Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Liebe Republik, lieber Herr Feroz, danke für den Artikel. Als ich in den Medien mit dieser Welle der Solidarität und Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, konfrontiert worden bin, ist mein erster Gedanke gewesen "Was denken wohl die Flüchtlinge an den Aussengrenzen Europas, die seit Monaten, Jahren, ... unter sehr schwierigen Bedinungen in Lagern warten?" Es muss sehr schmerzlich sein.

Ich gehöre definitiv auch zu denen, welche der Ansicht sind, dass die Schweiz viel mehr Flüchtlinge aufnehmen könnte und auch sollte. Und gleichzeitig stellen sich mir aber auch sehr viele andere Fragen: Wie sehr ist diese "Solidarität" ein weiterer social media Hype? Wie werden die "blonden und blauäugigen" Ukrainerinnen und ihre Kinder in 5 oder 10 Jahren behandelt? Wie die "Jugos", also diskriminierend? Wie die "Tschinggen", von denen ich einen geheiratet und dessen Namen ich absichtlich übernommen habe, als Zeichen der Solidarität? Der obwohl bereits in 3. Generation in der Schweiz noch heute wegen der dunklen Haare und Augen von einigen Leuten abschätzig betrachtet wird. Und: Italien ist unser Nachbarland, viel näher könnte es nicht sein, zudem christlich, in unserm "Kulturkreis", gar eine Hochburg der Kultur über Jahrhunderte. Ich bin mir nicht so sicher, ob die Ukrainer längerfristig nicht denselben Rassismus abbekommen werden, den alle "Fremden" in diesem Land abbekommen.

Ich bin der Schweiz jedoch dankbar für den Schutzstatus S, der den ukrainischen Flüchtlingen vieles einfacher macht, als den andern Flüchtlingen (wenngleich es nicht fair ist und es meines Erachtens unbedingt eine Reform des Asylwesens braucht, so dass Menschen nicht über Jahre untätig in Unterkünften leben und warten müssen, sondern in dieser Zeit ein menschnwürdiges Leben leben dürften, von ihren Traumata genesen, lieben, arbeiten, lernen, Kinder erziehen - vielleicht könnten Sie dadurch auch ihrem Heimatland eines Tages helfen? ... oder bin ich zu sehr Idealistin?).

Auch wenn ich mich politisch definitiv in der links-grünen Ecke ansiedle, stellen sich mir aber auch Fragen, welche eher die politisch Rechte aufbringt:

Wie vielen geflüchteten Menschen können wir wirklich gerecht werden? Menschen, die z.T. schwerst traumatisiert sind, aus ihren Familien, ihrem (z.T. völlig anderen) Kulturkreis mit andern sozialen Regeln, Tabus, etc., gerissen werden. Wie kann man sie wirklich integrieren? Das braucht viel Zeit und Geld, da muss man auch ehrlich sein.

Und wie fair ist es, wenn wir den Geflüchteten helfen, welche - die Flucht muss ja finanziert werden - oft eher aus besseren Verhältnissen stammen? Was ist mit all denen, die gar nicht flüchten KÖNNEN, weil sie schlichtweg keine Mittel dazu haben, weil es für Frauen und Kinder noch viel gefährlicher ist, usw. Ist das nicht auch unfair, gar ebenfalls scheinheilig? Kaschieren wir "Linken" unser Unbehagen über das Leid in unserer Welt, in dem wir uns für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen engagieren und ignorieren dabei, dass auch ein paar Tausend oder auch ein paar 100'000 nur einen Tropfen auf den heissen Stein sind?

Ich finde, die Rassismuskeule zu schwingen, ist es sich zu einfach gemacht. Gerade, wenn man weiss, Schweizerin und zur Mittel- bis Oberklasse gehört (und Zeit hat, hier Debatten zu führen). Die Linke sollte sich meines Erachtens auch mit den Ängsten der Menschen in diesem Land befassen, ob sie nun real sind oder nicht. Gefühle sind Gefühle und bestimmen das Verhalten von uns allen, entsprechend gehören sie ernst genommen. Auch hinter Rassismus steckt meines Erachtens oft Angst. Man braucht vielleicht ein bisschen tiefer graben, bis Menschen sie preisgeben, gerade Menschen, welche keinen guten Zugang zu den eigenen Gefühlen haben. Wovor haben Sie Angst und wie kann diese Angst auch politisch gemildert werden? Unter welchen Umständen würden diese "Rassisten", Menschen in ihrem Land aufnehmen wollen? Vieleicht hätten sie ja auch konstruktive Ideen? Ich denke, es gibt sehr viele, die auch dunkelhäutige, braunäugige und schwarzhaarige in ihren Häusern aufnehmen würden.

Die Rechte arbeitet viel mit den Ängsten und dem Gefühl der Sicherheit der Menschen dieses Landes (und ich kann es nicht mehr hören, es wiederholt sich in der Endlosschlaufe). Ich fände es Zeit, dass dies auch die Linke tun würde, und zwar nicht Ängste schüren und politisch ausschlachten, sondern um wählbare Lösungen zu finden.

Mein letzter Punkt und ein heikles Thema (das mir wohl Kritik einbringen wird): Das Thema des Islams, der Menschen mit muslimischem Hintergrund. Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht nicht darum, ob diese Menschen gut oder schlecht, friedliebender oder gewalttätiger sind. Hier ist die Frage klar, dass alle Menschen gleich sind. Es geht mir darum, dass sie ihre Religion nach Europa bringen, wo ein zunehmendes religiöses Vakuum am Entstehen ist. Das über Jahrhunderte prägende und sich immer wieder reformierende Christentum ist auf dem Rückmarsch, die Säkularisierung ist in vollem Gange. Historisch gesehen haben säkulare Gesellschaften meist nicht lange überlebt. Für die Ableitung von Werten braucht es eine höhere Macht, etwas ausserhalb des Menschen. Und ich denke gerade der Ukrainekrieg zeigt einmal mehr auf, dass nicht alle dieselben Werte haben, egal wie humanistisch (christlich) sie sein mögen. Auch China demonstriert eindrücklich, dass es mit ganz andern Werten weit kommt. Wir Westler mögen diese als "universell" ansehen, aber die Geschichte und einen Blick um den Globus malen ein anderes Bild.
Ich habe dem Thema Islam in den vergangene Jahren viel Zeit gewidmet. Wollte wissen, was diese Religion propagiert. Was sind ihre Kernaussagen? Was ihr Ziel? Was fordert sie von den Menschen? Wie sieht es in den von muslimischen Mehrheiten bewohnten Ländern aus? Wie war es in der Geschichte (nicht nur im fortschrittlichen Bagdad vor etwa 1000 Jahren)? Wie prägt der Islam die Werte seiner Anhänger?
Die Antworten, auf die ich persönlich gekommen bin, erfüllen mich mit einem Unbehangen, wenn ich daran denke, dass der Islam das religiöse Vakuum im Westen im Lauf dieses Jahrhunderts füllen könnte. Ich denke, man sollte sich diesen Fragen nüchtern stellen, den Auswirkungen ideologischer Ideen und wohin sie führen. Das hat meines Erachtens nichts damit zu tun, Menschen und ihren Glauben "abzuwerten" oder zu verteufeln.
Diesen Prozess hat das Christentum über Jahrtausende durchgemacht und ist noch immer dran und es ist das lange gewachsene Fundament unseres "Kulturkreises". Woher werden die Werte des 21. Jahrhunderts kommen? Welches Fundament bauen wir fürs post-christliche Europa?

27
/
15
Multifunktional
·

Sie stellen viele wichtige Fragen. Etwas würde mich aber interessieren: haben Sie sich auch mit dem Christentum, seinen Werten über die Jahrhunderte und seine realen Auswirkungen so jntensiv befasst, wie mit dem Islam? Wenn ja, hätten Sie wohl festgestellt, dass da das genau gleiche Unbehagen aufkommt wie beim Islam. Denken Sie nur kurz an Stichworte wie Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Kolonialismus weltweit, 2. Weltkrieg, Kinder der Landstrasse, Pädophilie beim Klerus usw.

23
/
1

Ja, habe ich, noch intensiver als mit dem Islam. Ich habe Theologie studiert und befasse mich intensiv mit dem Christentum. Die Frage ist, ob SIE sich wirklich damit auseinander gesetzt haben. Ich stelle fest, dass Christen- und Kirchenbashing gesellschaftlich häufig vorkommt und auch akzeptiert ist. Sie erwähnen da auch die typischen Vergehen. Auch wenn ich mit Ihnen durchaus übereinstimme, dass "im Namen des Herrn" viel Schlimmes geschehen ist, so herrscht doch grosse Unwissenheit über das reale Ausmass (z.B. Hexenverbrennungen), historische Kontexte (z.B. Kreuzzüge) oder die aktuelle Forschung über die Geschichte des Christentums, welche vielem widerspricht, was "man so weiss übers Christentum".
Falls Sie das Thema interessiert, finden Sie in Manfred Lütz Buch "Skandal der Skandale - die geheime Geschichte des Christentums" eine gut zu lesende "Zusammenfassung" des Standardwerks von Kirchenhistoriker Arnold Angenendt „Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“. Titel und Umschlag wirken etwas reisserisch, hätte ich anders gestaltet, aber der Inhalt von Lütz' Buch ist fundiert und behandelt praktisch sämtiche schwierige Kapitel der Christenheit und ordnet diese ein. Dass Buch will die Geschichte nicht beschönigen, aber wirft einen differenzierten Blick darauf.
Und ich denke auch, dass Christentum war immer wieder fähig, zumindest mit der Zeit die blinden Flecken zu erkennen, sich zu reformieren, Fehler anzuerkennen und die Richtung zu ändern. Oft kamen Impulse, die Übel der Gesellschaft anzugehen aus christlichen Kreisen (neuere Beispiele sind die Abschaffung des Sklavenhandels oder die Bewegung um Marthin Luther King in den 60er Jahren für die Rechte der Schwarzen) und bedeutete für diese auch erhebliche Opfer. Ich denke, keine Religion kennt so viele Märtyrer, welche für Gerechtigkeit und Menschlichkeit gestorben sind, wie diejenige, deren Begründer selbst Opfer der mächtigen Eliten geworden ist.

9
/
13

Zur Zeit sollte die VOLLE Konzentration auf das gerichtet sein, was jetzt passiert und passieren kann.
Die Skala ist nämlich auf vielen Ebenen nach oben offen.
Und wir haben eine wichtige Rolle zu spielen. Hier.

Die Hilfe für die Flüchtlinge kann gar nicht gross genug sein.
Dass sie stattfindet ist wunderbar.
Diese Aufnahmebereitschaft, diese "Willkommenskultur", die einige vor Jahren an den Deutschen so schätzten, und in der Schweiz als abwesend monierten, ist nun auch hier zu spüren.

Anstatt dies wunderbar zu finden und zu versuchen, durch Mithilfe sie noch besser zu gestalten, versuchen sich einige an "geschichtliche (Un-)Gerechtigkeiten", lassen säuerliche Kommentare auf uns alle los, moralisieren, zeigen mit den Fingern auf alles, was sich bewegt und nicht die gleichen Meinungen vertritt, überschütten die mit "Rassismen", einige gar mit "sexuellen Vorlieben" (für blond und blauäugig) - und fühlen sich dabei als Heilige der Vorstädte.
Heilige, die selbstverständlich, und natürlich immer, alle und alles gleich behandeln, mit der gleichen Toleranz, Offenheit, ohne Vorurteile, ohne eigenes Empfinden und eigene Wünsche vorzuziehen.
Das ist übrigens nicht der perfekte Mensch - sondern eine Schablone davon, eine Maschine.

Wer jetzt erschrocken aufwacht und merkt, dass die Welt halt doch schliesslich durch ganz konkrete und brutale Gewalt regiert wird und dass die Welt nicht tolerant und offen, im Gegenteil voller Vorurteile ist - der macht vielleicht zum ersten Mal seine schweizerisch-demokratischen-gutmensch-Augen auf und ist konfrontiert mit dem realen Leben.
Er ist zudem, oh weh, auch konfrontiert damit, dass europäische Völker lieber Nachbarn aufnehmen als Menschen aus anderen KULTURkreisen. Das maximale an innere Herausforderung...
"Kultur", ein Wort das Abscheu erregt und man gleichförmig gestalten möchte, aus der Welt schaffen, obwohl überall auf der Welt dies wieder und wieder gezeigt wird: Menschen haben nicht nicht alle Kulturen gleich gern. Z.T. lieben sie nicht mal ihre Nachbarn. Jawohl, sie haben Vorurteile gegenüber anderen. Und zwar überall, das ist eine Konstante.

Nun ist man mit diesen 2 Elementen konfrontiert:
Gewalt (und nicht reden und reden)
und mit der offensichtlich subjektiven Wahl europäischer Völker, die nun auf "blauäugige" fiel
(reisserischer Titel, rassistischer Unterton und - falsch, denn viele Ukrainer sind dunkelhaarig, -äugig).
Hinter dieser Wahl steht das Primat von KULTUR. Etwas, was für viele "Linke" gar nicht existiert...

Bon dieu ... wahnsinnig bemühend und mich hässigmachend.

2
/
10

Welch widerliche und abscheuliche Rechtfertigung von Rassismus. Und wer mit dem Wort "Gutmensch" um sich wirft, sollte vielleicht mal drüber nachdenken, was denn das Antonym davon ist.

8
/
4

Sehr gut. Und jetzt nehmen Sie sich "Herr" W. zur Brust.

1
/
3
(von der Moderation verborgen)
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Guten Morgen, mir fällt auf, dass Sie in diesem Dialog nun schon eine Vielzahl von Kommentaren geschrieben haben. Daraus wird ersichtlich, dass Sie sich über den Beitrag ärgern bzw. dass Sie gewisse dabei angesprochene Aspekte sehr irritieren. Nachdem Sie diese Irritation nun mehrfach zum Ausdruck gebracht haben, möchte ich Sie bitten, hier einen Punkt zu machen. Bitte akzeptieren Sie, dass nicht alle Anwesenden Ihre Meinung teilen.

6
/
0

Sie merken schon, dass Sie langsam aber sicher in Richtung Maulkorb gehen? Oder läuft dies unter blinder Fleck?
Geht es übrigens an, dass man (Herr W.) derartige Wörter braucht, dort, wo er Toleranz und Emphatie fordert? Was denken Sie, als Community?

1
/
8

Es sind nicht die blauen Augen und blonden Haare. Es hat etwas mit der Kultiviertheit zu tun; aus einer uns ähnlicheren Kultur abstammend. Afghanistan und Syrien sind doch ziemlich anders als Europa und dann kommt noch "eine" Religion dazu, die latent feindlich gegenüber der westlichen Kultur eingestellt ist. Sorry, aber es ist so. Da gibt es nichts schönzureden.
Was ich aber dennoch nicht verstehe ist, wieso hier in Europa plötzlich alle so für die Ukraine und für ein Mitziehen mit der offiziellen Meinung sind: Ukraine gut, Russland böse. Ich möchte nicht werten. Aber eben, ich möchte nicht werten. Weder für noch dagegen. Und wenn man es nicht tut, sich draus halten möchte, wird man auch bereits wieder in verschiedenste Ecken geschoben, wie schon die letzten zwei Jahre bei Corona-Fragen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ersten ihren Job deswegen verlieren.
Ich unterstelle den westlichen Medien, einseitige Berichterstattung.
Und ich unterstelle den heimischen Medien die eigene Bevölkerung(en) schlecht zu stellen, fremden Rassismus als "in Ordnung" und "OK" und eigenen Rassismus als böse hinzustellen, Geschlechter gegeneinander aufzuwiegeln (Gender Fragen), Normales als schlecht und Abnormales als normal darzustellen, das Christentum durch den Dreck zu ziehen und uns feindlich gesinnte Religionen ins Haus zu nehmen (ja, macht ruhig die Augen zu), usw. Sorry, aber es ist so. Da gibt es nichts schönzureden. Verkehrte Welt. Aber, das ganze hat natürlich System.
Wir können nicht die ganze Welt zu uns nehmen (damit meine ich jetzt nicht nur die Ukraine). Es geht einfach nicht. Und wir sind nicht schuld an allen Problemen dieser Welt. Daher möchte ich mir auch keine Schuld einreden lassen.
Wieso schreibe ich das? Weil sie uns mit diesem Artikel bereits wieder schlecht hinstellen. Das ganze hat gerade erst begonnen und schon sind wir wieder die bösen, schlecht eingstellten Europäer. Wir haben noch gar nichts getan und es wird uns bereits wieder Rassismus unterstellt. Präventiv zum Schweigen gebracht. Aber wie bereits geschrieben, das hat System.
Und nein, ich bin weder blond noch blauäugig. Ich stamme sogar von Ethnien ab, die hier in der Schweiz nicht immer beliebt sind. Nur so nebenbei.

13
/
76
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Zwei Gedanken zu Ihrem Beitrag:
– Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob Sie den Beitrag von Emran Feroz überhaupt gelesen haben – ich meine, wirklich und ernsthaft gelesen. Mein Eindruck ist: Das ist nicht der Fall. Hier geht es vielmehr darum, nach Schlagworten Ausschau zu halten, um daraufhin eine bestimmte Meinung kundzutun.
– Wenn nach einem Satz ein «Sorry, aber es ist so» angefügt wird, dann ist das erfahrungsgemäss ein schlechtes Zeichen. Ich lese daraus: «Sorry» steht für «Ich verstehe, dass ich hier etwas schreibe, was nicht ganz ok ist» und «aber es ist so» steht für «Aber ich will es trotzdem so sagen». Das ist billig und hat hier meiner Meinung nach nichts zu suchen.

45
/
8
  • Doch, den Bericht habe ich durchgelesen (100% gelesen, nicht überflogen). Das "Sorry" ist plakativ gemeint. Deswegen habe ich es auch zweimal in ähnlicher Form geschrieben. Und ja, ich will es so sagen. Deswegen auch die Aussage "da gibt es nichts schönzureden". Auch dies, plakativ, zweimal geschrieben.

  • Ihr "richtig gelesen" interpretiere ich so: "So gelesen, dass ich dem Autor Recht geben muss" und emotional berührt sein muss. Die Betonung liegt auf "muss". Muss ich das?

  • Zum Kommentar "[...] und hat hier meiner Meinung nach nichts zu suchen.". Dieser Bericht wurde für die ganze Welt sichtbar geschrieben. Also solltet ihr auch bereit sein die Meinungen dieser Welt zu akzeptieren. Nicht wollen, verschweigen, zudecken, zensurieren, etc. das geht nicht, bzw. ist kontraproduktiv und wird früher oder später über andere Wege und oft unkontrolliert auf diejenigen zurückfallen, die eben nicht wollen. Natürlich muss man Trollen Einhalt gebieten. Komplett alles durchlassen kann man auch nicht. Aber wo findet die Abgrenzung statt? Eine philosophische und ideologische Frage.

  • Ich lese ebenfalls auf Metaebene.
    Dieser Bericht unterstellt Europa, und da eine .ch Seite, den Schweizern und -Innen Rassismus auch wenn diese Worte nicht von Emran Feroz selber stammen, sondern von irgendeinem Politiker. Hier kokettiert der Autor jedoch mit Rassismus "arischer Form" (blond und blauäugig). Zusätzlich wird hier der "weisse Mann" indirekt, über verwundene psychologische Tricks (umgekehrte Psychologie, Suggestion) wieder schlecht gestellt. Wieder einmal. Weiss, christlich, Mann und in einen Zusammenhang mit arisch-ideologischen Vorstellungen gebracht: blauäugig, blond. Sozusagen das Schlimmste vom Schlimmsten. Danke...

  • Der Rassismus wird hier ja offen unterstellt. Im Untertitel: Der Krieg in der Ukraine legt den Rassismus in Europa offen. Im Titel indirekt: Diesmal haben sie blaue Augen. Eine Randbemerkung.

  • Und ja, es gibt auch bei mir immer wieder pauschale Aussagen, einverstanden. Aber ich möchte hier keinen Roman schreiben müssen um alles zu differenzieren, sonst müssten wir eine oder mehrere Doktorarbeiten darüber schreiben und wären in mehreren Jahren noch nicht fertig. Eine weitere Randbemerkung.

8
/
29

Dass nach Ihrer Aussage unsere Medien „mit Gender-Fragen die Geschlechter gegeneinander aufhetzen“ - nach ca. 3000 Jahren Männerherrschaft, nachdem die Schweiz als (fast) Schlusslicht erst 180 Jahre nach der Deklaration der allgemeinen Menschenrechte das Frauenstimmrecht eingeführt hat - das genügt eigentlich bereits, um Ihren Beitrag einordnen zu können.

14
/
1

Oh, werden wir jetzt persönlich. Wo ordnen Sie mich denn ein? Schreiben Sie es ruhig aus. Ich bin schon mal gespannt.

Ganz klar werden die Geschlechter gegeneinander aufgehetzt. Wobei der generelle Tenor so ist: Frau: Gutes Geschlecht, Mann: Generell böses Geschlecht. Insbesondere weisse, christliche Männer sind das beliebte Ziel von Diffamierungen. Denn, es gibt noch keinen moralisch angerkannten -ismus, der das verhindert.

Nach 3000 Jahren der Gewalt gegen Männer sollte langsam klar werden, dass die meisten Opfer von Gewalt in den letzten 3000 Jahren vor allem Männer waren. Weltweit, würde ich sagen. Männer sind diejengen, die für den Schutz des Stammes zuständig waren, gegen wilde Tiere, gegen die Natur und gegen andere Stämme. Männer waren und sind diejenigen, die ihr Leben lassen mussten um die eigenen Frauen und Kinder zu beschützen. Männer haben gejagt, Männer haben erfunden, Männer haben gebaut, und Männer haben beschützt. Und wie schon erwähnt, waren es meist Männer, die ihr Leben dabei gelassen haben.
Der Deal dabei war, dass halt die Männer das Sagen (Kompetenz) hatten, für das Risiko und den Preis (Verantwortung), den sie dafür zahlen mussten.
Wir können die ganze Sache auch umdrehen. Sollen doch die Frauen, das tun, was die Männer getan haben. Sollen doch die Frauen auf Hochsee fischen gehen, in Erzminen arbeiten gehen, Hochspannungsüberlandleitungen aufrichten, nach Öl bohren und Mikrochips entwickleln, damit sie auf ihren Handies herumtippen können. Während wir Männer schön bequem in den Büros sitzen und Kopfarbeit ausführen.
Unsere Opfer, in den letzten 3000 Jahren, damit wir das Leben haben, dass wir heutzutage haben, sind völlig unter den Tisch gekehrt worden.

2
/
6
(von der Moderation verborgen)
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

(Verborgen: Bleiben Sie in diesem Dialog sachlich, beim Inhalt des Beitrags und verwenden Sie keine abwertenden, pauschalisierenden Zuschreibungen)

12
/
4
acc@eml.cc
·

Hier vielleicht nochmals die Definition von Rassismus nach EKR:

  • Konstruktion und Betonung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zwischen dem Rassisten und seinem Opfer

  • Wertung dieser Unterschiede zum Nutzen des Rassisten und zum Schaden des Opfers

  • Verallgemeinerung und Verabsolutierung dieser Unterschiede

  • Legitimierung einer Aggression oder eines Privilegs

Nebst dieser engen Definition, die insbesondere den klassischen Rassismus in seiner biologistischen Prägung beschreibt, gibt es den Rassismusbegriff «im weiteren Sinne», der sich auf kulturelle, psychologische, soziale oder metaphysische Argumente abstützt. Vom Rassismus ist ferner die Rassendiskriminierung zu unterscheiden. Im Gegensatz zu Rassismus, der eine Ideologie oder geistige Haltung bezeichnet, versteht man unter Rassendiskriminierung eine konkrete Handlung, die eine als minderwertig bezeichnete Gruppe oder Einzelperson im realen Leben benachteiligt.

https://www.ekr.admin.ch/themen/d123.html

7
/
1

Gut. Davon ist bei der Aufnahme von Ukrainern NICHTS vorhanden.

3
/
10
acc@eml.cc
·

Ja, der Artikel behauptet das auch nicht. Oder können sie mir die betreffende Textstelle zeigen?

9
/
2
Leserin
·

Danke Hr. H., eine gemeinsam geteilte Definition von Rassismus, wäre eine wichtige Grundlage für die Diskussion. Wie schätzen sie nun die Situation für den Flüchtlingsstatus der Ukrainer*innen ein: handelt es sich da um eine rassistische Übervorteilung oder eine legitime Ausnahmeregelung?
Und
was würde das Eine vom Andern unterscheiden?

2
/
3
acc@eml.cc
·

Also wenn Reporter etc. sagen "diesmal haben sie aber blaue Augen und blonde Haare und kommen aus unserem Kulturkreis" empfinde ich das eindeutig als rassistisch. Ich meinte darauf zielte der Artikel im Wesentlichen. Einigen ist das wohl unbewusst rausgerutscht und einige haben sich im Nachhinein auch entschuldigt, andere haben versucht es zu relativieren.

Mir scheint es auch wichtig, dass sich die Leute jetzt nicht schlecht fühlen, weil sie den Ukrainern helfen und den Afghanen nicht. Schlussendlich ist jede Hilfe natürlich willkommen.

Was den den Flüchtlingsstatus betrifft, dann frage ich mich eben schon auch, wieso das bei den Afghanen nicht auch möglich sein sollte. Es scheint mir schon eine Bevorzugung zu sein, die wohl aber nicht eindeutig als rassistisch zu deuten ist.

18
/
2
Beatrix Bosshart
Menschenfreundin
·

Je näher uns Menschen sind, desto emphatischer reagieren wir. Die Familie ist uns meist am nächsten und im weiteren Kreis sind es unsere Mitmenschen aus dem Umfeld von Schweiz und Europa sowie von der Weltgemeinschaft. Sympathie, ist nicht mit Rassismus zu verwechseln. In diesem Zusammenhang das Wort Rassismus zu gebrauchen ist absurd …

22
/
57

Artikel gelesen? Wenn von "abendländischem" oder "christlichem" Kulturkreis, von "hellhäutigen/blauäugigen" (Warum nicht gleich Arier*innen? Ironie aus.) gefaselt wird, dann liegt dem ganzen ein tiefgreifender Rassismus zugrunde. Da gibt es nichts schönzureden, wie Sie es tun.

39
/
5
Beatrix Bosshart
Menschenfreundin
·

DANKE für die Links! Es geht mir nicht um andere Artikel zur Flüchtlingsfrage – ich werde den jetzigen Akt der Mitmenschlichkeit zur Ukraine nicht im Kontext zu Rassismus sehen.

11
/
13
Molekularbiologe PhD, Unternehmer
·

Dieser Dialog ätzt. Hat sich die Mehrzahl der Kommentator:innen überlegt, dass es zu den unmittelbaren Pflichten der direkten Nachbarstaaten eines Kriegsgebietes gehört, ungefragt und ohne Einschränkung Flüchtlingsströme aus dem Nachbarland aufzunehmen? Und dass dieses Gebot nicht zerredet oder eingeschränkt werden darf durch die Tatsache, dass Flüchtlinge aus weiter weg liegenden Gebieten mit geringerer Priorität oder langsameren Verfahren behandelt werden?

Millionen von Afghanen haben bei den direkten Nachbarn Iran und Pakistan Zuflucht gefunden, und die Türkei alleine beherbergt über drei Millionen Flüchtlinge aus Nah-Ost Konfliktgebieten. Und jetzt liegt mit dem Ukraine-Konflikt die Rolle der direktnachbarschaftlichen Hilfe eben bei uns: Die Ukraine hat nicht-feindliche Grenzen nur mit dem kleinen Moldavien (2 Mio. Einwohner) und der EU, bzw. Schengen.

Den Ukrainern den ungehinderten Fluchtzugang abspenstig machen zu wollen mit dem Argument, dass zuerst auch Flüchtlinge aus anderen Konfliktgebieten gleich behandelt werden müssten, heisst nichts anderes, als den Ukrainern das Recht auf direktnachbarschaftliche Hilfe abzusprechen, welches Afghanen, Syrier etc. von ihren Nachbarstaaten erfahren durften.

Die Xenophobie und Rassismus-Beispiele, welche im Artikel verlinkt sind, sind absolut stossend, aber es ist schlichtweg ungerechtfertigt, der uneingeschränkten Nachbarschaftshilfe, auf welche die Ukraine jetzt nun mal schlicht und einfach Anrecht hat, eine grundsätzlich rassistische Motivation zu unterstellen. Und ja, Ukrainer sehen etwas ähnlich aus wie Durchschnittsnordeuropäer, genauso wie Afghanen und Syrier den Bewohnern ihrer Nachbarstaaten ähnlich sehen. Das ist zunächst einmal einfach Genetik.

Letztendlich stimmt der Artikel in die Putin Propaganda des von blauäugig blonden Faschisten und Rassisten beherrschten Westens ein. Und unterstützt in diesem Sinne die von Putin beabsichtigte Spaltung unserer Gesellschaft.

Und die SVP verhält sich im Moment zwar noch mit leicht säuerlichem Lächeln solidarisch, wird aber sicher bald zu schiessen beginnen, wenn erst die Flüchtlingsströme von Ukrainern kommen, die nicht mehr so einfach bei Freunden und Verwandten Unterschlupf finden.

Es liegt deshalb in unserer Verantwortung, das Momentum der Solidarität aufrecht zu erhalten und in nachhaltige Hilfe zu überführen. Gegen den Angriff von Links, und der Übernahme des Putin-Narrativs, und gegen den Angriff von Rechts, der in Weltwoche etc. ebenfalls im Anrollen ist.

Liebe Republik: Der Titel dieses Artikels könnte direkt aus Putins Propaganda-Fabrik stammen, und der Grundton des Artikels dient ihm ebenfalls zu. Und er ist ungerecht gegenüber den Ukrainern, die jetzt Recht auf Hilfe ohne zerredende Gegenpropaganda haben. Die Weltwoche würde ich nie abonnieren, die Republik steht zur Abonnements-Verlängerung an. Bitte macht es mir doch nicht so schwer...!

12
/
4
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Lieber Herr M., so wie ich Feroz’ Kommentar verstanden habe, ist das Problem nicht, dass den Flüchtlingen aus der Ukraine zu viel Solidarität seitens Politik und Gesellschaft entgegengebracht wird, sondern den Flüchtlinge aus Afghanistan, Irak oder Syrien zu wenig.

Niemand also, und zuletzt Feroz, fordert weniger Hilfe für die Flüchtlinge aus der Ukraine und erst recht nicht die Negierung oder auch nur die Einschränkung des Rechts auf und der Pflicht zur Hilfe.

Feroz stellt auch nicht die Bedingung auf, «dass zuerst auch Flüchtlinge aus anderen Konfliktgebieten gleich behandelt werden müssten», bevor «[d]en Ukrainern den ungehinderten Fluchtzugang» gewährt wird.

Nein, es wird einzig und alleine auf die Tatsache der Ungleichbehandlung aufmerksam gemacht, die nun offenbar bei vielen kulturalistische Gründe hat. Oder wollen Sie diese Tatsache selbst wieder negieren?

Feroz oder «den Linken» dann auch noch «Übernahme des Putin-Narrativs» vorzuwerfen, ist schliesslich der Gipfel der Verkehrung.

Feroz spricht eine Wahrheit aus, die vielen nun mal unbequem ist. Aber sie deshalb verleugnen? Und jenen, die diese aussprechen gleich als Nestbeschmutzer, Komplizin oder gar als Feind bezichtigen?

Und dann auch noch auf das billige Drohmittel der Abo-Kündigung zurückgreifen. Ich bitte Sie, behalten Sie ihr Augenmass, Herr M.

5
/
7
Molekularbiologe PhD, Unternehmer
·

Ich streite ja nicht den vorhandenen Rassismus und die Xenophobie ab, sondern wehre mich gegen die Interpretation, dass direktnachbarschaftliche Hilfe in der Flüchtlingspolitik gleichzusetzen sei mit rassenideologischer Bevorzugung. Blonde, blauäugige Faschisten im Westen die blonde, blauäugige Nazis aus der Ukraine begrüssen: Das ist Putins Narrativ, und es schwingt in dem Artikel mit.
Im übrigen werden die Ukrainer in Tat und Wahrheit hier in der Schweiz noch ihre Portion Rassismus abbekommen, da nützen auch blonde Haare und blaue Augen nichts: der Akzent und der Name wird‘s richten. Davon können ja viele Flüchtlinge aus Osteuropa ein Lied singen.

10
/
0
Weltbürger & Verfassungspatriot
·

Und doch, die geografische Nähe ist entscheidend. Es macht etwas aus, ob das Haus in der Nachbarschaft brennt oder eins in einem anderen Land. Der Ukrainekrieg hat noch weitere Elemente, die unsere Empathie verstärken: Erstaunlich viele kennen Ukrainerinnen und Ukrainer, die in der Schweiz leben oder waren in der Ukraine und haben persönliche Kontakte. Zudem wird die Ukraine als Bastion gegen einen unberechenbaren Despoten wahrgenommen, der sogar unser Land bedrohten könnte. Eine Möglichkeit, die noch vor zwei Wochen undenkbar schien. Dann die Dimension des Konflikts: Das Vorgehen Putins ist für uns als Menschheit brandgefährlich, ein atomarer Weltkrieg urplötzlich wieder realistisch. Weiter die zeitliche Dimension: Der Afghanistankrieg zog sich über 20 Jahre. Abnutzungserscheinungen der Empathie sind leider normal. Nur so: Gegen den Irakkrieg gab es in der Schweiz und Europa die grössten Friedensdemonstrationen EVER.

Bei allem Verständnis für die Empörung gegenüber tatsächlich rassistischer Untertöne einiger Kriegskorrespondenten: Dieser Artikel ist gut gemeint, aber tendenziös und misslungen. Er sabotiert auf subtile Art die Hilfsbereitschaft gegenüber der ukrainischen Bevölkerung.

37
/
57

Guten Morgen Herr S. Ich wollte eben ein Pluszeichen setzen, als ich dann Ihren letzten Abschnitt noch las. Dieser Artikel ist nicht tendenziös und misslungen. Er zeigt ganz einfach auf wie die Situation ist, und öffnet uns die Augen, für die noch immer herrschenden rassistischen Strukturen in unserer Gesellschaft, und er schmälert mein Engagement für die ukrainische Bevölkerung keineswegs.

37
/
5
Weltbürger & Verfassungspatriot
·

Frau B., Frau H. , besten Dank für Ihre Repliken und Ergänzungen. Ich stimme Ihnen zu: Wir haben weiterhin ein latentes strukturelles Problem mit offenem und verstecktem Rassismus. Doch nochmals: Das Framing des Artikels "Der Krieg in der Ukraine legt den Rassismus in Europa offen" ist aus meiner Sicht misslungen. Der Rassismus in Europa liegt bereits sehr lange offen zutage. Dafür zudem auch US-amerikanische Medien als Beleg zu bringen... huiuiui...
Mir fehlt in dem Artikel einfach die Einordnung und Gewichtung. Und: Ja, die Ukraine ist europäisch. Sie ist ein europäisches Land (wird zweimal im Text als rassistischer Subkontext erwähnt). Sorry, das ist einfach nicht guter Journalismus, wie man es sonst von der Republik gewohnt ist. Der Text wurde wohl im Korrektorat mit Samthandschuhen angefasst, weil man sich ja nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, irgendwie Kritik an unserem latenten Rassismus zu verhindern.

Solche Artikel sind ein gefundenes Fressen für unsere rechtsnationalistischen «Freunde».

9
/
18

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich war wirklich schockiert darüber, als Bundesrätin Keller-Sutter auf die Frage des SRF-Sprechers , warum die afghanischen Flüchtlinge nicht gleich behandelt wurden letzte Woche in den Nachrichten sagte, in Afganistan sei kein Krieg. Was denn? Eine militärische Sonderaktion vielleich? Es ist immer noch so, dass die Menschenrechte nicht für alle gelten, es ist eine Schande. Und leider hat Putin recht, dass der Westen verlogen und scheinheilig ist. Einfach traurig.

89
/
7

Ich wollte das erst fast nicht glauben. Aber tatsächlich, hier der Ausschnitt vom 10 vor 10 am 3. März im Transkript:

Michael Rauchenstein:
«Es herrscht grosse Solidarität mit der Ukraine. Letzten Sommer war ich auch an einem Sondertreffen. Dort ging es um Afghanistan. Es ging darum, ob man Schutzsuchende aus Afghanistan aufnehmen könne. Es gab praktisch keinen Mitgliedsstaat, der sich dafür aussprach. Auch syrische Flüchtlinge haben es oft schwer, nach Europa zu kommen. Wie erklären Sie sich diesen Unterschied?»

Karin Keller-Sutter:
«Bei Afghanistan war ich schon im Amt, bei Syrien noch nicht. Bei Syrien gab es eine grosse Reallocation. Die Solidarität war gross. Es gab Umsiedlungen innerhalb von Europa. Bei Afghanistan ist es kein Krieg. Man war einstimmig der Meinung, dass der Fokus auf der Hilfe vor Ort liegen muss. Aber jetzt haben wir einen Krieg mitten in Europa. Es ist der erste Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg, der alle berührt, der alle sehr besorgt. Es sind Europäer/-innen, die praktisch Nachbarn sind. Vielleicht ist das emotional eine andere Situation.»

Absolut ernüchternd, wie nahe die Aussagen unserer Justizministerin den Beobachtungen in Emran Feroz' Text sind.

46
/
4

Vielleicht liegt gar kein Fehler im konkreten Handeln vor?
Vielleicht liegt der Fehler nämlich darin, dass gewisse Menschen meinen, die Welt sei ein Ort der Gerechtigkeit?

Zumindest von den ANDEREN könne und müsse man dies fordern?

In Ihrem Alltag, behandeln sie alle gleich? Mögen Sie alle gleich? Geben Sie allen Menschen um Sie herum die gleichen Chancen? Lächeln Sie alle an?

Oder bezeichnen Sie andersdenkende, gar den ganzen "Westen" (zu dem Sie gehören, aber das ist wieder ein anderes Thema), vielleicht als "verlogen" und "scheinheilig"?

Und nehmen Sie diese Bezeichnungen aus dem Munde von .... Putin?

2
/
10
· editiert

Das scheint mir nun etwas verdreht.
Es geht ja in erster Linie darum, Menschen in Not beizustehen.
Dabei dürfen uns doch sicher die einen etwas sympathischer sein, ohne dass wir uns vor dem Schicksal anderer verschlössen. Dass wir u.U. eigene Hemmungen (Vorurteile) angesichts von an unsere Tür klopfenden Menschen aus uns fremden oder unbekannten Kulturräumen überwinden müssen, lässt sich wohl aus unseren Genen nicht wegbringen - Hauptsache, wir finden einen fairen Weg, damit umzugehen. Solange die Gedanken der Aufklärung, Fairness, Gerechtigkeit, Gegenseitigkeit, Hilfsbereitschaft (etc.) noch in unseren Köpfen und Herzen sind, finden wir Wege, mit einander „human“, ja geschwisterlich umzugehen.

Nebenbei: Als Lehrer habe ich erlebt, dass für Kinder der Umgang mit „nicht Gleichen“ (allen: Behinderten, Andersfarbigen, Sektenmitgliedern, Gescheiteren oder weniger Leistungsfähigen, Schwächeren etc.) desto problemloser ist, je früher er beginnt (Sandkasten, Sportplatz, Sportclub, Pausenplatz, Landschulwoche…). Der Punkt, wo „anderes“ gar nicht mehr, oder dann sogar als „gleich“ wahrgenommen wird, wird so leichter, schneller erreicht (die Assimilation passiert dann in beiden Richtungen).
(Edit.: einige Schreibfehler)

1
/
0
Leserin
·
· editiert

Liebe Redaktion: beim Lesen dieses Wut-Artikels wurde mir schwindlig!
Ich kann die Wut von Hr. Feroz nachvollziehen. Auch ich bin erschüttert über den Rassismus hier (und überall auf der Welt), über die Verfolgungen, Fremdenfeindlichkeit, die Islamfeindlichkeit, den Sexismus, das Wiederaufkommen nationalistischer Mythen, die Skrupellosigkeit und Gewalt überall, das Verschwinden der Medienfreiheit etc.etc. Auch ICH fühle Ohnmacht gegenüber der Katastrophe in Afghanistan etc. Auch ich habe Angst vor dem Populismus in Europa und der USA…
Aber ICH habe auch Angst um die rechtsstaatliche Demokratie!
Wie hat Fr. Baerbock am Sonntag gesagt: glauben sie mir, wenn wir irgendetwas wüssten, das die Probleme morgen lösen könnte, wir würden es tun!
Die Realitäten sind komplex, die Problemlösung vielschichtig. DA muss angesetzt werden! Auch im Schreiben darüber! Es braucht Differenzierung, nicht Empörung, Zuschreibung, Schlagwortabtausch! Oder das eine gegen das andere ausspielen! Oder alle in einen Topf werfen! oder …
Dieser Artikel ist voll von manipulativen Argumentationsfiguren.
Frage an die Redaktion:
Wäre es möglich, a.H. dieses Artikels solche Argumentations-Muster aufzuzeigen?
Exemplarisch?

Und dann freue ich mich über einen Artikel, der kolonialistische und rassistische Vorurteile aufdeckt! Ja!
Aber NICHT so!

Edit Ps 1: der Artikel ist offenbar eine Schmährede. Nun verstehe ich den Stil besser! Umso mehr nun meine Frage (die auch von andern offenbar in umgekehrtem Sinn gestellt wird): weshalb ist es eine Schmährede? Woran lässt sich das erkennen? Was sind die manipulativen Argumentationsmuster? Etc.

16
/
30
Johanna Wunderle
Mensch-Sein ist Mit-Mensch sein.
·

Der Artikel ruft mir das schreckliche Schicksal der Flüchtlinge in den Lagern in Erinnerung und die viele die auf der Flucht umkommen. Für einmal verstehe ich die Republik nicht. Warum ist dies eine wütende Rede? Ich höre vor allem Verzweiflung.

10
/
2
Leserin
·

Ja, Fr. W., Wut, Ohnmacht und Verzweiflung, das lese ich auch! Aber ich lese auch Pauschalisierung, negative Zuschreibungen gegenüber den Helfenden, den einen Leidenden gegen den andern Leidenden ausspielen, verächtlich machen der Differenzierenden etc. Eine solche Empörung spaltet! und das hilft niemandem! Da lacht bloss der Dritte, der an dieser Spaltung interessiert ist!

7
/
12

Der hier diskutierte Gedanke ging mir auch durch den Kopf, als wir in der Nachbarschaft die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge diskutierten, und es als unvorstellbar betrachtet wurde, dass diesen Menschen, die in U-Bahn Stationen Sicherheit suchten, nun eine Unterkunft in einer Zivilschutzanlage zugemutet würde. Und die Syrer und Afghanen sollen glücklich sein, wenn sie in Asylzentren aufgenommen werden?

Über eine Differenzierung mache ich mir nun aber doch Gedanken: Die Ukrainer sind zumindest der westlichen Perspektive nach ein Volk, das sich einer korrupten Regierung entledigt hat, und dessen Freiheit nun von aussen angegriffen wird. Es wird der individuellen Tugendhaftigkeit von Syrern und Afghanen nicht gerecht, aber als Volk haben sie haben es nicht geschafft, zu einer gut-funktionierenden kooperative Einheit zu werden - sie zermürben sich im „Bürgerkrieg“. Der „Angriff liberaler Menschen von Aussen“ ist zumindest nicht so offensichtlich.

Die Verantwortung für den Krieg ausserhalb des Landes aufzuspüren, ist in Afghanistan und Syrien nicht so offensichtlich - aber dennoch nicht zu unterschätzen. Solange die Geschäfte korrupter Eliten gut ins Swiss-Banking & den Rohstoffhandel integriert sind, sollten wir die Probleme der Völker in Afrika sowie im Nahen und Fernen Osten nicht alleine ihnen selbst zuschreiben.

10
/
5

Verstehe ich das richtig? Syrien war ein Bürgerkrieg und kein Angriffskrieg eines anderen Landes und somit sind die auch ein bisschen selber Schuld?

6
/
0

Diese Differenzierung stelle ich zur Diskussion - sehe ich jedoch keineswegs schwarz-weiss!

3
/
1

Man merkt immer gleich sofort, wenn es jemand wagt hier von Rassismus zusprechen. Dann verfallen viele gleich in Aufregung und bekommen Schnappatmung, weil nicht sein kann was nicht sein darf.
Der Rassismus auch hier in der Schweiz ist leider sehr präsent und wird durch gewisse Leute fast täglich geschürt.

Eliminate the Hate. Thank you!

P.S. Danke für diesen wichtigen Artikel.

58
/
7

Auf diese Weise, fürchte ich, werden wir den Rassismus in unserer Gesellschaft nicht los. "Rassismus ist böse und schlecht. Er ist ausserhalb von uns und die Rassist:innen sind die anderen." Ja, Rassismus ist schlecht, aber er steckt tief in uns drin und wir sind uns dessen nicht oder nicht immer bewusst. Emran Feroz macht in seinem Kommentar auf diese Problematik aufmerksam. Er (sie?) kritisiert nicht die Solidarität und Hilfsbereitschaft, welche die Menschen in Europa jetzt gegenüber den Ukrainer:innen zeigen, sondern fragt, warum diese fehlten, als Flüchtlinge aus Afganistan und Syrien nach Europa kommen wollten. Dass dies mit Rassismus zu tun hat, scheint mir klar. Und es ist wichtig, dass wir alle (ich schliesse mich hier ausdrücklich ein) darüber nachdenken und diskutieren. Und wir müssen das ehrlich tun. Wenn wir uns gegenseitig beschuldigen und als Rassisten beschimpfen erreichen wir nur, dass dieser unbewusste Rassismus weiterhin unter dem Deckel bleibt.

31
/
1

...da stimme ich dir voll zu!

3
/
1

Sehr guter Beitrag. Auch mir geht diese Frage seit Tagen im Kopf herum, da ich diese Art von Rassismus bei mir selbst wahrnehme. Ich versuche dagegen zu kämpfen und deshalb habe ich auch angefangen darüber nachzudenken, woher es bei mir kommt.

Eine erste Antwort ist, dass ich Krieg, gerade im nahen Osten und Afghanistan als normal empfinde. Diese 20 Jahre repräsentieren für mich ziemlich genau die ganze Zeit, seit der ich politisch interessiert bin. Als Kind nach 9/11 und dem Swissair-Grounding begann ich regelmässig die Tagesschau zu schauen und auch in der Zeitung meiner Eltern zu blättern. Und immer gab es diese Bilder vom Krieg und Flüchtlingen, die alle etwa gleich aussahen und in ähnlicher Umgebung lebten. Normalität - das ist halt so - es kann gar nicht anders sein.

Eine zweite Antwort baut auf dem auf. Von dem, was ich in den letzten 20 Jahren geshen habe, mag ich mich an kein Beispiel erinnern, wo der Krieg aufgehört und sich eine gewisse Stabilität gebildet hat ohne Korruption. Ich bin also unbewusst zum Schluss gekommen, dass es nicht wirklich besser werden kann. Dass "diese Leute" mit diesen Situationen leben müssen, weil sie das Pech hatten, dort geboren zu werden.

Ich weiss, dass ich nicht will, dass es so für Menschen in unserer Welt ist. Ich will es auch nicht mehr für normal erachten, dass es Krieg und Unruhen und Flüchtlinge gibt irgendwo. Denn es muss nicht so sein.

62
/
2
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Das haben Sie gut gesagt, Frau O. Herzlichen Dank für Ihre Offenheit! Dieser Guardian-Artikel macht gerade auf diese «Normalisierung» des (perpetuierten) «Ausnahmezustandes» (durch die Medien und Politiker:innen) aufmerksam:

«This type of commentary reflects the pervasive mentality in western journalism of normalizing tragedy in parts of the world such as the Middle East, Africa, south Asia, and Latin America.» Such coverage, the report correctly noted, «dehumanizes and renders their experience with war as somehow normal and expected».

Und der Guardian-Kolumnist schreibt als Fazit pointiert:

[i]f we decide to help Ukrainians in their desperate time of need because they happen to look like «us» or dress like «us» or pray like «us,» or if we reserve our help exclusively for them while denying the same help to others, then we have not only chosen the wrong reasons to support another human being. We have also, and I’m choosing these words carefully, shown ourselves as giving up on civilization and opting for barbarism instead.

30
/
1

Ich freue mich für alle Ukrainer/innen, die von dieser unkomplizierten Hilfe profitieren können. Aber ich bin auch erstaunt, wie plötzlich vieles möglich ist, das vorher jahrzehntelang als partout unmöglich präsentiert wurde. Wo war diese bemerkenswert unschweizerische Spontanität angesichts der lebensbedrohten Menschen aus Afghanistan, Syrien, Jemen, Irak oder Myanmar? Egal wie horrend deren Situation vor Ort, das SEM kommuniziert stets klar: Es gibt keinen Spielraum im Prozedere, das Asylrecht wird buchstabengetreu angewendet, jede/r Asylbewerber/in muss das Verfahren individuell durchlaufen, kollektive Fluchtgründe sind ausgeschlossen. Wie kann nun eine so komplette Kehrtwende ohne Vernehmlassung möglich sein und dieser Standard nicht mehr sakrosankt? Warum stellen die Elektrozäune der EU-Aussengrenze, wo kürzlich noch Menschen erfroren, plötzlich kein Hindernis mehr dar? Was unterscheidet die ukrainischen Asylsuchenden von jenen anderen? Darf man es sagen? Ihre Hautfarbe, ihre Andersartigkeit. Dass wir alle Affinitäten haben und viele von uns deshalb eher eine europäisch-aussehende Person bei sich aufnehmen möchten als eine fremd wirkende, verstehe ich. Dass aber die vorurteilslose Justizia nun kurz ihre Augenbinde abnahm und sah, dass da vertraut aussehende Menschen ankommen, denen sie gern einen Gefallen tut und ihnen ohne Verfahren einen noch nie angewandten Asylstatus gewährt, empfinde ich als ungerecht gegenüber all jenen, die diese Grosszügigkeit nicht erfahren.

109
/
8
· editiert

Dasselbe passierte bei Corona! Die CH mobilisiert erst dann, wenn sie sich bedroht fühlt oder keiner (wenigstens fast keiner) mehr die Augen verschliessen kann, dass die Gefahr auch die CH nicht verschonen wird.
Aufmucken erst dann, wenn die Ungerechtigkeit oder die Differenz krass dasteht, bringt der Gerechtigkeit gar nichts. Im Gegenteil sie schafft neue Ungerechtigkeiten. Krieg hat noch nie Recht geschaffen. Die Rechte wurden aus Konsequenzen nach Kriegen geschaffen und es ist schwierig genug, sie aufrecht zu erhalten. Es reicht wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer bereits dermassen unter die Räder kommen, nicht zuletzt auch aus Unterlassung von Aufmucken bei der Beihilfe zum Aufbau von Tyrannensystemen, solange sie uns dienen.
Seien wir wachsam, was in unserer Schweiz passiert. Gucken wir hin, wer im Parlament gegen die grosszügige Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine war. Es würde mich nicht erstaunen, wenn das Argument dagegen die Gerechtigkeit wäre.
Ich hoffe nur, dass in unserem Land auch mit opositionellen Russinnen und Russen so verfahren wird.

36
/
1
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Vielen Dank, Republik, dass ihr meinen Ball von letzter Woche aufgenommen hat. Und mit Emran Feroz, der bereits in Übermedien.de – denn es ist zu einem guten Teil ein mediales Problem bzw. Medien verstärken und verankern diesen Frame und dieses Narrativ – sowie in der Zeit.de darauf hinwies, einen der besten für dieses Thema gewinnen konntet.

Ein Thema, das leider so gerne verdrängt wird, wie es offen zutage liegt. Und deshalb eigentlich in keiner Zeitung, ja in keinem Medium fehlen dürfte. Eigentlich.

39
/
17
Märchentante*onkel
·

Was für ein selbstgefälliger Kommentar.

31
/
9
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

War dieser Kommentar nötig?

5
/
4

Offenbar hören Hilfsbereitschaft und das Mitgefühl da auf, wo die Angst vor dem Unbekannten überwiegt. Herzlichen Dank für diesen Text, der die dunkle Seite der Heldenmedaille beleuchtet. Die Einblicke bewegen und tragen bestimmt ein Stück weit zum Umdenken und zur Besinnung bei.

40
/
3

Könnte es auch sein, dass man Frauen und Kinder eher aufnimmt?
Wäre das schlimm, als Reaktion?
Was ist am Aufnahmewille "dunkel"?

Dunkel scheint mir eher der Wunsch, die Aufnahmebereitschaft bashen zu wollen.
Schade ist, dass wir aus Afghanistan nicht 2 Millionen Frauen und Kinder an den Grenzen gehabt haben. Da hätten wir vergleichen können.
Das war nicht so.
Die Männer waren es, die geflüchtet sind. Frauen und Kinder liessen sie zurück.

6
/
18

Ich meinte doch nicht, dass der aktuelle Aufnahmewille „dunkel“ ist. Dieser ist wunderbar, zweifelsohne. Aber nicht so das krass ungleiche Verhalten gegenüber den Flüchtlingen anderer Herkunft und die vergleichenden, teils sogar rassistischen Aussagen der PolitikerInnen.
Und zu Ihrer Aussage: Fällt es leichter, wenn es nur Frauen und Kinder sind? Was steckt hinter dieser Ansicht?

13
/
1
Theologin/Pfarreiseelsorgerin
·

Endlich wird es thematisiert! Danke dafür.

49
/
1

Wie kommen Sie auf "endlich"?

1
/
15
Theologin/Pfarreiseelsorgerin
·
· editiert

Ganz einfach: es ist Ausdruck meiner Erleichterung darüber, dass die unterschiedlich-Behandlung von Flüchtlingen thematisiert wird. Diese Gedanken mache ich mir selber seit Tagen und bisher habe ich darüber nirgends in der Deutlichkeit gelesen. Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage damit beantworten. Herzlich, A.B.

Edit: 'darüber' ergänzt

15
/
0

„Wer vor Putins Bomben flieht, ist in Europa willkommen.“
Ist diese Aussage der Präsidentin der Europäischen Kommission Ausdruck eines Gesinnungswandels und gilt folgedessen auch für syrische Flüchtlinge, die seit Jahren auf der Flucht vor Putins Bomben in Elendslagern in der Türkei oder auf den griechischen Inseln ausharren, und, falls ja, ist die Provenienz der Bomben nun die entscheidende Grösse, und, falls auch das zutreffen sollte, was geht wohl im Kopf der Afghanin vor, die in einem dieser Elendslager haust und auf Europa hofft, und was denkt sich der Eritreer, der bei seinem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, von der lybischen Küstenwache aufgegriffen wurde und nun in einem Gefängnis schmachtet? Müsste es nicht einfach heissen: Wer an Leib und Leben bedroht ist, ist willkommen in Europa?

56
/
3

“wer an Leib und Leben bedroht ist, ist willkommen in Europa“ - hört sich gut an, soll sich als Anspruch vielleicht auch gut anfühlen, man darf es nur nicht zu Ende denken. Was meinen Sie, auf wie viele Menschen Ihr Kriterium zutrifft?!

Die beanstandete Aussage zu der “Provenienz der Bomben“ lese ich gänzlich anders: Die Ukrainer erleben jetzt das, was unser die militärische Verteidigung rechtfertigendes Szenario ist! Sie durchleben also gewissermaßen unseren Angsttraum - und mit der sprudelnden Hilsbereitschaft macht sich vielleicht auch die Erleichterung darüber bemerkbar, dass es die Ukraine ist, die blutet, und nicht “wir“.
Bei den russischen Bomben in Syrien ging es tatsächlich um etwas anderes: da ist Russland einer Bitte des Präsidenten nachgekommen, ihm in einem Bürgerkrieg zur Seite zu stehen.
Das ändert natürlich nichts an der fürchterlichen Zerstörung, die mit den Bomben in Syrien angerichtet wurden (und vermutlich bald auch in der Ukraine angerichtet werden), ist aber für die Wahrnehmung und politische Behandlung des Ganzen bedeutsam.

1
/
0

Immer wieder diese Angst, Herr Ullrich, alle wollen in die Schweiz kommen. Die Nachbarländer der Ukraine, allen voran Polen, erleben gerade das, was sich in diesen schrecklichen Situationen weltweit zeigt: Wenn immer möglich, möchten die Flüchtlinge im eigenen Land bleiben; wenn das nicht geht, bevorzugen sie ein Nachbarland; wenn die Situation auch dort unerträglich wird, ist es eine verhältnismässig kleine Zahl von ihnen, die den Weg in weiter entfernte Destinationen schafft. Wenn sie dann tatsächlich an unsere Tür klopfen, sollte nicht ihre Hautfarbe das Kriterium einer allfälligen Aufnahme sein. Nein, Herr Ullrich, mein Anspruch fühlt sich nicht gut an, im Gegenteil, die Umstände, die mich zu dieser Aussage bewegen, stimmen mich hundeelend.

1
/
1
Kulturkritiker
·
· editiert

danke! mutig, wichtig, logisch. schade: zwei bedauerliche sprachliche Lapsi. aber sonst: ausgezeichnet geschrieben, inhaltlich beeindruckend, voller relevanter Fakten.

2
/
15
Jonas Studach
Community-Support
·

Besten Dank, Herr M. Können Sie „saudumme sprachliche Lapsi“ konkretisieren? Woran genau haben Sie sich gestört?

9
/
0

Es ist nicht dasselbe, weil:

  • es ist ein zwischenstaatlicher und nicht innerstaatlicher Krieg

  • ein Staat will den anderen erobern

  • die betroffenen Menschen sind in der europäischen Kultursphäre

  • unter die Flüchtenden sind keine terroristischen Akteure gemischt

  • der Konflikt ist keine Folge von Grenzenziehungen vom Ersten Weltkrieg

Insbesondere mit Rassismus hat das nichts zu tun.

14
/
48

Lieber Herr G. B.,

ihre Punkte drei und vier; das ist Rassismus. Legitimation der Flucht aufgrund europäischer Herkunft, sowie Stigmatisierung und Verweigerung dieser aufgrund nicht-europäischer Herkunft.

31
/
6

Ich bin Europäerin. Es ist Krieg in Europa, und ich glaube, es geht jetzt ums Ganze, um die Frage, ob Freiheit und Demokratie in der Zukunft noch eine Chance haben. Wir hängen uns jetzt richtig rein, um den UkrainerInnen konkret zu helfen. Diese anderen Debatten müssen warten. Zumindest ich persönlich habe dafür gerade keine Kraft, und ich vermute, dass es vielen so geht.

24
/
24

Ich lese: (...) Egoistin (...) Krieg in Egoland (...) es geht um meine Vorteile (...)

6
/
24
Leserin
·
· editiert

Gestern im ZDF in „ein Abend für die Ukraine“:

Gerald Knaus:

Das ist der Plan Putins: Europa zu spalten mit der Flüchtlingskrise…. Wir müssen mit bis zu 10mio. Flüchtlingen rechnen…. Das ist die grösste Flüchtlingsbewegung weltweit!…Jetzt kommen immer mehr Menschen, die niemanden kennen…. Wir brauchen jetzt eine Mobilisierung, wie bei der Blockade, wie in Berlin beim Beginn des letzten kalten Krieges…. Wir müssen aktiv Geflüchtete in Moldau, Polen holen, bevor dort die Systeme zusammenbrechen, Logistik, Mobilisierung in den Gesellschaften, Zusammenarbeit zw. Staat und Ehrenamt und Helfern. So etwas hat Europa noch nicht gesehen. Ich glaube es muss gehen!
Wenn wir das nicht schaffen, wenn Chaos entsteht, wenn Populisten dann beginnen, jetzt sind sie alle leise, wenn die dann beginnen, das zu tun, worauf Vladimir Putin setzt, nämlich unsere Demokratie von Innen zu zersetzen, wenn wir dann den Mut verlieren und es nicht schaffen, dann gewinnt Vladimir Putin 3x: Er zerstört das Leben dieser Menschen, er zerstört die Ukraine, und er schwächt/erschüttert unsere Demokratie entscheidend.

Wir dürfen uns nicht spalten lassen!
Mein Anliegen:
Was sind die Sprachmuster der Spaltung?

Lasst sie uns erkennen!

14
/
0
Erdling
·
  1. "We and they", auf Deutsch: "wir und sie".

  2. Angst verbreiten.

9
/
0

Weshalb wurde dieser bemerkenswerte Beitrag im 7-Uhr-Newsletter als 'Schmährede' angekündet?
Nach Duden ist Schmähen 'mit verächtlichen Reden beleidigen, beschimpfen, schlechtmachen'.
Mich würde eine Begründung für diese Wortwahl interessieren. Was genau wird da beleidigt, beschimpft, schlechtgemacht?
Wird nicht einfach auf eine beschämende und schmerzhafte Dikrepanz hingewiesen, die unserem Mitgefühl eine rassistische Färbung verleiht?
Ist diese Aufforderung zur Selbstreflexion Schmähen?

34
/
2
Daniel Meyer
Korrektor Republik
·

Lieber Herr F. Ja, Sie haben völlig recht, meine ich. Passt nicht, ist zu stark, wie Sie sagen. Da waren wir bei der Wortwahl unaufmerksam, wofür wir uns im Büro gegenseitig leicht schmähen werden, versprochen! Herzlich, DM

20
/
0
(durch User zurückgezogen)

...ich denke der Zeitpunkt ist sehr passend gewählt! So können wir unsere Motivation hinterfragen und aus echtem Mitgefühl handeln!! Soll bestimmt niemand davon abhalten ein positives Zeichen zu setzen!!

20
/
5

Ich bin dem Autor sehr dankbar, dass er uns so eindringlich und überzeugend auf unsere Widersprüche aufmerksam macht und uns unseren tief verwurzelten Rassismus vor Augen führt. Auch wenn es zu unserer emotionalen Grundausstattung gehört, dass uns ein Unglück vor der Haustüre mehr betrifft als eines irgendwo weit weg, dürfen wir die grundlegenden Gemeinsamkeiten von uns Menschen nicht aus den Augen verlieren und darauf hin arbeiten, hinter allen Unterschieden, Zuschreibungen und Vorurteilen immer wieder das uns Verbindende offen zu legen – und es auch zu leben.
Ich hoffe sehr, dass uns diese Katastrophe etwas auf- und unsere selbstgerechte Bequemlichkeit durchrüttelt.

37
/
4
Johanna Wunderle
Mensch-Sein ist Mit-Mensch sein.
·

Auf die Gefahr hin aufdringlich zu sein, danke ich Ihnen wieder einmal für Ihren Kommentar, der nichts beschönigt und doch gleichzeitig aufruft, das Verbindende zu suchen und zu leben.

3
/
0
Demokrat
·

Etwas stört mich am Artikel ... es gibt nur die Rassismus Sicht ... tunnelblick artig ... es gibt in meinen Augen wesentliche Unterschiede beim Krieg in der Ukraine und in Afghanistan.
Beim ersteren geht es um Demokratie gegen Diktatur, beim zweiten wohl weniger. Und dies hat nichts mit Rassismus zu tun. Das einige Politiker nah / zu nah beim Rassismus sind ist nicht neu und weiterhin nicht gut.

14
/
22
Multifunktional
·
· editiert

Ich würde meinen, in Afghanistan geht es auch genau darum: Demokratie vs. islamistische Diktatur. Wenn ich wählen müsste, würde ich also ein Leben unter Putin dem unter den Taliban vorziehen… Sie nicht?

15
/
7
erdös number 0.1
·

Dazu auch interessant: Der Fragebogen des Kt. ZH für Privatpersonen, die gerne Geflüchtete aufnehmen wollen enthält folgende Checkboxen zur Frage "Welchen Personen kann Wohnraum geboten werden" :

  • Nur Geflüchtete im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg

  • Geflüchtete anderer Kriegs- und Krisengebiete auch möglich

Ist ja schon beinahe wie im Bestellkatalog einer Samenspenderbank ... /s

37
/
3

Ich verstehe Ihren Punkt nicht im geringsten.
Wenn es Ihnen um Sexualität (!!!) geht, dann könnten Sie auch monieren, dass Homosexuelle geflüchtete Männer aus dem gleichen Grund in ihre Wohnung wollen.
Sagen Sie mal ...

2
/
16
acc@eml.cc
·

Ich bin ja gespannt wie das dann aussieht, wenn diese "echten Flüchtlinge" konkret einen Job oder Wohnung etc. suchen. Wenn gewisse Herren von blonden, blauäugigen Ukrainerinnen schwärmen, habe ich jedenfalls unweigerlich sehr unschöne Assoziationen:
https://www.berliner-zeitung.de/men…-li.215683

23
/
3

Sie haben Probleme damit, dass Männer sich zu Migrantinnen äussern?
Aha.
Haben Sie die gleichen Probleme, wenn sich hier Frauen zu Migranten äussern?
Soll auch ich da "sehr unschöne Assoziationen" haben?
Wie peinlich ist das denn?

1
/
19

An der Grenze von Polen zu Belarus: Pushbacks der aus Syrien und dem Irak geflohenen Menschen.
An der Grenze von Polen zur Ukraine: Aufnahme der aus der Ukraine geflohenen Menschen (sofern sie einen ukrainischen Pass haben).

Rassismus.

Kurzes Video dazu. Sitzend aufzunehmen.

Danke für den Beitrag in der Republik heute.

27
/
1
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Können Sie noch etwas zur Herkunft des Videos sagen? Von wem stammt das, wer hat es zur Verfügung gestellt? Auf Youtube kursiert so vieles, da ist eine kurze Einordnung extrem wichtig. Merci.

8
/
3
Weltenbummler
·

Clichés über Clichés, hüben wie drüben.
Gerade Afghanen und Syrerinnen eignen sich schlecht, um diese Ablehnung gegenüber Fremden zu illustrieren. Es gibt viele Afghanen mit auffallend blauen Augen und Syrerinnen mit heller Haut. Einer Durchschnitts-Schweizerin dürfte es oft schwer fallen, einen Menschen aus der Levante von einer Griechin zu unterscheiden.
Schon eher würden sich der Rassismus gegenüber Eritreern als Beispiel eignen.
Aber eben: „Nachbarn“ ist man nicht nur geografisch näher.

15
/
16

Danke für diesen Beitrag; diese Gedanken gehen mir schon seit Tagen durch den Kopf. Die gleichen Länder, die den Stacheldraht hochgezogen haben bei syrischen und afghanischen Flüchtlingen, breiten jetzt die Arme weit aus für unsere „Brüder und Schwestern“. Wo stehen wir als westliche Gesellschaft wirklich?

39
/
4
Informatik-Ingenieur und Ökonom
·
· editiert

Es wundert mich, dass die Frage des Sexismus im Artikel nicht ausdrücklich angesprochen wird. Darum geht es nämlich auch. Aus der Ukraine fliehen mehrheitlich Frauen und Kinder. Hier wird die Hilfsbedürftigkeit nicht hinterfragt. Wenn aber junge Männer fliehen, dann werden sie sehr rasch als Bedrohung wahrgenommen und die Hilfsbedürftigkeit wird über das Stichwort "Wirtschaftsflüchtlinge" verneint.

Mich persönlich stört das nicht, denn ich halte junge Männer im Durchschnitt für objektiv weniger schutzbedürftig. Doch wer nach einer Erklärung für unterschiedlich hohe Solidarität in unterschiedlichen Krisen sucht, muss auch die Rolle der Geschlechter berücksichtigen.

15
/
1

Ich danke sehr für diesen Artikel, der in Worte fasst, was mir in den letzten 2 Wochen bei verschiedensten Solidaritäsbekundungen den Applaus im Hals stecken lassen hat. Ich freue mich unendlich, dass die Solidarität von uns Schweizer*innen gegenüber Ukrainer*innen vorhanden ist! Eine Erleichterung, auch ganz direkt für Bekannte, die ich in der Ukraine habe.
Es ist eine Schande, dass diese wundervollen Solidaritätsbekundungen immer wieder dadurch getrübt werden müssen, dass ganz klar gemacht wird, dass sie exklusiv den Ukrainer*innen gelten.
So sagte auch Corine Mauch in ihrer Rede auf dem Münsterhof öffentlich, dass ein solcher Krieg eine Schande sei – und mündigen Völkern unwürdig.
Ich hoffe sehr, dass die Zürcher Stadtregierung jeglichen Krieg als Schande empfindet und noch einmal revidiert, welche Menschen sie zu „mündigen Völkern“ zählen und welche nicht.

2
/
1

Danke für diesen Artikel. Er zeigt gut auf, wie verzerrt unsere Wahrnehmung der verschiedenen Konflikte in dieser Welt ist. Was ich auch als sehr störend empfinde, ist dieses Sich-Selbst-Zelebrieren in unseren Spendenaktionen. Da bilden wir uns ein, wie toll wir sind wenn wir einmal etwas Geld spenden und feiern es mit medialer Begleitung wie z. Bsp. gestern am nationalen Spendentag der Glückskette. Vor und nach dem Hype kümmert es dann wieder herzlich wenig, woher wir unsere Energie beziehen und billige Konsumgüter kaufen (made in China).

69
/
4

der Autor spricht mir absolut aus dem Herzen und bezeichnet genau die Beklemmung die ich fühlte, seit ich die grosse Welle der Solidarität mit der Ukraine wahrnahm!!
Einerseits berührten mich die Solidaritätsbekundungen, anderseits fragte ich mich, wieso ist nicht das gleiche passiert, als unlängst tausende Menschen zwischen der belarusischen und polnischen Grenze feststeckten und auch starben??!! Waren da zuviele dunkle Bärte und Kopftücher dabei um unser Mitgefühl zu mobilisieren??
Für mich ist die aktuelle Situation berührend und beschämend zugleich!

54
/
7
· editiert

Ich solidarisiere mich sehr stark mit den Ukrainern und die Gedanken des Autors sind mir in dieser Diskussion ebenfalls durch den Kopf. Auch Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien wurden hier nicht so herzlich empfangen wie die Ukrainer. Sind halt ein bisschen weniger blond, oder vielleicht doch wegen der Religion? Vielleicht hätte man den Westlern damals erklären sollen dass deren Vorfahren gegen das osmanische Reich gekämpft haben und das heutige Westeuropa auch damals von dieser Pufferzone profitiert hat?

8
/
5

Also ich hätte auch eine afghanische oder eine syrische Familie aufgenommen, wenn das so einfach möglich gewesen wäre wie jetzt mit den UkrainerInnen. Es sind Menschen.

18
/
0
· editiert

Im Unterschied zu Afghanistan fühlen sich viele Staaten und Menschen in Europa direkt bedroht. Es ist plötzlich allen klar, dass wenn man Russland jetzt nicht seine Grenzen aufzeigt, ganz Europa in Gefahr ist. Darum tut man jetzt alles, um der Ukraine zu helfen. Auch Menschen, welche sich normalerweise nicht für die Probleme unserer Welt interessieren und welche sich nur an ihren eigenen Interessen orientieren, sind nun zu viel mehr bereit. Das erklärt das Verhalten in der Flüchtlingsthematik genauso wie die plötzliche Überzeugung von Vielen für die Wichtigkeit der Energiewende.

38
/
4
Erdling
·
· editiert

Es ist nicht nur die Hautfarbe, es ist auch die Nähe zu unserer Kultur, die diese „endlich echten“ Flüchtlinge adelt. Es ist auch das mühelose Sichverbinden der Hiesigen mit einem Nachbarn gegen einen imaginären Feind, das sie angstgeprägte Verbundenheit spüren lässt.
Erst wenn der letzte Mensch aufgehört hat, eine andere Kultur geringzuschätzen, haben wir es geschafft. Und erst wenn die meisten bemerkt haben werden, was uns wirklich bedroht.

29
/
1

Jesus war kein Europäer. Hatte zu 99% keine blauen Augen, keine blonden Haare. Kam aus dem Nahen Osten. Sprach weder Englisch noch Deutsch. Liebe deinen Nächsten, kennt keine Grenzen. Höchstens die, der Ignoranz dieser Tage einiger Menschen ihrer Mitmenschen gegenüber. Und dennoch würden die Leute Jesus heute, sowie vor 2000 Jahren diskriminieren, ohne zu wissen wer vor ihnen steht. Es wird noch lange dauern bis wir Menschen insgesamt verstehen, dass wir auf einem kleinen Pünktchen im nichts und der Unendlichkeit ♾ nur einander haben.
Ich hoffe die wundervolle Hilfsbereitschaft gegenüber der Ukraine macht Schule und öffnet das zweite, noch verschlossenen Auge der Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft allen Menschen gegenüber. #Danke für den tollen Artikel! 🙏

52
/
4
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Das Übel bringt nicht nur «Uncle Sam» von (WOZ, 17.03.2022)

Warum verteidigen pazifistische Stimmen mitunter Putins Grossmachtsfantasien? Der Essay von WOZ-Autor Emran Feroz benennt die Verzweiflung ob russischer Bomben in der Ukraine, in Syrien oder in Tschetschenien – und hält der eurozentristischen Linken den Spiegel vor.

Wer links ist, so meint man, sollte sich eigentlich für die Selbstbestimmung aller Bevölkerungen aussprechen und US-amerikanischen, russischen, chinesischen oder auch türkischen und iranischen Imperialismus gleichermassen kritisieren, doch nur selten ist dies in der Realität der Fall. Stattdessen geht man davon aus, dass lediglich «Uncle Sam» für jegliches Übel auf der Welt verantwortlich ist. Im Umkehrschluss wird autoritären Staatschefs gehuldigt. Das gilt nicht nur für Putin, sondern auch für Syriens Baschar al-Assad, Venezuelas Nicolás Maduro oder gar Chinas Xi Jinping. Selbst die Tatsache, dass genannte Männer in ihren eigenen Ländern die Arbeiter:innenschaft seit Jahren ausbeuten, oligarchische Eliten an die Macht gebracht haben und eine zutiefst neoliberale Politik vorantreiben, wird von linken Kritiker:innen im Westen gerne übersehen. Hauptsache, das eigene, kurzsichtige und verzweifelt gebastelte Narrativ stimmt.

Am Ende des Tages zerstören sie damit nicht nur ihre eigene Reputation, die in der Vergangenheit teilweise um einiges glaubwürdiger und ernster zu nehmen war, sondern bleiben überdies als nützliche Idiot:innen von Putin und Co. in Erinnerung.

P.S. Dazu passt auch Strassbergs «Die Rechtfertigung des Krieges».

0
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

«Ausländer, welche in der Ukraine wohnen, aber eben nicht Ukrainer sind, sollen in ihr Heimatland zurückgehen. Es darf nicht sein, dass Nigerianer oder Iraker mit ukrainischen Pässen plötzlich 18-jährige Ukrainerinnen vergewaltigen!» – Ihr Fraktionspräsident der stärksten Schweizer Partei, deren Parteileitung bereits wegen «Kosovaren schlitzen Schweizer auf» wegen Verletzung der Rassismusstrafnorm rechtskräftig verurteilt worden sind. Doch in diesem Fall muss Aeschi rechtlich nichts befürchten: «Parlamentarierinnen und Parlamentarier stehen unter absoluter Immunität und können für ihre Äusserungen in den Räten und ihren Organen nicht belangt werden.»

Weiteres zum Thema:

  • «Die guten und die schlechten Flüchtlinge» (TA, 18.3.2022)

  • «Den einen hat man mehr geholfen, den anderen weniger» (NZZ, 17.3.2022)

  • «Wie Unterschiede in der Willkommenskultur entstehen» (dlf, 17.3.2022)

  • «Die Hölle in der Hölle» (Die Zeit, 4.3.2022)

  • »Ich schließe die Augen, aber die Bilder gehen nicht weg« (Spiegel, 2.3.2022)

0
/
0

Danke Emran Feroz, du beschreibst exakt meine Gefühle und Wahrnehmungen der letzten Wochen. Als Pädagogin weiss ich, gute Taten sollen gelobt werden, wenn wir eine Verhaltensänderung ermöglichen wollen. Nur hoffe ich (als PoC) so sehr, dass diese Solidarität gegenüber Menschen auf der Flucht nun bestehen bleibt und wir als Gesellschaft genügend Raum für Selbstreflexion schaffen, um den tiefwurzelnden Rassismus endlich zu benennen und zu eliminieren versuchen.

40
/
1
· editiert

Danke! Also, danke, dass Sie das Thema so offen ansprechen.

14
/
1

Auch ich danke dem Autor, der auf die Widersprüche in unserer Flüchtlingspolitik aufmerksam macht. Es bleibt tragisch, dass unsere Medien sich meistens nur auf die aktuellsten Ereignisse auf unserem Planeten konzentrieren und oft wenig Zusammenhänge und Entwicklungen aufzeigen. So auch jetzt am Beispiel des brutalen Überfalls von Putin auf ein anderes Land, gespickt mit Lügen, Wahnvorstellungen und falschen Informationen. Selbstverständlich auf dem Buckel seiner eigenen Soldaten, die ihre Familien und ihr eigenes Leben verlieren. Wozu? Krieg ist immer schlecht und ich denke da an die Worte: "Einen Menschen töten heisst einen Menschen töten" (Sebastian Castellio, 16. Jahrhundert).

16
/
0

Danke! Dieser Artikel fasst in Worte, was mir schon seit Beginn des Krieges in der Ukraine durch den Kopf geht und ich nur in Fetzen in Worte fassen konnte. Ich wünsche jedem Menschen einen sicheren Ort, freue mich über die Hilfe für die Flüchtlinge, aber traurig und sehr nachdenklich stimmt mich der Rassismus, auch der Sexismus (weisse, tapfere Männer), der auch in der Flüchtlingsfrage, so präsent ist.

39
/
3

... vielen Dank für diesen Artikel. Ich hoffe, dass möglichst vielen UkrainerInnen und regimekritischen RussInnen der Weg in Sicherheit gewährleistet werden kann und diese sich irgendwann wieder ein gutes Leben aufbauen können.
Wie und wo das sein wird, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen...bis dahin sollten wir alle unterstützten, wo wir können.

Diese Möglichkeit erhoffe ich aber auch für alle anderen Menschen auf dieser Welt, die in Kriegs- und Krisengebieten leben.

Mehr wollen wir doch eigentlich alle nicht: Ein gutes und ruhiges Leben in Frieden und Freiheit...

Kritisch mit der Frage: Wem wird lieber geholfen und warum zeigt sich auch Margarete Stokowski mit ihrer Kolumne im Spiegel: Neben der Feststellung, wie diskriminierend unterschiedlich mit den Geflüchteten aufgrund unterschiedlicher Herkünfte umgegangen wird, geht sie noch einen Schritt weiter und ordnet die "Bevorzugung" der ukrainischen geflüchteten Frauen und Kinder u.a. als abwertende sexualisiert -rassistische Phantasie ein. Zitat:"Es gibt die Helfenden und die Geifernden."
Mir ist jetzt schon gruselig, wie viele Menschenhändler und sonstige "Hilfsbereite" jetzt schon am Start sind...

https://www.spiegel.de/kultur/fluec…c4863b7a89

11
/
0

Vielen Dank für diesen wichtigen Artikel. Seit Beginn der Flüchtlingswelle aus der Ukraine frage ich mich was dies für die «anderen Flüchtlinge» in der Welt bedeutet. Was fühlen diese Menschen mit einer anderen Farbe, aus einem anderen Kulturkreis? Für die ukrainische Bevölkerung wird aus einer «Gemüstsseelenverfassung» heraus gespendet, die ich einseitig erlebe. Es braucht eine «Bewusstseinseele» die hilft jedem Menschen bewusst zu machen, dass alle Flüchtlinge Hilfe brauchen, unabhängig ihrer Herkunft! Helfen heisst allen Menschen beistehen, Brücken bauen statt zu spalten!

34
/
1