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„ Auf einmal sass ich da….. lasse ich so nicht mehr gelten. Das muss, verdammt noch mal, ausdiskutiert werden und es müssen Lösungen gefunden werden.“

Um eine Diskussion führen zu können braucht es auch ein Gegenüber, das zuhört. Und Beschlüsse einhält. Eine Gesellschaft und Politik, die den Familien, die eine gleichberechtigte Beziehung leben möchten, den Rücken deckt.

Wenn eine Frau 20% mehr arbeiten muss, um auf den gleichen Lohn zu kommen wie ein Mann, ist klar wer mehr arbeiten geht.

Schlussendlich fehlt es immer an der Zeit, wenn Kinder da sind. Die Lösung wäre, dass Frauen UND Männer (die für Familie sorgen) Teilzeit arbeiten. So wie es die Männer gemacht haben, die sich in die Diskussion eingeschaltet haben. Leider, das wissen sie wohl nur zu gut, sind sie Ausnahmen und nicht die Regel.

Ich würde es ausserdem richtig finden, dass Familien mit Kindern ein Grundeinkommen erhalten und dies der betreuenden Person ausbezahlt wird. So werden die betreuenden Personen finanziell abgesichert. Die Eltern werden von gegenseitiger, finanzieller Abhängigkeit geschützt — welche in häuslicher Gewalt enden kann.

Diese privaten Verträge, werden in der Regel nicht gemacht! Und nur so oft höre ich von Männern, dass sie ihre geschiedenen Frauen „durchfüttern“ müssen und ihnen alles mögliche finanzieren müssen, sofern die Kinder unter 11 Jahre sind. Das ist auch nicht in Ordnung.

Leider erlebte ich diese Seite der Medaille, dass mein Partner mich „nicht finanzieren wollte“ — und ich ehrlich gesagt auch nicht, denn ich wollte ja eine gleichberechtigte Beziehung und auch arbeiten gehen. Und ja: gerne auch 100% wenn ich ein so tolles „Backup“, wie die meisten Männer eine haben, gehabt hätte!

Für mich war es klar, dass ich trotz Kinder arbeiten könnte, mich weiterbilden und auch Karriere machen könnte. Meine kanadische Mutter und Grossmutter machten es mir sogar vor.

Meine Realität, hier in der Schweiz, sah aber auf einmal ganz anders aus: als es dann an die Umsetzung ging — hatte man keine Zeit. Besseres zu tun. Viel Arbeit. Ich kann mein Pensum nicht reduzieren.

Was mich überwältigt, ist die Macht, die mein ehemaliger Partner hatte — ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Er konnte sich einfach klammheimlich und still aus der Verantwortung stehlen. Und wird von der Gesellschaft und dem Recht in seinem Verhalten geschützt.

Als ich unsere Lage mit meinem Partner diskutieren wollte — ging er einfach. Ja, „zur Arbeit“ und kam sehr spät nach Hause als alle schon im Bett waren. So ging das jahrelang. Als es mir dann wirklich zu bunt wurde — fing die häusliche Gewalt an. Und da kommt der Reality-Check: Er muss nichts ändern. Die Eigentumswohnung gehört ihm, das Vermögen auch. Die Karriere hat ja schliesslich er gemacht.

Was mich stört: Ich habe immer auf die Ungleichheiten und Probleme aufmerksam gemacht. Bei meinem Partner, in meiner Familie und in meinem privaten Umfeld. Und habe immer wieder gehört, bei Job-Interviews und auch von links: Jemand muss auf die Kinder aufpassen, jemand muss ja schliesslich das Geld verdienen.

Die Steuererklärung unterstrich diese Aussagen.

Schlussendlich haben wir uns auf eine „klassische Rollenteilung“ eingelassen, da die Realität schon lange so aussah. Ich sorgte alleine für die Kinder, Haushalt, Einkauf und Kochen, den sogenannten „Mental-Load“ war alleinig bei mir und er war „am Arbeiten“. Seine Karriere ging bergauf.

Es kam meinem Partner oder all den Personen, die ich oben zitiert habe, nicht in den Sinn mich zu schützen. Nein, dann sollte lieber jeder für sich alleine sorgen. Man möchte nichts Kompliziertes. Ein Konkubinatsvertrag, Heiraten — äh, lieber nicht. Wir leben ja in einer gleichberechtigten Gesellschaft. Und wenn ich mir Gedanken mache wegen meiner Vorsorge, dann soll ich doch abhauen und arbeiten gehen und sehen wie anstrengend das ist. Und wenn ich es einfach nicht kapier': Schläge einstecken.

Und so kam es. Gehen musste ich.

Und nun darf ich mir anhören: Ich hätte mir das ausgesucht. Ich wusste ja, auf was ich mich einlasse! Ich hätte richterlich einen Vertrag erwirken sollen. Wie kann ich „richterlich erwirken“ dass der Vater meiner Kinder seine Verantwortung übernimmt, wenn kein Gesetz dafür da ist?!

Aus meiner Sicht sind die Gesetze von Männern, für Männer gemacht. Und man geht immer noch davon aus, dass Frauen mit Kindern verheiratet (gewesen) sind!! Alleinstehende, ledige Frauen mit Kindern werden immer noch mit Füssen getreten. Wir dürfen wohl froh sein, dass uns die eigenen Kinder nicht weggenommen werden und uns kein Vormund überstellt wird. Was eigentlich noch gar nicht so lange her ist…

Ich habe übrigens immer gearbeitet. Aber einfach unglaublich wenig verdient. Schlussendlich sogar selbständig, was ein Riesenfehler war. So habe ich keine Pensionskasse, keine 3 Säule, kein Anrecht auf Arbeitslosengeld.

Ich wollte ein Konkubinatsvertrag, schlussendlich auch heiraten — damit ich abgesichert bin. Stattdessen wurde ich geschlagen.

Ich hätte mich von Anfang an, knallhart für meine Bedingungen einsetzten sollen. Was wäre wohl dabei heraus gekommen?

Und ich frage mich: Wer möchte, unter solchen Bedingungen noch Familie haben?

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau C., vielen Dank für das Teilen dieser sehr persönlichen Geschichte, die mich berührt. Es tut mir leid, dass diese geballte Ladung an patriarchalen Strukturen in Ihrem Leben zu so viel Leid geführt hat. Auch häusliche Gewalt ist leider eine Folge von einem patriarchal geprägten Männlichkeitsbild - zu diesem Thema werden wir übrigens noch diese Woche ein Interview publizieren. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Kraft auf Ihrem Weg - und hoffe, dass Sie Unterstützung bekommen haben. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Danke. Hilfe habe ich bekommen, einfach nicht da wo ich es mir gewünscht oder erwartet habe. Es waren Freunde und die Opferhilfe die mich tatkräftig unterstützten.

Bis vor Kurzem empfand ich feministische Gruppierungen überholt. Meine Erfahrungen haben aber gezeigt, dass immer noch viel Arbeit nötig ist. Mein Empfinden ist, dass der Ball nun bei den Männern liegt. Sie sollten auch Teilzeit arbeiten wenn Familie da ist. Und schliesslich sind es immer noch mehrheitlich Männer, die in der Chefetage sind, die Löhne und Anstellungsbedingungen verhandeln.

Mir war nicht klar, wie stark ich mich für meine Rechte hätte einsetzen müssen — die ich (immer noch) als selbstverständlich erachte. Denn es ist, wie es von A. S. leider zu Recht beschrieben wird, ein Privileg.

Es wurde gefragt in welchen Berufen wir denn arbeiten, die die nicht verhandeln können? Baugewerbe, Hotelgewerbe, Architektur, Grafik, Bildende Kunst. Niemand von uns war in der Lage zu verhandeln. Und das Geld und die Zeit war immer knapp. In meinem Umfeld können sich nur Eltern die gemeinsame Erziehung teilen, die eine höhere Ausbildung haben. Selbständige Ärzte, Hochschullehrer.

Und ich finde hier in der Diskussion gab es keine „Mansplainer“. Ich würde die Fragen einfach ergänzen wollen: Warum arbeiten Männer nicht Teilzeit, insbesondere wenn Kinder da sind?

Kanada wäre übrigens auch ein Vorzeige-Beispiel in dieser Sache.

Meine Mutter und Grossmutter hatten beide jung Kinder und sind trotzdem ihren Karrieren nachgegangen. Meine Grossmutter trägt einen Ehrendoktor Titel, meine Mutter ist genau gleich gut ausgebildet wie mein Vater.

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Ich habe 2022 aufgehört, “nett” und konziliant zu sein. Ich habe aufgehört, dumme Sprüche wegzulächeln und stattdessen angefangen, konsequent auf Sexismus und Diskriminierung hinzuweisen. Immer noch sachlich, immer noch anständig, aber pointierter und dezidierter. Mit dem Ergebnis, dass mich die lokale Presse und laute Stimmen aus der Partei als radikale, linke Feministin bezeichneten. Als zu laut, als Hypothek für die Partei. Was mich tatsächlich für kurze Zeit verstummen liess. Bis ich merkte, dass genau dies das Ziel des Patriarchats ist. Und deshalb ist mein Wunsch für 2023 und die Zukunft, dass wir nicht nur dezidierter werden, sondern uns auch gegenseitig mehr unterstützen. Lokal, aber auch in den sozialen Medien. Denn ich fühlte mich oft sehr einsam. Und ich bin fest der Ansicht, dass wir unsere Kräfte bündeln müssen, wenn wir wollen, dass es vorwärts geht. Ein Wort des Zuspruchs, oder gegenseitig in die Bresche springen, wenn jemand anderes dumm angemacht wird. Wir schaffen das nur gemeinsam.

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Die einfachste Methode, diese "du bist eine radikale Feministin"-, "die ist eine Emanze"- Sprüche zum Verstummen zu bringen, ist es die-/denjenigen, die/der das gerade sagt, breit lächelnd anzustrahlen und zu sagen "klar bin ich das, zumindest gebe ich mir Mühe, das zu sein". Sobald den Leuten, die die Bezeichnungen abwertend meinten, klar wird, dass man selbst diese Bezeichnung als Kompliment versteht bzw. nicht abwertend wahrnimmt, verpufft die Wirkung. Die Sprüche sollen ja verletzen, tun sie das nicht, sind sie sinnlos. :-) Hat jedenfalls bei mir immer gut funktioniert.

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Ich werde das gerne testen :)

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau Z., vielen herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Und ebenso danke ich Ihnen, dass Sie die Kraft aufbringen, mit den gesellschaftlichen Erwartungen zu brechen, als Frau nett und konziliant zu sein - und dass Sie sich nicht davon beirren lassen, als radikal bezeichnet zu werden. Ihre Analyse, dass es ein Instrument des Patriarchats ist, so unbequeme Stimmen zum verstummen zu bringen, ist messerscharf. Danke!

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Politologin
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Ein schöner Wunsch und guter Vorsatz!

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Erika Linder
Kommunikationsfachfrau im Unruhestand
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„Doch was wir brauchen, ist nicht mehr Geduld, sondern weniger.“

Stimmt! Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Ihr gesamter kluger Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Danke! Ich habe mich jahrzehntelang beruflich und privat für Chancengleichheit und gegen Gewalt an Frauen eingesetzt. Aber jetzt ist es Zeit für mehr Mut und Wut und weniger Geduld.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank, Frau Linder, Ihr Kommentar freut mich sehr!

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Wege entstehen, wenn man sie geht.
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Vielen Dank für diesen wunderbar hässigen Artikels! Ergänzend zum gekonnt geschilderten Erlebnis des Mutterwerden in der konservativen Schweiz will ich hier noch die Perspektive eines werdenden Vaters aufzeigen. Zwar macht es micht nicht wütend, jedoch ziemlich nachdenklich, was ich als baldiger Vater in den Besprechungen bzw. "Verhandlungen" um die Arbeitslast und das Familienmodell erlebe.
Meine Partnerin und ich waren uns von Beginn weg einig, dass wir mittelfristig zu gleichen Teilen einer bezahlten Arbeit nachgehen und uns um die Familie kümmern wollen (also ein 70/70 Modell anstreben, sollten wir Eltern werden).
Nun ist meine Parterin im 10. Monat schwanger und wir mussten feststellen, dass die Partnerin sehr stark in ihrer Mutterrolle unterstützt wird, beispielsweise mit Mutterschutz und bezahlter Mutterschaftszeit. Ich als Vater muss mich selbst darum kümmern, dass ich nach der Geburt Zeit für das Neugeborene habe (Vaterschaftszeit wird nicht automatisch gewährt, sondern muss beantragt werden). Auch biologisch wird die Frau auf ihr Mutterdasein vorbereitet, mit Hormonumstellung, aktivem Baby im Bauch, Milcheinschuss etc. Daneben spricht auch das Finanzielle dafür, dass ich als Vater für das Geld und sie als Mutter für das Baby sorgen sollte, nämlich dass ich einen besser entlöhnten Job habe. Und auch das berufliche Umfeld lebt eher traditionelle Rollenbilder: in meinem Team arbeiten alle Väter 100%. Mein Antrag auf Reduktion des Pensums geht aktuell die Linie hoch und muss auf drei Hierarchiestufen von Vätern mit 100% Pensum bewilligt werden. Diese wollen mir die Reduktion ausreden, weil "du als Mann zu Beginn eh nicht viel für das Baby machen kannst".
All diese Aspekte sprachen dafür, dass ich als Ernährer und meine Partnerin als Mutter in das Elternsein starten sollten. Für meine Partnerin wäre das für die ersten Jahre des Kindes in Ordnung gewesen (sie hätte es aufgrund der Umstände akzeptiert). Ich jedoch wollte, dass sie ihre beruflichen Ziele nicht aus den Augen verliert und dass ich selbst mehr als nur die Nächte und Wochenenden mit dem Kind verbringen kann.
Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass wir vorerst mit 60/80 ins Familienleben starten (sie/ich, nach 6 Monaten Mutterschaftszeit) und dann Jahr für Jahr neu austarieren. Ich hoffe, dass wenn das Kind da ist und die freien Ressourcen abnehmen, immer noch Kraft und Willen für die Erkämpfung einer aktiven Vaterrolle vorhanden ist. Und ich damit meiner Partnerin von Beginn an ermögliche, im Erwerbsleben aktiv zu bleiben.

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Die Gleichstellung von Mann und Frau, ist nicht nur für die Frauen wichtig. Sie wird auch den Männern mehr Freiheit geben.
Sie bringen hier ein sehr wichtiges Beispiel. Ich finde es unmöglich, dass den Männern so viele Hürden in den Weg gestellt werden, wenn ihnen der Papi-Tag nicht reicht.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Absolut!

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für das Teilen Ihrer Erfahrungen, Herr R.! Sie sprechen einen sehr wichtigen Aspekt an: Genauso schwierig, wie es für die Frau ist, sich aus dem ihr zugewiesenen Rollenmuster zu lösen, ist es für den Mann - mit dem letztlich gleichen Resultat, dass eben Männer in aller Regel als hauptverantwortliche Ernährer in die Phase des Familienlebens starten, und Frauen als hauptverantwortliche Mütter. Weil die strukturellen Herausforderungen oft so gross sind, dass man schlicht auf diesen Weg gedrängt wird. Ein sich dagegen Auflehnen ist zwar manchmal möglich, aber braucht unheimlich viel Kraft, und die individuelle Lösung in einem individuellen Fall löst noch lange nicht das sturkturelle Problem. Ich freue mich auf jeden Fall zu hören, dass Sie so viel Anstrengung in das Projekt der privaten Gleichberechtigung investieren, und hoffe, dass Sie immer wieder die Kraft dafür finden. Und es hoffentlich eines Tages nicht mehr so viel Kraft braucht dafür. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine

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Musikerin & Autorin
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Praktisch genau dieselbe Geschichte haben mein damaliger Partner und ich vor zwanzig Jahren erlebt! (Details habe ich weiter unten in meiner Antwort zum vieldiskutierten Beitrag von Thomas Maurer beschrieben.) Lieber Herr R., ich wünsche Ihnen und Ihrer Partnerin viel Kraft und Erfolg, Ihren Plan durchzuziehen! Väter sind auch gleich zu Beginn wichtig. Das ist eine blöde Ausrede. Und Sie machen sich völlig zu Recht Gedanken, dass nach der Geburt des Kindes weniger Energie zum kämpfen da sein wird. Nehmen Sie drum ohne schlechtes Gewissen jede Unterstützung an, die Sie kriegen können! Das Sprichwort mit dem ganzen Dorf, das es brauchen kann zum ein Kind gross kriegen, ist wahr.

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Ana Gabrielle Voellmin
Dipl. Steuerexpertin mit eigenem Büro
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lieber T. R., bleiben Sie dran, geben Sie nicht auf! Wir haben unsere Tochter mit 60/60 Erwerbsarbeit großgezogen. die finanzielle Einbuße wird durch die hohe Lebensqualität mehr als entschädigt. und es BRAUCHT noch viel mehr Menschen, die Pensenreduktionen verlangen, bis das in den Managerköofen ankommt. ich jedenfalls habe mit Freude einen 50% Rechtsanwalt eingestellt damals, der nicht wegen seiner Dissertation sondern seinem Sohn nicht 100% arbeiten wollte. vielleicht ginge es schneller, wenn mehr Frauen über Anstellungen entscheiden könnten...

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Wege entstehen, wenn man sie geht.
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Vielen Dank für die ermutigenden Worte! Ich bin absolut mit ihnen einig. Wenn ich nicht nur männliche Vorgesetzte hätte, wäre die Reduktion um 20% bestimmt nicht so eine Sache und würde ohne Diskussion bewilligt.. die gute Seite an den Gesprächen ist jedoch, dass wir so im Team und mit den Vorgesetzten über das Thema reden. Dadurch machen sich auch andere Väter Gedanken, ob es für sie mit 100% eigentlich noch passt oder sie auch reduzieren wollen. Ich bleibe auf jeden Fall dran und bin gespannt, wie es weitergeht.

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,,Später im Beruf fand ich irgendwann heraus, dass mein gleich­altriger Kollege mit den gleichen Qualifikationen mit ein paar hundert Franken mehr Lohn als ich in den gleichen Job eingestiegen war. Das ärgerte mich. Aber vielleicht gab es ja einen Grund dafür. Oder ich war selber schuld, weil ich nicht gut genug verhandelt hatte.“

(Das dürfte auch schon vielen männlichen Arbeitnehmern so gegangen sein. )

Als seit 11 Jahren 60% arbeitend - meine Frau arbeitet ebenfalls 60% / Haushalt und Kinderbetreuung 50/50- stellte ich irgendwann fest, dass sich in diesen 11 Jahren kaum irgendetwas bewegt hat, ausser dass sich der ,,Papitag“ als höchstes der Gefühle so bisschen etabliert hat. Und dabei dachte ich, am Anfang eines Trends zu stehen. Als ich mich unlängst auf Stellensuche begab, stellte ich erneut fest; Teilzeit in einem Nicht-Pflegeberuf? Unmöglich. Schlicht unmöglich.
Ich wünsche mir, dass Sie, Frau Hamilton-Irvine, (oder Menschen mit dieser Sichtweise) doch noch irgendwann Bundesrätin werden. Das könnten wir durchaus brauchen.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Oh, vielen herzlichen Dank, Herr S.! Das mit der Bundesrätin wird wohl nichts mehr. Aber Ihr Kommentar freut mich trotzdem.

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Danke. So präzise und klug hätte ich meine Biografie bezüglich sexistischen und diskriminierenden Erlebnissen und meinem Gefühl dabei nicht zusammenfassen können.
Dankbar bin ich auch, dass die Krippenplätze und andere Fremdbetreuung der Kinder nicht als Errungenschaft für die Frau ins Feld geführt wurden. In unserem System bin ich der Meinung, dass sie den Frauen mindestens so viel schaden, wie sie helfen. Indem die Mitarbeiterinnen dort ausgenutzt und unterirdisch bezahlt werden, indem die Mütter jetzt unter dem Vorwand von „modern und emanzipiert“ sich an Kassen, Friseursalons und Altersheimen zu gleich schlechten Löhnen abrackern und dann zur Krippe rennen müssen und weil die Erziehungs-Verantwortung von Vätern und die Förderung von anständigen Teilzeitjobs mit Hilfe der Fremdbetreuung weiter hinausgeschoben wird.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen Dank, Frau D.!

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In meiner Wahrnehmung wird in diesem Artikel die Erkenntnis beschrieben, dass Gleichberechtigung nicht einfach so erreicht wird, wenn Individuen sich besonders fest anstrengen. Und dass strukturelle Gegebenheiten aktuell sogar dahingehend verändert (oder beibehalten) werden, dass sie den feministischen Fortschritt eher bremsen als unterstützen...
Darum kann ich schwer nachvollziehen, warum in einzelnen Kommentaren eine individuelle Entscheidung der Autorin kritisiert wird oder eigene Anstrengungen hervorgehoben werden.
Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle gemeinsam für mehr Gleichberechtigung einsetzen und die Strukturen dahingehend verändern, dass sie vielfältige individuelle Entscheidungen begünstigen und ermöglichen.

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Das sehe ich ebenso.

Das strukturelle Problem bedeutet, dass man immer wieder bei individuellen Entscheidungen dafür kämpfen muss, gleich behandelt zu werden. Das Kämpfen von Vielen im Einzelnen zeigt auf, dass es ein strukturelles Problem gibt.

Es ist nicht fair der Autorin vorzuwerfen, dass sie nicht alle dieser Kämpfe gewonnen hat oder versucht hat, diese zu gewinnen. Denn das Ziel ist, dass es diese Kämpfe gar nicht gibt, sondern dass es ein Aushandeln auf gleicher Höhe wird.

Man darf auch nicht vergessen: Leute, die systemische Ungerechtigkeit erlebt haben, werden es nach deren Aufhebung immer noch schwer finden, ihre neuen Rechte einzufordern. Denn die Erfahrung sagt einem, dass Einfordern mühsam ist und wahrscheinlich nicht erfolgreich. In solchen Fällen wendet man viel mehr Energie, als Leute, die diese Ungerechtigkeit nie erlebt haben.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank, genau darum ging es mir.

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Es sind aber nicht ausschliesslich strukturelle Probleme. Diese gibt es zweifellos. Dennoch ist das Resultat die Summe dieser Gegebenheiten und persönlicher Entscheidungen.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Lieber Herr S., mein Punkt ist jedoch, dass vieles von dem, was Sie als persönliche Entscheidungen bezeichnen, stark beeinflusst wird von strukturellen Gegebenheiten. Ja, es mag als eine individuelle Entscheidung erscheinen, wenn ein Paar (wie in den meisten Fällen) nach der Geburt eines Kinds entscheidet, dass er Vollzeit arbeitet und sie Teilzeit. Aber das greift zu kurz. Denn die Tatsache, dass er oft mehr verdient als sie, hat einen strukturellen Hintergrund. Ebenso die Tatsache, dass es für ihn oft schwieriger ist, das Pensum zu reduzieren. Ebenso die Tatsache, dass sich die Frau in den ersten drei oder sechs oder noch mehr Monaten schon daran gewöhnt hat, dass sie alleine für das Baby zuständig ist, während er sich daran gewöhnt hat, dass er der Ernäherer ist. Dazu kommen gesellschaftliche Erwartungen. Das alles führt dazu, dass diese scheinbar individuellen Entscheidungen eben letztlich mehrheitlich das Resultat von strukturellen Einschränkungen sind.

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Um Himmelswillen; wird in einer Beziehung immer noch nicht darüber gesprochen, wer, wann, wieviel, warum und mit welchen Lösungen, eine Familie gegründet wird. Auf einmal sass ich da….. lasse ich so nicht mehr gelten. Das muss, verdammt noch mal, ausdiskutiert werden und es müssen Lösungen gefunden werden. Es kann doch keine Opportunität sein, dass wenn Frau unbedingt Kinder will, sie einfach nachgibt und sagt, es ist der Preis dafür, dass ich mich für eine Familie entscheide. Dann sagt halt der Mann, wo‘s lang geht und ich füge mich in „meinen Kompromiss“. So kommen wir nicht weiter! Es hat jeder Mensch das Recht, sich in seinem Leben glücklich zu fühlen. Aber - die Wahl, die Option, die Entscheidung darf Jede(r) haben. Ich bin übrigens 63, habe vier erwachsene Kinder, zehn Enkelkinder, habe eine Karriere als Niederlassungsleiterin bei einer Bank hinter mir und arbeite heute selbständig mit einer Massage- und Fusspflegepraxis. Und - musste seeeeehr viel Energie aufwenden dafür!

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Es gibt nunmal Situationen, in denen man auf einmal die Rahmenbedingungen, die strukturellen Zwänge sehr stark spürt, sei es die Mutterschaft oder der Marschbefehl. Das heisst ja nicht, dass man sich damit zufriedengibt und keinen „Ausweg“ sucht. Aber bereits die Tatsache, dass diese Wahl den einen schwerer, den anderen einfacher fällt bzw. gemacht wird, gehört zu diesen strukturellen Zwängen.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Ganz genau darum ging es mir. Danke, Anonymous!

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau Golling, es geht eben genau nicht darum, dass man das Problem hätte lösen können, indem Frau und Mann darüber reden, wie sie es denn lösen wollen. Das haben wir selbstverständlich getan. Es geht darum, dass die Rahmenbedingungen eben so sind, dass alles reden nichts nützt. Mir wurde es schmerzhaft bewusst, wie sehr die Tatsache, dass die Männer in der Schweiz damals noch keine Vaterschaftspause bekamen (und auch heute keine nennenswerte) dazu beiträgt, dass gewisse Rollenaufteilungen zementiert werden. Und da hilft eben alles reden mit dem Mann und alles anstrengen nichts, das ist ein strukturelles Problem, das sehr viele andere nach sich zieht. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine

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Welche Berufe üben Sie denn aus, dass hier keine Lösung möglich war. Ich weiss, um gewisse strukturelle Probleme. Es ist eine zwingende Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Gesellschaft, Politik notwendig. Aber solange wir immer noch eine männerdominierte Führungshierarchie haben, wird das schwierig. Ich habe oft genug erlebt, dass Frauen nicht bereit sind, sich hier durchzuboxen, Energie für eine Geschäftsleitungsposition aufzubringen und sich ganz klar einer Karriere- und Lohnplanung zu stellen. Es ist mir klar, dass hierfür sehr viel Aufwand benötigt wird, aber Veränderungen sind nie einfach und die Komfortzone muss definitiv verlassen werden. Oft genug habe ich erlebt, dass Frauen, bevor sie Kinder hatten, grossartige Wege und Visionen im Kopf hatten und sobald Kinder da waren, ist es „komfortabler“ einen einfacheren Weg zu wählen. Das heisst, nur noch Teilzeit zu arbeiten oder auf eine Leitungspositionen zu verzichten. Diese Aussage ist provokativ, aber basiert auf vielen Gesprächen, Erkenntnissen und eigenen Erfahrungen. Ich bin übrigens die Mutter von Olivia Kühni und es wäre spannend, dieses Thema mit verschiedenen Generationen, verschiedenen Berufsgruppen und vor allem mit den betroffenen Männern aufzunehmen. Sobald es auch um Berufe im Mittelstand, Niedriglohnberufe usw. handelt, sieht es auch wieder ganz anders aus.

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Sie sprechen mir aus der Seele! Ich habe Vieles gleich erlebt und empfunden und werde deshalb je länger je kämpferischer. Hart arbeiten, freundlich sein und warten bringt zu wenig. Frauen müssen vermehrt laut werden und einfordern oder Nein sagen, damit es vorwärts geht.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Danke, Frau Z., genau so ist es!

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Darum, liebe Schwestern und Brüder, lasst uns weiter kämpfen, mit Klugheit und Humor, denn ohne Humor wird's gruusig - wenn es das nicht längst schon ist...

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Thomas Maurer
Leser
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Als (bald einmal) alter weisser Mann, will ich ein paar kritische Bemerkungen loswerden:
Genau dort, wo es interessant wäre, bleibt Frau Hamilton vage. Warum genau sitzt sie jetzt mit dem Kind zuhause, und der Partner geht - wahrscheinlich Vollzeit - arbeiten? Hat es gereicht, dass ihr Partner gesagt hat: "es ist gerade schlecht, zu reduzieren?". Es ist nun einmal ein Fakt, dass das Gründen einer Familie meist dann stattfindet, wenn auch die Karriere im Aufbau ist. Warum dann aber eine intelligente gebildete Frau einfach nachgibt, und sagt: "Irgendwann sass ich zu Hause und realisierte...", genau das hätte mich interessiert. Man sitzt nicht irgendwann einfach zu Hause, und vorher war einfach nichts. Ist man als intelligente gebildete Frau einfach Opfer der Launen und Wünsche des Partners, wenn es um so wichtige Dinge geht?
Warum bei den Renten Frauen schlechter fahren, ist auch dem Umstand geschuldet, dass sie weniger arbeiten. Was in der Diskussion immer ausgeblendet wird: verheiratete Paare bleiben zusammen, dann haben Mann und Frau auch die Rente gemeinsam, d.h. der Mann "leidet" auch mit, oder dann wird geschieden, aber in diesem Falle werden sowohl die Pensionskasse wie auch die AHV für die verheirateten Jahre hälftig geteilt. Die Erziehungsgutschriften - gar nicht so klein - gehen zumeist an die Frau. Das Problem liegt daran, dass die Frau nach der Scheidung oft Mühe hat, wieder im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Das Bundesgericht hat jetzt - wie ich finde zum Glück - die Vollkaskomentalität der Frauen nach der Scheidung abgeschafft, und sie können sich nicht mehr darauf verlassen, vom Ex-Mann noch massiv alimentiert zu werden. Warum sage ich zum Glück? Weil jetzt ist es für Frauen zwingend, ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten, und so nebulöse Aussagen wie "irgendwann sass ich da" gehören der Vergangenheit an, oder frau geht wirklich ein grosses Risiko ein. Vielleicht hat das Bundesgericht mit diesem Urteil mehr für die Gleichstellung getan als die Politik.
Und noch etwas: Frauen arbeiten auch ohne Care-Verpflichtungen gerne Teilzeit. 25% der 25-29 jährigen (genau in den wichtigen Jahren) arbeiten bereits Teilzeit. Eine Forscherin der Uni Lausanne sagte im Tagi: "Die jungen Frauen schauen schon bei der Berufswahl, ob Teilzeitarbeit möglich ist". Offensichtlich wollen Frauen - auch ohne Kinder - sich im Beruf nicht voll engagieren, um eine bessere "work-life"-Balance zu haben, aber dann darf man sich auch nicht wundern, wenn man am Schluss weniger verdient, bzw. keine so hohe Rente hat.

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Multifunktional
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Ich bin mit Ihnen grösstenteils einverstanden. Man muss als Frau schon auch etwas dafür tun, dass man "nicht plötzlich dasitzt". Als wir Kinder bekamen, war klar, dass auch mein Mann die Arbeit reduzieren wird - obwohl er beileibe nicht gerade feministisch eingestellt ist (in sehr patriarchalen Strukturen gross geworden). Ich habe immer mal wieder über andere Paare gestaunt, wenn eine Frau jammerte, ihr Mann "könne halt nicht einfach so reduzieren". Da fühlte ich sehr wohl heraus, dass der Mann nicht "nicht konnte" sondern lieber "nicht wollte" - und dann gleich noch eine Weiterbildung begann. Da finde ich schon auch, dass man als Frau gefordert ist, auch in der Partnerschaft auf solchen Dingen zu bestehen, wenn sie einem wichtig sind. Zudem erziehen ja auch wir Frauen unsere Söhne und Töchter mit. Vielleicht habe ich auch einfach Glück: Aber unser 14jähriger Sohn macht seit fast einem Jahr freiwillig die Wäsche für die ganze Familie, nachdem es von meiner Seite hiess, wenn ich in seinen Augen zu wenig häufig wasche, solle er es halt selber machen. Ich hätte ja auch als vorbildliches Mami einfach mehr Waschstunden einschalten können, fand aber einmal pro Woche genüge.

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Thomas Maurer
Leser
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· editiert

Wenn Sie das gleiche sagen wie ich, gibt es Pfeile nach oben, bei mir nach unten :-)

Die meisten denken wohl, ich sei ein Patriarch, aber als unser Sohn 9 Jahre alt war, haben wir uns getrennt, und ich habe ihn mit 50% Obhut zur Hälfte gross gezogen mit Waschen, Kochen, zu Bett bringen etc. und nebenbei noch ein Geschäft geführt. Da blieb nicht mehr so viel Zeit für anderes. Auch an den meisten Wochenenden habe ich etwas mit meinem Sohn unternommen. Nun ist er gross, und ich muss sagen, das Grossziehen meines Sohnes war die beste Zeit meines Lebens. Ich kann jedem Mann nur empfehlen, sich mehr einzubringen.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau W., danke für Ihren Beitrag. Auch hier nochmals die Klarstellung, weil dies offensichtlich nicht nur von Ihnen falsch verstanden wurde: Mit der Aussage, dass ich nach der Geburt völlig überwältigt zu Hause sass und mich alleine um ein Baby kümmern musste, meinte ich nicht, dass mein Partner und ich uns nicht über unsere Aufteilung ausgetauscht hätten, oder dass ich auch nach der Mutterschaftspause zu Hause geblieben wäre. Ich kehrte schon nach wenigen Monaten an die Arbeit zurück und arbeitete bald wieder fast Vollzeit in einer Führungsposition. Worum es mir ging, ist Folgendes: Dass nur schon die Tatsache, dass alleine Frauen eine Mutterschaftspause bekommen und Männer nicht, eben dazu führt, dass beide bereits in ihre ihnen angedachten Rollen eingespurt werden, und zwar danach durchaus wieder herauskommen können, aber es eben sehr viel Kraft dafür braucht und das Überwinden von grossen Hürden. Und dass es nicht sein kann, dass so viele Frauen und auch Männer diese Hürden mit enormen privaten Kräfteanstrengungen zu überwinden versuchen müssen, weil es strukturell keine Veränderungen gibt, oder nur solche im Schneckentempo. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine

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Unabhängig verheiratet
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Ich kann ihnen vielleicht helfen, Herr Maurer: Weil ich vermeiden wollte, dass mir genau das passiert wie Bettina Hamilton (mit dem Säugling zu Hause angebunden, wie ich es auch von sehr vielen feministisch denkenden Kolleginnen im Freundeskreis leider kenne), habe ich mit meinem Mann vorher die Diskussion geführt: Kannst du dir vorstellen, auf 50% zu reduzieren? Er sagte nein, ehrlich gesagt nicht, weil Chef und Karriere und ich verdiene ja mehr und so. Deshalb haben wir keine Kinder und ich habe es nie bereut, mir haben sich andere Möglichkeiten aufgetan. Ich bin aber überzeugt, dass es in der Schweiz sehr viel weniger Kinder gäbe, wenn alle so konsequent wären wie ich. Wie würde es ihnen damit gehen, Herr Maurer?

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An Menschenmangel leiden wir ja in der Schweiz nicht mit 20% Wachstum in den letzten 20 Jahren :-) Im Ernst nun: Sie haben die Diskussion geführt, und sind zu einer Lösung gekommen, die jetzt offenbar für beide stimmt. Solche Lösungen sind möglich. Den Mann zwingen, zu reduzieren, und sonst gibt es halt keine Kinder, oder der arbeitende Partner zahlt dem nicht arbeitenden Partner ein Salär, oder dann macht man es halt so, wie es die meisten machen, aber dann halt im vollen Bewusstsein der Probleme, die das mit sich bringt. Das Bundesgericht hat den Frauen jetzt ja Argumente an die Hand gegeben. Als Frau würde ich heute sagen "spinnst Du? wenn wir uns scheiden lassen, habe ich ein grosses Problem".

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So ähnlich ging es mir auch. Ich wollte 60-80% arbeiten. Er auch. Hätte ich gemacht. Nur meinte er, jemand müsse ja nach den Kindern schauen. Und Kinder haben, nur damit man sie in die Kita gibt, das wolle er nicht. Also sind wir geschieden, er neu verheiratet mit Kind; ich gewählt kinderfrei.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Lieber Herr Maurer, danke für Ihren Beitrag und Ihre Überlegungen. Was ich daran jedoch schwierig finde, ist, dass Sie das Problem von der strukturellen auf die individuelle Ebene verschieben. Während es genau ein zentraler Aspekt meines Textes war, dass es eben individuelle Anstrengungen nicht richten werden, so lange die darunter liegenden strukturellen Probleme nicht gelöst sind. Natürlich haben mein Partner und ich uns ausführlich über unsere Rollenaufteilung ausgetauscht und natürlich haben wir versucht, die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Und ich bin auch sehr bald wieder in den Beruf eingestiegen und arbeite schon länger mit einem kleinen Kind fast Vollzeit in einer Führungsposition. Aber mein Punkt ist ja genau dieser: Dass ich in den ersten Monaten nach der Geburt alleine da sass in meiner Mutterschaftspause und dass er eben keine Vaterschaftspause hatte, um gemeinsam diese extrem herausfordernden Zeit zu meistern, das ist ein strukturelles Problem, das auch mit noch so viel privatem Diskutieren und Einfordern nicht zu ändern ist. Und es ist für mich sonnenklar, dass es nach drei oder sechs Monaten Mutterschaftspause, in der die Frau symbiotisch mit dem Baby zusammen ist und sich daran gewöhnt, dass sie alleine dafür zuständig ist, für sie schwieriger ist, danach wieder Vollzeit zu arbeiten. Und dass es für den Mann, der sich in den ersten Monaten nach der Geburt daran gewöhnt hat, dass er der Ernährer ist und sie sich um das Kind kümmert, schwieriger ist, das Pensum zu reduzieren. Das heisst nicht, dass das eine oder andere unter grössten Kräfteanstrengungen teilweise nicht doch realisiert werden kann, aber man muss eben sehr viele strukturellen Hürden überwinden. Und dass er oft mehr verdient und in Jobs arbeitet, die Teilzeitarbeit kaum ermöglichen, während Care-Arbeit geringgeschätzt wird, auch das hat einen strukturellen Hintergrund. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine

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Thomas Maurer
Leser
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Danke, dass Sie geantwortet haben. Mit einmal darüber schlafen denke ich, ich habe zumindest eine interessante Diskussion ausgelöst, auch wenn ich mit meinen Ansichten eher schlecht weggekommen bin, was ich aber verkrafte :-) Ich habe auch viel gelernt, weil ich mich bemühe, denen zuzuhören, die mir etwas sagen wollen. Ebenso habe ich bei einem Kaffee mit meiner Schwester über die Thematik diskutiert, die zu diesem Thema ebenfalls Interessantes zu sagen wusste. Zu welchen Schlüssen komme ich nun? Ich habe das Gefühl, dass bei vielen Frauen der Wunsch da ist, die strukturellen Probleme energischer anzugehen als einfach darauf zu hoffen, dass sich die Dinge automatisch in die richtige Richtung bewegen. Realistischerweise ist dies in der Schweiz aber nur "über das Volk" möglich. Der Frauenstreik wurde ein paar Mal erwähnt. Als Mann kann ich die Wirkung des Frauenstreiks nicht wirklich beurteilen. Ich nehme an, er ist von grosser symbolischer Wichtigkeit, dass man sich gegenseitig Kraft gibt, den "Kampf" weiterzuführen. Die Frauen sind aber kein monolithischer Block. Diejenigen, die diesen Kampf gegen die strukturellen Probleme aktiv führen wollen, sind wohl in der Minderheit und können sich nicht alleine die nötigen Mehrheiten im politischen Prozess beschaffen. Aus diesem Grund müssen auch Männer an Bord geholt werden, die halt eben Männer sind, und viele der Probleme vielleicht kennen, vielleicht auch nicht, aber sie in der Regel nicht spüren. Männer, die vielleicht auch nicht 100% der gleichen Meinung sind, vielleicht nicht einmal 70%, aber grundsätzlich anerkennen, dass diese Probleme bestehen. Ich führe viele Diskussionen zu solchen Fragen mit Frauen und komme - wie hier - oft unter die Räder, aber da ist vielleicht trotz allem von Seiten der Frauen eine gewisse Geduld gefragt. Genau die Geduld, die frau nicht mehr haben will. Viele die mir hier geantwortet haben, haben mich zum Nachdenken gebracht, und darum war es für mich eine gute Diskussion.
Noch ein bisschen Mansplaining zum Schluss mit einer Empfehlung: Ich empfehle den Frauen, möglichst viel Druck zu machen bei der Reduzierung oder noch besser Aufhebung des Koordinationsabzuges im BVG. Ich habe viele Diskussionen zur AHV-Abstimmung geführt, und musste feststellen, dass viele - auch gebildete - Menschen praktisch keine Ahnung haben, wie das BVG funktioniert und was der Koordinationsabzug ist. Das Parlament ist da schon wieder dabei einzuknicken. Der Koordinationsabzug ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, der könnte von heute auf morgen schon abgeschafft werden. Man könnte da auch Druck auf die eigene Firma oder PK machen. Ich als (Mit-)Firmenbesitzer habe den Koordinationsabzug bei meinen Firmen aufheben lassen, bzw. gar nie eingeführt.

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Gabi Mächler
Unternehmerin
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· editiert

also sind die Frauen eben doch selber schuld, alles individuelle Entscheidungen, nix Strukturelles???

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Für mich ist diese Antwort ein bisschen symptomatisch, wie die Pfeile nach unten. Eine Diskussion ist so natürlich nicht möglich. Ich stelle doch eine Frage, die man beantworten könnte: Warum lassen sich auch gebildete intelligente Frauen auf ein Modell ein, das sie nachher irgendwie bejammern und sagen "irgendwann sass ich da"? Wie wenn da eben keine individuelle Entscheidung dahinter gestanden hätte. Wenn man sich selbst in so einem Fall als Opfer der Umstände sieht, dann frage ich wieso? Was lief da ab? Wieso ist frau da Opfer? Und dass Frauen Berufe wählen, wo Teilzeit möglich ist, und dann Teilzeit arbeiten. Ist das eine individuelle Entscheidung oder ist das "etwas Strukturelles"?

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Ein typisches Beispiel von Täter-Opfer-Umkehr (oder Victim blaming). Erstens.
Ein typisches Beispiel von "ein Mann erklärt einer Frau die Welt (Mansplaining). Zweitens.
Ein typisches Beispiel von unterschwelliger Meinung, dass "eigentlich doch der Mann der arme sei". Drittens.
Mit Carolin Emcke sage ich: wer der Norm entspricht, ist sich möglicherweise nicht bewusst, dass es überhaupt eine Norm gibt.
Das Patriarchat ist noch fest verankert, sprich die männliche Norm gilt immer noch in vielen Bereichen als Norm für alle.
Zum Glück merken immer mehr Menschen, dass das Aufbrechen dieser Normen für alle ein Gewinn ist.

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Ich finde Ihre Antwort aggressiv und voller Unterstellungen, aber so läuft der Diskurs leider meistens. Mansplaining ist da so eine Totschlagkeule. Wo habe ich denn etwas erklärt? Ich habe nur gefragt. Ich habe auch überhaupt nicht gesagt, dass der Mann der arme sei. Und wie ich schon weiter unten geschrieben habe, habe ich gar nicht nach dieser Norm gelebt, sondern schon zur Zeit der Ehe, und dann nach der Trennung als der Sohn 9 Jahre alt war, ihn zur Hälfte grossgezogen mit Waschen, Kochen und allem, was halt so dazugehört, nicht nur am Freitag Papi-Tag auf dem Spielplatz. Ebenso an den meisten Wochenenden.
Wieso ist denn Frau Hamilton ein Opfer dieser Norm, und hat nicht gemerkt, dass sie diese aufbrechen soll? Ich habe nie victim blaming betrieben, sondern wollte wissen, wieso sie hier in eine Situation geraten konnte, in welcher sie sich als Opfer fühlt.

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Multifunktional
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Würden Sie Frau Hamilton-Irvine als Opfer bezeichnen? Gerade in arbeitsrechtlichen Fragen hat man viele Möglichkeiten sich zu wehren, gerade in qualifizierten Berufen, wie Frau Hamilton-Irvine einen ausübt. Zum „Opfer“ wird man erst, wenn man sich gegen Diskriminierung nicht wehrt oder wehren kann.
Es ist einer sachlichen Diskussion nicht dienlich, wenn man mit (unpassenden) Schlagworten die Diskussion abwürgt…
„Victim blaming“ bezeichnet eine Situation, in der z.B. beim Vergewaltigungsopfer die Schuld an der Vergewaltigung gesucht wird. Frau Hamilton Irvine ist weder Opfer noch wurde ihr, nachem sie „aufbegehrte“ die Schuld an der Situation zugeschoben.
Differenzierte Sichtweisen sind gefragt. Die meisten gesellschaftlichen Probleme sind einiges komplexer als „Opfer-Täter“-Situationen!

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Liebe Frau Hamilton-Irvine, Ihre Liste ergänze ich mit meinen verwunderten Erkenntnissen. Mir war nicht klar, dass der Mann das Norm-Mass abgibt in der Entwicklung von Dingen, die die Welt verbessern sollen. In der Architektur, bei den Airbags, beim Design von Alltagsgegenständen, die ganz viele Menschen brauchen, und va. in der auf ihre Wissenschaftlichkeit und Doppelblindstudien so stolze Medizin. Aber mein Erstaunen geht noch weiter. Zwar wusste ich, dass die französische Revolution Olympe de Gouge zum Tod verurteilte, weil diese der Meinung war, die wunderbaren Menschenrechte gälten auch für Frauen, sie zählte Frauen zu den Menschen! Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die bürgerliche Revolution einen gewaltigen Rückschritt für die Frauen in der Gesellschaft bedeuteten. Ich begriff, dass die Männer sich in den letzten 200 Jahren auf dem Buckel der Frauen emanzipiert hatten. Und leider war auch das vielgepriesene Zeitalter der Aufklärung für Frauen eine eigentliche Bedrohung. Wissenschaftlich wurde unter vielem anderem erkannt, dass ihre Gehirne kleiner sind, was gewaltige Folgen hatte. Zum Glück für mich sind in den letzten Jahren Frauen in der Forschung angekommen, die aufräumen mit dem Märchen einer stetigen Verbesserung der Lebensumstände der Frauen. Und zum weiteren Glück für mich, haben die Frauen ihre Erkenntnisse publiziert und gibt es in Zürich mit der verstaubt klingenden Museumsgesellschaft eine Bibliothek und einen monatlichen Büchertisch mit Neuheiten, wo ich aufgeklärt werde über die tatsächliche Situation auch der gebildeten, auch der gut situierten, nämlich aller Frauen in der Schweiz. Zu meinem Erstaunen stelle ich fest, dass ich mit gegen 70 viel empörter, viel wütender aber auch kämpferischer bin als zu Zeiten, als die FBB mit ihren Aktionen das Thema Frauenbefreiung in die Öffentlichkeit brachte.

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als Teilnehmende
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Mir hat es fast den Hut gelupft, d.h. ich wurde wütend. Ab so viel Kritik und Unzufriedenheit, weil nicht das erreicht wird, das man sich erhoffte. Wenn ich rückblickend an meine familiären Geschichten denke, an die damaligen nicht ausgesuchten weltlichen und politischen Situationen, sind wir Frauen heute sehr privilegiert. Dank Einsatz von Frauen ( und Männer, die übrigens auch nicht immer privilegiert sind).
Vergleiche ich meine Situation als Frau in meinem Umfeld, notabene in einem Land wie die CH, mit den prekären Situationen von Frauen in anderen Ländern, verneige ich mich vor ihnen. Was es heisst, sich wieder alles neu zu erkämpfen und aufzubauen nach Katastrophen oder anderen Wiedrigkeiten ist uns fremd. Ebenso zu leben in männerdominierenden Systemen. Wo übrigens der Mann, der das auch nicht will, ebenso zu leiden hat. Übrigens: ohne Zusammenhalt und Unterstützung aller, egal ob Frau oder Mann und Kind gelingt nur im Gemeinsamen Tun. Und genügen finanziellen Mitteln.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau S., Ihr Kommentar ist für mich schwer nachvollziehbar - ich denke, Sie haben mich wahrscheinlich falsch verstanden. Sie kritisieren, dass ich mich ärgere über strukturelle Ungerechtigkeiten und weisen gleichzeitig darauf hin, dass es anderen viel schlechter geht. Das ist ja genau ein zentraler Punkt meiner Aussage. Dass es eben nicht reicht, aus unserer privilegierten feministischer Sicht zu glauben, mit etwas mehr Lohngleichheit und ein paar mehr Verwaltungsrätinnen sei es getan. Weil das Problem viel tiefer liegt. Herzlich, Bettina Hamilton-Irvine

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Gaby Belz
semi-Rentnerin, semi-Berufsfrau
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Ich empfehle allen, den Artikel „Raus aus der Teufelskreis-Ökonomie“ in der heutigen Republik zu lesen. Dort liegt einer der Schlüssel der Misere, mit vielen möglichen Ansatzpunkten. Ich persönlich habe während der Kinderzeit meines Sohnes erlebt wie hilfreich gemeinschaftliche Wohnformen sind, und das sind zwar derzeit - wegen dafür notwendigen Angebotsmangels - noch Entscheide auf persönlicher Ebene, aber dahinter steckt durchaus ein strukturelles Problem: die Überbetonung der sogenannten Kernfamilie zuungunsten der Gemeinschaft. Ausserdem lohnt sich der Kampf für eine Care-zentrierte Ökonomie durch Sichtbarmachen aller nicht monetären, aber notwendigen Arbeit, auch wenn Frau und man sich damit zuweilen zur Nervensäge in allen Kontexten macht. Wir bei www.Wirtschaft-ist-Care.org unterstützen diese gesellschaftlich und politisch so wichtige Entwicklung nach Kräften.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für diese wertvolle Ergänzung, Frau Belz! Ich stimme Ihnen absolut zu, dass der starke Fokus auf die Kernfamilie zum Problem beiträgt. Jeder kleine Familienverbund müht sich für sich selber ab und muss unglaublich viel unter einen Hut bringen - auch ich habe schon erlebt, dass gemeinschaftliche Wohnformen hier Entlastung durch Synergien schaffen können. Und auch Ihr Hinweis auf die Care-zentrierte Ökonomie ist wichtig. Dass man durch das Aufzeigen von strukturellen Problemen gerade als Frau gern als Nervensäge bezeichnet wird, das muss man loslassen können. Wir sind viel zu lange darauf trainiert worden, möglichst höflich und angepasst zu sein - aber damit kommen wir leider nicht weiter. Herzlich! Bettina Hamilton-Irvine

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Gabi Mächler
Unternehmerin
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· editiert

verdammt, sie hat recht: "Doch was wir brauchen, ist nicht mehr Geduld, sondern weniger".
Und dann habe ich mich an meinen Artikel in der Emanzipation erinnert, das war 1992, als ich geschrieben hatte "Meine Wut lass ich mir nicht nehmen!":http://doi.org/10.5169/seals-361351
Ernüchtert stelle ich fest, dass mittlerweile diese Wut meist irgendwohin versickert ist, mann musste sie mir gar nicht nehmen, ich habe mich gemütlich in meiner eigenen selbstbestimmten Welt eingerichtet. Mir ist zwar durchaus bewusst, dass nicht viele Frauen so viel Wahlfreiheit haben wie ich, nur mache ich aktuell wenig daraus. Nun spüre ich wieder diese Wut in mir blubbern, nur das Ventil für einen produktiven und engagierten Nutzen daraus (es rührt mich, wie bestimmt ich das damals schrieb) ist mir jetzt grad nicht klar. Wie macht Ihr das, Ihr anderen in die Jahre gekommenen Feministinnen?

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank, Frau Mächler! Es freut mich, dass Sie Ihre Wut wieder spüren und sich überlegen, wie Sie daraus einen produktiven Nutzen ziehen können.

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Für mich war und ist Gleichberechtigung immer eine Selbstverständlichkeit, weil meine Eltern es mir vorgelebt haben und das schon vor mehr als 60 Jahren. Und noch kurz: Ende der 80er Jahre habe ich zwei Jahre an einer Realschule unterrichtet. Mit der Handarbeitslehrerin kam ich überein, dass wir mal tauschen. Die Knaben gingen zur Handarbeit und die Mädchen kamen zu mir ins Werken. Die SchülerInnen waren begeistert. Geendet hat die Sache mit einem Verbot und einem zünftigen Rüffel seitens der Schulbehörde. Für mich war es ein Grund mehr, den Schuldienst zu quittieren.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Danke, Herr Gadient! Wie schön, dass Ihre Eltern Ihnen bereits vor mehr als 60 Jahren Gleichberechtigung vorleben konnten - das ist aussergewöhnlich, und sehr wertvoll.

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Sabin Bieri
Nachhaltigkeitswissenschaftlerin
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· editiert

Danke für Ihre Einsichten, Frau Hamilton-Irvine.

Das Terrain, das aus Sicht der Gleichberechtigung als erobert galt, ist nie gesichert - das ist meine Erkenntnis aus jahrzehntelangen feministischen Engagement. Durch die Hintertür oder auch völlig mehrheitsfähig machen sich rückwärtsgewandte Deutungen breit, und müssen längst verhandelte Positionen erneut verteidigt werden - ich finde leider keine adäquaten Sprachformen, die nicht militärisch gefärbt sind.

Dazu kommt, dass jede Generation ein Stück weit eigene Erfahrungen durchlaufen muss - ganz ähnlich, wie die Autorin dies für sich selbst nachzeichnet.

Zudem ist es schwieriger geworden, feministische Anliegen zu vertreten, weil die Ungleichheiten oft erst unter der Oberfläche zum Vorschein kommen. Wer sich für Gleichberechtigung einsetzt, kriegt schnell das Etikett der Nörglerin verpasst. Das unterläuft dann sachliche Diskussionen gleich von Anfang an - schöne Illustrationen gibt’s dazu in den Kommentaren zu diesem Artikel. Und überhaupt zuverlässig dann, wenn von Geschlecht und Privileg die Rede ist. Das hat wohl damit zu tun, dass wir uns alle durch unsere persönlichen Erfahrungen
zur Expertise autorisiert fühlen.

Ich glaube manchmal auch, wir sind einem Trugschluss aufgesessen, als wir glaubten, mit dem massiven Eintreten von Frauen in den Arbeitsmarkt würde der Gleichberechtigung der entscheidende Schub verpasst. Dies wird auch durch einen Blick auf die Zahlen deutlich: https://www.bfs.admin.ch/news/de/2021-0174. Das Modell, bei dem beide Partnerinnen Erwerbs- und Familienarbeit teilen, ist mit 8% weit weniger verbreitet als das Vollzeit-/tiefe Teilzeit-Modell (53%).
Das Ergebnis ist aus Gleichstellungssicht sehr durchzogen. Die Schlussfolgerung müsste deshalb meines Erachtens eine Teilzeitoffensive für Männer sein - sonst treten wir hier an Ort oder riskieren, in nostalgischen Verklärungen von Erwerbsmodellen der längst überholten Aufstiegsgesellschaft steckenzubleiben.

Die Ausfälle in den Sozialversicherungen müssten gleichzeitig über eine deutliche Umschichtung der Steuerlast weg von Arbeit und hin zu Energie, Daten und Kapital aufgefangen werden. Dass sich hier keine der Parteien ernsthaft dran wagt, ist für mich eine der grossen Verlusterklärungen der offiziellen Politik.

Die steuerliche Benachteiligung von bestimmten Beziehungensmodellen ist ein weiterer Grund für die Beharrungstendenzen konservativer Rollenmodelle - kürzlich ebenfalls Thema bei Binswanger https://www.republik.ch/2022/10/29/…game-paare. Die Individualbesteuerung halte ich für mindestens so überfällig wie einen Elternurlaub. Denn dass letzterer das Problem auch nicht löst, zeigt ein Blick auf Deutschland, wo dieser von der konservativen Regierung eingerichtet wurde - gegen den lautstarken Widerstand einiger Grössen der damaligen CDU (‘Wickelvolontariat’ https://www.welt.de/politik/deutsch…ttelt.html ). Studien haben gezeigt, dass zwar zunehmend mehr Paare die Möglichkeit nutzen, dass beide in Urlaub gehen. Die Gestaltung ist allerdings sehr vielfältig, beispielsweise fahren Familien während des vom Vater bezogenen Zeitabschnitts gerne ausgedehnt in den Urlaub https://www.sowitra.de/wp-content/u…04_END.pdf.

Solange wir uns nicht an die grundsätzliche Verfasstheit unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems heranwagen, werden die Fortschritte immer auch von Rückschlägen begleitet sein. Das feministische Anliegen hält einige Einsichten parat, die dabei helfen könnten, nicht die gleichen Fehler zu wiederholen. Oder zumindest nicht mehr ganz so oft.

(Edit: Rechtschreibung)

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Liebe Frau Bieri, vielen herzlichen Dank für diesen äusserst klugen und reflektierten Beitrag. Sie fassen den Kern der Sache in die richtigen Worte - ich könnte jedes davon unterschreiben. Tatsächlich braucht es ein grundsätzliches Umdenken in Bezug auf unsere Wirtschafts- und Gesellschaftssystem - und solche Prozesse kommen leider, wenn überhaupt, nur sehr langsam voran.

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Multifunktional
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Ja, auch ich habe vieles gleich erlebt. Wo es mir wichtig war, habe ich mich aber auch immer gewehrt. Als ich erfuhr, dass ein Kollege mit schlechterer Ausbildung mehr verdient als ich, habe ich beim Chef interveniert und eine Lohnerhöhung verlangt, die ich auch bekam.
Bei Situationen wie dem Protokollschreiben gibts von mir auch mal zur Antwort „heute gerade lieber nicht“.
Es ist gar nicht so schwierig, auch mal „Nein“ zu sagen und in der Regel wird es auch akzeptiert. Zudem steigt dadurch auch das Ansehen bei den Kollegen - ausser es handelt sich um sexistische Idioten, aber zumindest sind dann die Fronten geklärt.
Was die Vereinbarkeit von Familie und Karriere angeht, musste ich auch erfahren, dass man mit einem 60%-Pensum nicht (mehr) für Beförderungen in Betracht gezogen wird. Wobei mir die Kinder und die Work-Life-Balance mindestens so wichtig sind und ein grösseres Pensum für mich mit Kindern nicht in Frage gekommen wäre. Hier ergibt sich ein Link zum andern Artikel dieses Tages, den ich zwar noch nicht gelesen habe, der aber wohl genau dieses gesellschaftliche Problem anspricht.

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Ronja Beck
Reporterin
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Liebe Frau W., es freut mich ehrlich, dass es bei Ihnen offenbar so gut gelaufen ist, als Sie sich widersetzten. Aber ich habe grosse Mühe mit der Absolutheit Ihrer Aussagen. Verschiedene Frauen in meinem Umfeld haben komplett gegensätzliche Erfahrungen gemacht, und das hat nichts mit irgendwelchen angeblichen Charakterschwächen oder Faulheit zu tun, wie hier im Dialog an verschiedenen Stellen zu meinem Entsetzen ganz selbstverständlich proklamiert wird (und ich Idiotin dachte, wir hätten es inzwischen über Lean in hinweggeschaft). Forderungen für Lohnausgleiche werden diskussionslos weggewischt, Hinweise auf offensichtliches Fehlverfahlten von Kollegen bleibt ohne Konsequenzen und doch, Nein sagen ist für viele Menschen in vielen Situationen sehr schwierig, weil ein Nein für verschiedene gesellschaftliche Gruppen ganz verschiedene Konsequenzen haben kann. Davor ist kein Unternehmen und keine Arbeitnehmerin auf dieser Welt gefeit. Wir müssen das zwingend anerkennen, wenn wir auf struktureller Ebene auch nur einen Zentimeter vorwärts kommen wollen. Zu behaupten, beim Nein sagen steige - ein paar bad apples mal ausgenommen - das Ansehen - bei allem Respekt Frau W., aber mit der Realität hat das nichts mehr zu tun, jedenfalls nicht mit meiner.

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Finde das auch schwierig. Wenn sogar wir Frauen uns gegenseitig sagen: Hättest halt mehr "Nein" sagen sollen, hättest halt nicht nur "Jammern und Ungerechtigkeiten benennen" sollen, hättest halt "Kinder und die Work-Life-Balance mindestens so wichtig" finden sollen. Implizit wird damit gesagt, dass man nicht handle, passiv bleibe und dass man Kinder und Work-Life-Balance nicht wertschätze. Das ist an Unsolidarität nicht zu übertreffen.

Damit wird die Situation auf die individuelle Wahl reduziert und die individuelle Wahl auf (Charakter-)Schwächen. Kurz: Es wird viktimisiert.

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Multifunktional
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Zu behaupten, beim Nein sagen steige - ein paar bad apples mal ausgenommen - das Ansehen - bei allem Respekt Frau W., aber mit der Realität hat das nichts mehr zu tun, jedenfalls nicht mit meiner.

Diese Aussage von Ihnen in ihrer Absolutheit beschäftigt mich immer noch und ich kann sie nicht verstehen, da sie meine persönliche Erfahrungen so gar nicht abbildet. Deshalb meine Rückfrage an Sie: Von wem haben Sie mehr Respekt, vor jemanden, der sich für seine Rechte (und die der andern) einsetzt, oder vor jemandem, der sich kleinmachen und alles bieten lässt? Wen fragen Sie um Rat, wenn Sie Probleme haben? Ich kann die „schwache“ Person als Mensch sehr mögen und wertschätzen, das hat damit nichts zu tun - bei der Bewältigung von Problemen würde ich aber definitiv die „starke Person“ im Team haben wollen. Sie nicht?
Meiner Erfahrung nach sind die meisten Arbeitskollegen total nette Menschen, welche andern Menschen Achtung entgegenbringen, wenn sie sehen, dass sich diese für Gerechtigkeit einsetzen.

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Multifunktional
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Liebe Frau Beck, es ist klar, dass es nicht mit einem einfachen "Nein" getan ist. Aber es ist der Anfang oder der erste Schritt auf dem Weg. Wenn man für sich selber entscheidet, dass man sich bei für einen persönlich wichtigen Dingen nicht kleinmachen lassen will, dann hat nur schon diese Entscheidung Konsequenzen fürs eigene Auftreten. Das "Nein" muss bestimmt kommen. Auch mein Chef hat damals nicht als erstes geantwortet. "Stimmt, hatte ich übersehen, Sie bekommen ab sofort 500 Franken mehr Lohn". Zuerst hiess es auch "aber er ist älter, hat mehr Berufserfahrung usw." Ich habe mit Argumenten gekontert und klar gemacht, dass dies so für mich nicht akzeptabel ist. Wenn der Chef nicht nachgegeben hätte, hätte ich auch die Konsequenzen gezogen und mich ab sofort nach einer neuen Stelle umgeschaut.
Ich habe sowohl in männer- wie in frauendominierten Branchen gearbeitet. Es war mir immer wichtig, meine Arbeit gut und kompetent zu erledigen. Dies ist wohl überall die Grundvoraussetzung, um Anerkennung zu erhalten von den Kollegen. Wenn ich für meine Rechte einstehe (oder oftmals auch für die Rechte der anderen) führt dies dazu, dass ich nicht nur als gute Mitarbeiterin sondern auch als Person respektiert werde. Meist trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Einige wenige Personen (sowohl Männer wie Frauen) können nicht mit starken Frauen umgehen, die meisten anderen jedoch bringen einem dafür Respekt entgegen (auch hier Frauen und Männer gleichermassen). Wenn ich still bei jeder Sitzung das Protokoll schreibe, dann werde ich von den anderen auch als das wahrgenommen - als Sekretärin. Einmal Protokoll schreiben, kein Problem, aber beim nächsten Mal darf jemand anderes dies tun und ich signalisiere so meine Rolle als "Fachmitarbeiterin" und nicht als Sekretärin. Es geht auch nicht darum, ständig "Nein" zu sagen, sondern in wichtigen Berechen konsequent zu sein, dann kann man in anderen Bereichen auch mal ds Füfi grad sein lassen. Welche Bereiche für mich wichtig sind, kann nur ich entscheiden. Ich kann gerne mal anderen einen Kaffee bringen, lasse mich aber genauso gerne auch mal bedienen ohne schlechtes Gewissen. Ich stelle immer wieder fest, wie grosse Mühe andere Menschen (vor allem Frauen) haben, auch einfach mal ein Geschenk anzunehmen ohne grad das Gefühl haben zu müssen, eine Gegenleistung zu erbringen oder sich tausendmal zu bedanken.

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Ungeduld und Standhaftigkeit sind notwendig, damit sich was ändert.

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Liebe Frau Hamilton Irvine,
vielen Dank für Ihren Artikel. Ich kann Ihren Unmut nachvollziehen. Das schleppende Tempo der Gleichstellung frustriert mich sehr.
Aus Sympatie nehme ich meine Kündigung der Republik zurück.
Dabei stimme ich Ihnen nicht in allem zu. Ich habe für die AHV Reform gestimmt. Die Verbindung von Gleichstellungsfragen mit dem Abtreibungsrecht empfinde ich als verkürzt und verstörend. Und als alter weisser Mann freue ich mich nicht gerade auf den Tonfall, den Sie gleichsam ankündigen. Aber ich stimme Ihnen zu, dass die Situation systemisch ist und unerträglich ungerecht. Ich möchte dazu beitragen, dass wir hier schneller vorankommen.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank! Es freut mich aufrichtig, dass Sie uns als Republik-Leser noch erhalten bleiben - selbst wenn wir uns nicht in allem einig sind. Aber das ist ja auch nicht nötig. Viel wichtiger sind Denkanstösse und konstruktive Debatten. Und ich nehme mit Freude zur Kenntnis, dass Sie zum Erreichen echter Gleichstellung beitragen wollen - das ist schön.

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Die zwei Wochen Vaterzeit sind lächerlich (nicht nur im europäischen Vergleich). Sie dürften auch der Hauptgrund für das öffnen der Lohnschere nach dem ersten Kind sein. Zudem kenne ich mittlerweile genügend Frauen, denen am ersten Tag nach der Mutterzeit gekündigt wurde.

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Etwas erinnert mich an einen Songtext von Leonard Cohen:
,There is a war between the rich and poor /
A war between the man and the woman /
There is a war between the ones who say there is a war / And the ones who say there isn't…‘
Heute wird ein Hausmann zwar nicht mehr wie ein Marsmensch angesehen, doch ganz ernst genommen wird er nicht.
Falls eine Frau (für Kinder) auf Karriere verzichtet ist das selbstverständlich, bei einem Mann sieht man genauer hin. Oder sieht weg. Doch in der Regel erwartet man von der Frau und nicht vom Mann sich zurückzustellen. Damit ändert sich etwas Wesentliches nicht: Die strukturellen Erwartungen. Eine für die Frau und eine andere für den Mann.
Sogar bei Teilzeitstellen wird Karriere zu einer Weggabelung.
Systeme ändern sich nur sehr, sehr langsam.
Wird in einem Team eine Stelle frei, besetzt das Team diese gerne so, dass es sich nicht wirklich ändert. Dies im Guten wie auch im Problematischen.
Alte Seilschaften sind zwar weg, doch latent hat etwas von ihrer Haltung im Team überlebt.
Die traditionellen Rollenbilder für Mädchen/Buben Frauen/Männer sind heute viel weicher geworden, doch ebenso viel Traditionelles bleibt darin lebendig.
Jedenfalls ist es ein langer Weg mit vielen unspektakulären, da persönlichen Kämpfen vom eigentlich toten Patriarchat zur totalen Gleichberechtigung. Ich wünsche allen viel Kraft und Danke!

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Lieber Herr M., vielen herzlichen Dank für diesen Beitrag, Sie sprechen viel Wichtiges an. Danke!

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Junger Mann
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Danke für den Beitrag. Lässt mich mit feuchten Augen und Wut im Bauch zurück. Führt mir einmal mehr vor Augen, wie ungerecht wir (als Gesellschaft) Frauen immer noch behandeln.

Meine Eltern haben sich früh getrennt. Konsequent haben sie je zur Hälfte unsere Erziehung übernommen. Heisst, Mitte der Woche haben wir vom einen ins andere Zuhause gewechselt. Irgendwann dann wöchentlich. Ich kann mir fast kein ausgeglicheneres Modell vorstellen, für mich war diese Art von Gerechtigkeit seit immer selbstverständlich.

Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – musste ich einen langen Weg gehen.

  • Zuerst: Wo ist überhaupt das Problem, die Welt ist ja bereits gerecht?

  • Dann: Ja, gut, ist nicht überall fair, aber Männer sind in anderen Sachen ja auch benachteiligt und ausserdem vielleicht müssen sich Frauen einfach ein bisschen mehr Mühe geben. Ausserdem ist das ja nicht mein Problem.

  • Schliesslich: Okay, die Welt ist ungerecht. Das Frauen weniger verdienen geht gar nicht und dass sie oft weniger respektiert werden auch nicht. Eine Spitzenposition sollte aber immer nach Skill besetzt werden und nicht nach Geschlecht. Vorschreiben wie ich reden soll lasse ich mir trotzdem nicht und gendergerechte Sprache ist umständlich und unnatürlich.

Mittlerweile… seufz. Manchmal kann ich's kaum ertragen. Roe vs. Wade ist ein gutes Beispiel, da blieb mir die Spucke weg. Wie zum F*ck ist das überhaupt eine Diskussion?! Wie kann jeman(n)d sich je anmassen, diese Entscheidung für eine Frau zu treffen? Warum sehen die Leute nicht, dass es mächtige Hebel braucht, um diese massiven, strukturellen Ungerechtigkeiten zu durchbrechen? Warum ist es nicht offensichtlich, dass Gerechtigkeit auch das wichtigste Denkwerkzeug überhaupt, die Sprache, einschliessen muss?

Ich stimme dem Fazit der Autorin zu: nicht mehr, sondern weniger Geduld. Laut sein. Lauter werden. Tag ein, Tag aus, auch wenn es mühsam und frustrierend ist. Ich sehe keine Alternative.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung, sie bedeutet mir viel. Die Ehrlichkeit, mit der Sie Ihren langen Weg aufzeigen, tut gut. Danke!

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Ich kann die Empörung der Autorin gut nachvollziehen. Danke für Ihre Offenheit. Aus meiner Sicht ist es aber nicht NUR eine Frage des Geschlechts. Wie Thomas Maurer im heftig diskutierten Beitrag weiter unten schreibt: " ... zwingend, ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten ... " schafft erst ein Problem. Ich stand plötzlich allein mit zwei Kindern 4 und 8 in meinem Leben (Tod der Mutter). Alleinerziehend ist nicht an Arbeitsmarkt und Kariere zu denken. An "vernünftige Pension" eben dann auch nicht. Gleichberechtigung und Respekt können wir in unserem direkten Umfeld leben.

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Auch als Mann kann ich mich stark mit diesem Artikel identifizieren. Die feministische und die LGBTIQ+ Bewegung haben viele Parallelen und erfahren gerade die gleichen Backslashes.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Das ist leider wahr. Danke für diesen Gedanken.

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Digitale Bildung
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· editiert

Danke für den Beitrag, liebe Bettina. Mein Groll ist auch omnipräsent, ich trage ihn ständig in mir: Ich bin noch knapp in der Zeit geboren, als Frauen noch kein Stimmrecht hatten. Unmündig geboren. Das werde ich niemals vergessen, so lange ich lebe.
Es ist wie eine Verletzung, die zwar vernarbt ist, aber immer wieder aufbricht. Und es ist ein Fakt, den niemand wegrelativieren kann.
Was du über deine Grossmutter und Mutter sagst, kann ich nur bestätigen. Bei einer meiner Grossmüttern war es noch krasser, aber das ist auch nochmal eine andere Geschichte.
Ich erlebe es gleich. Mir gehen all die Relativierungen auf die Nerven, weil sie beschönigen, wo es nichts zu beschönigen gibt. Wenn Verbesserungen erreicht wurden, dann erleichtern sie vielleicht den Alltag, aber sie greifen nicht tief genug, sie werden nicht konsequent umgesetzt. Auch ich hatte daran noch geglaubt als ich jünger war, dass es ja nur besser werden kann. Ich konnte mir schlicht nichts anderes vorstellen. Spätestens wenn du selbst Kinder hast, merkst du, dass das Gerede von der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit einfach nur Einlullung ist, Alibiübungen, niemand scheint daran interessiert zu sein, dass sich tatsächlich etwas ändert. Dass die Schweiz in Sachen Gleichstellung in vielerlei Hinsicht in statistischen Erhebungen die Schlusslichtpositionen einnimmt, interessiert hierzulande auch niemanden, es scheint vollkommen egal zu sein. Hauptsache die Machverhältnisse ändern sich nicht? Ist es das? Mit zunehmendem Alter wird es leider noch schlimmer, aber das ist auch nochmal eine andere Geschichte.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für diese persönliche Rückmeldung, die mich sehr freut. Ich glaube nicht, dass niemand daran interessiert ist, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, aber ich stimme Ihnen zu, dass es unglaublich schwierig ist. Ein vorherrschendes System zu ändern, ist oft eine enorme Herausforderung und mit riesigem Kraftaufwand verbunden, weil diejenigen, die es aufgebaut haben, und diejenigen, die davon profitieren (oft die gleichen), in der Regel kein Interesse daran haben, es aufzugeben.

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Vielen Dank Frau Hamilton Irvine, für diesen Beitrag. Er hat eine Diskussion mit vielen engagierten und wichtigen Voten angeregt . Ich möchte ergänzen: Keine soziale Veränderung verläuft linear! Wir brauchen sehr wohl weiterhin Geduld! Nicht mit den Ewiggestrigen und den Mitläufern. Da müssen wir klar und bestimmt Veränderung einfordern. Sondern mit uns selber. Allzu oft „bashen“ wir uns selbst oder sinken in die Opferperspektive, ja immer noch. Dafür dass wir uns hier oder da noch nicht perfekt emanzipiert haben oder andere uns nicht perfekt behandeln. Es braucht eine Mischung von Selbstwertschätzung, egal ob ich nach irgend einer Tradition lebe oder nicht, und klaren Forderungen nach Gesetzesänderungen um Frauen die gleiche soziale Absicherung zu ermöglichen wie Männern. Die skandinavischen Länder, aber auch Frankreich sind (auch nicht perfekt aber) uns weit voraus. Bis eine Veränderung nachhaltig ist braucht sie eben doch Zeit.

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Vielen Dank für diesen Artikel, er hat mich sehr berührt. Zwei Dinge werden erläutert, die auch in meinem Leben die Sichtweise auf die Dinge komplett änderten. Einerseits wurde auch mir erst bewusst wie weit wir von Gleichstellung und Chancengleichheit entfernt sind, als ich Mutter wurde. Vorher belächelte ich immer meine eigene Mutter als Emanze, die auf dem Thema etwas hängengeblieben ist, meinte zu ihr immer, wir haben doch alles erreicht, wir können gute Ausbildungen und Jobs machen etc. Leider hatte sie recht. Wenn man selber Mutter wird, wird einem bewusst wie sehr das System darauf ausgerichtet ist, dass man seine Karriereziele erstmal in den Hintergrund stellt.
Ich habe mich nach dem ersten Kind vor 6 Jahren entschieden, nach einer Babypause von 6 Monaten wieder 100% zu arbeiten. Mein Mann hat damals auf 50% reduziert. Ich war mitten in der Facharztausbildung, er hatte keine akademische Laufbahn. Es war alles andere als einfach, er hat das nicht gerne gemacht und es gab oft Streit deswegen. Mittlerweile, ein weiteres Kind und 6 Jahre später sind wir bei 80% (ich) und 60% (er). Noch immer muss ich mein Pensum verteidigen und es gibt häufig Diskussionen deswegen. Wenn ich mich mit meinen männlichen Kollegen vergleiche ist deren Unterstützung durch die Partnerin viel selbstverständlicher, sie haben die Möglichkeit auf Fellowships ins Ausland zu gehen und die ganze Familie richtet sich nach deren Karriere. Bei mir ist es ein ständiger zermürbender Kampf.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für diesen Kommentar und das Teilen Ihrer persönlichen Erfahrung. Ich kann mit nur zu gut vorstellen, wie anstrengend der Weg, den Sie gewählt haben, für Sie ist - und wie frustrierend es ist, wenn man sieht, dass es für andere viel leichter ist, nur weil sie ein anderes Geschlecht haben. Chapeau dafür, dass Sie es trotzdem tun.

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Liebe Bettina,
Gratulation zu diesem tollen Text. Du sprichst mir aus dem Herzen. Danke!

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen Dank, das freut mich sehr!

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Herzlichen Dank für diesen Artikel, der mich mit einem flauen Bauchgefühl zurücklässt. Vieles resoniert mit meinen eigenen Erfahrungen. Ohne Frage unterstütze ich Ihre Schlussfolgerungen zu weniger Geduld und mehr Kampfgeist. Jedoch merke ich, wie in mir gleichzeitig eine veritable Angst vor dem „Backlash“ keimt, der sich 2022 vermehrt gezeigt hat (zB mit dem genannten Abtreibungsverbot, das übrigens ja auch in der Schweiz einige Freunde hat). Manchmal kommt es mir vor, als würde sich v.a. im Netz eine misogyne Kultur zusammenbrauen, welche ungestört unserer politischen Fortschritte wächst und hart erkämpfte Errungenschaften untergräbt. Leider zweifle ich, ob lauter zu werden dieser Entwicklung beizukommen vermag. Eher frage ich mich: wäre es nicht an der Zeit, die feministische Bewegung als humanitäre Bewegung anzuerkennen, die uns alle betrifft? Natürlich ist es wichtig, sich als Frau weiterhin gegen Missstände zu wehren. Doch ich bin immer mehr der Überzeugung, dass erst wenn auch die Männer anfangen zu begreifen, dass sie nur so lange das „herrschende Geschlecht“ sind, als dass sie sich selber vom Patriarchat knechten lassen, echter Wandel möglich sein wird.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen Dank für diese Rückmeldung. Auch ich kenne diese Sorge in Anbetracht des antifeministischen Backlashs. Und ich denke natürlich nicht, dass lauter werden allein die Lösung dafür ist. Aber ich glaube auf jeden Fall, dass Frauen in der Vergangenheit oft zu konziliant, zu freundlich, zu geduldig waren, und dass das nicht immer zielführend war. Aber selbstverständlich braucht es eine Kombination von vielen Aspekten, um das Ziel echter Gleichstellung zu erreichen - da bin ich ganz bei Ihnen. Danke für Ihre Gedanken!

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Ich kann da nur Sarah Ahmeds Konzept der "feminist killjoy" ans Herz legen, wie sie etwa im Buch "Feministisch leben!: Manifest für Spassverderberinnen" behandelt wird. Dieses Jahr soll auch noch ihr neues Buch "The Feminist Killjoy Handbook" erscheinen.

Siehe auch ihre Website www.saranahmed.com sowie ihren Forschungsblog https://feministkilljoys.com.

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in diesem Fall ohne Rolle
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Liebe Bettina, danke für Deinen Beitrag! Er erinnert mich an den einzigen echten Kulturschock, den ich bei meiner Einwanderung in die CH vor über 17 Jahren erlebt habe: Kind wird erst mit 6 Jahren in den Chindsgi gehen (warum sollte ein Kind vorher denn woanders sein, als bei der Mutter?). Ich war fassungslos, dann sehr froh, dass im Ort eine Krippe eröffnet wurde und der Patenonkel vom Kind einen Platz für's Kind sponsorte. - Es schadet allen, wenn sich nichts ändert.

Edit: Rechtschreibung und Klammer ergänzt.

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«Roe v. Wade» war auch möglich, weil zu viele Menschen über zu lange Zeit zu freundlich waren.

Versteh ich nicht: Roe vs Wade, die höchstrichterliche Feststellung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch im Jahr 1973, war möglich, weil "zu viele Menschen über zu lange Zeit zu freundlich waren"?

Ist das ein Verschreiber? Wollten sie vielleicht sagen, dass die "Aufhebung von Roe vs Wade möglich war, weil ..."?

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Daniel Meyer
Korrektor Republik
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Yes, danke für den Hinweis, Herr M., ist in Ihrem Sinn angepasst. Herzlich! DM

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Lieber Herr M., das ist kein Verschreiber, sondern eine Verkürzung, die - wie ich jetzt sehe - tatsächlich wohl zu einer gewissen Unklarheit führen kann. Ich schaue gleich, dass wir das noch präzisieren können. Danke für den Hinweis!

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Ich habe es folgendermassen gelesen: Die Abschaffung dieses Artikel wurde erst möglich, weil zu viele Menschen über zu lange Zeit zu freundlichen waren.
Aber ja, es lässt etwas viel Interpretationsfreiheit, ich bin auch darüber gestolpert beim lesen.

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Danke Frau Hamilton-Irvine! My Story! Einen Aspekt erlaube ich mir zu ergänzen: Dass ein Universitäts-oder ETHstudium nicht mit Elternschaft und schon gar nicht mit Mutterschaft vereinbar ist. Ökonomisch kommen studierende Elternpaare schnell an ihre Grenzen und die Studentin wird zum Vollzeitmami. Die paternalistische Gesellschaft toleriert kaum studierende Mütter. Es würde helfen, in akademischen Berufen junge Mütter und Väter zu fördern, und zwar schon im Studium. Leute mit Kindern denken meistens gesellschaftlich fortschrittlicher. No offense an alle Frauen, die der Karriere ihre fruchtbaren Jahre geopfert haben. Aber genau das müsste sich ändern mit den "neuen Vätern und Müttern" welche nicht nur gleichberechtigt sind, sondern Gleichheit auch im Alltag, Beruf, Ausbildung und mit ihren Kindern leben.
Dass frau von einem Tag auf den anderen stillend zu Hause sitzt und da auch sitzen bleibt mangels Unterstützung durch die Angehörigen und Gesellschaft-obwohl alles andere vorgängig "gerecht" abgemacht war-solche ökonomischen Sachzwänge an Männer (Stichwort Ernährerlohn) darf es nicht mehr geben! Meine Lösung: Kinderbetreuung muss wie die Schule ab Alter von 6 Monaten gratis sein-analog dem Schulsystem. Kinder sind keine Privatsache.

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Bettina Hamilton-Irvine
Co-Leiterin Inland
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Vielen herzlichen Dank für diese Rückmeldung! Und für diese wertvollen Ergänzungen. Ja, Kinder sind keine Privatsache - wie recht Sie haben.

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Und die Frauen in Afghanistan werden im Artikel nicht mal erwähnt, so hahnebüchern ist der Rückschritt dort. Eigentlich sollten sich alle Frauen der Welt solidarisch dafür einsetzen, dass die konservativsten Taliban aus dem Verkehr gezogen werden.

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Elisabeth Arnold
Leiterin Komm. & Geschäftsstelle
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„Irgendwann sass ich völlig überwältigt zu Hause mit einem neugeborenen Baby und realisierte, dass ich meine Gleich­berechtigungs­träume zusammen mit den dreckigen Windeln in den Kübel werfen konnte.“ ja, Bettina Hamilton-Irvine, wir sind noch lange nicht da, wo auch ich hin will. Danke für diesen tollen Beitrag!

Jede von uns kann mithelfen, dass wir wenigstens gemeinsam vorwärts kommen. Ich setze mich beispielsweise für die Trennung von Staat und Kirche ein und für Förderung einer an der Wissenschaft orientierten Weltanschauung bei den Freidenkern. Wo wir uns engagieren, ist jedoch nicht das Wichtigste. Für mich habe ich festgestellt, dass es da Sinn ergibt: Solange die frauenfeindlichen Religionen so viel Einfluss haben, werden wir Frauen nicht Seite an Seite kämpfen können, sondern weiterhin getrennt un beherrscht werden 😔

Umso schöner zu sehen, dass ganz viele Menschen kommentieren, dass wir stärker zusammenhalten sollen. Vielleicht klappt es ja. Ich gebe jeden Tag mein Bestes.

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Rolle: Himbeerroulade
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Liebe Frau Hamilton-Irvine
Danke für die anregenden Worte! Feministischer Fortschritt ist also nicht linear und kommt nicht von selbst oder mit wenig Aufwand. Es braucht mehr Einsatz in die richtige Richtung.
Aber welches ist die richtige Richtung?

Gleichberechtigung heisst nämlich nicht Gleichschaltung. Strukturelle Ungerechtigkeit heben wir auf, nicht indem wir passiv auf die eventuelle ungerechte Gesetze verzichten, sondern indem wir aktiv (in die Gesellschaft) eingreifen und die ungerechten Umstände beheben (Stichwort Quoten, Stichwort Förderung).

Diese aktiven Eingriffe stehen in einem Gegensatz zur vormundsfreien Selbstverwirklichung. Denn die Eingriffe ins System werden von den "mächtigen" nicht nur getragen sondern auch gestaltet. Das heisst, die machttragenden Menschen in einer Gesellschaft gestalten die Gleichberechtigung der weniger mächtigen. Oder polemisch gesagt: Die Männer helfen den Frauen. Dies scheint mir nicht weiter schlimm, sondern der Weg, wie Ermächtigungen nun eben funktionieren. Aber es zeigt, dass die Gestaltung dieser Umstrukturierungen eine nicht-triviale Angelegenheit sein kann.

Z.B. kenne ich Befürworterinnen und Gegnerinnen der Wehrpflicht für Frauen. Ebenso kenne ich Frauen, die es als Bevormundung empfinden, speziell gefördert zu werden und es ablehnen. Andere betrachten dies als notwendig und wünschen es. Dies sind diametral entgegengesetzte Forderungen. Aber die Vorstellungen der "Gleichberechtigung" schwebt allen Parteien vor.

Es ist klar, dass sich diese Überlegungen nicht auf die schrecklichen, konservativ-religiösen Zustände im Iran und in Amerika (ja, ich denke, wir können dies im selben Satz nennen!) beziehen.

Freundlichste Grüsse,
E.T.

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Digitale Bildung
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“Gleichberechtigung heisst nämlich nicht Gleichschaltung”
Hat das jemand behauptet? Steht das im Text?

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Mala Mukherjee Suess
Sozialinformatikerin
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Viele Frauen sind leider auch sehr naiv und schlecht informiert, z.B. über Altersvorsorge, Finanzanlagen und die eigene Absicherung in der Ehe. Mir war es immer sehr wichtig, dass ich auch verheiratet und als Mutter finanziell unabhängig bleibe und als Informatikerin verdiene ich gut genug, um trotz Kind - und dank einem supercoolen Mann, der auch reduzierte! - unabhängig zu sein und auch fürs Alter vorzusorgen.

Wichtig ist die Berufs-, Arbeitgeber- und vor Allem Partnerwahl. Ein Partner, der das nicht mitträgt, verschwendet meine Zeit und ich die Seine. Da muss man auch ohne Drama konsequent die Reissleine ziehen können. Entscheidungen treffen, selbstbestimmt und selbstverantwortlich!

Man kriegt nichts geschenkt im Leben. Jeder Lohn, jedes Zugeständnis ist hart erkämpft, wenn man selbstbestimmt leben und am Erwachsenentisch mitentscheiden will. Nett und lieb zu nicken bringt absolut nichts, es sozialisiert einen nur zum Opfer.

Wer als Frau wie ein Wanderpokal vom Papi zum Ehemann und dann zum Soz Amt weitergereicht wird, da nie gelernt wurde selbstverantwortlich zu leben und zu handeln, wird sich immer wundern, wieso sie nicht vom Fleck kommt. In einem solchen System muss man schlauer sein als das Patriarchat und seine eigenen vom Patriarchat geformten Werte z.B. im Bereich Kindererziehung, Haushalt, Berufswahl analysieren und ggfs. zu revidieren.

Wenn Inderinnen oder Iranerinnen Informatik studieren ist es ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung Patriarchat und ein Befreiungsschlag: finanzielle Unabhängigkeit ohne Mann und eine gute Rente im Alter! Da hat es keinen Platz für romantische „knights in white armour“.

In der Schweiz ergreifen erschreckend viele Frauen aus traditioneller konservativer Prägung heraus schlecht bezahlte Berufe, obwohl man auch in sehr gut bezahlten Berufen Teilzeit und familienfreundlich arbeiten kann und dann im
Bereich PK und 3a mit einem besseren Lohn auch mit Kindern am längeren Hebel sitzt.

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"Die nächsten Jahre dürften lauter und radikaler werden, als es die vergangenen allzu oft waren. Und das ist gut so", sagt die Autorin - Ja, das wäre gut! Habt den Mut Frauen, uns Männern, die Stirn zu bieten. Ich fürchte, es geht nur über den Kampf, wenn das in diesem Jahrhundert noch was werden soll. Ich werde mich auf euere Seite stellen - ein älterer, weisser Mann.

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Ein bekanntes Zitat aus einem wirkungsmächtigen Manifest abwandelnd könnte man sagen: Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Geschlechterkämpfen.

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Danke für den wertvollen Artikel mit den treffenden Auslegungen. Sie benennen, was mir in diesen Jahren durch den Kopf gegangen ist & worüber ich mir Gedanken gemacht habe & ich denke, dass dies vielen Frauen so geht. Merci für das zu Wort bringen.

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