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Ein sehr wichtiges Thema. Doch leider ist die Autorin bereits in der Einleitung der Rohstofflobby auf den Leim gegangen. Übersetzt heisst das doch: Ihr wollt doch die erneuerbaren Energien (EE) und die Elektrifizierung der Mobilität, also lasst uns jetzt die Manganknollen einsammeln.

Ausbeutung der Ressourcen, Zerstörung der Natur, Kinderarbeit und Profite den Konzernen, die Schäden der Allgemeinheit, haben mit EE und EMobilität zunächst mal nichts zu tun, denn auch ein Konzept ohne EE und EMobilität benötigt riesige Mengen an Ressourcen.

Lösen kann man dieses Problem primär nur, wenn Ressourcen als ein Gemeingut ALLER Menschen betrachtet wird und es einen hohen Preis (Dividende) hat, der an ALLE Menschen zurückverteilt wird. Es darf keine Rolle spielen, auf, in oder unter welchem Staat die Ressourcen zufällig liegen.

Der hohe Preis begünstigt eine Kreislaufwirtschaft, weil das Recycling sich dann lohnt, wenn die neu abgebauten Rohstoffe möglichst teuer sind. Und dabei sind auch die EE und die EMobilität ein wichtiges Element, denn nur diese ermöglichen eine Energiewirtschaft, welche Rohstoffe benutzt und nicht verbraucht.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Sehr geehrter Herr B., vielen Dank für Ihren Beitrag. Ihre Expertise in der Elektromobilität ist unbestritten, aber der Autorin vorzuwerfen, sie sei der Rohstofflobby «auf den Leim gegangen» ist nicht nur unfair, sondern falsch. Sie spricht in ihrer Einleitung nicht von einem Entweder-oder, sondern von einem Sowohl-als-auch. Als Wissenschaftsjournalistin hat sie mit beiden Seiten gesprochen und zeigt letztlich in ihrem Text ein Dilemma auf.

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Leider ist es schon so, dass heute sehr viele Leute der Rohstoff-Lobby auf den Leim gehen: dieselben Leute, die jahrelang bedenkenlos mit Verbrennungsmotoren unsere Kinder vergiftet habe, unser Klima aufgeheizt haben, unsere Meere verschmutzt haben, Ländern diktatorische Regimes verordnet haben, genau diese Leute sind plötzlich unglaublich umwelt- und sozialbewusst wenn es um Lithium geht. Das nur in ganz geringen Mengen überhaupt benötigt wird. Das im Prinzip rezykliert werden könnte.
Nur ganz zufällig besitzen diese Leute auch noch Aktien in den Oelmulties. Aber nein, sie haben natürlich keine Interessenskonflikte.

Das alles riecht doch stark nach Manipulation.

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Nun, die Autorin schreibt: "ohne sie ist die Energiewende nicht zu schaffen". Wie auch bereits S. Brüggemann schreibt, stimmt das einfach nicht.
Ich hätte auch nichts dagegen, wenn der irrsinnige und wachsende Ressourcenverbrauch unserer Lebensweise erwähnt würde. Aber ausgerechnet die EE und die EMobilität als Aufhänger zu nutzen, führt nur dazu, dass der weniger gut informierte Leser schlussfolgert: "Lieber doch kein Elektroauto" (falls er sowieso ein Auto kauft; besser wäre ja, keins zu kaufen).

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Spannender Beitrag, herzlichen Dank für die umfassende Recherche!

Was ich jedoch keinesfalls so stehen lassen möchte, sind die "begleitenden" Rechtfertigungsnarrative bzw. -projektionen, weshalb die Energiewende nicht ohne Tiefsee-Manganknollenabbau zu schaffen sei – also Aussagen wie diese:

Für die grüne Energie­wende braucht die Welt Metalle. Die Produktion von Kobalt, Lithium und Grafit müsste bis 2050 um mehr als 450 Prozent wachsen, rechnet die Weltbank vor. Deep Green sieht sich der Aufgabe gewachsen und behauptet, genug Mangan­knollen liefern zu können, um 250 Millionen Autos zu elektrifizieren.

Solche Vorhersagen sind immer hochpolitisch – und die zugrundeliegenden Annahmen zentral. Ich vermute, die Weltbank-Szenarien sind Müll, weil sie auf Prämissen eines stupiden Individualverkehrsmodells und simpler Hochrechnungen heutiger Nachfragewerte basieren.

Zwei (von zahlreichen möglichen) Gründen, weshalb die Nachfrage nach Kobalt und Co. nicht explodieren muss, um die Energiewende zu schaffen:

  1. Akkus brauchen nicht unbedingt Kobalt. So gibt es bereits extrem vielversprechende Prototypen, die statt einer Nickel-Kobalt-Kathode eine aus Schwefel einsetzen.

    Wie war das nochmals bei all den Prognosen aus liberalen Think Tanks und anderen Wirtschaftsinteresseorganisationen wie der Internationalen Energieagentur zum Potenzial bzw. zur Entwicklung der Solarenergie vor zwei Jahrzehnten?

  2. Das Autmobilitätsmodell der Zukunft muss ganz klar autonomes Car-Sharing heissen – womit der Menschheit nicht bloss fett Lebenszeit geschenkt würde, die sie heute vor dem Steuer (und nicht selten im Stau) verbrät, sondern wir auch wegkämen vom Modell des Individualbesitzes der Blechkisten. Letzteres macht aus einer Makroperspektive null Sinn und ist die Ressourcenverschwendung schlechthin. Wieso zum Teufel fällt es so schwer vom Gedanken wegzukommen, dass man(n) ein eigenes Auto besitzen müsse, dass dann 95+% der Zeit nur rumsteht und Parkfläche beansprucht?

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Es gibt jetzt schon ganz passable Akkus ohne Kobalt und Nickel: LiFePo4 oder oft auch abgekürzt als LFP. Die Energiedichte kann (noch?) nicht ganz mit klassischen Li-Ionen Akkus mithalten, aber ist durchaus gut genug für elektrische PKWs. Tesla baut solche Batterien jetzt schon in gewisse Model 3's ein.

Aber das grundsätzliche Problem ist doch die Herangehensweise: Irgendwie den zukünftigen Bedarf extrapolieren, dann hochrechnen wie viel Material man dafür braucht. Es muss doch in einer Welt begrenzter Ressource umgekehrt sein: So viel Metal, so viel Energie können wir einsetzen, wie setzen wir diese Ressourcen ein um möglichst hohen Wohlstand für alle zu generieren? Wie genau wir diese Frage beantworten ist noch offen, aber Kleinkinder mit dem Chevy Suburban zur Kita Fahren gehört sicher nicht dazu.

PS: Nachdem wir dann auch den Meeresgrund ausgebeutet haben wartet schon "the final frontier": Bergbau im Weltraum.

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Danke für eure Kommentare. Das sind sehr wichtige Punkte. Der Schritt in Richtung Sharing und Kreislaufwirtschaft sowie eine Umstellung im Lebensstil werden den Bedarf an diesen Metallen sicherlich verringern. Und wir sehen bereits eine Verschiebung. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf neue Prognosen, die die wandelnde Nachfrage verdeutlichen.

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Genau! Die Energiewende ist nur zu schaffen, wenn wir weit über den Ressourcenverbrauch hinaus denken.
Gerade das "autonome Car-Sharing" zeigt, dass wir unbedingt auch vom Arbeitsplatzdenken wegkommen müssen. Das Paradigma der Erwerbsarbeit ruiniert den Planeten: der-betrogene-arbeiter

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Danke für diesen Kommentar. Genau diese Frage stand bei mir offen. Ansonsten fand ich den Artikel wirklich sehr gut. Ich hatte keine Ahnung von diesem Thema, und es wurde mir klar und spannend vermittelt!

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Akkus brauchen nicht unbedingt Kobalt

Richtig. Es gibt sogar einen Akku, der verwendet Kochsalz und Nickel, ist also unbedenklich und rezyklierbar, und wird sogar in der CH hergestellt.
Googeln sie nach ZEBRA Batterie oder direkt beim Hersteller:

https://www.fzsonick.com/

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Die Autorin fragt "Wie hoch darf der ökologische Preis für eine saubere Energiezukunft sein?"
Darf man so fragen? Als ob wir den Preis der Energiewende festlegen könnten?
Obwohl uns dieser Preis faktisch schon längst aufgezwungen wird.
Wäre es nicht dringend notwendig, über eine Vollkostenwirtschaft nachzudenken? Eine Wirtschaft, in der die vollen Kosten jeder zivilisatorischen Handlung vom Verursacher bezahlt würden? Ganz im Sinne ach so vieler Verfassungen?

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Klimaverantwortlicher
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Ja klar,
wäre toll wenn es so einfach wäre. Der Grundwiderspruch ist dass die Tiefsee-Reserven nun wirklich das Gegenteil von renewable sind. Die derzeitige Batterie- und Antriebstechnik kann nur eine Brückentechnologie sein; für die Speicherung beginnt bereits der Umstieg auf Wasserstoff-Wirtschaft. Und wie essenziell die Reserven auf dem Meeresboden denn noch sein werden wenn sie dereinst wirklich gefördert würden ist schwer abschätzbar.
Das Versprechen der Industrie, eine momentane Bedarfsspitze auch momentan abdecken zu können ist schlicht nicht einhaltbar und insofern dann wohl zwecks Wachstumsprognose gelogen.
Und je hastiger der Anbau vorangetrieben wird, um so grober werden die Methoden zwangsläufig werden. 15 cm Meeresboden einfach absaugen, wie rückständig ist das denn bitte? Das ist die Denke von Ingenieuren die unter Zeit- und Kostendruck arbeiten und entwickeln müssen. Dabei ist rückblickend immer nur Mist herausgekommen.
Es wäre begrüssenswert wenn wirklich fortschrittliche Technik zum Einsatz käme, die wie ein wie ein guter Pilzsammler die leckeren Sachen einsammelt ohne den Rest zu zerstören. Sowas geht, die Landwirtschaft macht es vor - Mustererkennung, fortschrittliche Robotik, läuft alles schon. Aber quasi einen Braunkohlebagger auf den Meeresboden zu stellen - was für eine Schnapsidee!

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Beim zweiten Teil Ihres Beitrages sehe ich das auch so.
Passen Sie aber auf, eine Wasserstoffwirtschaft würde drei bis fünf mal mehr Windgeneratoren und Solarpanels benötigen. Zudem gleichviel Elektromotoren in Fahrzeugen und auch eine ganze Menge Batterien. Keine Technologie ist für sich alleine der Heilsbringer, auch nicht der Wasserstoff.

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Daniel Reichenbach
Filmer, Fotograf
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Es kann natürlich nicht sein, dass wir den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Nichts rechtfertigt einen weiteren derart massiven Eingriff ins Ökosystem mit unbekannten Folgen. Dann müssen wir uns eben andere Technologien ausdenken. Findige Köpfe gibt’s genug. Die Forschung beweist aktuell bei der Suche nach dem Covidimpfstoff, dass es durchaus möglich ist, innerhalb kürzester Zeit Lösungen zu finden, wenn Wille und Geld da sind.

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Einverstanden, sofern Lösungsansätze über den rein technologischen Ansatz hinaus gehen dürfen. Wir sollten vielleicht mal generell über unsere Überflussgesellschaft nachdenken.

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Mir scheint, dass von den Protagonisten dieser Gold-Rush-Strategie einmal mehr die ewig-gleiche, eindimensionale Tunnelblick-Betrachtung zementiert wird. Nicht der leiseste Life-cycle-assessment (LCA)-Ansatz (bzw. „Cradle-to-Grave“ -Bewertung), bei dem von der Gewinnung des Rohstoffes aus der Erde über die Herstellung & Produktverwendung bis zu Recycling & Entsorgung sämtliche Schritte erwogen und in eine Gesamtbetrachtung miteinbezogen werden. Bloss „alter Wein in neuen Schläuchen“ mit den gewohnten blinden Flecken bzw. nicht kalkulierbaren Risiken & Nebenwirkungen also?

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Wie viel % von der jährlichen Kupfer und Kobalt-Produktion fliesst in die erneuerbare Energie-Branche? Wenn ich dazu keine gewichtige Antwort habe, mag ich keine „reisserische“ Problematisierung von Solar- und Windkraft.
Ob mit Diesel, Kohle oder Solarstrom braucht die Elektrifizierung Kupfer, ok. Sollte die in den jüngsten Jahren recht erfolgreiche Elektrifizierung Afrikas aufgehalten werden, weil wir in Europa schon alles (sauber abgebaute?) Kupfer verbraucht haben?
Etwas über potentielle Schäden der Meeresboden-Nutzung zu lesen ist horizonterweiternd, danke, aber Pro- und Contra könnte aus meiner Sicht besser ausgewogen werden.

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Da schlägt wider mal der NZZ-Journalismus durch. Mangan wird hauptsächlich für Stahl- und andere Metalllegierungen verwendet, Kobalt-bis anhin- vor allem für Legierungen, Katalysatoren in der Chemie (u. a. Entschwefelung von Brenn- und Treibstoffen). Aber Hauptsache man erwähnt -mehrmals- die bösen Erneuerbaren Energien und Elektromobilität.
Dass die Seltenen Erden oder Kupfer aus einem Motor oder einem Windkraftgenerator zu 95-99% rezykliert werden muss man dann auch nicht mehr erwähnen.
Hauptsache die Umweltzerstörung wird mit Erneuerbaren und mit Elektromobilität in Zusammenhang gebracht. Aber absichtlich (!) nur damit, ja nicht Gasturbinen, Schffsbau, Stahlbau, Automobilbau,......

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Sehr interessanter Artikel - vielen Dank. Es stellt sich auch einmal mehr die Frage nach dem Umgang mit den Commons. Sollten wir diese Frage nicht sinnvoller - im Rahmen des Klimawandels und im Rahmen einer gemeinwohlorientierten, zukunftsfähigen Ökonomie - lösen können als aktuell, wird dieser Raubbau am Meeresboden wohl kaum zu stoppen sein. Halten Sie auf dem Laufenden!

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(durch User zurückgezogen)