Spitzer
-Bernd Erbel
-Eugen Drewermann
Man findet auch Verlinkungen zu Interviews mit Yanis Varoufakis usw.
Haben sich all die erwähnten Gesprächspartner nun "eine grosse Hypothek" aufgeladen?
Ein Journalist, der wohl ein weniger verspanntes Verhältnis zu "Querdenkern" hat als Sie, stellte einmal fest dass Ken Jebsen eigentlich nichts anderes macht als gutes altes Bildungsfernsehen. Die Scheuklappen ablegen und ausgetretene Denkmuster hinterfragen wäre doch ein guter Neujahrsvorsatz.

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Verlegerin
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Ich habe das Interview noch nicht fertig gelesen, finde es bemerkenswert erkenntnisreich und antworte auf ein Detail zur Bundesratskandidatur der Grünen, auf deren Liste ich selber kandidiert hatte. Dass Frau Rytz ihre Bundesratskandidatur vor der Presse allein verkündet hatte, war mir gar nicht aufgefallen. Jede/-r Grüne steht im Bekanntenkreis allein, statistisch gesehen. Eine Verwandte von mir hingegen hat es als unsympathisch empfunden. An der Reaktion der Parteien liess sich ablesen, dass das Um-sich-Scharen von Leuten ein kultureller Code ist, der Macht und Popularität ausdrückt - ein Code, den Frauen erst einmal sich einverleiben müssen. (Bisher genügte es, als Frau "einen Mann gefunden" zu haben, um nicht als radikal zu gelten - ich hoffe, der Ausdruck aus den 70er Jahren ist in Anführungszeichen grotesk genug dargestellt.) Die grünliberale Partei hingegen wollte abgeholt werden und die Kandidatin mitbestimmen, was als Wunsch nicht untragbar ist, aber weit weg nach den grünen Anstrengungen, an die Spitze zu gelangen. Erfordernisse der Öffentlichkeit (Auftreten, Popularität) und private Stärken (Klugheit, Beharrlichkeit, Risikobereitschaft) vermischen sich und schliessen sich gegenseitig aus.

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Lukas Bärfuss propagiert und verteidigt, aus seiner Perspektive, einen "Idealzustand". DER Idealzustand ist in der Realität unerreichbar. PolitikerInnen dagegen, in einer völlig anderen Funktion, vertreten aus ihrer Perspektive ebenfalls einen "Idealzustand", wissend, dass nur Kompromisse mit andern Perspektiven eine Annäherung an diesen ermöglichen. Nicht bereit, Kompromisse einzugehen, scheitern sie.

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Grossartiges Interview! Selten jemanden gelesen, der so hageldicht so viele grundrichtige und intelligente Sachen sagt!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, bio blumen & gemüse
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· editiert

102 Kommentare inzwischen - der Mann polarisiert offensichtlich. Oder anders: bringt Debatten in Gang. Gut so! Ausserdem kann ich irgendwas gut nachvollziehen daran. Den Ton vielleicht.

Gleichzeitig beziehe ich mich nun noch auf einen relativ frühen Kommentar, den ich folglich wohl stundenlang suchen müsste. — Da stand, sinngemäss (aus der Erinnerung), ein Vorschlag, dass Bärfuss doch allenfalls mal ein Studium noch anschliessen möge, anstatt [anstatt was, ist mir entfallen]. — Tolle Idee! Ein gestandener und ja doch sehr erfolgreicher Literat sollte also bitte doch noch ..., bevor er sich denn wieder äussern möge. So ungefähr. Echt gut. Denn:
—> Im Umkehrmodus dürfte nur noch Arbeitspsychologie oder -ethnologie, Soziologie, Jura, Ökonomie etc. studieren bzw. dazu publizieren, wer mindestens drei Jahre zu je gleichen Teilen Putzarbeiten in diversen Umfeldern, Arbeiten auf dem Bau, Fabrik-, Büro-, Spital- und unbezahlte Carearbeit selber geleistet hat; Ökologie nur mit Biogarten- und Landwirtschaftspraktikum - Beleuchtungstechnik nur, wer selber schon mal Insekt war. Medizin nur noch nach Hilfspflege, Heilpflanzen-Garten und mindestens eigenem Beinbruch oder sowas. Nicht übel - beinahe genial sogar. Ist mir nicht mal ganz unernst!

Die Illustrationen - für sich genommen toll anzuschauen, wenn nicht gar Meisterwerke - haben mich, vielleicht aus ähnlichem Grund, eher irritiert: Ein Mix aus alten Gialli, Jerry Cotton oder so, aus Hipster, Dandy und Banker.

Bei der Interview-Lektüre lag neben mir noch „Der Bund“, eine Feuilletonseite zu CH-Preisträger•innen, gefaltet bei den Fotos und Portraits von Stamm und Bärfuss. Möchte wetten, aus der gleichen Fotoserie, die hier die Vorlage abgab, wenn hier auch kein rares Lächeln über den Lippen. Trotzdem: gleiche Kopfneigung, gleiche Blickrichtung, gleiches alles.

Allerdings: statt alte, seit Jahr(zehnt?)en gleich ausschauende Jacke, darunter schief sitzender Kragen irgend eines wohl wärmenden Teils, offenbar eher nicht Leder, wie ich erst dachte, hier die perfekt sitzende Krawatte und Stehkragen. Weshalb mich das so sehr irritiert, weiss ich selber nicht genau - die Qualität der Illustrationen ists sicher nicht. Also was sonst? Vielleicht das vollkommen unnötige Rausputzen. Aber ja, sind nur Äusserlichkeiten. Das Interview selber hat nen enormen Drive. Toll.

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... wann & warum hatten wir jemals gute linke Politik in Ost & West ..?
... warum sind Karieristen aus Politik & Wirtschaft stets überprivilegiert/-vertreten mit
Macht & Privilegien gegenüber darbender Bürger-innen ..?
... neue geldfreiere Wertesysteme sind da wohl unausweichlich für real bessere Zeiten ..!

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Sehr erhellend und berührend, wie er dem nichtbürgerlichen Individuum das Wort redet. Nur an einem Ort etwas fast Reflexartiges: Er setzt die Familie mit der bürgerlichen Kleinfamilie gleich, und die sei eine Quelle des Leidens für alle, und so ein historischer Irrtum. Zehn Zeilen später das Lob der bedingungslosen Zuwendung, wie Eltern sie ihren Kindern geben. Wie ist es denn jetzt genau?

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Gespenstisch: die Welt von den Sozialdemokraten über die Grünen bis zur NZZ besteht aus Halbschuhen und Vollidioten, nur einer blickt durch, Bärfuss selber. Und was bietet seine Suada hochtrabender Selbstgerechtigkeit? Zwei halbgare Ideen zur AHV, das Witzwort Schuldenmachen und einen völlig verblasenen Internationalismus. Zum Rahmenabkommen, das er so wichtig findet, sagt er kein Wort und die Interviewer lassen ihm das durch. Sein Liebling Hegel hielt übrigens vom subjektiven Schimpfen gegen alles und jedes nicht eben viel, er fand das Wirkliche vernünftig, sein linkshegelianischer Jünger Marx übrigens auch.

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Der demokratische Rechtsstaat
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Sie meinen falsch und wahrheitswidrig: „Die AHV ist im Jahr 2036, wenn ich ins Pensions­alter komme, nicht mehr gesichert.“
Sie verbreiten damit Fake News. Hören Sie auf, solch eklatant unwahres zu verbreiten. Ich höre an dieser Stelle auf, ihren Artikel weiterzulesen, denn ich habe diese ewige Verfälschung von Fakten satt.

Lesen Sie gefälligst folgendes nach:
Zit. Doris Bianchi:
„Um eine volle Ehepaar-Rente von 3540 Fr. / Mon. anzusparen, müsste ein Paar in der privaten Vorsorge 810‘000 Fr. ansparen. Bei der AHV dagegen sind es nur 460‘000 Franken.“

Mann / Frau merke sich und „behalte“: (auch wenn die Schule längst abgeschlossen ist): Die AHV als Sozialversicherung enthält ein grosses Element der Solidarität....über Generationen hinweg...für Dich und mich....ansonstenk hätten die guten Wirtschaftsjahre, die der AHV Reserven verschaffte, die Konsequenz gehabt, dass diese Reserven nicht gebildet, sondern direkt den damaligen Prämienzahlenden als Bonus ausbezahlt worden wären. Die AHV ist weltweit die sicherste und BILLIGSTE aller Sozialversicherungen. Wer sie nicht ausbaut, arbeitet für die gewinnorientierten Versicherungen der 2. und 3. Säule, Gewinne, die dem Rentner vorenthalten werden. Dies reduziert massiv Renten und Auszahlungen.

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Urs Loppacher
Gewerkschafter, Genossenschafter
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Danke Frau Fichter. Nicht nur die Kritik in Bausch und Bogen am Parteiprogram der Grünen und "der langfristigen Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen" greift zu kurz. Ich sehe in Bärfuss' Grünen- und Linken-Bashing viel Überheblichkeit, wenig brauchbare Analyse und Mut schon gar nicht. Es ist ein bisschen einfach, alles Scheisse zu finden und keine Vorschläge zu haben.

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Danke für das aufschlussreiche Interview. Ich schliesse aus, dass es Absicht war, Bärfuss zu demontieren. Aber mit seinen Aussagen schafft er das locker, gegen den Widerstand der Interviewer. Ich fand schon seinen FAZ-Artikel vor vier Jahren wenig bahnbrechend: es brauchte dazu weder analytischen Scharfsinn, noch Mut. Der Populismus der Jubelhelvetier war ja schon damals weder etwas Neues noch gar Unerforschtes. Seine Aussagen über Schweizer- und internationale Politik sind voll von Widersprüchen und Gemeinplätzen. In einzelnen Punkten mag er durchaus recht haben - die BR-Pressekonferenz von Regula Rytz war tatsächlich ein Desaster. Aber viele seiner Einwände sind nichts weiter als ein Beweis von Klischeedenken, Überheblichkeit und Oberflächlichkeit. Bärfuss outet sich als klassischer Intellektueller, der vorgibt, über den Dingen zu stehen; ein Snob, der sich nicht in die Niederungen der Tagespolitik begibt und den dort Aktiven besserwisserische und bisweilen herablassende Ratschläge erteilt.

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· editiert

Seine Aussagen über Schweizer- und internationale Politik sind voll von Widersprüchen und Gemeinplätzen.

Genau das musste ich während der Lektüre dieses leider ziemlich müssigen Interviews auch denken. Dieses Gespräch wird dem Kernanspruch der Republik – No Bullshit – schlichtweg nicht gerecht. Zeitverschwendung.

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