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Herzlichen Dank an Daniel Ryser und Nklaus Oberholzer.
Dieser Artikel sollte breit gestreut werden.

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Jedes Wort in diesem Interview würde ich unterschreiben.

Alle, die sich in der Öffentlichkeit äussern, wollen gehört werden. Viele schreien darum immer lauter, um die Konkurrenz zu übertönen und damit ihre Stimme gehört wird. Logische Folge: Die Zuhörer sind aufgeregt und in Panik. Aus dieser Ohnmacht heraus fordern sie harte Strafen.

Dabei bräuchten sie unaufgeregte news.

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Da ist es wieder: Das "Unterschichtproblem".
Mühe habe ich zunehmend damit, auch wenn ich weiss, dass die "Mittel- und Oberschichtler" es wohlwollend meinen.
Trotzdem ist es kein weniger falsches Stereotyp als das "Ausländerproblem."
Trotzdem danke für das Interview und freundliche Grüsse aus der Unterschicht

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Ich kann ihren Ärger ehrlich gesagt gut nachvollziehen, ich hatte die selbe Reaktion beim Lesen des Artikels. Es hilft sich in Erinnerung zu rufen, das:

  1. Recht nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben.

  2. Immer primär von der herrschenden Klasse, der Oberschicht, definiert wird.

Das führt dazu, dass dubiose Geschäfte an den Finanzmärkten Legal sind, Streiken aber verboten (ein überzeichnetes Beispiel). Es ist also nur natürlich, wenn die Oberschicht weniger kriminell ist, das Gesetz wurde schliesslich für sie geschrieben... was die Aussage von Herrn Oberholzer nur umso wahrer macht: soziale ungerechtigkeit führt zu mehr Kriminalität.

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Leider ist der Inhalt korrekt.

Was sich ziemlich einfach erklären lässt:

  • gewisse Probleme existieren mehrheitlich nur in bestimmten Bevölkerungsgruppen.

Beispiele?
Ausländerkriminalität. Darunter fallen auch ganz banale Sachen wie Verstoss gegen Melde- oder VISA-Vorschriften. Dinge, die Einheimische nie falsch machen können, weil es sie nicht betrifft. Aber in die Statistik einfliessen.

Ähnliches gilt für das "Schichtenproblem".
Etwas überspitzt formuliert sind die gravierendsten Probleme der Oberschicht Finanz- oder Steuerbetrug. Also Sachverhalte, die der "Unterschicht" gar nicht passieren können - mangels Einkommen und Vermögen.

Dafür ist im ärmeren Teil der Bevölkerung einfacher Diebstahl wesentlich weiter verbreitet. Denn Hunger oder fehlende Kleidung dürfte ein in der Oberschicht eher unbekannteres Problem sein.

Geht man von der statistischen Grundverteilung von Charakterzügen aus, dann ist vermutlich kein Unterschied zwischen einzelnen Bevölkerungsschichten auszumachen. Es sind allerdings die Lebensumstände, die Kriminalität - bzw deren Art - begünstigen.

Je ärmer jemand ist, je mehr Hunger oder Not er leidet, desto verführerischer ist die alternative Laufbahn, desto notwendiger wird ein Diebstahl werden. Das ganze wird dann verschärft, wenn die Möglichkeiten auf legalem Weg zu ausreichend Einkommen zu kommen, stark begrenzt sind.

Daher ist das Resumee des Artikels absolut richtig: die beste Art der Kriminalitätsbekämpfung ist allgemeiner bzw fair verteilter Wohlstand.

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Das ist ein bisschen sozialromantisch. Debstähle aus Hunger oder weil man friert, dürften in der Schweiz selten sein. Mir ist in meiner Karriere nie ein solcher Fall vorgekommen. Der "notwendige" Diebstahl mag in einem Drittweltland vorkommen, hier kaum.

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Liebe Frau L., wäre es Ihnen lieber, wenn man von sozial Benachteiligten sprechen würde? Einkommensmässig, bei der Bildung ...

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Lieber Herr M.,
es ist weniger das Wort, als das Cliché, mit dem ich Mühe habe. Dass Menschen mit wenig Einkommen und Ausbildung vor allem rechts sind, besonders oft kriminell etc.
Bestimmt gibt es Statistiken, die das sogar belegen. Aber für mich ist es eine individuelle Entscheidung, wo ich politisch stehe oder ob ich ehrlich oder kriminell bin. In der Republik wird es oft als Risiko und höhere Wahrscheinlichkeit dargestellt und das will ich so nicht stehen lassen. Gerade von Menschen, die so klug, offen, tolerant und reflektiert sind, schmerzt mich diese negative Bewertung einer ganzen Menschengruppe, die in sich so vielfältig ist wie jede andere, besonders.
Nur darum geht es mir und nicht um Semantik.

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Danke für diesen Artikel. Wenn diese Besonnenheit bloss bis ins letzte Architekturbüro durchdringen würde. Und die Gewissheit, dass der Mensch grundsätzlich gut ist.

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Schönes Foto vor dem Fenster mit dem weiten Blick. Und gleich im ersten Absatz eine Parabel: Rücksichtnahme macht ein Stück weit kleinliche Regulierung überflüssig. Das Gegenteil ist genauso wahr: je gieriger und rücksichtsloser wir als Gesellschaft agieren, umso grösser die Regulierungsdichte. Wo es als dumm gilt, nicht jede Gesetzeslücke umgehend auszunützen, sollte man sich nicht über die zunehmende Flut an Vorschriften beklagen.
Typisch Daniel Ryser: eine Gedanken-Landschaft in wenigen Strichen.

Der Ruf nach einfachen Lösungen ist eine Projektion unserer Ängste.

Aber: ist der 'normale' Kriminelle derjenige, der morgens um vier vor der Disco schlägert? Ist Gewaltkriminalität die 'normale' Kriminalität? Was ist mit Wirtschaftsdelikten, Veruntreuung, Betrug und all den andern white-collar-Verbrechen?
Wenigstens kommen in der Kuhn-Studie Vergewaltiger, Raser, Einbrecher und Abzocker-Banker vor. Und die Schlussfolgerung, dass das Strafbedürfnis zwischen Profis und Laien sich umso mehr angleiche, je konkreter und sachlicher ein Fall geschildert werde, zollt der differenzierten Gerichts-Berichterstattung der Republik hohe Ehre.
Eindrücklich finde ich die Zahlenvergleiche mit der USA-Kriminalität. Manchmal wünscht man sich das Gedächtnis ein Computers...

Zur Armut als Kriminalitätsursache und Unterschichtproblem: hier ist vielleicht ein Teil des Problems, dass Armut ausschliesslich als statistische Grösse definiert wird. Wer unter einem gewissen Einkommen liegt, ist arm. Dadurch verschwindet die Unterscheidung, ob die Armut durch wenig persönliche Ressourcen, schlechte Ausgangsbedingungen, Schicksalsschläge etc. aufgezwungen ist oder ob das tiefe Einkommen einem bewussten Verzicht entspricht. Undifferenziert in einen Topf geworfen zu werden tut weh, aber dass soziale Ungerechtigkeit und aufgezwungene Armut das Kriminalitätsrisiko erhöhen, leuchtet ein.

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Zum ersten finde ich den Artikel sehr gut und das meiste, was Oberholzer sagt, entspricht auch meiner Erfahrung und meinen kriminologischen Kenntnissen.

Man müsste ihn aber , was die Frage der Geldstrafen und Freiheitsstrafen (also der kleineren Kriminalität betrifft) aber vielleicht mit den Ansichten und Erkenntnissen von Martin Kilias konfrontieren, Dass zum Beispiel sehr viele besoffene Fahrer nicht rückfällig werden, liegt daran, dass bei uns der Verkehr nur sehr sehr sporadisch kontrolliert wird und man davon ausgehen kann, dass die meisten erwischten Fahrer vermutlich bereits x Mal besoffen gefahren sind, ohne erwischt zu werden. Es ist also fraglich, ob das Rückfallrisiko klein ist oder nicht viel mehr das Risiko des Entdecktwerdens. Ebenso wäre es nicht schlecht, wenn man Steuerbetrug mehr mit Freiheitsstrafen und weniger mit Geldbussen ahnden würde.

Und was das liberale Jugendstrafrecht betrifft, so muss man sich in einer Zeit, wo das Sühneprinzip wieder Urständ feiert, überlegen, ob es wirklich akzeptabel ist, schwere Verbrechen älterer Jugendlicher nur durch Massnahmen oder bedingte Freiheitsstrafen zu ahnden. Was die Resozialisierungschancen betrifft, gehe ich mit Oberholzer einig, da stehen wir wahrscheinlich hier nicht schlechter da als in den umliegenden Ländern. Für die Opfer und ihre Eltern ist es aber schwer akzeptierbar, dass der Täter keine einschneidende Strafe kriegt.

Was schliesslich der Ruf nach dem Wegsperren von Grüselopas, Bestien und anderer Blick-Chimären betrifft, gehe ich mit Oberholzer einig.

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Beim Blaufahren leisten die im Wiederholungsfall drakonischen Strafen einen entscheidenden Beitrag an die niedrige Rückfallquote. Die Strafen berücksichtigen nicht die Länge der Fahrt und die Umgebung.

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Doppel - darf gelöscht werden

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Flavio Frei
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Je mehr allgemeine Verunsicherung und je weniger Einigkeit darüber herrscht, was sich gehört, desto mehr entsteht offenbar das Bedürfnis, dass der Staat reglementiert.

Ein vielleicht überspannter Gedankensprung: Die Aussage von Niklaus Oberholzer erinnert mich ein bisschen an ähnliche Aussagen von Marianne Heer und Eveline Roos an der Veranstaltung Legal Fuck.

Davon ausgehend zwei Fragen:

  • Ist die Thematik, was das Strafrecht in Bezug auf gesellschaftliche Probleme vermag aktuell präsenter als auch schon?

  • Kann die Debatte rund um die Anpassug des Sexualstrafrechts allenfalls darauf zurückgeführt werden, dass aktuell vielleicht eine starke Verunsicherung bezüglich Sexualität existiert?

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Könnte nicht auch unser Bildungssystem bzw. das Bildungsniveau in der Bevölkerung korrelieren mit der Verbrechensrate?

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Bildung ist die Basis unseres Wohlstandes. Ergo.. Ja.

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