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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Danke für den behutsam und gut zusammengestellten Beitrag. Weil so wenig darüber bekannt ist, kursieren über jedwede Form von Autismus vor allem auch Klischees und falsche Annahmen. Es erleichtert mich, dass die Republik auch hier genau hinschaut und aufschreibt.

In praktisch allem, was Sara beschreibt, finde ich mich wieder. Mir hilft beim Thema 'Umgang mit meiner nicht-autistischen Unwelt' die Idee der unterschiedlichen Kommunikationskulturen: Es gibt die sogenannte neurotypische (Mehrheits)Kommunikationskultur und eben die sogenannte neurodiverse Kommunikationskultur (z.B. die der Austismusspektrumsdiagnostizierten). Die Kulturen beinhalten neben den reinen Worten noch die Sub- und Metabenen der Worte, den ganzen Bereich der Körperhaltung beim Sprechen plus die ungeschriebenen Regeln des Sozialverhaltens usw. usf., wobei genau die Ebenen jenseits der reinen Worte bei 'uns' praktisch keine Rolle spielen (auch wenn das kaum nachzuvollziehen ist in dieser Gesellschaft).

'Neurotypisch' ist für mich wie eine Fremdsprache, die ich (zwangsläufig!) erlernt habe und deshalb anwenden kann - Fremdsprache wird es immer bleiben. Fremdsprache/fremde Kommunikationskultur heisst auch, dass es kein intuitives Verstehen/Anwenden wie bei der Muttersprache gibt (allem geht Reflexion voraus/alles wird durch permanente Reflexion begleitet, ob mein Verhalten angemessen ist usw). Entsprechend anstrengend ist es, sich in der anderen Sprache/Kommunikationskultur zu bewegen. Bestimmte Aspekte - beispielsweise Augenkontakt - verwende ich nur im beruflichen Kontext, weil es da notwendig ist.

Sprache heisst für mich auch nicht zwingend gesprochene/Wortsprache, sondern kann Bildsprache/Bewegungssprache usw. sein. Meine Muttersprache ist Bild (in jedweder Form).
Ein Beispiel für das 'fremd fühlen' ist oft, sich vorzustellen wie es wäre, ohne Vorbereitung, nähere Erklärungen und Hilfestellungen plötzlich in Japan oder China leben zu müssen.

All das verstehe ich erst seit der späten Diagnose mit Anfang 40. Die war eine Erlösung und hat mir quasi eine Gebrauchsanweisung für mich selbst gegeben, so dass ich mittlerweile sagen kann: Ich mag meine Wahrnehmung der Welt.

Edit - Ps: die Unwelt ist ein Vertippser, den ich allerdings stehen lasse, da sich ein Folgekommentar darauf bezieht.

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Liebe Frau B., danke für Ihre ergänzenden Worte. Sie helfen mit, dass die nicht-autistische Unwelt (wohl ein Verschreibsler, der mir jedoch sehr gut gefällt, weil die Mitwelt wohl oft genau das ist: eine Un-Welt) besser versteht und entsprechend kommunizieren lernt. Und lernt, die Diversität zu schätzen statt abzustempeln und vielleicht werden sogar einmal erdrückende Normen aufgeweicht und wir bewegen uns auf einander zu, anstatt immer neue Grenzen zu ziehen. Das wäre doch für alle befriedigender.
Alles Gute Ihnen!

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Theologin/Pfarreiseelsorgerin
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Zunächst Danke und dann: ja, es ist tatsächlich ein Vertippser! - Ich würde auch nicht von Un-Welt sprechen sondern eher so: die Mitwelt (der Begriff gefällt mir ausserordentlich) ist mir oft unverständlich in ihrem Handeln und Interagieren - sie ist mir dann der fremde Planet, von dem oft im Zusammenhang mit Autismusspektrumsstörungen gesprochen wird.
Ich bin sehr froh, dass ich neurotypische Freunde und Freundinnen habe, die mir dann jeweils die Übersetzung liefern, wenn ich selber nicht mehr weiterkomme. In die andere Richtung übersetze dann ich. - Ich bin der Überzeugung, dass es allen gut täte, wenn achtsamer und bewusster mit Kommunikation umgegangen würde, weniger ge/bewertet würde und hin und wieder überlegt würde, ob man tatsächlich immer alles sofort richtig verstanden hat - ich kann letztlich nie wissen, was im Gegenüber wirklich vor sich geht. Also sollte die Kommunikation entsprechend gestaltet werden. Ihnen ebenfalls alles Gute!

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Danke vielmals für diesen sehr sensiblen und achtsamen, äusserst wertvollen Beitrag!

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Danke für diesen Beitrag. Ich habe beruflich immer wieder mit diesem Thema zu tun und hatte in meinen frühen Berufsjahren schlimme Dinge um Autismus gesehen, welche kaum ertragbar waren. Umso mehr finde diesen einfach formulierten Beitrag sehr schön.

Ich bin der Republik dankbar, und das ist mit ein Grund, dass ich von Anfang an dabei bin, dass sie nebst den verschiedenen Formaten auch verschiedene Sprachen zulassen. Es kann nicht sein, dass die Beiträge sprachlich so abgehoben sind, dass sie kein Mensch mehr versteht.
Die Sprache in diesem Beitrag passt zum Thema und geben viel "Luft" zum Nachdenken.

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danke für diesen weiteren artikel zum thema neuro-diversität! sie sind sehr nötig.

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Ein wunderbarer, berührender Text. Vielen Dank dafür!

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Sorry, aber der erste Abschnitt liest sich, wie wenn er in einfacher Sprache geschrieben wäre. Wollen wir unsere Sprache wirklich so verkümmern lassen?

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Falls sie sich je die Mühe gemacht haben, sich mit leichter Sprache auseinanderzusetzen, was ich bezweifle, dann wüssten sie, dass es enorm anspruchsvoll ist Texte in leichter Sprache zu verfassen.
Meine Tochter hat das Down-Syndrom. Das bedeutet, dass ihr Kurzzeit-Gedächtnis kleiner ist. Damit kann sie so verschwurbelte Sätze, wie mein erster hier, nur sehr schwer verstehen.
Viele Texte unseres Alltags, auch hier in der Republik, sind unnötig kompliziert. Damit schliessen wir viele Menschen aus. Das ist bedauerlich. Es ist eine Alltagshürde, wie eine Stufe für Rollstuhl-Benutzer.
Von verkümmern würde ich eher sprechen, wenn ich kaum verständlich Texte aus Akademikerkreisen lesen muss.

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ich gehe mal davon aus, dass die autorin diese stelle mit absicht so geschrieben hat und nicht nur, weil sie richtig gendern wollte. denn der rest des artikels liest sich ja sehr flüssig.

und ich bin langsam etwas müde, immer wieder das gleiche argument gegen gendern zu lesen (wobei es hier wieder einmal mehr anomym platziert wurde). erstens verändert sich sprache schon immer und ich bin froh, dass wir nicht mehr verschwurbelte alt-deutsche sätze bilden müssen. zweitens braucht es meiner meinung nach schon eine gehörige portion empathielosigkeit, um dem wunsch einer person (geschweige denn der hälfte der bevölkerung) nach inklusiver sprache nicht nachzukommen.

an die republik: ich fände es schön, ihr würdet euch als „progressives medium“ auch bald für eine klare genderinklusive sprache entscheiden. das abwechselnde maskulin und feminin genügt mir persönlich nicht!

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Nicht einverstanden. Ich finde die Lösung der Republik sehr elegant. Dadurch, dass immer abgewechselt wird, weiss die Leserin, dass immer beide gemeint sind, ohne dass eine Nennung dominiert. Der Lesefluss bleibt ausserdem erhalten und nicht gestört. Ich habe deshalb dieses Prinzip auch für meine private Komunikation übernommen.

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Da stimme ich zu!

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Der Rest des Artikels ist zum Grossteil auch ein Interview - dort von der Interviewten Person als 3. Person zu sprechen, wäre seltsam.

Ich hatte in meinem Kommentarentwurf zuerst tatsächlich noch angefügt, dass ich es verstehe, dass die Autorin die Präferenzen der Interviewpartnerin respektiert und ihren Text dementsprechend gestaltet. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Text dadurch wie in "leichter Sprache" verfasst erscheint. Von der Republik bin ich mir anspruchsvolleres gewohnt - und das erwarte ich ehrlich gesagt auch!

Bezüglich "Hälfte der Bevölkerung wünscht sich 'inklusive' Sprache": in einer Umfrage vom Tagi in 2021 ist das generische Maskulinum die meistgewählte Option. Zusammen mit den Optionen 'Nennung beider Geschlechter' und 'Wechsel der Geschlechter' kommt man auf über 60%. Lustigerweise ist bei den weiblichen Antwortgebern das generische Maskulinum mit fast 60% ausgeprägter als über die gesamte Antwortbasis. Woher Sie also den Punkt mit der "Hälfte der Bevölkerung" haben, müssten Sie schon nachreichen.

Ich persönlich finde das generische Maskulinum aus diversen Gründen ausreichend, finde aber die Art der Republik, dieses Thema zu behandeln, akzeptabel und nicht störend. Darf also so gerne beibehalten werden.

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der erste Abschnitt liest sich, wie wenn er ...

Ihr Beitrag liest sich, als wäre er in einfacher Sprache geschrieben.

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(durch User zurückgezogen)
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Als Vater einer Tochter, welche auf unterstützte Kommunikation angewiesen ist, bin ich viel aufmerksamer geworden. Dadurch fällt mir auch auf, wie aufdringlich und achtlos die Kommunikation der Norm geworden ist. Alle wollen reden, aber niemand will zuhören. Für Menschen welche Zeit brauchen um ihre Anliegen zu formulieren und auszudrücken ist die aktuelle Kommunikations-Kultur extrem abschreckend. Es tut gut, dass Texte wie dieser hier, diese Probleme bewusster machen.

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Danke für dieses berührende Interview!

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Die Republik hat doch einen gerade noch lesbaren Kompromiss.
Ansonsten halte ich es mir der Schriftstellerin Daniela Dahn: „Wegen ungünstiger Witterung ist die westdeutsche Frauen-Emanzipation in die Grammatik verlegt worden.“ Wie offenbar auch die der Schweiz und des weiteren kapitalwilden Westens.

Am Beispiel des Gender Pay Gaps: Vergleicht man die beiden Deutschländer, dann hat Westdeutschland (plus Berlin) eine unbereinigte Lücke von 20 Prozent. Ostdeutschland (ohne Berlin) hat schon eine unbereinigte Lücke von nur sechs Prozent. Zur bereinigen Lücke in Ostdeutschland sagt die aktuelle Statistik nichts. Im Durchschnitt betrüge sie ein Drittel der unbereinigten, wäre also wenig bis gar nicht vorhanden. Mit der Sprache hat das offenbar rein gar nix zu tun. Die wird nur in Geiselhaft genommen von einer besonders lautstarken Gruppe. Der Rest übt sich meistens in der Schweigespirale.

Liege gerade mit Knöchelbruch im Krankenhaus, bin also nur verzögert und eingeschränkt zu Diskussionen verführbar. Oder diskursfähig, um im thematisch angemessenen Soziologen-Gestammel zu bleiben.

Hat ja aber alles kaum etwas mit dem Artikel zu tun, den ich informativ und berührend fand.

PS Ich hatte im Zitat ein er zu viel, dem Tippen auf dem Handy geschuldet. Es muss ungünstiger heißen statt ungünstigerer und ist im Nachhinein korrigiert.

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Ja, es ist wirklich ein berührender Artikel. Danke.
Leider kenn ich auch Fälle, wo ganze Familien zerbrochen sind daran, dass ein Elternteil diese Krankheit hatte, Fälle in denen soooviel unreparierbar zerstört wurde im Leben der darunter leidenden Kinder. Dies soll keine Anklage sein. Aber für die Angehörigen, vor allem für die Kinder kann dies eine Aufgabe sein, an der man zerbrechen kann.

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