Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Wieder fehlen alle Stimmen und Perspektiven außer der des Ehepaars. Bin sehr enttäuscht.

26
/
23

Lieber Herr Wampfler: Wir haben mit mehreren ehemaligen Doktoranden Carollos ausführlich gesprochen. Es waren solche darunter, die ihre frühere Betreuerin hart kritisierten; und solche, die sie lobten. Keiner der Doktoranden wollte sich zitieren lassen, was wir selbstverständlich akzeptieren. Ihre Eindrücke aber sind sehr wohl in unsere Serie eingeflossen. Wir zitieren in unserer dreiteiligen Serie an mehreren Stellen aus den zwölf Testimonials, von denen uns zehn vorliegen (Frau Carollo hat sie bis heute nicht gesehen).

Selbstverständlich haben wir die in der Serie erwähnten ETH-Angestellten weit vor der Publikation um Hintergrundgespräche gebeten. Diese Bitte wurde ausgeschlagen. Unbeantwortet blieben auch unsere detaillierten Konfrontationskataloge, wie wir im Text transparent ausweisen.

Unsere Serie stützt sich keineswegs nur auf Gespräche mit Professorin Carollo, sondern auf eine sehr hohe Zahl an Dokumenten. Immer wieder zitieren wir aus den Akten. Carollo hingegen kommt bewusst kaum zu Wort.

Kurzum: Wir erzählen nicht die Geschichte des Konfliktes zwischen einer Professorin und ihren Doktoranden (weil wir das nicht können: wir waren nicht dabei – und die Schilderungen der involvierten Personen widersprechen sich diametral); wir erzählen die Geschichte des Konfliktes zwischen der ETH und einer ihrer Professorinnen. Die Geschichte einer der wichtigsten Institutionen des Landes, die – so das Fazit unserer langwierigen Recherche – ihre eigenen Regeln in den vergangenen zwei Jahren sträflich missachtet hat.

47
/
5

Damit blenden sie aber einen wichtigen Teil der Geschichte weitgehehend aus. Gerade viele Schilderungen von ehemaligen Untergebenen sind ja in beiden Texten nicht zu finden. Und der grösste Teil dieser Schilderungen nur in der Zusammenfassung des Ombudsmannes. Und wieso dessen Verhalten als derart fehlerhaft beschrieben wird bleibt mir ein Rätsel. Auch die ziemlich krassen Vorwürfe an Schawinski jun. sind nur mässig gut belegt und sprechen nicht gerade für eine neutrale Perspektive. Und wieso muss da ein Statement von Somm rein? ( scheint auch ein bisschen Meiningsmache zu sein).

21
/
11

Mir ist klar, dass das Material, das hier veröffentlicht werden kann, einseitig ist. Aber das ist dann ein journalistisches Problem: Wie geht man damit um? Wie führt man die Leserinnen und Leser? Wie gestern schon erwähnt: Es gibt hier nur das Ehepaar, bei dem Angebote für emotionale Identifikation bestehen. Die Doktorierenden und ihre Erlebnisse werden weitgehend weggelassen (auch durch den zeitlichen Beginn der Textserie), alle anderen Personen als Vertreter einer Institution dargestellt, auf ihre Funktion reduziert. Eine Entlassung ist enorm unangenehm. Das ist völlig klar. Von einer Professorin unter Druck gesetzt und psychisch manipuliert zu werden – das ist auch enorm unangenehm. Auch das ist klar.
Die Entlassung ist nun eine Balance zwischen dem Schutz der Studierenden und Doktorierenden, dem Schutz der Institution (die keine Gefühle hat) und dem Schutz der Angestellten. Ein journalistisch fairer Zugang wäre, entweder alle relevanten Gefühle darzustellen – oder keine. Hier erlebe ich die gewählte Lösung als unzureichend und deshalb enttäuschend: Ich stelle mir die Professorin zuhause in ihrem Haus im Unterland vor, Beginn des Sabbaticals, überfordert, gedemütigt, unsicher. Sie braucht Hilfe von der Presseabteilung, die erhält sie aber nicht. Was passiert aus der Perspektive der Pressestelle? Wie nehmen die Doktorierenden die Berichterstattung von Donzé wahr? Diese Ebenen fehlen. Das stört mich.

26
/
9

Den Konflikt zwischen der ETH und der Professorin erscheint sehr einseitig. Ohne Zweifel hat die ETH Fehler gemacht und nicht den Standardweg eingehalten. Die Inszenierung der Professorin als Opfer ist sehr deutlich. Nur weil sich die anderen Parteien nicht äussern wollen, kann man das nicht gegen sie auslegen. Wie Herrn Wampfler fehlt mir hier etwas die Balance.

17
/
9

erstens, ich lese die Serie mit grossem Interesse, finde das ist genau die Aufgabe der Republik, nicht auf fahrende Medienshitstorms aufzuspringen. Ich finde, Frau Carollos Seite gehört absolut gezeigt, danke! Trotzdem finde ich auch, es ist nicht ausgewogen genug gelungen, und die Begründung "die Gegenseite wollte sich halt nicht äussern" ungenügend. Das kann man journalistisch lösen, zB dass man sich als wahrheitssuchenden Journalisten in all dem Schlamassel aus Hetze und Verstrickungen als Akteur im Artikel setzt. Hetz-Opfer ist sie sicher, aber nur kruzifizierte Heilige wohl auch nicht. Und so kommt sie rüber, das tut der Glaubwürdigkeit des Artikels nicht so gut, finde ich. Ditto für den inhaltsarmen dramatischen Videoclip am Ende.

11
/
4
(durch User zurückgezogen)

Andere Stimmen sind gebeten und eingeladen worden, sich zu äussern. Sie haben aber das Gespräch verweigert oder gar nicht reagiert. In dieser Hinsicht verstehe ich Ihre Enttäuschung nicht.

24
/
5

Off the topic: Ich bin begeistert wie gepflegt hier bei REPUBLIK diskutiert wird. Für mich spiegelt sich hier die ethisch-professionelle Grundhaltung von REPUBLIK wieder. DANKE.

42
/
3

Volle Zustimmung!

3
/
0

Bleiben wir doch mal bei den Fakten. Eine Doktorandin beschwert sich beim Ombudsmann über das Mobbing und die Führung einer vorgesetzten Professorin. Der Ombudsmann recherchiert und holt weitere Testimonials ein. Alle eingeholten 12 Testimonials bestätigen den Vorwurf der Doktrandin. Der Ombudsmann reagiert auf diese 12 Testimonials und nimmt es nicht hin, dass die Unileitung den Fall mit einem Sabbatical unter den Teppich kehren möchte. Das ist doch genau die Arbeit und Haltung, die von einem Ombudsmann erwartet wird.
Der Ombudsmann gewährt der beschuldigten Professorin keinen direkten Einblick in die Testimonials, weil die Wissenschaftler*innen, die das Testimonial abgegeben haben, dies zur Bedingung gemacht haben, dass ihr Testimonial nur für interen Zwecke benutzt wird: aus Angst vor beruflichen Nachteilen.
Nun die Argumentationslinie das Autoren: Der Ombudsmann hat die Schilderungen in den Testimonials nicht überprüft. ( Wie denn? Sind solche Schilderungen überhaupt "überprüfbar"?). Daher hat die Professorin vorerst als unschuldig zu gelten. Aber, nun das inszenierte Drama: Die Professorin wird den Intrigen und Eigeninteressen der Führungsebene geopfert. (Und wir sind so toll und klären das auf).
Perfide und voreingenommen wird der Beitrag mit impliziten Vermutungen wie "Der Ombudsmann will nicht, dass der Präsident die Sache unter den Teppich kehrt, weil das genaus seine Arbeit ist, sondern weil er dem Präsident eine reindrücken, weil er selbst mal Präsident werden wollte, es aber nicht geschafft hat".
Nach dieser Argumentationsliene müsste Harvey Weinstein in der #metoo-Debatte auch als unschuldig gelten, da die vielen Anschuldigungen und Erlebnisberichte nicht "überprüft" wurden, da sie nicht überprüfbar sind.
Was den Autoren in ihrer intensiven Recherche gut zu Gesicht gestanden hätte: Diese 12 Testimonials ernst nehmen. Auch wenn es all diese Intrigen und Eigeninteressen der Führungsebene gegeben hat (was ich durchaus glaube), werden doch dadurch die 12 Testimonials entwertet, die der Lektüre nach alle die Anschuldigung zu bestätigen scheinen

46
/
18

Auch wenn 50 Testimonials vorliegen würden: niemand kann ohne sorgfältige Anhörung der Beschuldigten und den ernsthaften Versuch, die verschiedenen Aussagen einzuordnen, für sich in Anspruch nehmen, zu einer seriösen Einschätzung gelangt zu sein und die richtige Entscheidung gefällt zu haben. So einfach und banal ist das, und es ist sehr berechtigt, über diesen Vorgang kritisch zu berichten.

12
/
0

Das sind zwei komplett unterschiedliche Fälle, die in der Handhabung, Auswirkung und Rolle der Recherche nicht unterschiedlicher sein könnten. Was für einen Fall gilt, muss im Umkehrschluss nicht unbedingt für den anderen Fall gelten.
Ich halte den Artikel für ausgewogen genug dadurch, dass beide Möglichkeiten untersucht werden, und die Kritik vorallem der schlechten Handhabung der ETH-Leitung gilt. Und es ist diese, die dafür zu verantworten ist, dass in der Sache immernoch Unklarheit herrscht. Was den Opfern dieser Affäre, egal um wen es sich handelt, keinen Gefallen tut.

9
/
1

Ich bin noch völlig hingerissen vom Heiligenbild ganz amAnfang. Es lenkt extrem vom Inhalt ab.

Wie läuft der Faktencheck seitens Republik hier konkret ab. Bei Infosperber wird pro Forma die Angabe zur Interessenbindung (meistens leer) angezeigt. Wie steht es hier famit. Man wirde quasi im Teil 1 für Schlussfolgerungen imSinne der Autoren vorbereitet...

20
/
26

Danke für die Frage. Es gibt keine Interessenbindungen der Autoren, sonst wären sie am Ende des Beitrags in der Autorenbox/Transparenzbox vermerkt. LG

20
/
3
(durch User zurückgezogen)

Verdient eine von Ihnen so bezeichnete Narzisstin, einfach entlassen zu werden? Das ist ja gerade, worauf der Artikel aufmerksam zu machen will: „Nein, niemand verdient es, öffentlich vorverurteilt, diffamiert und anschließend entlassen zu werden - egal ob Opfer, Täterin, Narzisstin, Altruistin, ...“

18
/
4
(durch User zurückgezogen)

Nein, das sehen wir nicht so. Genau da liegt der Hund begraben: Niemand kann wissen, ob es Frau Carollo verdient hat, entlassen zu werden oder nicht (auch wir Journalisten nicht). Das durchgeführte Verfahren lässt diesen Schluss nicht zu, wegen der Fehler, die wir aufzeigen. Die Administrativuntersuchung hätte die Vorwürfe umfassend und objektiv klären müssen, ausserdem die Rollen aller Beteiligte beleuchten (Ombudsmann, Prorektor, Departementsleiter, Präsident). Hat sie nicht gemacht. Das lesen Sie morgen in Teil 3.

18
/
8
(durch User zurückgezogen)

Kann sein, aber woher wissen Sie das? Und was heisst „als Mensch“?

4
/
0
(durch User zurückgezogen)

Ein sehr gut aufgearbeiteter Beitrag, journalistisch professionell, erhellt Vorgänge, die unglaublich scheinen, es aber nicht sein müssen. Man kann sich aufgrund des Beitrags sehr gut vorstellen, wie das ablief. Ich sage das, weil ich die internen Verhältnisse an der ETH Zürich einmal sehr gut gekannt habe. Ein in sich geschlossenes Treibhaus, in dem man eigene Regeln für sich beansprucht, ein Reich der professoralen Primadonnen, der Selbstgefälligkeit und der Eitelkeiten, ein Haifischbecken für alle, die der ungeschriebenen Norm nicht in jeder Ausprägung entsprechen.

18
/
4

ja, klar, es ist - immerhin ausgewogen - die andere Sicht. Doch diese hatten wir bisher in den Medien nicht. Die andere reichlich. Also: man darf schon weiterhin kritisch sein, auch gegenüber dieser story. Dennoch: danke Republik!

9
/
1

Eine Klatsche gegen die NZZ

7
/
1

Ich finde die gezielte Demontage der Professorin erschütternd und inakzeptabel.
Offensichtlich hat sich der Aufwand der Doktorandin für Make-up gelohnt.
Warum ist ihr Name nicht öffentlich?
Wir würden sie gerne für den Strategiepreis nominieren.

2
/
5

Sollte die Unschuldsvermutung nicht sowohl für die beschuldigte Professorin als auch für die erwähnte Doktorandin wie auch zahlreichen weiteren Mitarbeiter gelten, welche Testimonials geschrieben haben? Diese des Rufmordes zu bezichtigen ist doch genau so eine Vorverurteilung ohne die Fakten zu prüfen.

5
/
0

Auch ich kenne natürlich die tatsächlichen Begebenheiten des vermuteten Mobbings nicht. Wer den Forschungsbetrieb an einer Eliteuni (dazu muss die ETH wohl gezählt werden) berücksichtigt und auch wie ein Forscher und damit die Hochschule zu Reputation gelangt, wird nicht überrascht sein, wenn gockelhafte Professoren und divenhafte Professorinnen den Alltag teilweise prägen. Als Doktorand an einer solchen Uni dann Menschlichkeit, Behutsamkeit, Geborgenheit zu erwarten ist wohl deshalb möglicherweise verfehlt. Forschung in diesem Umfeld ist sicher hartes Business. Viele Doktoranden leiden und der Frust, wenn so viel Zeit und Energie einem gescheiterten Versuch geopfert wurde, muss riesengross sein. Unter diesem Gesichtspunkt müssen negative Beurteilungen eines Ex-Doktoranden sicher auch betrachtet werden. Die Unschuldsvermutung bleibt für mich daher zentral.

8
/
4

Liebe Freunde der Republik. Könntet ihr noch Carollos Mail publizieren, in der sie sich über das Hubble-Versäumnis des Studenten beklagt? So wie’s jetzt daherkommt (Guzellas Brief publizieren, Ihre Mail aber nicht), ist’s zu intransparent, was es erschwert, eine eigene Meinung zu bilden.
Gruss vom Verleger - und danke für die grosse Recherche

3
/
0

„Es wird immer schlimmer“

1
/
6

Können Sie den Kommentar ein bischen ausführen?

1
/
0

Die Verstrickungen in die sich die ETH Führung begibt.
Jetzt wo es öffentlich ist, sind sie plötzlich an der Untersuchung der Vorwürfe interessiert.
Wie der letzte Abschnitt andeut, wird diese wohl im Sinne der ETH Führung sein.
Bin auf 3. Teil gespannt.

3
/
0
(durch User zurückgezogen)

Danke, wir korrigieren.

0
/
0

Danke für den Hinweis, Herr G., der Link sollte jetzt wieder funktionieren.

0
/
0

ist das wirklich das Bild von Corollo, etwas jung für eine Frühpensionierung.

0
/
4