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Historiker
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Ein interessantes Gespräch regt zu interessanten Gedankengängen an (siehe die bisherigen Leserbeiträge - Leserinnenbeiträge fehlen noch). Mich hat vor allem der Gedanke gepackt, dass Begriffe wie Liberalismus, Sozialismus und Bürgerlichkeit eigentlich überholt sind, dass wir aber, wie Olivia Kühni zu Recht anmerkte, vorläufig nicht auf sie verzichten können, weil wir keine anderen haben. Der Bruch mit politischen Traditionen ist gefährlich, weil ein Vakuum entsteht, das nur allzu leicht von absonderlichen Populisten und skrupellosen Interessenvertretern gefüllt wird. Also kein Bruch, sondern organisches Weiterdenken. Es wäre schön und auch wichtig, wenn die "Republik" die Diskussion so weiterführen würde, dass sich mit der Zeit neue politische Einordnungsbegriffe herauskristallisieren.

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Lieber T. K.,
avec plaisir, wir bleiben dran!
Roger de Weck

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Genau. Modernisierung und Tradition dürfen keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden. Im Gegenteil: ohne das Fundament der Traditionen haben es die Modernisierung, Digitalisierung, haben es Reformen schwer. Grüne, grünliberale und die Linke sollten diesem Aspekt die nötige Beachtung schenken. Sonst werden sie schnell einmal in die Ecke von intellektuell Abgehobenen gedrängt, was dann wiederum eher populistischen Parteien zugute kommt (etwas, was der „Filzpartei“ FDP widerfahren ist). Nur wenn der (vordergründige) Spagat zwischen Tradition und Modernismus gelingt, wird der dringend notwendige Transformationsprozess gelingen.

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Danke für dieses spannende Gespräch - v.a. Olivia Kühnis differenzierte Analysen und treffende Formulierungen haben mir sehr gefallen! Vielleicht noch zwei Einwände/Ergänzungen:
1.) Inwiefern ist die GLP nicht auch Trägerin jenes "esoterischen Wirtschafsverständnisses"? Diejenigen Exponent*innen, die ich kenne, sind mindestens genauso marktgläubig und privatisierungsgeil wie die FDP.
2.) War denn der Liberalismus überhaupt je frei von Ambiguität und Widersprüchen? Sein Emanzipationsversprechen galt ja anfangs nur dem weissen Besitzbürgertum. Die Ausweitung der Partizipation auf Proletarier, Frauen und Rassialisierte sowie die Einführung sozialer Rechte war kein Gnadengeschenk der liberalen Eliten, sondern ist "von unten" bzw. "von aussen" erkämpft worden.

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Das Gespräch ist wohltuend differenziert und tiefgründig. Die Republik holt sich damit einen wohlverdienten Lorbeerkranz. Nur: Ist die FDP diese fürsorgliche Analyse noch wert? Die Partei zerbrösmelt ganz ohne fremde Hilfe, und ich sehe überhaupt kein Element, das wir bei dieserAuslöschung vermissen werden. Sie gleicht einem Zug, der mehrere entscheidende Weichen mutwillig falsch befahren hat und nun vor der sicheren Entgleisung steht. Diesen Vorgang sollte man auch mit liebevollen Diagnosen nicht behindern - der Patient leidet unter multiplen Krankheiten, die jede medizinische Hilfe sinnlos macht. Die heutige FDP ist kulturgeschichtlich eine calvinistische Verirrung: kalt, hartherzig, gierig, lebensfremd und zukunftsuntauglich. Weil sie dazu Anschaung ohne Unterlass liefert, kann man den Daumen ohne Skrupel und langem Nachdenken nach unten drehen.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Die FDP hat vor allem ein Personalproblem. Wer gut darin ist, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, kann in der Privatwirtschaft viel mehr bewegen als in der Politik. Demzufolge besteht die FDP vorwiegend aus zweitrangigen Persönlichkeiten und Verbandsvertretern. Das ist für auch für liberal denkende Wähler nicht sonderlich attraktiv.

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Mich betrüben vor allem die Persönichkeiten der FDP-Bundesratsmitglieder. Früher hatte meistens jeweils mindestens eines davon einen ethischen Kompass. Mit dem Heraustreiben von Didier Burkhalter aus dem Bundesrat ist meine Welt diesbezüglich zusammengebrochen.

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Ausgerechnet Burkhalter! Dieser egomane Selbstdarsteller und Loser. Der hat die Baisse eingeleitet.

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Mit-Verlegerin und begeisterte Leserin
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Danke für dieses sehr spannende, wunderbar differenzierte Gespräch, das wohltuend ohne die ganze Häme und Aufgeregtheit unserer heutigen Zeit auskommt!

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Danke für dieses sehr interessante einordnende Gespräch. Dass die FdP, die immer sehr stark auf lokale und nationale Elitennetzwerke abstellte, letztlich zum Opfer der von ihr mitunterstützten Globalisierung wurde, wird zwar im Gespräch erwähnt - dieser Aspekt wurde jedoch m. E. unterbewertet.
Die SVP wurde gross, indem sie sowohl FdP als auch CVP kannibalisierte, den rechten Rand des Parteienspektrums aufsog und gar für gewisse traditionalistisch geprägte SP-Milieus wählbar wurde. Im Gespräch wird an vielen Stellen darauf hingewiesen, inwiefern und weshalb die GLP zur Alternative für bürgerlich-progressive Milieus geworden ist. Linke haben schon länger mit der GPS eine Alternative zur SP. In diesem Zusammenhang fände ich es interessant, einmal darüber zu diskutieren, was mit der CVP/Mitte passieren wird. Mit der Umbenennung hat diese Partei ja sozusagen versucht, sich als Alternative zu sich selbst zu rebranden. Kann das funktionieren? Oder wird sie relativ rasch zu einer Nischenpartei wie die reformierte EVP?
Dass sich die SVP zwei bürgerliche Juniorpartner im Bundesrat wünscht, ist nachvollziehbar. Aber ich glaube kaum, dass diese Rechnung aufgehen kann. Selbst wenn es gelingen sollte, die GLP an der GPS vorbei in den Bundesrat zu hieven: mit dem Verlust des zweiten FdP - Sitzes ist die rechtsbürgerliche BR-Mehrheit Geschichte. Am ehesten könnten zwischen SVP und GLP noch in der Steuerpolitik gemeinsame Interessen gefunden werden. In diesem Politikbereich findet aber gerade eine gewisse Verlagerung aus der nationalen auf die internationale Ebene statt. In zentralen Fragen wie Klimapolitik, Europapolitik, Genderpolitik, Familienpolitik gibt es zwischen SVP und GLP kaum Berührungspunkte. Die GLP ist deshalb aus meiner Sicht ein Stück weit dazu gezwungen, mit SP und GPS eine progressive Minimalplattform zu finden, um notwendige Reformen in diesem Land Schub zu verleihen. Als Juniorpartner der SVP würde sie mittelfristig den selben Weg beschreiten, den die FdP gegangen ist

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Wunderbare Diskussion über die Entwicklung von liberalen Parteien. Wie die Staatsfeindlichkeit zur Gesellschaftsfeindlichkeit wurde... und was das für die Schweiz und ihre Politik (und speziell der FDP) bedeutet.
Frau Kühni ist mir schon häufig mit ihrer nostalgischen Hang zum Liberalismus und zur Stabilität aufgefallen, aber in dieser Diskussion wurde mir klarer worauf sie hinaus will und ich fand ihre Perspektive auf die rurale Schweiz sehr wichtig auch wenn ich ihr nicht immer beipflichte. Ihre Analyse, die auch Teil des Titels ist, fand ich sehr erfrischend und treffend.

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Interessantes, lehrreiches Gespräch, danke.

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Ein Beitrag zum staatskundlichen Unterricht auf höchstem Niveau! Besten Dank für diese sehr aufschlussreiche Analyse. Man wird sich also nur sehr bedingt darüber freuen können, wenn die GLP den zweiten Bundesratssitz der FDP erben sollte. Die Erkenntnis, dass dies v.a. der SVP in die Hände spielen wird, ist für mich ein Schock. Ebenso der Hinweis, dass die GLP keine Kulturaffinität aufweist; ein Punkt, der mir bisher entgangen ist. Wo nur sind liberale Denker vom Format eines René Rhinow geblieben? Wie nur ist es gekommen, dass die heutige Führungsschicht in der FDP so arm an Bildung ist und einen so eklatanten Mangel an strategischem liberalen Denken aufweist?

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Vielen Dank für das spannende Gespräch. Leider verstehe ich die These von Kühni/Binswanger nicht: warum soll die SVP Interesse an einer schwachen FDP haben und gleichzeitig die GLP pushen? Einfacher als mit Cassis & KKS kann es für die SVP im BR kaum laufen…

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Der Zerfall der politischen Kraft, die den Liberalismus vertreten hat, sowie das Zerbröseln der politischen Mitte sind beunruhigende Anzeichen. Denn es entsteht damit auch ein Werte-Vakuum im Bereich der Konservativen. Das schafft schwierige Voraussetzungen für konstruktive Entwicklungen, die wir angesichts der enormen Herausforderungen - Klimakrise, Globalisierung - so dringend brauchen. Vielen Dank für das spannende Gespräch, das mir Gedanken klären half!

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Inwiefern könnten konservative Kräfte bei der Klimapolitik hilfreich sein? Oder anders gefragt : bei welcher wichtigen politischen Frage der letzten dreissig Jahre sehen Sie einen Beitrag konservativer Kräfte, der wesentlich zu einer konstruktiven Lösung beigetragen hat?

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Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Lieber Herr Fankhauser, danke für Ihr Rückfragen, auf das ich leider erst jetzt reagieren kann. Auf Ihre Frage kurz geantwortet: Weil wir alle brauchen, um die Klimakrise zu lösen. Menschen sind nun mal unterschiedlich in der Art ihres Reagierens auf die Welt – die einen eher konservativ bewahrend, die anderen eher progressiv, dem Neuen gegenüber offen. Dazu kommt: Das Thema «Bewahrung der Schöpfung» etwa war und ist auch in konservativen Kreisen als Wert vorhanden und war durchaus handlungsleitend, lange bevor Begriffe wie Nachhaltigkeit in der öffentlichen Debatte auftauchten. Als Gesellschaft sind wir darauf angewiesen – und ich finde, die Schweizer Politik hat das lange beispielhaft vorgelebt -, dass die Parteien zwischen Weltanschauungen und Temperamenten Brücken bauen. Diese Politkultur ist sehr gefährdet. Es wirkt fast, als würde sie leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Wir brauchen die Zusammenarbeit möglichst aller im Boot, damit wir als Gesellschaft nicht kentern. Herzliche Grüsse, ML

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