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Aufmerksamer Leser
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Sehr interssanter Bericht! Übrigens: Anton Webern wollte nicht "von" genannt werden... (was gleich nochmals für ihn spricht).

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Aufmerksamer Leser
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Vielleicht sollten Sie etwas genauer lesen, Herr R. Ich schrieb: unter "DER " Temperatur - gemeint war natürlich die gleichschwebend temperierte. Empfindlich Sie sie auch noch, nicht nur gehörsmässig, Sie gehobener "reiner" Physiker...

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Dann begründen Sie doch bitte, Herr S., weshalb die Terz keine reinen Proportionen haben soll, wie im Artikel behauptet, und weshalb die Terz dissonant klingen soll.

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Dies ist ein sehr anspruchsvoller musiktheoretischer Beitrag! Fast zu schwierig für wirkliche Laien, nicht ganz exakt genug für Musiker: Das "Wohltemperierte Klavier" von Bach ist eben gerade NICHT für eine Stimmung mit mathematisch gleichen Halbtönen komponiert !! Sondern es sind noch immer ungleich grosse Halbtöne, die dann die 24 Tonarten entsprechend "konsonanter" oder "dissonanter" einfärbt, was Bach kompositorisch ganz bewusst inhaltlich eingesetzt hat!
Die "äquidistante" Stimmung kam meines Wissens erst mit der Zwölftonmusik.
E. L.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Ja, tatsächlich schwierig für Laien, zu denen ich mich auf diesem Gebiet zähle. Trotzdem hat er mich gepackt und neugierig gemacht. Danke für die Republik für solche Trouvaillen.

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Herr Zaugg, ich schliesse mich Ihnen an. Ich kenne mich in dieser Welt überhaupt nicht aus und lausche nun vergnügt der "Grossen Stimmung I - X". Eine schöne Entdeckung!

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Danke für diesen Hinweis. Da bin ich auch gestolpert..da es doch zu der Zeit Bach eben um das temperieren ging und wohl noch niemand an ein äquidistantes System dachte..

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Tomas Bächli
freier Mitarbeiter
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Vielen Dank für die schöne und ausführliche Besprechung von unserem Konzert in Wien. Interessant ist es auch, diese Überlegungen zu den unterschiedlichen Tonsystemen mit den Gedanken von Bettina Stangneth über Sexualität (in der Republik vom 20,1,) in Beziehung zu setzten. Auch hier geht es um das Verhältnis zwischen Natur und Kultur (manchmal eben wirken Kunst und Leben ineinender). Das schöne Erlebnis von Heinz Gadient, dass nämlich der falsche Ton plötzlich zum richtigen wird, ist mir als Musiker geläufig. Auch Edu Haubensaks Kompositionen für umgestimmete Klaviere wirken für mich ganz anders als damals, als die ersten dieser Werke entstanden, in den Achziger- und Neunzigerjahren des letzten Jahrtausends.

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Leider steht in diesem Artikel auch Unverdautes, beispielsweise die Ausführungen zur Terz. Die Terz galt nicht nur nach pythagoräischer Lehre als dissonant, sondern sie war aufgrund der pythagoräischen Tonleiterkonstruktion auch tatsächlich dissonant. Das liegt daran, dass in der damaligen griechischen Philosophie alles von Biologie zu Astronomie mit den heiligen Zahlen 1,2 und 3 erklärt wurde. Man also nie über die Oktave (Frequenzverhältnis 1:2), Quinte (2:3) und Quarte (3:4) hinauskam. Und deshalb eine Tonleiter durch Aufeinanderschichtung von Quinten konstruiert wurde. Dabei kommt man nach 4 Quinten auf einen Ton, der halbwegs einer Terz zum Grundton entsprach (Bsp. C-G-D-A-E), aber trotzdem soweit neben der reinen Terz lag, dass er eben dissonant tönte und nicht zu gebrauchen war. Erst mit Gioseffe Zarlino im 16 Jhdt schloss man auch andere, einfache Zahlenverhältnisse ein, z.B. 4:5 für die grosse Terz und 5:6 für die kleine Terz. Und diese tönen dann auch tatsächlich hoch konsonant. Das ist reine Physik mit der Ueberlagerung von Klangwellen und Obertönen. Deshalb beruhen auch die meisten Musiksysteme auf der Erde auf diesen einfachen Frequenzverhältnissen. Ausser bei Völkern, deren Musik vor allem durch Glocken, Klangstäbe und andere metallische Gegenstände erzeugt wird, und deshalb viel komplexere Obertonreihen aufweist. Und bei der orchestralen und moderneren Musik, die sich modulierenden Tonarten und verschiedener Instrumente bedient und deshalb eine temperierte Stimmung erzwingt, die nichts als ein Kompromiss ist, und deshalb auch nicht wirklich gut klingt.
Kurz gesagt, es war nicht die Terz per se, die dissonant klang, sondern die Zahlenfixierung der Griechen auf 1,2 und 3, die bei entsprechender Tonleiterkonstruktion zu einer dissonanten Terz führte.

Meine Kritik heisst nicht, dass ich den Artikel nicht interessant fände, im Gegenteil!

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Aufmerksamer Leser
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"Unverdaut" finde ich ziemlich hochtrabend, Herr R. Wenigstens hätten Sie, wenn Sie so daherkommen, auch das pytagoreische Komma erwähnen dürfen. Zur gleichschwebend temperierten Stimmung nur zu vermeken, dass diese "nicht wirklich gut" klinge, dünkt mich ebenfalls etwas überheblich. Leiden Sie unter der Temperatur? Schönberg, Berg, und Webern hat sie nicht gestört.

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Natürlich hätte ich das pythagoräische Komma erwähnen können. Allerdings tut es nichts zur Sache in der Diskussion um die Terz, dass 12 aufeinandergeschichtete Quinten 24 Cent höher sind, als 7 aufeinandergeschichtete Oktaven. Es geht darum, dass die pythagoräische Terz aus selbem Grunde eben auch höher ist als die reine Terz mit dem Einfachen Zahlenverhältnis von 4:5, und deshalb fast zweitausend Jahre lang nicht gebraucht werden konnte. Die Ausführungen zur Terz und die Aussage im Artikel, dass die Terz keine reinen Proportionen habe, ist schlichtweg falsch. Die grosse Terz hat die reine Proportion von 4:5. In der pythagoräischen Tonleiterkonstruktion ist sie aus erwähntem Grunde um fast einen Achtelton zu hoch (386 Cent versus 408 Cent) und deshalb unrein, in der temperierten Stimmung (386 Cent versus 400 Cent, d.h. etwa 4x der für den Menschen hörbare Frequenzunterschied) ein Kompromiss um sie überhaupt gebrauchen zu können. Natürlich gewöhnt sich unser Ohr daran, aber hören Sie beispielsweise ein Streichquartett in reiner Stimmung und nachfolgend ein einsetzendes Klavier: da tönt dann die Terz eine Sekunde lang ziemlich schräg bevor sich das Ohr wieder an die temperierte Stimmung gewöhnt hat.

Die gleichschwebend temperierte Stimmung ist in ihrer Reinheit nicht vergleichbar mit der reinen Stimmung, deshalb tönt eben auch ein frisch gestimmtes Klavier nicht mit der Kraft der reinen Stimmung, wo sich die Wellen der verschiedenen Frequenzen im Nullpunkt schneiden, und nicht irgendwo dazwischen. Und deshalb tönen auch Chöre in reiner Stimmung so kraftvoll. Das ist wie gesagt reine Physik, heisst aber nicht, dass man nicht auch Schönberg, Berg und Webern geniessen kann.
Der Cellist Pablo Casals sagte es so: “Erschrick nicht, wenn Du eine andere Intonation als das Klavier hast. Das liegt am Klavier, das verstimmt ist.” Und meinte damit ein perfekt gestimmtes Klavier, aber eben in gleichschwebend temperierter Stimmung im Vergleich zum Spiel in reiner Stimmung auf dem Cello. Hören Sie sich Bach’s Cellosuiten an mit der unglaublichen Kraft der reinen Stimmung auf einem Cello, und danach dasselbe gespielt auf einem Klavier, schwach und kraftlos, wegen der temperierten Stimmung, nicht der Pianistin.

Die Frage, ob ich unter Temperatur leide, können Sie sich gerne sparen, Herr S. Danke.

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Danke für diesen Artikel. Ich würde Haubensaks Kompositionen für umgestimmte Klaviere sehr gerne einmal live erleben.

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Ich kann Herr Zaugg nur beipflichten. Auch als Laie habe ich den Artikel mit grossem Interesse gelesen. Zu den Hörgewohnheiten: Der Wiener Kabarettist Georg Kreisler spielt in einer seiner Nummern eine bekannte Opernmelodie an und setzt bewusst einen falschen Ton. Ich habe die Nummer sehr oft gehört und wenn ich am Radio die Originalmelodie zufällig höre, zucke ich an jener Stelle immer zusammen, weil nun der richtige Ton für mich falsch tönt.

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Danke für den superspannenden Artikel. Kennt jemand vielleicht weitere zeitgenössische KomponistInnen und MusikerInnen im deutschsprachigen Raum, die den Stimmungs-Mainstream verlassen haben und sich mit mikrotonalen Intervallen in alternativen Harmonie/Dissonanz-Sytemen beschäftigen? Freue mich über weitere Neuentdeckungen und Empfehlungen...

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Die im Artikel besprochenen Komponisten aus dem vergangenen Jahrhundert gehören unbestritten zu den wichtigen Pionieren, welche unterschiedliche Ansätze von neuen Stimmungssystemen verfolgten und teilweise etablierten! Ich würde bei dieser Gelegenheit gerne noch die beiden Namen La Monte Young und Terry Riley hinzufügen. Der englische Wikipedia-Artikel "Microtonal Music" listet unter "Modern Western microtonal composers" eine grosse Liste von zeitgenössischen Komponisten auf, die mit neuen Stimmungen komponieren. Persönlich kann ich die Werke von Georg Friedrich Haas wärmstens empfehlen!

Vergangenes Jahr, ganz kurz vor dem Lockdown, führte das RadialQuartett das erste Streichquartett "Quadrupolarity" vom Berner Komponisten Ramon Bischoff auf. Die Stimmung davon resultierte aus mehreren übereinandergelegten Stimmungen in "Just Intonation", welche dann miteinander verbunden wurden und in mikrotonalen Strukturen resultierten.

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Danke für diese interessanten und inspirierenden Artikel.

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Neue Stimmung

Kompliment für den Beitrag,„das umgestimmte Klavier“, an Peter Révai, die REPUBLIK und an das Radio SRF!
Es stimmt einen froh, dass ein kleiner Teil der Presse auf dieses "unerhörte", kaum je gehörte, ja, umwerfende Klavierwerk von Edu Haubensak mit kompetentem Fachwissen und wahrnehmbarer Stimme, reagiert. Ein Lichtblick, ein wohltuender Ton und mehr als befriedigender Inhalt gegenüber den unbestimmten, weltweiten Versuch des allüberstimmenden Geplappers der marktorientierten Presse oder der social media!
In der aktuell verstimmten oder schlecht gestimmten Zeit schätzt man bestimmte Unterweisungen und Horizonterweiterungen, die das Lebensgefühl wahrnehmbar machen, welche die Stimmung und das Wissen verbessern. - Dass die verstimmten Klaviermusikstücke Haubensaks anregen, das Zuhören, das genaue Hinhören anstiften, dass sie quer und scheinbar unstimmig auf einen wirken, stimmt. Ebenso spürt man, wie sie gewaltige, nie gehörte Stimmungen und Emotionen im Zuhörer auslösen. - Einstimmig werden mir jene zustimmen, die das Konzert von Edu Haubensak am 1.10.2020 im grossen Saal des Schiffbaus mit der Pianistin Simone Keller an vier neugestimmten Konzertflügeln erlebt haben, dass das räumliche, visuelle und musikalische Erlebnis und Zusammenwirken einen Höhepunkt im schweizerischen Musikleben darstellte (jener in Wien muss dem Vernehmen nach überwältigend gewesen sein). - Freuen wir uns also auf viele neue Konzerte, sei's in Wien, in Essen, in Zürich oder sonstwo.

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