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Musikerin & Autorin
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Ja, es ginge kürzer: "Kurze Wörter sind häufiger."

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Als Hypothese oder Conclusio, ja. Aber Neugierige und Wissenschaftler:innen fragen: Wie häufig? Wie kurz? Und vor allem: Wieso? Weshalb? Warum? :)

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Rebosura auf zwei Zeilen. Dass ich das noch erleben durfte.

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Musikerin & Autorin
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Es war ja auch nur eine Antwort auf die Frage im Lead. Und Schreibende fragen sich eben manchmal auch: Wie könnte ich es noch sagen? Geht es mit weniger Wörtern? Heisst es dann noch dasselbe? Wie kurz geht's, ohne gar nichts mehr zu heissen? Dass Wissenschaftler zu vielen langen Wörtern neigen, weiss ich als Mitarbeiterin des Unimagazins Zürich selber gut. :-)

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Hobbylinguistin
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· editiert

Ich denke das liegt fast auf der Hand. Hören Sie mal Primates non-sapientes sprechen. Oder Katzen oder Elefanten. Die stossen einfach Laute aus. Dafür häufig. So mag sich in unserer Evolution aus Ur-Lauten semantisch und strukturell Komplexeres entwickelt haben. Und meine geliebte Kartoffelvollerntemaschine aus der DDR musste bis ins zwanzigste Jahrhundert warten. Und jetzt reden wir halt nicht jeden Tag von der.

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Verflixt, jetzt hab ich schon das Lied wieder im Kopf...

https://youtu.be/cDk8iIjxHYM

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Das längste deutsche Wort übrigens, welches nicht bloss aus aneinandergereihten Substantiven besteht, sondern aus einem Wortstamm plus den geeigneten Vor- und Endsilben, ist (passt auch zur Zeit): Verantwortungslosigkeit.

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Neulich etwas Lustiges gelesen: Das schweizerdeutsche Hä? heisst ins Hochdeutsche übersetzt - Entschuldigen sie, ich habe ihre Frage nicht verstanden, könnten sie sie bitte wiederholen.

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Das Berndeutsche 'I gang auuä o a oäu' lautet auf hochdeutsch: 'Ich werde vermutlich ebenfalls am Orientierungslauf teilnehmen.'

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Ich will Sie keinesfalls frustrieren. Aber "Hä?" wird im deutschen Südwesten auch häufig verwendet. Die als adäquat betrachtete Übersetzung ist aber klar kürzer, als die von Ihnen sozusagen "hochsprachliche" Wendung. Sie lautet: "Wie bitte?"

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Und hinter dem Lustigen steckt sogar noch die ernste Erkenntnis, dass die quantitativ-statistischen Methoden der Korpuslinguistik etwas nicht abdecken können: Dass nämlich aufgrund der pragmatischen Implikatur, also der Möglichkeit durch geteilte Konventionen «mehr zu kommunizieren als die wörtliche Bedeutung der verwendeten Ausdrücke eigentlich besagt», mit wenigen Worten, ja mit einem Wort oder gar ohne Worte, sehr vieles zu sagen.

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Doch wie sagte doch schon Tucholski (oder war es ein anderer?): "Seid nicht so mumpfaul"

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Hobbylinguistin
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Die Einsparung von Energie ist ein Naturgesetz, dem jeder Löwe, jede Dattelpalme und jede Flechte folgen, was man schon daran sieht, dass sie sich kaum die Mühe machen zu sprechen.

Aber im Ernst: Vor vielen Jahren machte ich eine private Studie, und zwar als ich beim Erlernen der ungarischen Sprache mit Ausflügen in die Etymologie informiert wurde, dass kurze Wörter älter sind als lange. Ich wollte herausfinden, ob das auch fürs Deutsche gilt. Bei dem Projekt spannte ich meine fortgeschrittenen Deutschkursteilnehmerinnen ein, die schon einen grossen Wortschatz hatten. Wir konnten die Ausgangsthese „Kurze Wörter sind alt“ zumindest nicht widerlegen. Eine validierte Untersuchung habe ich seither noch nicht gefunden, aber ich schlussfolgerte, weil keine Menschenleben davon abhängen, keck: Auch das ist ein Naturgesetz.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Ungarisch – ebenso Finnisch, Türkisch und andere agglutinierende Sprachen – wäre ein interessanter Fall, um das Zipf'sche Gesetz, dass also Wörter umso seltener auftreten, je länger sie sind, zu überprüfen. Denn diese anklebenden Sprachen sind ja bekannt dafür, dass sie sehr lange Wörter bilden, da die Affixe, also die Anhängsel, im Gegensatz zu fusionalen Sprachen wie Latein oder Deutsch jeweils unterschiedliche grammatische Kategorien bezeichnen (weshalb sie für manche auch so schwer zu erlernen ist).

Es wird auch noch (graduell) unterschieden zwischen synthethischem und analytischem Sprachbau, also zwischen einem Sprachbau, „in dem die grammatische Funktion eines Wortes durch Flexion, also im Wort, kenntlich gemacht wird“ und einem Sprachbau, „in dem die grammatische Funktion der Wörter/Wortgruppen im Satz (zum Beispiel Subjekt, Objekt, …) durch unabhängige Einzelwörter deutlich gemacht wird“.

Für westeuropäische Sprachen, wie dem Deutschen, wird eine Tendenz vom synthetischen zum analytischen Sprachbau u. a. durch Abschwächung der Flexion festgestellt. Etwa vom Lateinischen zum Deutschen:

  • audire ‚hören‘ ist audiatur (‚es werde gehört‘ oder ‚es soll gehört werden‘)

  • manus ‚Hand‘ hat einen Ablativ manū ‚mit der Hand‘;

Oder vom Althochdeutschen zum Neuhochdeutschen:

  • Althochdeutsch, Ende des 8. Jahrhunderts: „Kilaubu in kot fater almahticun, kiskaft himiles enti erda“ (9 Wörter)

  • Mittelhochdeutsch, 12. Jahrhundert: „Ich geloube an got vater almechtigen, schepfære himels und der erde“ (11 Wörter)

  • Neuhochdeutsch („Apostolisches Glaubensbekenntnis“): „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (15 Wörter)

Zumindest tendenziell stimmt also in gewissem Sinne Ihre Hypothese „Kurze Wörter sind alt“ bzw. „Kürzere und/oder weniger Wörter sind älter als längere und/oder mehr Wörter“.

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Ihre Beiträge sind besser, verständlicher und spannender als die meisten Wikipedia-Einträge.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Lustig solche Erinnerungen! Unser Lehrer in der 5./6. Primarklasse veranstaltete über das Schuljahr jeweils einen Klassenwettbewerb: Je mehr Punkte wir als Klasse hatten, umso weiter ging unsere Extra-Klassenfahrt. Er stellte u. a. Wissensfragen wie «Was ist ein Sextant?» oder «Was ist das längste Wort, das Ihr kennt?». Ich erinnere mich noch, wie stolz ich war, als ich DNS zu Desoxyribonukleinsäure ausbuchstabieren konnte (und den «Sextant» erklären konnte).

Ich war fasziniert von der Fähigkeit der Sprache solch komplexe Sachverhalte in relativ einfache (Fremd-)Worte zu fassen – und diese dann noch abzukürzen. Diese spielerische Art mit unbekanntem Wissen und fremder Sprache förderte meine Neugierde und nahm mir auch die (Ehr-)Furcht vor schwerer Wissenschaft und Fremdwörtern.

Schliesslich studierte ich sogar noch in der (Neuro-)Linguistik u. a. solche statistischen Gesetzmässigkeiten auf experimentelle Weise. Herzlichen Dank, Marie-José Kolly, für diesen spielerischen Ausflug in die empirische Linguistik!

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Sehr interessante Überlegungen: Anregend zum Nachkenken. danke schön.

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geneigter Leser
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Vielleicht wichtiger als die Effizienz könnte ja die Bandbreite sein: wie viele Informationen kann ich in einer gegebenen Zeit übermitteln und empfangen. Gerade die gesprochene Sprache findet ja häufig in einem Kontext statt, in dem die Geschwindigkeit der Kommunikation von wesentlicher Bedeutung ist. Das ist rechnerisch das gleiche wie wenn ich Informationen innert möglichst kurzer Zeit beschaffen möchte. Dafür gibt's im Englischen den Ausdruck TL;DR.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Interessante Überlegungen! Claude Shannon und die Informationstheorie hätten ihre Freude daran ;) Bandbreite würde dann der Aufmerksamkeitsspanne entsprechen.

Man könnte die Sache in diesem Sinne – spielerisch, nicht wissenschaftlich akkurat – noch weitertreiben.

  • Es geht womöglich weniger um Geschwindigkeit v, als vielmehr um Effizienz, also um den Wirkungsgrad η der Kommunikation.

  • Wobei Wirkungsgrad η = nutzbringende (nutzbare) Energie E_nutz, Arbeit W_nutz, Leistung P_nutz / aufgewendete (zugeführte) Energie E_auf, Arbeit W_auf, Leistung P_auf

  • Eine Kommunikation (und in Summe eine Sprache) ist umso effizienter, hat also einen umso höheren Wirkungsgrad, je mehr codierte Information ohne Verluste decodiert werden kann.

  • Dabei ist die Länge des Codes irrelevant. Beide Pole sind vorstellbar: Je kürzer, umso länger (kurze Laute, dafür längere strukturierte Sequenzen) oder Je länger, umso kürzer (längere Laute, dafür kürzere strukturierte Sequenzen).

  • Doch da die Energie – also die Bandbreite oder Aufmerksamkeitsspanne – begrenzt ist, kommt auch der andere Sinn von Effizienz ins Spiel, nämlich der Sparsamkeit: hinsichtlich Ressourcen, Rechenzeit und Speicherplatz.

  • Eine Kommunikation (und in Summe eine Sprache) ist umso effizienter, ist also umso sparsamer, je weniger Ressourcen, Rechenzeit und Speicherplatz ein Code braucht, um dasselbe Problem zu lösen.

  • Und hier kommt wieder Ihre Geschwindigkeit ins Spiel: In v= s/t bedarf es für s ja E_nutz, Arbeit W_nutz.

  • Eine Kommunikation (und in Summe eine Sprache) ist umso schneller, also umso effizienter, je mehr codierte Information ohne Verluste decodiert werden kann und je weniger Ressourcen, Rechenzeit und Speicherplatz ein Code braucht.

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Hierbei ist aber auch zu beachten, dass bei zu viel Verkürzung u.U. die erforderliche Rechenleistung beim Empfänger steigt, um aus den redundanzfreien Informationschnipseln wieder verwertbaren Inhalt zu machen. Insbesondere die Lehre beinhaltet eine Menge Redundanz, die dem Empfänger Zeit und Gelegenheit gibt, missverstandene oder nicht erfasste Informationen zu kompensieren (und im Gehirn abzulegen). Lernen durch Zuhören und Wiederholen funktioniert so.
Selbst in der Informatik gibt es Beispiele dafür: die Audio-Codierungen MP3 und Ogg-Vorbis. Letztere ist lizenzfrei und damit eigentlich billiger, benötigt aber im Empfänger / in der Aufbereitung zu hörbaren Signalen mehr Rechenleistung, also mehr Energie und leistungsstärkere Hardware. Trotz der Vorteile Effizienz und Lizenzfreiheit hat sich das Audioformat Ogg-Vorbis daher nicht durchsetzen können, ein paar Navigationssystem können es noch und ausgewählte Player. Bei Smartphones spielt dann die erforderliche Rechenleistung keine Rolle mehr...

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l'efficacité de la parole! Et la parole poétique. Qu'est-ce qui est avec la parole poétique?

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geneigter Leser
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Ah - der alte Konflikt zwischen Dichtung und Wahrheit.

Einer der prominenten und wohl wichtigen Aspekte von Dichtung und Märchen ist ja der, dass sie das Publikum während langer Zeit fesseln wollen. Da ist eine hohe Geschwindigkeit der Übermittlung wohl eher kontraproduktiv, ausser wenn die bevorzugte Form das Haiku ist.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Es werden ja auch zwei Werke Hugos untersucht, wobei dasselbe Zipf‘sche Gesetz am Werk zu sein scheint. Zudem würde ich vermuten, dass in mündlichen wie geschriebenen Erzählungen im Gegensatz zu wissenschaftlichen mehr mit Ellipsen, Abkürzungen und Vereinfachungen gearbeitet wird (in der Poesie i. S. d. Lyrik sowieso). Das beste Beispiel hierfür ist vielleicht mein Lieblingsanfang eines Romans:

Über dem Atlantik befand sich ein barometrisches Minimum; es wanderte ostwärts, einem über Rußland lagernden Maximum zu, und verriet noch nicht die Neigung, diesem nördlich auszuweichen. Die Isothermen und Isotheren taten ihre Schuldigkeit. Die Lufttemperatur stand in einem ordnungsgemäßen Verhältnis zur mittleren Jahrestemperatur, zur Temperatur des kältesten wie des wärmsten Monats und zur aperiodischen monatlichen Temperaturschwankung. Der Auf- und Untergang der Sonne, des Mondes, der Lichtwechsel des Mondes, der Venus, des Saturnringes und viele andere bedeutsame Erscheinungen entsprachen ihrer Voraussage in den astronomischen Jahrbüchern. Der Wasserdampf in der Luft hatte seine höchste Spannkraft, und die Feuchtigkeit der Luft war gering. Mit einem Wort, das das Tatsächliche recht gut bezeichnet, wenn es auch etwas altmodisch ist: Es war ein schöner Augusttag des Jahres 1913.
— Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften (1930-32)

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diesen Konflikt zwischen Dichtung und Wahrheit müssten sie mir erklären. Märchen.... Haiku...... Sprache lässt sich nicht trennen von dem, was sie ausdrücken will und den Denkkonzepten dahinter. Bekanntlich kommt an auf Effiizienz getrimmten Sitzungen das Wichtigste sowieso erst unter Varia oder in der Wandelhalle oder gar nicht. Seit Politik auf der Twitter Plattform abläuft, hat sie sich auch dieser Sprache angepasst......

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Even Meier
(ex | they)
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Es dürfte einen Zusammenhang zur betonten Silbe geben: Wird die erste Silbe betont und steht viel Zeit zur Evolution der Sprache zur Verfügung, werden die Konversationen einsilbiger. Wird die zweite Silbe betont bleiben mehr Silben, auch wenn viel Zeit zur Verfügung steht.

(Da ich frühmorgens keine Quelle suchen mag nur die Erwähnung der Erinnerung, gelesen zu haben, dass dem so sei, zu sehen beispielsweise bei alten, asiatischen Sprachen vs. Altgriechisch. Im erinnerten Artikel ging es um angeblichen Zerfall der Sprache.)

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Hobbylinguistin
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Polnisch, eine slawische Sprache, betont regelmässig die vorletzte Silbe. Dennoch gibt es eine riesige Zahl einsilbiger Wörter, und dann gibt es ja die Nomen, die bei der Flexion und Pluralbildung dennoch auf der Stammsilbe betont werden. Hei, ist das spannend.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Hm, der genauere Zusammenhang nähme mich schon sehr wunder. Finde aber auf die Schnelle auch nichts. Falls Sie die Quelle suchen mögen – und sei es spätabends – wäre ich Ihnen zu Dank verpflichtet. Zumal ich mich u. a. mit Altgriechisch und Altchinesisch befasste.

In der Sprachtypologie der Linguistik wird ja graduell unterschieden zwischen:

  • Analytischer Sprachbau: Die grammatische Funktion der Wörter/Wortgruppen im Satz (zum Beispiel Subjekt, Objekt, …) wird durch unabhängige Einzelwörter deutlich gemacht.

  • Synthetischer Sprachbau: Die grammatische Funktion eines Wortes wird durch Flexion, also im Wort, kenntlich gemacht.

Beispiele sind:

  • Analytischer Sprachbau: u. a. Chinesisch, Vietnamesisch, Thai, Kreolsprachen wie Haitianisch.

  • Synthetischer Sprachbau: u. a. indogermanische Sprachen, finno-ugrische Sprachen, Turksprachen, indigene-nordamerikanische Sprachen.

Analytische Sprachen sind aufgrund ihres Bauprinzips tendenziell stärker einsilbig, wie etwa im Chinesischen gut hörbar, während synthetische durch ihren Gebrauch von Prä- und Suffixen, Agglutinationen und Kompositionen tendenziell stärker mehrsilbig sind. Wobei es über längere Zeit auch eine Tendenz der Abschwächung der Flexion gibt und damit eine Tendenz vom Synthetischen zum Analytischen (siehe oben).

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Über weitere "Sprachthemen" würde ich mich sehr freuen. Ich habe neulich hier schon einmal darauf hingewiesen, dass Kinder und Jugendliche, vor allem im urbanen Gebiet, in einem sogenannten "Balkanrhythmus" sprechen. Wie kommt das? Oder die Verschiebung im Schweizerdeutsch zur Erstsilbenbetonung zum Beispiel bei Kalender, Fassade, Personal usw, (Herr Scheifele vom Idiotikon meinte einmal - eine Forschungslücke) Oder noch - warum betonen Deutsche, wenn sie französisch sprechen immer die letzte Silbe? Ein weites und sehr spannendes Feld.

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Mensch - wie alle anderen
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Unglaublich, das Niveau der Kommentare hier. Verstehe knapp 60%. Wollte auch mal Linguistik studieren, aber wenn ich Rebosura und Co lese, denke ich, Molekularbiologie war einfacher.

Mich würde das von Herrn Gadient vorgeschlagene Thema der unterschiedlichen Betonung des französischen durch Schweizer bzw Deutsch auch interessieren. Ist der einzige Streitpunkt zwischen meinem Mann und mir (hihi). Er meint, wir würden in der CH ein Romandie-Französisch sprechen, und darum die erste Silbe betonen. Ich spreche recht gut französisch und bin überzeugt, dass meine Art des Betonens korrekt ist. Er ist in Baden-Württemberg aufs Gymnasium, und hat vermutlich noch nach alter Schule Französisch gelernt (viel Grammatik und Vokabelnpauken, wenig Sprachübungen).

Meine Hypothese ist, dass es einen Unterschied macht, ob man Vokabeln in einer Voci-Liste herunterliest, oder ob sie im Satzzusammenhang stehen. Aber ev gibts da jemanden, der uns aufklären kann?

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Ich hatte in der Schule 7 Jahre Französischunterricht. Aber eben - Grammatik und Ausnahmen gebüffelt. Ich bin natürlich auch Schuld, dass ich die Sprache nicht kann, aber nicht nur. Hätte ich die Zeit anstatt für Französisch in Stabhochsprungtrainig investiert, wäre ich mindestens Schweizermeister geworden - garantiert.

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(Auf die Gefahr hin, die zurückgezogene Antwort zu wiederholen:)

Die Vermutung mit dem Satzzusammenhang dürfte der Realität recht nahe kommen… Was ich aus meinem Studium erinnere (Linguistik, aber nicht französische), ist, dass im Französischen die Betonung im Satz wichtiger ist als die der einzelnen Wörter.

Wikipedia sagt dazu:

The difference between stressed and unstressed syllables in French is less marked than in English. … In general, only the last word in a phonological phrase retains its full grammatical stress (on its last full syllable).

Ich war auch erstaunt, als ich das erste Mal gelesen habe, dass die letzte Silbe in frz. Wörtern betont sein soll… Ich kann mir aber vorstellen, dass die erste Silbe etwas mehr betont ist als die Silben in der Wortmitte und wir German*innen das als Zeichen nehmen, dass es "wie bei uns ist" – seltsam ist dann, dass das in der Schweiz und in Deutschland anders behandelt wird… Würde mich überraschen, wenn in der Romandie generell eine andere Betonung als in Frankreich verwendet würde.

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(durch User zurückgezogen)

Kurze Wörter wie Pronomina, bestimmte und unbestmmte Artikel, Präpositionen, Konjunktionen kommen in jedem Text am meisten vor - eine Untersuchung sollte nur Wörter betreffenn, die eine Bedeutung tragen (Nomen, Verben Adjektive, Adverbien)!

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Da fühle ich mich direkt in die Vorlesung zur Informationstheorie zurückversetzt, denn was hier für menschliche Sprachen beschrieben wird gilt auch, wenn Computer effizient kommunizieren wollen.

Genauer kann der Informationsgehalt eines Textes durch die sogenannte Entropie quantifiziert werden, die sich aus der Häufigkeitsverteilung der verschiedenen möglichen Botschaften berechnen lässt. Es lässt sich dann zeigen, dass die bestmögliche Codierung (gemessen an der durchschnittlichen Codelänge einer Botschaft) dann erreicht wird, wenn die Codelänge L einer Botschaft proportional ist zum negativen Logarithmus ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit P:

 L = -log_b(P)

oder anders formuliert:

 b ^ -L = P

d.h. die Auftretenswahrscheinlichkeit mit der Codelänge exponentiell abnimmt.

Das lässt sich in den Grafiken des Artikels sehr schön ablesen, womit die These, dass wir Menschen effizient kommunizieren wollen eine experimentelle Bestätigung erfährt :-)

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So führt der natürliche Drang zur Maximierung der Effizienz - genug Zeit und Sprecher eingeräumt - völlig zwangs- und verständlicherweise zur Huffman Codierung - ohne sie jemals verstanden zu haben. Das ist Evolution ;)

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VachementInteressant
ZwischenLesen
¿ und @*@
MitUndOhne#

danke für die Worte oder Danksagungswortklaubereien

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Interessant ist, das der Trend bei der Grammatik offenbar oft in die entgegengesetzte Richtung geht: wenn ich das richtig verstanden habe, wird sie mit der Zeit (ganz ohne Not!) immer komplizierter und vertrackter, und dadurch schwerer zu erlernen. Zumindest, wenn keine historischen oder politischen Ereignisse (wie z.B. die Mischung von Sprachgruppen oder die “Verstümmelung“ von Sprachen in Folge von Eroberungen, Migration oder intensivem Austausch, die Einführung einer kodifizierten, offiziellen Landessprache etc.) diese Entwicklung stören. Hier scheint das Effizienzprinzip nicht unbeschränkt zu gelten. Gibt es dafür eine Erklärung?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Der Sprachwandel oder Drift, den Sie ansprechen, spezifisch den tiefgreifenden Syntaxwandel, ist eher ein Pendel oder eine Uhr:

R. M. W. Dixon (1998) theorizes that languages normally evolve in a cycle from fusional to analytic to agglutinative to fusional again. He analogizes this cycle to a clock, placing fusional languages at 12:00, analytic languages at 4:00, and agglutinative languages at 8:00. Dixon suggests that, for example, Old Chinese was at about 3:00 (mostly analytic with some fusional elements), while modern varieties are around 5:00 (leaning instead toward agglutination), and also guesses that Proto-Tai-Kadai may have been fusional. On the other hand, he argues that modern Finno-Ugric and Dravidian languages are on the transition from agglutinative to fusional, with the Finno-Ugric family being further along. Dixon cites the Egyptian language as one that has undergone the entire cycle in three thousand years.

Dabei sollte man die formale Syntax nicht unabhängig von ihrer materialen «Umwelt» (Geschichte, Semantik, Pragmatik, Sprachkontakt, Kodifizierung usw.) betrachten. Gerade Prozesse der Kreolisierung und Relexifizierung scheinen beim Syntaxwandel wichtig zu sein.

Ein Stück weit ist es auch immer relativ, was einfacher oder effizienter erscheint. Längere dafür wenig Worte? Kürzere, dafür mehr Worte? Kürzere, weniger Worte, dafür komplexere? Interessant ist ja, dass es – wie man auch in Programmiersprachen und Kodierungen sieht – für dasselbe Problem mehrere Lösungen gibt.

Und am lustigsten find ich, dass «Mundfaulheit» ein Evolutionsprinzip ist :)

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Mitabonnent
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Für das Deutsche gilt das m.E. nicht. Der Genitiv verabschiedet sich. Lange Wörter, wie im Artikel beschrieben, werden seltener; überhaupt nimmt das Leseverständnis von (mehrfach) zusammengesetzten Wörtern ab. Vieles wird zunehmend auseinander geschrieben. Der nächste Schritt wird eine Aufwertung der Präpositionen zu Ungunsten der (komplizierten) Fälle und Fallendungen sein. Diesen Prozess hat das Englische (und auch romanische Sprachen) schon hinter sich und gilt darum grundsätzlich als einfacher zu erlernende Sprache, da nicht agglutinativ. Mit zunehmender Globalisierung und weniger Muttersprachlern unter sich wird eine "Erosion" eingeleitet; die Kompliziertheit (zumindest grammatisch) nimmt ab. Achtung: Rechtschreibung ist ein anderes Thema, da hat gerade das Englische ein paar Reformen verpasst in der Vergangenheit. Aber Grundsätzlich gibt es auch hier eine Glättung.

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Ich würde davon ausgehen, dass das Mass der Komplexität insgesamt ähnlich bleibt, um dasselbe auszudrücken. Bedeutung wird einfach mit verschiedenen Mitteln codiert (z.B. syntaktisch wie engl. "you have seen" oder morphologisch wie lat. "vidisti"). In diesem Sinne ist es eine Art Balance, die in verschiedene Richtungen ausschlagen kann.

Es gibt natürlich Prozesse, welche die Grammatik "komplizierter" machen (e.g. Umlautformen wie "Haus ~ Häuser" sind wohl objektiv komplizierter als "house ~ houses"), aber Ballast wird auch wieder eliminiert – so haben z.B. die romanischen Sprachen die Kasusmarkierungen verloren, im Deutschen wird "buk" zu "backte" regularisiert etc. und im Englischen sind die Verbalendungen auf einige wenige reduziert (und die Bedeutung in Pronomen und Hilfsverben ausgelagert und nebenbei wurde der Aspekt wieder eingeführt – einfacher oder komplizierter? 😉).

Gerade bei Kürzungen stimmt es natürlich, dass sie die Grammatik eher komplizierter machen. In meiner Abschlussarbeit habe ich Kurzverben im Schweizerdeutschen untersucht, wo Irregularisierungen geradezu spriessen (und dann, lustigerweise, z.T. wieder in sich regularisiert werden), e.g. "mir gächted" (wir würden gehen) mit -ä- und zusätzlich analogischem -t- von schwachen Verben, "mir möchid" mit Umlaut, "er göng/gös/göch" mit analogischen Auslautkonsonanten etc.

Der Punkt ist, dass es sich nur bei häufigen Formen lohnt, Irregularitäten zu erhalten oder sogar neu zu schaffen – zusätzliche Distinktion hat ihren Preis. Seltene Wörter werden normalerweise regularisiert. Damit sind wir wieder bei der Balance: verschiedene Vor- und Nachteile von Kürze, Distinktion, Regelhaftigkeit und Irregularität stehen in Konkurrenz und drücken in verschiedene Richtungen.

Leider habe ich in meinem Linguistikstudium nicht abschliessend herausgefunden, wie universell die angesprochene zyklische Entwicklung ist: Es gibt sicher Tendenzen z.B. von synthetisch/"fusional" (Flexion sehr wichtig) zu analytisch (Syntax wichtiger), aber während das Englische das recht gut erfüllt, haben die romanischen Sprachen ein neues synthetisches Futur geschaffen (ital. scriverà aus scrivere 'schreiben' + ha 'hat'), was "die falsche Richtung" wäre (und die Sprecher*innen scheinen allgemein mit ihrem komplexen Verbalsystem recht happy zu sein, siehe irreale Konditionalsätze)… Dixons Uhr ist so einfach und logisch, dass sie sofort meine Linguistenliebe hatte 🥰 aber dann habe ich mich daran erinnert, dass Sprache nicht logisch ist (Youtube-Tipp: Loïc Suberville) und bin nun etwas skeptisch, ob es eine Vereinfachung ist, die ihre Berechtigung hat, oder zu schön, um wahr zu sein (und das passende Bild eher ein Geflecht, bei dem gleichzeitig Tendenzen in verschiedene Richtungen laufen und die Phasen nicht so schön auseinanderzuhalten sind).

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Interessant wären zudem auch dieselben Analysen, aber mit einer Filtrierung von Wörter ohne grosse semantische Bedeutung / Stopwörtern.

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Weltenbürger (du/er)
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Viele kluge und unterhaltsame Kommentare finden sich hier. Wieder einmal ein wunderbares Beispiel für die unglaubliche Qualität des Republik-Dialogs. Zeigt in meinen Augen aber auch deutlich die akademische Schlagseite der Verleger:innenschaft auf.

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