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Das Perverse am Ganzen: Beteiligt sich ein Unternehmen nicht am Steueroptimierspiel, kann es wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht verklagt werden. Von seinen eigenen Aktionären. Denn diesen gegenüber ist das Unternehmen verpflichtet, möglichst effizient zu geschäften. Dazu gehört auch, die legalen Mittel der Steueroptimierung anzuwenden. Denn «jeder Franken auf dem Konto» macht das Unternehmen wertvoller. Der Aktienkurs steigt, die Aktionäre werden (auf dem Papier zumindest (noch)) reicher.

Zahlte Amazon* freiwillig mehr Steuern als nötig – oder überhaupt –, wäre Bezos bald nicht mehr der Reichste der Reichen. (Seine Ex hingegen hätte weniger Mühe, ihre vielen Milliarden loszuwerden.)

Nicht nur das: Die grossen Treuhänder müssten im grossen Stil Personal abbauen, denn komplexe Steuervermeidungskonstrukte konzipiert man nicht in zwei Minuten auf einem Bierdeckel. Und gute Steueranwälte – pardon: Steuervermeidungsanwälte – sind für ihre Auftraggeber jeden Franken ihrer obszönen Stundenansätze wert, denn sie sparen ihnen um einiges mehr ein als sie kosten.

Und wenn die Kaffee- und Aluminiumverschieber im Kanton Zug nicht ganz so ungeschoren davonkämen, käme Guernsey, Jersey oder Barbados zum Rohstoffhandkuss, und die Grundstückspreise auf den Expatsmillionärshügeln fielen ins Bodenlose, worauf die Immoblase platzte und CS und UBS noch mehr steuerwirksame Verluste schrieben, die Arbeitslosenzahlen stiegen, die Boni fielen…

Kein Wunder, betonte Ueli Maurer ausdrücklich, nicht applaudiert zu haben. Kä Luscht…

*Edit: Habe Google durch Amazon ersetzt und somit für Steuergerechtigkeit gesorgt.

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Stimmt das wirklich, das wäre fast pervers...

Das Perverse am Ganzen: Beteiligt sich ein Unternehmen nicht am Steueroptimierspiel, kann es wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht verklagt werden.

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Ich weiss nicht, ob der Ausdruck «Sorgfaltspflicht» korrekt ist. Aber ein Unternehmen hat gegenüber seinen Aktionären die Pflicht, das Geschäft nach bestem Wissen und Gewissen (okay, lassen wir die Moral beiseite, denn das Fressen kommt bekanntlich zuerst) zu führen. Als Inhaber des Unternehmens müssen die Aktionäre an der GV die Jahresrechnung genehmigen und dem VR die Decharge erteilen. Zudem will der VR ja auch wiedergewählt werden…

Legale Steueroptimierung ist nichts anderes als den Aufwand zu senken. Auf Steueroptimierung zu verzichten, wäre das Gleiche, wie aus Prinzip immer die teuerste Offerte zu wählen.

Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es internationale Grundsätze der Rechnungslegung / Buchführung, die zumindest börsenkotierte Unternehmen einhalten müssen. Diese Grundsätze sorgen für eine gewisse Transparenz und Vergleichbarkeit. Ich bin kein Finanzexperte, aber ich nehme an, Gewinn vor und nach Steuern sind Kennziffern, deren Berechnung in diesen Grundsätzen definiert ist und für die es auch «normale» (im internationalen Vergleich) Bandbreiten gibt. Die Aktionäre können also beurteilen, ob der Finanzchef seine Hausaufgaben gemacht hat.

Noch etwas: Pensionskassen investieren meist in passive Indexfonds wie MSCI World oder so. Dieser Index besteht praktisch ausschliesslich aus Large Caps, also internationalen Grossunternehmen. Die nächste Perversität entstünde, wenn mehr Steuergerechtigkeit dazu führte, dass die indexbestimmenden Aktienkurse und somit auch diese Indices sinken. Das bedeutete nämlich nichts anderes als dass die Pensionsguthaben von uns allen abnehmen.

(Über die Folgen eines weltweiten Gewinnsteuersatzes zu spinntisieren lohnt sich, denn mit den gleichen haarsträubend-perversen Angstszenarien werden die PR-Agenturen aufwarten, falls dereinst die eidgenössischen Räte oder gar die Stimmbürger und -innen über die Einführung eines solchen Mindeststeuersatzes in der Schweiz zu befinden haben. Aber vielleicht lesen wir das alles ja in den weiteren Teilen der Serie…)

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Mitabonnent
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Zahlte Google freiwillig mehr Steuern als nötig – oder überhaupt –, wäre Bezos bald nicht mehr der Reichste der Reichen.

Ich vermute, Sie meinen Amazon. Jeff Bezos hat nichts mit Google am Hut.

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oops.

Danke für den Hinweis. Peinlich, nicht kleinlich.

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Können getan hätte ich schon, aber wollen tat ich nicht. Für mich war der Name von Jeff Bezos' geschiedener Frau schlicht nicht relevant genug, um ihn (respektive seine korrekte Schreibweise) zu googeln.

(Gestatten Sie mir den Hinweis, dass sich mein Kommentar auf einen Artikel über Steuerumgehung bezog und nicht über Genderfragen. Wenn Ihnen nun als erstes auffällt (und Sie sich so daran stossen, dass Sie Ihren Kommentar zu meinem Kommentar just mit Frau Scott beginnen) dass ich den Namen von Jeff Bezos' Exfrau nicht ausschreibe, dann sind meines Erachtens Ihre Perspektiven etwas aus dem Lot. Pardon, wenn ich das so deutlich sage.)

Zudem: Hätte ich, wie Sie vorschlagen, MacKenzie geschrieben, dann wäre ich von einer anderen Fraktion – zu Recht! – der Abschätzigkeit gegenüber der Dame gescholten worden. Denn: Fänden nicht auch Sie es unkorrekt und Old-white-male-ig, wenn ich MacKenzie geschrieben hätte? Ich weiss, in den USA ist es üblich, Leute beim Vornamen zu nennen. Dann hätte ich aber auch «…wäre Jeff bald nicht mehr der Reichste der Reichen. MacKenzie hingegen hätte weniger Mühe…» schreiben müssen. Fürs Protokoll: Jeff Bezos' Frau hiess MacKenzie Bezos. Jetzt, nach der Scheidung, hat sie wieder ihren gebürtigen Familiennamen angenommen und nennt sich MacKenzie Scott. Dies nur am Rande.

Zu Ihrem Hinweis auf die Unternehmensstatuten: Seibt schreibt in seinem Artikel irgendwo, dass der Steuerumgehungsirrwitz erst in 1990ern so richtig losging. Das korrelliert zeitlich halbwegs mit dem Shareholdervalue-Mantra, das ein multimilliardenkehliger Chor immer lauter als einzig relevante Maxime der Unternehmensführung gospelte.

(Frage an die Spitzengrammatikerinnen und Superkorrektoren: Journalisten erheben die Maxime meist reflexartig zur obersten Maxime. Nun ist aber Maxime schon ein Superlativ, kann theoretisch also nicht mehr gesteigert werden. Wie also soll man eine Maxime bezeichnen, die in einer Liste von Maximen quasi prima inter pares ist – Supermaxime? Es wäre schön, wenn wir diesem Bläh-Pleonasmus den Garaus machen könnten.)

Der Stockholdervalue gewann erst später an Bedeutung, als die Schäden evident wurden, die der Shareholder-über-alles-Wahnsinn gebar. Weniger Steuersubstrat für die Allgemeinheit ist nur einer davon. Auch die Globalisierung und die Verlagerung der Fertigung in Billigslohnländer wie China, Vietnam, Malaysia usw gehören dazu. Und da börsenkotierte Unternehmen nach wie vor primär kommerziell und gewinnorientiert operieren (müssen, da sie sonst schnell weg vom Fenster wären), kommt auch das Fressen vor der Moral, sprich: Im Zweifelsfall entscheiden sie sich nicht für die Stock-, sondern für die Shareholder, denen es zu allererst um den Wert ihrer Shares geht.

Das ganze Anreizsystem mit Boni, Aktienbeteiligungen und so weiter bezieht sich immer auf den Wert des Unternehmens. Und (leider?) nicht auf die gewinnreduzierenden Massnahmen, die das Unternehmen zur Steigerung des Stockholdervalues getan hat.

Deshalb spreche ich ja von einer Perversion («Das Perverse am Ganzen»).

Die absurd hohen Löhne sind übrigens kompatibel mit dem Shareholdervalue. Auch hier gibts ein bewährtes Rechtfertigungsmantra: «Um an der Spitze zu bleiben / An die Spitze zu kommen, brauchen wir die allerbesten Leute. Und um diese zu halten, müssen wir ihnen einen entsprechenden Anreiz bieten. Das kostet. Deshalb sind obszöne Entschädigungen unabdingbar, um den Shareholdervalue zu steigern. Die Löhne unseres Managements sind deshalb keine Kosten, sondern Investitionen. Tätigten wir sie nicht, wanderten unsere besten Leute zur Konkurrenz ab, und wir stünden als Doppel-Verlierer da. Sparen können wir hingegen bei den mittleren und unteren Lohnklassen. Diese Leute lassen sich durch Verlagerung der Produktion nach China, Roboter und OEM-Fertigung leicht einsparen, was den Shareholdervalue abermals steigerte.»

Leider wird auch aus diesem Zynismus eine Wahrheit, wenn alle Wölfe gleich heulen. Beachten Sie bitte, dass wahr nicht gleichbedeutend ist mit richtig, geschweige denn mit ethisch oder sozial.

Edits: Grammatik, Ortogravieh, Ergänzungen, Markdown

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Der Entscheid geht ein Grundproblem unserer heutigen Welt an:

Die grössten Steuersubjekte der Welt beteiligen sich nicht an der Finanzierung der Leistungen für die Allgemeinheit.

Das heisst:
Kein Steuergeld für Kindergärten, Schulen, Universitäten, Arbeitslose, Kranke, Spitäler, Polizei oder ÖV.

Stattdessen private Wettrennen ins Weltall zwischen Milliardären.

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Genau! Vor allem seit ich die Recherche über Panama Papers gelesen habe bin ich auch der Meinung dass Steuervermeidung und Hinterziehung eines der grossen Grundprobleme gerade ist. Ich hoffe wirklich dass sich da etwas ändert.

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Falsch, das ist eben nicht ein Grundproblem sondern eine logische Konsequenz und ein Symptom des Grundproblems!

Diese zwei Videos gehen auf echte Grundprobleme ein:
https://youtu.be/TZhsIFG42wE
https://youtu.be/02cZGUUAZX0

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Wertkritiker
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Dass die Konzerne und Milliardäre Steuern zu vermeiden trachten, kann eigentlich niemanden erstaunen. Was ich in dem im Übrigen ausgezeichneten Artikel von Konstantin Seibt vermisse, ist die ausschlaggebende Rolle ihrer staatlichen Helfershelfer in diesem betrüblichen Spiel. Warum wohl bezahlen Grosskonzerne und Multimilliardäre Heere von bestens bezahlten Lobbyisten rund um die Parlamente? In der Schweiz sitzen die direkt im Parlament ein: Diese Form der Korruption gilt hierzulande als normal. In den USA kommt niemand in der Politik ohne die finanzielle Unterstützung interessierter Kreise voran: Die Gegengeschäfte gehen bis hin zur Vorformulierung erwünschter Gesetze. Da geht es längst nicht nur um erwünschte Steuerschlupflöcher, aber eben auch. Sollte ja eigentlich jedem Kind klar zu machen sein, dass die eklatanten Einkommens- und Eigentumsdifferenzen überall in der Welt zulasten der Demokratie gehen. Und eine verluderte Demokratie vergrössert diese Differenzen vorzu, weil populistische Politiker das Stimmvolk mit Scheingefechten vom Eigentlichen ablenken. Da beisst sich die Katze in den eigenen Schwanz.

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Jep, Sie haben Recht. Aber das folgt noch in Teil III.

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"Sollte ja eigentlich jedem Kind klar zu machen sein, dass die eklatanten Einkommens- und Eigentumsdifferenzen überall in der Welt zulasten der Demokratie gehen."
Kann man denn diesen Zustand überhaupt "Demokratie" nennen?

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Die Arbeit hat sich gelohnt, Constantin, ich lese auch morgen wieder weiter! Wissen tut man dies ja schon lange, aber so konkret in Zahlen, Zusammenhänge und ihre gesamte Komplexität aufgedröselt, macht es richtig Spass zu lesen! Die Ferien hast Du Dir wahrlich verdient!!! ;-)

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Fantastischer Beitrag. Freue mich auf die nächsten Teile.
Eine Besserwisserfrage habe ich dennoch: Gibt es die „ Steuereinnahmen­einnahmen“ tatsächlich oder entspringen diese einer unterkoffeinierten Autorenhand?

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Danke für den Hinweis, Rino Wenger, ich habe die Einnahmen halbiert. Einen schönen Tag noch!

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Quasi digitales Stottern.

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....und unser Finanzbundesrat freut sich, wenn nichts passiert....

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Wenn 80% des Welthandels innerhalb und nicht zwischen Konzernen stattfindet zum Zweck der Steuervermeidung- welche weiteren Kosequenzen für die Weltwirtschaft, für die Volkswirtschaften ergeben sich?

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Transaktionen besteuern wäre eine Idee!

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Roger Schmutz
Schulpflegepräsident
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Eine Frage: Im Text heisst es:《55 der 200 grössten US-Konzerne zahlten 2020 keinen Dollar Gewinn­steuer. Die theoretisch dafür fällige US-Unternehmens­steuer (mit einem Satz von 21 Prozent) beträgt 8,5 Milliarden Dollar. Die Konzerne erhielten 2020 stattdessen Steuer­rabatte von 3,5 Milliarden Dollar.》Wenn sie statt 8,5 Mia. nichts bezahlt haben, dann ist der Rabatt doch auch 8,5 Mia. Oder kamen die 3,5 noch oben drauf, womit wir dann bei 12 Mia. wären?

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Oben drauf. Wohin sonst?

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Wann wird Sozialismus wieder eine Option?
Was hält ihr von den in diesem Video präsentierten Argumenten?
https://youtu.be/v6ndft22QPk

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Da braucht es keinen Sozialismus. Nur ein funktionierendes Steuersystem.
Damit die reichsten Organisationen der Welt wieder ihren Teil zur Allgemeinheit beitragen.

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Ja. Klar. Nur ein funktionierendes Steuersystem. Und "faire" Löhne, vernünftige Ressourcennutzung, transparente Politik, verantwortungsvolles Finanzgeschäft, ..., die Liste ist lang. Und dies in einem globalisierten Wettbewerbssystem, das all diese Dinge inhärent verhindert, nicht nur wirtschaftlich alleine, sondern dadurch auch politisch und schliesslich ideologisch.
Wäre schön, wenn wir das in den nächsten 20-30 Jahren schaffen. Die letzten 70 Jahre liefs damit leider nicht so gut. Vielleicht lohnt sich ja doch zumindest die Ausseinandersetzung mit einer Alternative...

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Gefällt mir. Danke. Dann bis morgen, Constantin Seibt!

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Superbeitrag!!! Freue mich auch auf die weiteren Teile. Mein Glaube an „die Republik“ ist wieder hergestellt. Sachlich, interessant, unterhaltsam und ohne jeglichen „Jammerrevoluzzer“ Unterton.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Normalerweise finde ich ja gerne ein Haar in der Suppe, aber hier ist dies schwierig. Es gibt schlicht keine guten Argumente dafür, grosse Firmen steuerlich gegenüber kleinen Firmen zu bevorteilen. Und ein weltweiter Mindeststeuersatz ist ein effektives Mittel gegen internationale Gewinnverschiebungen.

Problematischer für die Schweiz ist die Idee des Orts der Benutzer als Bemessungsgrundlage für den internationalen Verteilschlüssel von Gewinnen. Eine Steuer, die sich nach dem Konsum richtet, haben wir mit der Mehrwertsteuer nämlich schon. Sinnvoller schiene es mir, der Ort, an dem die Mitarbeiter sind und an dem die Kosten anfallen, als Bemessungsgrundlage zu nehmen. Das ist nämlich viel eher der Ort, an dem der Gewinn auch erwirtschaftet wird. Die diskutierte Variante bevorteilt Länder, die viel importieren, die Kostenvariante wäre besser für Länder wie die Schweiz, die viel exportieren.

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Der Ort, an dem die Mitarbeiter sind

Wird das nicht indirekt durch die Steuer für Privatpersonen schon so gemacht?

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Nein, das Geld landet ja gar nicht bei Privatpersonen.

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Gute Idee, finde ich.

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Nun ja, bei den Digitalkonzernen ist ja das Neue, dass sie ganze Branchen einen Landes fast ohne Mitarbeiter vor Ort überrollen könne.
Das deckt die Mehrwertsteuer kaum ab.
Und Entwicklungsspezialisten debattieren seit längerem, dass Steuern vermehrt auch an dem Ort, wo die Rohstoffe anfallen sollten.
Ich bi froh, nicht das internationale Steuersystem designen zu müssen - es ist eine grausam vertrackte Sache.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Die Mehrwertsteuer könnte Google durchaus abdecken, wenn man genug kreativ ist. Die Mehrwertsteuer wird ja fällig, wenn man eine Dienstleistung gegen Entgelt erbringt. Ort der Besteuerung ist der Erbringungsort der Dienstleistung. Wenn jemand bei Google eine Suche macht, dann wäre der steuerlich relevante Ort also der Ort des Benutzer und eine Dienstleistung wird mit der Suche zweifelsfrei erbracht. Das Problem ist, dass das Entgelt versteckt ist. Ich bezahle ja Google nicht mit Geld, sondern mit Aufmerksamkeit für die Werbung, die mir Google anzeigt. Für Mehrwertsteuerspezialisten wäre diese eine Bezahlung in Naturalien. Der Wert dieser Naturalien liesse sich relativ einfach messen: es ist das Geld, das Google für die angezeigten Anzeigen erhalten hat.

Et voilà: Google, Facebook, Instagram und Konsorten werden mit wenigen Kunstgriffen bei den Benutzern mehrwertsteuerpflichtig.

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Ich bin nicht so beeindruckt von den Neuerungen. Weshalb erst ab 750 Millionen, und nicht ab Null ? Und weshalb nicht 18 oder 20% ? Weshalb darf eine Busse von 1 Milliarde als Aufwand vom Gewinn abgezogen werden. Ich kann eine Parkbusse auch nicht bei den Steuern abziehen. Bisher sind die Aenderungen eher schwach. Zum Beeindrucken der Dummen.

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"Zum Beeindrucken der Dummen." Nur so werden diese ihre Parkbussen weiterhin bezahlen. Und die Gesetze, die einzig dafür gemacht sind, die kleinen Gauner hinter Schloss und Riegel zu verbannen und die Mega-Gauner zu schützen, weiterhin akzeptieren. So etwas nennt sich Demokratie im 21. Jahrhundert!

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Ich habe ein Problem damit, dieses Thema als Problem der Demokratie zu betiteln oder an Dieser aufzuhängen.
Das hat nichts mit Demokratie zu tun. Ich denke, dass (nach reichlicher Erläuterung / Aufklärung) mindestens die absolute Mehrheit der Weltbevölkerung für Regulationen stimmen würden; was demokratisch wäre.
Hier einige Überlegungen zu meiner Aussage (welche ich weder recherchiert habe noch belegen kann - es sind Überlegungen):
A: Es gibt keine (bindende) globale Demokratie.
B: Es handelt sich "nur" um die Ausnützung der verschiedenen (Steuer-)Systeme welche komplex kombiniert werden um Geld zu sparen.
C: Die Demokratie kann dagegen etwas unternehmen. Da bin ich mit Ihnen einig, dass die Demokratie tangiert wird. Jedoch nicht als Täter (böse Demokratie) sondern als Werkzeug der Mehrheit (in diesem Fall wohl die Leute welche nicht von den Optimierungen profitieren).
D: Die Veränderung wird bestimmt nicht von Unternehmen getrieben, welche von dieser Optimierung profitieren, sondern von Leuten welche sich für eine fairere Besteuerung einsetzen. Im Rahmen eines demokratischen Prozesses.
E: Damit dieser demokratische Prozess in diesem Fall nicht gefährdet wird braucht es drei Säulen: Transparenz der Geldflüsse, Aufklärung des/r Einzelnen (Bildung), Informationsquellen welche sich an den Interessen / dem Wohlergehen der Gesellschaft richtet und auch durch diese finanziert wird.
F: Die Demokratie ist nicht das Problem sondern die Lösung. Wir müssen die Demokratie nur leben; die Komplexität versuchen zu verstehen, sinnvoll zu ordnen und zu regulieren. Das ganze auf internationaler Ebene, was an sich wohl schon komplex ist.

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Nun ja, ab 750 Mio Umsatz verstehe ich so: Bei den grössten holt man a) am meisten, b) sind sie nicht die sympathischen, c) ist der administrative Aufwand enorm. Wäre es ab 0 würde man zahlreiche kleine Exportfirmen in den Bankrott jagen.

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Ich kann mit nicht vorstellen, dass der administrative Aufwand enorm ist. Die Firma weist einen steuerbaren Gewinn aus (*0.15) und fertig. Es sind nicht sehr viele Firmen, welche 750 Millionen Umsatz machen. Auch kleine Firmen fuellen Steuererklaerungen aus. Auch dort wuerde es gehen. Es sind immer wieder so kleine Lügen, welche diese Industrien entlasten. Wie auch dass die Pensionskassen Abrechnung fuer kleine Einkommen, unter 20'000Fr zu aufwendig sei. Weswegen hunderttausende Teilzeitarbeitende keine Pensionskassen haben. Obwohl ja jeder eine haben sollte.

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Endlich mal wieder ein Seibt wie er leicht und lebt.
Erfrischend, danke für den Artikel.

Laicht... Auch gut: leibt und lebt... Fast wäre es leiht und lebt geworden.

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"Endlich mal wieder ein Seibt wie er leicht und lebt."
Inwiefern "leicht" denn der Seibt?

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Wahrschscheinlich im Sinne von "laicht".

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Wow, dass verschlägt einem ja glatt die Sprache.

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Ordem e progresso!
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Da es mit Zug offenbar eine innerschweizerische Steueroase gibt, fände ich interessant, wie Schweizer Großunternehmen dieses Schlupfloch nutzen. Haben fast alle dort einen Briefkasten? Gehen sie einen Mittelweg — der Aktionäre wegen einen Teil der Aktivitäten de jure über Zug oder ein anderes Steuerparadies, des Images wegen einen Großteil der Steuern im Heimat-Kanton?

Vielleicht gibt der nächste Teil Hinweise. Wobei ich es für wahrscheinlich halte, dass die Lobbyisten der Konzerne das Stopfen alter Schlupflöcher nur zulassen, wenn sie die neuen schon ins Design der Gesetze und Verordnungen eingewebt haben.

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Das Magazin l'hebdo recherchierte einmal die Briefkastenfirmen der grössten Schweizer Konzerne (inkl. der halbstaatlichen Swisscom, falls ich mich nicht irre): Diese befanden sich nicht in Zug, sondern in Jersey und Delaware.

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christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
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20 Prozent geschehen unabsichtlich.
Ich freue mich, wenn die Absichtslosigkeit sauber dargelegt wird.
Bis dato hab ich einzig Bericht von der maulenden:
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-r…duced=true

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Jonas Studach
Community-Support
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Ich wage ja zu behaupten, dass die Absichtslosigkeit eigentlich schon dargelegt ist und zwar in unserer Transparenz. Auch wenn es leider ein paar Menschen gibt, die diese zum Anlass nehmen, ein eigenes Narrativ daraus zu stricken.
Falls Sie aber noch konkrete Fragen haben, möchte ich gerne vorschlagen, dass wir diese Diskussion dorthin verlagern, wo sie eigentlich hingehört: In die Debatte zur diesjährigen Urabstimmung
Dort finden Sie übrigens auch eine Stellungnahme aus der Geschäftsleitung.
Hier können Sie ausserdem unseren Newsletter nachlesen, auf den die NZZ sich in Ihrem Bericht wohl bezieht. Und hier finden Sie unseren aktuellen Geschäftsbericht. Und falls Sie noch nicht abgestimmt haben, können Sie das bis kommenden Sonntag hier noch tun. Vielen Dank!

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christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
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besten Dank für diese ausführlichen Quellen. UFF, vertrauensvoll hab ich längst meine Stimmen eingelegt und erkenne, das Maulen ist eine schlechte Erzählweise.
(sollte es Sinn erbringen, kann dieser Verlauf auch gelöscht werden, der Zusammenhang ist bloss halbbatzig: ich fand die 80% Steuervermeidung ein Sprungbrett; Schlüsselworte wie Formfehler gab ich in der Suchmaske nicht ein.. )

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Seibt du Legende, hesch Kurzgesagt gluegt. (Zum hütige Newsletter)

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Super, habe leider keinen Grosskonzern, fand den Artikel aber sehr spannend, gut lesbar und verständlich.
Besten Dank für diesen Einblick in ein für mich ganz neues Gebiet.

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Studentin
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Ich zitiere:

"...dass Sie Ihren Kommentar mit einem Gender-Seitenhieb begonnen habe."

oder

..." ist dritens absolut keine Geringschätzung MacKenzie Bezos' unternehmerische Verdienste.
Das alles ist allein Ihre Interpretation."

Case in point. (Übrigens hat sich ein Tippfehler bei "dritens" - > drittens eingeschlichen )

Den Punkt, den Sie anbringen bezüglich des Vornamens, stimme ich Ihnen zu. In den Medien habe ich jeweils von MacKenzie gelesen und somit war dies auch meine erste Referenz. In dem Fall korrigiere ich meinen Hinweis zu: MacKenzie Scott anstatt die Ex. Eine so eindrückliche Frau zu der "Ex" zu reduzieren, finde ich immer noch unpassend.

Bezüglich Manager_innen: Ich befinde mich mit dieser Formulierung in guter Gesellschaft. Constantin Seibt verwendete selbst im dritten Teil dieser Serie:

"...Oder durch die Wahl von Star-Managerinnen, die die Unternehmen zerlegten, ausdünnten..."

Nun zum eigentlichen Thema:

Dann bin ich mal gespannt, ob sich der Westen zusammenraufen kann. Der zweite Teil der Serie klang schon hoffnungslos. Falls Sie den dritten Teil noch nicht gelesen haben, würde ich den sehr empfehlen.

Ich danke Ihnen für die Offenheit Ihre Meinung und Gedanken zur Wirtschaftspolitik zu teilen und wünsche Ihnen einen angenehmen Sonntag.

Freundliche Grüsse

Nachtrag:

Bezüglich Anglizismen aus dem Leitfaden des Bundes März 2020.

"Auch bei der Verwendung von Anglizismen sind die allgemeinen Vorgaben für Texte des Bundes einzuhalten. Das bedeutet unter anderem, dass Personenbezeichnungen geschlechtergerecht formuliert werden müssen (die Managerinnen und Manager, die Webmasterin oder der Webmaster). Vgl. dazu den Teil «Personenbezeichnungen aus dem Englischen» (Rz. 7.96–7.101) im Leitfaden Geschlechtergerechte Sprache."

Quelle

Dazu den Link

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Der Gewinn der Firmen ist eine Sache. Die stellt man so auf, dass der Gewinn minimal ist. Der Gewinn wird doppelt besteuert. Einmal als Firma, und dann nochmals als Einkommen, und allenfalls als Vermögen der Besitzer. Während wir in der Schweiz Vermögenssteuern haben, existieren die in anderen Ländern nicht, speziell nicht in Deutschland. Neben natürlichen Personen, Personengruppen, Firmen können auch noch institutionelle Anleger Firmen besitzen. zB Pensionskassen, Banken.
Bei den Firmen, welche grad unter Beschuss sind sollte man schon unterscheiden wie die aufgebaut sind. Amazon zB ist ein tüchtiger Geschäftsmann, welcher alles günstigst organisieren kann, und auch günstigste Arbeiter beschäftigt, welche für sehr kleines Geld arbeiten. Deswegen fliesst der Gewinn ihm zu. Während Google aus Spezialisten besteht, welche für grosses Geld tolle Projekte versuchen dürfen. Das Geld fliesst ihnen zu, weil sie tolle Projekte realisieren, die eben sonst niemand realisiert.
Bevor wir zum Reichen-Bashing übergehen, sollten wir nicht vergessen, dass unsere Pensionskassen, im globalen Stil, also nicht nur unsere Schweizerischen, etwas erwirtschaften messen. Entweder wir lassen ein Schneeballsystem laufen, oder jemand erwirtschaftet diesen Gewinn. Jeder kann daran teilhaben, indem er zB Amazon und Google Aktien ins Portfolio aufnimmt. Diese Zwei werden das externe Kapital nie brauchen, die Aktionäre dürfen aber trotzdem Kasino spielen.
Anbei die Vermögenssteueranteile : https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%…utschland), Siehe die Grafik rechts. Die Jammerstaaten haben tiefe Vermögenssteuern.

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