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"Der Staat und damit auch der Justiz­apparat müssen daran gemessen werden, wie sie die Schwächsten behandeln. Mit Königen gehen alle gut um. Aber mit Gefangenen, mit Menschen wie mir? Der Umgang mit uns zeigt alles."

Danke, Herr Keller, für die Erinnerung an den wohl wichtigsten Grundsatz eines jeden Staates! Und danke, Frau Hürlimann für den herausragenden Artikel.

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So oft kommt es nicht vor, dass ein Interview mich mehr als eine Viertelstunde nachdenken lässt. Das liegt primär an der Qualität des Textes, welcher meine Ansprüche an journalistische Arbeit erfüllt: Mit dem Geist geschrieben, den ich nicht nur für die Geschichtsschreibung erwarte: Sine ira et studio. - Implizit wirkt das Ganze auf mich wie ein einziges „J‘accuse“, wobei ich nicht nur den Täter auf der Anklagebank sehe, sondern auch die verantwortlichen Menschen im Labyrinth der Justiz und auch mich, den Geniesser des Carlos-Menüs in den Medien. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht im deutschen Grundgesetz; ich musste tatsächlich nachschlagen, ob dieser Satz seine Entsprechung in der Schweizer Bundesverfassung hat. Er hat. Da wird die stille Nacht noch etwas stiller. Ich wünschte mir, Frau Hürlimann könnte die Erst- August-Rede für Frau Fehr schreiben. Arbeitstitel: Je m’excuse.

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Lieber Josef Brogli, ich stimme Ihnen zu. Doch ich fände es noch viel besser, der Arbeitstitel hiesse: «Je vous demande pardon.» Oder demütiger: «Je vous prie de bien vouloir me pardonner.» Deutsch ganz einfach «Ich bitte um Vergebung.» Oder wenn das zu viel verlangt ist, um «Entschuldigung». Die Wendung «Ich entschuldige mich» kann ich nicht unwidersprochen lassen, denn «ent–schuldigen» können wir uns nicht selber; aus der Schuld entlassen kann uns nur, wem gegenüber wir uns schuldig gemacht haben.

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Ein Strafgefangener hat hier die Gelegenheit öffentlich seine (subjektive!) Sicht der Dinge darzulegen. Wie wird mit seinen Aussagen umgegangen?
Wenn wir ernsthaft daran gehen wollen, uns ein eigenes Urteil über den Fall Brian zu bilden, müssten wir gleichzeitig auch die andere Seite vernehmen können ... "Eines mannes red ist keine red, man muss sie hören alle bed".
Das geschieht hier ganz offensichtlich nicht.

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Susanne Saam
Verlegerin
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Ich staune. Da wird in den Medien seit Jahren über den "Fall Carlos" berichtet, aus Sicht der Staatsanwalt und des Strafvollzugs; wegen der öffentlichen Meinung (des Mobs, kann es gerade nicht anders sagen) wurden nach einem Skandakartikel therapeutische Massnahmen gestrichen und Brian Keller wurde in Einzelhaft gesteckt. Und nun kann Herr Keller in einem Interview seine Sicht darlegen - und schon meldet sich eine Stimme, die verlangt, man müsse auch die andere Seite anhören.
Und überdies ist Ihr Zitat unpassend. Es geht nicht um zwei Männer, sondern um einen Mann und den Staat.

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"Eines mannes red..." ist ein mittelalterlicher Satz. Hergeleitet von den Römern, die bezüglich gendergerechter Aussage, etwas mehr Glück hatten in der Formulierung, die das gleiche mit anderen Worten aussagt: "AUDIATUR ET ALTERA PARS"... PARS ist im genus weiblich, das mag Sie beruhigen.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Lieber Herr G., wir publizieren in diesen Tagen eine Reihe von Gesprächen zum Jahresende, Interviews mit Menschen, deren Schicksal die Schweiz bewegt hat. "Die Gegenseite" im Fall Brian Keller ist in der Republik schon ausführlich zu Wort gekommen, ich verlinke Ihnen hier ein Interview mit dem Gefängnisdirektor der Pöschwies und mit einem Berner Vollzugsfachmann. Beste Grüsse, Brigitte Hürlimann https://www.republik.ch/2019/06/05/…-aufkommen

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In der Republik gab es bereits mehrere Berichte, die sich mit diesem 'Fall' auseinandersetzen. Das ist die differenzierteste Berichterstattung, die ich in den Schweizer Medien gelesen habe (wobei ich sicher nicht alles gesehen habe). In diesem Kontext verstehe ich nicht, warum kritisiert wird, dass in diesem durchaus kritisch geführten Interview "nur" Brian Keller zu Wort kommt.

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Der “Fall” Brian Keller ist eine veritable Schande für die Schweiz. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

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Ich bin der Meinung, dass dem Jungen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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Ich bin gegenteiliger Meinung: nämlich dass der Gerechtigkeit im Allgemeinen und dem alltäglichen Rassismus im Besonderen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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Souri Thalong
Community-Support
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Brian Keller ist 27 Jahre alt.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Sehr geehrter Herr P., ob Sie das Interview wohl gelesen haben? Und sogar die Box, die man anklicken muss, um zu erfahren, was Nils Melzer und Dominique Day zu diesem Fall sagen, der die Dimension eines bedauerlichen Einzelfalls schon lange gesprengt hat? Mit freundlichen Grüssen, Brigitte Hürlimann

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Johanna Wunderle
Unity in Diversity
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Peter Piagonda, ich bin der Meinung, dass Herr Keller von Herzlosen gefoltert wurde unter Mitwirkung der Schweizer Behörden, gängigen Medien und einer gleichgültigen Bevölkerung.
Von Herrn Keller hat niemand etwas zu befürchten.

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Wo bleibt der XMV??
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Vielen Dank Frau Hürlimann für dieses, einmal mehr, sehr interessante Interview!
Man hat so viel über Carlos und Brian gelesen, ohne ihn wirklich kennen zu lernen....

Auch mir stiess das 'Spielchen' der Staatsanwaltschaft sauer auf, dass diese einfach zugewartet hat, bis die Haftstrafe für Brian abgelaufen ist, nur um ihn schwupps-di-wupps grad wieder zu inhaftieren, für bereits länger zurück liegende Straftaten (so diese denn wirklich Straftaten waren..). Das reicht mir nach Retourkutsche für was auch immer...

Es ist zwar schon so, dass Brian den Strafvollzug wiederholt an seine Grenzen gebracht hatte, aber permanente Einzelhaft??? Das sollte, wen schon, untersucht werden - und zwar von unabhängiger Seite!

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Susanne Saam
Verlegerin
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Danke Frau Hürlimann und danke Herr Keller für das Interview!

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Laura Rivas Kaufmann
status quo hinterfragen
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Danke für dieses Interview und das Verlinken zum Artikel auf humansrights.ch. Brian Kellers Antworten auf die Fragen zu Rassismus und Männlichkeit haben mich besonders berührt. Dass ein 10-jähriges Kind falsch beschuldigt und mit Handschellen abgeführt werden kann, ist beschämend und würde so manches Kind traumatisieren und zu einer negativen Einstellung gegenüber Staat/Justiz/Strafvollzug führen.
Als ehemalige Lehrperson beschäftigt mich die Frage, wie wir verhindern können, dass Buben of Color überhaupt erst vom Schulsystem in die Mühlen der Justiz geraten, denn dort scheint es in Fällen wie diesem fast unmöglich wieder rauszukommen. Es ist dringend Antirassismusarbeit an Schulen und Pädagogischen Hochschulen nötig (empfehle dazu das neue Schweizer Buch "No to racism"). Für mich ist das ein Justizskandal, dessen Grundstein bereits in der Schule gelegt wurde, denn Lehrpersonen haben unglaublich viel Einfluss auf die Zukunft von Kindern, die Mühe haben im System Schule. Viele Lehrpersonen schaffen dies bereits und der Wert dieser Arbeit wird oft unterschätzt.

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Johanna Wunderle
Unity in Diversity
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Danke für Ihren Kommentar liebe Frau Rivas Kaufmann.

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· editiert

Was für mich in der heutigen Diskussion etwas unter geht, ist, wie Brian damals als Carlos ins Gefängnis kam. Ich habe damals zum ersten Mal von dem Fall gelesen. Er war in dem Sondersetting, welches ziemlich gut funktioniert hatte. Die Medien bekamen dann Wind davon und schossen sich auf ihn ein. Sein Betreuer wurde als Hippie abgetan und das Setting als staatliches Kampftraining eines Schlägers. Darauf brach man das Setting ab und steckte ihn ins Gefängnis.

Nicht aufgrund eines Delikts sondern aufgrund medialen Drucks kam ein Mensch ins Gefängnis!!! Da began das Ganze zu eskalieren. Das ist für mich ein so krasses Staatsversagen, wie ich es noch nie erlebt hatte und in der Schweiz für undenkbar hielt. Das wurde später vom Bundesgericht bestätigt. Die Verantwortlichen dafür gehören angeklagt, auch für alles was danach noch passierte.

Jetzt geht es nur noch darum, ihn drin zu halten um das unbeschreibliche eigene Versagen zu vertuschen. Dieser schwere Missbrauch von Justiz macht mich unglaublich wütend, privat, als Politologe und aus rechtsstaatlicher Sicht. So wie die Justiz missbraucht wird kennt man das sonst aus Diktaturen. Eine Oberschande für die Schweiz. Die Verantwortlichen müssen eines Tages für diesen Rechtsmissbrauch zur Verantwortung gezogen werden und sollten ein Berufsverbot erhalten. Wer Macht so krass missbraucht, darf nie wieder staatliche Macht erhalten. Nie, nie, nie wieder!!!

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Ihr erster Punkt macht mich auch sehr nachdenklich. Wir alle haben Herr Keller mit diesem medialen Shitstorm-,Kuscheljustiz‘ Versagen der linken, Hippie Betreuer etc. bewusst als bösen Schläger und unbelehrbaren jungen Mann vorgrsetzt gekriegt. Selbst wenn nun eine Amnestie der Justiz alles weiss waschen könnte, glaube ich nicht, dass Herr Keller sein Traum vom Boxen einfach so gehen kann. Die mediale Berichterstattung müsste Ihr Beitrag zu seinem Leid auch wieder gut machen. Hier ein Lob an die Republik, Ihr habt nachgehackt wo die meisten nicht hinschauen wollen. Nicht erstaunlich ist Herr Kellers Aussage, das in seinem Fall nichts gut gemacht werden kann. In meinen Augen sehe ich hier ein hässig aber intelliger Mann, der sich bewusst ist dass er vom systemischen Rassimus überrollt wurde. Er weiss auch dass er nicht Einzelfall, aber vielleicht Extremfall ist. In dem Sinne wünschte ich mir für Brian Keller, dass er eine stellare Karriere als hässig intelligenter Boxer ankurbeln kann. Muhamad Ali hat das vorgemacht-träumen soll man ja✊🏻

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Dorothee Brumann
Organisationsdesign & Transformation
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Ich finde es schade, dass wir von menschenunwürdig sprechen, aber dabei nicht offen über Rassismus reden können. Dabei geht es mir vor allem um fehlende Verantwortung an diversen Stellen in Brians Geschichte, aber auch um ein Gespräch zu Alltagsrassismus in der Schweiz. Es ist leicht, Justizversagen in eine Schublade zu schieben, anstatt über das eigene Verhalten und den Umgang mit People of Colour in der Schweiz zu reflektieren.

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Zu Weihnachten Sonntagseinkäufe ermöglichen. Energie und Geld für festliche Beleuchtung zu Verfügung stellen. Leider schaffen wir es nicht, diese Zeit mit den ,christlichen‘ Werten zu füllen. Brian Keller seinen Wunsch zu erfüllen wäre ein wunderbares Weihnachtsgeschenk gewesen. Nicht nur für ihn.

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Theologin/Seelsorgerin
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Die Behörden/die Summe der unterschiedlichen Beteiligten auf Behördenseite haben so grosse Angst, ihr Gesicht zu verlieren, dass ihnen die Menschen, in diesem Fall Herr Keller, egal sind. Eine Schande.

Danke Frau Hürlimann, für das Interview

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Beobachter
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Der Fall in seiner Ganzheit hat erheblich dazu beigetragen, meinen Glauben an einen "Rechtsstaat" nachhaltig und auf Dauer zu beschädigen. Es war schon immer so und einige Exponenten geben sich alle Mühe, dass es so bleibt: die Kleinen hängt man und die Grossen lässt man laufen. Was bleibt ist Wut und Zynismus.

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Hans Knaus
Treuhandunternehmer
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Wir sollten der Verlockung widerstehen und den Rechtsstaat undifferenziert zu prügeln.

Die Justiz wird von Menschen wie Du und ich gemacht. Korpsgeist, Nepotismus und Rassismus dürften auch hier eine Rolle spielen. Die Frage ist, wie könnte die Justiz selber Mechanismen entwickeln, um Fehler zu vermeiden oder zu korrigieren?

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Beobachter
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Nennen Sie eine Lebenserfahrung, die mir täglich immer wieder bestätigt wird meinetwegen undifferenziert. Haben Sie in der Schweiz (auch international kenne ich nur ganz wenige Ausnahmen) beispielsweise schon mal gesehen, dass ein White-Collar Betrüger, der deutlich mehr Schaden angerichtet hat, ähnlich hart angefasst wird wie Brian Keller?

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Es wird doch sehr viel mit zweierlei oder dreierlei Maß gearbeitet. Ich empfehle dringlich, sich öffentliche Verfahren vor Gericht anzuschauen und sich dadurch zu bilden. Es lohnt sich sogar, dafür einen Tag Urlaubsanspruch zu opfern. Man erfährt sehr viel mehr über die Zustände im eigenen Land als man sich vorzustellen vermag.

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschliessen. An Strafprozessen teilnehmen lohnt sich, und die Besucherreihen bleiben nur allzu oft leer, leider.

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Ob die Zürcher Staatsanwaltschaft ein Exempel statuieren will? Eine Warnung an wen? Junge nichtweisse Männer, die sich gegen Beleidigungen wehren? Schützt sie die Beleidiger? Weiss jemand, ob die Staatsanwaltschaft sich auch so einsetzt für den Schutz von Frauen? Wie ernst wird das Verhindern von Femiziden genommen? Wie ist die Begründung, warum nicht mehr gemacht werden kann um die Ermordung von Frauen zu verhindern? Fragen über Fragen.

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Danke Herr Keller und Frau Hürlimann.
Für die Sorgfalt des Gesprächs und für den Einblick.
Ich arbeitete früher als Religionslehrer. Dort hatte ich die Möglichkeit mit Oberstufenschüler:innen Gefängnisbesuche zu machen. Was mich damals angetrieben hat, dies zu machen, kann ich nicht mehr rekonstruieren.
Ein Gefängnisseelsorger ermöglichte uns damals jene Besuche.
Was mir jedoch nachhaltig in Erinnerung blieb, war seine Einführung. Wir alle tragen die Möglichkeit der Straffälligkeit in uns. Es sind ganz verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass wir bisher einfach immer mit einem blauen Auge davon kamen. Wer Auto fährt, weiss dies. Beispielsweise eine fahrlässige Tötung kann jedem von uns passieren. Wir hatten bisher einfach Glück gehabt.
Es gehe darum, dass wir den Menschen und die Tat auseinander halten.
Liebe Frau Hürlimann, lieber Herr Keller, ihr Gespräch lässt uns eine Ahung des Menschen hinter der "Schlagezeile" erahnen.

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Ein Mensch wird systematisch gebrochen, zum Spielball unserer Justiz verkommen. Unfassbar!
Warum klagt er nicht vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bzw. warum ist das in seinem Fall nicht möglich? Vielleicht kann mich da jemand aufklären?

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Eine ganz kurze und generelle Antwort: Bevor jemand den Gerichtshof für Menschenrechte anrufen darf, muss er die innerstaatlichen Instanzen durchlaufen haben. Ich gehe davon aus, dass die Anwälte von Brian Keller die Strassburger Instanz im Hinterkopf haben. Oder allenfalls schon vorstellig geworden sind. Es sind so viele Verfahren im Gange, ich habe den Überblick verloren.

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Herzlichen Dank, Frau Hürlimann, für Ihre rasche Antwort! Ich schätze Ihre Arbeit sehr, obschon mir dieser Bericht regelrecht den Tag verdorben hat. Es ist für mich kaum zu ertragen, dass bspw. ein harmloser Vorfall, wie "Schubsen eines Mithäftlings" dazu führt, dass ein weiteres Dossier eröffnet wird, welches wiederum einer Untersuchung bedarf, auf Kosten Herrn Kellers Lebenszeit.

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Danke für einen weiteren Artikel aus dem "Innenleben" zu diesem doch sehr sehr speziellen Fall. Wie wohl die meisten Mit-Leserinnen und Mit-Verleger kenne ich den Fall und die involvierten Personen, allen voran natürlich Brian Keller, nur aus Medienberichten. Es sind somit einzig die von mir konsumierten Medien und deren Formate, die mein Bild von Brian prägen. Aus so grosser Distanz und durch so viele unterschiedliche Brillen kann ich mir deswegen kein Urteil erlauben.

Was mir über die Jahre in allen Interviews mit Brian, ob geschrieben oder auf Video, aufgefallen ist, ist eine, wie mir scheint, mal mehr mal weniger starke Opferhaltung resp. ein fehlendes Schuldbewusstsein. Ich weiss nicht, wie intensiv er sich mit der Frage auseinandergesetzt hat, was er selber zur Verbesserung seiner Situation hätte beitragen können. Ich hätte mir diesbezüglich in diesem Interview ein kritisches Nachfragen auf seine Aussage

Es gibt zwei ältere Gutachten, eines von Martin Kiesewetter, das andere von Henning Hachtel. Beide sind falsch[...]

gewünscht. Als Leser muss ich annehmen, dass falsche Gutachten zu falschen Massnahmen führen. In welchen Bereichen sieht sich Brian falsch dargestellt in diesen Gutachten?

Ich fand die Diskussion im SRF Club (u.a. mit Frau Hürlimann) zum Thema "Brian alias «Carlos» – Kommt er je F.?" sehr interessant. Verschiedene Perspektiven präsentiert zu bekommen und zu sehen wie die einzelnen Exponenten mit teils selektiven Wahrheiten operieren, hat mir geholfen bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema. Ich wünsche mir, dass diejenigen, die über Brians weiteren Weg im Justizvollzug entscheiden müssen, ähnlich heftig um eine gute Lösung ringen.

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Nach diesem Interview und allem , was ich schon über diesen Fall gelesen und gehört habe, komme ich zum Schluss, dass die Justiz sich selbst und den Justizvollzug desavouiert. Ziel jeder Haftstrafe muss doch sein, den Delinquenten, die Delinquentin (immer ein Mitglied unserer Gesellschaft, ein Mensch!) wieder gesellschaftsfähig zu machen. In diesem Fall wird in dieser Hinsicht offenbar sehr wenig oder das Falsche unternommen. Da täuschen auch die teils sehr teuren „Therapien“ nicht darüber hinweg.
Nein , ich denke nicht, dass Brian Keller zu viel Aufmerksamkeit zuteil wird; hier geht es um Prinzipien des Rechtsstaats und wer weiss, gibt es noch weitere solche Fälle. Danke für das Interview, passt gut zu besinnlicher Weihnacht.

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Städter / Handwerker
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Vielem Dank für Ihren Kommentar, Herr S. Sie treffen einen sehr wichtigen Punkt. Dies sollte das Ziel jeden Staatsanwalts, jeder Polizistin, und allen im Strafvollzug arbeitenden Personen sein: Straftäter:innen wieder auf den rechten Weg und in die Gesellschaft zurück zu führen.

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Was soll er sich denn wünschen? Er bekommt es ja nicht. Bisschen zynisch finde ich. Ansonsten gutes Interview, wenngleich der rassistische Aspekt stärker in den Vordergrund gerückt werden sollte (Stichwort Polizeigewalt USA vs. CH)

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Ich hatte viele Emotionen, während dieses Gesprächs. Zynismus gab es nicht. Und: haben Sie das Zitat von Dominique Day gelesen und gesehen, dass der gesamte Text bzw. ihr Statement zu Brian Keller verlinkt ist?

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Die Box hatte ich tatsächlich nicht gesehen. Ich wollte auch keine böse Absicht unterstellen, konnte nur Herrn Kellers Antwort darauf sehr gut nachvollziehen

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Gibt es so etwas wie eine Unterstützungsgruppe für Brian? Oder eine Gruppe welche mit politischen Solidaritätsaktionen auf den Fall aufmerksam macht? Ich kriege immer nur in den Medien von Brian mit, eine zivilgesellschaftliche Organisierung die den Fall auf die Strassen trägt habe ich leider noch nicht gesehen... Für Infos bin ich aber dankbar :)

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Das Kollektiv #bigdreams, an dem auch Brian Keller beteiligt ist. www.bigdreams.ch

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Danke Herr Keller für die Zeit fürs Interview.
Sie fühlen sich ungerecht behandelt. Ich kann das nachvollziehen.
Sie benennen Exponenten des Justizvollzugs als Täter und die Politik.
Als Stimmbürger gehöre ich zur "Politik" nur dies verantworte ich und möchte mich dazu äussern:
Rachsüchtig zu sein würden wir uns niemals eingestehen. Ein bisschen sind wir es vielleicht doch. Wir alle sind ein bisschen Fan eines harten Strafrechts. Je nach politischer couleur sind es Raser, Steursünder, Vergewaltiger, Umweltsünder, Gewaltverbrecher, Datenklauer, die wir "weghaben" möchten. Wir vergessen dabei oft, dass wir auch schnell mal übers Ziel hinausschiessen und bei ganz grossen Verbrechen (wie z.B. Angriffskrieg anzetteln) gar nicht "angemessen" strafen können.
Dass das bekannte "Sondersetting" von Herrn Keller möglicherweise eine langfristig kostengünstigere, pragmatische Alternative zur aktuellen Geschichte gewesen sein könnte, sollten wir uns ernsthaft überlegen.

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Braucht es Verzeihen um weiterzukommen? Nein! Versucht es mit "nicht nachtragend und nicht vergesslich"! Häufig gibt es den moralischen Druck des Umfelds, zu verzeihen - auch in diesem Interview. Hier sehr subtil mit der Frage: "was würde es brauchen, um zu verzeihen".
Das Resultat sind in der Regel oberflächliche Verzeihungsrituale, die oft schnell zum unbedeutenden Teil der Geschichte werden, also nichts nützen.
Das Gegenstück zum moralischen Druck zu verzeihen ist der moralische Druck auf den Täter, sich zu entschuldigen. Täter geben diesem Druck gerne nach, denn er kostet nicht viel. Das Problem dabei ist: uns selbst entschuldigen können wir nicht. Wer Schuld auf sich geladen hat, kann man nur "um Entschuldigung bitten". Das ist ein grosser Unterschied, denn es ist Sache des Opfers, die Schuld wegzunehmen oder auch nicht. Die Freiheit zu entschuldigen oder nicht gehört zur Rolle des Opfers. Es ist die Macht des Opfers, darüber zu bestimmen, ob etwas gesühnt ist. Dieser Macht liefert sich der Täter mit seiner Tat aus.
Reue, Wiedergutmachung und Verzeihen sind eine schöne Sache. Sie haben auch etwas utopisches an sich: es ist der Versuch, eine Tat ungeschehen zu machen. Diesen Versuch zu unternehmen ist ehrenhaft, kann aber nur funktionieren, wenn Opfer und Täter einen einvernehmlichen Weg gehen wollen. Von aussen Druck auf diesen Prozess ausüben sollte niemand.
Wenn es nicht funktioniert: "nicht nachtragend, nicht vergesslich" ist (neben der Rache) auch ein Weg, den ich für mich wählen kann, miteinader oder wenigstens nebeneinader weiterzuleben (Beispiel Wahrheitskommission Südafrika).

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Danke für das persönliche und sehr eindrückliche Gespräch.
Mich würde Folgendes interessieren: Untersuchungsbehörden und Gerichte werden nach aktueller Parteienverteilung besetzt - auch mit Folgen für die Angeklagten. Gibt es hier generell und besonders für Brian Keller stastisch belegbare Auffälligkeiten?

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Die rassistische Dimension des Falles wurde von qualifizierten Institutionen klar dargestellt. Wieso die Republik hier nicht Klartext spricht (obwohl sie alle Fakten sehr gut aufgearbeitet hat) ist unverständlich und behindert m.E. die Aufarbeitung des Falles bzw. einen Lernprozess dazu.

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Brian hat das ja gut beschrieben:

Sie sollen nicht so tun, als ginge es um «Delikte». Es geht um mich, um meine Person.

Ohne eine kritische Aufarbeitung des Falles von Seiten der Justiz und der Gesellschaft insgesamt wirkt die Frage nach Verzeihung schon etwas deplaziert. Ansonsten danke für das Interview!

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Brigitte Hürlimann
Gerichtsreporterin
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Lesen Sie das ausführliche Zitat von Dominique Day, das ist Teil der einleitenden Abschnitte, bevor das Interview beginnt. Wir haben dort das Statement von Day verlinkt. Und schon früher über die Auffassungen der Uno-Expert:innen berichtet.

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Der Teil wird beim Hören des Beitrags tatsächlich unterschlagen. Besten Dank für den Hinweis und die Links dazu. Wenn gilt

«Rassen­diskriminierung und Ungerechtigkeit sind in jeder Phase dieses Falls offensichtlich.»

Finde ich, muss das zentral angesprochen werden ("Klartext"). Ev könnte wirklich Jaqueline Fehr mal interviewt werden zu ihren Ansichten darüber. Auch bei der Stadtpolizei sind die Rassismus Probleme ja nicht wegzureden (wie unter anderem Sie berichtet haben; Fall Ali). Im Übrigen, denke ich, ist es überaus wichtig Brian Keller mal selbst zu hören. Besten Dank nochmals dafür!

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Immer noch sehr empfehlenswert dieses Meisterstück:

https://www.humanrights.ch/cms/uplo…Verrat.pdf

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(durch User zurückgezogen)
Hans Knaus
Treuhandunternehmer
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Es fehlt halt auch in der Justiz an der Fähigkeit Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Um sich zu schützen, werden andere unterdrückt.
An Brian Keller: nur wer vergeben kann, ist F.
Wer genau hinschaut, findet weitere Brians in unserem Land.

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Die Justiz funktioniert genau so wie die Medizin. Es wird kein Mensch beurteilt oder behandelt, sondern ein Objekt: Es wird "Systemische Medizin" angewandt, oder bei der Justiz zählt einzig das System der Gesetze, und also ist auch das ausschliesslich Systemische Rechtssprechung. Der Mensch als Individuum existiert weder für die Medizin, noch für die Justiz. Diese rein materielle Grundhaltung der aktuellen Menschheit zerstört nicht nicht nur die Mitwelt, sondern in der letzten Konsequenz uns alle. Der Planet ist dafür dankbar, er wird sich in ein paar Millionen Jahren ohne den menschlichen Irrsinn bestens erholt haben.

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Danke für die Down-Votes. Sie bestätigen meine Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen.

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